Zwischenwelten von RedViolett ================================================================================ Prolog: --------   Das Klackern von Metall riss die junge Frau aus ihrem Schlaf. Riss sie aus jener einen Ohnmacht, die schon lange über ihr zu wachen schien und benommen richtete sie sich auf. Erwachte in nichts als Schwärze, erwachte in nichts als Dunkelheit und das Erste was sie spürte, war eine sengende Hitze auf ihrer Haut, welche sich mit nichts als so unstillbarem Durst vermischte. Die Luft war trocken staubig und selbst das Atmen fiel ihr schwer. Ihre Kehle brannte, schrie jene eine Trockenheit hervor, die nichts als kühles, kaltes Wasser verlangte und dennoch war sie sich gewiss, nichts von all dem zu erhalten. Denn als Gefangene hatte man wohl wenig Aussicht auf diesen einen Luxus, den sie sich mehr denn je am allermeisten wünschte und wieder folgte ein benommener Blick der Dunkelheit.   Ihre Hände lagen in Ketten, blutverschmiert eine blasse Haut und mit seinem Anblick kam der ganze Schmerz, welcher sich Dank ihres langen Schlafes mehr denn je zurückgehalten hatte. Mit ihm die Erinnerung, mit ihm das Erleben, was an diesem Morgen eigentlich geschehen war und trotz der sengenden Hitze, welche sich in ihr stählernes Gefängnis schälte, das nur wenig Sicht auf ihr Umfeld ließ, begann die Frau zu frösteln. Es war ein strahlender Morgen gewesen. So wie immer eigentlich in der westlichen Hauptstadt, die nichts von jenem Chaos erwarten ließ, das sobald noch folgen sollte. Weder noch das Blau des Himmels, welches satter denn je an diesem Tage seine Schönheit präsentierte und friedlich seine Stunden zählte. Weder noch die Wärme der Sonne, weder noch die belebten Straßen, die sich mehr denn je mit Menschenmassen füllten und dennoch war dies nur die Ruhe vor dem Sturm gewesen. Die Ruhe vor dem Vergänglichen; gar der eigentliche Anfang vom Ende, denn an diesem Tage begann die Menschheit auszusterben. An diesem Tage begann der Himmel rote Asche zu regnen. Denn der Himmel begann zu weinen. Stück... für Stück und mit ihm ein kleines bisschen an Vergänglichkeit.   Wieder ging ein Rucken durch die metallerne Kabine und abermals stieß sich die junge Frau den Kopf. Benommen rieb sie sich die Stirn, prüfte ob sie sich nicht doch verletzt hatte, doch plötzlich ließ sie eine rauchige Stimme auffahren und verwirrt sah sie nach draußen. Jedenfalls das was sie anhand des kleinen Sichtfensters erkennen konnte, doch sah sie nichts weiter, als den hellen Sand einer staubig trockenen Wüste. „Pass doch auf du hirnverbrannter Trottel!“, raunte es von draußen dumpf durch ihr stählernes Gefängnis und erschrocken versuchte sie die Stimme einzuordnen, die ihr als so völlig fremd erschien. Doch war es ein vergebenes Mühen und ein Hoffen so wieder Willen. „Halb tot nützt uns diese Bagage nichts und sind ihre müden Maks nicht wert. Also reiß dich mal ein bisschen zusammen, kapiert? Wir sind bald da!“, war alles was man sie an Informationen wissen ließ und müde legten sich ihre Hände an die Gitterstäbe. Die Kühle auf ihrer Haut tat ungemein gut und wieder wagte sie einen weiteren Blick. Wagte ihr Umfeld zu erhaschen und in der Ferne einen roten Himmel zu erkennen. Blutrot möge man fast sagen, doch war er nichts was an etwas Vertrautes hoffen ließ. Nichts was ihrer alten Heimat entsprach, gar einem blauen Himmel mit so vielen weißen Wolken verhangen und wieder war die Erinnerung da. Die Erinnerung an brennendes Fleisch. An lodernde Flammen, an Schmerzensschreie, welche durch nichts als dichte Nebelschwaden drangen und daran wie sie nur noch um ihr Leben rannte. Und dann wurde alles schwarz.   „Da wirst du nicht viel erkennen können, außer den Sand der Wüste. Irgendwann gewöhnt man sich an diesen Anblick, auch wenn man es selbst kaum glauben mag...“ , drang eine weitere Stimme aus der Dunkelheit und abermals zuckte sie zusammen. Denn eigentlich nahm sie an, sich alleine in diesem stählernen Käfig zu befinden, der ruckelnd seine unbestimmten Wege fortsetzte und abermals bewegte sich der Schatten in der Schwärze. „Keiner von Ihnen hat ein Wort gesprochen. Keiner von Ihnen verlauten lassen wohin die Reise geht, aber ich denke, das ist denen auch egal. Wir dienen nur dem Mittel zum Zweck. Solange wird Geld einbringen sind wir etwas wert.“, kam es drückend aus der Stille und endlich schien sich der Vorhang zu lichten und die Frau zu erkennen, wer da vor ihr saß.   Ihr Ebenbild trug schwarzes Haar, welches in zerzausten wirren Strähnen ein blasses Gesicht umspielte. Ebenso wie bei ihr war die Kleidung der Fremden starr vor Dreck und eingerissen am dunkelblauen Saum ihrer Tunika. Ihre Hose lag in Fetzen und zeigte reichlich frisches Blut. Zeigte gar geprellte Haut und wieder stieß ein Zittern durch ihren Körper. Doch das war noch nicht alles, was sie lähmte und ihr vermehrt die Tränen in die Augen trieb. Tränen der Freunde, welche die stumme Einsamkeit mehr denn je vertrieben und nichts als so endlose Sehnsucht brachte.   „Du bist... ein Mensch, nicht wahr?“, fragte sie ungläubig in die Stille hinein und fast war ihr, als würde ein trauriges Lachen über blutverschmierte Lippen wandern. „Was soll ich sonst sein? Ich hoffe du hast nicht einen von Ihnen erwartet?!? Ich denke von denen hatten wir die Tage genug...“, drang es fast schon zynisch an ihr Ohr und müde wischte sich die schwarzhaarige Fremde den nassen Schweiß von der Stirn. Auch sie hatte man in Ketten gelegt. Auch sie schien mehr denn je diesen ganzen Wahnsinn nur knapp überlebt zu haben und wieder folgte ein prüfender Blick der Einsamkeit.   „Wer sind die?“, fragte die junge Frau wieder und ließ sich dann langsam auf den Boden des Käfigs sinken. Wieder ging ein Rucken durch die Kabine, wieder ein Rufen aus der Ferne, doch schien dies alles in Vergessenheit zu geraten. Vielleicht konnte sie so erfahren... wo sie war? Was eigentlich genau passiert war, denn immer noch war ihr Gedächtnis lückenlos und so durchlöchert wie ein Sieb. Denn der quälende Durst machte es ebenfalls nicht gerade besser sich zu konzentrieren. Sich gar an etwas zu erinnern, doch wieder sah die Fremde sie nur prüfend an. Ließ abermals ihre dunklen Augen über ihre Gegenüber wandern und schüttelte dann plötzlich lachend den Kopf. „Ist das denn wichtig für dich? Es ist doch egal wer sie sind, viel eher solltest du dich fragen, was sie mit uns vorhaben....“, drang die passende Antwort an ihr Ohr und wieder ließ es nichts als einen so kalten Schauer zurück. „Aber... wo bleiben meine Manieren, ich sollte mich vorstellen. Dieser dunkle Ort hat mich wohl wahrlich jeglichen Anstand vergessen lassen. Diesen sollten wir uns wahren, wenn diese Barbaren es schon selbst nicht können.“, ließ die fremde Frau verlauten und streckte dann ihrer Gegenüber eine Hand entgegen. „Ich bin Chi-Chi, auch einfach nur Chi, wenn du es gerne abkürzen möchtest. Und mit wem habe ich die Ehre?“, sprach sie aufmunternd, trotz der ganzen Umstände, all dem Blut und ganzen Chaos und verwirrt sahen blaue Augen auf jene eine Geste, die in fernen Tagen wohl mehr denn je in Vergessenheit geraten würden. Denn die Menschlichkeit schien auszusterben. Gar die Menschheit komplett an sich und zögernd nahm man eine ausgestreckte Hand entgegen. Erwiderte den Gruß, welcher mehr Bedeutung in sich trug, als angenommen. Gar wissend, dass in den wohl dunkelsten Stunden unserer Vergangenheit, immer noch ein Funken Licht leuchtete. Selbst wenn er schon längst erloschen war.   „Mein Name ist Bulma Briefs.“  Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)