Desperate Piece von Puschelschen (One Piece meets Desperate Houswifes) ================================================================================ Kapitel 1: Das Erste Treffen ---------------------------- Verschlafen und müde drehte sich Kuina noch einmal in ihrem Bett herum. Die Sonne kitzelte ihre Nase und versuchte, sie gerade zum Aufstehen zu ermuntern, doch die Sechsjährige wollte einfach noch nicht. Grummelnd zog sie ihren Teddybären näher an sich und versuchte damit, die Sonne zu blocken. Doch selbst das half nur so lange bis sich die Sonne wieder ein Stück bewegte. Seufzend gab sie sich geschlagen und setzte sich schwerfällig auf. Mit einem weiten Gähnen rieb sich Kuina über die Augen und wischte einige ihrer langen Strähnen aus dem Gesicht. Noch ein wenig abwesend blickte sie in den Raum und zu dem Bett ihrer kleinen Schwester. Grace war gerade mal drei Jahre alt und hatte deswegen noch ein Kinderbett mit Gittern, aus dem sie nicht einfach verschwinden konnte. Doch im Moment schien sie auch noch zu schlafen. Kuina musste grinsen, als sie sich aus ihrem Bett schälte und näher an das Gitterbett trat. Mit ihren grünen Haaren und dem leisen Schnarchen erinnerte Grace sie unheimlich an Papa. Allerdings hatte sie auch die gleiche schlechte Laune, wenn man sie zu früh weckte - wie Papa. Deshalb schlich sich Kuina leise aus dem Zimmer der beiden und raus auf den Flur. Neugierig betrachtete sie die hohen weißen Wände mit den Bildern, die sie von hier unten nicht erkennen konnte. Der Boden war aus dunkel lasiertem Holz und wurde von dem längsten Teppich, den sie je gesehen hatte bedeckt. Er erstreckte sich immerhin einmal durchs ganze Haus! Unter den nackten Füßen spürte sie, wie die dichten weichen Fäden des Teppichs unter ihrem Gewicht nachgaben, während sie seinem Weg folgte. Es war einige Zeit her das sie hier gewesen war und auch wenn Kuina sich noch an einiges erinnerte, kam es ihr doch sehr neu vor. Ihr Ziel war das andere Ende des flauschigen Weges. Das Schlafzimmer. Mit leichtem knarzen öffnete sich die weiße Tür in das kühle Dunkel. Es dauerte einen Moment bis sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, damit sie eintreten konnte. Mit flinken Füßen, flitzte sie über den Holzboden, der nicht mit Teppich versehen war, zu dem noch flauschigeren Teppich vor dem Bett ihrer Eltern. „Mama?“, fragte sie leise, nach dieser Ausschau haltend. Doch alles, was sie sah, war ihr Papa. Die selben grünen Haare, nur das Schnarchen war um einiges lauter, wie bei Grace. Kurz überlegte Kuina, ihren Blick auf ihren Papa gerichtet, ob sie ihn vielleicht wecken sollte. Doch entschied sie sich schnell dagegen. Sie kannte ihn schon viel zu gut, um zu wissen das er sich nicht wecken lassen würde und wenn, würde er zu schlecht gelaunt sein. Mit einem Schulterzucken machte sie sich also auf, um den Rest des Hauses nach ihrer Mama abzusuchen. „Vielleicht in der Küche?“, meinte sie zu sich selbst und sah sich fragend um. Ihren Teddy mit einer Hand fest an sich gedrückt und die andere Hand am Geländer, stieg sie die Treppen hinab. Es war früh und das bedeutete Frühstück. Es schien ihr also bombensicher das ihre Mama in der Küche war. Andernorts ging es an diesem Morgen schon um einiges lauter zu als in anderen Familien. „Ace, Aiden, Alex! Setzt euch hin!“, schallte es durch die Stimmen von Kindern, den Fernseher und die Musik von Nintendos Lieblingsklempner. Seufzend fuhr sich Hancock durch ihre langen schwarzen Haare und blickte zu ihrem Ehemann, der fröhlich grinsend zu ihr blickte. Das Chaos der Kinder schien ihn nicht zu stören, während er mit einer Gabel in der einen und dem Messer in den anderen auf sein Frühstück wartete. „Nicht, solange die Kinder nicht auch am Tisch sitzen“, meinte sie schließlich zu ihm, auch wenn es ihr schwer fiel. Hancock hatte, nachdem die Zwillinge auf der Welt waren, auch erst einmal lernen müssen, Ruffy zu widersprechen. Er war einfach zu süß, wenn er lächelte und es machte sie so glücklich, daran zu denken, wie gerne er ihr Essen aß. „Ach“, seufzte sie glücklich und drehte sich weg von dem Geschehen, um für einen Moment in ihrer kleinen Fantasiewelt ab zu tauchen. „Natürlich würde ich für dich den ganzen Tag in der Küche stehen. Ach, ich würde sogar mein ganzes Leben hier verbringen, solange es dich glücklich macht, Schatz“, säuselte sie voller Glück. „Frühstück würde erst einmal reichen“, antwortete Ruffy ihr sichtlich belustigt, während sie ein wenig rosa um die Wangen wurde. Sie konnte es einfach nicht lassen, von ihm zu träumen, auch wenn er neben ihr saß. Jetzt, wo er sie allerdings wieder zurück in die Realität geholt hatte, hörte sie auch,wie das Chaos leiser geworden war und so blickte sie zu Ruffy und seinem Arm, der sich gedehnt hatte. „Ace, Aiden, Alexander…“, zählte sie die Kinder durch, die jeweils versuchten, sich aus dem um sie geschlungenen Arm ihres Dads zu befreien. „Lass uns los! Ich war noch nicht fertig mit dem neuen Level! Dad!“, kam es quengelnd von den Dreien, doch Ruffy blickte nur, hoffnungsvoll auf ein paar Pfannkuchen mit Speck, zu seiner Frau. „Nun?“, fragte er ungeduldig und sah, wie Hancock noch einmal durch zählte. „Avril fehlt“, sagte sie schließlich und blickte zu ihm. „Wisst ihr wo eure Schwester steckt?“,fragte sie die Drei eindringlich und erwartete fast schon, dass sie wieder irgendwo angebunden versauerte. „Keine Ahnung“, kam es schulterzuckend im Einklang, was sie nur noch ein weiteres Mal seufzen ließ. Was sollte sie mit den Bengeln nur machen? „Willst du mit mir spielen?“, grinste Avril das Mädchen mit dem Teddy und dem rosafarbenen Haar an. Das Rascheln in den Büschen hatte sie für einen Moment erschreckt, aber als sie das Mädchen sah, beruhigte sie sich wieder. „Wenn es dir nichts ausmacht?“, sah Kuina zu dem blonden Mädchen und zupfte sich ein paar Blätter aus den Haaren. Eigentlich wollte sie ja in die Küche. Doch nun saß sie mit ihrem Teddy und dem fremden Mädchen im nassen Sand. „Wie heißt du eigentlich?“, fragte Avril sie und reichte ihr einiges an Spielzeug. „Kuina und du?“, nahm Kuina das Spielzeug an und stapelte es erstmal neben sich. „Avril“, grinste die Fremde. „Bist du neu hier? Ich habe ganz viele Brüder, deswegen haben wir soviel Spielzeug“, erklärte sie auf den fragenden Blick hin. „Achso“, schüttelte Kuina den Kopf und suchte sich etwas aus, womit sie Türme bauen konnte. „Mein Papa hat mich auf seine Reisen mitgenommen und jetzt, wo die Schule anfängt, sagt Mama, dass ich da bleiben muss“, erzählte sie, während sie einen Eimer voll mit Sand klopfte. „Und wie lange wart ihr auf Reisen?“, fragte Avril interessiert und bekam das Gefühl nicht los, Kuina schon irgendwie zu kennen. „Drei Jahre“, antwortete sie ihr und grinste bei ihrem ersten Turm aus Sand. „Drei Jahre? Das ist ja dein halbes Leben!“, starrte Avril sie plötzlich verblüfft an. Kuina hingegen zuckte nur mit den Schultern. „Naja, Dad meinte, dass er sich mit Mama gestritten hatte, als er mit mir los ist und dann hat es eben gedauert, bis wir wieder da waren“, überlegte und wusste selbst nicht, worum es genau ging oder was genau los gewesen war. Irgendwie war sie auch zu jung um sich daran zu erinnern. „Und deine Mum hat dich einfach so mitgehen lassen? Meine lässt mich ja nicht mal alleine zum Spielplatz laufen“, war sie immer noch verblüfft, doch Kuina schien ihr auch darauf nicht antworten zu können. „Dein Teddy ist übrigens süß“, wechselte sie daher das Thema und deutete auf das weiße Stofftier mit der roten Schleife. „Den hat Mama mir geschenkt, danke“, lächelte Kuina aufmunternd und strich dem Teddy noch einmal über sein Fell. „Ich hab auch einen, aber der ist im Haus“, erzählte Avril fröhlich weiter und zog eine Schnute, als ihr Turm aus Sand immer wieder auseinander fiel. „Weißt du was?“, grinste sie sie daraufhin frech an. „Ich hole den Gartenschlauch, dann kann man besser mit dem Sand spielen“, schlug sie vor und stand auch gleich auf, um den besagten Schlauch zu holen. Kuina stand ebenfalls auf und brachte ihren Teddy in Sicherheit, damit er nicht nass wurde. „Gut, dass die Jungs nicht da sind. Die bewerfen einen nur damit“, meinte Avril noch, als sie wiederkam und den Schlauch in den Sandkasten legte. Wieder rannte sie weg, um das Wasser aufzudrehen. Langsam sickerte das Wasser aus dem Schlauch in den Sand und Kuina trat interessiert näher um zu sehen, wie der Sand dunkler wurde. Nach einer gefühlten Ewigkeit kam dann auch kein Wasser mehr aus dem Schlauch und der Sand war ganz matschig und formbar. „Und jetzt?“, bohrte Kuina mit dem Finger ein Loch in den nassen Sand, als sie Avrils Gegenwart wieder wahrnahm. „Jetzt können wir besser Sandburgen bauen“, lächelte diese und setzte sich mitten den Matsch. Mit Elan fing sie an, den Sand zu häufen und erklärte Kuina, dass er nass besser kleben würde. Nickend setzte Kuina sich dazu und half, den Sand zu stapeln. „Meine Mama heißt übrigens Hancock und mein Papa ist Ruffy“, erzählte Avril ihr dann nach einer Weile. „Ace und Aiden sind Zwillinge; das heißt, sie sehen genau gleich aus und Alex heißt eigentlich Alexander und ist älter als ich, aber jünger als Aiden und Ace“, erklärte sie weiter und musste bei der Reihenfolge ihrer Geschwister ein wenig überlegen. Interessiert blickte sie zu Kuina ob einer der Namen ihr etwas sagen würden, doch diese nickte die Informationen nur ab. Avril wurde einfach das Gefühl nicht los, dass sie sich schon kannten. „Wir haben zu viel Wasser hier drinnen“, meinte sie dann, als ihre Burg immer und immer wieder zu zerfließen schien. „Meine Mama heißt Nami und mein Papa heißt Zorro. Der verläuft sich immer“, grinste Kuina stattdessen und nickte wegen dem Sand. „Nami kenne ich“, hellte Avrils Miene sich auf, als Kuina sie erwähnte. „Ist Zorro dann der große Grüne auf den Bildern?“, fragte sie neugierig und freute sich umso mehr, als Kuina wieder nickte. „Papa sagt, er ist beste Freunde mit Zorro“, erklärte sie ihr stolz. „Wirklich?“, schaute nun Kuina verdutzt und konnte sich ihren Papa nur schwer mit besten Freunden vorstellen. Dafür war er zu ernst und irgendwie auch zu erwachsen. „Aber warum verläuft sich dein Papa immer?“, hakte Avril dann weiter nach. Sie kannte Zorro ja nur von Bildern. „Weiß er nicht wo er zuhause ist?“, riet sie vorsichtig. „Doch“, kicherte Kuina, immerhin hatten sie es nach Hause geschafft, nachdem ihre Mama sie gerufen hatte. „Aber er hat einen schlechten Orientierungssinn“, betonte sie das letzte Wort ausführlich, um es nicht falsch auszusprechen. Die Kinder kicherten und einigten sich darauf, ein wenig von dem Wasser aus dem Sandkasten zu schöpfen, damit sie weiterbauen konnten. Während Kuina schon völlig vergessen hatte, dass sie nach ihrer Mama gesucht hatte, war diese wohlig seufzend in ihrer Wanne versunken. Das große Haus der Solis hatte den Vorteil, dass sie auch mehrere Bäder zur Verfügung hatten. Ein kleineres mit eigener Dusche für die Kinder und ein großes, das direkt an ihr Schlafzimmer angrenzte. Zwei Waschbecken, ein riesiger Spiegel, der über die ganze Länge der Wand reichte. Das Highlight an dem ganzen Bad war allerdings die große Wanne, die etwas erhöht auf einem Podest stand. So sehr Nami auch den Job ihres Ehemannes hasste, so zufrieden war sie mit den Möglichkeiten, die ihr seine Bezahlung bot. Einer der Gründe, warum sie ihn überhaupt geheiratet hatte. Sie selbst kam aus eher ärmlichen Verhältnissen und hatte ihre Liebe für Karten und Geografie für einen lukrativen Job als Model an den Nagel gehängt. Damals war es die beste Möglichkeit gewesen, aus ihrer Stadt und weit, weit weg von ihrer Familie zu kommen. Kaum das sie einige erfolgreiche Modeschauen gelaufen war und auch einige Werbedeals an Land zog, wurde sie von reichen Männern geradezu umschwärmt. Seufzend erinnerte sie sich daran, wie sie Zorro das erste Mal kennengelernt hatte. Bei einem Event, bei dem es um irgendwelche neu entdeckten Schwerter ging. Nami hatte sich damals schon nicht dafür interessiert und nach all der Zeit wusste sie immer weniger, was sie dort eigentlich zu suchen hatte. Es floss Kohle für den Job, also war sie anwesend und sah hübsch aus. In ihrem Designerkleid und mit hochgesteckten Haaren führte sie oberflächlichen Smalltalk mit reichen und viel zu alten Männern, die glaubten, eine Chance bei ihr zu haben. Keiner von ihnen ahnte auch nur, wie liebend gerne sie ihnen die Augen ausgekratzt hätte. Fast schon argwöhnisch betrachtete sie die drei Ausstellungsstücke und wusste nach wie vor nicht, warum so ein Tamtam um ein wenig Metall gemacht wurde. Eher zufällig glitt ihr Blick zu einer kleinen Gruppe, die scheinbar gerade erst hinzugekommen war. Zwei Frauen in Begleitung zweier Männer. Die Frauen schienen in ihrem Alter zu sein, fast sogar ein wenig jünger. Allerdings sah Nami sofort, das es sich dabei um tatsächliche Gäste handelte und keine Statisten, wie sie eine war. Die jüngere hatte langes, rosafarbenes Haar und schleppte wie ein Kind einen merkwürdigen Teddybären mit sich herum. Sie konnte gar nicht größer als 1,50 m sein, doch machte sie dies mit ziemlich hohen Plateauschuhen wieder wett. Beinahe hätte Nami schwören können, dass die Frau sogar ein wenig schwebte. Ihr Begleiter schien der berühmte Schwertkampfmeister Mihawk „Falkenauge“ Dulacre zu sein, der erst vor kurzem überall in den Nachrichten gewesen war. Seine Augen waren tatsächlich so stechend, wie sie in den Zeitungsartikeln beschrieben wurden. Seine starre und unfreundliche Miene schien sich nur dann zu erhellen, wenn er mit dem jüngeren Mann der Gruppe scherzte. Man konnte es ihm allerdings nicht gerade vorwerfen. Selbst Nami musste aus der Ferne schmunzeln, als sie beobachtete, wie der grünhaarige junge Mann deutliche Probleme damit hatte, sich in seinem Anzug wohl zu fühlen. Er schien solch formelle Kleidung nicht oft zu tragen, denn sie konnte überhören, wie seine weibliche Begleitung ihn dafür neckte. Kichernd musste sie ihr zustimmen, als sie überhörte, dass er aussah wie ein Straßenpuffbesitzer, so ganz ohne Krawatte und mit aufgeknüpftem Hemd. Vor allem die Goldkette darunter rundete den Puff-Look endgültig ab. Ein wenig neidisch war sie allerdings schon, während sie im Laufe des Abends immer öfter in den Genuss kam, der Gruppe bei ihren Interaktionen zuzusehen. Seine weibliche Begleitung trug den Namen Kuina und sie stritten sich immer wieder spielerisch den ganzen Abend über. Nami war felsenfest überzeugt, dass die beiden ein Paar waren, immerhin hätte man blind sein müssen, um die besondere Beziehung der beiden nicht zu spüren. Einige Mojitos später allerdings hatte sie mit ganz anderen Probleme zu kämpfen. Es brauchte nur das leise Vibrieren ihres Handys, um ihre Welt in Sekunden in Scherben zu verwandeln. Völlig neben sich torkelte sie in eine der Damentoiletten und zu ihrem Glück rutschte sie auch noch auf dem kalten Marmorboden aus. „Verdammte Scheiße“, fluchte sie lallend und zog sich zumindest bis zu der Wand, an die sie sich lehnen konnte. Ihr Knöchel schmerzte und sie betete, dass der Schmerz nur so dröhnend wirkte, da ihr Gehirn gerade lallend Lambada sang. Wenn sie sich jetzt auch noch den Knöchel verstauchte, würde sie vom nächstbesten Dach springen. Noch einmal zog sie ihr Handy aus ihrer Tasche und starrte auf die Mitteilung, die ihr entgegenleuchtete. Ihr Vater hatte herausgefunden, wo sie war und was sie machte. Mit zitternden Fingern öffnete sie den Anhang, der ein Bild von ihrem Appartement-Komplex beinhaltete. „Scheiße, Scheiße, Scheiße“, fluchte sie und warf ihr Handy mit voller Wucht gegen die Tür. Nami schlug die Hände über den Kopf zusammen und versuchte, nachzudenken. Was machte sie nur? Sie konnte auf keinen Fall nach Hause fahren, aber Geld hatte sie nicht genug für ein Taxi und ein Hotel. „Aua?“, ertönte eine Männerstimme, die sie auf ihren Gedanken riss. Sie hatte gar nicht darauf geachtet, dass ihr Handy eigentlich einen Laut hätte von sich geben müssen, als es gegen die Tür flog. Stattdessen klapperte es nun nur gegen den Boden, wo es zersprang, nachdem es an seinem Bauch abgeprallt war. Da mussten ganz schöne Muskeln unter dem weißen Hemd versteckt sein, dass sie das Handy wie Gummi einfach abprallen ließen, dachte sie sich und zwang kurz darauf ihren Kopf nüchtern zu denken. Sie hatte keine Zeit, sich Männer anzusehen. „Raus hier! Das ist die Damentoilette, Sie Ferkel!“, versuchte sie den Fremden anzuherrschen. Zorro schenkte ihr daraufhin nur ein leicht amüsiertes Lächeln, als sie sich mehr wie eine quengelnde Fünfjährige anhörte. „Falsch, das ist die Herrentoilette“, grinste er sie überlegen an und ging unmittelbar vor ihr in die Hocke. „Alles ok?“, fragte er sie und Nami wich seinem direkten Blick aus. Sie war gerade mehr als nur ein erbärmlicher Anblick und konnte man sehen, dass sie rot wurde? „Lass mich in Ruhe“, zischte sie nur und im nächsten Moment schrie sie auf, als er sie am Bein packte. „Was soll das werden?!“, keifte sie wütend und versuchte, ihren kurzen Rock an seinem Platz zu halten. „Der ist verstaucht“, stellte er nüchtern fest und ließ sich von ihrem Gehabe nicht ablenken. Mit geschickten Handgriffen öffnete er das zarte Bändchen ihrer High Heels und tastete ihren Fuß vorsichtig ab. Beschämt hörte sie auf zu zappeln und war überrascht, wie feinfühlig seine Finger über ihre Haut glitten, obwohl sie so grob aussahen. Trotz der vielen kleinen Narben, die sie an seinen Händen entdeckte, schienen seine Finger gepflegt und unheimlich weich. Wie sie sich wohl an anderen Stellen ihres Körpers anfühlen würden? Den Kopf leicht schüttelnd ermahnte sich Nami. Sie musste versuchen nüchtern zu wirken. Wer wusste schon, was er für ein Typ war? „Danke, ich werde einen Arzt drüber schauen lassen“, murmelte sie wegen seiner Diagnose und wollte ihre Fuß schon zurückziehen, als er seinen Griff verfestigte. Ihr Herz machte einen Aussetzer vor Angst ob der schieren Kraft, die dieser Mann in sich zu tragen schien. Doch entgegen der tausend illegalen Szenarien, die ihr durch den Kopf schwirrten, zog er ein dunkelgrünes Tuch aus seiner Jackentasche und fing an, es um ihren Knöchel zu binden. „Sind Sie in Begleitung hier?“, fragte er ruhig und wickelte den Stoff fest, aber nicht schmerzhaft, um ihren Knöchel. Er schien das öfter zu machen. „Ich bringe Sie nach Hause, wenn Sie keine Begleitung haben“, festigte er den Knoten, nachdem Nami leicht den Kopf auf seine Frage geschüttelt hatte. „Nein!“, kam es voller Panik von ihr, als er ihre Wohnung erwähnte. Es war das erste Mal, dass sie Zorro zusammenzucken sah, auch wenn er seine unbekümmerte Haltung schnell zurückgewann. „Überall nur nicht zu mir“, erklärte sie am ganzen Leib zitternd. Sie war ihm bis heute noch dankbar, dass er sie nicht einfach ausgefragt hatte. Stattdessen hatte er sie zu seinem Auto getragen, dann in die Notaufnahme und - so verschwommen ihre Erinnerungen an das Geschehene auch waren - konnte Nami sich nur zu gut daran erinnern, dass er ihre nie wirklich von der Seite gewichen war. Nicht einmal, als der Alkohol in ihrem Blut die Übermacht gewann. „Bist du sicher, dass du mich in deiner Wohnung schlafen lassen willst?“, grinste sie schief, benebelt von dem Alkohol und den Schmerzmitteln, die sie entgegen der Arztanweisung geschluckt hatte. „Deine Freundin sieht das bestimmt nicht gerne“, lallte sie provokativ und selbst sie wusste nicht genau, was sie damit erreichen wollte. „Macht der Sex mit ihr überhaupt Spaß, wenn ihr euch die ganze Zeit nur streitet?“ Doch Zorro antwortete ihr auf keine der Fragen, nicht mal als die Tür zu seiner Wohnung ins Schloss fiel. „Wow“, staunte sie nicht schlecht bei der Designerwohnung, die sich hinter der unscheinbaren Tür aufgetan hatte. Alles war auf Hochglanz poliert und Nami vergaß für einen Moment, dass sie alles andere tun sollte, aber nicht die Wohnung eines Fremden wie ein Goldfisch anzustarren. Das Rascheln seiner Jacke ließ sie wieder zu ihm blicken. Die Wohnung war geradezu wie aus einem Magazin gestohlen. Nur eines passte nicht ganz hinein und das war er selbst. Nichts an dieser Wohnung schien so, als würde er tatsächlich darin wohnen und Nami verstand erst Tage danach, warum. Zorros Karriere als Schwertkämpfer stand zu diesem Zeitpunkt noch relativ am Anfang. Er hatte die ersten großen Turniere gewonnen und reiste viel umher. Er lebte aus seinem Koffer und war nur selten überhaupt in einer seiner Wohnungen. Alles Dinge, die sie erst mit der Zeit über ihn erfuhr. An diesem Abend hatte sie ihn soweit gereizt, dass er sich mit einem mehr als leidenschaftlichen Kuss bedankt hatte. Seine Küsse schmeckten noch heute nach Whiskey und das taten sie damals umso mehr. Sie waren über seine Koffer in das Bett gestolpert, doch noch bevor sie sah, wie er sein Shirt loswurde, hatten sie der Mix aus Tabletten und Alkohol ausgeknockt. Sie grinste bei dem Gedanken, wie er reagiert haben musste. Am nächsten Morgen war sie zu einem Notizzettel und den Hausschlüsseln aufgewacht. Zorro hatte keine Ahnung gehabt, warum sie nicht heim wollte, jedoch hatte er ihr einfach seine Wohnung überlassen - solange sie wollte. Ziemlich naiv von ihm, wie sie fand. Doch durch seine Hilfe konnte sie ihrem Vater noch einige Monate weiter aus dem Weg gehen, bevor dieser auch vor dieser Wohnung auftauchte. „Verschwinde!“, schrie sie durch die geschlossene Tür und musste sich allerhand Namen anhören, bei denen ihr Vater sie nannte. Zorro war zu dem Zeitpunkt immer Mal wieder zurückgekommen und hatte ihr auch klar gemacht, dass Kuina nicht seine Freundin war. Aber ihre eigene Beziehung mit ihm war auch weit weg von dem eines Paares. Sie gingen auf Partys und vögelten miteinander, wenn nichts Besseres da war. Doch nicht ein einziges Mal fühlte es sich an, als wären Gefühle im Spiel. Umso mehr war sie davon ausgegangen, dass er sie nach dem Fiasko mit ihrem Vater rauswerfen würde. Doch es kam sogar noch schlimmer. Viel zu deutlich erinnerte sie sich, wie ihr Herz stehen geblieben war, als die Tür nachgab. Mit einem Schwung stand plötzlich der Mann vor ihr, vor dem sie all die Jahre geflüchtet war. Sie hatte den größten Schutzengel überhaupt haben müssen, dass Zorro in diesem Moment ebenfalls nach Hause kam und den für ihn Fremden natürlich aufhalten wollte. Vor lauter Panik konnte sie nur beobachten, wie die beiden Männer in ein Gerangel gelangten und ihr Vater eines von Zorros Schwertern zu greifen bekam. Sie schrie so laut, dass es sich anfühlte, als hätte ihre Stimme keinen Ton mehr. Das Blut floss in Strömen über seine Brust und fast nur nebenbei sah sie, wie ihr Vater das Schwert fallen ließ und sich aus dem Staub machte. Damals hatte sie felsenfest damit gerechnet, dass Zorro sterben müsste. Sterben wegen ihr. Doch er wurde gesund und sogar noch erfolgreicher, bis er schließlich Mihawk übertrumpfte. Nami lernte in dieser Zeit seine Freunde kennen. Ruffy, der selbst irgendwie Kampfsportler war, aber ständig irgendwelche verrückten Geschäftsideen hatte. Sanji, der sich als Gentleman ausgab, aber schließlich doch irgendwie jedem Rock dieser Erde hinter rannte und Kuina. Zorro hatte sich jahrelang davor gedrückt, ihr Kuina richtig vorzustellen und die Art, wie er nicht über sie sprach, aber auch verneinte, dass er irgendwelche Gefühle für sie hatte, machten sie skeptisch. Erst als ihn die Nachricht erreichte, sie hätte einen tödlichen Unfall gehabt, öffnete er sich langsam. Niemals hätte Nami gedacht, dass sie jemals mehr für ihn sein konnte, als eine gelegentliche Ablenkung. Doch kurz nachdem auch Ruffy geheiratet hatte, hielt er um ihre Hand an. Für einige Jahre hatte sie sich Hoffnungen gemacht, dass sie doch noch zueinander finden würden. Er wollte plötzlich Kinder und aus der Stadt raus. Sie zogen in dieses Haus und für einen Moment glaubte sie wirklich, das alles wäre echt. Es dauerte seine Zeit, aber sie fand heraus das er immer noch Frauen traf, sich auf seinen Reisen betrank und sie nur mit Geschenken überhäufte, damit die Fassade aufrecht hielt. Für die Medien war es natürlich ein gefundenes Fressen. Ein Ex-Model und ein Sportler in einer vermeintlich perfekten Vorortwelt. Ihre allerletzte Hoffnung waren die Kinder gewesen. Er war geblieben, monatelang, als sie das erste mal schwanger war. Ihre eigene kleine Familie. Wildes rosa Haar und die gleichen Augen wie ihr Papa. Nami war so verliebt gewesen, dass sie Zorros Wunsch nachkam, sie nach seiner toten Freundin zu nennen. Es dauerte kein halbes Jahr, bis sie wieder anfingen, Affären außerhalb ihrer Ehe zu haben und immer öfter fingen sie auch an, sich deshalb zu streiten. Kinder zu bekommen wirkte plötzlich wie ein Fluch, der nur dazu führte, dass sie sich gegenseitig dafür die Schuld gaben. Kuina himmelte ihren Papa an, machte ihm alles nach, was sie mit ihren ersten Jahren konnte und Nami spürte die Wut, die jedes Mal, das sie allein mit dem Kind war, in ihr aufkam. Es war hart, ein Kind zu lieben, das sie mit jeder Faser an Zorro erinnerte. Nami sank tiefer in die Wanne, als sie an den Tag dachte, der alles zum Überlaufen gebracht hatte. Kuina war drei Jahre alt gewesen und sie erinnerte sich noch gut, wie wütend sie die kleinen Augen angesehen hatten, nachdem sie sich wieder mit Zorro gestritten hatte. Wie im Affekt hatte sie beide vor die Tür gesetzt. Monatelang war Funkstille bis sie herausfand, dass sie mit Grace schwanger war. Trotzdem dauerte es fast noch über zwei Jahre, bis sie sich zusammenrafften. Zorro hatte seine Karriere an den Nagel gehängt, um auf Kuina aufzupassen. Doch bekam er sein Leben nicht wirklich in den Griff. Sie blieben getrennt bis Nami davon hörte, dass er durch seinen Alkoholgenuss im Knast gelandet war. Natürlich hatte sie versucht, Kuina sofort wieder zu sich zu holen, doch waren sie alle nach langem Hin und Her erst seit ein paar Wochen wieder zusammen. Seufzend dachte die an die Zeit und was wohl noch in den nächsten Wochen auf sie zu kommen würde. Zu ihrer Überraschung war das Badewasser deutlich abgekühlt, als sie sich schließlich dazu entschloss, den Tag einzuläuten. Von Grace war sie gewöhnt, dass diese bis in den tiefsten Vormittag schlafen konnte, aber von Kuina wusste sie das noch nicht. Vorsichtig tippelte sie also in ein Handtuch gewickelt zurück ins Schlafzimmer und betrachtete ihren Wieder-Ehemann ein wenig argwöhnisch, während dieser noch tief und fest schlief. Ein wenig zurechtgemacht machte sie sich auf in die Küche, um den Kindern Frühstück zu machen. Da sie in all den Jahren nie wirklich Zeit hatte, kochen zu lernen, gab es Müsli mit Milch und O-Saft. „Kuina, Frühstück ist fertig!“, öffnete sie fröhlich lächelnd die Tür zu dem Zimmer der Mädchen und war überrascht, keine der beiden vorzufinden. Grace'Kindergitter war aufgemacht und so ging sie davon aus, dass die beiden vielleicht schon vor dem Fernseher saßen. „Grace, wo ist Kuina?“, fragte sie noch ein wenig mehr verwundert, als sie nur Grace beim Schauen von Chopperman erwischte. Schulterzuckend ließ diese sich nicht davon abbringen, zu verfolgen, wie Chopperman ein weiteres Mal den Tag rettete. Seufzend sah sich Nami weiter um und griff schlussendlich zum Telefon. Vielleicht hatte sie sich an die Scavo-Kinder erinnert und war rüber gelaufen. „Hey, habt ihr zufällig meine Tochter gesehen?“, fragte sie ein wenig überfordert als sie nach einigen Kindern endlich Hancock in der Leitung hatte. „Wieso sind Jungs blöd?“, fragte Kuina interessiert und wischte sich mit ihrer Hand über die Stirn. Avril hatte einige interessante Dinge über ihre Brüder zu erzählen. Unter anderem, dass sie blöd waren und Aids hatten. Erst das „Oh,oh“ aus Avrils Mund ließ sie sich umdrehen, wo sie ein wenig ängstlich ihre Mama erblickte. „Du hast ja immer noch deine Schlafsachen an!“, rief Nami schon aus weiter Entfernung und Kuina blickte sich schnell nach einem Ort um, an dem sie sich verkriechen konnte. Sie erinnerte sich zu gut daran, wie ihre Mama ihr allerhand Kleidchen gekauft hatte und sehr genau darauf achtete, dass diese auch sauber blieben. „Kuina, verdammt“, hörte sich Nami ein wenig wehleidig an, als sie ihre Tochter aus dem Matschkasten heraushob. „Ich habe dir heute Morgen doch extra das hübsche, rosa Sommerkleid rausgelegt“, seufzte sie angestrengt. „Süße? Warum spielst du im Dreck?“, versuchte sie, ruhig zu bleiben, als sie bemerkte, wie Kuina schon von oben bis unten voll damit war. Konnte nicht einen Morgen lang, alles so laufen wie sie es wollte? „Aber der Matsch fühlt sich toll an“, hielt Avril ihr eine Handvoll davon hin. Scheinbar wollte sie nicht, dass Kuina Ärger bekam. „Das ist kein Dreck, das ist Sand“, antwortete ihr auch Kuina ein wenig verängstigt, was Nami sofort einen Gang zurückschalten ließ. Alle Drei blickten für einen Moment rauf zu Hancock, die ebenfalls in den Garten gekommen war. „Hey Nami“, begrüßte sie ihre Nachbarin freundlich und sah dann etwas strenger zu Avril. „Ich denke nicht, dass der Matsch das Problem ist, Avril“, sah sie zu ihrer Tochter und deutete ihr an, dass sie ebenfalls aus dem Sandkasten kommen sollte. „Es ist noch vor dem Frühstück, junge Dame. Außerdem dürft ihr nicht an den Gartenschlauch“, wies sie ihre Tochter ebenfalls zurecht, bevor sie sich Nami widmete. „Hey, Hanni“, lächelte Nami etwas erschlagen und versuchte, Kuina ein wenig abzuklopfen. „Dann eben Sand, ist doch fast das gleiche. Kuina, du kannst nicht so einfach weggehen, ohne mir oder deinem Papa Bescheid zu sagen“, meinte sie ernst und hatte für einen Moment gedacht, die Kleine wäre weggelaufen. „Komm wieder mit ins Haus, dann frühstückst du erst einmal und wir ziehen dir was anderes an. Danach kannst du von mir aus wieder mit deiner Freundin spielen“, zwang sie sich ein Lächeln auf. „Das ist doch in Ordnung für dich, oder?“, sah Nami fragend zu Hancock, die ebenfalls nickte. „Deine Mama macht sich nur Sorgen um dich, Süße“, lächelte diese Kuina an und klopfte Avril ebenfalls erstmal ab. „Und dich duschen wir erst einmal“,nahm Hancock Avril an die Hand und schleppte diese ins Haus. Kuina sah den beiden noch hinterher und nickte dann auf den Vorschlag von ihrer Mama. „Ich hab dich gesucht und dann hab ich Avril gefunden“, versuchte Kuina sich zu erklären. „Also hast du dich verlaufen?“, seufzte Nami bei der Erkenntnis geschlagen und stand ebenfalls auf, um ihre Tochter an der Hand zu nehmen. „Was ist verlaufen?“, sah Kuina sie fragend an und ein wenig musste Nami schmunzeln. War ja klar, dass Zorro ihr genau das nie erklärt hatte. „Wenn du irgendwo hinwillst und dann plötzlich ganz wo anders bist. Das heißt dann,dass du dich verlaufen hast“, erklärte sie ihr und sah, wie Kuina ein wenig überlegend nickte. „Dann verlaufe ich mich oft“, kam sie zu dem Schluss, der Nami ein wenig lachen ließ und auch Kuina zum grinsen brachte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)