It´s a wonderful life von GingerSnaps ================================================================================ Kapitel 3: Bedside Manners -------------------------- Stiles war wieder der Erste, der an diesem Morgen erwachte. Er blickte aus dem Küchenfenster und dachte über sein weiteres Vorgehen nach. Er ahnte, dass die Dinge, die heute auf seiner Agenda standen, nicht leicht werden würden und hatte ein wenig Angst davor. Er zuckte zusammen, als plötzlich Derek hinter ihm stand: „Noch kein Kaffee da?“ grummelte dieser. Stiles wandte sich zu ihm um und strahlte ihn an: „Morgen Sonnenschein! Eure Kaffeemaschine ist so kompliziert, dass ich vermutete, ich bräuchte einen Abschluss in Raketenwissenschaften, um sie zu bedienen. Was hältst du davon, wenn du mir einmal zeigst, wie es geht, ich blicke dir über die Schulter und ab morgen kriegst du deinen Kaffee dann von mir ans Bett gebracht!“ Stiles blickte Derek tatsächlich wahrsten Wortsinn über die Schulter, stand dabei sehr, sehr dicht hinter ihm und als er Derek dann noch das Kinn auf die Schulter legte, hielt dieser in seiner Tätigkeit inne und warf einen strafenden Blick zur Seite. Stiles hingegen tat, als könne er kein Wässerchen trüben, dachte gar nicht daran, auf Distanz zu gehen und fragte: „Und was mache ich dann?“ „Dann drückst du den roten Knopf auf dem `ON´ steht. Denkst du, das kriegst du hin?“ erwiderte Derek mürrisch: „Ich weiß nicht?“ sagte Stiles in perfekter Imitation irgendeines blonden Dummchens: „Klingt kompliziert! Zeigst du es mir sicherheitshalber noch einmal?“ „Sag´ mal, verarschst du mich?“ knurrte Derek: „Ein bisschen.“ erwiderte Stiles mit einem schelmischen Grinsen und als er sein Kinn wieder von dort entfernte, wo es nichts zu suchen hatte, bemerkte er schmunzelnd, wie Derek sich wieder ein wenig entspannte: „Du bist in den letzten Jahren tatsächlich noch frecher geworden!“ kommentierte dieser: „Hat DEIN Derek es versäumt, dir Manieren beizubringen?“ Stiles gab lachend zurück: „Jetzt mal im Ernst Kumpel: Denkst du wirklich, dass ich mir von irgendwem etwas sagen lassen würde? Außerdem: MEIN Derek findet mich gut, so wie ich bin! “ „Bezweifle ich! Wahrscheinlich gehst du ihm in Wirklichkeit wahnsinnig auf die Nerven!“ ätzte Derek: „Pah!“ machte Stiles: „Ich habe noch keine Klagen gehört!“ „Warum habe ich das Gefühl, dass du dieser anderen Ausgabe von mir ebenfalls zu sehr auf den Pelz rückst?“ wollte Derek wissen: „Vielleicht ist er es ja, der mir auf den Pelz rückt. Ist dir dieser Gedanke schon einmal gekommen?“ stichelte Stiles: „Nein!“ erwiderte Derek schlicht, drückte Stiles eine Kaffeetasse in die Hand und ging räumlich ein wenig auf Distanz. Ehe die beiden ihre Frotzeleien fortsetzen könnten betraten Scott und Peter die Küche: „Was denn Jungs? Streitet ihr etwa?“wollte Peter wissen und fügte schnurrend hinzu, während er Scott von hinten umfasste und ihn mit einem Ruck an sich zog.: „Liebe, kein Krieg, hört ihr Brüder?“ Stiles betrachte das Schauspiel skeptisch, doch als er feststellte, dass Scott dagegen offensichtlich ganz und gar nichts einzuwenden hatte, murmelte er bloß trocken: „Yo! Peace, Bruder!“ und machte mit Zeige- und Mittelfinger das entsprechende Zeichen. Er hatte beschlossen, diese Sache zwischen Peter und Scott nicht zu bekämpfen, solange er nicht den Eindruck gewann, es geschähe irgendetwas gegen den Willen seines besten Freundes. Es mochte Stiles nicht gefallen, doch es war offensichtlich das, was Scott wollte oder brauchte, also war es irgendwie O.K., oder nicht? Als Peter Scott wieder freigab, wandte dieser sich Stiles zu, legte einen Arm um ihn und wollte wissen: „Wie hast du geschlafen?“ „Mäßig! Ich bin zwar dankbar dafür, dass ihr mir Obdach gewährt, aber das Sofa ist ein wenig...wie soll ich sagen? Ernsthaft Leute! Womit ist das Ding gefüllt? Mit Kieselsteinen?“ erwiderte Stiles und fügte dann ein wenig bissig hinzu: „Außerdem leben in euren Wänden offensichtlich kleine, paarungswütige Primaten, die die halbe Nacht lang Krach machen!“ Scott ließ den Kopf hängen, doch Stiles stieß ihm sacht in die Rippen, gab ein kleines Lachen von sich und murmelte: „Ist schon O.K.! Ich bin wohl bloß ein bisschen eifersüchtig, weil DU in dieser Welt die ganze Action kriegst, während es bei mir wohl noch eine Weile dauern dürfte, bis ich wieder darf!“ Diese unvorsichtige Äußerung rief natürlich Peter auf den Plan, der sich an Stiles andere Seite drängte und säuselte: „Ich weiß eine Lösung für deine Probleme: Schlaf doch bei uns! Da hast du es bequem und über einen Mangel an Action musst du dich dann auch nicht mehr beschweren.“ Und während er das sagte, ließ Peter ungefragt seine Hände über Stiles Körper wandern: „Danke für das großzügige Angebot Peter, aber ich verzichte!“ gab dieser zunächst zurück und riss plötzlich entsetzt die Augen weit auf, weil Peters Finger mittlerweile in Regionen vordrangen, in denen sie nun wirklich nichts zu suchen hatten: „Mensch Peter, lass´ Stiles in Ruhe!“ schimpfte Derek: „Reicht es nicht, wenn du schon seinen besten Freund mit in deinen sündigen Abgrund hinunter reißt?“ `Hui! Da war aber jemand lustfeindlich geworden, durch die lange Abstinenz!´ dachte Stiles verstört: „Danke, mein Held, aber ich regele das schon!“ erklärte er. Zeit, einen seiner neuen Zaubertricks anzuwenden, beschloss Stiles, rückte von Scott ab, damit dieser nicht aus Versehen etwas abbekam und griff Peter grob bei den Armen: „Ich bin ein bisschen wählerisch darin, wer mir in den Schritt packen darf, Peter.“ Erklärte er ärgerlich: „Mach das gefälligst nicht wieder!“ Und mit diesen Worte wandte er etwas an, das als Selbstverteidigungszauber gedacht war und von Deaton als `Aura aus Elektrizität´ bezeichnet wurde. Peter zuckte vor Schreck und durch den Stromschlag zusammen und Stiles kommentierte: „Das war Stufe eins der nach oben offenen Skala! Merk´ s dir! Das nächste Mal mache ich direkt mit Stufe fünf weiter!“ „Oha!“ erwiderte Peter: „Wer hätte das gedacht? Das Kätzchen hat Krallen! Jetzt fängt die Sache langsam an, interessant zu werden!“ Doch die vorwitzigen Finger behielt Peter bei sich, stellte Stiles zufrieden fest. Kein Grund also, auf das Gebell weiter einzugehen. Beim Frühstück erzählte Stiles den drei Werwölfen seinen Plan für den heutigen Tag. Von seinem besten Freund wollte er wissen: „Würdest du mich bei meinem ersten Tagesordnungspunkt begleiten, Scott? Ich glaube, ich brauche dabei deinen Beistand!“ „Warum gehen wir nicht alle dorthin?“ gab Peter anstelle von Scott zurück. ´Oha!`, dachte Stiles. Scheinbar hatte Peter etwas dagegen, Scott und ihn allein ziehen zu lassen. Entweder war er eifersüchtig oder er fürchtete, dass Stiles Scott gegen ihn aufzubringen versuchte: „Ich will gar nicht leugnen, dass ihr Hale-Männer in einer Irrenanstalt ganz gut aufgehoben seid, aber dieses Gespräch heute braucht ein wenig von dem, was euch abgeht: Fingerspitzengefühl!“ ätzte Stiles. Derek knurrte und Peter fragte: „Ich verstehe offen gesagt noch nicht so ganz, wie ein durchgeknallter Junge in einer Anstalt uns überhaupt gegen unser Alpha-Problem helfen soll?“ „Vielleicht gar nicht, aber auch er selbst braucht Hilfe und er ist ein Freund, da wo ich herkomme. Ich kann ihn nicht im Eichen-Haus verrotten lassen, zumal ich aus eigener Erfahrung weiß, wie es da ist!“ Die drei anderen blickten ihn verwundert an: „Lange Geschichte!“ Beantwortete Stiles die ungestellte Frage: „Ich erzähl´ s euch ein anderes Mal! Kommst du, Scott?“ Stiles zog sich die Kapuze des Hoodies aus Scotts Kleiderschrank über den Kopf, in der Hoffnung, auf diese Weise nicht gleich von irgendwem erkannt zu werden. Sie nahmen Peters Auto und parkten seitlich der Klinik. Stiles war erleichtert, dass man ihrem Besuch bei Isaak zustimmte. Das bedeutete, dass er nicht in Sicherheitsverwahrung war. Sie warteten in dem trostlosen Sprechzimmer und wenig später wurde Isaak zu ihnen geführt. Er war ganz offensichtlich in übler Verfassung: Zum einen war er noch dünne,r als gewöhnlich und zum anderen war er wahnsinnig blass und hatte dunkelgraue Schatten um die Augen. Als er Stiles erblickte, weiteten sich seine Augen in fassungslosem Staunen, doch er sagte nichts, ehe der Pfleger nicht verschwunden war, den Stiles als denselben miesen Bastard wiedererkannte, der ihm vor vielen Jahren das Betäubungsmittel gespritzt hatte, dass dann dem Nogitsune erlaubt hatte, wieder die Oberhand über ihn zu gewinnen. Glücklicherweise kannten Stiles und er sich in dieser Realität nicht. Als sie unter sich waren, kommentierte Isaak müde, aber relativ gelassen: „Vielleicht sind doch nicht alle verrückt, sondern ich sitze zu Recht hier drinnen! Mal im Ernst Mann: du bist doch tot, oder? Ich war auf deiner Beerdigung, zusammen mit dem restlichen Lacrosse-Team!“ „Du bist nicht verrückt; zumindest nicht, weil du mich hier gerade vor dir siehst.“ Stiles überlegte, wie er das jemandem erklären sollte, der nichts von Werwölfen, Magie oder was auch immer wusste: „Du hast es vielleicht schon mitgekriegt, dass Beacon Hills nicht ganz so ist, wie andere amerikanische Kleinstädte, oder? Ist dir hier schon mal irgendetwas Seltsames zugestoßen?“ Isaak stieß ein trockenes Lachen aus: „Machst du Witze, toter Mann? Beacon Hills ist ein Höllenschlund und Eichen-Haus ist die Kommandozentrale. Hast du eine Ahnung, was hier vor sich geht? Hier gibt` s eine Spezialabteilung für das Wahnwitzige und Widernatürliche. Ich bin jetzt schon mehrere Jahre hier, führe heimlich über alles Buch und du machst dir keine Vorstellung, was ich hier schon alles gesehen habe: Alle Arten von Wertieren, Magier, Vampire. Also Stiles? Was bist du? Ein Zombie? Das wäre cool und mal was Neues.“ Stiles lachte traurig: „Nein, ich bin ein armer kleiner Zauberlehrling, der sich verirrt hat. Ich komme aus einer alternativen Realität, in der wir gute Freunde sind. Dort bist du übrigens ein Werwolf.“ Isaak grinste: „Gefällt mir! Besser, als ein halbtoter Looser, der darum kämpft, nicht den Verstand zu verlieren!“ „Tut mir echt leid, Mann!“ sagte Stiles aufrichtig: „Ich wünschte, ich könnte etwas tun!“ „Leg´ meinen Vater um!“ erwiderte Isaak verbittert: „Der Bastard hat alle überzeugt, dass ich mir nur einbilden würde, dass er mich mein Leben lang misshandelt und eingesperrt hat. Nun bin ich einundzwanzig, von meinem Vater entmündigt, seit drei Jahren in diesem Bau und ohne Aussicht auf ein Entkommen. Mein Leben ist echt Scheiße!“ „Tut mir so leid!“ murmelte Stiles und Scott schloss sich an: „Ja Mann! Das ist echt übel!“ „Als die Wächter gerade gesagt haben, dass ich Besuch hätte, habe ich gedacht, die verarschen mich! Mich haben doch schon längst alle vergessen, denen möglicherweise je etwas an mir gelegen hat.“ gab Isaak zurück. Stiles schüttelte den Kopf: „Nein Alter! Du hast Freunde, von denen du noch gar nichts wusstest. Ich glaube, ich habe eine Idee, wie wir dich hier raus kriegen, aber dazu muss ich erst mal mit jemandem sprechen. Hab´ noch ein bisschen Geduld, O.K.“ „Ohne Geduld hätte ich mich wahrscheinlich schon längst aufgehängt.“ gab Isaak bitter zurück: „Sei mir nicht böse, wenn ich noch nicht mein Bündel packe, aber dass du mich hier rausholst, glaube ich erst, wenn ich es gesehen habe, in Ordnung? Ich meine; wie willst du meinen Vater davon überzeugen, meine Entmündigung rückgängig zu machen?“ Stiles grinste böse: „Ich habe schlecht gelaunte Freunde, die sehr überzeugend sein können.“ Dann fügte er hinzu: „Ich glaube, dass war´ s für` s Erste. Halt durch, ja? Ich komme auf dich zurück, in Ordnung?“ Sie erhoben sich und Stiles fragte: „Ich weiß, in dieser Realität kennen wir uns eigentlich kaum, aber ist es trotzdem in Ordnung, wenn ich dich umarme?“ Isaak zuckte betont gleichgültig mit den Schultern und Stiles fasste das einfach mal als ein `Ja´ auf, also tat er es. Die Umarmung selbst brach ihm dann allerdings beinahe das Herz: Isaak mochte während des Gesprächs cool und abgeklärt gewirkt haben, doch wie er sich nun an ihm festklammerte und sich an ihn anlehnte, als ob er sonst unweigerlich umfallen müsste, machte Stiles letztlich klar, welch große Hoffnungen er geweckt haben musste. Er schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass seine Rechnung aufgehen und Peter bei seinem Plan mitspielen würde. Dann warf er einen Blick hinüber zu Scott und beruhigte sich mit der Vorstellung, dass er ja ein Ass im Ärmel hatte. Sex war schon immer ein hervorragendes Mittel, Leute von einer Sache zu überzeugen. Als sie die Klinik wieder verließen und sich auf den Weg zurück zum Wagen machten, zischte Scott plötzlich: „Fuck! Die Alphas!“ Er zog Stiles hinter einige parkende Autos, doch dieser konnte es nicht lassen, einen Blick zu riskieren. In einiger Entfernung entdeckte Stiles den großen Glatzkopf Ennis und Kali, die Klauenfrau; wie sie verliebt Hand in Hand durch die Straßen spazierten. Sie hatten sie ganz offensichtlich nicht gesehen. Scott ermittelte die Windrichtung und flüsterte: „Wir können hier nicht bleiben, sonst werden sie uns wittern!“ Er zog Stiles hinter sich her zum Auto, öffnete es, immer noch geduckt, schob Stiles hinein und kletterte hinterher. Erst als die Tür verschlossen war und sie beide im Fußraum der Rückbänke versteckt waren, atmete sein bester Freund wieder ein wenig auf. Die Situation war ein kleines bisschen surreal. Stiles griff nach der Hand seines besten Kumpels und flüsterte: „Hey Bruder! Ist O.K.! Sie haben uns nicht gekriegt. Und wenn, dann hätte ich sie mit meinem neuen, kleinen Stromtrick gegrillt und du hättest sie anschließend mit deinen Klauen verzehrfertig tranchiert, hörst du? Wir sind nicht so wehrlos, wie du denkst! Du bist stark, Mann! Ich weiß es, denn ich habe es gesehen!“ Scott zuckte mit den Schultern: „Wenn du meinst?“ erwiderte er zweifelnd: „Ich bin sogar sicher!“ gab Stiles zurück, umarmte ihn und drückte ihm einen lauten Kuss auf die Stirn: „Können wir jetzt weg hier, ehe mir die Füße einschlafen?“ Scott schaute aus dem Wagenfenster und nickte: „Die Luft ist rein!“ Sie kletterten beide auf die Vordersitze und Scott startete den Wagen. Auf der Heimfahrt stellte Stiles eine Frage, die ihn schon die ganze Zeit beschäftigte: „Verletzt es dich eigentlich, wenn Peter mich anbaggert, wie heute morgen?“ Scott schwieg eine Weile, was eigentlich schon Antwort genug gewesen wäre. Dann rang er sich schließlich doch noch zu einer Erwiderung durch: „Ein bisschen. Es führt mir vor Augen, dass Peter eigentlich dich und nicht mich will!“ Stiles schüttelte energisch den Kopf: „Ich bezweifle, dass das stimmt.“ gab er überzeugt zurück: „Ihr seid seit vier Jahren ein Paar. Das ist etwas, dass ich Peter niemals zugetraut hätte. Er muss dich wirklich verdammt gern haben. Und wenn ich eure Kopulationsfrequenz als Anhaltspunkt nehme, würde ich auch sagen, er ist immer noch ziemlich heiß auf dich. Ich glaube, sein `Lüsterner-alter-Sack-Getue´ mir gegenüber ist eher seine Art zu sagen, `Schön dich zu sehen!´ und bedeutet weiter nichts!“ Zurück im Loft berichteten Scott und Stiles von ihren Erlebnissen dieses Vormittags, inklusive des Beinahe-Zusammenstoßes mit den beiden Alphas: „Verdammt!“ knurrte Derek: „Ich wusste, dass das zu gefährlich ist, euch allein loslaufen zu lassen! Es hätte doch sonst was passieren können! Das war das letzte Mal, dass ihr so etwas gemacht habt, kapiert!“ „Nein!“ protestierte Stiles lautstark: „Nicht kapiert! Du bist nicht mein Boss und ich habe nicht die Absicht, mich hier zu verstecken, wie ihr, ihr zahnlosen Wölfe! Ich will diese Alphas erledigen und entweder helft ihr mir, oder ich mache es allein!“ Derek knurrte, packte Stiles und presste ihn gegen eine Wand in seinem Rücken: „Du nennst mich `zahnlos´? Ich werde dir die Kehle mit meinen Zähnen herausreißen, hörst du, du kleiner Penner?“ Statt sich angemessen eingeschüchtert zu zeigen, lachte Stiles: „Die Drohung hatten wir aber auch schon lange nicht mehr, Kumpel! Und jetzt lass´ mich runter, mein Großer, ehe ich Gegenmaßnahmen treffen muss.“ Er ließ Derek die kleinen Blitze sehen, die zwischen seinem Daumen und seinem Zeigefinger zuckten. Derek ließ ihn knurrend los, doch Stiles zwinkerte ihm grinsend zu und wechselte dann ganz einfach das Thema: „Was haltet ihr Jungs von Mittagessen?“ wollte er wissen: „Ich könnte wieder etwas für euch kochen?“ Peter und Scott schienen einverstanden. Bei Derek war es nicht so genau zu sagen, denn er schaute immer noch finster aus der Wäsche. `Nichts, was eine Lasagne nicht heilen könnte!´, dachte sich Stiles und machte sich ans Werk. Beim Essen wollte Stiles von Peter wissen: „Und großer Alpha: Wie stehst du nun dazu, dein Rudel zu vergrößern?“ „Wie soll es mir helfen, wenn ich einen verrückten Bengel aus einer Irrenanstalt verwandle? Was bringt uns das?“ fragte Peter skeptisch zurück: „Zum einen...“ erwiderte Stiles: „....ist Isaak nicht verrückt! Sein Vater hat seinen Aufenthalt dort eingefädelt, damit nicht herauskommt, dass er ein mieser Scheißkerl ist, der sein Kind gefoltert hat! Andererseits: Isaak war einer der Überlebenden, als wir die Alphas in meiner Welt besiegt haben. Er ist stark als Werwolf. Scheiße; er ist auch stark als Mensch: Er hat eine Kindheit voller Misshandlung überlebt und mehrere Jahre Eichen-Haus. Ich dachte schon nach zweiundsiebzig Stunden in dem Kasten, ich drehe durch. Na gut, das waren damals auch besondere Umstände, aber trotzdem!“ „Und wenn ich es tue? Wenn ich ihn verwandle, was kriege ich dann dafür?“ erkundigt sich Peter mit vielsagender Miene. Stiles schüttelte genervt den Kopf und dachte an das Gespräch, dass er vorhin mit Scott geführt hatte: „Deinen Belohnungs-Blow-Job holst du dir gefälligst bei ihm!“ Er deutete auf Scott und fuhr ärgerlich fort: „Mir mag es nicht gefallen, wenn er ausgerechnet mit dir zusammen ist, aber wenn es schon so ist, dann tust du bitteschön nichts, was meinen Freund verletzt oder beleidigt, kapiert? Sonst werde ich richtig böse! Jedes Mal, wenn du eine Bemerkung wie gerade eben machst, ist das ein Schlag ins Gesicht für Scott. Damit ist jetzt Schluss, Mann!“ Seltsamerweise sagte Peter nichts dazu. Er nickte bloß, legte einen Arm um Scott und küsste ihn auf die Wange. Scott schenkte Stiles einen dankbaren Blick. Als Stiles nach dem Essen die Küche wieder in ihren Urzustand versetzte, half ihm Derek dabei. Er schien sich wieder abgeregt und etwas auf dem Herzen zu haben. Nachdem er ein paar Mal bloß so ausgesehen hatte, als wollte er etwas sagen, bekam Derek nach einer Weile dann auch endlich wirklich die Zähne auseinander: „Ich weiß, dass du deinen nächsten Termin am liebsten allein hinter dich bringen willst Stiles, aber das ist keine gute Idee, hörst du? Erstens kannst du da nicht einfach so hereinspazieren. Man wird dich erkennen und das wird für großes Aufsehen und Verwirrung sorgen. Außerdem...“ „Was Derek?“ Fuhr Stiles ihn an: „Musst du mich beschützen? In Watte und Luftpolsterfolie wickeln, wie ein Porzellanfigürchen? Sorry, aber auf die Nummer stehe ich nicht!“ „Nun halt doch mal die Luft an, harter Kerl und hör´ dir an, was ich zu sagen habe!“ erwiderte Derek besänftigend: „Ich meine doch bloß, es wird heftig werden: Der Anblick deines Vaters in diesem Bett, Schläuche, Maschinen und all´ das! Lass mich mitkommen. Bitte!“ Stiles glaubte, er könne seinen Ohren nicht trauen. Derek sagte `Bitte´? Er machte sich Sorgen um SEINE Gefühle? Stiles musste sich mit aller Kraft daran erinnern, dass dies nicht sein Derek war und widerstand dem Bedürfnis, ihm um den Hals zu fallen und ihn zu küssen. Er beschränkte sich auf ein Nicken und ein knappes `Danke!´. Plötzlich geschah etwas Eigenartiges. Stiles hörte ein Summen, als würde eine Fliege seinen Kopf umschwirren, nur fühlte es sich eher so an, als sei besagte Fliege IN seinem Kopf und beschrieb Kreise um sein Hirn herum. Stiles hielt sich die Stirn und kniff die Augen zusammen: „Was ist?“ wollte Derek wissen: „Kopfschmerzen?“ Stiles schüttelte den Kopf, denn Antworten war gerade nicht möglich. Dann war der Spuk plötzlich wieder vorbei und das Summen verschwunden: „Geht schon wieder!“ verkündete Stiles knapp, als er Dereks sorgenvolles Gesicht sah. Glücklicherweise fragte er auch nicht weiter nach. Sein Derek zuhause mochte manchmal eine überbeschützerische Pest sein, doch der hier schlug ihn offenbar noch um Längen! Und das war eigentlich auch nicht überraschend: Dieser Derek hatte ja auch noch viel weniger Grund, zu vertrauen: „Jetzt guck nicht so, Mann!“ forderte Stiles: „Wenn´ s ein Hirntumor wäre, würdest du das riechen, also kann es nicht so dramatisch sein, oder? Lass uns aufbrechen, in Ordnung?“ Als sie im Auto saßen, sagte Derek: „Ich fand gut, was du vorhin zu Peter gesagt hast. Du hattest vollkommen recht und ich kann einfach nicht verstehen, warum er sich Scott gegenüber so verhält. Wenn ich jemanden lieben würde, könnte niemals solche Reden führen und mich an jemand anderen heranmachen.“ Stiles schickte ein zärtliches Lächeln hinüber auf den Fahrersitz: „Ich weiß!“ antwortete er. Derek schaute ihn fragend an, doch Stiles hatte nicht die Absicht, dem noch irgendetwas hinzuzufügen. Derek hatte absolut recht gehabt: Der Anblick seines Vaters in diesem Bett war entsetzlich. Nicht nur, das es die Erinnerungen daran wachrief, wie Stiles in genau diesem Krankenhaus seine Mutter verloren hatte; es triggerte auch all´ die Befürchtungen, die ihn, die Halbwaise, dessen Vater einen gefährlichen Beruf ausübte, sein Leben lang verfolgt hatten. Er sagte sich immer wieder, dass dies hier nicht SEIN Vater sei und dass sein wirklicher Vater in seiner eigenen Welt war; Wohlauf! Lebendig, wenn auch vermutlich krank vor Sorge, weil sein Sohn sich in Luft aufgelöst hatte; doch es half nicht! Da lag sein Dad und war im Grunde mehr tot als lebendig und das war die Realität und die trieb ihm nun die Tränen in die Augen. Derek war hinter ihn getreten, hatte ihm seine Hände auf die Schultern gelegt und Stiles ließ sich ganz einfach gegen ihn sinken, in dem Vertrauen, dass Derek ihn auffangen würde. Er tat es! Als Stiles sich wieder ein wenig gefasst hatte, nahm er auf der Bettkante Platz, nahm eine der Hände seines Vaters in seine, schloss die Augen und versuchte, irgendwie mit ihm in Kontakt zu treten. Es funktionierte natürlich nicht! Deaton hatte ihm das prophezeit: Magie funktionierte nur, wenn der Zauberer seine Emotionen im Griff hatte und davon war Stiles momentan weit entfernt. Doch er wusste ja nun, was ihn erwarten würde. Nächstes Mal würde er sich emotional besser wappnen. Er küsste die Stirn seines Vaters und versprach ihm: „Ich bringe dich zurück, Dad! Ganz bestimmt!“ Wieder im Auto fragte Stiles: „Wollen wir direkt weiter, um den letzten Tagesordnungspunkt abzuhaken? Dafür brauchen wir die Anderen im Grunde nicht. Wir müssen nur mal kurz am Supermarkt halten!“ Derek nickte. Heute dauerte es nicht so lange, Malia zu finden. Offenbar hatten ihr die Würstchen gestern geschmeckt. Außerdem hatte Stiles ja auch immer noch die Puppe. Er hockte sich an die Erde und wickelte die Filetsteaks aus, die sie besorgt hatten. Diese stießen auf großes Interesse bei der Koyotin. Stiles dachte allerdings gar nicht daran, sie Malia einfach so zu überlassen: „Sorry Süße!“ flüsterte er: „Wenn du sie haben willst, dann wirst du mir aus der Hand fressen müssen.“ Derek hielt sich im Hintergrund, verhielt sich ganz still und beobachtete den Koyotenflüsterer bei der Arbeit. Es dauerte eine kleine Ewigkeit, bis Malia bei Stiles war und den ersten Happen Fleisch bekam. Sie war in eine Sitzposition gegangen und hatte sich quasi zentimeterweise näher heran gerobbt und nun war sie nahe genug dran, dass Stiles sie berühren konnte und das tat er auch. Während er für Fleischnachschub sorgte, kraulte er sie mit der anderen Hand sanft hinter dem Ohr. Sie knurrte leise, doch Stiles dachte gar nicht daran, damit aufzuhören, sondern flüsterte sanft auf sie ein: „Ist gut, meine Süße. Du musst keine Angst haben. Ich tu´ dir nichts! Ich bin dein Freund und ich hab´ dich lieb, hörst du?“ Nachdem das Dinner verputzt war, erhob sich Stiles und versprach: „Ich komme Morgen wieder Malia. Dann werde ich wieder etwas Leckeres für dich haben und die hier...“ Er hielt die Puppe in die Luft: „...werde ich dann auch wieder dabei haben. Damit steckte er das Spielzeug wieder ein und entfernte sich. Malia folgte ihm ein kleines Stück, ehe sie sich umwandte und mit schnellen Sprüngen in den Wald zurückkehrte: „Das hast du gut gemacht!“ stellte Derek fest: „Wie kommt es, dass du das so gut kannst?“ „Ich habe so meine Erfahrung!“ erklärte Stiles. Dann kam ihm ein Gedanke: „Weißt du, was total hilfreich wäre? Wenn du dich das nächste Mal vor Malia verwandeln würdest. Dann würde sie sich vielleicht daran erinnern, dass sie auch die Form verändern kann.“ „Huh?“ Machte Derek ratlos. War klar, das Derek hier in Looserville natürlich auch keine Ahnung von seinen Möglichkeiten hatte! Stiles verdrehte genervt die Augen: „Da, wo ich herkomme, läufst du von Zeit zu Zeit als ein großer, schwarzer Wolf herum und das ist manchmal wirklich ganz praktisch.“ „Wow! Und wie mache ich das?“ fragte Derek. Stiles schüttelte den Kopf: „Woher soll ich das wissen. Du tust es einfach. Es ist ein ziemlich cooler Anblick und du liebst es, ein Wolf zu sein. Das ist alles, was ich dazu sagen kann.“ „Warum klingst du so genervt?“ verlangte Derek zu wissen: „Sorry!“ erwiderte Stiles: „Es ist nur...hier bei euch ist alles so schwierig! Ihr seid alle drei so verdammt verloren und geschwächt. Zuhause bei mir seid ihr mächtig und kommt mir beinahe unzerstörbar vor. Hier seid ihr so dermaßen demoralisiert von der jahrelangen Bedrohung durch diese verfluchten Alphas, dass ihr euer Potenzial scheinbar völlig ungenutzt lasst! Ich habe das Gefühl, euch regelrecht wachrütteln zu müssen!“ Derek blickte betreten zu Boden, doch Stiles legte ihm einen Arm um ihn: „Kein Ding, Kumpel! Ich krieg´ euch schon wieder hin Ich muss nur ein bisschen Geduld mit euch haben!“ Derek blickte skeptisch auf den Arm, der ihn umfasste und Stiles fügte hinzu: „Und deine menschenscheue, `errötende-Braut-Attitüde´ treiben wir dir bei der Gelegenheit auch gleich aus!“ Derek knurrte! Stiles lachte! Den Arm nahm er nicht weg! Auch zum Abendessen kochte Stiles wiederum, weil ihm klar war, dass es diesen Jungs guttat, eine warme Mahlzeit in den Bauch zu bekommen, die keine Tiefkühlpizza war und es war mehr als offensichtlich, dass keiner der Herren je gelernt hatte, wie man ein vernünftiges Essen auf den Tisch brachte. Kochen gehörte damit nun also auch zu Stiles vielschichtigem Empowerment-Programm für seine drei Wölfe. Nach dem Essen wiederholte sich, was vorhin schon einmal geschehen war: Es summte in Stiles Kopf. Wieder hielt er sich die Stirn und bekam einen von Dereks sorgenvollen Blicken zugeworfen, doch er winkte lediglich ab, denn ihm kam ein Gedanke! Er setzte sich auf das Sofa, schloss die Augen und konzentrierte sich, so wie er es von Deaton gelernt hatte. Und mit einem Mal war Derek, SEIN Derek in seinem Kopf und sprach...nein kommunizierte mit ihm! Es waren nicht wirklich Worte, die ausgetauscht wurden, sondern eher Gefühle. Als Stiles seine Augen wieder öffnete, war sein Gesicht nass von Tränen und um ihn herum hockten drei Werwölfe, die ihn verstört und besorgt ins Visier nahmen: „Alles klar Jungs!“ antwortete halb lachend, halb weinend: „Ich hatte gerade einen Anruf von Zuhause!“ Weit weg und doch ganz in der Nähe öffnete Derek in Deatons Praxis die Augen und verkündete berührt: „Diesmal hat es geklappt, Doc! Ich bin zu ihm durchgekommen. Es geht ihm gut! Er braucht noch eine Weile. Er ist bei Freunden! Er ist bei...MIR?“ Später in der Nacht drehte sich Stiles unzufrieden auf seiner steinernen Couch herum, belauschte die Lykantro-Primaten in der Nachbarschaft bei ihren Paarungsbemühungen und starb beinahe vor Sehnsucht und Heimweh. Der Anruf von der Heimatfront hatte Wunden aufgerissen, auch wenn er wundervoll gewesen war. Schließlich erhob sich Stiles, tapste hinüber zu Derek Bett und legte sich hinein: „Hey! Was soll das denn werden?“ knurrte der Werwolf: „Ist das nicht offensichtlich? Du hast jetzt einen Bettgesellen! Und nun halt´die Klappe! Ich will schlafen!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)