Love you like you do von Marron ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Der Ball prallte an der oberen Latte ab und verschwand hinter dem Netz des Tores. Tsubasa fluchte leise und trabte zurück auf seine Position. Er sah den Tachibanazwillingen in die Gesichter, welche genauso enttäuscht wirkten, wie er sich fühlte. Das war eine einmalige Chance gewesen und er vergeigte sie. Es war ungewöhnlich für ihn, aus dieser Entfernung nicht zu treffen, umso mehr ärgerte es ihn gerade. „Beim nächsten Mal hast du ihn“, murmelte einer der Stürmer und klopfte ihm im Vorbeigehen auf die Schulter. Tsubasa nickte und versuchte, sich auf die Schwächen der gegnerischen Abwehr stärker zu konzentrieren. Mit einem energischen Dreh sah er die Reihe Menschen an, die vor ihm standen. Rivaul, sein alter Teamkollege, sah ihn nahezu ausdruckslos an, aber das war bei Spaniens Spitzenspieler normal. Bei Pepe nicht und Tsubasa wusste, dass sein alter Freund sich unter dieser Maske um ihn sorgte, da er nicht so ganz anwesend wirkte. Mit einem Kopfschütteln verscheuchte er diese Gedanken und versuchte erneut, sich auf seine Aufgabe zu konzentrieren. Zwar war dies nur ein Freundschaftsspiel und keine Qualifikation für eine Meisterschaft, aber natürlich wollte er alle Spiele gewinnen. Er beobachtete nun, wie der Torwart den Ball an einen Verteidiger weitergab und sofort drifteten seine Gedanken ab, suchten sich ihre eigenen Wichtigkeiten, um sich darum zu drehen. Er spürte schon, wie seine jetzigen Teamkollegen ihn von hinten ansahen, als er nach vorne trabte und den Pass auf einen brasilianischen Spieler abschnitt. Er nickte den Stürmern zu, während er selbst durch die Reihen der Verteidiger flitzte und nur zu gerne folgten sie ihm. Kurz darauf hatten sie den Ball im Netz versenkt und einen Ausgleichstreffer erzielt. Es blieb bei diesem Stand und am Ende reichte man sich freundschaftlich die Hand. „Behalte deinen Kopf demnächst mehr beim Spiel, dann macht es noch mehr Spaß, euch zu schlagen“, brummte Rivaul gutmütig und strich ihm neckend durch die Haare. Der große, braun gebrannte Mann grinste tatsächlich, was ihn um Jahre jünger wirken lies. Verlegen lächelte der Japaner und gab zu, heute leicht abgelenkt gewesen zu sein. „Was hat er gesagt?“, fragte Wakashimazu, als sie vom Platz gingen. „Dass es für ihn ein schönes Spiel war. Wir seien gute Gegner.“ Der Keeper grinste und nickte. „Das will ich doch meinen. Immerhin habe ich hart trainiert, um Wakabayashi einzuholen!“ Tsubasa biss sich auf die Lippen. „Hey!“, murrte Ishizaki, der extra für dieses Spiel angereist war, „Du bist nicht der Einzige, der trainiert hat, klar? Wir anderen haben auch nicht gefaulenzt!“ „Ich weiß. Ohne die gute Arbeit von euch Verteidigern hätte ich ja so oder so alt ausgesehen.“ Dieser Spruch war natürlich Wasser auf Ishizakis Mühlen und er reckte stolz die Brust vor, während der Rest des Teams verhalten lachte. „Klar, ohne Ishizaki würde in der Verteidigung doch gar nichts laufen“, grinste Jito, der im selben Verein untergekommen war wie der kleiner Mann. Er schlug ihm so schwungvoll auf die Schulter, dass der Gemeinte einen Schritt nach vorne stolperte, was für noch mehr Gelächter sorgte. Gelächter, an dem sich Tsubasa nicht beteiligte. Er hielt sich etwas abseits und versuchte, seine Freude wiederzufinden, damit er in die üblichen Neckereien einfallen konnte. Doch irgendwie wollte es ihm nicht gelingen. Nicht heute, nicht jetzt. „Alles klar?“, fragte Misaki leise von der Seite und sah ihn besorgt an. „Nein, nicht ganz“, gab Tsubasa zu und zuckte mit den Schultern. „Immer noch Sanae?“ Sanae, mittlerweile seine Ehefrau und Mutter seines Sohnes Daibu, war gerade ein weiteres Mal schwanger und ihre Stimmungsschwankungen waren für sie beide belastend. Mal weinte sie vor Glück und Unglauben, ihn bei sich zu wissen; Mal beschuldigte sie ihn, sie nicht mehr genug wahrzunehmen oder gar eine Affäre zu haben. Er bemühte sich zwar, nachsichtig zu sein, aber der sekundenschnelle Wechsel von Hochgefühl auf tiefste Wut kam so schnell, dass er es nie kommen sah. Erst heute Morgen hatte sie ihm aus heiterem Himmel an den Kopf geworfen, dass sie es hasse, ständig mit ihm umzuziehen. Es wäre unmöglich, jede Sprache zu lernen, Daibu würde immer wieder von seinen Freunden weggerissen und die Post würde nur noch verspätet oder nie ankommen. Fast volle fünf Minuten keifte sie ihn an – was er kommentarlos über sich ergehen lies -, bis sie plötzlich weinte und sich genauso lange bei ihm entschuldigte. Sie sei furchtbar, hatte sie gesagt, wie er weiterhin mit ihr unter einem Dach leben könne. Da hatten all seine Versicherungen, dass er ihr nicht böse sei, nichts geholfen. Dann machte sie den Vorschlag, ob er nicht für die verbleibenden Monate lieber in einem Hotelzimmer oder einer anderen Wohnung leben wollte, bis sie wieder normal wäre. Damit er sich besser auf seinen Fußball konzentrieren konnte. Tsubasa liebte sie für diese Rücksichtnahme nur noch mehr. Selbst dann, wenn sie völlig verheult in viel zu großen Kleidern auf dem Boden hockte und aussah, wie ein Häufchen Elend, schien sie für ihn von innen zu strahlen. Heute Morgen hatte er sie auf die Stirn geküsst und aus einem Impuls heraus auch ihren Bauch. Dann hatte er Daibu beruhigt, weil sein Sohn mit großen Augen in der Tür gestanden war und seine Eltern verwirrt angesehen hatte. Erst, als all das erledigt war, war er zu seinem Spiel gegangen. Mittlerweile war es Nachmittag und er spürte deutlich, wie sein Magen knurrte. Er wollte duschen, etwas essen und nach Hause, wo er Daibu wieder in die Arme nehmen konnte – trotzdem trödelte er ein wenig und konnte den Widerwillen nicht völlig unterdrücken. Er gab es nicht gern zu – besonders nicht laut -, aber Sanaes Szenen machten ihn wahnsinnig. Immer öfter bekam er Kopfschmerzen von ihrem Gezeter und sie war erst im vierten Monat. Er wusste nicht, ob er weitere fünf Monate überstehen würde, ohne selbst auszuflippen – deshalb war er auch heute Morgen nicht auf ihren Vorschlag mit dem Hotel eingegangen. Er überlegte, ob es tatsächlich eine Lösung für ihr Problem wäre. „Immer noch Sanae“, antwortete er also dem anderen Teil des Goldenen Duos und seufzte, „Wir überlegen sogar, ob ich für ein paar Monate ausziehen soll, damit sich alles etwas entspannt.“ „Im Ernst?! Bei Daibu bist du doch auch ruhig geblieben.“ Natürlich wusste sein bester Freund über alles Bescheid, was in Tsubasas Leben passierte. Er nickte verdrossen. „Da war es auch noch nicht so schlimm. Laut ihrem Arzt sind die Hormone Schuld und das kann bei jeder neuen Schwangerschaft anders laufen. Aber wenn ich jetzt gehe, mache ich mir nur noch mehr Sorgen um sie. Wer soll ihr helfen, wenn was schiefgeht? Und ich will Daibu auch nicht noch mehr zumuten. Was soll er denn von uns denken?“ Misaki nickte mitfühlend. „Eine vertrackte Situation. Ich fürchte sogar, dass ich dir keinen Rat geben kann. Du wirst wohl selbst entscheiden müssen, was dir wichtiger ist.“ „Mhm“, Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)