Schlaflos von _Supernaturalist_ (Wenn deine Träume beginnen dich umzubringen) ================================================================================ Kapitel 5: Zwischen Angst und Leid ---------------------------------- „Angst vor dem Leid ist schlimmer als das Leiden selbst“ ~ Paolo Coelho ~   Es war gerade einmal drei Uhr morgens gewesen, als Nami nach diesem Albtraum erwacht war. Robin hatte sie auch geweckt, welche dann allerhand zu tun hatte, bis sich die junge Navigatorin endlich wieder beruhigen konnte. „Es war nur ein Traum...“, hatte sie immer wieder geflüstert und es hatte über eine halbe Stunde gedauert, ehe all die Anspannung von der jüngeren Frau abgefallen war. Ehe sie sich wieder etwas beruhigt hatte. Und doch waren es wieder die Schmerzen, die noch lange anhielten und sie umso länger wach hielten.   Mit einem leichten Schleier aus Tränen in den Augen sah zu ihrer Freundin hinüber, welche nun seit etwa einer Stunde wieder im Schlaf versunken war. Wahrscheinlich hätte sich Nami ohne diese Frau nicht so einfach beruhigen lassen können und in ihren Gedanken suchte sie bereits nach einer Idee, wie sie ihr danken könnte.   Doch diese Gedanken wurden immer wieder unterbrochen von dieser andauernden Angst, welche sie immer und immer wieder überkam. Diese leichte Angst wieder einzuschlafen und das Gleiche zu erleben: Wieder im Traum zu sterben und mit diesen unmenschlichen Schmerzen aufzuwachen. Wieder ihren eigenen Tod zu erleben und wieder nicht zu wissen, was real ist und was nicht.   So quälte sie sich von ihrer linken, auf die rechte Seite. Von Rücken auf den Bauch und wieder zurück. Starrte zur Zimmerdecke, oder zeichnete die kleinen Muster, die der Mond auf ihrer Matratze hinterließ mit ihren Fingern nach. Sogar Schafe versuchte sie zu zählen. Doch als sie dann bei 500 angelangt war, wusste sie, dass sie nicht mehr einschlafen würde und dass diese Methode wahrscheinlich nichts bezweckte, außer dass sie sich von ihrer eigenen Stimme im Kopf genervt fühlte.   Mit einem leichten Ziehen an ihrem Hals setzte sich Nami auf und zog die Beine zur Brust, ihr Kinn auf den Knien ruhend. Warum fürchtete sie sich so sehr vor dem Leid, welches sie nun schon zum zweiten Mal erlebt hatte? Es war doch nur ein Traum!   Und doch wollte ihr Kopf sie nicht schlafen lassen...   Mit einem Blick auf die Uhr stellte sie fest, dass es nun bald fünf Uhr war und sie sah ein, dass Schlafen ihr nun keine Erholung mehr bringen würde. Schon bald wären auch die anderen wach und würden einen furchtbaren Lärm veranstalten. Und sie wollte gewiss nicht gestört werden.   Leise stahl sie sich aus dem Damenzimmer, hinauf ins Bad, damit sie sich duschen und umziehen konnte. Ihre Augen verdrehte sie, als sie hörte, wie Zorro laut schnarchte, obwohl er doch diese Nacht im Ausguck verbracht hatte. Dann war es ja kein Wunder, wenn sie angegriffen wurden, wenn er schlief! Doch sich Aufzuregen würde nichts bringen und daher versuchte sie diesen kleinen Fakt zu ignorieren.   Nachdem Nami sich angezogen hatte und ihr nasses Haar bürstete, sah sie in den Spiegel. Dunkle Ringe hatten sich unter ihren Augen gebildet und waren tiefe Male davon, dass sie nicht richtig geschlafen hatte. Schluckend berührte sie eine jener Stellen, bevor sie das Schränkchen hinter dem Spiegel öffnete und nach etwas zum Abdecken suchte. Normalerweise brauchte Nami nicht viel Make-Up, aber dieser Fall schrie nun wirklich danach. Schließlich wollte sie keine Aufmerksamkeit erregen.   Irgendwo in der letzten Schrankecke fand sie dann auch das kleine Fläschchen mit besagter Flüssigkeit, auch wenn sie es schon ewig nicht mehr verwendet hatte. Dennoch träufelte sie etwas davon auf ihren Zeigefinger, verteilte es dann auf die dunklen Stellen unter ihren Augen. Die Deckkraft ließ zwar nicht gerade für sich sprechen, aber zumindest waren die Augenringe nun nicht mehr so auffällig, wie sie zuvor gewesen waren. Kopfschüttelnd und seufzend drehte sie sich vom Spiegel weg, ihre Bürste verstauend.   Vielleicht könnte sie ja später ein Stündchen Mittagsschlaf machen, dann sehe alles schon ein wenig besser aus. Vorerst stieg sie die Leiter wieder hinab und durchquerte dann die Bibliothek. Noch bevor sie die Tür erreichte, lauschte sie der Stille, welche sie umgab. Nur das leise Schlagen der Wellen gegen die Schiffswände und das sanfte Rauschen des Meeres waren zu hören.   Noch immer schliefen alle.   Sie normalerweise auch.   Leise öffnete sie die Tür und sah sich auf dem Deck um. Es war ein seltsamer Anblick niemanden hier zu sehen. Zu sehen, wie kleine Tautropfen sich im Gras gebildet hatten und Robins Blumen sanft in der leichten Brise sich bewegten.   Leise ging sie durch das Gras, atmete die Luft tief ein und ließ sie durch ihre Lunge strömen. Es hatte etwas Befreiendes und auch die Schmerzen schienen dadurch nun langsam komplett zu verschwinden. Was, so fragte sie sich, würde passieren, wenn es nun immer so war? Wenn sie jeden Abend diese seltsamen Träume haben würde und jeden Tag mit diesen Schmerzen aufwachte? Könnte sie das aushalten? Und was konnte Nami dagegen tun? Im Gedanken versunken schüttelte sie ihren Kopf, musste lächeln über ihr einfältiges Denken. Wie Robin schon sagte: Jeder träumt ab und an schlechte Dinge. Das ist normal. Das ist menschlich.   Sie ballte ihre Fäuste. Nami wollte sich nicht hinter ihrer Angst verstecken! Das Leiden war schließlich nicht echt. Nicht Wirklichkeit und nur in ihrer Einbildung und diese Nacht, so plante sie fest, würde sie tief und fest schlafen, wie ein Baby!   Doch bis dahin müsste sie erst einmal das Tag übermüdet überstehen.   Sie brauchte einen Kaffee und auch wenn sie dieses Getränk nur selten zu sich nahm, so war es nun vonnöten.   Hastig ging sie zur Schiffsküche, betrat diese. Auch dieser Anblick war für sie neu. Schließlich stand hier sonst Sanji am Herd, oder am Tresen und bereitete wundervolle Speisen zu. Doch nun musste auch er noch schlafen.   Was sie aber noch vor einem größeren Problem stellte: Sie wusste nicht so genau, wo sie alles fand, was sie brauchen würde. Die Tassen waren nun kein Problem. Wenn sie Geschirr abwusch, so würde sie diese auch oft in einem der Schränke verstauen. So holte sie eine dieser kleinen Porzellangebilde als Erstes hervor und war erfreut, als sie auch bald schon die Kaffeebohnen fand. Nun, zumindest für einen Moment, denn dass sie ihn allein mahlen musste, war ihr zu Beginn nicht bewusst gewesen. „Verdammt, Sanji...wo hast du alles versteckt...“, murmelte Nami zu sich selber und begann nun alle Schränke zu durchsuchen. Dabei fand sie Küchengeräte und Utensilien, die sie zuvor noch nie gesehen hatte und nicht einmal den Sinn dahinter erahnen konnte. Selbst in das Lager ging sie einmal kurz, um dort nachzusehen, aber auch da fand sie nichts, was ihr helfen könnte. So bückte sie sich wieder, durchsuchte wieder einen der unteren Schränke. Dass die Tür zur Kombüse zu diesem Zeitpunkt aufging, bekam sie nicht mit und auch das leise Summen überhörte sie. „Was zum?!“, war es erst, was sie aufschrecken ließ und dadurch ihren Kopf an der Schrankdecke stieß. Sie schrie leise vor Schmerz auf und fiel nach hinten auf ihren Po, ihren Kopf haltend.   „Namilein?“, fragte die andere Person nun sanfter, als zuvor und kurz darauf kniete Sanji neben ihr. Seiner Augen waren gefüllt voller Sorge und auch er legte vorsichtig eine Hand auf ihren Kopf.   „Ich wollte dich nicht erschrecken und dir nicht weh tun...Es tut mir leid...“, flüsterte er gleich, bevor er schleunigst aufsprang und zum Kühlschrank eilte. Nami konnte hören, wie er die Rädchen am Vorhängeschloss drehte und diesen dann auch gleich knackte. Kurz danach war er wieder an ihrer Seite.   „Hier...“, flüsterte Sanji und er berührte vorsichtig ihre Hand auf ihrer schmerzenden Stelle, welche sie, wie aus Reflex anhob und durch etwas Kaltes ersetzt wurde.   „Komm her...“, noch bevor sie etwas erwidern konnte, schob er einen Arm unter ihre Knie und legte die andere um ihren Rücken, hob sie auf seine Arme und trug sie zu der kleinen Couch auf der anderen Seite der Küche.   „Ist dir schwindlig? Kannst du irgendwas sagen? Soll ich Chopper holen?“, fragte er weiter und sah ihr tief in die Augen, wieder an ihrer Seite kniend. Erst da merkte sie, dass sie schon lange nichts mehr gesagt hatte.   „Alles gut...“, zischte sie, versuchte sich aufzusetzen, ließ dieses Vorhaben aber wieder sein, als sie bemerkte, wie sich alles um sie herum drehte.   „Sicher? Das klang ziemlich heftig...“   Sie sah ihn an und war erstaunt, wie viel Sorge in menschlichen Augen erkennbar war. Und zudem war sie gerührt, wie viel Fürsorge er für sie aufbrachte. Es störte sie nicht einmal, dass er mit einem Daumen sanft ihre Stirn streichelte. „Wirklich...ich habe mich nur erschreckt. Die Schmerzen sind gleich wieder weg. Es war schließlich auch nicht deine Schuld.“   „Es tut mir trotzdem leid, Nami. Ich habe nur alle Küchenschränke offen gesehen und dachte, dass Ruffy Ausschau nach einem Mitternachtssnack gehalten hat. Aber...“, hielt er dann kurz inne, „..., was machst du denn wieder so früh auf den Beinen? Gestern auch schon...“ Sie bemerkte wie sein Blick kurz auf den Stellen unter ihren Augen verweilte und sie wusste, dass das Make-Up die Ringe nicht gut genug abdeckte. Und doch war er Gentleman genug nicht danach zu fragen. „Albträume...“, beschloss sie ihn knapp einzuweihen, „... ich hatte beide Nächte über schlecht geträumt und da ich meine, dass es nichts mehr bringen würde zu schlafen, wollte ich mir einen Kaffee zubereiten.“ „Einen Kaffee?“, fragte er erstaunt, drehte sein Gesicht kurz in Richtung seiner Küche und sah dort die Tasse neben dem Säckchen mit Kaffeebohnen stehen. „Ich verstehe. Du hättest mich einfach wecken können. Mit Freude bereite ich dir alles zu. Das weißt du doch, Nami-Mäuschen.“ Sie nickte vorsichtig und seufzte. „Ich hätte ja auch nicht gedacht, dass es so schwierig sein würde.“ „Mach dir keine Sorgen deswegen. Wenn es dir besser geht, kann ich dir auch zeigen, wo du alles findest. Ich meine...schließlich musst du ja heute Nacht im Ausguck ausharren. Da ich dich kenne, glaube ich, dass dein Pflichtbewusstsein dich dazu bringen wird, dass du die Nacht auch durchziehen willst, auch wenn du zwei Nächte hintereinander nicht richtig geschlafen hast. Wir können auch gerne tauschen, wenn die das lieber ist, sodass ich heute Nacht ins Krähennest gehe. Zudem hat ja Lysop noch deinen Klima-Taktstock wegen einiger Veränderungen-“ „Meinen Klima-Taktstock?“, wiederholte Nami erschrocken und erinnerte sich wieder an die Nacht zuvor zurück. Sanji nickte zustimmend. „Du hast ihm den gestern in die Werkstatt gebracht. Er war doch danach ganz stolz und hat erzählt, dass du seinen komischen Apparat bestaunt hast...“ „Die Lysopmatik 3000...“, flüsterte Nami mehr zu sich, als zu Sanji und eine ihrer Hände wanderte unweigerlich zu ihrer Kehle, als das schneidende Gefühl wieder zurückkehrte.   „Ganz genau so hieß die! I-ist...ist alles gut, Nami? Du siehst plötzlich so blass aus. Wirklich, ich habe kein Problem damit, Chopper zu wecken.“ „Sanji...“; flüsterte sie, als Tränen sich in ihren Augen bildeten, „...wegen der Albträume...“   Nami hatte in diesem Moment beschlossen von ihren Ängsten dem Smutje zu erzählen. Denn wieder war es genau so gewesen, wie die Nacht zuvor, sodass sie nicht wusste, wo Fiktion und Realität verschwommen waren, was Wahrheit war und was ihr Verstand ihr nur vorgaukelte. Sie hatte einfach Angst, noch eine Nacht zu leiden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)