Bis zum Schluss... von Victorianoir ================================================================================ Prolog: Geheimnisse ------------------- Meine Augen öffneten sich langsam, nur um sich kurz darauf gleich wieder zu schließen. Stechender Schmerz fuhr durch meine linke Gesichtshälfte und mit jeder Sekunde die verging, hatte ich das Gefühl es würde schlimmer werden. Das Dröhnen in meinem Kopf breitete sich bis in meinen Nacken aus und verhinderte das ich mich auf den Rücken drehen konnte. Mein Körper schien wie gelähmt zu sein und als ich es endlich schaffte meine Augen einen Spalt weit zu öffnen, sah ich es. Dunkle und kalte Wände die jeden Versuch zu entkommen im Keim erstickten. Mit schmerzverzerrtem Gesicht drehte ich mich auf den Rücken und kam keuchend zum Atmen. Stille,jeden Tag aufs Neue, träumte ich von dem Haus in dem ich mit meiner Mutter gewohnt hatte. Helle farbenfrohe Wände mit inspirierenden Gemälden.Durch die Flure war immer das Lachen von meinen Freunden zu hören gewesen und selbst das Personal war so etwas wie Familie. Vorsichtig fuhr ich mit meiner Hand über mein Gesicht. Die Kühle Haut war wie Balsam für meine Seele, jedoch könnte ich nicht verhindern das mir Tränen die Wangen entlang liefen. Was hatte ich getan das ich so etwas verdiente? Hatte ich in meinem früheren Leben einen Priester ermordet, nein nicht einmal das würde mein jetziges Leben rechtfertigen. Noch einmal tief Luft holend setzte ich mich auf und biss alle Zähne zusammen um nicht aufzuschreien. Der Schmerz in meinem Gesicht zog sich vom Kopf bis in meine Zehen hinein. Verschwommen nahm ich die Umrissen der Möbel um mich herum wahr. Der dunkle Kleiderschrank der meine wenigen Kleidungsstücke beeinhielt und gleich daneben ein Schreibtisch mit einem kleinen Laptop darauf stehend, der fröhlich vor sich hin blinkte um zu signalisieren das er fertig mit laden war. Mehr war in dem Zimmer nicht aufzufinden, bis auf ein kleines etwa 30 cm großes Fenster unterhalb der Stuckleiste in welches das Licht der Laternen fiel. Nachdem die ersten Wellen des Schmerzes abgeklungen waren, schaffte ich es meine Beine über die Bettkante zu schwingen und mich mit einem Ruck zu erheben. Immer noch wacklig auf den Füßen hielt ich mich am Kleiderschrank fest um nicht erneut hinunter zu sinken. Es fiel mir leicht meine Sache für den heutigen Tag heraus zu suchen, da ich 5 mal das selbe Outfit hatte. Bestehend aus einem grauen Pullover und einer langen schwarzen Hose die zu meinem einzigen Paar Schuhen passten. Für warme Tage hatte ich auch 2 T-shirts die ebenfalls schlicht grau waren, jedoch konnte ich sie kaum tragen da ich mich in Russland befand, wo die Temperatur fast immer unter 0 war. Mein Körper hatte sich nach 2 Jahren endlich an die frostigen Minusgrade gewöhnt. Die ersten Monate war ich dauerhaft erkältet gewesen da ich das warme Wetter in Kalifornien gewöhnt gewesen war. Ich war zwar gebürtige Russin, hatte hier allerdings nicht einmal mein erstes Geburtsjahr gelebt und war dann mit meiner Mutter weggezogen. Ich versuchte den Gedanken an sie herunter zu schlucken da ich es mir nicht leisten konnte jetzt in Melancholie zu verfallen. Das Einzige Gute an meinem Zimmer und das ich das einzigste Mädchen hier war, war das ich ein Bad für mich allein hatte. Dort wusch ich mir das Gesicht ab und begutachtete es. Eine bläuliche violette Farbe zog sich um meiner linken Schläfe über mein Auge bis hin zur Nase. Ich bereute es sofort als ich mit meiner Hand darüber fuhr und zuckte zusammen. Alles in allem sah ich grauenhaft aus und hätte ich eine Wahl gehabt, wäre ich wieder ins Bett gewandert um dort zu bleiben. Jedoch hatte ich keine Wahl und griff somit zum Make up Tiegel um etwas über das Auge zu streichen. Unter jeder Berührung vernahm ich eine Art Pochen, als würde ich meinen eigenen Puls fühlen. Halbwegs zufrieden mit meinem Gesicht ging ich ins Schlafzimmer um in meine Schuhe zu schlüpfen und mein Aussehen erneut zu überprüfen. Die kurzen Violetten Haare brauchte ich nicht zusammen binden sondern nur kurz mit den Händen hindurch zu fahren und nach hinten zu streichen. Draußen auf dem Gang war wenig los ,sodass ich niemanden begegnete als ich den schier endlosen Flur entlang ging. Die Wände hier draußen waren genauso wie in meinem Zimmer. Kalt und nichts sagend. Von weitem erblickte ich bereits die geöffnete Tür zum Labor und hielt ruckartig an. Es war keine Angst die mich in diesem Moment überfiel, es war blanke Panik. Ich vernahm hinter mir Schritte und sah bereits aus einigen Metern Entfernung die stechend weißen Haare von Bryan "Guten Morgen.", meinte ich und versuchte so fröhlich wie möglich zu klingen. "Morgen, hübsches Auge. Passend zur Haarfarbe.", scherzte er bezogen auf meine violetten Haare und lief eiligen Schrittes an mir vorbei. Gott wie ich diesen Kerl hasste. Er hatte so eine Art die einem das Blut gefrieren ließ. Ich folgte ihm bis in den Raum wo ich im Türrahmen stehen blieb. Mein Vater stand am Ende des Raums und schaute durch eine Glasscheibe hinaus auf den Hof wo bereits einige Blader trainierten. Neben ihm standen 2 Trainer die ihm wohl die Protokolle des letzten Tests vortrugen. Bryan hatte sich einige Meter von mir entfernt auf die Couch gesetzt. "Platz da.", brüllte jemand und kaum das ich reagieren konnte wurde ich grob nach vorne gestoßen. Aus Reflex hielt ich meine Arme nach vorne und landete auf dem Boden. Durch das Zucken brach eine erneute Schmerzwelle über mich hinein, sodass ich Mühe hatte nicht zusammen zu brechen, sondern schnell auf die Beine zu kommen. Wenn ich etwas gelernt hatte in dieser Abtei, dann war es: Drehe nie jemanden den Rücken zu. Schnellen Schrittes und mit gesenktem Kopf ging ich zur Seite und warf einen kurzen Blick zur Tür. Einen kleinen Moment setzte mein Herz aus. Spencer und Ian traten ein und mit einigen Metern Abstand erblickte ich die roten Haare von Tala der mich mit zusammengekniffenen Augen musterte. "Ah, da seid ihr ja. Ich habe für euch heute etwas ganz besonderes. Ihr werdet heute im Simulator trainieren um euch auf das anstehende Turnier vorzubereiten. Dort werdet ihr lernen in allen vorkommenden Wettersituationen den Überblick zu behalten.", fing mein Vater an und drehte mir den Rücken zu. Die Jungs standen in einer Reihe und hörten aufmerksam zu. "Zusätzlich werdet ihr heute Nachmittag gegen andere Schüler mit Bit Beasts antreten und ich verlange nicht mehr als 200 %.", immer wenn er redete hob er seinen Kopf an, sodass man automatisch das Gefühl hatte man würde weit unter ihm stehen. Ein weiteres Nicken zeigte den Jungs das sie nun gehen sollten. Unsicher was ich tun sollte blieb ich stehen und rührte mich nicht. Nach dem gestrigen Tage hatte ich genau genommen keine Ahnung was ich noch tun durfte und was als Ungehorsam galt. Mein Auge schmerzte noch immer und rief mir immer wieder ins Gedächtnis das ich es meinem Vater verdankte, das ich kaum einen Tag erlebte an dem er nicht zuschlug oder mich demütigte. Eisige Kälte durchbohrte mich als ich den Blick meines Vaters auf mir spürte. Langsam hob ich den Kopf jedoch ohne ihn direkt anzusehen. "Kann ich mich darauf verlassen das ich heute die Informationen bekomme die ich brauche oder hast du vor wie gestern, den ganzen Tag nur bei den Jungs herumzustehen und mich zu enttäuschen?" Hintergrund dieser Frage war der gestrige Tag gewesen. Ich hatte die Aufgabe die Kämpfe der Jungs aufzunehmen und meinem Vater zu berichten. Im letzten Kampf hatte sich allerdings Bryan entschlossen nicht mit Tala sondern mit meinem Laptop zu kämpfen was damit endete das er schrottreif war und ich erstens einen neuen brauchte und zweitens, was viel schlimmer war, keine Daten vorlegen konnte ,sodass mein Vater zu dem Entschluss kam, ich habe den Tag über nur rumgesessen und weder ein Abendessen verdient noch ein heiles aussehendes Auge. Warum er mich so abgrundtief zu hassen schien, konnte ich mir nur allzu gut vorstellen, schließlich war ich kein Mann und damit kein würdiger Nachfolger für ihn. Zusätzlich hing ich ihm seit 2 Jahren an der Backe und hätte er es gekonnte, hätte er mich lieber heute als morgen verstoßen."Natürlich. Ihr könnt euch auf mich verlassen, Sir.", meinte ich und verneigte mich tief. Ein Schnauben seinerseits war alles was ich hörte bevor er sich wieder seinem Mitarbeiter widmete. Schnellen Schrittes ging ich aus dem Raum und rannte beinahe zu meinem Zimmer um den neuen Laptop zu holen und den Jungs zum Trainingsraum zu folgen. Dort angekommen bemerkte ich nur Tala der am Simulator stand und das Bedienpult studierte. Sein Blick wandte sich zu mir als ich die Tür hinter mir schloss. "Wo sind die anderen?", fragte ich und ließ meinen Blick umherschweifen. "Zuerst erklärst du mir das.", antwortete er und zeigte auf sein eigenes Auge. "Bitte Tala, wo sind die anderen. Ich kann es mir nicht leisten das mein Vater hier aufkreuzt und....", ich brach ab ,als er ruckartig einige Schritte auf mich zu kam. "Nichts der gleichen wird passieren. Sie sind noch einmal ins Labor gegangen um sich Ersatzteile zu holen, in den nächsten paar Minuten sollten sie wieder hier sein.", seine Erklärung beruhigte mich ein wenig und ich drehte mich leicht zur Seite um an ihm vorbei zum Pult zu kommen. Seine Hand schloss sich um mein Handgelenk und zog mich zurück. "Du bist mir eine Antwort schuldig. Und ich rate dir das in der Antwort kein Laternenpfahl oder ähnliches drin vorkommt.",ich musste leicht lächeln über seine Äußerung. Bevor ich jedoch etwas sagen konnte ging hinter mir die Tür auf und wir waren nicht länger allein im Raum. "Na dann schauen wir mal was das Baby so kann.", brüllte Spencer und ging an mir vorbei jedoch nicht ohne mich noch einmal anzurempeln. Ich ignorierte dies und ließ mich hinterm Pult nieder. Nach einigen Diskussionen hatten sie sich entschieden erst einmal etwas einfaches auszuprobieren. Eine eisige Landschaft die der russischen Tundra nachempfunden war. Meine Finger flogen über die vor mir liegende Tastatur und richteten die Kamera genau auf die Blades der Jungs. In der Kuppel in der sie sich befanden wehte ein heftiger Wind, das konnte man schon an den Haaren der Jungs erkennen. Die Innentemperatur betrug -10 Grad und sank langsam weiter. Ein wenig Schadenfreude überfiel mich in diesem Moment, weil ich es halbwegs warm hatte und die Kerle sich einen abfroren. Mein Grinsen versteckte ich hinter meiner Handfläche und tat schwer beschäftigt wenn einer der Jungs in meine Richtung schaute. Nach etwa 10 Minuten war der Kampf beendet und als Sieger war Tala auserkoren. Da sein Bit Beast ein Polarwolf war, war es nicht weiter verwunderlich. Nun wollten die gnädigen Herren ein wärmeres Klima mit großen Wasserflächen. Ein Vorteil für Spencer dessen Bit Beast ein Wal war. Tala hielt sich überraschender Weise in diesem Match raus und verließ die Kuppel um sich neben mich zu stellen. "Ich hoffe für sie das sie heute ausnahmsweise etwas richtig macht. Kontrolliere das doch lieber, Tala.", scherzte Ian und lachte mit den beiden los. Ich spürte wie mir eine leichte Röte ins Gesicht schoss. Dieser Idiot, nur wegen Bryan hatte ich gestern nichts vorzuweisen gehabt und heute machten sie sich darüber lustig. Manchmal fragte ich mich wer hier genmanipuliert wurde, die Bit Beasts oder diese Affen? Leider trug Talas Anwesenheit neben mir nicht dazu bei das ich mich besser konzentrieren konnte, ganz im Gegenteil. Ich war froh als die Jungs nach 2 weiteren Umstrukturierungen endlich fertig waren und die Abteiglocke klingelte fürs Mittagessen. Bevor ich auch nur etwas sagen konnte waren die Jungs bereits raus gerannt und die Tür fiel hinter ihnen ins Schloss. Allein blieb ich zurück und machte mich an das Komprimieren der so eben gesammelten Daten. Auf ein Mittagessen oder in meinem Falle ein Frühstück hatte ich keine Lust, denn obwohl mein Magen wie verrückt knurrte wusste ich was mich erwarten würde. Fast 200 pubertierende Kerle die sich einen abfeiern würden wenn ich den Raum nur betrat. Völlig auf den Bildschirm vor mir konzentriert, merkte ich erst zu spät das jemand hinter mir stand. Starke Arme legten sich jeweils zu meiner Linken und Rechten auf den Schreibtisch. Mein Kopf ging herum und ich schaute in königsblaue Augen. Als ich hier vor rund 2 Jahren angekommen war hatte ich schnell gelernt das ich niemanden vertrauen konnte. Erst einige Monate später begriff ich, dass es eine Ausnahme gab und die stand gerade neben mir. Weiche Lippen legten sich auf meine verletzte Schläfe und wirkten wie Balsam. "Nun erzähl mir was passiert ist, Prinzessin." Egal wie lange er schon an meiner Seite war, ich würde es nie leid werden seine Berührung zu genießen.... Kapitel 1: Nähe --------------- Ich versuchte meinem Freund alles in Ruhe zu erklären, jedoch schossen mir allein bei der Erinnerung an gestern Tränen in die Augen, was dem Blader natürlich nicht entging. "DU?! Du hast gar nichts getan. Die Schuld trifft alleine Bryan, wofür er auch bereits die Quittung bekommen hat." Erstaunt sah ich ihn an, weil mich seine Formulierung überraschte. Deshalb bat ich ihn eindringlich: "Bitte Tala, mach nichts! Sonst wird das ganze hier noch böse enden!" Inständig hoffte ich, dass er auf mich hören würde, doch ein Blick in seine Augen verriet mir, dass er nicht tun würde. Mit einem unguten Gefühl wandte ich den Blick ab, fragte jedoch: "Was hast du getan?" Innerlich fing ich schon mal an zu beten, dass es nichts schlimmes war. Neben mir begann Tala leise zu lachen. "Sagen wir mal so... Bryan musste sich nicht umsonst Ersatzteile holen.“ - "Und damit hast du natürlich rein gar nichts zu tun?" Skeptisch hob ich eine Augenbraue und drehte mich langsam wieder um. "Natürlich nicht." Er legte seine Finger unter mein Kinn und hob es an. „Was denkst du von mir?“ Er grinste mich schelmisch an und ich musste laut los lachen.“Das willst du nicht wissen." Ich war einfach nur glücklich in seiner Nähe. Er sorgte mit wenigen Worten dafür, dass ich mich wohl fühlte und für kurze Zeit vergaß, in welcher Umgebung ich mich befand. Langsam fiel mir jedoch ein, dass es Zeit zum Mittagessen wurde, weshalb ich Tala vorsichtshalber noch einmal daran erinnerte: "Du solltest etwas essen gehen, sonst fällt es auf das du abwesend bist.“ Tala sah mich leicht überrascht an und fing dann an zu grinsen. „Du bist echt in einer anderen Welt, wenn du an deinem Laptop sitzt. Ich habe bereits gegessen. Und bevor du fragst... Ja Boris hat mich gesehen. Allerdings hat er den Speisesaal kurz vor mir verlassen, weshalb ich dir etwas mitbringen konnte.“ Er griff hinter sich und stellte mir einen kleinen Teller vor die Nase. Darauf befanden sich Nudeln und eingelegtem Gemüse in einer bräunlichen Soße. Sofort stieg mir der herzhafte Geruch in die Nase und mir lief das Wasser im Mund zusammen. Sanft bedankte ich mich und steckte mir einen Bissen in den Mund. Es schmeckte sehr gut, eine Mischung aus süß und scharf. "Wenn ich dich nicht hätte....", murmelte ich zwischen den Bissen hindurch. Schlagartig dachte ich an meine Mutter zurück. Sie hatte mir auch immer das Essen gebracht, wenn ich mal wieder in meinen Laptop vertieft gewesen war. Schon seit langer Zeit war ich von Beyblades und deren Aufbau fasziniert gewesen und sie hatte mich immer unterstützt. - Bei allem was ich tat. Dennoch. Der Preis war zu hoch. Meine Mutter hatte jeden Tag bis spät in die Nacht gearbeitet und selbst am Wochenende war sie selten zu Hause gewesen. So wunderte es mich auch nichts wirklich, dass sie mit Mitte 30 seinen Herzinfarkt erlitt. Trotzdem traf es mich damals sehr unerwartet und von jetzt auf gleich war ich HIER gelandet. - Bei meinem Vater. Ich warf mir immer noch vor, dass ich meiner Mutter nicht wenigstens einen kleinen Teil ihrer Arbeit abgenommen hatte.Sie wäre noch am Leben und ich müsste nicht in so einer "Hölle" leben. Allerdings hätte ich Tala nie kennengelernt. Im Laufe der Zeit war er mir eine riesen Stütze geworden und egal wie schlecht es mir ging, er brachte mich immer zum Lächeln. Manchmal vergaß ich sogar, wo ich mich befand. Mein Blick fiel auf dem rothaarigen Jungen, der sich neben mir über den Tisch zum Bildschirm gebeugt hatte. "Denkst du manchmal daran, zu fliehen?" Die Frage kam mir über die Lippen, bevor ich überhaupt darüber nachdenken konnte. Ruckartig drehte Tala sich zu mir und in seinem Blick konnte ich zunächst nur Entsetzen lesen, die dann aber gewissen Neugier wich. "Irgendwie schon, aber bis jetzt hatte ich nichts was mich nach draußen zog." Er legte einen seiner schlanken Finger unter mein Kinn und hob es leicht an. Sein Gesicht nähere sich meinem und meine Augen schlossen sich von selbst. Ich spürte bereits seinen Atem auf meinen Lippen, doch kurz bevor wir uns küssen konnte, ging hinter uns die Tür auf und Tala sprang reflexartig einen Meter weg von mir. "Ah Tala, sehr gut. Komm doch bitte in mein Büro. Du....", mein Vater, der so eben in den Raum geplatzt war, zeigte auf mich, als wäre ich eine Kakerlake die beseitigt werden musste, "gehst in dein Zimmer und bleibst bis morgen da. Ich habe mit den Jungs zu reden und dabei will ich dich nicht haben!" Verstört hob ich die Augenbrauen, weil ich nicht wirklich verstand was passiert war. Mein Blick war wie verschleiert ich bekam nur am Rande mit, wie mein Vater gefolgt von Tala den Raum verließ. ~*~*~ Seit Stunden lag ich in meinem Bett und schaute an die Decke über mir. Irgendwie hatte ich gehofft, dass ich noch mitbekam was mein Vater von den Jungs wollte aber dies war leider nicht der Fall. Ich musste gestehen,dass ich mir Sorgen um meinen heimlichen Freund machte. Mit einem müden Gähnen schaute ich auf die Uhr .- Es war bereits kurz nach um 9 Uhr abends. Seit beinahe sechs Stunden wartete ich nun schon und hoffte, dass die Zeit schneller verging. Was wollte mein Vater nur von den Jungs? Ein leises Klopfen holte mich aus meiner Starre und ließ mich aufschrecken. Kurzzeitig blieb ich still sitzen, wie ein Reh, was einem Jäger gegenüber stand. Noch einmal ein leises, vorsichtig wirkendes Klopfen und ich war wieder vollkommen klar. "Herein." Ich wartete, dass sich die öffnete, doch nichts geschah... Bedächtig stand ich auf und schaute leise vor die Tür. Ein Junge, etwa in meinem Alter, ging gerade an meinem Zimmer vorbei, ansonsten war der Flur wie ausgestorben. Mit misstrauischem Gedanken wollte ich die Tür hinter mir schließen, als irgendetwas von außen dagegen knallte und ich mit einem Ruck nach hinten stolperte. Mit einem kurzen Blick registrierte ich, dass Tala in den Raum gestürzt kam und leise die Zimmertür hinter sich schloss. Ich bekam nicht einmal die Möglichkeit Luft holen, da hielt er mir schon den Mund zu und drängte seinen Körper an meinen. "Wir müssen reden..." Kapitel 2: Pläne ---------------- Mir war überhaupt nicht klar gewesen, dass mir ein einziger Satzt SO viel Angst einjagen konnte. Sofort malte ich mir das schlimmste aus, bis mich Tala aus meinen dunklen Gedanken riss: "Dein Vater plant irgendwas..." Egal was es war, es konnte definitiv nichts gutes sein! Mein Vater plante NIE IRGENDWAS gutes! "Was hat er vor?!" Meine anfängliche Neugier hatten sich binnen weniger Sekunden zu einer eisigen Angst verwandelt. Mein Freund machte keine halben Sachen und wenn er mitten in der Nacht in mein Zimmer geplatzt war und somit riskierte, gesehen zu werden, musste es schon WIRKLICH schlimm sein... "Tala! Ich will wissen, was mein Vater plant!" In meiner Stimme schwang ein leiser Hauch von Hysterie mit, während ich meinen Freund beobachtete, der sich in diesem Moment auf meinem Bett niederließ und seinen Kopf in die Hände stützte. Er wirkte fast schon verzweifelt... "Tala... bitte..." Auf meine erneute Bitte hin, hob der rothaarige endlich den Kopf und fixierte mich mit einem Blick, der mir das Blut in den Adern gefrieren ließ. "Du willst wissen, was dein Vater plant? Ganz einfach, er hat vor, die BBA zu stürzten." Für einen Augenblick war ich einfach nur sprachlos, doch dann hatte ich Mühe, ein verbittertes Lachen zu unterdrücken. "Mein Vater will also die BBA stürzten, hm? Und wie will das bitteschön anstellen?" Es war nicht so, dass ich meinem Vater diese wahnwitzige Idee nicht zutraute, doch die BBA ist nicht einfach irgendeine Firma. Sie unterstütze Blader auf der ganzen Welt und ist international berühmt für ihre Qualität. Bevor ich jedoch weiter darüber nachdenke konnte, zog mich Tala neben sich aufs Bett und begann weiter zu erzählen: "Morgen Abend werden das Team, du und einige Wissenschaftler nach Moskau fahren, um in die dortige Abtei zu ziehen. Wir sollen dort noch einmal intensiv trainieren, da in einer Woche die Weltmeisterschaft in Moskau ausgetragen wird. Aus irgendeinem Grund ist sich dein Vater sehr sicher, dass er gewinnen wird. Er hat sogar unsere Blades eingezogen und gesagt, dass wir sie in den nächsten Tagen zurückbekommen..." Und wieder einmal war ich sprachlos. Ich hatte zwar von den Turnier gewusst und dass mein Vater einen Hang zum dramatischen hatte war auch nichts neues, doch musste es gleich so etwas... "extravagantes" sein. Konnte sich mein Vater denn nicht einmal mit dem zufrieden geben, was er schon besaß?! Und... was hatte er mit den Beyblades vor? Fragen über Fragen schwirrten in meinem Kopf umher, auf die ich bis dato keine Antwort hatte. Leicht verzweifelt ließ ich mich an die kalte Wand sinken und versuchte halbwegs Ordnung in das Chaos in meinem Kopf zu bringen. "Meinst du, dein Vater ist in der Lage, die BBA tatsächlich zu zerstören?" - "Ich weiß es nicht." So leid es mir auch tat, ich konnte Tala keine Antwort geben. Dafür wusste ich zu wenige über den Mann, der sich meinen Vater nannte und über die Firma, die er schon seit Jahren sein Eigen nannte. "Und was machen wir jetzt?" Nervös verschränkte ich meine Hände und schloss für einen kurzen Augenblick die Auge. Das Bild meiner Mutter blitzte kurz in meinen Erinnerungen auf, bis es von Talas warmen Handen vertrieben wurde, die sie auf die meinen gelegt hatten. Obwohl ich ihn nicht ansah, spürte ich genau, dass sich Tala neben mich hatte fallen lassen und sein Blick nun auf mir ruhte, was mir ein schiefes Grinsen entlockte. Es war immer wieder erstaunlich, dass es der Junge schaffte, mich nur mit seinem Blick auf andere Gedanken zu bringen. "Wir schaffen das. - Zusammen" Es waren nur wenige Worte, die mir jedoch unendlich viel Hoffnung gaben. Hoffnung auf eine bessere Zukunft. Und dass ich ZUSAMMEN mit Tala irgendwann hier heraus käme... "Ich schlage vor, wir warten einfach ab und versuchen im geheimen etwas herausfinden." Schweigend stimmte ich Talas Vorschlag zu, da uns ich eh nichts anderes übrig blieb. "Damit wäre ein Problem gelöst, bleibt noch eines." Mit einem schelmischen Lächeln deutete der Blader auf die verschlossene Tür. "Ich bin schon ein hohes Risiko eingegangen, als ich hier her gekommen bin. Wenn ich jetzt zurück müsste, könnte es eventuell... Komplikationen geben..." Es dauerte einige Sekunden, bis ich begriff, was er meinte, dann musste ich laut loslachen. Zumindest wäre es so gekommen, hätte Tala nicht meine Lippen mit den seinen versiegelt... Augenblicklich flatterten hunderte Schmetterlinge und Gänsehaut legte sich bei der seiner Berührungen auf meinen Körper. Sanft legte ich meine Arme um seinen Nacken und zog ihn noch näher zu mir. Als wir uns nach einer gefühlten Ewigkeit wieder von einander lösten, blickte ich ich wunderschöne, tiefblaue Augen, die mich wie immer gefangen hielten... "Warum hasst du mich nicht wie alle anderen?" Ich hatte meinen Kopf auf Talas Brust gebettet und spielte mit dem Reißverschluss seines T-Shirts. "Jeder hier hat Angst vor mir und verachtet mich... Außer du. Warum?" Gedankenverloren schloss mein Freund seine Augen, ehe er zu einer Antwort ansetzte: "Zunächst war auch ich nicht gerade begeistert, als wir erfuhren, dass Boris Tochter hier her kommt. Doch dann... während unser ersten Begegnung wusste ich ziemlich genau, wie du dich fühltest. Du hattest deine Mutter verloren - wie ich später erfuhr - und warst gegen deinen Willen her gebracht worden. Ich glaube, du hast mich an mich selbst erinnert... Deshalb ließ ich dich in Ruhe." Für einen kurzen Moment hielt er inne und ich vermutete, dass er an die Zeit VOR der Abtei denken musste. "Ist schon okay." Behutsam streichelte ich an seinem Hals entlang, bis Tala meine Hand ergriff und seinen Kuss auf die Innenfläche hauchte. "Und dann kam der Tag, an dem dir dein Vater die Haare abschnitt und dich zum ersten Mal schlug. Damals warst du völlig fertig und diesem Augenblick sah in dir mich. - An meinem ersten Tag in der Abtei." Obwohl es gerade wirklich nicht angebracht war, musste ich leicht schmunzeln. Die Erinnerungen waren so klar, als wäre es erst gestern gewesen... -Rückblende- Verzweifelt bettete ich meinen Kopf auf meine Knie, während mir unaufhaltsam Träumen aus den Augen rannen. Vor zwei Tagen war ich hier angekommen und seit dem war mein Leben die absolute Hölle. Niemand akzeptierte mich und von allen wurde ich mit Verachtung betrachtet. Doch vor allem mein "Vater" behandelte mich, als wäre ich das absolute NICHTS! Immer wieder hallten seine Worte in meinen Gedanken wieder: *Du wirst hier lediglich geduldet, weil du sonst niemanden hast. - Nicht dass mich das interessieren würde. Wage es ja nicht, dich wie eine verwöhnte Prinzessin aufzuführen! Du gehörst hier nicht hin, bist ein nichts und wirst es auch immer bleiben!* Danach hatte er meine Haare ergriffen und hatte sie mit einer Klinge eiskalt abgeschnitten. Jetzt waren meine einst wunderschönen, blonden Haare nur noch zu kurz, dass ich sie hinter mein Ohr schieben konnte. Von ihrer Länge ist nichts mehr vorhanden. Meine Schreie waren damals durch die gehallt und hatten einige Schaulustige angelockt, was mir eine heftige Ohrfeige einbrachte. Es hatte mich total geschockt und war tränen überströmt in die nächstbeste Ecke gerannt, wo ich mich schon seit einer Stunde versteckte. - Niemand sollte mich so sehen. Leider schien mein Plan nicht ganz aufzugehen, da plötzlich ein Schatten auf mich fiel und eine Stimme mit einem kalten Hauch von Belustigung meinte: "Wenn du weiter da unter herum sitzt, hohlst du dir noch eine Erkältung." Mit einem unterdrücktem Fauchen sah ich hoch und erkannte stechend rote Haare, die sich langsam in der Dunkelheit abzeichneten. Ich kannte ihn nicht, doch hatte ich ihn schon einmal gesehen. Anscheinend war er eine Art Stellvertreter meines Vaters und hatte in dessen Abwesenheit "das Sagen." Wenn er den Raum betrat, herrschte augenblicklich Stille und die anderen gingen ihm möglichst aus dem Weg. Er wirkte nicht wie ein Mensch vieler Worte und genoss es, wie sich alle vor ihm fürchteten. "Was willst du?" Wütend schaute ich zur Seite, als er sich vor mich kniete. Auf dem erstem Blick war er alleine, aber ich vermutete, dass sich noch weitere Menschen in den endlosen Gängen der Abtei herumtrieben. "Ich wollte mal die Tochter von unserem werten Herrn Leiter sehen. - Es gibt ja schon einige Gerüchte..." Mir entwich ein Schnauben. "Oh, Gerüchte! Muss mein Leben interessant sein! Ich bin also eine eingebildete Prinzessin und verstehe nichts vom Bladen? Du meinst also, ich kann einen Energiering nicht von einer Fusionsscheibe unterscheiden?" Verblüfft zog der Junge eine Augenbraue hoch und ein leichtes Lächeln bildete sich um seine Mundwinkel. "Ja..., so ähnlich. - Doch ich glaube, da ist nichts dran. Übrigens, ich bin Tala Valkov." Aufmerksam suchte mein Blick seine Augen, fand in ihnen jedoch nichts, was mich hätte misstrauisch stimmen sollen. "Ich heiße Viktoria." Dankbar ergriff ich die mir dargebotene Hand und stellte fest, wie warm sie war. "Wie machst du das?" Unwillkürlich ergriff ich die Wärmequelle fester. "Wir sind hier in Russland und hier drinnen ist es eisig kalt, trotzdem bist du warm!?" Mit einem schiefen Grinsen ließ sich Tala neben mir zu Boden sinken. "Ich bin geborener Russe. Außerdem gewöhnt man sich irgendwann an die Kälte. Du solltest jedoch nicht weiter hier herum sitzen. - Bald ist Ausgangssperre und ich glaube nicht, dass dein Vater sehr angetan ist, wenn er dich findet." Für einen kurzen Moment schloss ich die Augen, dann nickte ich leicht. "Du hast Recht.... Danke. " Ich schaffte es wirklich, ein kleines Lächeln zustande zu bringen und erhob mich. Als ich mit der Hand durch meine Haare fahren wollte, fiel mir wieder ein, warum ich überhaupt hier gesessen hatte... An diesem Abend brachte mich Tala noch in mein Zimmer und ich merkte von Tag zu Tag mehr, dass ich in ihm einen Verbündeten gefunden hatte. Es dauert nicht einmal einen Monat, bis mehr als Freundschaft zwischen uns herrschte. -Rückblick Ende- Meine Augen wurden immer schwerer und ich schmiegte mich enger an meinen Freund. "Es ist nun schon über zwei Jahre her und doch hat mein Vater nie etwas bemerkt..." Ungewollt musste schmunzeln. Tja... Mein Vater ist eben doch nicht so schlau, wie er gerne tut. Kurz bevor ich einschlief, murmelte ich noch leise: "Deine Liebe ist das einige, was mich noch hier hält." Dann schlief ich - eng an meinen Freund gekuschelt - ein. Kapitel 3: neues "Zuhause" -------------------------- Der nächste Morgen kam viel zu früh und unerwartet, wohl auch für meinen "Bettgefährten" . Langsam richtete ich mich auf, als mein nerviger Wecker anfing zu klingeln. Genervt schlug ich einmal auf ihn drauf, um ihn zum Verstummen zu bringen.Immer noch todmüde ließ ich anschließend wieder zurück fallen und erschrak heftig, als ich bemerkte, dass ich nicht alleine lag. "Stimmt.Da war ja was." Mit schiefgelegtem Kopf beobachtete ich den Jungen neben mir, der nach und nach aufwachte. Allerdings murmelte er nur ein "Ich wünsche dir auch einen wunderschönen guten Morgen"und drehte sich zur Wand. Es war geradezu ein Wunder, dass keiner von uns in der Nacht aus dem Bett gefallen war. Schließlich ist es ein Einzelbett und ich hatte so gerade genug Platz.Mit einem kurzen Blick auf den Wecker vergewisserte ich mich, dass uns noch etwas Zeit blieb, dann kuschelte ich mich noch einmal an den Rücken meines Freundes. Es kam viel zu selten vor, dass ich neben ihm aufwacht war. Genauer gesagt war es bis jetzt nur drei Mal vorgekommen. Wir konnten es uns eben nicht leisten, entdeckt zu werden. Trotzdem genossen wir jede Minute unserer gemeinsamen Zeit,wie jetzt gerade. Sanft umschloss Tala meine Hand mit der seinen und ich schmiegte mich noch enger an ihn, sodass keine Lücke mehr zwischen uns war. "Wir müssen langsam aufstehen." Mit schläfriger Stimme machte ich meinen Freund auf diese Tatsache aufmerksam und zog langsam meine Hände zurück. Jedoch hatte ich nicht mit Tala gerechnet, der sich wieder zu mir umdrehte und sich auf seine Arme stützte. Sein Blick lag auf mir und auf seinen Lippen lag ein leichtes Grinsen. "Sicher haben wir noch einige Minuten Zeit?" Es war offensichtlich eine Aussage keine Frage. Dennoch schreckte ich leicht auf, als ich seine Hand an meiner Hüfte spürte. Seine Lippen legten sich auf meine und ich war schlagartig wach. Doch leider konnten wir uns keine. Draußen herrschte schon reges Treiben und die Gefahr, dass jemand unangekündigt herein kam, war einfach zu groß. Die Tür war zwar verschlossen, doch man konnte sie leicht von außen öffnen. Deshalb schob ich Talas Hand mit einem leichten Anflug von Bedauern beiseite,um mehr oder weniger aus dem Bett zu kommen. Vor dem Kleiderschrank ließ ich meinen Schlafanzug einfach fallen,was mir ein anerkennendes Pfeifen vom Bett einbrachte.Auf meinem Gesicht machte sich ein schiefes Lächeln breit, weil ich Tala genau DESWEGEN liebte. Er gab mir das Gefühl trotz der Kleidung und meiner kurzen Haare attraktiv zu sein. "Jetzt beeil dich endlich! Ich muss in zehn Minuten bei meinem Vater sein!" Mein Blick fiel auf meinen Freund und ich machte eine auffordernde Handbewegung. Er zog eine Augenbraue hoch, stand dann aber auf und stellte sich hinter mich. Seine Hände legten sich in dem Augenblick um mich, als ich gerade in meine Hose schlüpfen wollte. "Weißt du, was ich dafür tun würde, dir lieber AUS deiner Hose zu helfen?" Leicht drehte ich meinen Kopf und legte meine Stirn an seine Schläfe. "Wir könnten uns hier den ganzen Tag verbarrikadieren."Wie gerne würde ich ihm diesen Wunsch erfüllen und mit ihm einfach abhauen. Jedoch sieht die Realität ganz anders aus, zudem ist keiner von uns beiden schon 18. Doch darauf arbeiteten wir hin. Wenn jemand von uns volljährig wird, würden wir verschwinden und irgendwo noch einmal von vorne anfangen. "Vielleicht ergibt sich in der anderen Abtei ja die Möglichkeit, DAS einmal umzusetzen", schlug Tala vor und zog sich zu meinem Bedauern zurück. Schnell zogen wir uns an und ich öffnete vorsichtig die Zimmertür.Nachdem ich mich vergewissert hatte, dass niemand zu sehen war,schlüpfte Tala hinaus. Der Augenblick war gut gewählt, da etwas entfernt bereits einige Jungen standen. Sie beobachteten uns kurz, widmeten sich jedoch dann wieder ihren Gespräch. Wie an jedem anderen tag auch, hielt ich strikt mich an meine persönliche Devise: Bloß nicht auffallen! Gerade noch pünktlich erreichten wir den Konferenzraum. Mein Vater war schon anwesend und nickte uns zu, als wir eintraten. "Sehr gut Tala. Du hast sie gleich mitgebracht." Er hielt kurz inne und musterte mich verachtend. "Ansonsten hätte ich jemanden schicken müssen, reine Zeitverschwendung." Nach außen hin konnte man nicht ehen, wie sehr mich seine Worte selbst nach so langer Zeit immer noch verletzten. Betont gleichgültig¸ ich mich auf einen freien Platzt fallen, klappte meinen Laptop auf und hörte mit halben Ohr meinem Vater zu."Unsere jahrelange Arbeit hat sich endlich gelohnt. Demnächst findet wie erwartet die Weltmeisterschaft im Beybladen statt. Die Daten habe ich dir bereits zukommen lassen." Ich brauchte einen Moment, bis ich bemerkte, dass er ausnahmsweise mich meinte. "Noch heute werden wir zum Austragungsort fahren und bis auf weiteres in der Abtei von Moskau verbleiben. Selbstverständlich erwarte ich absoluten Gehorsam.Von jedem von euch." Sein Blick ruhte auf mir und ich blickte aus Angst nicht zu ihm auf. Stattdessen wanderte mein Blick zur Wand, wo ein Bild einer Arena gezeigt wurde. Sie war typisch russisch.Voller Protz und Gold. Man erkannte, dass es ein Livestream war, da immer wieder einzelne Arbeiter durch das Bild liefen. Mein Vater hatte eben schon immer einen ausgeprägten Drang zur Kontrolle."Den Rest des Tages habt ihr zu euer freien Verfügung. Dafür erwarte ich heute jedoch 200%! Ihr werdet selbstständig nach Moskau fahren. Hauptsache ihr seid heute Abend da." Verwundert zog ich eine Augenbraue nach oben. Mein Vater gab uns tatsächlich frei?! Entweder ging morgen die Welt unter, oder er plante etwas und wollte verhindern, dass einer von uns dabei war. Gedankenverloren hörte ich nur noch eine Tür zufallen. Mein Vater hatte den Raum verlassen uns fünf ahnungslose Personen zurückgelassen. "Und was sollen wir ohne unsere Blade tun?" Bryan beschwerte sich lautstark und trat wütend gegen einen der Stühle, doch ich schaute fasziniert auf die Daten, die mir mein Vater geschickt hatte. Es waren rund hundert Ordner, die alle nach einem Beyblade-Team benannt waren. Seltsamerweise waren es genau die Teams, die auch an der Weltmeisterschaft teilnehmen würden und ich begann zu erahnen, was die einzelnen Ordner für Daten endhielten. Leider konnte ich die Informationen nur kurz überfliegen, da ich plötzlich eine Hand auf meiner Schulter spürte und zusammen zuckte. Es war Spencer, den ich nun überrascht ansah. "Wir möchten in einer halben Stunde nach Moskau fahren. Kannst du das regeln?" Er klang fast¦ freundlich. "Natürlich." Ich hielt seinem Blick stand und achtete darauf, dass niemand meine Verwunderung sah. Bei Spencer wusste ich nie, woran ich war. Mal ist er nett, mal ein riesiger Arsch. "Wir treffen uns in zwanzig Minuten am Eingang. Tala meinte, du würdest uns begleiten" Gleichgültig zuckte er mit den Schultern und drehte mir dann den Rücken zu. Eine Tür fiel ins Schloss und ich bemerkte, dass ich alleine im Raum war. Wie gewünscht suchte ich eine Bahnverbindung, die in genau 30 Minuten losfahren würde. Meinen Laptop klappte ich danach zu und beschloss in mein Zimmer zu gehen, um meine Sachen zu packen. Es dauerte keine 15 Minuten und ich war fertig. Es war kein Wunder, bei den wenigen Sachen, die ich besa߸. Meinen dicken Wintermantel zog ich sofort an, den Schal wickelte ich mir um den Hals. Es waren gut zehn Minuten bis zum Bahnhof und wir werden uns beeilen müssen, um den Zug noch rechtzeitig zu erwischen. Beim Hinausgehen fiel mein Blick auf mein Spiegelbild und ich blieb überrascht stehen. In dem Mantel sah ich richtig weiblich aus, da er sehr figurbetont geschnitten war. Die Tasche mit meinen Sachen hängte ich mir über die Schulter und die Laptoptasche nahm ich in die Hand. Draußen auf dem Flur hörte ich die Jungen schon von weitem. "Oho, seht mal.Die Prinzessin ist ja schon fertig. Soll ich Ihr Make up tragen?" Kurz sah ich hinüber zu Ivan und unterdrückte eine bissige Antwort. Er gehörte zum Team und ich war nicht in der Position, ihn zurechtzuweisen.Mit der Chipkarte öffnete ich die Tür und eisiger Wind wehte mir entgegen, sodass ich den Schal etwas höher zog. Im Laufe des Tages hatte es angefangen zu schneien, was es mir nicht einfacher machte, voran zu kommen. ~*~*~ Gerade wollte ich meine Tasche zurecht rücken, als ich merkte, wie sie mir von meiner Schulter rutschte. Schnell drehte ich mich um und sah, dass Tala sie aus dem Schnee hob und über seine eigene Schulter warf. Er musste die wortlose Frage wohl aus meinen Augen abgelesen haben, da er sich zu mir lehnte und trotzdem so laut sprach, dass alle mithören konnten: "Wenn du alle fünf Meter wegen deiner Tasche stehen bleiben musst, schaffen wir es nie pünktlich zum Bahnhof." Etwas an seinem Ton gefiel mir ganz und gar nicht und als die Jungen anfingen zu lachen, gab es mir den Rest. "Vielen herzlichen Dank auch!" Wütend funkelte ich meinen Freund an und stolzierte an ihm vorbei, den Laptop fest im Griff.Einige beschwerliche Minuten später erkannte ich den kleinen Bahnhof, von dem wir abfahren würden. Es war der einzige Ort, den ich kannte, der nicht in Prunk unterging. Bei jedem Gedanken an unser Ziel wurde mir schlecht. Moskau ist eine etwas andere Stadt. Außerdem gelten Russen allgemein nicht als ein besonders freundliches Volk, das jedoch gerne mit seinem Besitz prahlt.Hätte ich die Wahl, wäre ich nach dem Tod meiner Mutter lieber irgendwo anders untergekommen, doch die besa߸ ich mit meinen 15 Jahren nun mal nicht... Nachdem ich dem Schaffner die Tickets gezeigt hatte, betraten wir den Zug, wobei ich fast über ein Paar Beine gefallen wäre. Ich hatte schon eine Vermutung, wem sie gehörten, sagte jedoch nichts. Schweigend ließ ich mich auf einen weichen Sitz am Fenster fallen und schaute hinaus. Auf dem Pfiff des Schaffners hin schlossen sich die Türen automatisch und der Zug setzte sich langsam in Bewegung. Nach kurzer Zeit knarrte der Sitzt leise und ich sah überrascht auf. Tala hatte sich neben mich gesetzt und ich musterte ihn mit hochgezogener Augenbraue. Natürlich bemerkte er meinen Blick und meinte beiläufig: "Wir haben abgesprochen, dass wir uns zusammen setzen, damit keiner verloren geht. Und ich habe bei Stein-Schere-Papier verloren." Es klang einleuchtend und ich nickte bedrückt. Es tat weh, dass mein eigener FREUND nur wegen eines verlorenen Spiels bei mir war. Ohne Tala eine Antwort zu geben klappte ich meinen Laptop auf und rief stattdessen die Ordner auf, welche ich hatte nur kurz überfliegen können. Da die Fahrt gut eine Stunde dauern würde,konnte ich die Zeit auch nutzen, um mich wieder zu beruhigen. Meine Neugier stieg, als ich den Ordner der »Bladebreakers« öffnete. In den Gängen der Abtei kursierte das Gerücht, sie sollten ziemlich gut sein.Der Hauptordner enthielt mehrere Unterordner, die jeweils mit einem Namen beschriftet waren. Erwartungsvoll öffnete ich den mit der Überschrift »Ray«. Sofort erschien auf dem Bildschirm ein Dokument mit einer Filmdatei, die ich abspielte. Es war ein Steckbrief eines Jungen, der eindeutig chinesischer Abstammung war. Er besaß sehr lange, schwarze Haare und katzenhafte, goldene Augen. In dem Dokument waren sämtliche Attacken seines Blades und seinem Bit-Beast »Driger« aufgelistet und erläutert. Woher mein Vater diese ganzen Daten hatte, wusste ich nicht, aber ehrlich gesagt wollte ich es auch gar nicht wissen. Nachdenklich schaute ich zu Tala, dessen Blick ebenfalls an dem Bildschirm haftete.Plötzlich streckte er die Hand aus und drückte einige Buchstaben auf der Tastatur. *Weißt du, vom WEM diese Daten sind?* Nein, gewusst hatte ich es nicht, doch seine Frage bestätigte meine Vermutung, die ich schon seit langem hegte. *Es sind die Mitglieder der Teams, gegen die ihr spielen werdet* Meine Hand zitterte, während ich die Antwort tippte. Mein Vater hatte unsere Gegner tatsächlich ausspioniert, was mich noch immer schockte. Wurden die Couches etwa von ihm bestochen?! Anders konnte ich es mir nicht erklären. Sogar die Schwächen der Blader wurden aufgezählt!Schnell fiel mir auf, dass ein Ordner mehr Dateien enthielt, als die anderen. Von einem gewissen Kai gab es mehr als ein Dutzend Videodateien, von denen ich eine öffnete. Kurz zuckte ich zusammen, da der Zug an Fahrt aufnahm, dann widmete ich mich wieder meinem Laptop. Aufmerksam verfolgte ich die Filmdatei und staunte nicht schlecht. Sie zeigte einen vielleicht zehn Jahre alten Jungen, der konzentriert bladete. Er sah aus wie dieser Kai, nur ein bisschen jünger. Im Stillen fragte ich mich, woher mein Vater diese Daten schon wieder hatte, bis mir etwas Wichtiges auffiel. Die Wände im Hintergrund und auch die Beyarena sahen genauso aus, wie die in der Abtei! War Kai etwa dort gewesen?Mit einem kurzen Blick vergewisserte ich mich, dass Tala auch weiterhin auf den Bildschirm schaute, dann schrieb ich: *Kennst du diesen Kai?* Ruckartig nahm mir mein Freund den Laptop ab und tippte einen längeren Text, den ich ungeduldig mitlas. *Kennen wäre zu viel gesagt. Er ist genau wie ich in der Abtei aufgewachsen. Laut Gerüchten gehört er zu einer Adelsfamilie und ist der Enkel des Geschäftspartners von Boris.Ich bin ein Jahr älter als er und hatte daher selten etwas mit ihm zu tun. Allerdings war er immer der Liebling deines Vaters, bis von heute auf morgen auf einmal verschwand. Niemand konnte es sich erklären, doch leise Stimmen vermuten, dass es mit einem »Unfall«zu tun hat, der sich kurz vor seinem Verschwinden ereignet hat.Mehr wei߸ ich aber auch nicht!* Ich hatte aufmerksam mitgelesen, doch leider kamen nur noch mehr Fragen auf, als dass sie jemals alle beantwortet werden würden. Zumindest war nun geklärt, woher mein Vater die ganzen Daten von Kai hatte. Jedoch hatten Talas Worte in mir das ungute Gefühl von nahender Gefahr ausgelöst. Gedankenverloren nickte ich meinem Freund zu und nahm den Laptop wieder an mich. Langsam scrollte ich durch die übrigen Ordner, bis mein Herz auf einmal kurz stehen blieb. "Das ist doch" Fassungslos öffnete ich den Ordner, der die Überschrift »All Starz« trug. Da stand es: Schwarz auf Weiß! Ich kannte das Team schon länger, weil ihr Couch »Judy« eine gute Freundin meiner Mutter gewesen ist. Wir hatten sie und das Team schon oft besucht und ich mochte das Mädchen »Emily« besonders. Nach dem Tod meiner Mutter hatte man mich bei den All Starz unterbringen wollen, allerdings war dies damals nicht möglich, da ich ja noch einen lebenden Verwandten besa߸, der das nicht zu ließ. In den letzten zwei Jahren hatte man mir keine Möglichkeit gegeben,mit ihnen ihn in Kontakt zu treten.Bevor ich realisierte, was ich da eigentlich gerade machte, hatte ich die gesamten Daten meines Vaters auf einen - von mir vorher eingesteckten Stick gezogen und diesen in meinem Stiefel verschwinden lassen. Für einen kurzen Moment fiel mein Blick auf meinen Freund, der mich mit hochgezogener Augenbraue beobachtete. Mit einem schiefen Lächeln legte ich meinen Zeigefinger auf die Lippen, um ihm zu signalisieren, dass er schweigen sollte, was mir ein leichtes Nicken einbrachte. Einigermaßen erleichtert setzte ich mich normal hin und tat den Rest der Fahrt das, was ich am besten konnte: Mich unauffällig verhalten. In Moskau erschlugen mich fast das ganze Gold und der Überfluss an allem und jeden. An wirklich JEDER Ecke standen Händler, die Pelze oder Uhren verkauften.Da ich nicht wirklich wusste, wie wir zum Quartier kamen, folgte ich einfach den Jungen. Sie waren schon einige Male hier gewesen und kannten den Weg daher.Da es in der Stadt um einige Grad wärmer war als im Umland war,traute ich mich endlich, meinen Schal etwas lockerer zu ziehen. Zu meinem großen Pech wurden die Jungs natürlich an jeder zweiten Ecke erkannt oder mit den Worten "Ahhhh! Die Demolition Boys!" begrüßt. Es nervte, vor allem wenn einige Mädchen auf die Idee kamen, MEINEM Freund um den Hals zu fallen. Und es schien ihm auf irgendeine Art und Weise zu gefallen! Auf meinem Gesicht bildete sich ein bitteres Lächeln und ich wandte mich, um schon einmal voraus zu laufen. Es dauerte einige Sekunden, dann hörte ich, wie die Jungen nachkamen. Einige Minuten später konnten wir die Abtei von weitem sehen, die deutlich kleiner als unser derzeitiges Zuhause ist. Der Eingang wurde von einer dicken Stahltür verschlossen, gegen die sich Spencer und Bryan gleichzeitig lehnten,um sie aufzubekommen. Es geschah jedoch nichts, was die Laune der Jungen nicht unbedingt verbesserte. Während sie sich lautstark beschwerten, sah ich mich um und entdeckte schließlich ein kleines Eingabefeld neben der Tür. Der Bildschirm war schwarz, bis ich neugierig einige Tasten drückte und er aufleuchtete. »Code eingeben« Breit grinsend drehte ich mich um und gab den Jungen ein Zeichen, näher zu treten. "Irgendwelche Ideen?" Zugegeben, Ich hatte keine Ahnung, was ich da eingeben musste. Es sind vier Zahlen, die ich jedoch nicht kannte. Mein Vater hatte mir nichts davon erzählt. "Gib mal was ein!" Schmerzhaft stieß mir Ivan seinen Ellenbogen in die Rippen und ich unterdrückte mühsam eine giftige Antwort. Meine Augen blitzten verärgert auf, doch ich schwieg und probierte sämtliche Geburtstag, bis hin zu meinem eigenen am Eingabefeld aus, dennoch zeigte es immer nur »Fehler« an.Er würde doch nicht...? Verächtlich gab ich schließlich das Datum meines Vaters ein und die Tür schwang auf. In diesem Moment dachte ich mir nur, was für ein arrogantes Arsch er doch ist! "Na endlich!" Ich konnte den Jungen ihre offensichtliche Erleichterung ansehen. Gemeinsam betraten wir den Innenhof, der wie ausgestorben wirkte. Schon von weiten sahen wir einen Mann auf uns zu rennen, der schließlich atemlos vor uns hielt. "Das Betreten...Oh!Hallo." Anscheinend hatte er uns wohl zunächst nicht erkannt, doch nun verbeugte er sich tief vor uns, was um mich herum mit einem abfälligen Ton kommentiert wurde. "Bitte folgen Sie mir. Ich bringe Sie nun zu ihren Zimmern." Der Mann war nervös, als er noch hinzufügte: "Gaspardin wird im Laufe des Abends erwartet." Schnellen Schrittes ging er voran und wir folgten ihm. In unser »neues Zuhause«. Im Inneren der Abtei war es recht kühl, die Wände waren kahl und es herrschte eine Atmosphäre, wie in einem Gefängnis. Mein Zimmer war eines der ersten und ich stellte fest, dass es weder größer, noch geräumiger als mein vorheriges war. Schnell nahm ich Tala meine Tasche ab und warf sie aufs Bett, dann schloss ich die Tür hinter mir. Erschöpft lie߸ ich mich zu Boden sinken, bettete meinen Kopf auf die Knie und schloss die Augen. In den letzten Stunden war so viel passiert, dennoch war ich keinen Deut schlauer als zuvor. Wenigstens besa߸ ich schon mal einen Anfang und ich meinem Kopf begann ein wahnwitziger Plan langsam Gestalt anzunehmen.Mein Vater ist und bleibt mein Vater, doch ich werde nicht zulassen,dass er Judy oder den anderen etwas antat! Nach einigen Minuten richtete ich mich auf und tapste Richtung Bett, in das ich mich wenig später fallen ließ. Okay, es war gerade mal Mittag, aber ich war von den Ereignissen des Tages völlig fertig. Außerdem musste ich mir zu ersten Mal eingestehen, dass ich an Talas Treue mir gegenüber zweifelte... Kapitel 4: Fragen über Fragen ----------------------------- Der restliche Tag war ohne Besonderheiten vergangen, jedoch auch leider ohne das ich Tala gesehen konnte und ungestört mit ihm reden konnte. Am Abend war mein Vater eingetroffen in Begleitung eines älteren Mannes mit langen grauen Haaren. Ich hatte ihn nur von Weitem gesehen, jedoch hatte das ausgereicht um mir Angst einzujagen. Er hatte einen gewissen Blick im Gesicht, welchen ich nicht einschätzen konnte. Doch bevor ich etwas über ihn herausfinden konnte, war er bereits mit meinem Vater in einem der Räume verschwunden. Ich verbrachte den übrigen Abend in meinem Zimmer und ging früh zu Bett, da den nächsten Tag die Besichtigung des Stadions schon früh auf meinem Plan stand. Die Jungs sollten zu Boris gehen und weiß Gott was tun. Als ich am Bahnhof vorbeikam wurde ich allerdings plötzlich aus meinen verwirrenden Gedanken über meinen Vater und dessen Plänen geholt. "MMMAAANNNN ist das kalt hier.", brüllte schlagartig ein Junge einige Meter von mir entfernt. Ich und wahrscheinlich jeder andere um mich herum drehten sich zu diesem Jemand um. Er war etwa in meinem Alter, und kam mir irgendwie bekannt vor. Seine langen dunklen Haare hatte er zusammen gebunden unter einem Basecap versteckt und trug kurze Kleidung, sein Freund neben ihm gab ihm eine Jacke mit der Aufschrift: BBA. Da fiel mir ein, woher ich ihn kannte.Das war dieser Junge von den Bladebreakers...Tyson.... Um ihn herum erkannte ich seine Teamkollegen unter anderem auch diesen Kai. Ich sah wie sie den Ausgang entlanggingen, wohl auf dem Weg in die Stadtmitte. In einiger Entfernung ging ich ihnen nach und beobachtete sie unauffällig. Trotz der wärmeren Umgebung und völliger Windstille zog ich meinen Schal etwas enger um den Hals und sah zeitgleich wie die Gruppe der Blader vor mir stehen blieb. "Boa ich konnte noch nie russisch, wo müssen wir hin.", schrie dieser Tyson und hielt eine Karte vor sich, die er immer wieder drehte. Ich musste bei diesem Anblick leicht schmunzeln und ging weiter. "Mein Russisch ist leider etwas eingerostet. Ich glaube...", fing einer von ihnen an, dem ich jedoch keine Dateien zuordnete. Er war klein und hatte kurze braune Haare mit einer großen Brille auf der Nase. Er sah nicht wie ein typischer Blader aus. Ich hatte nun genau 2 Möglichkeiten die eine war, dass ich hier weiter rum stand oder ich konnte an ihnen vorbei gehen und meinen Weg fortsetzen. Meine Entscheidung fiel auf die 3.Möglichkeit, ich ging auf sie zu. Als ich auf der gleichen Höhe war blieb ich stehen und griff in die Gruppe hinein um an das Papier zu kommen. "Hey.", blaffte jemand den ich jedoch nicht beachtete. "Ihr wollt zum Marriott Grand Hotel? Ihr folgt dieser Straße hier bis zur nächsten Kreuzung, dann biegt ihr links ab, die 2. Straße rechts und da auf der linken Seite.", meinte ich und gab ihnen die Karte zurück. Sie schauten mich alle etwas verwirrt an und gaben keinen Ton von sich. "Du sprichst unsere Sprache?", fragte der kleine braunhaarige Junge, der sich wohl zu erst gefangen hatte. "Ja, was ist daran so besonders?", hakte ich nach und trat einen Schritt zurück. "Naja wir sind in Russland..." Das hieße jedoch nicht das ich nur russisch konnte. "Ach echt? Wenn ihr wollte bring ich euch zum Hotel, ich muss eh in die Richtung. ", zur Bestätigung ging ich einige Schritte weiter. "Gerne, dann los ich kann es kaum erwarten.", schrie Tyson auf einmal los und rannte an mir vorbei. Ich lachte nur über seinen Auftritt und lief weiter. Der etwa 10 minütige Weg zog sich doch mehr hin als ich dachte. Das Hotel war einen Block vom Stadium entfernt. "Ihr seit also hier um an der Weltmeisterschaft teilzunehmen?", fragte ich und erntete Begeisterung um mich herum. "Ja genau, wir sind die Bladebreakers. Hat man hier schon von uns gehört?", hakte der Chinese...Ray nach. "Ja, ihr seit die Irren die sich mit dem Team anlegen, welches noch nie verloren hat.", scherzte ich und musste mir selbst eingestehen, dass sie echt in Ordnung waren. Obwohl derjenige der mich interessierte Kai, sich bedeckt hielt und gar nichts sagte. Den Rest des Weges verbrachte ich damit die Jungs kennen zu lernen. Am Leichtesten war es Tyson zum Reden zu bringen. So erhielt ich auch die Info das Mr. Dickenson, ihr Manager und Leiter der BBA, ebenfalls demnächst in die Stadt kommen würde. „Wer bist du eigentlich.“, fragte Kai mich und wirkte misstrauischer als mir selber lieb war. „Viktoria.“, antwortete ich und er nickte zum Verständnis. Ich musste ja nicht gleich plaudern das mein idiotischer Vater sie ausschalten wollte, schließlich konnte mir ihr anfängliches Vertrauen noch etwas bringen. Vor dem Hotel blieb ich kurz stehen und drehte mich zu der kleinen Gruppe um. „Also da wären wir, kommt ihr jetzt allein klar?“, fragte ich und verneigte mich kurz vor ihnen. „Ja klar danke dir. Ohne dich wären wir vermutlich aufgeschmissen gewesen.“, meinte der braunhaarige dessen Name ich jedoch immer noch nicht kannte. „Kein Problem, man sieht sich.“, meinte ich und sah zu das ich weg kam. So dicht an dem Stadium wollte ich verhindern, dass mich jemand mit „dem Feind“ sah. Dem Sicherheitsdienst zeigte ich meinen Ausweis, worauf er mich durch ließ. Das Innere war leider genauso wie das Äußere und erinnerte eher an ein Kolosseum als an eine Beyarena. Überall waren Gold, Stuck und kleine Verzierungen untergebracht, bis auf die eigentliche Arena wo normale Sitzplätze rundherum eher den Eindruck erweckten es wäre eine Konzerthalle. Einige kleine Loggen stachen aus dem üblichen Sitzbereich heraus, wahrscheinlich für wichtige Leute wie Sponsoren und meinen Vater. Kurzzeitig setzte ich mich in den Publikumsbereich und schaute den Arbeitern beim Aufbau zu. In einer Sache musste ich meinem Vater Respekt zollen. Er konnte so viele Mitarbeiter kontrollieren und ein riesiges Turnier einfach so aus dem Ärmel schütteln. Man sah es als Zuschauer wahrscheinlich nicht, allerdings als seine Tochter achtete ich genau auf diese Details. Man musste sich um Teilnehmer, Zuschauer und Personal kümmern. Die Arena sollte vorher vorbereitet sein und für den Verlauf musste ebenso gesorgt werden. Es war also keine Aufgabe die in ein paar Tagen bewältigt werden konnte. Auf dem Rückweg zur Unterkunft lief ich langsamer die Straßen entlang. Irgendwie wollte ich noch nicht zurück, obwohl es wirklich sehr kalt war, gab es nichts was mich zurück zog. So oft hatte ich überlegt einfach abzuhauen, um woanders neu anzufangen und all das hier hinter mir zu lassen. Jedoch hatte mich eines hier behalten: Tala. Er gab mir trotz der Situation in der wir uns befanden ein gutes Gefühl und ich wollte nicht weg von ihm. Außerdem hätte ich eh niemanden wo ich hin konnte. Es war bereits Nachmittag als ich in der Abtei ankam und ich war erstaunt wie schnell die Zeit vergangen war. Drinnen stockte ich kurz als ich bemerkte das lautes Stimmengewirr durch die kalten Gänge hallte. "Das ist ja wirklich genial, ich wünschte ich wäre hier aufgewachsen. Den ganzen Tag beybladen....", ich schreckte zusammen und schlüpfte aus Respekt um die nächste Ecke. Vorsichtig blickte ich an der Mauer vorbei in den Gang. Bedauerlicher Weise hatte ich die Stimme richtig zugeordnet: Tyson!!! Nicht mal 5 Meter von mir entfernt standen Tyson, seine Teammitglieder und mein Vater. "Jeder Beyblader wird hier optimal auf seine individuellen Bedürfnisse trainiert....", mir wurde schlecht bei diesen Lügen, aber sagen konnte ich auch nichts. Niemand der Anwesenden durfte wissen das ich hier war, sonst würde ich ziemlichen Ärger bekommen und das Vertrauen der Jungs verlieren. Da sie in meine Richtung standen schlich ich leise Rückwärts bis zu meinem Zimmer und schlüpfte hinein. Die Tür schloss ich nicht ganz und lehnte mich dagegen um noch etwas von dem Gespräch aufzuschnappen. Leider hörte ich nur Wortfetzen: ...Gewinnen....Rauswurf....Turnier", mehr war nicht zu verstehen als die Stimmen lauten wurden und ich die Tür gänzlich schließen musste, um nicht erwischt zu werden. Still betete ich das niemand das Klicken der Tür gehört hatte und lauschte auf jedes Geräusch von der anderen Seite. Noch 10 Minuten später stand ich so da, obwohl ich mitbekommen hatte, dass die Jungs bereits gegangen waren. Was hatten die Jungs hier zu suchen gehabt und wie kamen sie hierher? Hatte Kai ihnen vielleicht von hier erzählt und wollte seinen Teamkollegen zeigen wo er aufgewachsen war. Allerdings hatte er nicht den Eindruck gemacht, dass er gerne und viel redete. Erschrocken sprang ich nach vorne als es leise an der Tür klopfte, an der ich gelehnt hatte. "Äh...ja...", hatte mich doch jemand gehört? Ängstlich schaute ich zu wie die Türklinke runtergedrückt wurde und jemand den Raum betrat. Tala. Er blieb im Rahmen stehen und sein Blick ging mehr durch mich hindurch, als wäre er nur körperlich anwesend. "Was ist los?", fragte ich besorgt und zog ihn in den Raum sodass ich die Tür verschließen konnte. "Egal, wie war dein Tag?", ohne auf meine Frage einzugehen setzte er ein Lächeln auf welches jedoch nicht bis zu seinen Augen reichte. Kurz wartete ich noch ab ob etwas von ihm kam, jedoch blieb er stumm. Ich beschloss es auf sich beruhen zu lassen und erzählte ihm von meinem Besuch im Stadion, ließ allerdings das Zusammentreffen mit den Bladebreakers außen vor. Ich war trotz allem froh Tala bei mir zu haben, auch wenn meine Gedanken immer wieder von dem Besuch der Bladebreakers beeinträchtigt wurden.... Kapitel 5: Rede mit mir! ------------------------ Versunken in meine eigene Gedanken starrte ich auf die Tastatur meines Laptops und hoffte sie würde wie durch Geisterhand eine Antwort auf meine Fragen tippen. Es waren 2 Tage seit dem Treffen von den Bladebreakers und meinem Vater vergangen. Besorgt musste ich dabei zusehen wie mein alter Herr jeden Morgen aufs Neue die Jungs zu sich rief und mich komplett ignorierte. Es machte mir eine höllische Angst, wenn ich daran dachte was mein Vater mit ihnen vorhatte. Bedauerlicher Weise erzählte mir Tala nichts, ganz im Gegenteil er mied mich wo er nur konnte und seine abendlichen Besuche blieben aus. Mein Bauch verkrampfte sich, sobald ich daran dachte wie lange es schon wieder her war das ich seine Nähe genossen konnte. Jeden Abend lag ich aufs neue im Bett und hörte auf das kleinste Geräusch was mir verriet das jemand, in diesem Fall Tala, auf dem Gang entlang schlich. Doch immer wieder musste ich mir eingestehen das da nichts war. Also hatte ich beschlossen etwas zu unternehmen. So wartete ich seit einer Stunde vor dem Trainingsraum in dem alle waren, um Tala nach dem Treffen abzufangen. Ich hatte mir meinen Laptop mitgenommen, um mir erstens die Wartezeit zu vertreiben und zweitens so auszusehen als ob ich etwas tat. Wenn mein Vater mich einfach nur hier sitzen sehen würde, gäbe es gewaltigen Ärger, welchen ich vermeiden wollte. So hatte ich eine Ausrede und konnte sagen das mir an Talas Blade etwas auffallen sei. Die Zeit zog sich nur so hin und ich hatte das Gefühl als würde ich alle 5 Minuten auf die Uhr schauen. Doch die Tür blieb geschlossen und es drang keinerlei Laut hinaus. Vielleicht konnte ich, wenn ich näher ran ging, etwas dadurch hören. Ich überlegte kurz und beschloss das Risiko einzugehen, als stand ich so leise wie möglich auf und ging langsam zu der Tür. Vorsichtig lehnte ich meinen Kopf seitlich gegen das kalte Metall und schloss die Augen um mich nur aufs Hören zu konzentrieren. Ich vernahm ein leises Klacken und Gemurmel, allerdings wirkte es als hätte ich Kopfhörer auf. Zu leise und gedämmt drangen die Worte an meine Ohren. Das Einzige was lauter wurde war das Klacken, sodass ich schlagartig die Augen öffnete um mich zu vergewissern das ich noch immer alleine war. Um mich herum Funkstille. Was war das nur für ein Klacken? Im Sekundentakt ertönte es und wurde Stück für Stück lauter, als würde es näher zu mir kommen. Als mir bewusst wurde was es war, war es schon fast zu spät. Ich sprang mit einem Satz hinter die Tür die ich nicht mal eine Sekunde später öffnete und mich glücklicherweise hinter sich versteckte. Meine Angst entdeckt zu werden lähmte mich und ich traute mich nicht mal mehr Luft zu holen. Das Klacken wurde nun leiser und ich merkte das jemand von der Tür hinter der ich stand wegging. Hoffentlich lautlos lehnte ich mich nach vorne und sah den letzten Rest meines Vaters der um die Ecke gebogen war. Die Absätze seiner Schuhe hallte immer noch durch die leeren Gänge bis zu mir hinüber. „Dann bis morgen.“, das war Spencer´s Stimme nicht mal einen Meter entfernt von mir und mein Herz setzte kurz aus. „Ach sie an wer sich hier versteckt.“, seine eiskalten Augen fixierten mich und sein Grinsen wurde breiter. „Ich...verstecke mich nicht. Ich bin lediglich der Tür ausgewichen.“, rechtfertigte ich mich und hoffte er würde die Ausrede schlucken. „Zu schade, das blaue Auge hat dir so gut gestanden.“,murmelte er und ging weiter. Natürlich nicht ohne mich nochmal anzurempeln. Ich hasste diesen Kerl einfach, ihm hatte ich das blaue Auge schließlich zu verdanken gehabt. Idiot! Meine Gedanken wurden erst wieder in richtige Bahnen gelenkt als ich die stechend roten Haare in meinem Blickfeld bemerkte. „Was tust du denn hier? Dein Vater ist...“, fing er an und nickte Ian und Bryan zu, die sich dann verzogen. „Ich wollte nicht zu ihm, sondern zu dir. Wir müssen über etwas reden.“,meine Stimme klang Gott sei dank relativ fest als ich einen Schritt auf ihn zuging. Wir waren wieder alleine auf dem Gang, trotzdem machte er einen Satz zurück von mir. „Was...?“, begann ich, wurde jedoch unterbrochen als mein gegenüber lauthals sprach: „Das ist für dich gleich ein Grund mich zu verfolgen? Ist es zu viel verlangt mal ein paar Tage Ruhe vor dir zu haben. Stell dir vor, es geht nicht immer nur nach deinem verwöhnten Kopf, Prinzesschen.“, seine Worten schnitten sich wie Rasierklingen durch mein Innerstes. Was war denn los mit ihm? Vor 3 Tagen war doch noch alles in Ordnung gewesen. Mir war es in diesem Moment egal ob uns jemand sah, so nahm ich ihn an der Hand und zog ihn mit mir. Ich wollte Antworten und zwar jetzt. "Was willst du denn?", fragte er kaum das wir um die Ecke gebogen waren. "Das könnte ich dich fragen, seit Tagen meidest du mich? Was ist MIT DIR los?", ich schrie ihn fast an und blickte mich kurz um. Wir waren zum Glück immer noch alleine, was trotzdem kein Grund war für mich so zu schreien. Ich war einfach stinksauer und verletzte zugleich. Sein Blick war von jetzt auf sofort beunruhigend wütend. "Komm mit.", ohne zu warten zog er mich mit sich einige Meter weiter und schubste mich in einen Raum. Ich biss mir auf die Lippen um nicht aufzuschreien. Er machte mir langsam mehr als ein wenig Angst. Ich versuchte mich selbst etwas zu beruhigen und schaute mich um. Schließlich war es Tala, mein freund, der liebste Mensch den ich hier in der Abtei kannte. Wir waren in einem kleinen Zimmer welches mit einem großen Bett, Schreibtisch und Kleiderschrank ausgestattet war. "Was ist dein Problem?", ich hatte nicht einmal mehr genug Zeit ihn anzusehen bis er mich gegen die Wand drückte. Geschockt konnte ich ihn nur anschauen und spürte wie die Angst in Panik umschwenkte. Warum war er so verdammt sauer? Ich hatte ihm doch lediglich eine einfache Frage gestellt. „Ich...will einfach wissen was mit dir los ist....Ich meine...du meidest mich wo du kannst und redest nicht einmal mehr mit mir!Wenn du dich trennen willst dann sag es, aber behandle mich nicht wie jemand der ich nicht bin. Was du aus eigener Erfahrung weißt!", Tränen stiegen mir in die Augen und ich konnte ihn einfach nicht mehr ansehen. Mein Blick sank auf den Boden und ich wollte in dem Moment nichts weiter als einfach in ein Loch kriechen und dort bleiben. Ich hasste es wenn wir stritten und noch weniger mochte ich es, wenn eine Trennung im Raum stand. "Denkst du ich suche mir das aus? Boris setzt uns so unter Druck, ich bin froh wenn ich ein wenig schlafen kann bei dem was momentan los ist.", er wirkte so verzweifelt wie ich ihn noch nie zuvor gesehen hatte.Helfen wollte ich ihm ja, aber wenn ich selbst nicht wusste wie, was hatte ich dann auszurichten? Natürlich kannte ich meinen Vater, aber es brachte mir dennoch nichts. Seit Jahren war Tala seinem Druck ausgesetzt, aber wieso wurde es ihm JETZT zu viel? "Du weißt so lange schon wie Boris ist und jetzt auf einmal ignorierst und beleidigst du mich weil es dir zu viel wird?Das ist einfach nur mies und erbärmlich!" "Du hast keine Ahnung..." "DANN ERKLÄR ES MIR!!!", forderte ich sofort und zuckte zusammen als er seine Hände wutentbrannt gegen die Wand neben meinen Kopf schlug und sich näher an mich schob. Seine Nähe hatte sonst immer etwas beruhigendes für mich gehabt, doch jetzt wirkte es auf mich angst einflößend und verstörend. Seine Lippen legten sich härter als sonst auf meine und ich war zu schockiert um irgendwie zu reagieren. Mein Körper gehorchte mir erst nachdem gefühlte Stunden vergangen waren. Fast sinnlos erschien es mir als ich meine Hände gegen seine Brust drückte, um ihn von mir weg zu schieben. Ich hätte genauso gut versuchen können eine Wand zu verschieben. Ich wollte zwar seine Nähe spüren, aber so wie er gerade war wollte ich ihn nicht küssen. Es schmerzte mich nicht nur körperlich wie er gerade mit mir umging. Ich war seine Freundin und kein Rammbock an dem er seinen Stress auslassen konnte wenn ihm danach war. Er war der Mensch geworden den mein Vater sich schon immer gewünscht hatte, jemand der sich nahm was er wollte und dabei über Leichen ging. NEIN! Das vor mir war immer noch Tala, der Junge der mich damals aufgefangen hatte, der immer für mich da war und mich vergessen ließ wo ich mich befand. Auf eine Art und Weise wollte ich genau das, von ihm geküsst werden, jedoch störte mich die Art und Weise. Ich versuchte mich aus deinem Griff zu lösen und ihm genau da zu sagen, jedoch bewegte er sich kein Stück von mir weg, sodass mir keine andere Möglichkeit blieb. Als er seine Zunge zwischen meinen Lippen hindurch schob, biss ich einfach zu. Ein metallischer Schmerz breitete sich in meinem Mund aus und ich merkte wie Tala kurz erstarrte. Tränen liefen mir über die Wangen und meine Hände ballten sich zu Fäusten, als sie sich in Talas Oberteil krallten um ihn endlich von mir weg zu ziehen.Er löste sich von mir und legte seine Stirn an meine. "Was hab ich getan?.", ich sah in seinen Augen das er es ernst meinte und brachte ein Lächeln zustande. Er war scheinbar wieder er selbst. Einige Minuten vergingen in denen wir uns nur ansahen und uns gegenseitig beruhigten."Wenn etwas ist sag es mir einfach, du weißt das ich schnell unsicher werde und wenn du mich einfach ignorierst, denke ich das der Fehler bei mir liegt.". beichtete ich ihm. Seine Hand fuhr durch meine Haare und ich schloss genießerisch die Augen. "Musst du heute nochmal zu Boris?", fragte ich und biss mir leicht auf die Lippen in der Hoffnung er würde "nein" sagen. „Selbst wenn, ich blute und muss verarztet werden.“, sein Lächeln erreichte seine Augen nicht, was mir augenblicklich ein schlechtes Gewissen verpasste. Eigentlich wollte ich immer noch Antworten, doch irgendetwas an seinem Blick sagte mir das ich lieber nicht weiter bohren sollte. ------------------------------------------------------------------------------------------- Ein leises Fiepen entwich meinen Lippen als er mich auf das naheliegende Bett schubste. Mein Blick war auf den Jungen gerichtet der so eben die Tür abschloss und langsam auf mich zukam. Seine Bewegungen wirkten elegant und sein aufrichtig wirkendes Lächeln steckte mich direkt an. Er kroch zu mir hoch bis sich unsere Gesichter auf der selben Höhe befanden und seine Lippen sich auf meine legten. Sein Körper lag nun halb über mir und drückte sich an mich. Ein Gefühl von Wärme und Geborgenheit begann mich zu durchfließen. Meine Hände fuhren wie von selbst zu seinen Schultern hinauf und strichen leicht über die freie Haut über dem Kragen des orangefarbenen Oberteils, welches er trug. Talas Küsse wanderten an meinem Hals entlang, sodass sich ein Seufzen über meine Lippen schlich. Mein Kopf ließ ich nach hinten fallen und schloss meine Augen. Seine Lippen brachten mich immer wieder dazu, dass ich alles um mich herum vergaß. Selbst wenn wir vor wenigen Minuten noch gestritten hatte, war jetzt alles aus meinem Kopf gelöscht. Ich zog leicht an seinen Haaren zu mir hoch damit ich ihn küssen konnte und mich gleichzeitig etwas aufrichtete. Geschockt war ich, als ich bemerkte das mein Oberteil um einiges hochgerutscht war und Tala seine Hände unter diesem hatte. Langsam zog er mein Shirt nach oben über meinen Kopf und warf es achtlos auf den Boden. Mit einer Hand knöpfte ich sein Oberteil auf und war positiv überrascht, als ich bemerkte das er nichts darunter trug. Meine Fingernägel fuhren leicht über die nackte Haut die sich über seinen muskulösen Oberkörper spannte. In seinem Blick lag ein gewisses Verlangen, welches mich augenblicklich erregte. Sein Oberteil folgte meinem und kurz darauf auch unsere beiden Hosen, bis wir nur noch in Unterwäsche nebeneinander lagen. Seine Haut hatte trotz der Kälte eine ganz leichte Bräune und man merkte sofort das er hart trainierte. Sein Körper war ein wahrer Augenschmaus und auch wenn ich ihn nicht zum ersten Mal unbekleidet sah, musste ich mich immer wieder daran erinnern das er MEIN Freund war. Verspielt wuschelte ich ihm durch die stechend roten Haare und schmunzelte leicht. Meine spaßige Art färbte wohl auf ihn ab, da er sich auf mich stürzte und sein Gesicht in meiner Halsbeuge vergrub, was nicht gerade wenig kitzelte. Ich drehte meinen Kopf und versuchte ihn etwas von mir weg zu schieben, war jedoch viel zu abgelenkt und bekam deswegen nicht mit wie er meinen BH geöffnet hatte. "Hey...", beschwerte ich mich, kam jedoch nicht weiter bis sich seine Lippen auf mein Dekolletee senkten und meine Worte einem leisen Stöhnen wichen. Wie von alleine wanderten meine Hände hinunter zu seinem Rücken und kratzten leicht darüber. Seine Lippen liebkosten meinen gesamten Oberkörper bis hinunter zum Bund meines Slips, den ich noch immer trug. Ich versuchte ihn höher zu ziehen um an seine Boxershort zu kommen. Bedauerlicher Weise konnte ich sie ihm nicht komplett ausziehen, sondern nur bis zu den Knien runter schieben. "Kannst du mir etwas helfen.", murmelte ich und versuchte mit den Fingerspitzen an seine Hose zu gelangen. Er kam mir zuvor und zog diese komplett aus. Als Entschädigung zog ich meinen Slip hinunter und warf ihn ebenfalls beiseite. Stunden, so schien es, vergingen in denen wir uns einfach nur ansahen, bis es ihm wohl zu dumm wurde und er mich stürmisch küsste. Ich spürte wie mein Unterleib sich augenblicklich anspannte als ich seine nackte Hüfte an meiner bemerkte. "Viel zu lange her als wir das letzte Mal...", ich legte einen Finger auf seine Lippen und wickelte meine Beine um seine Hüfte. Mir erging es ebenso.Natürlich musste ich ihm Recht geben, wir waren seit so langer Zeit ein Paar und hatten schon einige Male miteinander geschlafen, jedoch ging es in den letzten Wochen einfach unter. Außerdem war es immer wieder ein Risiko zusammen zu sein. Als ich hier angekommen war, war ich noch Jungfrau gewesen, was mit 13 Jahren ja nicht weiter verwunderlich war und eigentlich hatte ich vorgehabt zu warten,aber irgendwann war der Tag da gewesen wo mir ein Kuss nicht mehr gereicht hatte. Seine Finger tasteten sich hinunter bis zu meiner Hüfte und holten mich in das hier und jetzt zurück. Sie strichen sanft über die Innenseite der Oberschenkel. Genießerisch schloss ich die Augen und küsste seinen Hals zärtlich um ihn ein unterdrücktes Knurren zu entlocken. Leise flüsterte er mir ins Ohr: "Ich will dich....", als könnte ich ihm widerstehen und als könnte ich ignorieren, wie erregt er offenbar war und mich damit wahnsinnig machte. Sehnsüchtig zog ich ihn zu mir und spürte seine Erregung zwischen meinen Oberschenkeln. Kurz darauf und ohne Vorwarnung drang er vorsichtig in mich ein und entlockte uns beiden zeitgleich ein beinahe erleichtertes Stöhnen. Ich krallte mich leicht in seinen Rücken, als er begann sich langsam zu bewegen. "FUCK...", wie von der Tarantel gestochen schob ich ihn auf einmal weg von mir. Er schaute mich geschockt an und hielt in seiner Bewegung inne. "Kondom.", murmelte ich etwas verlegen und sein ernster Ausdruck wich Belustigung. "Bereits vorhanden.",bevor ich etwas erwidern oder fragen konnte, stieß er erneut zu und ich biss vor Schreck die Zähne zusammen um nicht los zuschreien. Die Frage wann er sich das Kondom übergezogen hatte, verließ in diesem Moment meinen Kopf und es blieb pure Leere zurück. Gott wie gut es sich anfühlte mit ihm zu schlafen. Jeder einzelne Stoß holte mich mehr und mehr aus meinem jetzigen Leben heraus und eröffneten mir eine Welt die einfach nur perfekt war, genau wie der Mann über mir. Wie hatte ich je an ihm zweifeln können? Sein Stöhnen nahe meinem Ohr klang wahnsinnig erregend sodass ich darin leise einstimmte und Talaˋs Namen in sein Ohr stöhnte was ihn offenbar noch mehr antörnte. Auch wenn wir schon häufiger Sex hatten, blieben wir immer in der selben Stellung. Schon allein weil ich mich nicht traute irgendwas neues Unbekanntes zu probieren oder ihn darauf anzusprechen, wenn ich alleine das Wort "Kondom" nur mit rotem Kopf nennen konnte. Mein Unterleib spannte sich leicht an und ich presste meine Beine enger an seinen Körper. Wie durch Gedankenübertragung legte er seine Hände auf meinen Hintern und zog mich enger an sich, sodass er noch tiefer in mich eindrang. "...Oh Gott....",murmelte er nach einigen härteren Stößen und auch ich spürte wie die Anspannung in meinem Unterleib zunahm. Leidenschaftlich biss ich ihm in den Hals damit niemand mein lautes Stöhnen hören würde. Alles in mir verkrampfte sich als mich der Orgasmus überrollte und kurz darauf auch Tala kam und sich selbst den Mund mit einer Hand zu hielt um nicht laut los zu stöhnen. Das Kondom konnte zwar einiges verhindern, jedoch nicht das starke Gefühl von Verbundenheit zwischen uns beiden. Denn ich war die Einzige die ihn so sehen würde...nackt...verschwitzt....glücklich. Ich wusste in diesen Augenblick immer, dass er der Richtige war, mit dem ich das alles überstehen konnte. Den ich in 20 Jahren immer noch an meiner Seite hatte. Kapitel 6: nächtliche Begegnung ------------------------------- Mitten in der Nacht wurde ich durch ein Knallen wach. Es musste offenbar ganz aus der Nähe gekommen sein, denn es war ziemlich laut gewesen… Kurz musste ich mich orientieren wo ich eigentlich war, da mein Gedächtnis auf Grund der Uhrzeit und des unsanften Aufwachens noch ziemlich in Nebel gehüllt war und ich mich an gar nichts mehr erinnern konnte. Schließlich setzte ich mich langsam auf und hielt dann einfach still, damit ich jedes Geräusch um mich herum erfassen konnte. Ein erneutes Poltern ließ mich wenige Sekunden später aus dem Bett springen. Egal was gerade auf der anderen Seite der Tür abging… Ich hatte hier nichts mehr zu suchen, immerhin war es nicht mein Zimmer und Boris würde er weiß was mit mir anstellen, wenn er mich hier fand. Deshalb sammelte ich schnell meine Sachen zusammen und zog mich hektisch an. Bevor ich jedoch die Tür öffnen konnte, wurde ich vom Bett aus angesprochen: "Was soll der Lärm?" "Keine Ahnung, ich gehe zu…" Mir wurde es nicht gegönnt, auszureden, da es draußen erneut knallte und ein Gespräch vor der Tür laut wurde. Entsetz sprang ich zurück, als es an der Tür klopfte und die unverwechselbare Stimme von Ian hindurchdrang: "Hey Tala, mach auf!" In meinen Gedanken stellte ich mir die Frage, woher er wusste, dass mein Freund hier war und ob er auch über meine Anwesenheit informiert war, doch ich tat nichts, sondern schaute ängstlich zu dem Angesprochenen. Dieser war glücklicherweise hellwach und bedeutete mir, mich hinter die Tür zu stellen, was ich auch sofort tat und mich weiterhin still verhielt. "Was gib's denn?" fragte Tala, der anschließend die Tür so weit geöffnet hatte, dass er sein Gegenüber sehen konnte, aber Ian mich nicht. Durch die Tür konnte ich gedämpft das verächtliche Schnauben von Ian hören. "Eindringlinge. – Wir sollen sie aufhalten." Seine Formulierung machte mir Angst, weshalb ich automatisch anfing zu zittern. "Wer?" hakte Tala sofort nach und stellte damit die Frage, deren Antwort mich brennend interessierte. Ein erneutes Schnauben seitens Ian. "Die Bande, welche vor kurzem hier war. Ich glaube ihr Name war Bladebreakers. Wir müssen sie aufhalten, damit Boris in Ruhe mit Kai reden kann." Jetzt verstand ich gar nichts mehr. Was zur Hölle wollten die japanischen Blader hier und vor allem: Was wollte Boris von Kai? – Hatte es etwas mit seiner Vergangenheit zu tun? Leider würden sich diese Fragen nicht von selbst beantworten und schon gar nicht, wenn ich hier weiter herum stand. Tala war Ian bereits gefolgt und auch für mich wurde es Zeit, zu verschwinden. Also schlüpfte ich vorsichtig aus meinem Versteck auf den Flur, der mal wieder menschenleer war, und gelangte so ohne groß aufzufallen in mein Zimmer. Wenigstens hatte ich dran gedacht, mich vorher anzuziehen… Als ich auf meinem Weg an dem Tor zum Hof vorbei kam, blieb ich kurz stehen, da ungewöhnliche Geräusche an mein Ohr drangen. Neugierig näherte ich mich dem Ausgang, immer darauf bedacht im Schatten und somit unbemerkt zu bleiben. Schließlich konnte ich Tala und Ian erkennen, die einige Meter direkt auf dem Hof standen und vor ihnen zu meiner großen Überraschung die Bladebreakers. "Jetzt sagt uns endlich, wo Kai steckt!" Tyson, eindeutig. Zwar konnte ich ihn nicht sehen, da mein Sichtfeld auf Grund meines „ich-will-nicht-entdeckt-werden“ Standpunks ein bisschen eingeschränkt war, doch ich vermutete, dass er mit Ian bladete, da letzterer seinen Starter in der Hand hielt und konzentriert auf den Boden schaute. Was zum Teufel ging hier nur ab?! Schnelle Schritte hinter mir ließen mich erschrocken zusammenzucken und ich wich einige Meter zurück, um diese zu lokalisieren. Geschockt realisierte ich, dass ich bereits von weitem die graublauen Haare von Kai entdeckte. Da es um mich herum keine Möglichkeit gab mich zu verstecken, konnte ich nichts weiter tun als stehen zu bleiben und mich erwischen zu lassen… "DU?!" Geschockt und erleichtert zugleich wurde ich von Kai gemustert, nachdem er mich entdeckt hatte, doch ich ging nich auf seine Reaktion meiner Anwesenheit ein, sondern fragte stattdessen: "Was tust du hier?" "Das Gleiche könnte ich dich fragen. Wie komme ich hier raus?" Bei unserer ersten Begegnung wirkte er so beherrscht und unnahbar, doch nun weckte er auf mich wie ein kleiner, ausgesetzter Welpe. Sollte ich ihm wirklich helfen? Ich wollte schon, aber die Konsequenzen, wenn wir erwischt wurden, konnte ich mir in meinen schlimmsten Albträumen nicht vorstellen. Und trotzdem… Ich würde ganz besteimmt nicht zulassen, dass Boris noch ein Leben zerstören würde. Außerdem sind die Bladebreakers ohne Kai – meiner Meinung nach – so ziemlich am Arsch. Mit einem kurzen Blick vergewisserte ich mich, dass die Jungs noch eine Zeit lang beschäftigt sein würde, dann meine ich: "Komm mit…" und zog Kai hinter mir her. Leise und darauf achtend, bloß kein Geräusch zu verursachen, schlichen wir durch den Gang. Laute Schreie hallten laut durch die ansonsten herrschende Stille, bis eine vertraute Stimme deutlich den Lärm durchschnitt: "KAI?!" Wie angewurzelt blieb ich stehen, öffnete wahllos einen der zahllosen Türen und schubste Kai in den Raum dahinter. Dann schloss ich die Tür schnell wieder und drehte ich in die Richtung, aus der die Stimme gekommen war. Scheiße! Natürlich war es Boris, der mit einigen Wachmännern geradewegs aus der Dunkelheit trat. Wir wären ihnen geradewegs in die Arme gelaufen, hätte er sich nicht vorher verraten… "Was…?!" Aus seinen Augen sprühte der Zorn, sodass ich versuchte, irgendetwas zu retten: "Ich habe hier Schritte gehört und als ich nachsehen wollte, sah ich nur diesen Kerl von den Bladebreakers dorthin…" ich deutete Richtung Innenhof, "…rennen." Hoffentlich kaufte mir mein Vater meine Geschichte ab. "Gnade dir Gott, wenn ich heraus finde, dass zu ihm geholfen hast! Dann wird der selbst unsere Verwandtschaft nicht mehr weiterhelfen!" Mit diesen Worten lief ohne mich eines weiteren Blickes zu würdigen weiter und ich frage mich, wann mir unsere Verwandtschaft jemals „weiter geholfen“ hatte…? Schließlich riss mich die Stimme von Kai aus meinen Gedanken, der die Tür unbemerkt wieder aufgedrückt hatte und nun an mir vorbei in den Gang spähte. "Ihr seid verwandt?" "Ja… Er ist mein biologischer Vater. Und jetzt komm! Ich will weitere Vorfälle dieser Art unbedingt vermeiden." Schnell rannten wir los Richtung Ausgang, Tief in meinem Innern wusste ich, dass ich gerade mein Leben riskierte, doch es war mir egal. Irgendwie würde ich mich schon herausreden können und wenn alle Seile rissen konnte ich mich immer noch auf Tala verlassen. Es dauerte nicht lange und ich erkannte bereits die eiserne Tür, welche nach draußen führte. Ich konzentrierte mich so stark auf sie, dass ich mich nicht noch einmal umschaute. Ein schwerer Fehler… Kapitel 7: Flucht und Verrat ---------------------------- Natürlich kam es, wie es kommen musste: ich prallte gegen jemanden und wurde von diesem hart zurückgestoßen. Ich konnte gerade noch so verhindern, dass ich hin fiel, indem ich mich in letzter Sekunde an der Wand abstützte. "Viktoria?!" Es war Tala. Wer sollte es bei meinem „Glück“ auch sonst sein? "Wie…?" Fassungslos blickte ich an ihm vorbei in den leeren Gang. Wie zum Teufel war er so schnell von dem Hof hier her gekommen?! "Das Gleiche könnte ich dich fragen!" Seine Stimme bebte vor Wut und ich bekam Angst, jemand würde uns hören, weshalb ich meinen Freund gereizt anfunkelte. "Sei verdammt noch mal leise! Ich bin Kai direkt in die Arme gelaufen!" Viel zu spät realisierte ich, was ich da eigentlich gerade gesagt hatte. Es war der dümmste Satz, der mir hatte heraus rutschen können! Immerhin hatte ich Tala gerade erzählt, dass ich einem Jungen zur Flucht verhalf, den wahrscheinlich die ganze Abtei suchte…! "Du riskierst ALLES nur wegen ihm?!" Mein Freund wurde noch lauter und schon hörte ich Schritte im Gang, obwohl ich es nicht wahrhaben wollte. Ich konnte nicht glauben, dass Tala das möglicherweise extra gemacht hatte. "Ich wollte ihm lediglich helfen hier raus zu kommen! Nicht mehr und nicht weniger! Und jetzt geh mir aus dem Weg!" Um meine Worte zu verdeutlichen ging ich einige Schritte vorwärts, wurde jedoch von Tala daran gehindert, weiter zu gehen. "Du wirst gar nichts machen! Boris braucht ihn!" Ich konnte es nicht fassen und war langsam echt am Verzweifeln. Desweiteren wurde die Schritte immer lauter und würden uns bestimmt bald erreichen. "Sagt mir Bescheid, wenn ihr fertig seid! Ich verschwinde von hier!" Ach ja… Kai gab es auch noch. Ich hatte ganz vergessen, dass er direkt hinter mir stand. Seinen Worten Taten folgen lassend, rannte er wie von der Tarantel gestochen los, in die entgegengesetzte Richtung der nahenden Schritte. Das einzige was ich tun konnte, war ihm nach zusehen. "Zufrieden?!", fauchte ich Tala an, der immer noch vor mir stand und mir somit den Weg versperrte. Kurz zeigte sich ein Hauch von Bedauern auf seinem Gesicht, der jedoch schnell wieder der ausdrucklosen Maske wich. "Ich habe nur meine Aufgabe erfüllt." "Stimmt. Damit hast mir nur überdeutlich gezeigt, wer der wichtiger ist: Boris oder ich." Ich gab ich ihm nicht einmal die Chance etwas zu erwidern, sondern wollte schnurstracks zurück zu meinem Zimmer. Bevor ich jedoch endgültig aus Talas Sichtfeld verschwand, drehte ich mich noch einmal um. "Ich hoffe, dir ist bewusst, welche Folgen dein Handeln für mich haben kann…" Nachdem ich mein Zimmer erreicht hatte, war ich die Tür direkt hinter zu. Wenige Minuten später hörte ich, wie Boris und Tala auf dem Flur entlang liefen, wie ich an ihren Stimmen erkannte. Schnell hielt ich den Atmen an, aus Angst, sie könnten herein platzen und anfangen, mich auszufragen. Hatte Tala meinem Vater etwas erzählt? Hoffentlich nicht, schließlich vertraute ich ihm blind, obwohl ich keine Ahnung hatte, was das gerade sollte. Er würde mich nie verraten… Oder? In der restlichen Nacht bekam ich kein Auge zu. Und selbst wenn ich kurz wegdämmerte, träumte ich davon, was mich am folgenden Tag erwarten würde. Ob Kai es geschafft hatte? Bestimmt, denn ich hatte in der Nacht sonst nichts mehr mittbekommen. Der nächste Morgen kam viel zu schnell, dennoch schaffte ich es trotz der Nacht noch pünktlich zum Treffen mit meinem Vater und dem Team… Kaum angekommen blieb ich erst mal angewurzelt im Türrahmen stehen, denn ich sah jemanden, der hier wirklich nicht hingehörte: Kai. Er stand neben meinem Vater und schaute stur geradeaus. Auf mich wirkte wie eine… Marionette. Scheiße! Schnell ließ ich mich auf einen der Stühle fallen, bevor mich mein Vater bemerkte, und versuchte den Gesprächen zu lauschen. "Ich möchte euch das neuste Teammitglied der Demolition Boys vorstellen: Kai Hiwatari. Er wird mit auch am morgigen Turnier teilnehmen. Eure ersten Gegner sind die All Starz." Den Rest nahm ich nicht mehr war, weil mein Verstand komplett abschaltete. Hatte es mein vater tatsächlich geschafft, Kai auf seine Seite zu ziehen? Und was war mit den Bladebreakers. Ist das alles nur passiert, weil ich gestern versagt hatte? Wäre alles anders gekommen, wenn ich Tala einfach losgeworden wäre und Kai heraus gelassen hätte? Ich kam mir plötzlich so unglaublich dumm vor und war den Tränen äußerst sah. "Ich kümmer mich um alles; das Team folgt mir." Ich nahm die Worte meines Vaters wie durch einen Schleier war. Trotzdem schaffte ich es aufzustehen und den anderen aus dem Raum zu folgen. An der Tür wurde ich jedoch von einer der Wachen festgehalten. "Was soll das?!" Ich war kurz vorm weinen, schaffte es aber irgendwie wütend oder zumindest gereizt zu klingen. "Du bleibst hier! Wir haben den Befehl, uns um dich zu kümmern! Verräterin!" Bei seinen Worten zog er mich ruckartig zurück, sodass ich auf den Boden fiel. Das letzte was ich sah, war das Gesicht meines „Freundes“, der mich ausdruckslos ansah, ehe sich die Tür schloss und alles schwarz wurde… „TALA???“ Mit einem erstickten Schrei nach meinem Freund erwachte ich aus dem dumpfen Schlaf der Bewusstlosigkeit. Ein schwerer Fehler, denn sofort spürte ich den metallischen Geschmack im Mund. Natürlich ging dieser durch schlucken auch nicht weg, da mein Mund erstens zu trocken war und mein Hals bei jedem Atemzug höllisch schmerzte. Die Schmerzen warnten mich schon einmal vor und ich wagte es nicht, mich zu bewegen, aus Angst, sie könnten noch schlimmer werden. Stattdessen schloss ich die Augen und versuchte an etwas Schönes zu denken. Bedauerlicherweise waren in letzter Zeit nicht besonders viele Dinge gut verlaufen: Mein Freund hatte mich im Stich gelassen, mein eigener Vater ließ mich hier vermutlich verreckten und auch sonst wusste niemand, dass ich existierte oder wo ich war. Naja… Letzteres wusste ich ja selbst nicht. Langsam und mit so wenig Aufwand drehte ich mich zur Seite, wobei ich meine Zähne zusammen biss, um meine Schmerzen nicht einfach hinaus zu schreien. Nachdem sich die Schmerzen halbwegs gelegt hatten, schaffte ich es, mich ein wenig umzusehen, soweit es mir meine Position erlaubte. Ich vermutete, dass ich mich in meinem Zimmer befand, doch ich war mir nicht sicher, da in dem gesamten Raum absolute Dunkelheit herrschte. So wusste ich nicht einmal ob es nun Tag oder Nacht war. Allerdings spielte das auch keine besonders große Rolle, weil ich genau wusste: Ich würde hier für eine sehr lange Zeit nicht rauskommen. – Zumindest nicht ohne fremde Hilfe… Nach einigen Minuten, in denen ich einfach nur still da lag, versuchte ich mich schließlich mit meiner unverletzten Hand hochzustemmen und mich aufzusetzen, aber es gelang mir nicht wirklich. Erst einige missglückte Versuche später schaffte ich es endlich hochzukommen und mein Gleichgewicht so lange zu halten, dass ich vom Bett auf den Boden rutschen konnte. Weiter kam ich nicht, da meine Beide mein Gewicht nicht tragen konnten. Wie oft hatte ich mich verletzt aus meinem Bett gequält? Wie oft hatte ich geweint, weil mein Gesicht nur noch aus zahlreichen blauen Flecken und anderen Verletzungen bestand? Wie oft hatte ich gedacht, ich würde wegen meinen Regelschmerzen sterben? Doch das war alles nichts gegen die Schmerzen, welche ich jetzt empfand. Mein ganzer Körper schien eine einzige Wunde zu sein und ich spürte keine einzige Stelle, von der ich mit Sicherheit sagen konnte, dass sie NICHT wehtat. Als ich die vertraute Maserung der Fliesen unter meinen Füßen wahrnahm, breitete sich der Hauch eines Glücksgefühls in mir aus. Ich befand mich tatsächlich in meinem Zimmer; also wusste ich auch, wo das Bad lag. Äußerst langsam und mich nur mit einem Arm abstützend, krabbelte ich den gewohnten Weg entlang. Meinen Atem versuchte ich dabei so ruhig wie möglich zu halten, obwohl ich das Gefühl hatte, bei jedem Atemzug würde ich mehr Blut schmecken. Mein Kopf dröhnte in einem stetigen Rhythmus und selbst meine Atemzüge waren so laut, dass ich glaubte, mein Kopf würde zerspringen. Nur mit großer Mühe schaffte ich es, den Lichtschalter neben der Tür zu betätigen, dann ließ ich mich völlig entkräftet gegen die kalte Wand fallen. Meine Augen schlossen sich wie von selbst und ich spürte, wie die Ohnmacht erneut nach mir griff, trotzdem versuchte ich dagegen anzukämpfen. Immerhin bestand die Gefahr, dass ich in meinem Zustand vielleicht für eine längere Zeit nicht mehr aufwachen würde… Meine Augen blieben noch eine Weile geschlossen, bis ich sicher war das ich das was ich sehen würde verkraften konnte. Doch alles Beten und Hoffen hätte mich nicht auf das vorbereiten können was ich sah. Mein Körper war von blauen Flecken und Blutergüssen übersät. An meinem Handgelenk zog ich sich getrocknetes Blut durch einen schon violetten Fleck bis hin zum Ellenbogen. Er schmerzte bei jeder Berührung, sodass ich befürchtete er wäre verstaucht oder schlimmeres. Über meinem Becken genau bei einer Rippe spürte ich bei jeder Bewegung ein ziehen und knacken als wenn sich etwas verschieben würde. Selbst eine Stunde später hatte ich mich nicht getraut mein eigenes Spiegelbild anzuschauen. Es erinnerte alles an einen Film den ich in meiner Kindheit geschaut hatte. Ein junges Mädchen war eingesperrt worden und über Jahre hinweg blieb sie in dem Versteck bis sie es nach langer Zeit schaffte und floh. War auch dies mein Schicksal? NEIN! Vielleicht hatte Boris meinen Körper gebrochen aber meinen Willen zu leben ganz sicher nicht. Mit letzter Kraft stemmte ich mich in die Dusche und stellte das warme Wasser an welches über meinen gesamten noch eingezogenen Körper regnete. Entspannt schloss ich die Augen und erlaubte es mir, das Tränen über meine Wangen flossen. Eisiger Schmerz durchfuhr mich als die salzigen Tränen mein Kinn entlang liefen. Ich wollte gar nicht wissen wie mein Gesicht aussah, in den letzten Jahren hatte ich mir abgewöhnt Wert darauf zu legen. Als meine Fingerkuppen leicht aufweichten stellte ich das Wasser aus und entledigte mich meiner nassen Sachen, welche ich einfach an Ort und Stelle liegen ließ. Immer noch auf allen Vieren kroch ich hinüber um mir frische Sachen zu besorgen. Mein Blick fiel auf die geschlossene Tür die ich versuchte zu öffnen, vergebens. Boris hatte allen ernstes abgeschlossen? Fassungslos über seine Tat, vernahm ich Geräusche von draußen. Schon fast hektisch hielt ich mein Ohr an die Tür und lauschte den dahinter liegenden Geschehen. Es war eindeutig Spencer´s Stimme die ich hörte und.... “Boris scheint wirklich Angst zu haben das Kai sich überanstrengt,deswegen lässt er uns antreten. Wie entwürdigend.“, ich hätte Tala´s Stimme unter Tausenden wieder erkannt. Verzweifelt klopfte ich gegen die Tür und rief lauthals seinen Namen. Er musste mich einfach hören, er würde mir helfen. Doch nichts geschah....Selbst als weitere Leute vorbei gingen passierte nichts. Jeder wusste anscheinen das ich hier war, doch warum ließen sie mich im Stich? Als ich niedergeschlagen in meine Sachen schlüpfte und mich neben die Tür setzte, vernahm ich erneute schritte, doch tat nichts. Vor einigen Minuten schon war ich heiser geworden und...warum sollte ich überhaupt einen Ton von mir geben. Ich war jedem in dieser Anstalt egal. Tala´s Gespräch hatte mir gezeigt dass das Turnier bereits angefangen hatte, also war ich seit mindestens 2 tagen hier drinnen und für ihn gab es keinen Grund mir zu helfen. Ich war ihm egal.... Ein Knacken an der Tür ließ mich zusammenschrecken und zurück rutschen. Wie in einem Horrorfilm öffnete sich die Tür langsam und ich erkannte die blauen Haare von Kai. Vorsichtig schlüpfte er durch den Spalt und schloss leise die Tür hinter sich. „Du weißt wie ich hier heraus komme?“, seine Frage verwirrte mich noch mehr als sein Erscheinen, aber ich nickte. „Du zeigst mir wo ich hier heraus komme und ich helfe dir weg von Boris zu kommen.“, wie jetzt? Er war hier um mir zu helfen. „Warum sollte ich dir irgendwas glaube oder dir helfen. Falls du es nicht mitbekommen hast das hier...“, ich zeigte auf mich und meinen Körper. „habe ich deinetwegen.“ „Ich weiß, aber ich bin deine einzige Chance hier heraus zu kommen. Entweder du kommst mit oder nicht.“, obwohl ich ihn nicht mochte, er hatte Recht. „Wie willst du das bewerkstelligen? Mein Vater ist das einzige lebende Mitglied meiner Familie und hier in der Abteil sind überall Wächter die....“, er fiel mir ins Wort. „Entweder du kommst in den nächsten Sekunden mit oder ich gehe alleine und du verkriechst dich hier im Selbstmitleid.“ „Ok, ich packe nur noch einige Sachen. Gib mir eine Minute.“, ich biss die Zähne zusammen und stemmte mich hoch um auf wackeligen Beinen zum Schreibtisch zu gehen und meine Tasche hervorzuholen in die ich schnell meinen Laptop, und einige Sachen zu packen. Ein Foto von Tala und mir, was ich zwischen meiner Kleidung versteckt hatte fiel dabei heraus. Kurz überlegte ich ob ich es mitnahm, entschied mich jedoch dagegen. Kai warf nur einen kurzen Blick darauf und es war mir dennoch egal. Tala hatte mich im Stich gelassen. Meinen Mantel überwerfend und die Stiefel schnell angezogen ging ich zu Kai der leise die Türklinke nach unten drückte. „Wir müssen nach rechts, dann einige Meter später nach links und dann den 2.Gang wieder rechts, die 3.Tür führt zu einem Flur der direkt nach draußen führt.“,erklärte ich ihm und hoffte innerlich das mein Adrenalinstoß noch eine Weile anhielt. Wenigstens so lange bis ich hier raus war. Konzentriert lief ich Kai hinterher, der an jeder Ecke schaute ob jemand dahinter stand. Das Glück war uns holt bis auf den Ausgang, wo eine Wache stand. „Mist.“, fauchte ich. „Ich übernehme das....Du rennst raus zu Mr. Dickenson und informierst ihn das ich nachkomme.“, bevor ich etwas sagen konnte lief er los, an der Wache vorbei die ihm natürlich sofort folgte. Ich ergriff meine Chance und rannte los, die Tür fast aufwerfend trat ich nach draußen, an dich eisige Luft. ICH WAR FREI! Meine Füße trugen mich weiter als ich je erwartet hatte und ich lief als wäre der Teufel höchstpersönlich hinter mir her. Nur ein Ziel hatte ich vor Augen, ich musste zu Mr. Dickenson. Auch wenn ich ihm nie begegnet war, wusste ich das er der Grüner udn Leiter der BBA war, also musste er auch Judy kennen. Alles würde irgendwie gut werden, ich würde hier heraus kommen. Der Schnee unter meinen Füßen knirschte und trotzdem ich bereits in der Stadt war, fror ich am ganzen Köroper. Kein Wunder. Die Anzeige an einem Laden zeigte – 24 Grad an und das heute der 14. November war. Also hatte ich 3 Tage in einem Zimmer gelegen, ohne etwas zu essen und nur mit einigen Schlucken Wasser die sich glücklicher Weise in meinem Nachtisch in einer Flasche befunden hatten. An einer Kreuzung blieb ich das erste Mal stehen um Luft zu holen. Erst jetzt fielen mir die Blicke der anderen Menschen auf.Ich wusste nciht wie ich ihm Gesicht aussah, jedoch konnte ich mir zusammen reimen das ich nicht sehr adrett aussah. Um mich herum standen riesige Gebäude die irgendwie alle gleich aussahen und da Mr. Dickenson zu den Promis gehörte konnte mir wohl auch niemand sagen wo ich ihn finden konnte. Verzweifelt lief ich durch die engen Gassen udn schaute mich immer wieder nach einem Hinweis um, wer mir helfen konnte. Auf einer langgestreckten Straße erlaubte ich es mir schneller zu laufen was ich sofort bereute. Mein Kreislauf machte schlapp und ich nahm alles nur noch verschwommen war. Als ich jemanden anrempelte entschuldigte ich mich und verlor vollends das Gleichgewicht. "Hey, alles in Ordnung.", die Stimme klang so warm und freundlich und als ich etwas erwidern wollte erkannte ich stechend rote Haare und wusste....Tala würde mich retten. Mit diesem Gedanken ließ ich mich einfach fallen.... Kapitel 8: Komm auf die Beine ----------------------------- Wenn es euch interessiert, war dieses Lied für mich die Inspiration für die Geschichte insbesondere für dieses Kapitel. [link href="https://www.youtube.com/watch?v=AisZsYR9ysg"]https://www.youtube.com/watch?v=AisZsYR9ysg[/link] Rötliches Haar....Ich wusste es....Tala...ich konnte ihm vertrauen... Langsam wurde ich wach und räusperte mich um das Kratzen aus meinem Hals los zu werden. Mit verschwommenem Blick öffnete ich leicht die Augen und drehte meinen Kopf. Etwas stechend rotes kam in meinen Blick und ich bewegte meine Hand auf Tala zu. "Tala....",wisperte ich. "Tut mir leid.Ich muss dich enttäuschen",meinte eine Stimme die irgendwie weiblich klang. Meine Sicht wurde langsam schärfer und ich erkannte das die roten Haare länger als die meines Freundes waren. Nach ein paar Mal Zwinkern kristallisierten sich genaue Umrisse heraus und ich musste schwer schlucken als ich ein Mädchen erkannte. "Wie geht es dir?", fragte sie und rückte ein Stück an mich heran. Ohne etwas zu erwidern versuchte ich mich aufzurichten. "Hey, nicht so schnell. Bleib liegen.",fauchte sie und drückte mich zurück auf weiche Kissen. Wäre ich nur etwas stärker gewesen hätte ich ihr das nächst beste entgegen geworfen was ich in die Hände bekommen hätte. "Was ist passiert?",fragte ich und schaute mich um. Ich lag in einem weißen Bett mit einer dicken Daunendecke. Als Kleidung trug ich ein weißes Nachthemd mit lauter kleinen Punkten drauf.Um mich herum wirkte alles so sauber und steril, wie in einem Krankenhaus. Mein Zimmer war es auf jeden Fall nicht. Es war alles so viel heller und freundlicher als dort.... Meine Erinnerungen kehrten langsam zurück und ich spürte nackte Panik in mir aufsteigen. "Ich muss zu Mr. Dickenson und Tala...wo bin ich...ich muss hier weg...",Tränen bildeten sich in meinen Augen und liefen mir die Wangen herunter bis sie schließlich auf meine Hände tropften. "Ganz ruhig, beruhige dich. Du bist im Krankenhaus,ich habe dich hierher gebracht, weil du draußen zusammen gebrochen bist.", erklärte das Mädchen und ich versuchte mich darauf zu konzentrieren was sie sagte. "Was war los?",ich verstand nur Bruchstücke. Warum war ich zusammengebrochen? "Ich habe mich doch nur gestoßen, nichts weiter.",meinte ich. Wenn Boris erfuhr das ich alles herum erzählte was geschehen war, dann war ich tot. "Das kannst du erzählen wem du willst. Dein Gesicht sah aus wie aus einem Horrorfilm, du hattest mehrere Knochenbrüche im linken Arm und deine 3. und 4. Rippe waren angebrochen." "Ich bin irgendwo gegen gelaufen...vermutlich eine Tür." "Genau, eine Tür mit Händen und Füßen, die sich auch noch dazu wehrt.",scherzte sie und ich schaute ihr zum ersten Mal in die Augen. Leuchtend blau und die trotz der eisigen Farbe eine gewisse Wärme ausstrahlten. [link href="https://images.gutefrage.net/media/fragen-antworten/bilder/120009690/2_big.jpg%3Fv%3D1396704978000"]https://images.gutefrage.net/media/fragen-antworten/bilder/120009690/2_big.jpg%3Fv%3D1396704978000[/link] "Kannst du mich bitte zu Mr. Dickenson führen. Es ist sehr wichtig das ich mit ihm rede.", ich hasste es zu flehen, aber es war wichtig. Kai verließ sich auf mich....Oh Schock. "Wie lange bin ich schon hier?",nun konnte mich nichts mehr halten und ich richtete mich abrupt auf. Schwarzer Neben bildete sich an Außenrand meines Blickes sodass ich kurz in meiner Bewegung inne hielt. „Warum sollte man auch abwarten? Du bist nicht mal einen Tag hier, deine Brüche wurden verbunden und eingegipst....“,sie zeigte auf meinen rechten Arm, der wie mir erst jetzt auffiel von einem dünnen Gips verbunden war. „Wenn du mir versprichst dass du hier bleibst dann rufe ich Mr. Dickenson an und lasse ihn herkommen. Geht es um die Bladebreakers?“ Ich konnte nur eifrig nicken und bat sie das Team gleich mitzubringen. Als sie nach draußen ging hatte ich einige Minuten um mich zu sammeln.Was wollte ich ihnen eigentlich genau erzählen? Das ich die Tochter von Boris war und....Kai in der Abtei wartete? GENAU! Der Stick befand sich mit viel Glück noch in meinen Stiefeln. Als die Tür wenig später aufging hangelte ich gerade am Bett und versuchte meine Stiefel zu greifen zu bekommen. „Wenn du vorhast die Dinger anzuziehen bekommst du ein Problem und glaube mir, besser mit mir als mit der Krankenschwester.“, sie hob die Stiefel hoch sodass ich sie vor mich stellen konnte um den Stick heraus zu ziehen. „Ich heiße übrigens Akira, aber du kannst mich Aki nennen.“,sie hielt mir ihre Hand hin die ich kurz ergriff. „Danke.“,meinte ich und biss mir auf die Lippen. „Ich heiße Viktoria. Hast du Mr. Dickenson erreicht?“, ohne auf die Antwort zu reagieren drehte sie ihren Kopf zur Tür die gerade aufging. Herein trat ein dicklicher Mann mit Glatze in einem dunklen Anzug. Er wirkte wie ein lieber netter Großvater, nicht wie derjenige den ich erwartet hatte. „Du bist also die kleine die so dringend mit mir reden möchte. Wenn es dich nicht stört, wird es hier drin kurz etwas voller.“, sein Lächeln war ansteckend, sodass ich einfach nur nickte und meine Decke näher an mich zog. Momentan schaffte ich es aufrecht zu sitzen ohne das mir schwarz vor Augen wurde. Hinter Mr. Dickenson betraten die Bladebreakers den Raum und zu meinem Erstaunen war auch Kai unter ihnen. „Du?“, ich flüsterte mehr, trotzdem schien er mich verstanden zu haben. „Ich bin kurz nach dir aus der Abtei geflohen. Trotzdem bist du uns einige Antworten schuldig.“,sein Ton klang rau und aggressiv, sodass ich zusammen zuckte. Aber er hatte Recht, wenn ich helfen wollte, musste ich ihnen alles erzählen was ich wusste. „Ich werde euch alles erzählen was ich weiß, doch ich verspreche euch, dass es niemanden von euch gefallen wird. Doch vorerst....“,ich hielt den Stick vor mich und sah zu wie ihn der braunhaarige Junge an sich nahm und sofort in seinen Laptop steckte. „Das sind alle Daten die Boris über euch hat. Ich habe vor einigen Tagen eine Kopie davon gemacht, aus Sicherheitsgründen.“ Es wirkte Schweigen um mich herum und da niemand das Wort ergriff fuhr ich fort: „Ich war die letzten 2 Jahre in der Abtei und kann euch versichern das Boris keinesfalls an Kleinigkeiten interessiert ist. Egal was er vorhat, es hat mit dem laufenden Turnier zu tun. Er benutzt die Demolition Boyz um dieses zu gewinnen, wie er das anstellen will weiß ich nicht, aber er hat seine eigene Abtei voll von Marionetten die jeden seiner Befehle ausführen. Ich selbst habe wenig davon mir bekommen, anhand der Daten die ich aus den Beyblades der Jungs ziehen konnte, kam ich zu dem Schluss das die darin enthaltenen Bit Beasts eine eigene DNA besitzen und somit um einiges stärker sein sollten als eure...“, „Er züchtet eigene Bit Beasts die er im Krieg einsetzen möchte....“,fiel mir Kai ins Wort und ich nickte. Irgendwie hatte ich mir so was schon denken können. Das hatte Tala also damit gemeint, dass mein Vater die Welt erobern wollte. Während Kai fortfuhr was in der Abtei vor sich ging, rutschte ich nervös aus meinem Platz herum. Ich vertraute niemanden im Raum, aber noch mehr schmerzte es von so vielen Menschen umgeben zu sein die ich nicht kannte und die mir trotzdem geholfen hatten. Akira die ich gerade erst kennen gelernt hatte, die Bladebreakers die einen unglaublichen Hass gegen meinen Vater hatten....wussten sie das ich die Tochter ihres Feindes war? „Boris hat uns auch erzählt das du in dieser Abtei aufgewachsen bist.“,warf Ray ein und ich musste zugeben das mich dieses Thema um Kai brennend interessierte. „Das ist bedauerlicher Weise wahr....“ „Ich bin über alles informiert, das war auch der Grund warum die Bladebreakers gegründet worden sind.“,erklärte der ältere Mann. „Ich habe bereits die Gesellschaft von Boris genossen und muss gestehen das ich ihn vom ersten Moment für geisteskrank hielt.“,fügte er hinzu. „Die Polizei sucht seit einigen Jahren nach ihm und seinem Geschäftspartner Voltaire.“ „Dieser ältere Mann mit langen Haaren der vor kurzem in der Abtei war.“,meinte ich und bekam ein Nicken. „Aber was hat dieses Mädchen in der Abtei verloren gehabt und was wollten sie von Kai.“ „Mein Großvater hat mich von Anfang an darauf trainiert zu gewinnen und mich für seine skrupellosen Machenschaften missbraucht.“,warf Kai ein. Voltaire war also sein Großvater, deswegen war er vermutlich nicht weiter beeindruckt gewesen als er herausfand das es sich bei meinem Vater um Boris handelte. „Ok, und was ist mit Viktoria?“,die Frage hatte ich bereits erwartet, trotz allem hatte ich Angst sie zu beantworten. „Mein Vater ist dieser Boris, deswegen war ich auch in der Abtei. Doch nie war ich Teil seines Teams.“, meine Stimme zitterte als ich sprach. "Aber ich kenne ihre Blades in und auswendig. Egal welches Teil in den 4 Beyblades ist, ich kenne es und weiß wie ihr gegen wen kämpfen müsst um überhaupt eine Chance zu haben.Das Gleiche gilt für ihre Bit Beast, jedes hat eine Schwäche und ich werde euch helfen damit ihr gewinnt und diesem Unsinn ein Ende macht.“ Ich hatte die letzten Jahre dabei zugesehen wie mein Vater die gesamte Welt unterjocht hatte. Das hatte hier und jetzt ein Ende. Er hatte es vielleicht geschafft mich und Tala auseinander zu bringen, aber meine Zukunft hatte er nicht weiter im Griff. "Doch wie wollen wir das bewerkstelligen?",fragte Max und schaute mich ratlos an. "Mit deiner Mutter haben wir eine der besten Beybladeexperten weltweit und ich kenne ihre Arbeit von vor 2 Jahren, ich habe einige Jahre bei ihr gearbeitet mit meiner Mutter zusammen. Wir schaffen es!Das Einzige was ich möchte ist, dass ihr mir helft hier weg zu kommen.",schließlich musste auch ich abgesichert sein. Die folgenden Stunden berieten wir uns und schmiedeten einen Plan. Wir hatten nicht einmal 2 Tage Zeit um die ultimative Strategie zu entwickeln. Unsere Idee bestand darin das Judy mitsamt ihren bisher gesammelten Unterlagen zu mir ins Krankenhaus kommen sollte und mit mir und Kenny an den Blades der Jungs arbeiten würde. Als die Jungs und Mr. Dickenson den Raum verließen, blieb ich mit Akira alleine im Zimmer zurück. "Wer ist eigentlich Tala?",fragte sie als das Schweigen nicht mehr zum aushalten war. Ich war ihr dankbar dass sie das Wort ergriff, aber mit der Wahl des Themas war ich mehr als unzufrieden. "Darüber möchte ich nicht reden.", meinte ich, konnte ihr dabei auch nicht in die Augen sehen. Natürlich hatte sie mir geholfen, aber die Sache mit Tala war noch so frisch, dass ich momentan jeden Gedanken an ihn verbannte. "Wenn du jemanden zum reden brauchst, ich bin da.", meinte sie und erst jetzt erhob ich den Blick und bemerkte das sie den Raum verließ. So blieb ich alleine mit meinen Gedanken und eigentlich hätte mich ein Gefühl von Heimweh überrumpeln müssen, doch das Einzige an was ich dachte war das mein Zuhause nicht mehr existierte. Ich hatte die Abtei nie als mein Heim betrachtet, mehr als Aufenthalt gesehen und erst Tala hatte es zu einem Wohlfühlort gemacht. Doch jetzt, war ich allein und hatte weder einen Aufenthaltsort noch jemanden dem ich vertrauen konnte. Meine Tränen bahnten sich erneut einen Weg über mein Gesicht ohne das ich es mitbekam oder verhindern konnte. Ich war einfach am Ende meiner Kräfte, seelisch wie körperlich. Sonst war ich in solchen Momentan immer zu Tala gegangen, hatte mich in seine starken Arme geflüchtet. Er war einfach weg....wie sollte ich das überstehen....? Die folgende Nacht kam ich nicht zur Ruhe. Immer wieder hatte ich Albträume nur um dann zu realisieren das alle wahr waren, sobald ich wach wurde. Also beschloss ich irgendwann einfach wach zu bleiben und mich mit den Blades der Jungs zu beschäftigen. Im Schrank neben meinem Bett fand ich einige weiße Blätter und Stifte die ich nutzte um meine Gedanken auf Papier zu bringen. Stück für Stück setzte ich den Blade von Tyson neu zusammen. Seinen Angriffsring wollte ich durch eine spezielle Legierung versiegeln. Wenn es dazu kam das er gegen Tala kämpfen würde, bräuchte er einen unsichtbaren Schutzschild gegen die Kälte die ihn angreifen würde. Beim Kampf gegen Bryan machte ich mir mehr Sorgen. Sein Bit Beast war zwar das Schwächste von den Vieren und auch sein Blade war nicht so besonders stark, jedoch hatte er eine Eigenschaft, die ich mehr als einmal hautnah miterleben musste. Er zeigte keinerlei Gefühle weder Menschen noch seinem eigenen Bit Beast gegenüber. Er war komplett darauf getrimmt worden emotionslos zu handeln und der ein oder andere Gegner hatte das mit seiner eigenen Gesundheit bezahlen müssen. Wenn Bryan kämpfte, versuchte er nicht den gegnerischen Blade zu besiegen sondern dem Körper seines Gegners gerade zu anzugreifen und so einen klaren Vorteil zu bekommen. Das heißt egal wer gegen Bryan antreten würde, es musste einer sein der schnell war und körperlich einiges aushalten konnte. Max schloss ich von vorn herein aus, da er einfach ein wenig zu emotional wirkte um so ein Match zu bestreiten. Entweder Kai oder Ray würden sich dafür eignen. Als ich mich gerade dem Blades der anderen widmete spürte ich einen eisigen Lufthauch der von der geöffneten Tür her kam. Judys blonde Haare stachen gerade zu aus der Dunkelheit hervor und ihr Lächeln munterte mich automatisch auf. "Hallo Viktoria, es ist schön dich wieder zu sehen.", sie betrat den Raum zusammen mit Emily, die entgegen meiner Erwartungen sehr zurückhaltend wirkte, den Raum. Mit wenigen schritten war sie bei mir und schloss mich liebevoll in eine Umarmung, welche ich erwiderte. "Hallo ihr beide. Es ist lange her, danke dass ihr hierher gekommen seit, ich bin leider momentan etwas verhindert.",meinte ich und zwang mich zu einem Lächeln. "Wie geht es dir denn. Dein Arzt meinte er dürfte mir keine Informationen geben, bis auf die Tatsache das du keine bleibenden Schäden behalten wirst, wenn du dich schonst.",sie nahm sich mein Krankenblatt vom Ende des Bettes und überflog es leicht. "Wenn ich das gewusst hätte...." "Dann hättest du auch nichts tun können....Kannst du dir vielleicht diese Ideen von mir anschauen. Ich konnte nicht schlafen und habe ein wenig gegrübelt wegen dem bevorstehenden Match:",meinte ich und reichte ihr etwas unsicher meine Skizzen. Ihre Augen wurden sichtbar groß als sie einen Blick darauf warf. "Wow, das ist erstaunlich. Wenn du in deinem Zustand so etwas zustande bringst, möchte ich mal sehen was du kannst wenn es dir gut geht.",schmunzelte Emily und hielt sich schnell den Mund zu. Sie hatte wohl ein schlechtes Gewissen wegen diesem Scherz. "Ja, dann stecke ich dich locker in die Tasche.",gab ich lachend zurück und ihr Gesicht löste sich aus der Starre. "Damit können wir auf jeden Fall arbeiten. Fühlst du dich im Stande ein Profil über die Demolition Boys und deren Bit Beasts zu erstellen?", ich nickte, stellte jedoch eine Forderung: "Helft mir hier weg zu kommen und irgendwo neu anzufangen.Bitte." "Natürlich, darüber haben wir gestern bereits beraten. Du wirst mit Akira nach Amerika fliegen, dort hat sie eine Wohnung die nicht weit von unserer Forschungseinrichtung entfernt. Du bekommst alle Unterstützung die du brauchst.",mir kamen die Tränen als ich das hörte. Es würde endlich ein Ende haben. "Was spielt Akira für eine Rolle in diesem Spiel?" Sie machte auf mich keinen Eindruck als wenn sie irgendwas zu dem ganzen beitragen konnte, sie war lediglich diejenige der ich in die Arme gelaufen bin. "Sie ist die Schwester von Tyson,mit Bladen hat sie nur wenig am Hut. Allerdings arbeitet sie in unserem Zentrum, aber das erfährst du alles noch. Sie ist mehr als moralische Unterstützung da und hat sich angeboten dich zu unterstützen.Du kannst ihr vertrauen." Zu Akira nach Amerika ziehen? Ich kannte sie doch kaum, aber es war für mich eine Chance auf einen Neuanfang. Ich erwiderte erst einmal nichts und verneinte es auch nicht. Meine komplette Konzentration war auf die Arbeit fixiert und so machte ich mich mit Emily und Judy an das Bearbeiten der Blades. Als ich gerade mit der Feinmechanik von Driger beschäftigt war spürte ich wie sich jemand bei mir über die Schulter lehnte. ...Tala...Nein...nur die roten Haare von Akira. Es tat einfach nur weh, auch wenn er mich so verletzt und im Stich gelassen hatte, kam ich nicht los von ihm. Besonders wenn ich sein weibliches Abbild um mich herum hatte...„Wäre es in Ordnung wenn ich etwas rausgehen würde, ich brauch frische Luft...“,murmelte ich mehr als Aussage gemeint. Schon stand ich langsam auf und schlüpfte in meine Stiefel. „Natürlich, soll jemand dich begleiten? Hier ist dein Mantel....“,meinte Emily und reichte ihn mir. Ich winkte ab und meinte das ich alleine sein wollte.Draußen warf ich meinen Mantel über und setzte mich auf eine der Parkbänke die in dem benachbarten Garten stand. Um mich herum schlenderten Leute in Rollstühlen oder andere Patienten vorbei. Es wirkte alles so surreal, wie als würde ich das Leben eines anderen betrachten.In meinen Gedanken versunken betrachtete ich ein junges Pärchen was einige Meter entfernt am Springbrunnen saß. Da erst fiel mir ein dass Tala und ich nie ein Date gehabt hatten. Natürlich hatten wir uns verabredet, aber einfach raus und wie andere ins Kino gehen oder sogar Händchen halten, dass ging nicht. NEIN. So durfte ich gar nicht denken, Tala war der Feind, er hatte mich im Stich gelassen, einfach so. „Kannst du Gesellschaft gebrauchen?“,meinte plötzlich jemand neben mir und holte mich aus meinen traurigen Gedanken. Es war Akira. „Setz dich ruhig.“,meinte ich beiläufig und schaute schnell in die andere Richtung. Es klang zwar kindisch, aber ich konnte momentan keine roten Haare sehen ohne nicht anzufangen zu weinen. „Darf ich dich etwas fragen?“ Ich nickte ohne sie anzusehen. „Du kennst mich keine 24 Stunden und kannst mich nicht leiden, wieso? Ich meine ich habe dir womöglich das Leben gerettet. Klar hatte ich keinen roten Teppich erwartet aber komplette Abneigung auch nicht.“, ihre Ehrlichkeit war verblüffend. Aber das war es nicht. Natürlich konnte ich mir keine Meinung über sie bilden, es lag nur an ihren Haaren,wofür sie nichts konnte. Sie war ehrlich zu mir gewesen, also beschloss ich das Gleiche tun. „Es liegt nicht an dir.“,begann ich und wurde prompt unterbrochen. „Bist du ein Kerl der mit mir Schluss macht? Was ist dein Problem?“,zur Unterstreichung stand sie auf und wurde lauter. Ich zuckte zusammen und wusste nicht wirklich wie ich darauf reagieren sollte. Ich konnte ihr schlecht den kindischen Grund sagen warum ich ein Problem mit ihr hatte. Unsicher knetete ich meine Handflächen und spürte Tränen in mir aufsteigen. „Tut mir leid, ich wollte dich nicht anschreien. Ich verstehe dich nur nicht. Ich war gestern anwesend und habe alles gehört was du die letzten Jahre durchgemacht hast, aber du lebst und hast dich durchgebissen. Was hat dich derart zerbrochen, dass du 2 Jahre mit Boris und nur unter Männern gekämpft hast und jetzt bei jedem lauten Wort den Schwanz einziehst?“„...Tala....“,es kam mir über die Lippen ohne das ich es wirklich wollte. „Was ist mit ihm? Hat er dir weh getan oder dich bedroht?“,sie hatte sich vor mich gehockt und ihre Hand auf mein Knie gelegt. Judy hatte gesagt ich konnte ihr vertrauen, aber das hatte Tala auch...und jetzt saß ich hier.„Versprich mir bitte das nie irgendjemand davon erfährt.“,sagte ich und hoffte das Judy sich nicht irrte,aber wenn ich jemanden mein Leben anvertrauen würde dann Max´s Mutter und ihrer Meinung. „Ich schwöre dir das ich es für mich behalte,außer wenn du mir sagst du wurdest vergewaltigt oder so. Dann kann es sein das er mal gegen eine Tür läuft.“,ihr Lächeln steckte mich sofort an und ich nahm ihr diese Andeutung an meine Ausrede kein bisschen übel. „Nein, das hat er nie getan.“,ich holte kurz Luft und versuchte meine Tränen herunter zu schlucken. Nie hatte ich in den letzten 2 Jahren über Tala und mich geredet, immerzu hatte ich es verschwiegen und in mich hinein gefressen. „Wir waren zusammen. Die ganzen 2 Jahre lang.“,ich hatte es ausgesprochen und das Gefühl war, als würde ein tonnenschwerer Stein von meinem Rücken fallen. „Wow.“,war das einzige was sie von sich gab und bekam den Mund wohl nicht mehr zu. „Es ist einfach irgendwie passiert und eigentlich war ich der Meinung das ich ihm was bedeuten würde. Wir haben es die ganze Zeit vor jedem verheimlicht,sogar das restliche Team wusste nichts davon.Er war der einzige Grund warum ich noch da geblieben bin,bis vor einigen Tagen,als er mich verraten hat.“,es sprudelte alles einfach so aus mir heraus ohne das ich es aufhalten konnte. „Inwiefern hat er dich verraten?“„Am Abend als Kai zu uns kam lief ich ihm über den Weg und er wollte hinaus aus der Abtei. Ich habe ihm den Weg gezeigt,leider sind wir Tala über den Weg gelaufen. Egal wie oft ich ihm etwas erklären wollte, er hat sich quer gestellt bis die Wachen kamen und Kai weggerannt ist. Am nächsten Tag wusste mein Vater das ich eine Verräterin bin und hat die wachen....“,ich brach ab, weil das eine Erinnerung war die ich erfolgreich verdrängt hatte. „Ich kann mir denken was passiert ist, schließlich habe ich dich gefunden. Warum hat er dich verraten? Hattet ihr Streit oder ähnliches?“ Ich überlegte kurz, fand jedoch keinen Grund für Talas Handlungen. „Nein, den Abend zuvor habe ich mit...bei ihm geschlafen und er wurde von Ian abgeholt um die Bladebreakers abzulenken. Es stand nichts zwischen uns bis auf Boris.“,ich hatte mir abgewöhnt ihn als meinen Vater zu betiteln. „Die Frage mag jetzt komisch klingen, aber das beantwortet nicht ganz warum du etwas gegen mich hast.“,meinte sie und ich spürte wie eine Gewisse Röte in mein Gesicht stieg. „...deine Haarfarbe...“,murmelte ich worauf Akira sich an eine Strähne fasste die in ihrem Gesicht hing. „Kontext,bitte?“ „Du hast genau die selbe Haar- und Augenfarbe wie er, sobald ich dich anschaue denke ich an ihn.“,meinte ich und beobachtete ihre Reaktion. Sie hob verwundert eine Augenbraue und lachte dann los. „Warte mal du hast gar kein Problem mit mir, sondern nur mit meiner Haarfarbe?“,sie unterbrach sich selbst mit einem Lachen, unterbrach jedoch als sie merkte das ich nicht lachen konnte. „Sry, aber dieser Kerl hat dich echt unter Kontrolle. Willst du jetzt jeden Menschen hassen weil er rote Haare hat oder blaue Augen?“, Recht hatte sie auf jeden Fall. „Hör zu, entweder du sitzt hier herum und bemitleidest dich selbst und hasst jeden Rothaarigen Menschen auf der Welt oder du stehst auf und zeigst der Welt und jedem Menschen der dich verletzt hat, was in dir steckt!“ Ihre Rede machte mir Mut und brachte mich dazu aufzustehen und verwunderter Weise festzustellen das ich immer noch lebte. Egal welche Steine ich im Weg gelegt bekommen hatte, ich hatte sie überstanden und war weitergegangen. Ich hatte JETZT die Chance neu anzufangen. Lediglich mein eigenes Mitleid mir selbst gegenüber hielt mich davon ab. „Du hast Recht. Steht das Angebot mit Amerika noch?“, ich schaffte es sogar zu Lächeln. „Natürlich.“, ich ging wieder hinein und sagte Judy für den Umzug und meinen persönlichen Neuanfang zu. Kapitel 9: Bis zum Schluss.... ------------------------------ Die weißen Wolken schwebten wenige Meter neben mir daher. Helle Sonnenstrahlen wurden von ihnen reflektiert, sodass ich nicht lange hinschauen konnte ohne nicht ein abscheuliches Flimmern in den Augen zu haben. Entspannt ließ ich mich in den weichen Sitz fallen und schloss kurzzeitig die Augen. „Hey, Viktoria. Schau dir das an.“, forderte Akira mich auf und lehnte sich mit ihrem Tablet zu mir hinüber. Auf dem Bildschirm erkannte ich die Nachtrichten vom heutigen Turniertag : „Die erfreulichste Nachricht des heutigen Tages im Bereich Sport. Die neuen Weltmeister im Beybladen stehen fest: Die Bladebreakers haben sich in einem spannenden Match gegen die Demolition Boys durchgesetzt. Im alles entscheidenden Duell von Teamchef Tala und dem Draufgänger Tyson haben beide Kontrahenten gezeigt was in ihnen steckt und trotz des etwas unfairen Vorteils der Arena haben sich die Bladebreakers durchgebissen und bringen den Pokal nach Japan. In einem Interview....“ „Die Jungs haben es wirklich geschafft.“,meinte sie begeistert und tanzte auf ihrem Sitz herum. „Ich wäre zu gerne dageblieben um sie zu unterstützen, aber ich denke das Match wird eh bald hochgeladen.“, ich lächelte ihr zu und beobachtete wie sie mir aufgeregt zunickte. „Und wie geht’s dir?“ „Besser als gedacht. Ich bin beruhigt das es sich gelohnt hat Judy bei den neuen Blades zu helfen. Jetzt kann der Neustart offiziell beginnen.“ Im tiefen Innern fragte ich mich allerdings was Boris und die Jungs jetzt wohl gerade taten. „Willst du eigentlich deine Haare so lassen oder wachsen lassen? Ich meine jetzt darfst du sogar kurze Röcke tragen.“,ein verschwörerisches Glitzern lag in ihren Augen. „Ich lasse sie wachsen, aber die letzten 2 Jahre muss ich erst mal aus meinem Kopf rauskriegen und mich an mein neues Leben gewöhnen. Ich kann nicht so schnell wie du mal eben mir die Haare färben.“,schmunzelte ich und stieß ich lachend mit meinem Ellenbogen in die Seite. Sie hatte sich einen Tag nach unserem Gespräch die Haare vom knalligen Rot zu dunklem Blau gefärbt und sah damit ihrem Bruder sehr ähnlich. Auch wenn ich nie darauf bestanden hatte, meinte sie das sie nicht wolle das ich an meinen Ex dachte sobald ich sie sah. „In wenigen Minuten erreichen wir Amerika Airport Washington. Bitte schnallen Sie sich an. Wir bedanken uns....“, aus dem Fenster konnte man bereits einige Umrisse des Landes durch die Wolkendecke hindurch sehen. Jeden Meter den wir näher kamen erkannte man mehr von der Stadt und den riesigen Wolkenkratzern die sich im Landesinnern erhoben. Akira hatte eine Wohnung etwa 5 Gehminuten vom Forschungszentrum entfernt die groß genug war damit jeder sein eigenes Zimmer hatte. Wir hatten beide im Zentrum zu tun und ich war als Assistentin von Judy angestellt worden, zur Unterstützung ihres Teams. Inzwischen glaubte ich das sich eine starke Freundschaft zwischen Akira und mir entwickeln konnte und auch wenn Tala weit weg war, dachte ich häufig an ihn. Vor wenigen Tagen hatte ich noch gedacht das mit ihm und mir würde halten, wenn ich kämpfen würde....Bis zum Schluss... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)