Liebe braucht keine Worte von _usagi_ ================================================================================ Kapitel 10: Kapitel 10 ~ Badboys -------------------------------- Kapitel 10 Badboys~ Er ist Stumm. Andy ist wirklich Stumm. Dennoch sitze ich hier neben ihm und küsse ihn fordernd. Er kann nicht sprechen…niemals! Ich lasse meine Zunge langsam zwischen unsere Lippen gleiten. Niemals werde ich seine Stimme hören können. Seine Zunge ist warm und feucht. Sein Atem ist ein Hauch zwischen unseren Berührungen. Ich kann spüren wir nervös er ist. Trotzdem gibt er sich mir hin. So hätte es von Anfang an laufen sollen. Ich werde niemals seine zarte Stimme meinen Namen rufen hören. Aus unseren zarten Küssen wird ein heftiges Schmatzen. Ich öffne leicht meine Augen und blicke in sein Gesicht. Seine Wangen glühen und alles fühlt sich ungewohnt geborgen an. Sein Arm umklammert meinen Oberarm. Normalerweise bin ich der dominante Part, aber irgendetwas hindert mich weiter zu gehen. Ich werde nie hören wie er –ich liebe dich- in mein Ohr flüstert. Der Gedanke durchdringt mich bis aufs tiefste meines Herzens. Ich halte schlagartig in unserem intensiven Kuss inne. Niemals? Meine Gedanken spielen verrückt. Mein Herz hämmert. Ich starre in sein Gesicht. Seine Augen sind leicht glasig und sein Atem erhöht. Ich starre ihn einfach nur an. Scheiße, was mach ich denn jetzt? Komm ich selbst damit klar? Gedankenversunken streichle ich Andys Wangen. In einer solchen Situation war ich noch nie. Ich bin erwachsen, und habe schon viel erlebt, aber etwas mit einem –Behinderten- hatte ich noch nie. Ich versuche, ihm ein Lächeln zu schenken. Andy blickt mir tief in die Augen und ich kann spüren wie er meine Unsicherheit wahrnimmt. So kenne ich mich nicht, was passiert da in mir? Seine Hand um meinen Arm umfasst mich stärker und zieht mich ein Stück an ihn heran. Eigentlich bin ich hier her gekommen, in der Hoffnung alles mit ihm zu klären und Freundschaft zu schließen. Doch das hier ist keine Freundschaft. Wie Andy mich ansieht, ist es absolut keine Freundschaft! Ich schlucke merklich. Reiß dich zusammen du Idiot! Ermahne ich mich. Mein Blick fällt auf Andys Lippen, die leicht gerötet und feucht vor mir glänzen. Wieso habe ich ihn gerade geküsst? Habe ich Mitleid? Ist das alles zu viel für mich? Sex war leider schon immer eine meiner Schwächen, im Hinblick aus welchen Gründen ist es praktiziere. Egal ob als Stressabbau oder einfach aus Langeweile, Sex schien für alles die Lösung zu sein. Doch genau in diesem Moment, habe ich das Gefühl, dass einfach nur –SEX- alles zerstören könnte. Ich habe noch nie darüber nachgedacht jemanden mit einem körperlichen Kontaktaustausch zu verletzten. Wieso also mach ich mir diese Gedanken gerade jetzt. Wieder drückt Andy seine Hand stärker gegen meine Muskeln. Ich schüttle kurz den Kopf und reiße mich zusammen. „Andy ich, ich möchte das hier nicht einfach fortführen!“ Erneut entscheide ich mich abzubrechen, aber warum? Andy sieht zum Boden und wirkt enttäuscht. Doch ich werde nicht erneut das Arschloch sein und ihn stehen lassen. Seine Hand verlässt ihre Position an meinem Arm und landet auf den weichen Lacken zwischen uns. Ich lege meine beide Hände auf Andys Schultern und zwinge ihn, zu mir zu sehen. „Nicht doch, so meine ich das nicht!“ Ich beiße mir auf die Zunge und meine Augenbrauen verengen sich. Andy sieht mich endlich an und hat tatsächlich eine Träne im Auge. „Ich möchte erst mir dir reden...ich meine Kommunizieren…ach du weißt schon!“ Ich will ihn nicht so traurig sehen, aber ich kann ihn einfach nicht verletzen…nicht noch einmal! „Die Sache im Club, du hast das völlig falsch verstanden!“ Jetzt spüre ich wie meine Wangen sich röten. Mir ist doch sonst nichts peinlich. Andy löst sich aus meinem Griff und dreht sich zum Schreibtisch. In wenigen Sekunden wendet er sich mit Bleistift und Block wieder zu mir, sieht mir tief in die Augen und beginnt zu schreiben. Er wendet den Zettel zu mir und ich lese. Die Art der Kommunikation ist langsam, aber ich hoffe wir kommen so überhaupt weiter. [Du hast mich verführt, und einfach stehen lassen! Du weißt nicht wie schrecklich das für mich war!] Ich lese die Zeilen und kann mir wirklich nicht vorstellen, wie sehr ich ihn verletzt habe. Mein Blick wandert vom Zettel wieder in Andys Gesicht. „Ich weiß auch nicht was mit mir los war, es war ein Fehler und es tut mir wirklich leid!“ Meine Worte untermale ich mit sinnfreien Gesten meiner Hände. Aber ich bin so nervös, dass ich nicht ruhig sitzen kann. Wieder sieht mich Andy mit diesem vorwurfsvollen Blick an. Dann sehe ich zu wie er erneut seine Finger über das Blatt bewegt. [Ich nehme deine Entschuldigung an, aber mach so etwas nie wieder!!!!] Ich nicke auf seine geschriebenen Worte. „Natürlich nicht! Aber meinst du nicht, deine Rache, war nicht wirklich das Gelbe vom Ei?“ Etwas selbst geknickt kann auch ich mir einen kleinen Vorwurf nicht verkneifen. Kurz zuckt Andy zusammen, bis er wieder zu schreiben beginnt. [Auch mir tut es leid. Ich war einfach so sauer auf dich und dachte du wüsstest nicht wie das ist!] Recht damit hat er allerdings, aber das werde ich ihn jetzt nicht sagen. „Schon gut Andy, wir haben beide Mist gebaut und machen es nie wieder!“ Auf meine Worte hin wird Andy wieder ganz verlegen im Gesicht. Kann man das gerade als –Aussprache- betrachten? Wie auch immer, zumindest können wir ein paar Dinge wieder in die richtigen Bahnen schieben. Kurz herrscht zwischen uns Stille. „Warum hast du mir letzte Woche geholfen, wenn du mich so gehasst hast?“ Meine Frage kommt plötzlich, aber ich kann es nicht weiter zurückhalten, ich will Antworten! Andy zuckt erneut zusammen und schreibt blitzschnell auf seinen Zettel. Als ich ihn vor die Nase gehalten bekomme muss ich schmunzeln. [Ich wollte kein Arschloch sein wie du!] Kurz muss ich doch lachen. „Ach Andy, du könntest niemals so ein Arsch sein wie ich!“ Dieses Zugeständnis verdient zwar keinen Preis, aber ich bin mir dessen selbst sehr gut bewusst. Der Blondschopf vor mir prustet kurz über meine Antwort und schreibt wieder ein paar Worte, auf den fast vollen Zettel. [Du bist kein Arsch!] Ist das ein Kompliment, das ich da gerade lese? Wieder schafft es Andy mir ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Dieser Junge ist…ich weiß es einfach nicht. „Du bist echt süß Andy!“ Die Reaktion auf meine Worte ist unbezahlbar. Andy hält schlagartig den Zettel vor seine Wangen und Augen und sitzt wie erstarrt vor mir. Also ist er doch wahnsinnig schüchtern, jedoch finde ich das unheimlich süß! Ich beuge mich zu ihm vor. Küsse ihn kurz auf die Hand die den Zettel in die Höhe hält. Perfekte Reaktion, denn Andy nimmt daraufhin den Zettel herunter und ich kann in seine Gesichtszüge sehen. Seine Wangen rot, seine Augen strahlen und diese kleinen Strähnen die ihm immer fast in den Augen hängen. Nur wenige Zentimeter trennen uns. So langsam, begreift auch mein Gehirn was hier passiert. Ich denke, ich bin einfach nur wahnsinnig unsicher. Ich will ihn nicht verletzten, aber auch nicht so schnell gehen lassen. Nun sitzen wir hier, wissen, dass wir Beide keine Nonnen sind und keine weiß so recht wie es weitergehen soll. In meinem Kopf sind noch tausende Fragen, aber ich kann mich gerade einfach nicht sortieren. Als ich Andy erneut küssen will, klopft es an der Tür. Wir zucken beide zusammen. An der Tür erfolgt ein erneutes Klopfen, diesmal klingt es eher wie ein Morsezeichen. Daraufhin steht Andy auf und läuft stocksteif zur Tür. Wer könnte das sein? Die Tür öffnet sich und ein recht hübscher Junge in Andys Alter betritt den Raum. Kaum ist dieser im Zimmer fangen er und Andy an, mit ihren Händen zu gestikulieren. Ich sitze immer noch auf dem Bett und spiele –Hans guck in die Luft-. Ist der Andere etwa auch Stumm? Der Fremde kommt auf mich zu und mustert mich. Daraufhin ernte ich einen finsteren Blick und versteh die Welt nicht mehr. „Andy soll ich gehen?“ Ist das einzige dass ich herausbekomme. Andy kneift dem anderen Jungen in den Arm. Anscheinend findet er sein Verhalten nicht ganz angemessen. Andy wendet sich noch einmal seinem Zettel zu und ich bekomme ihn zu lesen. [Das ist Steve, er will Uni machen, ich habe vergessen dass er vorbeikommen wollte.] Ich nicke nur. „Ist schon gut, wir sehen uns ein anderes Mal, okay?“ Meine Antwort scheint Andy nicht ganz zu gefallen. Denn er zerknautscht den Zettel und schaut böse zu der Person an der Tür. Ich entreiße Andy das Stück Papier. „Schon gut!“ Ich wuschle ihm durch seine blonde Mähne und nehme mir auch den Stift aus seiner Hand. Ich notiere meine Handynummer auf eine freie Ecke. „Ruf mich an wenn du Zeit hast!“ Sage ich mit sanfter Stimme und wende mich ab um zu gehen. Ich möchte Andy keinen Ärger bereiten. Steve macht mir Platz zum Gehen. Ich drehe mich noch einmal zu Andy herum. „Ich hoffe du lässt mich nicht so lange warten!“ Darauf zwinkere ich ihn an und verlasse das Zimmer. Andy steht wie ein Trottel im Zimmer und scheint sich zusammen zu reißen mir nicht nachzugehen. Aber ich denke, es ist der Richtige Zeitpunkt erst mal alles zu verarbeiten. Als ich den Gang entlanglaufe, erwische ich mich dabei, breit zu lächeln wie unter Drogen. Wieso finde ich ihn nur so interessant. Sonst bin ich nicht der Typ, der gerne auf seinen Spaß wartet. Aber ich werde das Gefühl nicht los, dass es sich diesmal lohnt zu warten. Wer weiß, was noch in diesem kleinen Bengel steckt. Was die Zukunft bringt weiß ich nicht, und Zeichensprache kann ich auch nicht, aber manchmal…braucht Liebe keine Worte. Ich biege in den Zwischengang der Wohnheime ein. Meine Gedanken kreisen um Andy und mich als ein Schatten vor mir auftaucht. Meine Nase weiß immer zuerst wer es ist. „Guten Abend Dean!“ „Hi Sam, was willst du?“ Diese miese Schlange scheint mich doch zu stalken, langsam finde ich das nicht mehr lustig! „Ich bin so unglücklich, dass ich heute so schlecht abgeschnitten habe!“ „Und was geht mich das an?“ Ihr Augenklimpern mit viel zu viel Liedschatten beeindruckt mich gar nicht. „Ich dacht du könntest mich trösten, oder deinen Frust abbauen…du weißt schon!“ Sam ist so dreist, das es mir den Schwanz nach innen stülpt. „Nein Danke, geh doch zu Kevin oder Phillip.“ Ich hoffe sie nimmt den Köder und geht einfach. Doch sie drängt sich mir weiter auf. Ihre Arme häkeln sich in meine Armbeuge. „Ich tue alles was du willst, nur eine Nacht!“ Ich glaub ich hör nicht richtig. Ich reiße mich von ihr los. „Vergiss es Sam, ich hab kein Bock auf dich, raffs endlich!“ Außerdem bin ich schwul! Aber das darf, vor allem nicht jemand wie sie wissen. Mit ihren Kontakten wüsste es morgen die ganze Schule, was meinen Alltag unnötig erschweren würde. Ich knirsche mit den Zähnen. „Du bist echt Fies, aber ich stehe auf Badboys!“ Ich steige die ersten Treppenstufen empor und versuche sie zu ignorieren. Doch sie lässt nicht locker und ruft mir nach. „Du weißt, dass wir füreinander bestimmt sind, irgendwann musst du das akzeptieren Deani!“ Jetzt ist mir noch schlechter. Ich weiß schon warum ich -außer Steffi- Frauen hasse! Ich laufe die Treppe weiter nach oben und hoffe sie folgt mir nicht. Kurz darauf höre ich ein leises Wimmern. Es ist mir egal ob sie heult. Für sie ist kein Platz in meinem Herzen. Jemand anderes scheint sich jedoch langsam dort einzunisten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)