Schmiedeglut von Nhaundar ================================================================================ Kapitel 6: Badehausgäste ------------------------ SEVERIN Der riesige Raum in dem das eigentliche Badebecken war, war von Wasserdampf erfüllt, mit Säulen in einigen Abständen abgestützt und mit vielen Pflanzen und Gesteinsformationen ausgestattet, die wohl eine natürliche Umgebung darstellen sollten. Ich ließ mich neben Reykdal in das hüfthohe Wasser gleiten. Unser 'Abteil' bestand aus einer größeren Nische, die mit einem Felsen vom Rest abgegrenzt war. Man konnte jedoch über einen schmalen Zugang ins große Becken gelangen und aus einigen Winkeln konnte man auch Blicke in andere Abteile erhaschen, wenn der Wasserdampf sich etwas lichtete. Das Handtuch hatte ich auf einen Stein abgelegt und ich machte es mir auf dem Sims bequem der am Rand des Beckens, jedoch unter Wasser verlief und zum Sitzen einlud. Die ganze Zeit über spürte ich die Blicke des Schmiedes förmlich auf mir. Offenbar hatte ich durchaus einige Sachen richtig gemacht. Auch wenn ich noch immer etwas an mir zweifelte. Was ich eigentlich nicht sollte. Nicht nach den Kommentaren seitens Reykdal und seinen fast schon gierigen Blicken. Immer wieder versuchte ich diese zu ignorieren und wich ihnen aus. Seine braunen Augen konnten sehr bohrend sein. Das Wasser war warm, aber nicht zu warm, sehr entspannend. Andere Leute hatte ich noch nicht gesehen, sah man von den Bediensteten ab. Jetzt glitt mein Blick auch zu dem Tablett, dass auf einem kleinen Tisch am Beckenrand stand. Darauf befanden sich zwei Kristallgläser und eine Karaffe voller Rotwein. „Möchtest du etwas?“, hakte ich leicht zu ihm sehend nach und er nickte lächelnd. „Ja, gern.“, meinte er und sein Grinsen wurde dreckiger, als ich mit einem Blick zum Tablett realisierte, dass ich etwas aus dem Wasser musste, um die Gläser zu füllen. Keine kluge Positionierung, weder für das Tablett noch für mich. Besonders Letzteres gefiel Reykdal deutlich. An sich war es vielleicht keine dumme Positionierung, zumindest nicht für das Tablett mit dem Wein, immerhin sollte der ja nicht unbedingt in warmen Wasser stehen. Wer mochte schon warmen Wein, wenn Hochsommer war? Und wer sagte eigentlich, dass ich mir nicht einfach schnell das Handtuch umbinden konnte? Reykdals Blicke natürlich und ich kam irgendwie nicht umhin ihn doch etwas zu reizen zu wollen, auch wenn die schüchterne Seite von mir aufschrie und sich weigerte dem nach zu geben. Nach einem kurzen Ringen um die Vorherrschaft musste sie jedoch deutlich zurückweichen, denn sie hatte den Kürzeren gezogen. Ich wollte ja etwas forscher sein und nicht so schüchtern und abgesehen von Reykdal war niemand hier. Einmal noch blickte ich zu ihm um ihn genauer ins Auge zu fassen. Er wirkte sehr entspannt und schmunzelte mir beinahe schon frech entgegen. Er ahnte wohl genau, was in mir vor ging. Seine nassen Haare hingen ihm wirr ins Gesicht und über die Schultern und ringelten sich im Wasser. Die roten Bartstoppeln waren voller Wassertropfen und ich riss meinen Blick von ihm los, bevor ich tiefer wanderte. Das half nicht wirklich dabei mich ruhiger und entschlossener wirken zu lassen, als ich es eigentlich war. Also schob ich mich nach einem weiteren Moment wieder etwas aus dem Becken. Ich versuchte eleganter zu wirken als ich eigentlich war. Das konnte ja nur in die nicht vorhandene Hose gehen... REYKDAL Ich konnte mir ein Schmunzeln einfach nicht verkneifen, als ich zustimmte und dabei zusehen konnte wie Severin darüber nachdachte die Situation zu lösen in die er sich gebracht hatte. Eigentlich hatte ich nur darauf gewartet... Natürlich hätte ich irgendwann die Initiative ergriffen, wenn er sich nicht getraut hätte zu fragen. Aber er überwand sich tatsächlich, warf mir nur einen kurzen Blick zu und dann konnte ich seine knackige Kehrseite bewundern. Sein runder Hintern war wirklich sehr nett anzusehen, um es kurz auszudrücken. Seine helle Haut wirkte ziemlich gut im Kontrast zu seinen dunklen Haaren, die sich über seinen Rücken kringelten. Unwirsch warf er die nassen Strähnen nach hinten und ich kniff kurz ein Auge zusammen, als ich ein paar Wasserspritzer abbekam. Ganz so elegant wirkte es nicht, eher so, als versuchte er sich fest zuhalten, um auf dem überall vom Wasser glitschigen Gestein nicht zu rutschen. Unbemerkt von ihm schob ich mich näher in seine Richtung, irgendwie ahnte ich, dass das nicht unbedingt gut ausgehen würde. Allerdings fing er sich wieder, hob sich ganz aus dem Wasser und drehte sich nun beinahe triumphierend zu mir herum. Als wolle er mir sagen: 'Siehst du, ich habs getan, obwohl ich eigentlich zu schüchtern dafür bin!' Es war ein durchaus niedlicher Anblick, wie er so von oben herab auf mich hinab sah. Seine grauen Augen funkelten leicht dabei und ich konnte nicht anders als nun breit zu Grinsen. „Brauchst nicht so auf mich hinab zu schauen. Ich weiß, dass du gut aussiehst und Dinge schaffst, die ich nicht auf die gleiche Art erledigen könnte.“, meinte ich nur neckend und musste mir ein Lachen verkneifen, als er augenblicklich etwas in sich zusammensackte und rot wurde. „Du könntest dir ruhig etwas von meiner Zurückhaltung nehmen.“, entgegnete er mit mit einem trotzigen Blick und füllte die beiden Kristallgläser mit dem dunklen Rotwein, der ein fruchtiges Aroma verbreitete. „Nah. Lieber nicht, dann hätte ich nicht die Dreistigkeit die Aussicht ungeniert zu genießen.“, konterte ich und nahm noch immer grinsend die beiden Gläser entgegen, die mir Severin reichte, bevor er beinahe zu hastig, für meinen Geschmack, wieder ins Wasser kletterte. Sicher es gab hier auch Treppen. Dazu musste man aber in den größeren Gemeinschaftsbereich und diese Zweisamkeit war doch viel angenehmer. SEVERIN Leise seufzte ich auf, als ich endlich wieder im Wasser saß, die Wärme genoss und das Glas Wein von Reykdal entgegen nahm, um einen kleinen Schluck davon zu trinken. Er war süß, mit einer herben Note im Nachgang. Und überaus fruchtig. Ein guter Wein wie ich fand. Und seinen stolzen Preis wert. Nicht dass ich ein Kenner von Weinen war. Das hier war überhaupt mein Erster, der diese Bezeichnung auch verdiente. In Windtal gab es zwar eine kleine Kelterei, aber die war bei Weitem nicht so gut. Und auch nicht so gut was den Alkohol betraf, der sich in der roten Flüssigkeit befinden musste. Kaum einige Momente später spürte ich förmlich, wie der Alkohol durch meinen Körper floss. Machte meine Glieder schwer und meinen Kopf etwas leichter. Ich lächelte Reykdal entgegen und versuchte die Wirkung zu ignorieren. „Ein sehr guter Wein. Der Beste, den ich je getrunken habe.“, gestand ich ihm und er nickte. Ließ mich nach wie vor nicht aus den Augen und nahm selbst einen Schluck von seinem Wein. „Der ist gut. Verträgst du Alkohol?“, hakte er auch gleich nach und ich fasste mir unwillkürlich mit der freien Hand an die Wange. „Sieht man das so deutlich?“, hakte ich zögerlich nach und Reykdal legte einen Arm um meine Schultern, zog mich etwas an sich heran, so dass wir dicht an dicht beieinander auf dem Sitzpodest hockten. „Ja und das steht dir gut. Aber übertreiben wollen wir es heute nicht?“, meinte der Rothaarige und ich nickte leicht, rechnete es ihm insgeheim hoch an, dass er das sagte und wohl auch Acht darauf geben würde. Die Berichte über ihn waren wohl nicht aus der Luft gegriffen. Er war ein ehrlicher Mann und schien es auch genauso zu meinen. REYKDAL Severin wirkte so unschuldig. Dabei war er bestimmt schon... wie alt eigentlich? „Wie alt bist du eigentlich?“, hakte ich dann auch direkt nach. Ich wollte noch so einiges über ihn in Erfahrung bringen und die Situation bot sich doch gut dafür an. „23... etwas alt um bei jemandem in die Lehre zu gehen... aber ich musste mir meinen Start hier erst erarbeiten. Und du?“, ergriff er auch sogleich die Gelegenheit und entspannte sich etwas, nachdem er eine kleine Ewigkeit angespannt neben mir gesessen hatte. Im Moment hatte ich nichts Unanständiges vor. Ich musste tatsächlich kurz überlegen, als er mir die eigentlich recht simple Gegenfrage stellte. Aber meine Geburtstage waren lediglich Tage wie ein jeder anderer auch und ich mochte es nicht so im Mittelpunkt zu stehen, auch wenn zumindest Arndt und Hilde mich immer zum Essen einluden. „27, wenn ich mich nicht verrechnet habe.“, erwiderte ich und Severin sah mich etwas überrascht an. „Hast du keinen der dich daran erinnert, wie 'alt' du nun geworden bist um darauf hinzuweisen, dass du doch noch nichts erreicht hast?“, meinte Severin und biss sich dann auf die Unterlippe. „Tut mir leid. Meine Eltern haben das immer gern gemacht. Ich denke deine tun das nicht... ich wollte nicht von mir auf dich schließen.“, nuschelte er zum Ende hin und nahm peinlich berührt einen Schluck von seinem Wein. Dieser machte ihn offenbar etwas redseliger. Ein netter Nebeneffekt. „Ist schon gut. Und nein, nicht mehr. Sie sind beide schon lange fort. Mein Vater hat mich mehr oder minder großgezogen, als meine Mutter ihn verlassen hat.“, ich zuckte dabei leicht mit den Schultern. Es war schon einige Jahre her. Das mit meiner Mutter, als auch der Tod meines Vaters. Sein Blick war durchaus etwas mitleidig. Ich mochte das nicht, aber den Wenigsten konnte man diese Reaktion wirklich verübeln. Man fühlte mitunter einfach etwas mit, wenn jemand so etwas erzählte. „Man lernt damit zu leben.“, meinte ich dann und versuchte mit einem Lächeln die trübsinnige Stimmung zu vertreiben. Gerade als Severin zu einer Antwort ansetzen wollte zerschellte Glas etwas weiter entfernt auf dem steinernen Boden. Das Geräusch war unverkennbar. Kaum später ertönte eine aufgebrachte, weibliche Stimme. „Ich habe ausdrücklich einen privaten Abteil für mich bestellt! Und jetzt muss ich sehen, dass Ihr ihn einfach vermietet habt?!“, die Stimme war laut, wirkte durchdringend, aber definitiv nicht hysterisch oder gar kreischend. Aber diese plötzliche Unterbrechung der doch eigentlich recht angenehmen Ruhe ließ Reykdal die Ohren spitzen. Auch Severin richtete seine Aufmerksamkeit in die Richtung aus der die Stimme kam. „Es tut mir leid, Mylady... es muss sich um ein Missverständnis handeln...“, versuchte sich der Bedienstete heraus zu reden, wurde jedoch unterbrochen, als er weitere Rechtfertigungen hervor bringen wollte. „Das kann durchaus sein, das will ich nicht bestreiten. Jedoch spricht das nicht für Euer Etablissement. Ich habe gutes Geld bezahlt und werde dann mit zwei älteren, notgeilen Männern in ein Privatabteil geordert? Seid froh, dass ich meine Mittel und Wege habe mit solch einem Abschaum klar zu kommen! Offenbar hielten sie mich für die weibliche Unterhaltung die sie bestellt hatten. Also wirklich, dass ist mir noch nie unter gekommen! Habt Ihr mir eine Entschädigung anzubieten?“, redete sie lautstark weiter, sicher um den Druck auf das Badehaus und den Angestellten zu erhöhen... allerdings war das wirklich schon ein hartes Stück, was da wohl abgelaufen sein musste. Jemanden einfach so zu verwechseln? „Ich … ich....“, der Angestellte wirkte ratlos und ich war gespannt auf die Auflösung, als sich Severin neben mir erhob, das Weinglas beiseite stellte und aus dem Becken kletterte. Etwas irritiert blickte ich ihm nach und sah dabei zu, wie er sich das Handtuch umband. „Was hast du vor?“, hakte ich nach. „Wirst du sehen.“, meinte er nur und lächelte leicht. „Komm mit.“ SEVERIN Diese Unruhe war nicht wirklich das was ich mir für den Abend gewünscht hatte. Und es schien auch nicht, als ob es wirklich bald zu einer Klärung käme, da der Bedienstete überfordert schien. Vielleicht war es auch der Alkohol, der mir viel zu leicht zu Kopf stieg. Ich warf Reykdal noch einen kurzen Blick zu. Er hatte sich ebenfalls aus dem Becken bequemt und sich sein Handtuch umgebunden. Nun lief er mir mit platschenden Geräuschen, dank nackter Füße auf Steinboden, hinter mit her. Ich ging zielstrebig um das Becken herum. Nun konnte ich auch andere Gäste ausmachen die interessiert dem lauten Gespräch folgten. Generell bestanden die Gäste vorrangig aus Männern. Je näher ich der Szene kam, desto deutlicher traten die beiden Personen aus dem Wasserdampf hervor. „Ich hätte eine Lösung für Euer Problem.“, begann ich und hielt dann bei den beiden Inne. Einige Gäste hatten sich schon in Blickweite gescharrt, was ich ihnen nicht wirklich verübeln konnte. Die Frau – in ein Handtuch gehüllt, dass über ihren Brüsten zusammengebunden war – hatte eine Ausstrahlung die ganze Heere von Männern in ihren Bann gezogen hätte. Sie blicke mich aus noch immer aufgebracht funkelnden, grünen Augen an. Ihre Haare waren lang und ringelten sich, feucht vom Wasserdampf, auf ihrer blassen, makellosen Haut. Sie hatten eine sehr merkwürdige Farbgebung. Sie waren eigentlich schwarz, aber irgendwie auch nicht, je nach Licht wirkten sie grau oder gar blau. Ich biss mir auf die Unterlippe, um meine Musterung zu unterbrechen, gerade als Reykdal neben mich trat. Ich kam nicht umhin einen kurzen Blick zu ihm zu werfen. Sein eigener klebte an der Frau und musterte sie ungeniert. Auch der Blick der Frau glitt über ihn, bevor er wieder zu mir wanderte. „Und die Lösung wäre?“, fragte sie nach, da ich noch immer nicht begonnen hatte die Situation aufzulösen. „Ihr bekommt unser Abteil, Mylady. Es ist nicht gänzlich privat, aber wohl besser als die geschilderte Situation.“, begann ich und blickte zu Reykdal, der gerade empörend den Mund aufmachen wollte. „Dafür.....“, begann ich lauter, um Reykdal zu unterbrechen: „... bekommen wir unser Geld erlassen. Immerhin gehen wir dann in den öffentlichen Bereich und Mylady bekommt natürlich ebenfalls Ihr Gold zurück und einen hoffentlich entspannteren Abend in etwas privaterer Atmosphäre.“, schloss ich schließlich. Mein Blick lag auf der Frau, die mich noch immer durchdringend musterte. Das wurde langsam unangenehm. „Lady Valeyna.“, informierte sie mich und lächelte dann tatsächlich. Dann blickte sie zu dem Bediensteten. „Ähm... ja, sofort... es wird alles in die Wege geleitet... das Abteil...“, sie unterbrach den Mann mit einer Geste. „Die beiden Herrschaften zeigen es mir sicherlich. Und nun geht. Kümmert Euch diesmal besser um Eure Kundschaft.“, dann blickte sie dem davon huschenden Mann nach, bevor sie ihre Aufmerksamkeit nun uns beiden zuwandte. „Und Ihr seid?“, hakte sie nun deutlich besänftigter nach und blickte abwechselnd uns beide an. Ich blickte kurz zu Reykdal der nicht glücklich schien, das private Abteil aufgeben zu müssen. „Severin.“, sagte ich und lächelte schwach. „Reykdal.“, brummelte nun der Schmied seinerseits und schenkte mir einen kurzen prüfenden Blick. „Dann zeige ich mal den Weg.“, meinte Reykdal und ging voraus. Ich folgte ihm etwas später, wurde dann aber am Handgelenk zurück gehalten. „Ihr habt eine sehr interessante Ausstrahlung. Vielleicht solltet Ihr bei einem der Machtdeuter vorbei schauen.“, meinte sie und ihr bohrender Blick, aus dunkelgrünen Augen, fühlte sich sehr unangenehm an. Besonders als ich langsam begriff, was sie da gerade gesagt hatte. Sie ließ mein Handgelenk los. „Wir sehen uns sicher nicht das letzte Mal. Jetzt lässt Euren Freund nicht warten.“, meinte sie und lächelte mir beinahe schelmisch zu. Langsam setzte ich mich in Bewegung. Meine Gedanken schnellten durch meinen Kopf, ich konnte kaum einen Klaren fassen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)