Manchmal ist fallen besser als aufstehen. von Paddy25 (Ich erinnere mich...) ================================================================================ Kapitel 1: Ich erinnere mich... ------------------------------- Als wäre es erst gestern geschehen. Er kam mit dem breitesten Lächeln durch die Türschwelle geschwungen und breitete seine langen Arme weit aus. Wie immer trug er diesen Wollkragenpulli mit den orangen Streifen und eine, ihm viel zu weite Jogginghose, die beinahe herunterrutschte. Seine blonden Haare standen strubbelig zur Seite, während seine blauen Augen völlig vor Aufregung glitzerten. Ich weiß noch, dass es sehr früh am Morgen war und ich durch den Lärm aufstehen musste. Meine Wohnung war nie besonders groß, deshalb erreichte ich auch schon nach einigen Schritten die Wohnungstür, in der mein bester Freund stand. Dieser trug eine Tüte mit Brötchen und schlenderte, wie selbstverständlich, in die Wohnung hinein. Er zwinkerte mir, wie in üblicher Weise, zu und ließ sich auf einen der Küchenstühle nieder. Ich ging ihm nach. Es war, glaube ich, 6 Uhr in der Frühe und ich hatte am Vortag Überstunden geschoben, weshalb ich mich eigentlich auf das Ausschlafen gefreut hatte. Und ich weiß noch, ich weiß es noch ganz genau, dass er diesen Blick trug. Ich hatte diesen Blick noch nie an ihm gesehen, noch nie! Wir waren mittlerweile schon über 15 Jahre befreundet, waren durch dick und dünn gegangen, aber dieser Blick und diese Leere in ihnen…Ehrlich, ich kann auch heute noch nicht sagen, was dies zu bedeuten hatte. Dann sagte er etwas, was ich von ihm nie zu hören bekommen oder erwartet habe. „Sasuke, lass uns zusammenziehen!“ Und ich weiß noch, dass mein Herz begann, hart in meiner Brust zu schlagen. Ich weiß bis heute nicht, ob es vor Aufregung oder etwas Ähnlichem war, aber ich bin mir sicher, dass ich mich gefreut hatte. Ich glaube, dass ich im diesen Moment das erste Mal in meinen Leben stotterte und dass ich gar nicht so genau wusste, was ich darauf antworten sollte. Jedoch, so muss ich sagen, kann ich mich nicht mehr daran erinnern. Es ist zwar der Moment im Leben gewesen, den ich gern bei mir behalten wollte, weil dieser Teil einfach das Schönste war, das mir je passiert ist. Von all den schlechten Momenten, die darauf folgten, ich denke, dass es genau dieser Anfang war, der mir bis heute mehr als nur Leid tut. Naja, ich denke, ich hatte ihm dabei zugestimmt, sonst wäre ich ja jetzt nicht hier. Der blonde Chaot war einfach aufgestanden, ließ die Tüte Brötchen auf den Küchentisch liegen und verschwand. Als er nach einigen Tagen wieder kam, scheuchte er mich durch die Wohnung, damit ich mein Zeug packte. Er war schon immer ein Mensch gewesen, der alles spontan tat. Ich glaube, dass ich ihm einfach nicht gerecht wurde und ehrlich gesagt, war ich nicht dieser Typ Mensch, der auf so etwas einging, aber bei ihm machte ich immer eine Ausnahme. War es vielleicht Mitleid, nachdem ich vor einigen Monaten erfahren habe, dass seine Eltern, die mir im Übrigen sehr nahe standen, bei einem Autounfall ums Leben kamen? Oder weil ich wusste, dass seine feste Freundin mit ihm Schluss machte, weil sie mit diesen Druck nicht mehr zu recht kam? Oder weil sein Onkel, den er über alles liebte, einfach verschwunden war – ohne etwas zu hinterlassen? Es gab so viele Gründe, die mir jedoch erst jetzt so klar waren, als wären sie vor meinem inneren Auge. Damals, glaube ich, habe ich es einfach gemacht, weil er mein bester Freund war. Da gab es keine Gründe, so einfach war es. Ich weiß noch, als er mit diesen vielen Kartons ankam und mir beim Packen half, als wäre es selbstverständlich. Dabei wusste ich nicht einmal, wo wir hinzogen! Ich glaube auch nicht, dass ich danach gefragt habe. Aber ich werde diesen einen Moment nicht vergessen, als er mir meine Augen verband und ich stundenlang im Flur sitzen musste, weil er alles vorbereitete. Ich durfte nicht einmal irgendwohin, weil er meinte, dass ich spicken kommen könnte. Aber wer mich kennt, weiß doch, dass ich das nie tun würde. Es war bereits Herbst als Naruto endlich fertig wurde. Es hat Monate gedauert bis er mit der Renovierung des Badezimmers zufrieden war. Wir lebten schon eine Weile in dieser Wohnung. Ich weiß nicht genau, ob es jetzt schon 6 Monate waren oder, ob es vielleicht nicht schon ein Jahr war. Für mich lief die Zeit schnell, wie jeder einzelne Sonnenstrahl auf dieser Erde. Oh, ich erinnere mich noch an diesen einen Tag. Ich weiß noch, dass ich am vorherigen Tag bei meiner Verlobten in Restaurant war. Nach Mitternacht, als ich bereits tief geschlafen habe, schlich sich Naruto ins Zimmer. Ich glaube, es war fast schon morgens. Eine Uhrzeit, die er niemals freiwillig nur anschauen wollte. Er nahm sich leise ein Stuhl und setzte sich, wie man das im Krankenhaus macht, vor mir ans Bett. Er strich sanft meine Hand und weckte mich, indem er meinen Namen leise flüsterte. „Sasuke! Hey Sasuke!“ Ich öffnete verdattert meine Augen und ich weiß noch, dass ich überrascht war. Um ehrlich zu sein, bin ich im nächsten Augenblick auch nicht zurück geschreckt oder so, ich bin einfach still liegen geblieben und habe mir seine strahlend blaue Augen angesehen. Ich denke, er hat es als Bestätigung gesehen zu sprechen. „Glaubst du an Reinkarnation? Ich habe gerade im Internet darüber gelesen und ich weiß nicht…also was ich davon halten soll, haha. Ich hätte gerne deine Meinung dazu? Also..was du darüber denkst?“ Im ersten Moment dachte ich über das Gesagte nach, da ich zum einen noch total im Halbschlaf war und zum anderen verunsichert, denn bedeutete es dann nicht, dass Naruto die ganze Nacht nicht geschlafen hatte? „Ehrlich, Naruto, ich habe darüber noch nie nachgedacht. Vermutlich nicht. Ist es nicht schlimm zu denken, dass man noch einmal all den Stress, die Liebe, der Streit, den Hass und vielleicht die gleichen Probleme miterleben müsste? Und auch dass man die Personen wieder trifft, die einen wichtig waren, aber sie wie Fremde erscheinen? Ich finde das ganz gruselig.“ Früher habe ich nie darüber nachgedacht, was ich sagte oder dachte. Ich wünsche mir, ich könne die Zeit zurückdrehen und all die Antworten zurücknehmen, die ich ihm jemals gegeben habe. Noch nie habe ich so etwas bereut. Und die Frage, die er mir damals danach stellte…ich hätte sie nicht beantworten sollen. Ich hätte ihn in die Arme schließen und mich mit ihm ins Bett liegen sollen. Aber nichts davon habe ich damals getan. Ich war ein Dummkopf und einfach naiv. „Fürchtest du den Tod, Sasuke?“ „Hm.“ Ich gähnte einmal laut. „Ja natürlich fürchte ich mich. Jeder tut das, Naruto. Den Tod muss man fürchten. Gerade, weil ich nicht an Reinkarnation glaube, bedeutet das für mich, dass ich nur einmal lebe. Sagt man nicht, dass man sein Leben genießen und beschützen soll? Mein Leben ist kostbar.“ Naruto sah mich an, stand auf und ging einfach. Damals habe ich keinen Gedanken darüber verschwendet, zumal er am Frühstückstisch wieder der Alte war. Und nach einigen Monaten, nachdem ich verheiratet war, ich weiß nicht wie es passiert ist, aber mit einmal lag er dort auf den Boden. Dort, wo wir abends noch zusammen Karten gespielt hatten oder wie Pinguine durchgeschliddert waren. Mein Körper spannte sich unangenehm an und mein Herz stoppte – wie die Zeit, in der ich mich gerade befand. Es war das schlimmste, was mir hätte passieren können. Ich konnte mich nicht bewegen und meine Stimme ließ sich nicht steuern, denn ich bekam keinen einzigen Ton raus. Es war ein stummer Schrei. Das Letzte, an das ich mich erinnerte, war, wie Naruto dort im Krankenhausbett lag – still, sanft und schlafend. Das einzig Laute waren die verschiedenen Geräte und meine Gedanken waren leer…so leer. Ich wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen, aber das würde nie möglich sein. Mittlerweile sind schon Wochen vergangen gewesen und jetzt wusste ich, was Naruto durchmachte. Ich war nie für ihn da. Er wird sterben…sterben…sterben…Tod…Reincarnation? All die Gespräche, die wir miteinander geführt hatten, machte mit einmal Sinn! Ich schäme mich so sehr… Der Doktor gab ihm noch 2 Tage, dann würde er die Geräte abstellen – es war Narutos Wunsch. War es das wirklich? Ich suchte überall nach einem Spender, aber es war keiner gefunden…es war aussichtslos. „Wo bin ich?“ Seine Augen öffneten sich langsam gegen das Licht an der Decke. Er fühlte sich komplett taub und unausgeschlafen. „Naruto! Du bist endlich wach!“ Sie weinte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)