Liebe braucht keine Worte von _usagi_ ================================================================================ Kapitel 20: Kapitel 20 ~ "Ich liebe dich!" ------------------------------------------ Kapitel 20 „Ich liebe dich~“ Nie hätte ich gedacht, dass 5 Tage so eine lange Zeit sein können. Meine Hände zittern… Meine Stirn ist heiß… Meine Beine sind weich… Mein Herz flattert… Mein Verstand ist wirr… Meine Augen fokussiert...fokussiert auf diese verdammte Bühne vor mir. Erneut, oder besser immer noch, musste ich mein Verlangen zu Dean unterdrücken. Nicht nur wegen den Prüfungen oder Sam. Nein, es gab einfach viel zu viel zu erledigen. Die letzten Tage habe ich weder richtig geschlafen, noch gegessen. Ich glaube, ich habe so noch nie empfunden. Mein Puls ist dauerhaft auf Marathon gestellt, doch meine Kräfte lassen langsam nach. Heute ist der Tag der Zeugnisübergabe. Jeder verdammte Student dieser Uni sitzt in diesem verdammten Saal. Auf der Bühne stehen die Stellvertreter der jeweiligen Fakultäten oder Kursen und halten Reden. Und ich? Ich stehe hier Backstage und sehe mir alles von nächster Nähe an. „Alles okay Andy?“, höre ich Angela neben mir reden. Auch sie wird jeden Moment auf die Bühne gehen. Sanft klopft sie mir gegen die Brust. „Alles wird gut, gleich ist es vorbei und glaube mir, Sam von dieser Uni zu schmeißen ist ein Segen kein Verlust!“, flüstert sie darauf hin und ihr weißes, liebevolles Lächeln bringt mich einen Moment herunter. Dean weiß von all dem hier nichts, gar nichts. Sicher sucht er mich in der Menge, um nach der Ausgabe mit mir zu verschwinden und etwas zu feiern. Doch was tatsächlich nach den Zeugnissen passieren wird, steht noch in den Sternen. Vielleicht findet er das hier auch gar nicht so witzig und geht einfach. Jetzt wo ich hier stehe, huschen die Erinnerungen der letzten Wochen an mir vorbei. Die Zeit in der ich allein war. Die Zeit als ich mich in einen Mann verliebte, den ich noch nicht mal richtig kenne. Die Zeit der Dramen und des Kampfes um genau diesen Mann. Die Zeit der Eskalation mit Sam und die vielen Nächte des Kummers. Bis hin zu der Zeit des Alleinseins und Verzichts der letzten Tage. War es all das hier wert? Und was würde passieren, wenn dieses Vorhaben scheitern würde? Mir ist so kalt. Alles an mir zittert und ist voller Schweiß. Meine Gedanken suchen Positives und Negatives, suchen nach einem Ausweg zu verschwinden und gleichzeitig nach Kraft das hier durchzuziehen. Ich habe ja noch nicht einmal etwas Besonderes angezogen. Mit meiner Jeans und einem grünen Hemd stehe ich hier und sehe aus wie 0-8-15. Gleich werden mich alle ansehen, daraufhin vielleicht auslachen und mit Tomaten bewerfen. Zum Glück ist Essen in dieser Halle nicht erlaubt. Wieder driftet mein Gehirn ab. Wie war das eigentlich? Warum habe ich mich in Dean verliebt? Ich meine, kennen wir uns eigentlich richtig? Ich weiß ja immerhin wie es normale Paare machen. Man trifft sich, redet viel miteinander um alles über den anderen herauszufinden. Anschließend geht man auf Dates und danach wird es körperlich. All diese Dinge sind stetig begleitet von Gesprächen, Diskussionen und Zukunftsplänen. Irgendwann stellt man dann fest, dass es einfach passt und man Glücklich mit dem Partner neben sich ist. Spricht man ab da von Liebe? Etwas schmerzlich wird mir bewusst, wie verkorkst mein Liebesleben ist. Denn ich habe nichts davon getan. Ich habe nicht nur stets die falsche Reihenfolge gewählt, sondern auch bei allem Anderen versagt. Ich bin einfach nicht beziehungsfähig. Auch bei meinem Ex war das so. Wir haben gleich mit dem Vögeln begonnen, nie gesprochen, nie Gemeinsamkeiten gesucht, geschweige dem gefunden. Ich habe mich anschreien lassen und nur den Fehler bei mir gesucht. Und das war nicht das erste Mal. Es ist nicht so, dass ich mich nicht nach Liebe und Geborgenheit gesehnt hätte. Doch habe ich nie jemanden gefunden, der mich nimmt wie ich bin. Und dann kam Mister Hottie! Ein leichtes Lächeln huscht über mein Gesicht, als ich an Dean denke. Er war irgendwie von vorn herein anders. Natürlich war unsere erste Begegnung nicht besonders Filmreif. Kein Rosa, keine Blumen, keine Kerzen. Dafür harte Bässe, lautes Gestöhne und raue Berührungen. Dennoch war Dean mehr als zuvorkommend und nur darauf bedacht, dass es mir gefiel. War diese Art an ihm vielleicht der Auslöser, warum ich ihn wieder sehen wollte? Der Moment verletzt zu werden war das Eine, doch dass mein Körper sich so nach ihm sehnte, nach nur einem kurzen Moment der Begierde, machte mich wahnsinnig. Unsere Zweite Begegnung bereue ich etwas, denn heute weiß ich, dass er es nicht verdient hatte so von mir behandelt zu werden. Doch ein gebrochener Stolz ist eben nicht schön. Aber glücklicherweise war mein Verstand und mein Herz stark genug ihm noch eine Chance zu geben. Es ist einfach total unwirklich! Ich fühle mich noch immer wie in einer schlechten Hollywood-Geschichte. Wann war es denn nur Liebe geworden? Wann habe ich mich entschlossen so was hier zu riskieren nur für einen Mann, von dem ich nicht weiß, ob er mich auch liebt. Kopfschüttelnd versuche ich mich zusammen zu reißen. Ich darf keinen Rückzieher mehr machen, jetzt nicht mehr. Wir haben nie gesprochen! Wir haben uns nie nach Lehrbuch kennlernen können. Er kennt nicht einmal meine Lieblingsfarbe. Er weiß nicht, dass meine Familie ein Ferienhaus in Kanada hat. Er weiß nichts von meiner Halbschwester oder meinem kranken Opa. Er weiß nicht, dass ich später in die Forschung gehen will. An sich, kennt Dean ausschließlich meinen Körper! Doch ist das genug um von Liebe zu sprechen? Vorsichtig schiebe ich den Vorhang vor mir zur Seite und meine Augen suchen nach ihm. Es dauert nur ein paar Sekunden bis ich ihn in der Menge finde und mein Herz einen Satz macht. Genau in diesem Moment fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Ja, JA! Es ist genug um von Liebe zu sprechen. Dieses Gefühl wenn ich ihn sehe… Dieses Gefühl wenn wir schreiben… Dieses Gefühl wenn wir uns berühren… Es reicht vollkommen aus. Denn dieser Mann hat einen Funken entfacht. Etwas wo ich nicht wusste, dass ich es besaß. Nicht nur seine gesamte Ausstrahlung und sein überdurchschnittlich gutes Aussehen ist es, was mich zum Fliegen bringt. Nein! Es ist wie er mich aufgenommen hat, wie er mich behandelt hat und mich genommen hat, wie ich eben bin. Immer stand er auf meiner Seite. Stets war er darauf bedacht, dass es mir an nichts fehlte. Nie hat er mich angelogen oder verraten. Er ist auch ohne ein einziges Wort meinerseits in meine Welt eingetaucht, hat mir die Hand gereicht und aus diesem schwarzen Sumpf befreit, ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Er kann mich auch in den nächsten Wochen nach Lehrbuch kennenlernen. Denn im Lehrbuch der Liebe gibt es keine Sam! Ich hätte mich nie freiwillig so rar gemacht, hätte ihn normalerweise niemals angelogen oder gar nur geflunkert. Ohne diese Schlange müsste ich das hier nicht tun. Ohne sie wären wir schon längst Glücklich! Ich spüre wie die Wut von mir Besitz ergreift, doch das gibt mir auch wiederum Mut. „Andy was ist mit dir, du ziehst ja eine Menge Grimassen und bist ganz blass!“, fragt mich Angela voller Sorge. Mein kleiner Engel bekommt eben doch alles mit. -Nein alles gut! Ich habe nur gerade die letzten Wochen Revue passieren lassen und da kam einiges an Gefühlen hoch.- , gestikuliere ich ihr zu und sie lacht daraufhin. „Oh Andylein, du bist so süß. Dann hoffe ich du hast nun genug Gründe das hier durch zu stehen!“, klatscht sie lautlos in die Hände. Im nächsten Moment sehe ich wie Angela noch etwas zur Technik sagt, mir zuzwinkert und auf die Bühne tritt. Sie ist ein echt starkes Mädchen! Auch ich sehe zur Technik und lächle so gut es geht. Die Jungs am Pult grinsen zurück. „Das wird gleich lustig Andy. Wir stehen alle hinter dir!“, ruft einer der Drei leise zu mir. Ja, in den letzten Tagen habe ich sogar neue Freundschaften geschlossen. Mein Blick richtet sich auf Angela und ich kann spüren wie blau meine Finger sind. Hätte ich ein graues Hemd gewählt könnte man jetzt meine Schweißflecke der Angst bis zum Bauchnabel sehen. „Hallo meine lieben Mitstudenten. Auch ich, Angela, möchte mich für dieses wundervolle Jahr bei euch bedanken. Nur dank eurer Kreativität haben wir einiges erreicht. Besonders stolz bin ich natürlich über den ersten Platz der Unizeitung im Landesentscheid“, sagt sie laut in ein Standmicro mit einem bezaubernden Lächeln. Nach einem kurzen aber lauten Applaus spricht sie weiter: „Heute war es besonders Wichtig für mich, der letzte Sprecher zu sein. Denn es gibt ein Thema, dass an dieser Universität nicht sonderlich positiv zu erwähnen ist. Das Thema Mobbing!“ Man kann hören wie der Saal zu murmeln beginnt und unruhig wird. Doch Angela tritt heftig mit dem Fuß aufs Parkett und fordert erneut um Ruhe. Völlig unberührt spricht sie weiter: „Es geht darum das Studenten aufgrund von Herkunft, Handycap, Sexualität oder finanziellen Stand nicht freundlich integriert werden, sondern ausgegrenzt oder gar gemobbt. Seelisch sowie Körperlich. Ich finde wir leben in einer Zeit, in der es keine Vorurteile zu geben hat. Wir müssen uns alle an die Nase fassen, in uns gehen und unser Verhalten reflektieren. Niemand hat es verdient allein zu sein, oder gar verletzt zu werden nur weil er dick ist, schwarz, schwul, oder von Altkleidern lebt. All das sagt nichts über einen Menschen dahinter aus! Und egal wer, jeder hat Liebe verdient!“ Ich bin ganz überrascht, als ich merke, dass aus dem Gemurmel und Getuschel ein Klatschen und Jubeln wird. Angela sollte in die Politik gehen. Auch mein Strahlen im Gesicht wird größer. Dieses Mädchen ist der Hammer! Nachdem wieder etwas Ruhe im Raum eintritt, nimmt sich Angela das Micro in die Hand und sucht mit Ihrem Blick nach dem pinken Haufen des Bitches. „Auch in meinem Leben gibt es einen Menschen, der mir am Herzen liegt. Doch er wurde gemobbt, angespuckt, verletzt und ausgegrenzt. Dennoch hat er nie aufgegeben. Ich möchte ihn euch vorstellen, denn er hat uns etwas Wichtiges zu sagen!“ Mit diesen Worten verlässt Angela mit einer Träne im Auge die Bühne. Das Gemurmel wird wieder größer und vor allem lauter. „Andy du bist dran, hier nimm. Und denk dran, wenn du soweit bist, tippe zweimal gegen das Micro und fang an!“, sagt sie mir schnell und schiebt mich mit dem Micro förmlich auf die Bühne. Durch das grelle Licht der Scheinwerfer kann ich zunächst nichts sehen. Ich habe das Gefühl, meine Beine geben jeden Moment nach. Könnte ich sprechen, würde ich definitiv kein Wort heraus bekommen. Kurz darauf kann ich die Menschenmasse erkennen und habe Angst mich gleich zu übergeben. Als ein Stuhl umfällt, sehe ich dort hin und erkenne eine geschockte Sam. „Dieser Freak? Was willst du uns schon sagen? Du bist stumm!“, schreit sie zickig über die Menge. „Reiß dich mal zusammen Bitch!“, zetert ein Mann neben ihr zurück und presst sie auf den Stuhl. Angela hat entweder Wachhunde aufgestellt oder Sam ist bei einigen bereits jetzt unten durch. Immerhin hat sie es geschafft, dass mich nun alle ansehen, auch Deans geschockte Augen sehen mich an. Sam versucht sich aus dem Griff zu befreien und regelrecht auf die Bühne zu springen, um mich umzubringen. Das Gute daran ist, dass sie sich somit ihr eigenes Grab schaufelt. Nach dieser Aktion wird sie niemand mehr leiden können. Ich schlucke heftig und alle können es dank des Micro hören. Leider fällt mir nichts Besseres ein, als in Deans Augen zu blicken, immerhin ist die Aktion hier für ihn. Zudem beruhigt er mich, auch wenn er meinen Blick mit aufgerissenen Augen stand hält. 1000 Euro für seinen Gedanken. Mit meinen arktisch kalten Händen umklammere ich das Micro, schlucke erneut und tippe zweimal auf das Gerät. Ich hole Luft, halte das Micro an meinem Mund und öffne ihn: „Hallo. Mein Name ist Andy Ludwigs. Ich wurde von Sam mehr als genötigt. Sie hat mich bedroht und jeglichen Kontakt zu einer ganz bestimmten Person verboten. Ich habe an dieser Schule, in diesem Jahr, die Liebe kennengelernt. Ich habe jemanden gefunden der mich Glücklich macht, ohne dass es Worte bedarf. Dean Johnson, ich liebe dich und ich möchte mit dir zusammen sein.“ Totenstille~ Die wunderschöne Stimme von Patrick erlischt mit einem hohen fiepen und der Saal ist so still, dass man eine Nadel fallen hören könnte. Ich zittere und kann den Blick auf Dean nicht mehr standhalten. Meine Beine geben nach und ich geh vor allen auf die Knie. Das Zittern hört nicht auf. Oh Gott bekomme ich gerade einen Herzinfarkt? Alle hinter der Bühne kommen wortlos hervor. Angela, die Technikjungs, Patrick, auch Angelas Schwarm. Keiner sagt etwas oder tut etwas, außer dass sie schrecklich böse auf Sam herabblicken. Als ich aufblicke kann ich Dean nicht mehr auf seinem Platz finden. In meinem Augenwinkel bringen 4 Männer des Football-Teams Sam nach draußen. Sie war völlig am Durchdrehen, schrie und schlug um sich. Sie konnte einfach nicht fassen, dass sie reingelegt wurde. Vielleicht sollte sie Ihre Drohungen später an jemanden richten, der nicht so tolle Freunde hat wie ich. Kaum ist Sam aus dem Saal fangen alle an laut zu klatschen. Verdammte scheiße was passiert hier? Wo ist Dean? Ich traue mich nun richtig in die Menge zu blicken, aber ich kann ihn nicht finden. Doch ich spüre wie das Parkett vibriert. Als ich neben mich sehe, steht er vor mir. Dean ist auf die Bühne gekommen! Aber er sagt nichts, er reicht mir nur seine Hand. Megazittrig stehe ich mit seiner Hilfe auf und spüre das Glühen meiner roten Wangen. Ob er sauer ist? Nein? ...Er lächelt? Ich versuche meinen Blick auf ihm zu lassen und kann nicht glauben was danach passiert. Dean hebt die Hände und gestikuliert in Gebärdensprache. - Ich liebe dich auch Andy! - Was? ...Wie kann das sein? ...Woher kann er das? ...Bin ich vor 5 Sekunden gestorben und das ist der Himmel? Tränen laufen unaufhaltsam über meine Wangen. Doch er fängt mich auf, nimmt mich in seine Arme und streichelt mir den Kopf. All die Anspannung lässt auf einen Schlag von mir ab. Ich vergesse wo ich bin, ich bekomme nicht mal mit wie Angela allen sagt, das Dean ja gesagt hat, woraufhin erneut der Saal tobt. „NEIN! Dean gehört mir...NEIN!“, hört man Sam laut aus dem Flur schreien. Doch keiner beachtet sie. Es wird sie nie wieder jemand an dieser Schule beachten. Es ist dieser kurze Augenblick von Glück… von Liebe… von Ankommen. Ich bereue nichts, auch wenn ich das Gefühl habe, gleich doch noch in Ohnmacht zu fallen. Doch Deans starke Brust stützt mich. Ich weiß, dass dies hier nicht für immer ist. Doch ich möchte diesen Moment festhalten, in mir einschließen und nie wieder weggeben. Ich weiß, dass es im Publikum auch Gegenstimmen gibt. Ich weiß, dass uns noch einiges bevorsteht, negativ und positiv. Doch wir sind nun ein Wir! Keiner Muss mehr alleine kämpfen. Dean wird meine Stimme sein, und ich Deans Herz. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)