Alvia Defense Organisation (Arbeitstitel!) von Darkphoenix92 ================================================================================ Kapitel 3: Elementarwesen ------------------------- Das Wohnheim war einem kleinen Hotel nicht ganz unähnlich! Das Erdgeschoss bestand aus einer Art Eingangshalle, in der ein Tresen, wie schon in der ADO-Zentrale stand und von dem aus uns eine weitere Elfe freundlich begrüßte. Sie war offensichtlich für die Aufsicht von uns Novizen zuständig und auch diejenige, von der wir unsere Zimmerschlüssel bekamen. Von hier aus gelangte man in zwei weitere Räume, wovon einer ein Gemeinschaftsraum und der Andere die Küche war, von der Ameya schon gesprochen hatte. Wir nahmen uns vor diese Räume später genauer unter die Lupe zu nehmen und stiegen die Treppe empor, die in die nächsten Stockwerke führte, in denen die einzelnen Zimmer lagen. Mein Zimmer, sowie das von Alizee, lag im ersten Stockwerk, während Tess mit Alex ins Zweite musste. Also trennten wir uns voneinander und begaben uns jeweils zu unseren Zimmern. Als ich meines betrat, fand ich mich in einem kleinen, hell-orangefarbenen Raum wieder, in dem ein Bett, ein Kleiderschrank und ein Schreibtisch Platz gefunden hatten. Von dem Fenster aus, vor dem der Schreibtisch stand, hatte ich einen guten Blick auf den hinteren Teil des Akademiegeländes, wo ich auch das Schulgebäude mit angrenzendem Speisesaal erkennen konnte. Auf dem Schreibtisch lag bereits das ganze Schulzeug, was ich benötigte und auch ein kleiner Fernseher nahm ein wenig Platz ein. Meine ganzen Taschen, die bis vor kurzem noch in Aarons Auto lagen, hatte irgendjemand auf dem Bett verfrachtet, zudem ich nun, nachdem ich mich ausgiebig in meinem Zimmer und dem dazugehörigem, winzigen Bad umgesehen hatte, ging und damit begann diese auszuräumen. Ich hatte gerade meinen letzten Kapuzenpullover in den Kleiderschrank geräumt, als es an meiner Tür klopfte und Tess hereinspaziert kam. „Na? Schon fertig mit auspacken?“ fragte sie mich, während sie sich auf mein Bett fallen ließ. „Jetzt ja!“ Ich warf die leeren Taschen auf meinen Kleiderschrank und nahm neben ihr Platz. „Wo hast du denn unsere neuen Freunde gelassen? Ich hatte eigentlich damit gerechnet, dass sie nachwievor an dir kleben!“ „Sie sind noch lange nicht fertig mit auspacken. Ich glaube, dass dauert noch ein Weilchen bei den Beiden, bei der Menge an Klamotten, die sie dabei haben...“ „Wie kann eine einzelne Person nur solche Unmengen an Klamotten besitzen? Ich hab das noch nie verstanden...“ „Tja, sie sind halt typische Mädchen. Nicht so wie wir...“ sagte Tess lachend. „Aber irgendwie sind sie mir auch sympathisch.“ „Na zumindest haben sie nicht solche Vorurteile uns gegenüber, wie die Anderen! Das ist schon mal ein Pluspunkt.“ Ich atmete kurz tief ein und streckte mich ausgiebig, ehe ich weiter sprach. „Willst du da jetzt noch auf die Beiden warten oder wollen wir gleich in den Speisesaal gehen? Ich bekomme allmählich Hunger...“ „Wir können uns ja schon mal auf den Weg machen. Aber lass uns ihnen noch schnell Bescheid sagen, nicht, dass sie uns dann suchen!“ Gesagt, getan! Nachdem wir Alex und Alizee also Bescheid gegeben hatten, machten wir uns gemeinsam auf den Weg zum Speisesaal. Wie ich schon von meinem Zimmer aus gesehen hatte, grenzte dieser direkt an das Schulgebäude an. Dies waren wohl die ältesten Gebäude auf dem ganzen Gelände, zumindest wirkte es so durch ihre graue Fassade und den Efeuranken, die sich an einigen Stellen nach oben schlängelten. Allerdings täuschte auch hier das Äussere wieder, genau wie bei der Halle, denn als wir den Speisesaal betraten fanden wir uns in einem großen, hellen Raum wieder, welcher mit Tischen und Stühlen vollgestellt war und in dem es bereits von Novizen nur so wimmelte. Rechts von uns erstreckte sich eine lange Theke, an der die ganzen verschiedenen Speisen aufgetischt worden waren, sodass sich jeder das nehmen konnte, was er wollte. In der Mitte des Raumes stand die große Statue eines Phönix´, dem Wappentier unseren Landes. Er hatte den Kopf in die Höhe gestreckt und wirkte sehr anmutig wenn nicht gar majestätisch. Teresa und ich begaben uns sofort zu der Theke und nahmen uns jeweils einen Teller zur Hand, ehe wir uns auf die verschiedenen Speisen stürzten. Hier gab es wirklich so ziemlich alles! Von normalem Brot und Brötchen bis hin zu warmen Gerichten, wie Chili con Carne oder Lasagne. Ein Teil der Theke bestand sogar aus einem riesigen Salatbuffett, welches, wie mir auffiel, recht beliebt war. Es war dermaßen viel Auswahl vorhanden, dass wir uns kurzzeitig gar nicht entscheiden konnten, was wir essen sollten. Schließlich jedoch entschied ich mich für einen vollen Teller Lasagne, während Tess Chili con Carne sowie einen gemischten Salat mit allerhand Dressing probierte. Mit unseren vollen Tellern in der Hand gingen wir anschließend zu einem freien Tisch, der ein wenig von der Theke entfernt direkt bei einem der großen Fenstern stand und ließen uns dort nieder. Da keine von uns an diesem Tag sonderlich viel gegessen hatte vor Aufregung und wir beide beinahe ausgehungert waren, dauerte es auch nicht all zu lange, bis unsere Teller wieder leer waren. Richtig satt war ich allerdings noch nicht, weswegen ich noch einmal zur Theke ging um mir noch einen verdammt lecker aussehenden Schokoladenpudding zu holen. Als ich wieder zurück zu unserem Tisch gehen wollte, fiel mir plötzlich auf, dass Teresa nicht mehr allein war. Ich hatte ja damit gerechnet, dass Alizee und Alex bald zu uns stoßen würden, doch es waren nicht die Beiden, die ich bei Teresa entdeckte, sondern ein schlacksiger Junge in unserem Alter. Mit skeptischem Blick wurde ich ein wenig langsamer und musterte ihn von der Ferne. Er wirkte auf mich ein wenig... nun ja... merkwürdig! Seine glatten, braunen Haare klebten regelrecht an seinem Schädel und seine hellbraunen Augen blickten durch eine dicke Hornbrille direkt zu meiner besten Freundin. Seine Kleidung bestand ausschließlich aus karierten, in Rottönen gehalten Sachen, was ihn ein wenig wie einen Nerd wirken ließ. Zudem saß er stocksteif auf dem Stuhl, der Tess gegenüberstand, was mich dazu brachte eine Augenbraue nach oben zu ziehen. Diese Haltung konnte auf Dauer unmöglich bequem sein... Ohne zu bemerken, dass ich mich näherte, redete der Typ auf Tess ein, welche ein wenig ungehalten aussah. Erst als ich meine Schüssel voll Pudding auf den Tisch stellte und mich auf den Stuhl neben ihr fallen ließ, verstummte er und wandte seinen Blick mir zu. „Ah! Du musst der Dhampir sein, von dem alle reden!“ sagte er in großkotzigem Ton zu mir, was mich dazu brachte meine Augen ein wenig zu verengen. „Ja, allerdings! Und ich bevorzuge es bei meinem Namen genannt zu werden, der im übrigen Maya lautet!“ knurrte ich ihm zu und verschränkte die Arme vor der Brust. „Und wer bist du?“ „Izzy Tassorosso ist mein Name! Ich bin der Enkel vom großen Thomas Tassorosso! Nicht, dass du je von ihm gehört hättest...“ „Nein, allerdings! Von dem habe ich noch nie gehört!“ Ich wandte meinen Blick Teresa zu.. „Hast du schon mal von dem gehört?“ Tess nickte. „Ja... Mein Vater hat mal was erzählt...“ „Natürlich hat er das!“ rief Izzy und reckte sein Kinn in die Höhe. Er war also nicht nur merkwürdig sondern auch noch verdammt hochnäsig und großkotzig! „Die Taten meines Großvaters waren Heldentaten!“ „Aha...“ erwiderte ich gelangweilt. „Und was willst du von uns?“ „Von dir will ich gar nichts!“ Izzys Blick wurde immer abschätziger. „Ich möchte mich mit Teresa unterhalten! Wenn du uns also entschuldigen würdest...“ Ich tötete Izzy mit meinem Blick, erwähnte jedoch nichts mehr sondern begann meinen Pudding zu essen, während er sich wieder an Tess wandte. Diese stieß einen leisen Seufzer aus. „Was ich dir also sagen wollte, bevor wir unterbrochen wurden... Ich würde dich wirklich gerne ein wenig näher kennen lernen! Mein Großvater ist von deinem Vater sehr angetan und ich bin mir sicher, dass es umgekehrt genauso ist. Dein Vater wäre bestimmt froh darüber, wenn du dich mit jemandem wie mir abgibst anstatt mit einem Halbwesen wie.... naja.... ihr!“ Er nickte kurz in meine Richtung. „Wie bitte?“ Ich ließ den Löffel fallen und wollte soeben von meinem Stuhl aufspringen, doch Teresa hielt mich am Arm fest und schüttelte kurz ihren Kopf. Dann wandte sie sich wieder an Izzy. „Du willst mich näher kennen lernen und das Erste was du tust ist meine beste Freundin beleidigen?“ fragte sie, ebenfalls verärgert. „Ich habe sie nicht beleidigt!“ verteidigte Izzy sich. „Sie ist doch ein Halbwesen! Und mal unter uns... Die Tochter eines Herrschers sollte besser Freunde haben! Angesehenere Freunde! Ich bin mir sicher, dass dein Vater ebenfalls dieser Meinung ist.“ „Ich kann dir versichern, dass er das nicht ist! Und selbst wenn er es wäre, wäre es mir egal! Es ist mein Leben und ich kann befreundet sein, mit wem ich will!“ „Du wirst deine Meinung bestimmt ändern, sobald du mich näher kennengelernt hast!“ „Bestimmt nicht! Und ich habe, um ehrlich zu sein, auch kein Interesse daran, dich näher kennen zu lernen! Wenn du uns also bitte wieder allein lassen könntest? Wir wollen in Ruhe essen!“ Izzy sah aus, als hätte er eine Ohrfeige bekommen. Mit vollkommen verdutztem Blick und großen Augen sah er Tess an, welche wieder damit begonnen hatte, ihren Salat zu essen. Allerdings machte er keine Anstalten einfach zu verschwinden. Im Gegenteil, nun wandte er sich wieder an mich! „Da hast du sie ja schön beeinflusst...“ knurrte er mich an. Ich stieß ein kurzes Lachen aus. „Beeinflusst? Ich? Haha, der war gut!“ Meine Reaktion sorgte dafür, dass er noch ein wenig wütender wurde. „Sicher! Und mich würde mal interessieren, was du getan hast, damit sich die Tochter des mächtigsten Mannes von Alvia mit einem Halbwesen wie dir anfreundet!“ „Das kann ich dir verraten!“ Ich beugte mich ein wenig nach vorn, den Blick unverwandt auf Izzy gerichtet und mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht. „Ich war einfach kein Arschloch!“ Leise lachend lehnte ich mich wieder nach hinten und stopfte mir einen weiteren Löffel voll Pudding in den Mund. Izzy betrachtete mich weiterhin mit einem todbringendem Blick, sagte jedoch nichts mehr. „Würdest du jetzt bitte verschwinden?“ ertönte nun wieder Tess´ Stimme, noch ein wenig genervter. „Nein, werde ich nicht! Ich-“ Doch Izzy kam nicht dazu zu erklären, warum er partout nicht verschwinden wollte, denn genau in diesem Moment unterbrach ihn eine weitere Stimme. „Ist alles in Ordnung bei euch?“ Tess, Izzy und ich wandten unsere Köpfte nach links und blickten geradewegs in die fragenden Blicke von Alizee und Alex, welche mit vollen Tellern vor unserem Tisch standen und uns der Reihe nach ansahen. „Hey! Da seid ihr ja endlich!“ rief Tess fröhlich und erleichtert zugleich. „Ich hab schon gedacht, ihr wollt nichts mehr essen.“ „Doch, doch!“ erwiderte Alex und stellte ihren Teller ab, ebenso wie Alizee. „Wir hatten nur ein bisschen mit der Unterbringung unserer Sachen zu kämpfen...“ Ihr Blick ging zu Izzy, welcher die Beiden eingehend musterte. „Und wer bist du?“ „Mein Name ist Izzy Tassorosso!“ stellte sich der Nerd abermals vor. „Und ihr seid Alizee Adams und Alexandra Catherine Rose, richtig?“ Alex verzog ihr Gesicht, doch Alizee sah Izzy erstaunt an. „Kann mich nicht entsinnen dich schon mal gesehen zu haben... Woher kennst du unsere Namen?“ fragte sie ihn neugierig. „Ich habe mich vor Beginn der Ausbildung über jedes Team erkundigt und kenne jeden, der bei der ADO arbeitet, ob nun Novize oder normaler Krieger!“ antwortete er ihr. „Wieso?“ „Man sollte immer gut vorbereitet sein!“ Alizee sah nun Tess und mich mit hochgezogenen Augenbrauen an, doch wir schüttelten nur die Köpfe. Dieser Typ war verrückt! Eindeutig! „Und was willst du hier?“ fragte nun wieder Alex mit zutiefst skeptischem Blick. „Ich-“ „Er wollte gerade gehen!“ unterbrach Tess ihn mit entnervtem Blick. „Nein, wollte ich nicht!“ sagte Izzy. „Ich wollte mich in Ruhe mit Teresa unterhalten und sie näher kennenlernen, aber der Dhampir hier hat sie dermaßen beeinflusst, dass sie nicht mehr weiß, was gut für sie ist!“ „Der Dhampir hat immer noch einen Namen!“ knurrte nun wieder ich. „Und Teresa weiß sehr wohl was gut für sie ist, deswegen sollst du ja auch wieder gehen!“ „Wenn sie es wüsste, würde sie eine Versagerin wie dich einfach in den Wind schießen!“ „Hey!“ Alex und Alizee stemmten ihre Hände in die Hüfte und sahen Izzy von oben herab wütend an. „Noch einmal so einen Spruch und du kannst was erleben!“ „Ihr seid auch mit ihr befreundet?“ „Wieso nicht? Nur weil sie ein Dhampir ist?“ fragte Alex gereizt. „Ja! Sie ist zur Hälfte Mensch und somit vollkommen schwach! Es ist ein Wunder, dass ein Dhampir zu uns Übernatürlichen zählt und noch dazu an ein Element gebunden ist. Sie hat in unserem Land nichts zu suchen!“ „Gott, bist du ein Arsch! Nur weil sie zur Hälfte Mensch ist, heißt das doch nicht, dass sie auch ein Schwächling ist!“ „Natürlich heißt es das! Menschen sind schwach und sie besitzt Menschenblut. Sie sollte sich dorthin begeben, wo sie hingehört – ins Menschenreich!“ „Wenn ich so schwach wäre, wie du glaubst, warum bin ich dann in einem ADO-Team?“ fragte nun wieder ich. Izzy zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung! Ich habe mich auch gefragt, wie dumm ein Teamleiter doch sein muss, um ein Halbwesen aufzunehmen!“ Die Reaktion die auf diesen fatalen Satz folgte, kam so plötzlich und so laut, dass wirklich jeder im Speisesaal zusammen zuckte und zu uns sah. Izzy hatte das letzte Wort gerade erst ausgesprochen, da hatte Alizee ihn auch schon am Kragen gepackt und so ruckartig vom Stuhl gezogen, dass dieser gar nicht reagieren konnte. „HAST DU MEINEN BRUDER GERADE ALS DUMM BEZEICHNET?“ schrie sie den Nerd an, mit wutrotem Gesicht und mörderischem Gesichtsausdruck. „Du widerwärtiges Etwas!“ Sie nahm die rechte Hand von ihm und ballte sie zur Faust, doch ehe sie auch nur dazu kam, Izzy einen Schlag zu verpassen, hatten Alex und Tess, welche sich, genau wie ich, erhoben hatte, sie bereits von ihm weggezogen. „Alizee! Beruhige dich!“ redete Alex auf ihre Freundin ein, doch Alizee dachte gar nicht daran sich zu beruhigen. Sie kämpfte gegen Alex und Tess an, bereit, sich auf Izzy zu stürzen, welcher sich nun auf seine Füße kämpfte. Erst jetzt fiel mir auf, dass er um einiges größer war, als wir alle! „Ihr habt doch alle einen Knall...“ murmelte er. „Verpiss dich einfach!“ rief Tess ihm nun entgegen und diesmal dachte Izzy gar nicht daran, zu widersprechen. Mit einem letzten vernichtenden Blick auf uns machte er auf dem Absatz kehrt und entfernte sich von unserem Tisch. Das allerdings beruhigte Alizee nicht im Geringsten. Alex und Tess mussten sie noch eine ganze Weile festhalten, ehe sie sie endlich loslassen konnte, ohne, dass sie Izzy hinter her rannte. Auch die Blicke der Anderen ruhten noch ein paar Minuten auf uns. Erst als sich Alizee, immer noch wütend, auf einen der Stühle fallen ließ und anfing aggressiv ihr Lasagnestück zu essen, wandten sie sich ab. „Dieser widerliche Wicht! Wenn der noch einmal sowas raushaut kann der was erleben!“ knurrte sie ihrem Essen zu. „Jetzt reg dich doch nicht so auf!“ sagte ich zu ihr und erntete sofort einen wütenden Blick. „Ich soll mich nicht aufregen? Der hat Joshy beleidigt! Wie soll ich da ruhig bleiben?“ „Er ist eben ein Arsch! Sich mit ihm zu prügeln bringt dir aber auch nur Ärger!“ sagte nun Tess. Alizee stieß ein wütendes Schnauben aus, erwiderte aber nichts weiter und erhob sich plötzlich wieder. „Wo willst du hin?“ fragte Alex alarmiert, bereit ebenfalls aufzuspringen. „Mir noch was zu Essen holen...“ brummte sie und marschierte wirklich geradewegs auf die Theke zu. Während sie weg war, wandte sich Alex wieder an uns. „Eines müsst ihr wissen! Wenn es um ihren Bruder geht, ist mit Alizee nicht zu spaßen!“ sagte sie leise und mit ernstem Blick zu uns. „Das haben wir gemerkt...“ murmelte ich. „Sie ist ja vollkommen ausgetickt...“ Alex nickte. „Sie liebt Josh über alles und würde sogar für ihn töten! Sie wohnt auch nicht mehr bei ihren Eltern zu Hause, wie es ja eigentlich sein sollte, sondern mit Josh hier in Darish und wann immer sie kann, ist sie bei ihm!“ „Wahnsinn... Wird ihm das denn nicht selber zu viel?“ fragte Tess. „Aber nein! Er hängt doch genauso an ihr, wie sie an ihm! Ihr hättet das vom letzten Jahr mal mitkriegen müssen! Ein Typ aus unserem Jahrgang war total verschossen in sie und wollte unbedingt mit ihr ausgehen. Und obwohl Alizee ihm mehrmals gesagt hatte, dass sie das nicht möchte, ließ er sie nicht in Ruhe. Es wurde wirklich lästig, bis Alizee es Josh erzählte und er ihn sich mal vorknöpfte...“ „Was hat er getan?“ fragte ich neugierig, doch Alex zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung! Aber seitdem kommt der Kerl ihr keinen Millimeter mehr zu nahe und ist total eingeschüchtert, wenn wir Kampftraining bei Josh haben.“ „Und das ist auch gut so!“ Ruckartig fuhren Tess, Alex und ich auseinander, als Alizees Stimme wieder ertönte. „Alizee! Du bist ja schon wieder da!“ rief Alex überrascht. „Was glaubst du, wo ich mein Essen hole? In Beor?“ fragte Alizee mit hochgezogener Augenbraue und ließ sich wieder auf ihren Stuhl fallen. „Nein... ähm... sorry, dass wir hinter deinem Rücken... naja...“ „Schon gut!“ unterbrach Alizee Alex. Sie schien sich mittlerweile wieder ein wenig beruhigt zu haben, denn sie wirkte längst nicht mehr so wütend, wie vorher. „Du hast ja nichts Schlimmes erzählt. Und es ist ja kein Geheimnis, dass ich meinen Bruder liebe. Wäre ja auch schlimm, wenn nicht....“ „Aber ist das nicht ein bisschen extrem?“ fragte ich sie. „Ich meine... Ihr wohnt ja sogar zusammen!“ Alizee bedachte mich mit einem langen Blick. „Du hast keine Geschwister, oder?“ Ich schüttelte meinen Kopf. „Nein. Aber ich kannte einige, die Geschwister haben und die hingen nicht so aneinander, wie du und Josh...“ Sie zuckte mit ihren Schultern und schob sich eine weitere Gabel Lasagne in den Mund. „Er war eben immer für mich da! Von Anfang an konnte ich mich auf ihn verlassen. Wenn ich Probleme hatte, zögerte er keine Sekunde und kam mir zu Hilfe und so war es auch umgekehrt... Und ich wohne auch nur mit ihm zusammen, weil er unbedingt nach Darish ziehen wollte und meine Eltern eben im tiefsten Süden Alvias leben. Ich würde es nicht ertragen so weit von ihm getrennt zu sein.“ „Da wundert es mich aber, dass ihr in einem Team sein dürft...“ warf nun Tess ein. „Es sind ja auch Beziehungen innerhalb eines Teams verboten, ich dachte das würde auch für Familienmitglieder gelten, vor allem, wenn sie sich so gut verstehen wie ihr!“ „Es ist auch verboten, aber nicht in der Ausbildung, sofern Joshy mich nicht bevorzugt!“ erklärte sie uns. „Nach der Ausbildung jedoch muss ich entweder das Team wechseln oder gar die Zentrale.“ „Verstehe...“ Nachdem nun endlich alle fertig mit essen waren, machten wir uns wieder gemeinsam auf den Rückweg zum Wohnheim. Draußen war es mittlerweile dunkel und verdammt kalt geworden, weswegen wir noch einen Zahn zulegten, um schnell wieder ins Warme zu kommen. Im Wohnheim angekommen machten wir es uns im Gemeinschaftsraum gemütlich, den Tess und ich nun zum ersten Mal betraten. Hierbei handelte es sich um einen, mit cremefarbenen Wänden und hellrotem Teppich ausgelegtem Raum, der nur so zum entspannen einlud. Neben mehreren Sitzecken, bestehend aus Sofas und Sitzsäcken, fand man hier auch zwei Billardtische, eine Dartscheibe und sogar eine Stereoanlage, die zurzeit ein ruhiges Lied abspielte. Wir suchten uns eine Sitzecke und machten es uns direkt auf den Sitzsäcken gemütlich, ehe wir wieder anfingen uns über alles mögliche zu unterhalten. Tess und ich fragten die Beiden ein wenig über die Arbeit in der ADO aus, während sie uns mit Fragen über unsere missglückte Flucht löcherten. Als wir dabei erwähnten, dass Teresa keine Verkleidung benötigt hatte, da sie ja nun mal eine Gestaltwandlerin war, fiel ihnen offenbar ein, dass sie auch an mich noch einige Fragen hatten. „Wie ist das eigentlich so als Dhampir?“ fragte Alizee neugierig. „Spürst du eigentlich irgendwie, dass du zur Hälfte Vampir bist?“ „Naja... Also eigentlich.... Nein! Nicht wirklich! Ich meine... Ich habe keine Reißzähne, verspüre keinen Blutdurst... Das einzige, was ich eben merke ist, dass ich ein wenig schneller und stärker bin, als normale Menschen.“ erklärte ich ihr. „Und die Sonne dürfte für dich erträglicher sein, richtig?“ „Das macht normalen Vampiren doch auch schon lange nichts mehr aus.“ sagte Tess. „Stimmt so nicht ganz.“ warf Alex rein. „Sicher, wir haben keine Probleme mehr bei Tageslicht hinauszugehen, aber ein wenig unangenehm ist es für uns dennoch. Und soweit ich weiß, gibt es nicht einen Vampir, der keine Probleme damit hat, Nachts zu schlafen.“ „Und das, obwohl die Vampire schon seit Hunderten von Jahren so leben...“ fügte Alizee hinzu. Und so ging es noch eine ganze Weile weiter. Mit jeder Minute mehr, die wir uns mit ihnen unterhielten, wurden mir die Beiden immer sympathischer und es war nicht zu übersehen, dass es ihnen genauso ging. Nie hätte ich damit gerechnet, dass wir gleich zu Beginn jemanden treffen würden, den es nicht interessierte ob ich nun ein Halbwesen oder ob Tess die Tochter des Herrschers war, aber es gefiel mir. Das Problem war jedoch, dass wir während des Gespräches total die Zeit vergaßen, sodass es bereits elf Uhr war, ehe wir in unsere Zimmer und somit zum schlafen kamen. Das Schulgebäude war wohl das einzige Gebäude auf dem ganzen Gelände, welches von innen genauso aussah, wie von außen! Die hohen Flure, die uns zu den verschiedenen Klassenräumen führten, waren aus demselben grauen Gestein, wie die Außenfassade und durch Wandbehänge auf denen merkwürdige Kreaturen und Krieger alter Zeiten abgebildet waren, verziert. Teresa und ich machten uns gleich nach dem Frühstück auf dem Weg ins Zimmer für Elementarlehre, welches im ersten Stock lag. Keine von uns hatte in der Nacht sonderlich gut und viel geschlafen, weswegen wir an diesem Morgen nicht sehr gesprächig waren, dennoch sahen wir uns mit neugierigem und recht wachem Blick überall um. Wir waren nicht die Ersten, die in dem Zimmer ankamen. Viele unserer neuen Mitschüler hatten sich bereits einen Platz ausgesucht und unterhielten sich angeregt, während Tess und ich uns in dem Raum umsahen. Er war nicht sonderlich groß, aber groß genug, um Platz für mindestens zwanzig Schüler und mehreren Bücherregalen zu bieten, in denen ich einige bereits vergilbte Bücher erkennen konnte. An den Wänden des Raumes konnte ich mehrere Bilder erkennen, auf denen übernatürliche Wesen gezeigt wurden, die ihre Elemente stolz und majestätisch repräsentierten. Ich sah zu meiner besten Freundin und bemerkte, dass sie ihren Blick ganz auf eines der Bilder gerichtet hatte, welches einen Übernatürlichen zeigte, der offenbar vollkommen weggetreten war. Die Augen dieser Person waren vollkommen weiß und er starrte mit leerem Blick in den Himmel. Ich wusste sofort, was dieses Bild zu bedeuten hatte, es zeigte ein Wesen, welches das Geistelement benutzte! Dies war auch der Grund, weswegen Tess davon so fasziniert war, schließlich war auch sie eine Geistbenutzerin. Ja, meine beste Freundin war an das seltenste Element gebunden, was es gab, genau wie ihr Vater Aaron Fey. In unserer Welt galten die Wesen als Stärkste, die das Geistelement beherrschten, da sie somit auch in der Lage waren, von Geburt an alle anderen Elemente zu kontrollieren. Das hieß aber nicht, dass Teresa bereits alle Elemente perfekt beherrschte, im Gegenteil. Ihr Geburtselement konnte sie noch gar nicht nutzen und die anderen vier Elemente nur zum Teil, was ihr jedoch so gar nicht gefiel. Sie wünschte sich nichts sehnlicher, als endlich ein Element richtig kontrollieren zu können, so, wie alle anderen auch, doch laut ihrem Vater würde das wohl noch ein bisschen dauern. Wir begaben uns direkt zu einem freien Tisch an der Seite und ließen uns auf den Stühlen nieder. Nachdem wir auch unser Zeug ausgepackt hatten, warf ich einen Blick auf unsere neuen Klassenkameraden. Es wunderte mich nicht, dass sie allesamt entweder Werwölfe oder Vampire waren, schließlich bestand die ADO, bis auf wenige Ausnahmen, wirklich nur aus diesen Wesen. Teresa und ich waren in der Beziehung also etwas besonderes. Während ich meinen Blick durch die Menge schweifen ließ, bemerkte ich das mir bekannte Gesicht von Izzy Tassorosso, welcher neben einem Mädchen mit dunkelblonden Haaren saß, direkt vor dem Lehrertisch. Er hatte uns offenbar nicht bemerkt oder ignorierte uns einfach, auf jeden Fall würdigte er uns keines Blickes sondern unterhielt sich gestikulierend mit seiner Nachbarin, welche regelrecht an seinen Lippen hing. „Wie kann man nur so einen Idioten in die ADO lassen...“ murrte ich leise, den Blick weiterhin auf den Nerd gerichtet. „Es wird schon Gründe geben... Wir können von Glück reden, dass er nicht in unserem Team ist.“ antwortete Tess darauf und wandte ihren Blick nun endlich mal von den Bildern an der Wand ab. „Ja, schon....“ Ich wandte meinen Blick von Izzy ab und sah wieder zu den Anderen. „Ob hier überhaupt noch jemand ist, der in unserem Team ist?“ Teresa schüttelte den Kopf. „Nein! Mein Vater meinte, dass es großes Glück war, dass Josh uns diese Ausbildung angeboten hat. Er wollte angeblich ursprünglich keine neuen Novizen aufnehmen...“ „Wieso?“ „Keine Ahnung, dass hat er mir nicht gesagt.“ Ein wenig verwirrt sah ich zu Tess, welche nur ihre Schultern zuckte. Josh wollte also keine neuen Novizen... Es war eine Seltenheit, wenn sich ein Teamleiter dazu entschied, keine neuen Novizen aufzunehmen und dafür musste es einen wirklich triftigen Grund geben. Das erklärte allerdings natürlich die Tatsache, dass in seinem Team bis zum Schluß noch Plätze frei waren... Das Stundenklingeln riss mich aus meinen Gedanken. Sofort begab sich jeder auf seinen Platz und keine Sekunde später betrat auch schon Ameya das Zimmer, ausnahmsweise mal nicht in Arbeitskleidung, sondern mit einer weißen Bluse und einem lilafarbenen Rock bekleidet. „Guten Morgen, alle miteinander!“ begrüßte sie uns freundlich und sah uns alle der Reihe nach an. „Es freut mich euch zu eurer ersten Stunde Elementarlehre begrüßen zu dürfen! Innerhalb der nächsten drei Jahre werden Professor Rivulet, den ihr erst nächste Woche kennenlernt, und ich, euch alles über die Elemente beibringen, was ihr wissen müsst. Wir werden jedes Element bis aufs kleinste Detail durchnehmen und ihr werdet lernen, wie ihr euer jeweiliges Element am Besten in diesem Beruf einsetzen könnt.“ Sie machte eine kurze Pause, ehe sie in einem etwas ernsterem Ton fortfuhr. „Es erwarten euch mehrere schriftliche, sowie auch praktische Prüfungen und ich würde jedem von euch raten, die ganze Sache nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Ein Novize mit guten Kenntnissen in der Elementarlehre hat nach der Ausbildung selbstverständlich bessere Chancen, einen Platz in einem der Teams zu bekommen, als Einer, mit schlechteren Kenntnissen.“ Nun ging sie um den Lehrertisch herum und setzte sich, während wir über ihre Worte nachdachten. Als sie saß, faltete sie ihre Hände zusammen und legte ihr Kinn darauf, um uns nochmal der Reihe nach anzusehen. „Gut! Da ihr also nun wisst, was die nächsten Jahre auf euch zu kommt, würde ich sagen, dass wir mit dem Unterricht anfangen! Unser erstes Thema, wird sich allerdings nicht um eines der Elemente drehen und wir werden auch nicht mehr als diese Stunde dafür benötigen, dennoch ist es wichtig, dass ihr gut darüber Bescheid wisst, da es sich um eine Sache handelt, die jeden, in eurem Alter treffen kann, auch wenn die Wahrscheinlichkeit relativ niedrig ist!“ Ein leises Raunen ging durch den Raum und man konnte die Anspannung aller spüren. Wie gebannt sahen wir die Leiterin an, neugierig, wovon sie sprach. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass jeder von euch schon einmal den Begriff „Elementarwesen“ gehört hat! Kann mir denn Einer sagen, was genau das ist?“ Sofort schossen einige Hände in die Höhe, was Ameya mit einem zufriedenen Lächeln quittierte. Auch Teresa hatte die Hand erhoben, den Blick starr nach vorn gerichtet, während ich sie einfach nur erstaunt ansah. Ich hatte zwar auch schon von den sogenannten Elementarwesen gehört, wusste aber recht wenig darüber, weswegen ich meine Hand auch unten ließ. „Kayla Curtis, richtig?“ wandte sich Ameya an das Mädchen, welches neben Izzy saß und kurz nickte. „Dann sage mir doch mal, was du über Elementarwesen weißt!“ Das Mädchen namens Kayla richtete sich ein wenig auf, ehe sie mit hoher Stimme antwortete. „Also... Ich habe gehört, dass ein Elementarwesen ein normaler Elementarbenutzer ist, der über viel größere Macht verfügt, als die Anderen.“ Ameya nickte Kayla zu, dann richtete sie sich wieder an Alle. „Gibt es noch jemanden, der etwas anderes gehört hat?“ Diesmal war Teresa die Einzige, die ihre Hand erhob. Erstaunt blickte ich zu meiner besten Freundin, die nach wie vor zu Ameya sah. Diese lächelte noch ein wenig mehr, als sie Teresas erhobene Hand bemerkte. „Ja, Teresa?“ „Mein Vater hatte mir mal gesagt, dass ein Elementarwesen mit einem Elementarbenutzer nicht mehr viel gemeinsam hat, ab einem bestimmtem Alter.“ Abermals nickte Ameya. „Sonst noch irgendwelche Vorschläge?“ fragte sie erneut in die Klasse hinein, doch diesmal blieben alle Hände unten. „Okay! Dann will ich euch mal erklären, was es damit wirklich auf sich hat! Sowohl Kaylas als auch Teresas Antwort war in gewisser Weise richtig. Ein Elementarwesen ist nichts anderes, als ein normaler Übernatürlicher, der an ein Element gebunden ist. Allerdings verfügt dieser über mindestens doppelt so viel Elementarmagie, welche sich erst ab dem 23. oder 24. Lebensjahr bemerkbar macht und wodurch sich ein Elementarwesen von einem normalen Übernatürlichen abhebt, wie Teresa es schon gesagt hat. Dies ist allerdings auch nicht ganz ungefährlich. Sobald sich die Elementarmagie komplett ausprägt, was in eurem Alter nun mal passiert, verliert ein Elementarwesen die Kontrolle über sein Element, was zu schlimmen Unfällen führen kann, wenn man nichts dagegen unternimmt.“ Sie stand auf und begann zwischen den Reihen unserer Tische hin und her zu laufen. Unsere Blicke waren allesamt auf sie gerichtet, während sie weiter sprach. „Leider... sind in den vergangenen Jahren bereits etliche Unfälle geschehen, aufgrund der Tatsache, dass es einfach zu Wenige gibt, die über diese Wesen Bescheid wissen.“ „Aber wieso wissen denn nur so Wenige Bescheid?“ fragte ich und zog somit ihre Aufmerksamkeit auf mich. „Dieses Thema wird doch im Unterricht behandelt...“ „Aber das auch erst seit knapp neun Jahren!“ antwortete Ameya mir und blieb kurz stehen. „Elementarwesen sind sehr selten, müsst ihr wissen, deswegen hatte es niemand in Betracht gezogen, dieses Thema im Unterricht zu behandeln. Sobald die Existenz eines neuen Elementarwesens bekannt wird, schickt man es nach Miratos, auf die sogenannte Elementarakademie, wo es drei Jahre lang lernt, seine Elementarmagie komplett zu kontrollieren. Dadurch gelangt nur wenig Wissen an die normalen Übernatürlichen.“ „Geben die Elementarwesen ihr Wissen denn nicht weiter?“ Ameya schüttelte ihren Kopf. „Nein. Die Wenigen, die existieren, prahlen nicht unbedingt damit, so mächtig zu sein, eher im Gegenteil. Sie leben ganz normal unter uns und vermeiden es, unnötig aufzufallen. Aufgrund der viele Unfälle jedoch, haben die Herrscher der sechs Reiche beschlossen, dieses Thema zu Beginn einer jeden Ausbildung zu behandeln. Es war allerdings nicht leicht ein Elementarwesen zu finden, welches sein Wissen an uns normale Übernatürliche weiter gibt.“ „Ich verstehe nicht, warum sie ihre Macht so verstecken...“ warf plötzlich Izzy rein. „Wenn ich ein Elementarwesen wäre, würde ich mit Freuden mein Wissen an die Anderen weitergeben. Sie würden bewundert werden, wie die Herrscher selbst!“ „Zu viel Macht kann manchmal mehr Fluch als Segen sein, Izzy!“ Ameya begann wieder damit auf und ab zu laufen. „Es gab ein paar, die so dachten wie du. Vor vielen Jahren allerdings... Da habt ihr noch nicht gelebt. Sie prahlten damit, wie mächtig sie waren und was sie alles konnten. Doch besteht unsere Welt nicht nur aus guten Personen, wie ihr wisst. Umso mehr sie prahlten, desto größer wurde der Neid bei einigen Elementarbenutzern und irgendwann wurden Elementarwesen mehr angefeindet als die Herrscher der Reiche. Es kam auch zu einigen Mordversuchen, weswegen sie beschlossen so normal wie möglich zu leben.“ „Gibt es bei der ADO auch Elementarwesen?“ fragte nun Kayla höchst neugierig. Gespannt warteten wir alle auf die Antwort, die ein wenig auf sich warten ließ, denn Ameya antwortete nicht sofort, sondern sah Kayla einfach nachdenklich an. Offensichtlich war sie sich nicht sicher, ob sie mit dieser Information rausrücken sollte, doch schließlich entschied sie sich dafür und nickte. „Ja. Zurzeit arbeiten zwei Elementarwesen bei der ADO, aber ich werde definitiv keine Namen nennen!“ „Aber hatten Sie nicht gesagt, dass ein Elementarwesen nach Miratos muss, sobald seine Macht sich ausprägt?“ fragte wieder ich. „Und das passiert doch zu Beginn einer normalen Ausbildung! Das müsste doch heißen, dass sie gar keine Kriegerausbildung machen konnten!“ So, wie ich die Worte aussprach, stahl sich auf Ameyas Gesicht ein leichtes Lächeln. „Gut aufgepasst, Maya!“ lobte sie mich. „Ja, dass habe ich wirklich gesagt und normalerweise ist es auch so! Doch es gibt gewisse Ausnahmen, die allerdings nicht oft eintreten. Wenn es die Möglichkeit gibt, und damit meine ich jemanden, der über genügend Macht verfügt, um ein junges Elementarwesen zu trainieren, darf der Betroffene seine normale Ausbildung weiter machen, muss aber mindestens wöchentlich zusätzlich trainiert werden!“ „Von einem anderen Elementarwesen!“ sagte wieder Izzy, welcher mir einen kurzen, giftigen Blick zu warf. Offenbar gefiel es ihm nicht, dass ich gelobt wurde. „Genau! Wobei... In unserem letzten Fall wurde der Betroffene von Aaron Fey höchstpersönlich trainiert.“ Sofort gingen alle Blicke zu Teresa. Diese sah selber sehr erstaunt aus. „Wirklich?“ fragte sie verwirrt, woraufhin Ameya nickte. „Ja! Als Geistbenutzer ist Aaron Fey in der Lage, alle Elemente zu kontrollieren und noch dazu ist er sehr mächtig, wie ihr alle wisst. Er ist durchaus dazu in der Lage, ein Elementarwesen zu trainieren.“ „Er ist aber kein Elementarwesen!“ sagte Tess wissend. „Nein, kann er auch nicht! Genau wie du keines sein wirst, Teresa. Ein Geistbenutzer wird nie ein Elementarwesen sein, denn Geistbenutzer sind so schon mächtig genug.“ „Also sind Geistbenutzer in gewisser Weise schon Elementarwesen?“ fragte wieder ein anderer Novize. „So kann man es sagen. Ein Elementarwesen ist, genau wie ein Geistbenutzer, dazu in der Lage, alle vier Elemente zu kontrollieren und es benötigt sie ebenso viel Kraft. Es gibt aber auch Unterschiede zwischen einem Geistbenutzer und einem Elementarwesen. Zum Einen gibt es bislang noch kein Elementarwesen, welches gelernt hat, dass Geistelement zu beherrschen. Es ist einfach zu schwierig und jeder der es bisher versucht hat, ist daran gescheitert. Zum Anderen macht die Elementarmagie bei einem Elementarwesen viel mehr aus, denn es ist gleichzeitig auch ihre Lebenskraft!“ Wir atmeten alle hörbar ein! Einige stießen ein erschrockenes „Was?“ aus, andere starrten einfach fassungslos zu Ameya. Ich war eine von Letzteren. „Heißt das, dass Elementarwesen sterben, wenn ihre Magie aufgebraucht ist?“ fragte Kayla schockiert. „Genau das heißt es!“ antwortete Ameya ihr ruhig. „Dies ist bei normalen Übernatürlichen natürlich nicht der Fall. Solltet ihr euch mal verausgaben, könnt ihr nur für ein paar Stunden nicht auf euer Element zugreifen. Bei Elementarwesen jedoch leidet die Gesundheit, wenn sie sich zu sehr verausgaben, was den Kontrollverlust noch um einiges gefährlicher macht, als er sowieso schon ist!“ „Ist denn schon einmal eines ums Leben gekommen, als es am Anfang die Kontrolle verloren hat?“ fragte Izzy. „Fast! Vor zehn Jahren gab es hier ein Elementarwesen, welches an das Feuerelement gebunden war. Als er die Kontrolle über sein Element verlor, hat er die gesamte Turnhalle in die Luft gejagt, ihr könnt euch vorstellen, welch enormen Energieverbrauch das zur Folge hatte. Beinahe hätte er dies mit seinem Leben bezahlt.“ Schon allein die Vorstellung daran, verursachte bei mir Gänsehaut. Ich hatte die Turnhalle ja bereits gesehen, als wir an diesem Morgen zur Schule gegangen waren. Es war ein stattliches Gebäude, beinahe dreimal so groß wie eine normale Turnhalle, aus hellem Holz gebaut. Um so ein großes Gebäude in die Luft zu sprengen, benötigte man verdammt viel Kraft, vor allem, wenn man erst 23 oder 24 Jahre alt war. „Kann man diesen Kontrollverlust denn irgendwie verhindern?“ fragte Kayla. „Natürlich! Es gibt Möglichkeiten es zu verhindern, aber nur, wenn derjenige es rechtzeitig bemerkt und meldet! Und damit kommen wir auch schon zu dem wichtigsten Punkt und ich möchte, dass ihr alle mir genau zu hört.“ Ameya ging zurück zum Lehrertisch, setzte sich allerdings nicht wieder auf den Stuhl, sondern blieb daneben stehen, den nun ernsten Blick an uns gerichtet. „Wenn sich die Elementarmagie eines solchen Wesens ausprägt, macht es sich als Erstes über die Gesundheit bemerkbar. Der Betroffene wird ein wenig angeschlagen sein, es können Kopfschmerzen auftreten oder eine Erkältung oder aber euer Kreislauf spielt verrückt. Leider kann man nicht vorhersagen, was passieren wird, solltet ihr euch aber unwohl und kränklich fühlen, würde ich euch raten umgehend zur Krankenstation zu gehen. Natürlich muss eine kleine Erkältung nicht gleich bedeuten, dass ihr ein Elementarwesen seid, doch solltet ihr es nie ausschließen. Und wartet nicht zu lange! Es gab Elementarwesen, die tagelang krank waren, ehe die die Kontrolle verloren, doch gab es auch schon welche, bei denen es keine Stunde gedauert hatte. Ich kann euch nur raten: Hört auf euren Körper! Er ist der Einzige, der euch und alle in eurer Umgebung warnen und vor dem Schlimmsten bewahren kann!“ Es herrschte Totenstille als wir uns nach dem Unterricht auf dem Weg zum nächsten Zimmer machten, wo Crutealogie stattfinden sollte. Keiner von uns sagte ein Wort. Alle hingen ihren Gedanken nach und ließen die letzte Stunde Revue passieren. Auch ich ließ mir Ameyas Worte mehrmals durch den Kopf gehen und versuchte mir vorzustellen, wie es wohl wäre, wenn man plötzlich nicht mehr Herr über sein eigenes Element war. Es musste schrecklich sein, die Kontrolle zu verlieren und dabei auch noch sein eigenes Leben aufs Spiel zu setzen. Das Klassenzimmer für Crutealogie war ähnlich aufgebaut, wie das von Elementarlehre. Es war ebenfalls ein etwas kleinerer Raum mit Tischen, Stühlen und Bücherregalen vollgestellt und abermals mit Bildern an der Wand geschmückt. Diese Bilder zeigten allerdings keine Übernatürlichen, die ihre Elemente präsentierten, sondern verschiedene Kreaturen und Tiere, wie man sie in unserer Welt finden konnte, denn darum ging es schließlich in diesem Unterricht! Crutealogie war nichts anderes als Kreaturenlehre, ein Fach, welches auch in unserem Beruf eine wichtige Rolle spielte, immerhin konnte es durchaus mal vorkommen, dass auch wir es mit den Kreaturen Alvias zu tun bekamen. Es dauerte nicht lange, da war die kurze Pause rum und es klingelte bereits wieder zur Stunde. Wie schon in der Stunde zuvor, ließ auch dieser Lehrer nicht lange auf sich warten und betrat kurze Zeit nach dem Klingeln das Klassenzimmer. Kurz zuvor begann ich mich noch zu fragen, wer wohl dieses Fach unterrichten würde und staunte nicht schlecht, als der ältere Krieger, der mir bereits am Tag zuvor in der Halle aufgefallen war, durch die Tür schritt. Auch er trug an diesem Tag nicht seine Arbeitskleidung sondern ein braunes, alt Hemd, dessen Ärmel er umgeschlagen hatte, dazu eine graue Cordhose, die mit Hosenträgern oben gehalten wurde und ein paar kniehohe, hellbraune Stiefel. Seine hellbraunen, von grauen Strähnen durchzogenen Haare hatte er wieder im Nacken zusammen gebunden und diesmal konnte ich erkennen, dass meine Vermutung, dass seine Augen ebenfalls braun waren, richtig war! Allerdings hatten sie einen dunkleren Braunton als seine Haare. Der Krieger stellte sich als Cloud Ritchfield vor und betonte mehrmals, dass er von uns mit Sir anstatt mit Professor angesprochen werden möchte. Er erklärte uns, genau wie Ameya, was uns die nächsten drei Jahre erwartete und begann danach ohne Umschweife mit dem eigentlichen Thema. „Das Erste, womit wir uns beschäftigen werden, sind die sogenannten Tierdämonen! Was Tierdämonen sind dürfte hoffentlich jeder von euch wissen, daher ist meine erste Frage an euch nicht, was Tierdämonen sind, sondern voran ihr sie erkennen würdet!“ Erwartend ließ er seinen Blick durch die Klasse schweifen und er schien ein wenig enttäuscht, als er sah, dass sich nur vier Novizen, darunter Izzy, gemeldet hatten. „Nur vier? Das ist ein wenig enttäuschend! Aber gut... Izzy, richtig? Dann sag mir doch mal, wie du ein Tier von einem Dämon unterscheidest!“ sagte er schließlich an den Nerd gewandt, der offenbar verdammt stolz darauf war ausgewählt worden zu sein. „Ein Tierdämon kann man anhand der Größe und von einigen kleinen Merkmalen miteinander unterscheiden!“ antwortete er. „Und was sind das für Merkmale?“ fragte Ritchfield weiter. „Das ist unterschiedlich. Ein Fuchsdämon besitzt zum Beispiel mehrere Schweife... Es kommt immer auf die Tierart drauf an.“ Ritchfield nickte. „Korrekt! Es gibt auch einige Dämonenarten, die man nur anhand der Größe auf Anhieb unterscheiden kann. Ein Beispiel dafür ist der Wolfsdämon und über diesen möchte ich mich mit euch auch als Erstes auseinandersetzen.“ Er ging um den Lehrertisch rum, setzte sich und nahm das Lehrbuch in die Hand. „Schlagt alle eure Bücher auf Seite 22 auf.“ Wir taten was er sagte und einen kurzen Moment konnte man nur das Rascheln der Buchseiten vernehmen, als wir unsere Bücher in die Hand nahmen und sie aufschlugen. Das Thema auf dieser Seite war, wie sollte es anders sein, Wolfsdämonen und neben einem langen, ausführlichem Text waren dort auch mehrere kleine Bilder aufgedruckt. Eines dieser Bilder zeigte einen Wolf, der neben einer ausgewachsenen Person stand, die, laut Anzeige daneben, 1,75m groß war. Der Wolf ging dieser Person bis zur Mitte des Oberkörpers... „Wie ihr sehen könnt, ist die enorme Größe des Dämons das Einzige, was ihn äußerlich von seinen tierischen Vettern unterscheidet. Ihre körperlichen Merkmale sind denen eines normalen Wolfes sehr ähnlich, doch ihre geistigen Merkmale heben sich extrem von ihnen ab. Während Wölfe vorwiegend in Rudeln leben, bevorzugen Wolfsdämonen es allein zu sein. Zudem sind sie von Natur aus höchst aggressiv und greifen jeden an, der sich ihrem Bau nähert, ob nun beabsichtigt oder nicht!“ Ritchfield legte eine kurze Pause ein und begann, wie auch Ameya in ihrem Unterricht zuvor, zwischen den Reihen auf und ab zu laufen. „Ihr müsst wissen, dass Wolfsdämonen zu den cleversten Dämonenarten dieses Planeten zählen. Ihre Gedankengänge gleichen den Unseren, ebenso sind sie in der Lage unsere Sprache zu verstehen und zu sprechen, was diese Kreaturen sehr gefährlich macht.“ „Sie verarschen uns!“ Ohne darüber nachzudenken, sprach ich diese Worte aus und lenkte somit die Aufmerksamkeit aller und Ritchfields zornigen Blick auf mich. Eine Kreatur die sprechen konnte? Das konnte einfach nicht stimmen. „Nein, dass tue ich gewiss nicht! Und ich bevorzuge es, wenn man sich in meinem Unterricht meldet und nicht einfach dazwischen redet!“ „Sorry.“ murmelte ich und ließ meine Hand in die Höhe schnellen, damit ich gleich weiterreden konnte. „Aber ich habe noch nie von einer Kreatur gehört, die sprechen kann!“ „Ich nehme an, dass haben nur die Wenigsten hier! Jeder, der zum ersten Mal von einem Wolfsdämon hört, denkt an eine Bestie, die um einiges größer und auch aggressiver als ein normaler Wolf ist und kann nicht glauben, dass es sich bei diesen Kreaturen um Wesen handelt, die uns ähnlicher sind, als ihren tierischen Vettern. Und wenn ich in eure Gesichter sehe, weiß ich, dass es auch euch schwer fällt, meinen Worten zu glauben.“ Da hatte er nicht ganz Unrecht. Auch ich konnte in jedem Gesicht die gleichen Zweifel feststellen, die auch ich hatte, obwohl etwas in mir sagte, dass er uns mit Sicherheit keine Märchen erzählte. Dennoch konnte ich es einfach nicht ganz glauben. Ritchfield ging zum Lehrertisch zurück und nahm plötzlich seine Jacke von der Lehne des Stuhles, wo er sie zu Beginn des Unterrichts hin gehangen hatte. „Mit euren Zweifeln habe ich durchaus gerechnet!“ erklärte er weiter und zog sich seine Jacke über. „Daher habe ich beschlossen, euch nicht mit Worten von der Sache zu überzeugen, sondern es euch zu beweisen! Kommt! Steht auf! Wir machen jetzt einen kleinen Spaziergang!“ „Einen Spaziergang?“ fragte Kayla Curtis nachwievor skeptisch. Verunsichert sah sie sich um. Niemand von uns bewegte sich auch nur einen Millimeter. „Ja! Und wenn ihr pünktlich zum Mittag erscheinen wollt, würde ich euch raten, euch langsam zu erheben. Wir haben nicht ewig Zeit.“ Mit weiteren verwirrten und skeptischen Blicken erhoben wir uns schließlich doch und zogen uns ebenfalls unsere Jacken über. Ich warf Teresa einen Blick zu, welchen sie mit zuckenden Schultern erwiderte. Keiner hatte eine Ahnung, was Ritchfield jetzt vorhatte. Während wir das Klassenzimmer verließen, wandte ich mich noch einmal an den Krieger, welcher offensichtlich nicht vorhatte uns von sich aus aufzuklären. „Ähm, Sir? Wohin gehen wir eigentlich?“ fragte ich und folgte ihm, zusammen mit den Anderen, durch die Gänge der Schule. „Zu einem kleinen Waldstück hier auf dem Gelände!“ antwortete mir Ritchfield knapp, was meine Neugierde aber keineswegs minderte. „Und was wollen wir da?“ „Dort werde ich euch Farodin vorstellen.“ „Wer ist Farodin?“ warf nun Izzy rein. „Der Wolfsdämon, der auf diesem Gelände lebt!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)