Ein Gefühl von tournesol ================================================================================ Kapitel 1: welches du mir gibts. -------------------------------- „Ino, wie geht es dir? Läuft alles gut?“, die laute Stimme meines Onkels riss mich aus meinen Gedanken. Ich blickte zu ihm und sah in blasse, blaue Augen. Sofort bildete sich ein Lächeln auf meine Lippen, denn ich liebte ihn abgöttisch. Onkel Inokai war mein Lieblingsonkel und wann immer er da war, wusste ich, dass wir viel Spaß haben würden. Und sei es nur, dass wir meinen Vater zur Verzweiflung brachten. Leider sah ich ihn viel zu selten, denn er wohnte nicht hier in der Nähe. Die jährliche Grillparty, die meine Eltern veranstalteten, war deswegen eine Möglichkeit uns wiederzusehen. Heute war aber nicht nur die Familie anwesend, sondern es waren auch Freunde und Nachbarn anwesend, ebenso wie einige Arbeitskollegen meiner Eltern. Auch einige meiner Freunde waren dabei und ich lugte aus dem Fenster. Meine Gedanken waren bei meiner besten Freundin, die im Garten stand und sich mit Hinata und Tenten unterhielt. Heute würden wir einen Mädelsabend im Anschluss haben, aber mein Blick galt nur meiner besten Freundin. Sie trug ein schlichtes, weißes Sommerkleid, welches sich an ihren schlanken Körper schmiegte, das Glitzern in ihren grünen Augen konnte ich bis hier erkennen und das lange rosane Haar hatte sie sich zu einem Dutt gemacht. Allerdings würde es nicht mehr lange dauern, bis sie ihre Frisur wieder änderte. Ein sanftes Lächeln umspielte meine Lippen, denn das tat sie immer. Wann immer wir miteinander Zeit verbrachten, änderte sie ihre Frisur alle fünf Minuten. Als ob sie sich nicht entscheiden könnte, ob ihre Haare ihr auf die Nerven gingen oder nicht. Ich für meinen Teil liebte es, wenn sie ihr Haar offen trug. Dann aber wurde ich zurück in die Realität geholt, denn die Präsenz meines Onkels hatte ich nicht gänzlich vergessen. Ich runzelte die Stirn. Wie sollte es schon laufen? Ich war noch immer orientierungslos und wusste nicht, was ich mit meinem Leben machen sollte. Es fiel mir schwer etwas für mich zu finden, womit ich wusste, dass ich glücklich werden würde. Eines wusste ich allerdings: Ich wollte nicht in das Unternehmen meiner Eltern einsteigen. „Bist du sonst nicht immer umgeben von einem Pulk deiner Freunde? Wie kommt es, dass du heute alleine bist? Hattest du letztes Jahr nicht noch einen netten jungen Mann an deiner Seite gehabt?“ Wieso fragte er mich nach Sai? Ich konnte meinem Ex-Freund nicht einmal in die Augen sehen, geschweige denn hatte ich den Mut gehabt ihn zu fragen, ob er heute auch herkommen möchte. Es war noch gar nicht lange her, dass ich die Beziehung beendet hatte. Die Schuldgefühle waren groß und ich hatte nicht einmal etwas unrechtes getan. Aber mir schwirrte jemand mit rosaroten Haaren viel zu oft in meinen Gedanken, als dass ich mit ihm zusammen bleiben konnte. An sich fand ich das nicht schlimm, aber ich konnte dieses Gefühl einfach nicht einordnen. Und das war es, was mich so fertig machte. „Wieso, ist es so schlimm, dass ich mal alleine in der Küche bin?“, erwiderte ich, ein wenig aufgebrachter als ich eigentlich wollte. Er lächelte mich an, dann schüttelte er den Kopf. „Natürlich nicht“, er neigte seinen Kopf schräg. Dann bohrte er weiter. „Wie war sein Name nochmal? Sai, richtig?“ Langsam fing ich an, seine Stimme einfach auszublenden. Das war zu viel, ich wollte gar nicht an Sai denken. Ich hatte es gerade geschafft, dass meine Gedanken nicht automatisch zu ihm wanderten, wenn ich morgens aufstand oder abends im Bett lag. Ich konnte den Tag überstehen ohne mich zu fragen, ob seine Kleidung schon wieder voll mit Farbe war oder einfach sein Lächeln in Erinnerung rufen, in welches ich mich so verliebt hatte. Für einen Moment schwieg er und man konnte das bunte Treiben vom Garten aus hören. Dann allerdings fing er wieder an zu erzählen: „Ich habe ihn gestern mit einem Mädchen gesehen. Sie wirkten... als würden sie ziemlich viel Spaß haben“ Während er redete, wurde ich weiß wie die Wand. Ich konnte nicht einmal Kontra geben, weil das, was er sagte, ein Schlag ins Gesicht war. Hatte Sai mich etwa so schnell ersetzt? Ich konnte deutlich spüren, wie schnell mein Herz schlug. „Es ist ein Jammer wirklich. Der Junge hat dir gut getan, weißt du? Letztes Jahr warst du noch so fröhlich und heute...“, er beendete den Satz nicht. Das brauchte er auch nicht. Denn das alles wusste ich selber. Aber es hatte sich in einem Jahr viel zu viel geändert. „Du wirkst nicht sehr glücklich, Ino“ Ja, er hatte Recht. Ich trieb lose im Wasser, ohne zu wissen, was ich eigentlich in meinem Leben wollte. „Bist du sicher, dass es die richtige Entscheidung war, ihn gehen zu lassen?“ Nein, wollte ich sagen. Aber es kam mir jemand zuvor. „Ich bin mit Ino hier“, Sakuras sonst so sanfte Stimme bebte vor Zorn. Sie hatte ihre Lippen zu einer schmalen Linie geformt und nach meiner Hand gegriffen, die sie nun fest umschlossen hielt. Wann war sie rein gekommen? Ich hatte es nicht einmal gemerkt. Aber jetzt merkte ich nicht nur ihre Anwesenheit, sondern auch die von Hinata und Tenten, die hinter mir standen. Sie bewahrten mich vor dem Fall. „Sie braucht diesen Dreckskerl von Ex-Freund nicht, um glücklich zu sein. Dafür bin ich ja jetzt da! Ihre feste Freundin!“ Meine beste Freundin sagte das mit solch einer Inbrunst, dass ich ihr beinahe selber geglaubt hätte. Mir schoss im selben Moment das Blut ins Gesicht und ich wusste nicht, was ich dazu sagen sollte. Davon abgesehen, dass Sai kein Dreckskerl gewesen war. Er hatte es hingenommen und mich mit einem traurigen Lächeln angesehen, als ich Schluss gemacht hatte. Inokai blieb das Gesicht stehen. „Dei-Deine Freundin?“, vollkommen verdatterte starrte er Sakura an, die das Kinn reckte und seinem Blick standhielt. In meinen Ohren rauschte es, ich konnte die Worte nicht einmal verstehen, die mein Onkel von sich gab. Moment, was passierte hier gerade? Ich beobachtete, wie sich der Ausdruck von meinem Onkel änderte. Die Sorge über mich und auch die Freude in seinen Augen mich zu sehen – sie verschwand. Stattdessen konnte ich nun etwas anderes sehen aber ich wusste nicht, was es war. Ausdruckslos wandte er sich zu mir und es war ein letzter Satz, der einem Dolchstoß glich: „Ich bin enttäuscht von dir“ Damit drehte er sich um und verließ die Küche. Mit einem Mal war all die Anspannung verschwunden, und ich spürte, wie Hinata nach meiner anderen Hand griff, während Tenten anfing laut zu fluchen. „Wie kann er es wagen? Ist er ein unsensibler Stein oder wie? Was für ein verfluchter Mistkerl!“, Tentens Stimme füllte die Küche. Es passte absolut nicht zu der sanften Geste von Hinata, die mir ein aufmunterndes Lächeln schenkte. Auch Sakura ließ meine Hand nicht los, sie sah ziemlich wütend aus. Anders als Tenten ließ sie ihren Ärger nicht immer raus. Sie hatte gelernt, ihr Temperament zu zügeln aber ich wusste, wie aufgebracht sie war. Dazu musste ich nur einen kurzen Blick in ihre Gesicht werfen. „Als ob es etwas unnormales wäre“, sagte sie leise und drückte meine Hand fest. Ich schwieg, denn ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Eben hatte mein Herz noch geschmerzt, weil er Sai erwähnt hatte. Jetzt schmerzte es aus einem anderen Grund. Mein Blick fiel auf das rosane Haar. Es war wieder offen. Im Allgemeinen verlief der Abend relativ entspannt, aber Sakura verließ nicht meine Seite. Sie blieb bei mir und lenkte mich ab. Dabei fragte ich mich, wusste sie, wie ich über sie dachte? Konnte man es an meinen Ausdruck sehen? Aber ich traute mich nicht zu fragen. Nicht heute. Der Schmerz erreichte mich erst Stunden später. Meinen Onkel hatte ich nicht mehr gesehen. Ich wusste nicht mal, ob er noch geblieben ist. Was geblieben war, war die Ablehnung in seinen Augen. Es tat weh nur daran zu denken, vor allem weil er mir sehr viel bedeutete. Also zwang ich mich, mich auf die Ablenkungen von meinen Freunden einzulassen und für ein paar Stunden zu vergessen, was passiert war. Später setzte ich mich zu Sakura auf die große Hollywoodschaukel. Von drinnen spielte leise Musik, während meine Eltern sich nicht davon abbringen ließen, lautstark zu tanzen. Auch Hinata und Tenten tanzten und alberten zusammen im Garten herum. Ich überreichte ihr ein Glas Weißwein, welches sie mir mit einem Lächeln abnahm. Wir verstanden uns auch ohne Worte, das würde auch mit Sicherheit ewig so bleiben. Eigentlich wollte ich Sakura fragen, wieso sie mir geholfen hat. Wieso sie gesagt hatte, dass sie meine Freundin sei, obwohl alle Welt wusste, dass jemand anderes ihr den Kopf verdrehte. Besagter Wirbelwind war heute allerdings nicht da, aber ich wusste, dass er in ihren Gedanken war. Aber vielleicht.. ich traute mich gar nicht den Gedanken zu Ende zu denken. Und als ich ihr Lächeln sah, welches sie mir schenkte, beschloss ich, dass ich sie ein anderes Mal fragen würde. Es war keine unangenehme Stille, die zwischen uns herrschte, aber ich wollte mich dennoch bedanken. Allerdings kam ich erneut nicht dazu etwas zu sagen, denn Sakura legte ihre Hand auf meine. Diese tröstende Geste war so vertraut und gleichzeitig löste sie vieles in mir aus. In meinen Magen machten sich die Schmetterlinge schmerzhaft bemerkbar, mir schoss das Blut wieder in die Wangen. Ich sah vorsichtig zu ihr, ein Lächeln umspielte meine Lippen. Doch ihr Blick war nicht auf mich gerichtet, sondern galt dem Sternenhimmel. Und in diesen Moment wurde mir bewusst, dass ich noch etwas anderes fühlte außer Verwirrung, wenn ich mit Sakura zusammen war: Glück. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)