Das Medaillon der Götter von federfrau (NaNoWriMo Projekt November 2015) ================================================================================ Kapitel 5: Der König von Aranica -------------------------------- Die Bibliothek des Palastes war einer seiner liebsten Rückzugsorte um zwischen den vielen ihm auferlegten einmal kurz Luft schnappen zu können. Es gab mindestens zwei Geheimgänge aus seinen Privatgemächern hierher, einige andere aus dem Thronsaal und dann natürlich noch den offiziellen Eingang. Der junge Mann lächelte und setzte sich in einen großen Ohrensessel an einen Kamin, in dem ein Feuer brannte und angenehm den Raum wärmte. Es hatte auf jeden Fall Vorteile der König von Aranica zu sein. Denn genau das war er. Zacharias, rechtmäßiger König von Aranica. Sanft ließ er seine Hände über die unzähligen Buchrücken gleiten bis er schließlich fand was er suchte. Vorsichtig zog Zacharias den großen Foliant aus dem Regal, schlug ihn auf und blies den Staub vieler Jahrzehnte von den Seiten herunter. Als er das gesuchte Kapitel aufschlug entdeckte er, dass an manchen Stellen die Buchstaben kaum lesbar waren. Darüber hinaus war dieses Buch, was es zusätzlich verkomplizierte, in einer Sprache verfasst die er selbst nicht beherrschte. Sein Bruder hatte ihn jedoch darum gebeten ihm dieses Buch zu bringen. Zacharias konnte damit absolut nichts anfangen. Um genau zu sein wusste er bis heute früh noch nicht einmal, dass sich ein solches Buch in seinem Besitz befand. Normalerweise schaffte sein Bruder, der immerhin sein oberster Berater in allen Fragen des Reiches war, natürlich auch seine eigenen Informationsquellen zu beziehen doch diesmal war das anders. Warum danach hatte sich Zacharias bisher auch noch nicht erkundigt. Geschweige denn danach wonach sein Bruder dieses Mal forschte. Manchmal, das hatte Zacharias nach seiner Thronbesteigung als erstes auf unschöne Weise gelernt, war es eben besser nicht so genau zu wissen was um einen herum passierte. Was natürlich nicht hieß, dass Zacharias sein Volk und Reich egal war. Geschweige denn, dass er mit sich machen ließ was andere wollten. Im Gegenteil. Schon sehr oft hatte er sich mit dem Kronrat und auch den anderen Beratern angelegt. Da sein Bruder jedoch zu seinen engsten Vertrauten zählte, was nicht selbstverständlich war, und ihm bisher stets loyal und treu diente war Zacharias bereit gewesen ihm zu helfen. Auf die ein oder andere Art half er immer jenen die Hilfe brauchten und vor allen Dingen denen, die ihm treu zur Seite standen. Auch wenn seine Hilfe nicht immer gleich wahrgenommen wurde. Ein zufriedenes Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus, dann ließ er seinen Blick durch die von ihm so geliebte Bibliothek schweifen. Die Bibliothek war sehr groß. Ungefähr zweimal so groß wie der Thronsaal was an und für sich schon ein Kunststück war. Die Größe der Bibliothek kannte Zacharias allerdings nur aus dem Grund, weil er mal vor längerer Zeit die Baupläne des Palastes studiert hatte. Ansonsten wäre ihm das gar nicht aufgefallen, so viele Bücher gab es hier. Auch standen sie nicht nur in den Regalen, nein. Sie türmten sich, im wahrsten Sinne des Wortes, vom Boden bis zur Decke. Ein einheitliches Ordnungssystem gab es nicht. Oder um es genau zu nehmen es gab mehrere verschiedene. Je nachdem in welchem Bereich man sich befand. So waren zum Beispiel Fachbücher und Lexika anders geordnet als Bildbände. Diese wiederum anders als Landkarten und so weiter und so fort. Von wem aus dies ging war allerdings noch nicht einmal Zacharias klar. Vermutlich wusste es auch sonst keiner mehr. Außerdem war die Bibliothek in vier Etagen aufgeteilt, die man über große, aus dunklem Holz geschnitzte, Treppen erreichte. Am Geländer der Treppen waren einige Verzierungen angebracht. Trotzdem wirkte es auf keine Weise protzig. Ebenso wie die großen Regale nicht klobig wirkten. Hier in der Bibliothek zu sein war etwas Besonderes. Egal wie oft man schon hier war. Vielleicht lag es daran, dass stets nur dämmriges Licht hier drin herrschte, da zumeist, warum auch immer, die schweren, langen roten Vorhänge fast ganz zugezogen waren. Nur an und auf den Tischen standen Kerzen um lesen zu können. Oder aber man tat es wie Zacharias und setzte sich in einen Sessel an den Kamin. Die Kamine, es gab zwei auf jedem Stockwerk, waren ein fast ebenso wichtiger Bestandteil der Bibliothek wie die Bücher hier. Denn oft kamen Forscher hierher und blieben hier mehrere Tage oder manchmal sogar Wochen hinter den Büchern versteckt. Da waren die Kamine die zu jeder Tages und Nachtzeit befeuert wurden eine wirkliche Erleichterung, die man zu schätzen lernte. Vor allem im Winter wenn es draußen eiskalt war. Dann zählte dieser Ort hier zu den bestbeheizten Räumen im ganzen Palast. Zumindest wenn man mal von seinen persönlichen Gemächern absah. Sogar der Thronsaal hier im Palast wurde nicht regelmäßig beheizt, obgleich es durchaus einen Kamin gab. Allerdings machte das nicht viel aus, denn wenn man diesen anfeuerte war es meistens entweder heiß oder stickig. Woran das lag war einfach. Das Belüftungssystem im Thronsaal funktionierte nicht wirklich gut, doch wenigstens hier klappte das einwandfrei. Dabei war die Bibliothek um einige Jahrhunderte älter. Zacharias lächelte glücklich. Er konnte einfach nicht anders. Denn wann immer er hier war fühlte er sich ganz normal und nicht wie jemand, dem schon in der Kindheit beigebracht worden war über Menschen zu herrschen. Was er jetzt ja auch schon seit acht Jahren, seit er sechzehn war, tat. Damals war er allerdings noch Mitregent seines Vaters gewesen. Dann zwei Jahre später, kurz nach seinem achtzehnten Geburtstag, starb sein Vater und nun lag es an ihm die Geschicke von Aranica zu lenken. Anscheinend machte er es gut, denn bisher hatte sich noch niemand beschwert. Trotzdem hätte sich Zacharias über ein paar zusätzlich Jahre in Freiheit gefreut. Nach dem Tod seines Vaters war alles sehr schnell gegangen. Eine Woche nach der Beerdigung hatte auch schon die Krönung von Zacharias stattgefunden. Beinahe etwas zu schnell, wie er fand. Doch beschwert hatte er sich nicht. Was er allerdings den Beratern die man ihm zur Seite stellte schnell klar gemacht hatte war, dass er nicht gleich alles abnicken tat. Er war nicht jemand der zu allem ja sagte, denn er wusste um die Verantwortung die nun auf seinen Schultern lag. Ein Volk, und dann noch so ein großes wie Aranica, zu regieren war nichts was leicht war - doch das erwartete er auch gar nicht. Was er jedoch erwartete oder worauf er geradezu bestand war Loyalität. Loyalität dem gegenüber wer er war. Nämlich der König von Aranica. Obwohl er es natürlich auch gerne sah wenn seine Berater oder auch die Menschen um ihn herum ihre eigene Meinung zu den Dingen äußerten die er tat. Wie sollte er sonst wissen ob er in den Augen der Anderen richtig handelte oder nicht? Doch obwohl er immer viel Wert darauf legte die Wünsche der anderen zu berücksichtigen, so konnte er trotzdem auch selbst sehr stur sein. Vor allen Dingen wenn es um Sachen ging, für die er sich persönlich einsetzte. Wenn dann mal was nicht klappte wie er wollte konnte er schnell die Geduld verlier obwohl er eigentlich jemand ruhiges war. Zumeist zog er es vor Streit und anderen ähnlichen Auseinandersetzungen aus dem Weg zu gehen. Jedenfalls so lange das möglich war. Denn wenn es wirklich nötig war sich mit jemandem auseinanderzusetzen dann tat er das auch. Das war schließlich seine Aufgabe. Oder um es ganz genau zu nehmen: Dies empfand er als seine Pflicht und Aufgabe. Besonders leicht war dies nicht. Denn es kam auch oft vor, dass die Wünsche der Menschen sich widersprachen und dann musste er eine Lösung finden. Um diese Pflicht gut zu erfüllen hatte Zacharias einen zusätzlichen Gerichtstag ins Leben gerufen und seine Berater dazu verdonnert zu erscheinen. Es sei denn sie hatten einen Grund nicht zu kommen, der ihm rechtzeitig mitgeteilt werden musste. Es waren allerdings nicht seine Berater die entschieden, dass der Grund gut genug war um nicht zu erscheinen. Sondern er entschied darüber. Natürlich wusste Zacharias, dass seine Berater die Gerichtstage und die Anwesenheit dort als ein notwendiges Übel sahen. Zacharias jedoch empfand es ganz anders. Er liebte es sich unter das einfache Volk zu begeben und es machte ihm wirklich Spaß an diesen Tagen dort zu sein. Wenn es nach ihm gehen würde, würde es die Tage nicht nur zweimal im Monat, am ersten und letzten Tag, geben. Besonders gefiel es ihm weil er es schon immer gemocht hatte Menschen zu helfen und auch weil ihm die Probleme die jene hatten die zu ihm kamen meist klein waren. Zumindest wenn man sie mit denen verglich mit denen er sich herum schlagen musste. Doch daran wollte er nicht denken. Nicht jetzt und vor allen Dingen nicht hier. Dafür war ihm seine freie Zeit definitiv viel zu schade. Zacharias stand auf, ging zu einem kleinen Bücherregal um ein weiteres Buch, welches er nun lesen wollte, herauszusuchen. Gerade als er eines heraus zog wurde die Tür geöffnet und jemand trat ein. Zacharias brauchte er einen Moment um sich zu erinnern wer der Junge war, der dort unten in der Eingangshalle der Bibliothek stand. Es war einer der Laufburschen seines Bruders. Zacharias seufzte und verabschiedete sich im Geiste schon einmal von seiner freien Zeit. Dann klemmte er sich beide Bücher unter den Arm und ging die Treppe hinunter. „Kann ich dir helfen?“, erkundigte Zacharias sich freundlich bei dem Jungen, als er bei ihm angekommen war. „Majestät!“, als der Junge entdeckte wer dort vor ihm stand ließ er sich sofort, alles andere als elegant was Zacharias ein Schmunzeln entlockte, auf die Knie fallen. Zacharias versuchte vergeblich ein Grinsen zu unterdrücken, was der Junge zum Glück nicht mitbekam. Zacharias räusperte sich. „Du kommst von meinem Bruder, richtig? Hat er eine Nachricht für mich?“ „Ja, Herr“ „Und vermutlich lässt sich das auch nicht aufschieben?“ „Ja, Herr“ „Und natürlich ist er zu beschäftigt um selbst zu kommen?“ „Ja, Herr“ „Das war eine rhetorische Frage. Kannst du noch etwas anderes sagen außer ja Herr?“ „Ja, mein König“ „Ist gut. Gib die Nachricht schon her“, Zacharias seufzte. Als Zacharias in die Räume seines Bruders wenig später eintrat fand er sie wie sonst auch vor. Auf dem Boden verstreut lagen Landkarten, verschiedene beschriebene und unbeschriebene Pergamentstapel und die Regale waren vollgestopft mit Büchern und Schriftrollen. Außerdem roch es wie immer nach Tinte und Wachs. Kein unangenehmer Geruch, dennoch einer den Zacharias persönlich nicht immer um sich haben wollen würde. Seinem Bruder schien das jedoch nicht besonders viel auszumachen. Oder aber er nahm den Geruch da er ständig davon umgeben war gar nicht mehr wahr. Was wohl ziemlich nahe im Bereich des Möglichen lag. Überhaupt schien dieser Geruch seinen Bruder immer und überall hin zu verfolgen und nicht nur das: Noch nie in seinem ganzen Leben hatte Zacharias seinen Bruder mal ohne Buch oder Schriftrollen unter dem Arm oder in der Tasche gesehen. Zumindest konnte er sich nicht daran erinnern. Manchmal ließ ihn das sogar darüber nachdenken, ob sein Bruder nicht aus diesem Grund ein besserer König für Aranica wäre. Als Zacharias das einmal, als sie allein waren natürlich, erwähnte hatte sein Bruder ihn ausgelacht. Erst war Zacharias deswegen etwas beleidigt gewesen, doch dann hatte er eingesehen, dass es närrisch war so etwas zu sagen. Oder vielleicht nicht närrisch, doch ihm stand es nicht zu so etwas zu sagen. Das hatte er inzwischen auch selbst beschlossen. Zumal es selbstverständlich auch nichts brachte sich darüber Gedanken zu machen was wäre wenn... Zacharias verzog kurz das Gesicht. Dann sah er zu seinem Bruder der sich, wie üblich an seinem Schreibtisch, irgendwelche Notizen machte. Zacharias schüttelte resigniert den Kopf. War sein Bruder mal mit etwas beschäftigt bekam er nichts mehr um sicher herum mit. Oder jedenfalls so gut wie nichts. Zacharias räusperte sich um sich bemerkbar zu machen. Eine Reaktion seitens seines Bruders blieb jedoch aus. „Da du das Buch anders als erwartet nun doch nicht zu benötigen scheinst kann ich es ja wieder zurück bringen“, meinte Zacharias schließlich halb verärgert, halb amüsiert. „Um der Götter Willen nein! Lege es doch bitte da drüben auf den Stapel, mein König“, kam es sofort zurück. „Könntest du bitte etwas genauer sein, Solras? Hier liegen oder stehen, wie auch immer du es nennen magst, dutzende Stapel. Und ich werde der letzte sein, der daran geht!“ Solras, seines Zeichens oberster Berater und Bruder des Königs von Aranica, verdrehte die Augen. Dann stand er auf und ging zu Zacharias, der ein wenig verärgert zu sein schien. Was der Grund war konnte Solras sich nur zu gut denken. „Sei versichert, dass ich dich nicht eingespannt hätte wenn es nicht anders gegangen wäre“, versprach Solras. „Na immerhin. Würdest du mir dann also bitte erklären wozu diesen Wälzer hier brauchst?“ „Dazu komme ich gleich. Ist es in Ordnung für dich zu stehen? Ich merke gerade die Sitzgelegenheiten sind alle belegt...“ „Macht nichts. Also würdest du jetzt bitte zur Sache kommen?“, bat Zacharias und reichte Solras das Buch. „Danke. Es war gut von dir es zu holen, mein König“, bedankte sich Solras und schlug behutsam die erste Seite auf. „Das wird ein gehöriges Stück Arbeit, sollte aber zu schaffen sein“, murmelte er gedankenverloren vor sich hin. „Solras! Hörst du mir eigentlich zu?“, erkundigte Zacharias sich leicht gereizt. „Natürlich“, Solras lächelte. Dann aber wurde er wieder ernst. „Du willst wissen warum ich dich habe rufen lassen“ „Du hast mich nicht rufen lassen, Solras. Du hast mich gebeten zu kommen. Ich hätte auch einfach in meine Gemächer gehen können und wenn ich so darüber nachdenke wäre das wohl gar nicht so dumm gewesen“, meinte Zacharias und verschränkte die Arme vor der Brust. „Aber das hast du nicht“, Solras schmunzelte kurz. Jedoch nur für einen kleinen Augenblick. „Pass auf Zacharias: Das was ich dir gleich sagen werde, sage ich dir nicht als dein Berater oder dein Bruder. Sondern aus einer rein neutralen Sicht“ Solras räusperte sich. „Dieses Buch hier, welches du mir gebracht hast, darf niemals in die falschen Hände fallen. Niemals. Und an dir ist es als König von Aranica zu entscheiden wer das ist“. Zacharias runzelte die Stirn. „Woher soll ich wissen wer...“, setzte er an, wurde jedoch von seinem Bruder unterbrochen. „Das kann ich dir nicht sagen“, sagte er „allerdings kann ich dir erklären worum es hier geht“. „Dann tu das bitte“, es hörte sich vielleicht an wie eine Bitte, doch es war ein eindeutiger Befehl. Solras nickte und winkte Zacharias näher zu sich heran. Dieser stieg, so vorsichtig wie möglich, einen Weg durch die Pergamente und Bücher. Wäre das Thema nicht so ernst gewesen, hätte es Solras irgendwie amüsant gefunden. „Das hier ist, was du wahrscheinlich nicht weißt, eines der ältesten Bücher die es in der Bibliothek überhaupt gibt“, begann Solras schließlich. Zacharias nickte. „Das habe ich mir schon gedacht. Das sieht nämlich sogar für mich wie ein alter Schmöker aus...“ „Du bist ein Kunstbanause, weißt du das Zacharias? Ist dir denn gar nicht klar was das für eine Arbeit gewesen sein muss, dieses Buch anzulegen? Allein diese filigranen Zeichnungen! Es muss Jahre gedauert haben das anzufertigen und selbst die Randnotizen sind in ordentlicher Schrift verfasst und...“ „Darum geht es jetzt doch gar nicht. Außerdem lese ich Bücher nur dann wenn ich auch die Sprache verstehe in der sie verfasst sind“, schnappte Zacharias zurück. Erst jetzt fiel Solras auf, dass er vom Thema abgekommen war. Er verzog schuldbewusst das Gesicht. „Entschuldige, du weißt aber doch was passiert wenn ich so wunderschöne Bücher um mich habe...“ Zacharias seufzte leise. Oh ja, er kannte diese Seite an seinem Bruder nur zu gut. Es war schon immer so gewesen, dass dieser schon allein beim Anblick eines, aus seiner Sicht, wunderschönen Buches ins Schwärmen geriet wie andere Männer bei einer gutaussehenden Frau. Auch war Solras, das war jedenfalls Zacharias Meinung, eine Art wandelndes Lexikon. Egal zu was man ihn fragte er hatte immer eine Antwort parat. Und wenn er einem dann antwortete leierte er auch nicht einfach nur Fakten herunter, wie manch anderer, sondern hatte auch immer eine eigene Meinung dazu. Genau dies war es auch weswegen Solras so wertvoll für ihn war. Am Anfang hatte es ziemlichen Ärger unter Zacharias Beratern gegeben als er Solras ohne zu zögern zu seinem obersten Ratgeber ernannt hatte. Doch weiter darum kümmern musste Zacharias sich nicht, da Solras jeglichen Protest durch allein seine Handlungen im Keim erstickte. Doch mit nichts anderem hatte Zacharias gerechnet. Sein Bruder war eben für sich eine ganz besondere Persönlichkeit. Selbst wenn Solras manchmal an Zacharias Nerven riss. Doch das nahm dieser gerne in Kauf. Denn so sehr Solras ausschweifende Reden über die Einzigartigkeit von Büchern Zacharias manchmal geradezu langweilen tat, oder ab und an beinahe in den Wahnsinn trieben, so sehr wusste er auch zu schätzen was Solras quasi im Verborgenen tat. Zacharias sah seinen Bruder abschätzend an. „Du hast heute Morgen erwähnt, dass dieses Buch in einer Geheimschrift verfasst ist. Stimmt das tatsächlich?“, erkundigte er sich nachdenklich. Solras zuckte mit den Schultern. „Wissenschaftlich gesehen nein. Es wäre korrekter es Code zu nennen. Eine geheime Schrift gibt es schließlich nicht. Du kannst dir dieses Buch wie eine verschlüsselte Nachricht vorstellen. Um es richtig lesen zu können muss man die Werte kennen durch die der Inhalt für Außenstehende unkenntlich gemacht wurde“. „Klingt plausibel. Und kennst diese Werte natürlich?“ „Ich habe eine ungefähre Ahnung, ja“, wich Solras aus. „Soll heißen?“ „Das es nicht so einfach ist wie du es dir vielleicht vorstellst. Nur eines kann ich dir jetzt schon einmal sagen. Dieses Buch darf niemals jemandem in die Hände fallen, der sich auf Magie versteht. So viel kann ich dir jetzt schon einmal sagen“, erklärte Solras und es war zu hören, dass er das Thema damit abschließen wollte. „Nur eine Frage noch. Warum bist du nicht persönlich das Buch holen gegangen?“, wollte Zacharias dann doch noch wissen. „Das ist nicht wichtig“, kam es unerwartet knapp zurück. „Nicht wichtig?“, Zacharias zweifelnd eine Augenbraue in die Höhe. „Ich. Möchte. Nicht. Darüber. Reden“, Solras betonte jedes Wort. „Schon gut. Ich möchte dich nur noch einmal dran erinnert haben, dass du deinen König wegen einem Buch durch die Gegend geschickt hast. Das ist zwar nicht als Vorwurf gemeint aber... „Dann muss ich mir ja keine Sorgen machen. Würdest du dann bitte gehen und mich arbeiten lassen? Du hast doch sicher auch noch zu tun?“ „Ja schon...“ „Dann ist das wohl geklärt“ „Aber...“ „Ach ja, und noch etwas Zacharias“ „Was denn?“ „Danke. Du hast nicht nur mir einen wirklich großen Gefallen getan“ Zacharias nickte. Er wusste, dass es im Moment zwecklos war mit Solras zu reden. „Also dann, wir sehen uns“, verabschiedete Zacharias sich und kletterte über die Bücherstapel und Pergamente zurück zur Tür. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)