Niños de la noche von _Qhuinn_ ================================================================================ Kapitel 10: 10. Kapitel ----------------------- # flashback # Raphael kauerte in einem prunkvollen Raum des Obergeschosses, welches einst in sanfte, himmelblaue Farbe getaucht worden war. Von seinem ursprünglichen Anstrich aber war dem Zimmer nicht viel geblieben. Rot in verschiedensten Schattierungen zierte die vier Wände nun. Tief dunkles Rot, in den Ecken, an denen es die Tapete ganz flächenweise bedeckte. Scheinbar warlos verteilt, an anderen Stellen, die Meterhoch bespritzt waren. Leuchtend rot, immer heller werden, dort, wo Kinderhände ihre Abdrücke hinterlassen hatten. Kinder, dessen Leichen nun den Großteil des Fußbodens ausfüllten. Achtlos verstreut, zum Teil übereinander, zum Teil als einzelnde von ihrem Körper getrennte Gliedmaße. „Raphael?“ In Mitten des Raums stand ein großer, schlanker Mann mit schwarzem Haar. Sein Gesicht spiegelte den Schock wieder, den er angesichts dieses Massackers verspürte. Seine Stimme klang sanft, mitfühlend und doch vollkommen entsetzt. Raphael hockte noch immer dort, wo das Hexenwesen ihn Kraft seiner Magie hingeschleudert hatte, mit dem Rücken an der Wand herab gerutscht, die Arme um seine Knie geschlungen. Er zitterte am ganzen Körper und trotz der irrsinnigen Hitze des Sommertages, welche zusammen mit einem Lichtkegel durch ein einziges großes Loch, dass in der Decke klaffte, hinein strömte, hatte eine Kälte von ihm Besitz ergriffen. Kälte, die der Tod mit sich brachte, wenn er einem Wesen sämmtliches Leben entzog. „Wo ist Louis Karnstein?“ Bernsteinfarbene Katzenaugen blickten auf das zusammen gesackte Etwas. Einen Jungen, von gerade einmal knapp 16 Jahren, fast noch ein Kind. Der Latino hatte schwarzes Haar, dass ihm in wirren Locken ins Gesicht hing. Dreck klebte ihm im Gesicht und an den Händen, mit deren Hilfe er sich vor erst wenigen Stunden aus seinem eigenen Grab befreit hatte. Tiefbraune, wunderschöne Augen blickten unter dunklen Wimpern empor und blickten den Hexenmeister unverwandt an. Sein Gesicht, dass unter anderen Umständen mehr als attraktiv gewesen wäre, war blutverschmiert. Der ganze Junge war voller Blut. Zwei nadelspitze Eckzähne leuchteten als einziges aus dem Schatten hervor, in dem er hockte. „Sie sind alle tot.“, flüsterte Raphael. Tränen liefen über seine Wangen, vermischten sich mit dem Blut und liefen in roten Spuren über seine bleichen Wangen. „Sie sind alle tot. Und ich auch.“ # flashback Ende # Simon fuhr aus dem Schlaf hoch und saß augenblicklich kerzengerade im Bett. Er schnappte nach Luft, die er nicht benötigte, und kalter Schweiß lief ihm über die Stirn. Er fuhr sich mit einer Hand über das Gesicht. Einen Augenblick saß er da, starrte in die Dunkelheit seines Zimmers und beruhigte sich langsam wieder. Nur ein Traum, sagte er sich. Nur ein Traum. Doch er hielt die Stille nicht aus, schwang die nackten Füße über die Bettkannte und trat auf den Flur hinaus. Nur mit Boxershorts und einem alten T-Shirt bekleidet ging er die große Freitreppe hinunter und fand sich schließlich in der Küche wieder, wo er sich ein Glas Wasser nahm. Seine Übliche Nahrung hätte er im Augenblick beim besten Willen nicht herunter bekommen. Ein Blick auf die Uhr an der Wand verriet ihm, dass es gerade mal 16Uhr nachmittags war. Im Hotel war alles ruhig. Die Türklinke hinter ihm wurde herunter gedrückt und Simon fuhr zusammen, das Glas rutschte ihm aus der Hand und fiel mit einem Klirren zu Boden, wo es in tausend Stücke zersplitterte. Im nächsten Augenblick hörte er eine vertraute Stimme. „Ganz ruhig, ich bin’s.“ Raphael trat auf ihn zu, ohne den Scherben Beachtung zu schenken, und legte seine Arme um Simon, zog ihn sanft an sich. Keiner von ihnen sagte ein Wort und doch entspannte sich der junge Vampir in der Nähe des älteren allmählich. Er atmete tief durch und ließ seine Stirn an die Schulter des Latinos sinken. „Woher wusstest du, dass ich wach bin . . .“, fragte Simon leise. Raphael hob eine Hand und fuhr mit zwei Fingern die Hauptschlagader an Simons Hals nach. „Ich merke, wenn dir etwas passiert ist.“, erwiderte er. Simon war erleichtert, dass er nicht im Schlaf geschrien hatte oder dergleichen. Trotz der Bilder, die er noch immer glasklar vor Augen hatte, die Erinnerungen aufzeigten, in denen Camille ihm das Leben genommen hatte, er sich mit panischer Angst und brennendem Hunger unter der Erde wiedergefunden hatte, war ihm seine momentane Situation auf einmal peinlich. Er wollte sich von seinem Gegenüber los machen, dieser legte jedoch seine Hände auf Simons Arme und hielt ihn zurück. „Es ist okay.“, sprach er und sah ihn aus dunkelbraunen Augen an. „Wir alle hier kennen das, glaub mir.“ Und damit bezog er sich zweifelsfrei auf die Bewohner des Hotels. „Denn wir haben zu viel Schreckliches gesehen und erlebt. Sonst wären wir nicht, was wir heute sind.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)