Rescue My Heart (SasuxSaku) von Ringelstrumpf (Sasuke & Sakura) ================================================================================ Kapitel 1: Away & Back ---------------------- Lie and tell myself I can make it on my own Making it alone is lonely Ich wische Staub. Ich sauge. Schon zum abertausendsten Mal in den letzten drei Tagen. Ich könnte vom Boden essen. Aus der Badewanne. Vermutlich sogar aus der Kloschlüssel, so sauber wie sie ist. Tue ich natürlich nicht, auch wenn ich kurz darüber nachgedacht habe. In meinem Alleinsein-Wahn. Ablenkung. Ablenkung. Ich suche sie vergeblich in den hintersten Winkeln meiner Zwei-Zimmer-Wohnung. Hinter dem Sofa. Unter dem Teppich. An meinem Handy. Letzteres ist keine gute Idee. Genauso wie das Bleiben in einer Wohnung, die mal uns gehörte und nun nur noch mich beherbergt. Und mein Herz, das momentan so schwer ist, dass es sicherlich so viel wiegt wie drei. Aber ich schaffe das. Sage ich zu mir selbst. Wenn ich morgens in den Spiegel schaue. Und mittags, nachmittags. Und alle paar Minuten, nur, um mich zu vergewissern, dass wenigstens noch irgendjemand, dass wenigstens ich noch anwesend bin. Zumindest körperlich. Damit ich nicht vollends durchdrehe. Twisting and I'm turning oh I'm crashing and I'm burning So reach out your hand to me Ich rücke unsere, nein, jetzt meine Möbel umher. Als würden sie mein innerstes Aufgewühltsein repräsentieren. Als müsste ich sie in Bewegung halten, damit auch ich weiter in Bewegung bleibe. Gott, was ein bodenloser, einsamer Schwachsinn mein Kopf über den Tag und die endlosen Stunden in seinem Wahn zusammenspinnt. Als Schutzhülle für den schweren Klumpen in meiner Brust, der irgendwann mal ein Herz war. Als wir uns noch geliebt haben. Als ich dich zuerst und du dann später mich geliebt hast. Aber irgendwie haben wir uns verpasst. Glaube ich. Erst ich. Dann du. Schnittmenge: Irgendwo dazwischen. Aber ich könnte keinen Zeitpunkt benennen. Will ich das überhaupt? Nein. Ja. Vielleicht. Es würde sicherlich nichts besser machen. Und auch ganz sicherlich nicht den Gefühlsbrand in mir löschen, der sich durch meine Brust, meinen Kopf und durch mein ganzes Sein frisst. Der mich weinen und schreien und noch mehr wehtuende Lieder hören lässt. Ein fragwürdiger Masochismus, der mir – offensichtlicher Weise - nicht gut tut. Der mich nur noch mehr wünschen lässt, dass du anrufst, an meiner Tür klingelst. Oder mir ganz altmodisch einen Brief schickst. Mir ein Zeichen sendest, dass unsere Monate, unsere Jahre zusammen nicht einfach mit dem morgendlichen Abwasch hinfort gespült wurden. Als wären sie einfach nur irgendein nichtiger Marmeladenklecks am Tellerrand gewesen. Aber es kommt nichts. Alles bleibt stumm. Du bist weg und ich möchte es – natürlich – nicht wahrhaben. Come down rescue my heart I'll drown without you Ich höre Schritte draußen im Hausflur und mein paranoides, sehnsüchtig-kitschiges Selbst denkt, dass du es wärst, der mit seinen überteuerten Anzugsschuhen die Stufen erklimmt. Aber es ist nur der Nachbar. Wieso solltest du auch kommen, schließlich war ich es, die den Schlussakt eingeleitet hat. Die dich rausgeschmissen hat. Weil dort in meinem Innersten keine Liebe mehr war. Zumindest nicht mehr diese rosarote Zuckerwattenliebe, der ich seit meiner Teenagerzeit hinterherjage und von der ich glaubte, sie in dir gefunden zu haben. In deinen perfekten, wie in Stein gemeißelten Gesichtszügen, in deiner düster-verruchten Aura, deinen nachtschwarzen Haaren, deinen Lach- und Zornesfältchen. Pustekuchen. Letztendes war meine Liebe zu dir nur so lange konsistent, wie ich dir hinterherjagen durfte. Vielleicht dauerte die Jagd nach dir auch einfach ein paar wenige Tage oder eventuell auch Wochen zu lange. Vermutlich lagen meine Gefühle bereits im Sterben, als du mich endlich wahrnahmst und deine aufkeimende Zuneigung bedeutete für mich lediglich den Herzstillstand. Nicht im positiven Sinn. Nicht in dem Hollywood-Streifen-Sinn, dass mir das Herz vor lauter Freude darüber, endlich von der Liebe des Lebens gesehen zu werden, stehen bleibt. Nein. Das war kein erfreulicher Herztod gewesen. Ich wollte es nur nicht wahrhaben. Und dennoch. Ich will dich. So schmerzlich sehr, dass es mir den Verstand raubt. Ich kann die perfekte Illusion von dir, von uns, nicht loslassen. Vielleicht wird es ja irgendwann doch noch so, wie ich es mir immer ausgemalt habe. In meinen Kleine-Mädchen-Tagebüchern. Come down and rescue my heart I'm deep underground I can't dig my way out so come down Ich frage mich, ob du auch daran glaubst. An uns. Daran, dass es besser werden kann. Aber vermutlich hast du gar keine Ahnung, was los ist. Liebst mich immer noch so treudoof, wie du es nach Jahren meiner verzweifelten Annäherungsversuche endlich getan hast. Zu einem Zeitpunkt, an dem du es dir eigentlich dann auch hättest sparen können. Auch wenn ich dir damit Unrecht tue. Ich hasse dich dafür. Für dein unglaublich schlechtes Timing, was so überhaupt nicht in dein durchstrukturiertes Sein passt. Aber selbst du kannst Gefühle nicht planen. Selbst du, der normalerweise Herrscher über alles zu sein scheint. Wenn du mich früher nicht geliebt hast, warum musstest du es denn dann überhaupt irgendwann tun? Hättest du es dir nicht einfach sparen, einfach aufheben können für irgendein anderes Mädchen? Und warum rettest du mich nicht? Du bist doch sonst immer für mich da. Warum nicht in dem dunkelsten, schlimmsten Moment meines Lebens. Nur du kannst das von dir errichtete Chaos in mir wieder beseitigen. Zumindest glaube ich das. Auch wenn ich natürlich weiß, dass das nur mein von Trennungsschmerz vernebeltes Gehirn ist, das falsche Schlüsse zieht. Natürlich würdest du es nur schlimmer machen. Und ich auch. I can't breathe any faster all the air I wanna capture It's heavy and it hurts my head If you found me, would you save me? If you touched me, would it break me? Will I come back from this? Ich weiß nicht mehr, was ich will und was ich fühle. Ich wusste es schon seit dem Anfang unserer Beziehung nicht mehr und es ist nicht besser geworden. Wenn ich darüber nachgedacht habe, habe ich Kopf- und Herzschmerzen bekommen. Also habe ich aufgehört zu denken. Und wenn ich das nicht geschafft habe, habe ich mich an dich gekuschelt, dich geküsst und die verworrenen Gedanken in die hinterste Ecke meines Magens geschoben. Dort, wo sie nichts mehr anrichten konnten. Außer vielleicht ein unangenehmes Kitzeln von Zeit zu Zeit, das ich als kleine Magenverstimmung abtuen konnte. Im Selbstbetrügen war ich schon immer gut. Immerhin habe ich es sechs Jahre lang durchgehalten, mir nichts anmerken zu lassen. Nicht in deiner Gegenwart. Und auch nicht in meiner. Bis vorvorvorvorgestern. Da sind mir die Sicherungen durchgeknallt. Mein Magen wollte diese ganze Scharade nicht mehr mitmachen. Und meine Gefühle ebenso wenig. Also habe ich Schluss gemacht. Ich habe deine Nähe nicht mehr ertragen. Nicht dein Lachen. Nicht deine liebevollen Annäherungsversuche, die ich doch eigentlich wie nichts auf der Welt ersehnt habe. In all den Jahren ohne dich. Die jetzt jedoch nur noch ein kaltes Gefühl der Gleichgültigkeit in mir hervorrufen. Mich ab und an sogar nervten. So soll eine Beziehung nicht sein. Auch wenn du perfekt aussiehst und perfekt bist. Für mich nicht mehr. Und trotzdem: Ich wünsche mich so sehr zu dir zurück. Einfach aus purer sechsjähriger Gewohnheit. Einfach, weil ich doch eigentlich immer bei dir sein wollte und ich keinen anderen Wunsch kenne. Rescue my heart Rescue my heart Rescue my heart Mein schmerzendes Herz drückt sich gegen meinen Brustkorb. Es fleht. Es will dich. Vermutlich ist es durch all die Jahre des an dich Denkens bereits darauf konditioniert, nur das eine zu wollen. Und eigentlich weiß ich bereits seit langem, dass ich nicht stark genug bin, dem entgegenzuwirken. Dass ich nachgeben werde. Ich bin noch nicht so weit, uns aufzugeben. Irgendetwas muss doch noch zu retten sein. Oder? Ich weiß, dass es dumm ist. So unendlich dumm, nach meiner Jacke zu greifen. In meine Schuhe zu schlüpfen. Die Tür hinter mir zuzuziehen. Ich werde alles, was sowieso schon in Scherben liegt, nur noch mehr zerstören. Unter meinen Füßen zu Staub zermahlen. Ich weiß es. Aber es ist mir egal. Mir und meinem schreienden Herzen und meinem tauben Gehirn, dass sowieso nie etwas zu sagen hatte, wenn es um dich ging. Ansonsten wäre ich nicht in dieser Situation, glaube mir. Es regnet. Irgendwo dort draußen um mich herum. Ein kleines Bisschen auf meine Jeans und ein größeres Bisschen auf meine Schultern und meine vor Kummer strähnigen Haare. Egal egal. Ich muss für niemanden gut aussehen. Nicht für mich und auch nicht für dich – du liebst mich ja sowieso. Und das nicht nur als guter Freund, so wie ich es vermutlich nur noch tue. Es tut mir so leid. Dass ich dir das antue. Und noch einmal antuen werde. Aber ich bin so abhängig. Von dir. Who will rescue my heart? Who will rescue my heart? Who will rescue my heart? Who? “Sakura” “Sasuke” Deine Augen. Du versuchst, gefasst zu wirken. Aber ich sehe sie. Die glitzernde Verunsicherung, welche sich nur schüchtern ihren Weg an die Oberfläche bahnt. Und ich weiß, du hast auf mich gewartet. Du wolltest ebenso wie ich ein weiteres Uns. Einen neuen Versuch. Von dem ich bereits jetzt schon weiß, dass er scheitern wird. Weil ich dich in meinem verzweifelten, nach dir schreienden und strebenden Ich dennoch irgendwie satthabe. Von dem du jedoch denkst, dass er alles wieder richten wird. Ich habe gehofft und gedacht, du wärst klüger. Und ich habe es auch von mir gedacht. Aber du bist mein Zähneputzen am Morgen und am Abend. Mein Atmen, mein Aufstehen, mein Schlafengehen. Eine pure Gewohnheit. Ohne die ich nicht sein kann. Und deswegen lehne ich mich dir entgegen, lasse deine Umarmung zu. Empfange dich wie einen wiedereinsetzenden Herzschlag. Den ich eigentlich nicht brauche. Weil ich bereits ein Herz habe. Mein Herz. Das nicht mehr für dich schlägt. Sondern nur noch für die Liebe zu einer Liebe, die längst nicht mehr ist. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)