Between Near and Distance - Unter den Goldkiefern von Raimei (Eine Bonanza Geschichte) ================================================================================ Kapitel 27: Kapitel 27 ---------------------- Kapitel 27 Joe hatte eine Abkürzung über die Steinhänge genommen und schlitterte den Hügel hinab. Während seines Abstiegs hatte er sich etwas beruhigen können, aber dennoch schlug sein Herz wie wild bei der Aussicht, Adam gleich wiederzusehen. Und sein Tuch! Die Reiter kamen von vorn und Joe von hinten, tatsächlich trafen sie gleichzeitig ein. Eigentlich wollte sich Joe kurz ausruhen, er hatte sich wirklich sehr beeilt. Doch dann erkannte er, dass fünf Personen eingetroffen waren und nicht wie geplant vier. Auf Cochise hing der Verletzte mehr, als dass er saß und neben ihm ritt - Danny! "Danny!", rief Joe und lief auf seinen besten Freund zu, welcher wie immer auf seinem Rappe-Hengst Concho saß. Concho, jenes ehemals wilde Pferd, das Joe selbst zugeritten hatte und nun ziemlich ausgeglichen war. Danny hob den Blick und zeigte ein herzliches Lächeln, als er Joe sah. "Du läufst ja schon wieder rum. Mister Cartwright sagte mir, du darfst gar nicht aufstehen." "Oh, nun ja. Ich habe mir nur etwas die Beine vertreten." Danny lachte und sprang dann vom Pferd, um zu dem schwächelnden Verletzten zu eilen. Joe packte mal hier und mal da mit an. Aber als er dann im Wohnraum stand und alle anderen den Verletzten ins Gästezimmer brachten, fühlte er sich schon reichlich unnütz. Dann hörte er es in der Küche rumpeln und ging einfach mal nachsehen. Hop Sing stand am Herd und kochte. Zumindest sah es aus wie Kochen und es roch auch wie Kochen. Aber was der Chinese da in eine Schüssel füllte, sah alles andere als appetitlich aus. Und es sah nicht nach dem aus, wonach es hier roch. Irgendwie gelb und grün. Joe rümpfte die Nase. "Hop Sing, was kochst du denn Feines? Kann ich dir irgendwie helfen?", fragte Joe und stellte sich mit verkniffenem Gesichtsausdruck neben den Koch. Vielleicht konnte er ja noch was retten. "Das Gemüse, Kaltoffeln und Elbsen. Für Klanken Mann", nickte Hop Sing und hielt die volle Schüssel direkt unter Joes Nase. Es sah einfach nur eklig aus. "Das sieht nicht aus wie Kartoffeln mit Erbsen." "Es aber sein. Ist Blei. Sohn Nummel Eins sagen, Hop Sing mach Blei. Also machen Hop Sing Blei. Und jetzt Little Joe blingen Blei zu Klanken." Hop Sing stellte die Schüssel auf ein Tablett und legte Besteck dazu sowie eine Karaffe Wasser mit einem Glas dazu. "Er hat nur ein paar Biss- und Kratzwunden, ihm sind nicht alle Zähne ausgefallen. Davon wird er ja nur noch kränker", seufzte Joe und nahm das Tablett halt. Die werden sich schon was dabei gedacht haben. Also spielte Joe Butler und brachte das Tablett zwei Zimmer weiter. Im Zimmer befanden sich nur noch der Verletzte Jeff und Hoss. Hoss breitete gerade die Decke über den anderen aus, als Joe hereinkam. "Hey Hoss, ich habe hier was von Hop Sing für ihn. Meinste, er kann das essen?", fragte er. "Sicher, warum nicht? Bring es her", antwortete Hoss für Jeff und richtete sofort das Kissen für den Verletzten, damit er sich setzen konnte. Joe kam heran und stellte das Tablett auf dem Nachttisch ab. Jeff setzte sich sofort auf, auch wenn er dafür etwas länger brauchte, wirkte es doch recht sicher. Joe kannte Jeff flüchtig, eigentlich hatte er den Arbeiter als sehr widerstandsfähig in Erinnerung. Allerdings jammerte er nicht, obwohl er eindeutig Schmerzen hatte. Hoss hielt die Schüssel fest, während Jeff tatsächlich selbst essen konnte. Dabei war die Hand, mit der er den Löffel führte, ein wenig zittrig. Auch das Öffnen und Schließen des Kiefers war ein wenig zeitverzögert. Joe kam das ein klein wenig merkwürdig vor. Aber vielleicht war Jeffs Motorik auch schon immer etwas langsam gewesen. So gut kannte er ihn dann doch nicht. Hoss jedenfalls bewies eine Engelsgeduld, er wartete, bis der Verletzte satt war und stellte dann alles zurück aufs Tablett. Danach wurde noch das eh flüssige Zeug mit noch mehr Flüssigkeit runtergespült und dann bekam Joe sein Tablett auch schon wieder. "Ich bin müde", murmelte Jeff, was Hoss dazu brachte, aufzustehen und nach Joes Arm zu greifen. "Dann schlaf gut und ruf, wenn du was brauchst", meinte er noch und zerrte Joe geradezu aus dem Raum heraus, im Flur ließ er dann auch genauso plötzlich wie er ihn gegriffen hatte, wieder los. Joe drehte sich vor lauter Schwindel einmal um sich selbst und torkelte dann in die Küche, wo er das Tablett auf der nächsten freien Fläche wieder abstellte. In der Küche befand sich, welch ein Wunder, Hop Sing. Immer noch kochend, aber diesmal war es etwas Essbares. Hop Sing hockte vor dem offenen Ofen und hatte den Schinken, welcher darin vor sich hin schmorte, ein Stück weit heraus gezogen, um ihn mit der Flüssigkeit begießen zu können. Joe war nicht verfressen, aber bei dem Geruch sammelte sich selbst ihm das Wasser im Mund. Das sah schon eher nach dem aus, was er zuvor gerochen hatte. "Hop Sing, habe ich wieder Hoss' Geburtstag vergessen?" Normalerweise mochte Hop Sing es gar nicht, dieses fettige Zeug zu kochen. Aber ab und an tat er Hoss den Gefallen. Und ganz besonders an dessen Geburtstag wurde extra fettig und deftig gekocht. "Hoss haben Schinken gekauft und Hop Sing gegeben. Hop Sing nun kochen Schinken", sagte der Chinese darauf nur und war wohl trotzdem nicht ganz glücklich damit. "Kann ich dir helfen?", fragte Joe sofort hilfsbereit. "Little Joe Tisch decken. Fünf Männer." "Tisch decken. Okay." Also nahm Joe gleich Teller, Besteck und Servietten auf einmal auf den Arm und legte erst mal alles auf dem Tisch ab. Es klapperte, klirrte und rumste ein bisschen, aber es blieb alles ganz und runtergefallen war auch nichts. Möglich, dass andere öfter gegangen wären, aber Joe machte das nun mal so. Tischdecke gerade zupfen, Teller verteilen, Besteck hinlegen, Servietten falten, ordentlich hinlegen. Dann ging es zurück in die Küche und er holte die Gläser, welche er zuletzt auf den Tisch sortierte. "Hop Sing, ich bin fertig!", rief er und fühlte sich augenblicklich wie ein kleines Kind, welches Mami beim Tisch decken half. "Little Joe helfen", schallte es zurück, also ging er zurück und nahm für Hop Sing den Schinken aus dem Ofen, den er dann auch gleich auf einer großen Platte drapierte, während Hop Sing das Gemüse in Schalen füllte. Nicht mal zehn Minuten später war der Tisch soweit fertig. Nur wussten beide nicht, wo die anderen Cartwrights abgeblieben waren. Dass Hoss noch nicht aufgetaucht war, war schon sehr merkwürdig. "Vielleicht sind sie draußen. Ich geh sie mal suchen." Also suchte er draußen weiter. Er hörte allerdings sofort viele Stimmen und diese Stimmen kamen aus dem Stall. Im Stall fand er sie alle zusammen. Ben striegelte Buck, Hoss war mit Chubby zugange, Danny reinigte Conchos Hufe von Dreck und Adam kämmte Cochises Mähne durch. Halt, da stimmte etwas nicht. Joe lächelte bei dem Bild. Cochise hatte wieder die Nase in Adams Taschen, wodurch sich das Kämmen der Mähne unnötig schwer gestaltete. Sport glänzte und strahlte bereits, also war Adam wohl mit seinem eigenen Pferd bereits fertig. Lässig lehnte sich Joe an den Rahmen und verschränkte die Arme. "Ich unterbreche eure kleine Stall-Party ja nur ungern, aber Hop Sing hat das Essen fertig", sprach er in einem stillen Moment und bekam so natürlich aller Aufmerksamkeit. Hoss schmiss sofort alles in die Putzkiste und war als erster im Haus. "Ob er noch weiß, dass wir erst essen, wenn alle am Tisch sitzen?", schmunzelte Joe und stieß sich von dem Holz ab, um Hoss' Kiste ordentlich wegzuräumen. Danny lachte, aber kletterte als Nächster ins Freie. "So, wie das für mich klang, hat er heute noch nichts gegessen." "Hah! Glatte Lüge! Er hätte beinahe den Tisch mitgegessen beim Frühstück." Wieder lachte Danny. Das tat er oft, zumindest häufiger als zu Beginn. Joe war froh, er war zuerst Dannys Bewährungshelfer gewesen und nun war Danny für ihn ein wichtiger Berater und vor allem guter Freund. Sogar eine Freundin hatte Danny inzwischen. Nicht zuletzt, weil Joe da ein wenig nachgeholfen hatte und Danny den ein oder anderen Tipp gegeben hatte. Nun hatte Joe das Gefühl, er brauche Dannys Rat. Joe spürte Adams Blick in seinem Nacken und bekam eine Gänsehaut. Er traute sich nicht hinzusehen, aus Angst, seine Gefühle würden sofort sichtbar werden. Und gerade unter den Adleraugen von Danny und seinem Vater war er lieber vorsichtig. Ganz plötzlich war der Blick aber weg. "Cochise, hey, spinnst du?!", meckerte Adam. Joe drehte sich sofort um und konnte ein leises Lachen nicht verhindern. Adam hatte sich wohl gebückt, um irgendetwas aufzuheben. Und da hatte Cochise die Gelegenheit beim Schopfe gepackt und das Leckerchen, das Adam offensichtlich in der Tasche mit sich rumschleppte, komplett durch den Stoff hindurch geschnappt. Und als Adam dann einen Schritt nach vorn gehen wollte, hatte Cochise ihn natürlich nicht losgelassen, wodurch Adam auf seinen vier Buchstaben gelandet war. Noch immer lachend, kam Joe rüber und reichte Adam eine Hand, welche der Andere ergriff und sich hochziehen ließ. Joe griff in die begehrte Jackentasche und holte einen zerknautschten Apfel heraus. "Kein Wunder, dass er deine Jacke zum Fressen gern hat", grinste er und teilte den Apfel in zwei Hälften. Eine gab er Cochise und die andere bekam Sport. Nun war sein Paint zufrieden und die Lachsalven hatten sich auch wieder gelegt. Denn natürlich besaß nicht nur Joe Humor. Auch Ben und Danny hatten nicht anders gekonnt und mussten einfach lachen. Adam war das wohl unangenehm, aber da er viel zu erwachsen zum Schmollen war, schwieg er bloß. Joe seufzte amüsiert und ging dann zusammen mit den Anderen hinein. Unter Hoss' Genörgel wuschen sie sich unter regem Gedränge die Hände und dann endlich konnte Ben den Schinken anschneiden. Es wurde ein lustiger Nachmittag. Mit viel Witz, Spiel und zumindest etwas Musik. Leider hatte sich Adam wohl ein wenig das Handgelenk verdreht, weswegen es Danny war, der auf Adams Gitarre etwas rumzupfte. Joe war schon von der Tatsache beeindruckt, dass Adam sein Instrument in die Hände eines Anderen abgab. Dannys Stil war anders als Adams und auch ein wenig holpriger, aber deswegen war es nicht weniger schön und verleitete Joe zum Träumen. Entrückt betrachtete er Adam wohl für mehrere Minuten so intensiv, dass es dem zumindest auffiel. Aus heiterem Himmel spürte Joe seinen Fuß angestupst und schreckte schon ein wenig auf. Sein Blick ging runter und tatsächlich zog Adam seinen Fuß in dem Moment weg. Adams Blick enthielt liebevollen Tadel. Joe wusste gar nicht, dass es so etwas in dessen Gesicht gab. Aber es war eindeutig die softeste Version seines Besserwisser-Blickes, den er je zu Gesicht bekommen hatte. Über den Gedanken schüttelte Joe schmunzelnd den Kopf und begegnete dann direkt dem fragenden Blick des Gitarrespielers. Oh, hatte Danny etwas gemerkt? Innerlich war Joe so arg versteift wie ein Brett, äußerlich zog er sich geschickt mit einem seiner typischen Grinsen aus der Affäre. Verflucht, er musste wirklich besser aufpassen. Danny konzentrierte sich zum Glück wieder auf sein Spiel, wodurch sich Joe erleichtert zurücklehnen konnte. Ab und an sah mal jemand nach dem Verletzten. Als letzter sah Joe nach ihm und kam gerade wieder, als Danny wohl aufbrechen wollte. Jedenfalls stand er mit Hut und Revolvergürtel an der Tür und schüttelte Ben die Hand. "Ich bedanke mich vielmals für die Einladung und richtet Hop Sing doch aus, dass es wieder besonders lecker war." "Machen wir. Komm gut nach Hause", wünschte Ben. Danny war schon hinaus und hatte die Tür fast geschlossen, da bekam Joe von ihm noch einen intensiven Blick. Joe griff nach der Türklinke und zog sie wieder auf. "Ich helf dir." Und schwupps war er durchgeflutscht und zog die Tür hinter sich zu. Zusammen gingen sie hinüber in den Stall, zuerst begrüßte Joe sein Pferd, ehe er Concho aufzäumte. Danny derweil kümmerte sich um den Sattel. "Du bist anders", meinte Danny dann plötzlich. Joe hob einen Mundwinkel und sah Danny amüsiert an. "Es kann ja nicht jeder an jedem Tag gleich sein, oder?", witzelte Joe und zeigte sein typisches Grinsen. "Hey Joe, ich bin es, Danny. Wir sind Freunde, weißt du noch? Also, was ist los? Du benimmst dich manchmal sonderbar. Erzählst keine Geschichten mehr über neue oder alte Frauen. Bist still und träumst dauernd vor dich hin. Und du bist sonderbar pflegeleicht, dafür, dass du ans Haus gefesselt bist. Du lässt dein Pferd als Leihpferd gebrauchen und teilst Cochises Apfel mit einem anderen Pferd. Das bist nicht du", zählte Danny knallhart auf und legte den Sattel auf Conchos Rücken. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)