Die Schwachen und die Skrupellosen von GingerSnaps ================================================================================ Kapitel 6: Klartext ------------------- Vorwort: Zugegeben, dieses Kapitel plätschert ruhig dahin und bringt die Handlung nicht unbedingt weiter, doch ich wollte ein wenig die Beziehungen beschreiben und vor allem Peters Entwicklung weiter beleuchten. Ich hoffe, Ihr findet es nicht langweilig? Im nächsten Kapitel gibt´s dann wieder mehr Action. Versprochen! Viel Spaß beim Lesen! Liebe Grüße Ginger _________________________________________________ Derek war auf das Angebot von Damian zurückgekommen, bei ihm zu übernachten. Nun saß er dort am Küchentisch und beobachtete Damian dabei, wie er zum Abendessen gebratenen Blumentofu mit Vollkornreis und gedünsteten Fenchel für ihn zubereitete. Da er jetzt mit einer Veganerin zusammenwohne, hatte Damian erklärt, habe er beschlossen, seinen Speiseplan selbst auch ein wenig zu verändern. Derek blickte der Mahlzeit ohne großes Vergnügen entgegen, doch erstens hatte er Hunger und zweitens wollte er nicht unhöflich sein. Plötzlich klingelte Dereks Handy und er war überrascht, die Nummer seines Onkels auf dem Display zu erkennen. Peter behauptete, er benötige ein wenig Beistand und menschliche Wärme. Emanuel habe ihn einfach so rausgeworfen und er sei gerade über eine Stunde einsam und ziellos durch die Straßen der Stadt gelaufen und wüsste weder, wo er schlafen, noch was er nun tun sollte. Derek hatte beinahe Mitleid mit ihm. Jedenfalls bis Peter bei ihm war und er hörte, was in Wirklichkeit vorgefallen war: „Gott Peter, was bist du bloß für ein Ungeheuer?“ rief er aus. Sein Onkel blickte ihn verständnislos an: „Wie bitte? Wovon sprichst du? Ich hab´ doch nicht....ich meine, ich würde doch nie...!“ Auch Damian schaute Peter böse an, als er je einen Teller mit der unheimlich gesunden Mahlzeit vor ihn und dessen Neffen stellte. Derek sagte kopfschüttelnd: „Dein Freund ist doch kein Selbstbedienungsladen, von dem du dir immer genau das holen kannst, was DU gerade willst. Er ist ein lebendes, atmendes Wesen mit Gefühlen und Bedürfnissen. Und wenn er zu dir kommt und deinen Trost sucht, dann ist Letzte was er gebrauchen kann, ein notgeiler Lustgreis, der erst von ihm ablässt, nachdem er in Tränen ausbricht. Das ist wirklich widerlich, Peter!“ „LUSTGREIS?“ empörte sich Peter. Dann starrte er auf das, was da vor ihm auf dem Teller lag und fragte: „Verflucht! WAS IST DAS?“ „Das ist vegan!“ knurrte Derek: „Und jetzt lenk´ nicht ab!“ „Vegane Wölfe!“ rief Peter angewidert aus: „Jetzt habe ich wirklich ALLES gesehen! Was kommt als nächstes? Meldet ihr euch beim Hunde-Yoga an?“ „PETER!“ grollte Derek: „Können wir zum Thema zurückkommen? Du und Emanuel; was sollte das werden? Als Wolf bist du körperlich immer der Überlegene und das bedeutet, dass du dich zurücknehmen musst, wenn eine Beziehung mit einem Menschen funktionieren soll!“ „Ich habe keine Beziehung!“ ereiferte sich Peter: „Eine Beziehung ist etwas für Langweiler wie dich Neffe. Ich hingegen habe SPAß!“ „Genau Peter: DU hast Spaß, egal was es einen Anderen kostet! Emanuel ist ein netter Junge und er verdient wirklich etwas Besseres als dich!“ In diesem Moment wurde der Schlüssel in der Haustür herumgedreht. Wenig später stand Kendra in der Küche, sah Peter, riss ihn ohne Vorwarnung von seinem Stuhl herunter, warf ihn zu Boden und nahm ihn in den Würgegriff, wie damals bei ihrer allerersten Begegnung und fragte dann Damian und Derek ärgerlich: „Was ist das hier? Der Männersensibilitätsstuhlkreis für Werwolfsrüden, oder was? Was macht dieser Vergewaltiger an meinem Küchentisch?“ „Wer behauptet, dass ich ein Vergewaltiger sei? Emanuel etwa?“ fragte Peter, als er japsend unter Kendra lag: „Nein, das hat er nicht gesagt. Der gutmütige Blödmann hat dich sogar noch in Schutz genommen. Jedenfalls bis ich ihm gesagt habe, wie man ein Verhalten wie deines nennt, Peter. Mir ist scheißegal, dass du in gewissem Sinne mein Schwiegervater bist; wenn du dir so etwas wie heute mit Emanuel noch einmal leistest, breche ich dir ein paar Knochen.“ Peter verdrehte seinen Kopf nach den beiden Männern, die grinsend am Tisch saßen und grollte: „Wie war das gerade? Wir sind den Menschen gegenüber immer körperlich überlegen? Will mir vielleicht mal einer von euch Spaßvögeln helfen. Meine Grundrechte werden hier gerade mit Füßen getreten!“ „Ich weiß nicht Peter; mir gefällt der Anblick!“ Gab Derek lachend zurück: „Ich denke in diesem Moment darüber nach, ein Video davon zu machen und bei Youtube einzustellen, unter der Rubrik `die lustigsten Werwolfkastrationen´.“ Peter knurrte, was Damian und Derek nur noch lauter lachen ließ. Nur Kendra hatte schließlich ein Einsehen, ließ Peter wieder los und reichte ihm sogar eine Hand, um ihm wieder aufzuhelfen: „Woher weißt du überhaupt, was passiert ist, kleine Amazone, hmm?“ Fragte Peter kämpferisch: „Weil Emanuel mich angerufen hat, nachdem du weg warst.“ erwiderte Kendra: „Verdammt Peter, er hat so furchtbar geweint! Was hast du bloß mit ihm gemacht?“ „Das war bloß ein Missverständnis. Unterschiedliche Interessenlagen!“murmelte Peter: „Dann kam noch der Vollmond dazu: „Oh bitte Peter! Was für eine dämliche Ausrede ist das denn? Du bist doch kein Teenager mehr!“ schimpfte Derek und Kendra bestimmte: „Jetzt wird erst mal gegessen und danach ist DVD-Abend! Mal sehen, ob Peter lernfähig ist!“ Die vegane Mahlzeit war nicht so furchtbar, wie Derek befürchtet hatte. Im Grunde genommen war sie sogar recht gut und er war Wolf genug, Damian das zu sagen. Bloß Peter tat während des gesamten Essens so, als wolle man ihn vergiften. Danach hatte Kendra ein Kinoprogramm der besonderen Art für die Männer vorgesehen. Veranstaltungsort: Damians Schlafzimmer! Geboten wurde ein Double-Feature. Film eins war `Die Farbe Lila´, in welchem eine sehr junge Whoopi Goldberg´ dem Emanzipationsprozess einer schwarzen Frau Anfang des vorigen Jahrhunderts Leben einhauchte. Darauf folgte `Angeklagt´, wo Jodie Foster ein Vergewaltigungsopfer verkörperte, dem Kelly McGillis als Anwältin auf dem schmerzhaften Weg durch die Instanzen dazu verhalf, Anerkennung vor der Justiz zu finden. Während sie dem Bildungsprogramm folgten, saßen die vier auf Damians breitem Bett; Derek in der Mitte, Kendra hatte sich zwischen den Beinen ihres Mitbewohners eingerichtet und ihren Kopf auf dessen Brust platziert und Damian selbst hatte seinen Kopf irgendwann versuchsweise vorsichtig auf Derek Schulter abgelegte und dann erleichtert festgestellt, dass dieser ihn gewähren ließ. Natürlich hielt sich Peter aus der ganzen Rudelkuschelei raus, verschränkte bockig die Arme vor der Brust, machte ein Gesicht, als leide er unter Verstopfung und fragte mittendrin, ob die Schauspielerinnen eigentlich allesamt Lesben seien, was ihm einen Hieb in die Rippen von Derek einbrachte. Als der Männersensibilitätsstuhlkreis für Werwolfsrüden unter der Leitung von Kendra ihr Schnellschulungsprogramm in feministischer Popkultur beendet hatte, war es bereits halb vier am Morgen und sogar auf Peters Gesicht spiegelte sich nun die angemessene Betroffenheit wieder: „Ich muss los!“ verkündete er unvermutet und war verschwunden, ehe irgendwer fragen konnte, was er denn jetzt wohl vorhabe. Die nächste war Kendra, die gähnend erklärte, dass sie nun endlich ihren Schönheitsschlaf bräuchte und damit Damian und Derek sich selbst überließ. Beide tauschten unbehagliche Blicke, verschwanden dann nacheinander kurz im Bad, ehe es daran ging, nun endlich zu Bett zu gehen. Es war nicht die erste Nacht, welche diese beiden im selben Bett verbrachten, doch damals hatte Scott bei ihnen gelegen und über ihre Tugend gewacht: „Keine Sorge, ich bin über dich hinweg!“ behauptete Damian plötzlich ungefragt. Derek zog skeptisch die Augenbrauen hoch: „Selbst wenn ich nicht an deinem Herzschlag hören könnte, dass du lügst, könnte ich es immer noch riechen, Kleiner!“ stellte er sanft klar: „Es ist in Ordnung für mich, dass du so empfindest. Es schmeichelt mir sogar, dass ein toller Kerl wie du Gefallen an mir findet. Aber zu deinem eigenen Besten wünschte ich, du würdest endlich loslassen! Ich bin mit Stiles zusammen. Das wird sich nicht ändern.“ Damian nickte müde und rollte sich verlegen in seine Bettdecke ein. Derek wollte wissen: „Bist du einsam, Damian?“ Die blonden Locken tanzten, als der Jüngere nickte, also fragte Derek weiter: „Aber warum suchst du dir dann nicht einen Gefährten? Das hier ist die schwulste Stadt der Welt. Da sollte es doch für einen liebenswerten, gutaussehenden Kerl wie dich kein Problem sein, jemanden zu finden!“ Statt einer Antwort gab der junge Werwolf ein unzufriedenes, geknurrtes Seufzen von sich. Derek rückte im Bett näher an Damian heran und legte einen Arm um ihn: „Tut mir leid!“ flüsterte er aufrichtig. Vor eine Weile bereits hatte Damian Derek gefragt, ob die Dinge zwischen ihnen anders lägen, wenn Stiles nicht wäre und Derek hatte ausweichend darauf geantwortet. Was hätte er ihm auch sagen sollen? `Ja, du gefällst mir und wenn wir uns eher begegnet wären, dann wärst du nun möglicherweise an seiner Stelle?´ Es wäre grausam, dies zuzugeben, denn Derek hatte seinen Gefährten nun einmal schon gefunden. Und auch wenn das altmodisch und naiv klingen mochte in einer schnelllebigen, oberflächlichen Welt, in der die Wegwerfkultur längst nicht mehr nur Dinge, sondern auch menschliche Herzen mit einbezog. Freunde, Liebhaber, Familienmitglieder; Allen kehrte man für gewöhnlich beim kleinsten Anzeichen von Schwierigkeiten sofort den Rücken zu, anstatt in die Auseinandersetzung zu gehen und sich im Laufe dieses Prozesses auf den Weg aufeinander zu zu begeben. Doch Derek funktionierte anders! Stiles und er hatten heftige Streits miteinander ausgefochten. Bei Persönlichkeiten wie ihnen beiden war das wohl auch nicht anders zu erwarten gewesen, doch sie hatten aneinander festgehalten, waren sich dadurch am Ende näher gekommen, hatten sich sehr genau kennengelernt und nun gehörten sie ein für alle Mal zusammen; daran gab es nichts zu rütteln, selbst dann, wenn ein Teil von Derek immer noch nicht ganz verstand, wie es eigentlich jemals so weit hatte kommen können. Als er Stiles vor knapp sechs Jahren kennengelernt hatte, hätte er damit jedenfalls sicherlich nicht gerechnet. Sein Partner war damals bloß ein nervöses, ungeschicktes, vorlautes, klugscheißendes, nervtötendes Schulkind gewesen. Die andere Seite; Stiles Klugheit, seinen Mut, seine Loyalität und seine Stärke hatte Derek erst nach und nach erkennen können, nachdem es ihm gelungen war, von dem hohen Ross des eigenen Überlegenheitsgefühls hinabzusteigen. Heute dagegen wollte Derek keinen Tag mehr ohne Stiles sein. Also wäre es falsch, in Damian auch nur den kleinsten Funken Hoffnung zu wecken, nur weil sie in einem anderen Leben vielleicht ein Paar hätten werden können! Peter drückte sich eine Weile vor Emanuels Haus herum. Er schaute hinauf und erkannte, dass in dessen Apartment noch Licht brannte. Dies konnte einerseits bedeuten, dass Emanuel noch wach war. Es konnte aber auch ebenso gut heißen, dass dies wieder eine der Nächte war, in denen Emanuel mit Ängsten zu kämpfen hatte und daher bei Licht schlief, also spitzte Peter die Wolfsohren. Emanuel war wach. Er weinte immer noch! Peter seufzte. Dann stieg er mit schweren Schritten die Treppe hinauf. Vor der Apartmenttür hielt er inne. Irgendwie hatte er das Gefühl, gerade nicht das Recht zu besitzen, seinen Schlüssel zu benutzen und so klopfte er schließlich sacht an: „Wer ist da?“ Emanuels Stimme klang ängstlich und misstrauisch: „Ich bin´s! Peter!“ Erwiderte der Werwolf. Es wurde eine Kette vorgelegt und dann die Tür einen Spalt weit geöffnet. Peter wusste, dass Emanuel wusste, dass diese Kette nur ein Symbol war. Wollte Peter sich wirklich Zugang verschaffen, würden ihn weder die Kette, noch eine verschlossene Tür davon abhalten; nicht einmal, wenn er keinen Schlüssel gehabt hätte. Aber noch ein weiteres Mal eine von Emanuel gesetzten Grenze zu verletzen, wäre Peter nicht in den Sinn gekommen: „Was willst du?“ Fragte Emanuel trotzig durch den Spalt hindurch, zog die Nase hoch und wischte sich die Augen mit den Handrücken trocken: „Ich wollte nach dir sehen!“ gab Peter leise zurück. Emanuel schwieg einen Moment und fragte dann bitter: „Wieso? Bist du deinen Druck denn noch nicht anderweitig losgeworden? Einer wie du braucht doch höchstwahrscheinlich noch nicht einmal dafür zu bezahlen. Du funkelst einmal mit deinen schönen blauen Augen, lässt deine Muskeln spielen und die Jungs fallen reihenweise um und es kann losgehen. Dafür brauchst du mich doch gar nicht, also verschwinde bloß wieder, wenn´ s lediglich darum geht!“ Peter blickte Emanuel an. Mit einem hinreißenden Augenaufschlag! „Entschuldige!“ murmelte er: „Wie war das?“ fragte Emanuel ungläubig, weil er glaubte, er müsse sich verhört haben, doch Peter wiederholte tatsächlich: „Entschuldige, Kleiner. Ich bin hier, um dich um Vergebung zu bitten. Ich war ein unglaublicher Arsch und so ein Verhalten hast du wirklich nicht verdient!“ Die Tür klappte vor dem verdutzten Peter zu, doch nur, damit Emanuel innen die Kette abnehmen und ihm nun richtig öffnen konnte: „Komm´ rein!“ forderte der Jüngere. Peter widerstand dem ersten Impuls, Emanuel sogleich in seine Arme zu ziehen und wie ihm schien, war dies eine gute Wahl, denn auch sein Liebhaber machte keinerlei Anstalten, auf Tuchfühlung zu gehen. Sie nahmen unbehaglich nebeneinander auf Emanuels altem, abgewetztem Sofa Platz und beäugten sich von der Seite. Beide wussten nicht recht, wie sie anfangen sollten. Schließlich wiederholte Peter: „Es tut mir wirklich leid!“ und nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: „Ich mag dich, Kleiner!“ Emanuel blickte ihn finster an und erwiderte: „Ich mag dich nicht!“ Als Peter ihn nun erschrocken anstarrte, fügte Emanuel hinzu: „Das ist genau unser Problem Peter; ich mag dich nicht einfach, sondern ich bin in dich verliebt! Während du nett und unkompliziert ein bisschen vögeln willst, riskiere ich die ganze Zeit, dass du mir das Herz brichst! Und ich glaube, ich kann das nicht mehr!“ Emanuels Worte wurden mit einem Stirnrunzeln beantwortet, welches offenbar von angestrengtem Nachdenken Peters herrührte, bis dieser schließlich erwiderte: „Ich hatte viele Partner in meinem Leben; Männer, Frauen, Menschen und Wölfe, aber ich hatte noch nie eine Beziehung; wollte nie eine und habe beim besten Willen auch keine Ahnung, wie so etwas funktioniert.“ Das waren wohl die ehrlichsten Worte, die Peter seit langem hervorgebracht hatte und nun schaute er unsicher zu Emanuel hinüber. Dieser schluckte. Dann erhob er sich, kniete sich vor Peter hin, legte die Ellenbogen auf dessen Knien ab und schaute ihm geradewegs ins Gesicht: „Meine Güte Peter, du bist vierzig und hattest noch nie eine ernstzunehmende Verbindung zu einer anderen Person? Wie ist so etwas möglich?“ „Ich bin NEUNUNDDREIßiG!“ rief Peter aus und wurde bleich. Emanuel lächelte gutmütig, nahm Peters Gesicht in seine Hände, küsste ihn und sagte: „Leider merkt man davon nichts, du Kindskopf! Was mache ich denn bloß mit dir?“ Peter zuckte mit den Schultern und zwinkerte dem Jüngeren spitzbübisch zu. Emanuel verfluchte sich selbst für seine Nachgiebigkeit. Bevor Peter an seine Tür geklopft hatte, hatte er sich eigentlich vorgenommen, ihn nie wieder einzulassen und nun dachte er sogar ernsthaft darüber nach, ihn wieder mit in sein Bett zu nehmen. Er war wohl wirklich einfach bloß dämlich! Dann erinnerte er sich an die Unterhaltung, die er früher am Abend mit Kendra geführt hatte. Wichtigstes Stichwort hierbei war `Selbstachtung´ gewesen und so rief er sich das Bild der Kämpferin vor Augen, nahm Anleihe bei ihrer Stärke und bestimmte: „Wenn dir wirklich etwas an mir liegt, wirst du mir ein wenig entgegen kommen, kapiert?“ „Was bedeutet das konkret?“ fragte Peter, dem gerade das Herz in die Hose rutschte: „Erstens: Kein Rumgehure mehr!“ erwiderte Emanuel fest. Peter schluckte und wollte zunächst lautstark widersprechen, doch dann dachte er an die verunglückte Klo-Nummer mit dem Rotschopf und überlegte ob es vielleicht doch eine vage Möglichkeit gab, dass er treu sein konnte? Oder gar wollte? Er fragte kleinlaut: „Und was geschieht, wenn es doch passiert?“ „Dann wirst du zu mir kommen, beichten und wir sprechen über deine Strafe!“ Gab Emanuel zwinkernd zurück. Peter riss überrascht die Augen auf, registrierte verwirrt das kleine erregte Ziehen, das dadurch ausgelöst wurde, dass er den Jüngeren erstmals so entschlossen erlebte und fragte dann: „War das alles?“ Emanuel schüttelte den Kopf: „Nein! Ich habe noch zwei weitere Forderungen. Zum Einen wirst du mich in Zukunft als deinen Partner bezeichnen; nicht als den Jungen, mit dem du schläfst, oder wie auch immer du mich jetzt vor Anderen nennst; zum Anderen und das ist für mich am wichtigsten; so etwas wie heute Abend wird sich niemals wiederholen. Wenn ich zukünftig `Nein´ zu dir sage, dann wirst du mich auf der Stelle in Ruhe lassen! Wenn das auch nur noch ein einziges Mal vorkommt, dann siehst du mich niemals wieder! Akzeptierst du meine Bedingungen?“ Emanuel sah mit einem Mal sehr erwachsen aus. Peter nahm die Hände des Jüngeren in die seinen, küsste sie und drückte nickend seine Zustimmung aus. Dann wollte Emanuel wissen: „Ich will versuchen, wenigstens noch ein bisschen zu schlafen. Wenn du deine ungezogenen Hände im Griff hast, dann darfst du mitkommen!“ „Ich habe einen Gegenvorschlag!“ verkündete Peter: „Ich nutze meinen ungezogenen Hände dafür, dir eine kleine Nackenmassage zu geben, während du mir erzählst, warum dein Arbeitstag so furchtbar war und DANN schlafen wir?“ Emanuel lachte: „Dir ist schon klar, dass wir gerade den Grundstein für unsere Beziehung legen, oder? Du setzt damit einen Status Quo fest, den ich dann auch in Zukunft so erwarten werde.“ Peter grinste: „Tja, dann habe ich wohl jetzt auf alle Zeit verspielt, wie?“ Emanuel nickte und führte Peter an der Hand ins Schlafzimmer. Der Digitalwecker auf dem Nachttisch zeigte fünf nach vier, als Malia sich des Körpers bewusst wurde, der an ihrer Seite bebte und der Tränen, die ihr Pyjamaoberteil durchweichten. Loba gelang es selten, in ihrem eigenen Bett zu bleiben, doch für gewöhnlich weinte sie nicht. Malia bemühte sich darum, wach genug zu werden, um zu sprechen: „Hey, Spätzchen, was ist mit dir?“ fragte sie mit, vom Schlafen kratziger Stimme: „Hast du böse geträumt?“ Malia spürte das Nicken des Mädchen an ihrer Brust: „Und erzählst du mir, was das war?“ fragte sie weiter. Kopfschütteln. „Aber es war doch bloß ein Traum! Davor musst du keine Angst haben!“ versicherte Malia. Nun schluchzte Loba laut auf und brachte gepresst hervor: „Ich...ich habe geträumt das...!“ sie brach ab und versuchte es dann noch einmal: „Ich haben geträumt, Stiles wäre gestorben!“ Den Worten folgten noch viel mehr Tränen und lautes Schluchzen. Hilflos zog Malia die Kleine an eng an sich heran, murmelte, dass es Stiles ganz bestimmt gut ginge, doch es half nicht, doch dann kam ihr eine Idee. Sie griff sich nach ihrem Handy auf dem Nachttisch und tippte eine Nachricht: „Deine Tochter vermisst dich! Bist du noch wach?“ In Beacon Hills war Stiles nach stundenlangem Lernmarathon gerade eingeschlafen, als er das Brummen seines Handys vernahm. Er musste über Danny, Ethan und Scott hinwegklettern, die allesamt mit ihm im Bett von Derek lagen und sich nun murrend beschwerten. Stiles brauchte einen Augenblick, ehe er die Nachricht auf dem Display recht begreifen konnte. Dann schleppte er sich aus dem Bett und ins Nebenzimmer, von wo aus er in Ruhe telefonieren konnte. Als Malia die Nummer auf ihrem Telefon sah, gab sie es direkt an Loba weiter, die immer noch ein wenig weinte: „Hey mein Schatz!“ sagte Stiles sanft: „Ist etwas passiert?“ Loba berichtete und Stiles versicherte, dass es ihm gut ginge. Und dann tat er etwas, was eine Fünfzehnjährige eigentlich nicht mehr zu schätzen wissen sollte; oder jede Person mit voll funktionsfähigen Ohren: Er sang ein Schlaflied für sie! Und Loba liebte es! Danach blieb Stiles noch eine Weile am Apparat und lauschte Lobas Ausführungen, was sie in San Francisco erlebt hatte, während sie von hinten von Malia umarmt wurde, bis sie schließlich mitten im Satz einschlief. Stiles legte auf, krabbelte wieder zurück zu den Anderen ins Bett, doch an schlafen war nun nicht mehr zu denken. Er vermisste seine Familie und kämpfte ein weiteres Mal mit seinen Schuldgefühlen. Klammheimlich rückte er ein klein wenig näher an Scott heran auf der Suche nach ein bisschen Trost. Und selbst im Schlaf enttäuschte der intuitive Alpha nicht, sondern legte einen Arm um ihn! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)