All we'll ever need is us von phean ================================================================================ Kapitel 2: Auf Shoppingtour --------------------------- Auf Shoppingtour Mittwoch, 02. April 2014 „Mimi, muss das alles sein?“, stöhnte Alex genervt auf. „Ja, muss es“, fröhlich summend lief Mimi zu dem nächsten Schaufenster und sah sich die Kleider darin an. Am vergangenen Tag war sie schon hier vorbei gelaufen. Es war das Kleid, welches Sora entworfen hatte – besser gesagt die beiden Kleider von ihr. Die Brünette fand sie immer noch wunderschön, weil es einfach wie Sora war. „Da will ich auch noch rein“, sie zeigte auf das Geschäft mit dem Kleid und wandte sich an den Schwarzhaarigen. „Bitte nicht“, gab er genervt von sich. Schnaubend wandte sie sich um und sah ihn an, dabei stemmte sie ihre Arme in die Seite. „Wenn du ein Problem damit hast, dann geh doch und ich lauf allein weiter“, brummte sie. „Als ob ich dich noch einmal allein lassen würde“, seine Augenbrauen zogen sich zusammen. Die Jüngere seufzte, wie von selbst griff sie nach ihrer Sonnenbrille, welche sie in ihren Haaren stecken hatte, „ich lauf schon nicht noch einmal weg.“ „Sicher?“, skeptisch hob er eine Augenbraue. „Ja, Mami“, sie hob schwörend die Hand. „Na meinetwegen“, der junge Mann fuhr sich durch die etwas längeren schwarzen Haare. Es war schwer als Assistent von ihr. „Kann ich mich darauf verlassen, dass du in drei Stunden beim Studio bist?“ Mimi seufzte frustriert, „ja …“ „Gut, dann erwarte ich dich dort … wenn du nicht auftauchst, dann …“, wollte er drohen, bekam allerdings nur einen gelangweilten Blick zurück, „ich nehm die Sachen gleich mit zurück in die Wohnung … ich werd noch ein paar Sachen vorbereiten …“ Sie nickte, dann drehte sich Alex langsam um und machte sich auf den Weg zurück zum Wagen. Leise kichernd sah sie ihm nach, dann wandte sie sich dem Eingang zu. Das Kleid musste sie jetzt auf jeden Fall probieren. Sonst würde sie sich vermutlich selbst noch in den Hintern beißen, weil sie diese Chance versäumt hätte. Gleich nach dem Eintreten in das Geschäft, wurde sie regelrecht von den Angestellten überfallen. Der Raum an sich war steril und alles fand sich fein säuberlich auf Bügeln und Kleiderständern wieder. Es war nicht zu viel aufgehängt, aber auch nicht zu wenig. Die Verkäuferin war beim Anblick der Braunhaarigen sofort begeistert und holte ihr das Kleid aus dem Lager. Mit einem breiten Lachen verschwand sie in der Umkleide und schlüpfte hinein. Das Kleid hatte dünne Träger, welche auf dem Rücken überkreuzt waren. Sie Verbanden den V-Ausschnitt vorn und trafen erst auf Taillenhöhe wieder auf das Kleid. Der Ausschnitt auf dem Rücken ging bis zur Hüfte. Das war das, was das Kleid interessant machte. Sonst war es recht einfach gehalten und schmiegte sich an Mimis Körper wie eine zweite Haut. Ihre Brüste zeichneten sich deutlich ab und sie erkannte auch ihre Rippen unter dem Stoff. Ab der Hüfte war es etwas lockerer geschnitten und fiel ihr bis hinunter zu den Füßen, sie könnte also getrost noch hohe Schuhe anziehen. Trotzdem erkannte sie ihre Beine leicht unter dem Stoff. Die junge Frau drehte sich und schritt ein paar Mal auf und ab, es gefiel ihr wirklich sehr. Sora machte eine gute Arbeit. Die intensive rote Farbe und dem Schimmern auf dem Stoff, welche stark an das Gefieder von Birdramon erinnerte, passte auch zu ihren braunen Haaren. Auch wenn Birdramon streng genommen kein Gefieder hatte, sondern regelrecht in Flammen stand. Nachdenklich legte sich ein Finger an Mimis Kinn. Ob sich Sora wohl öfters Inspirationen von den Digimon holte? Aber wieso auch nicht. Schließlich machte Mimi das nicht anders. Sie hatte einen Nachtisch auf Grundlage von Palmon gemacht. Floramon hatte sie zu einem Salat inspiriert oder ihre Partner auf dem Ausbildungslevel benutzte sie um Kindern gesundes Essen näher zu bringen. Also war nichts falsch daran. Sie drehte sich ein paar Mal noch lachend um die eigene Achse, ehe sie wieder in ihr eigenes Sommerkleid schlüpfte. Als sie aus der Umkleide trat, war auch die Verkäuferin wieder neben ihr. Sofort wollte diese wissen, was sie von dem Kleid hielt und ob sie es nehmen wollte, aber auch, wieso sie denn nicht herausgekommen war, sie hätte sie doch so gerne beraten. Unmerklich seufzte sie genervt und verdrehte leicht die Augen. Das kannte sie zur Genüge. Verkäufer priesen doch immer ihre Ware an, natürlich hätte sie ihr nur gesagt, wie gut ihr das stehen würde. Trotzdem, sie fand das Kleid selbst auch toll und entschied sich, es mitzunehmen. Aus ihrer Handtasche zog sie daher ihre Kreditkarte und folgte der Dame an die Kasse. Nur wenige Augenblicke später verließ sie den Laden auch wieder. Sie setzte sich ihre Sonnenbrille auf. Die Tasche um die Schulter hängend und damit unter den Arm geklemmt und die Papiertüte in der Hand. Summend lief sie weiter. „Sieh mal, sieh mal, sieh mal“, aufgeregt trommelte die Lilahaarige auf den Brustkorb ihres Freundes. „Was denn?“, wollte dieser verwirrt wissen und starrte die Kleinere an. Miyako zeigte aufgeregt in eine Richtung und lachte begeistert. Somit folgte er ihrem Blick und entdeckte selbst, wen sie erblickt hatte. Ein leichtes Lächeln legte sich auf seine Lippen. „Sag ihr doch hallo …“, er verstand nicht, weshalb die Ältere immer noch neben ihm stand. Doch er bemerkte, wie gefangen sie war und dass sie immer noch auf seinen Brustkorb klopfte. Amüsiert lachte er leise, sie war manchmal so niedlich. „Miyako-chan … jetzt lauf schon, sonst ist sie weg …“ Doch sie drehte sich verwirrt zu ihm, „wieso hat sie nicht gesagt, dass sie da ist?“, wollte sie wissen und wirkte fast etwas enttäuscht. „Ich hab dich doch gestern gerufen … sie hat in den Nachrichten ein Interview gegeben …“ „Wieso hast du das nicht gleich gesagt?“, empörte sie sich, „dann wäre ich gleich gekommen!“ „Ich hab dir gesagt, dass es dringend ist“, er verzog seinen Mund. Ja, sie war süß, aber dann konnte er sich auch wieder etwas über ihre Art ärgern, doch damit hatte er gelernt sich zu arrangieren. Aber sie war auch süß, wenn sie sauer auf ihn war. „Sie scheint auch beschäftigt zu sein …“ „Sie kam gerade aus dem Laden heraus … das nenne ich Freizeit verbringen …“, Ken zog eine Augenbraue hoch. „Ich nenne das harte Arbeit“, sagte sie streng, „lass uns was essen gehen …“, sie seufzte, weil sie sowieso schon so viel Zeit verschwendet hatte, dass Mimi bereits weit weg war. Sie würde Hikari später anrufen. Doch jetzt wollte sie Zeit mit ihrem Freund verbringen, der hatte auch nicht ewig Mittagspause. „Wenn … wenn sie Zeit mit uns verbringen will … dann …“, murmelte sie betrübt, „… dann wird sie … sie schon was sagen …“, Tränen spiegelten sich in ihren Augen, sodass Ken sie zu sich drehte und in seine Arme zog. Mimi lief leise summend weiter und sah noch in das ein oder andere Geschäft. Doch seit Soras Kleid gefiel ihr irgendwie nichts mehr so wirklich. So schlenderte sie mehr als zwei Stunden durch die Stadt und es zog sie schon wieder wie magisch in eine Richtung. Ihre Füße trugen sie aus der Einkaufsstraße hinaus und glatt zu ihrer alten Grundschule. Ihre Sonnenbrille steckte die junge Frau wieder in die Haare. Das Gebäude war auch noch das Gleiche – wie auch schon das Sendestudio am Vortag. Die Brünette konnte nur über sich selbst schmunzeln, dass sie wie von selbst an die Orte lief, welche so viele Erinnerungen bargen. Fast schon wehmütig dachte sie an die vielen vergangenen Tage zurück. Als sie von hier aus aufbrachen um ins Sommerlager zu fahren. Der Ort, an dem alles seinen Anfang genommen hatte. Ein Kloß machte sich in ihrem Hals breit und würde sie dem Druck nachgeben, würden sich auch Tränen in ihren Augen sammeln, aber das tat sie nicht. So legte sie eine Hand an den vertrauten Zaun neben dem Eingang. Ihr Blick ließ sich nicht ablenken und sie starrte immer noch das Gebäude an. Wie es wohl Micchan und Tako-chan ging? Was die Beiden wohl machten? Sie hatte schon ewig keinen Kontakt mehr zu ihren damaligen Freunden, doch an dem Klassentreffen würde sie hoffentlich auch ihre besten Freundinnen von früher treffen. Ein Lächeln trat wieder auf ihre Lippen. Sie erinnerte sich an den Augenblick, als sie aus der Digiwelt kamen und eigentlich gar nicht weggewesen waren. Dass die zwei sie für verrückt gehalten hatten, als sie vor ihnen stand und sagte, sie hätte sie ganz schrecklich vermisst. Mimi war in ihrem ersten Abenteuer nicht sehr erträglich gewesen. Sie wusste selbst, dass sie anstrengend gewesen war, doch seit damals hatte sie sich geändert. Dieses Mädchen war sie schon lange nicht mehr, dafür war einfach zu viel passiert. So vieles war in Amerika geschehen. „Tachikawa? Mimi Tachikawa?“ Verwirrt löste sie ihren Blick von dem Gebäude und sah auf den Platz vor sich. Ihre Augen weiteten sich, als sie ihren ehemaligen Lehrer Herrn Fujiyama entdeckte. Sie musste kurz kichern, er war wohl nicht von dieser Schule loszukommen. Im Grunde sah er auch noch so aus wie früher, einzig seine Haare haben einen leichten Stich ins Grau abbekommen. „Guten Tag Herr Fujiyama“, sie verbeugte sich leicht. „Wusste ich es doch, dass du das bist. Wie groß du geworden bist“, lachte er, „was führt dich hierher?“ „Meine Beine“, grinste sie. Verdutzt starrte er sie an, rückte seine Brille zurecht und lachte dann aber mit. „Ich weiß nicht, ich bin wie von selbst hergelaufen“, erklärte sie sich dann. „Dann nenne ich das wirklich Zufall. Ich hab gehört, dass du deine eigene Fernsehshow hast“, er klang neugierig. „Ja, aber nichts Besonderes“, winkte Mimi ab. „Doch, als besonders würde ich das schon bezeichnen und ich bin froh, dass ich dich unterrichtet habe, denn dann kann ich behaupten, ich habe dazu beigetragen“, lachte Herr Fujiyama weiter, „ich bin auf alle meine Schüler stolz.“ „Selbst auf solche wie Taichi und Daisuke?“, amüsiert betrachtete sie ihn. Sein Lachen erstarrte, sie sah, wie sie zu den Namen kurz ein Gesicht suchte und er ließ kurz seinen Blick schweifen, „ja … also … ja … irgendwie schon … Aber selbst aus Taichi ist etwas geworden … er sitzt zumindest nicht auf der Straße … also kann man darauf doch auch stolz sein.“ Wieder kicherte die junge Frau. Die zwei oder auch ihr Lehrer und Daisuke hatten sich so oft in die Haare bekommen, da war es doch etwas seltsam, wenn er behauptete, er sei stolz auf beide. Aber es stimmte, soweit sie wusste, studierte der Jüngere und der Ältere war in der Politik tätig. Das hätte sie von beiden nicht erwartet. Doch vermutlich könnte man von ihr dasselbe denken. Die anderen würden die Brünette wohl in die Modewelt stecken. Wahrscheinlich sollte sie laut ihnen Designerin oder Schneiderin sein. Doch wäre Mimi in diese Welt aufgebrochen, würde sie alle Kleider für sich behalten. „Wie geht es Ihnen? Unterrichten sie noch?“, fragte Mimi dann nach, um von sich abzulenken. „Wie man sehen kann, ja … ich habe wohl keine Hobbys, dass ich auch noch so spät am Nachmittag hier bin“, der Ältere kratzte sich lachend an der Wange. „Wieso etwas ändern, wenn es einem noch Spaß macht?“ „Da hast du Recht. Für dein Alter bringst du doch weise Worte hervor“, lobte Herr Fujiyama, „… du solltest viel mehr noch deine Jugend genießen und die Weisheit den Alten lassen, damit sie auch noch ihre Freuden ausleben können, indem sie diese, an die Jungen weitergeben können.“ Er sah auf, als ein Auto hinter ihnen zu stoppen schien. Die junge Frau musste sich nicht umdrehen, sie wusste, dass sie erfolgreich zu spät war. Sie grinste schamlos. Nun musste sie wieder von Japanisch in Englisch wechseln. „Mimi!“, knurrte Alex bedrohlich, „was hab ich dir gesagt? Was hast du gesagt? Du hast mir versprochen pünktlich zu sein!“ „Nein, das hab ich nicht so ganz, du wolltest wissen, ob du dich darauf verlassen kannst und ob ich sicher bin … Versprochen habe ich nie etwas“, zuckersüß lächelnd drehte sie sich um. Die Augenbrauen des Schwarzhaarigen waren wütend zusammengezogen und seine Arme lagen auf dem Autodach, während er sie weiter anstarrte. Ihr ehemaliger Lehrer betrachtete die Beiden etwas verwirrt. Er war der englischen Sprache mächtig, doch trotzdem verwirrt, dass seine frühere Schülerin mit einem Schlag in dieser Sprach redete, also war das ein Ausländer. „Entschuldigen Sie, Herr Fujiyama, aber meine Assistentin gönnt mir einfach keine freie Zeit und auch keine Ausflugsziele“, lächelte sie. „Assistentin?“, er hob seinen Blick und schob sich die Brille zurecht, das an dem Auto war doch ein Mann. „Ich muss los, es war nett, Sie nach all der Zeit wieder getroffen zu haben. Auf Wiedersehen“, sie neigte noch einmal kurz den Kopf, dann ging sie zu dem Auto und stieg ein. Auch ihr Fahrer nahm wieder Platz. „Was ist das?“, wollte Alex streng wissen. Sein Finger deutete auf die Tüte in ihrer Hand. „Etwas … aber nicht für dich!“ „Dachte ich mir schon“, brummte er und fuhr los, „du weißt, dass wir wegen dir zu spät sind?“ „Ja“, kicherte sie. „Das ist nicht witzig und an dein Handy kannst du auch gerne einmal gehen, es ist nicht nur ein Accessoire“, er schaltete in einen höheren Gang und fuhr schneller, „du bist wirklich unmöglich.“ „Jetzt hör endlich auf zu schimpfen … du hast mir extra eine halbe Stunde genommen, damit du dich wieder aufregen kannst. Wir haben doch noch dreißig Minuten, bis wir da sein müssen“, sie griff in ihre Tasche und holte sich ein Bonbon heraus. „Na und? Ist auch gut, dass ich dir die immer einhole … naja … eigentlich ist es eher nervig. Würdest du dich an die Vereinbarungen halten, dann kannst du das nächste Mal auch eine halbe Stunde länger unterwegs sein!“ „Du weißt, dass das nicht passieren wird, wenn du die halbe Stunde nicht abschaffst?“ „Ja, daher bekommst du die auch nicht!“ Wieder lachte sie auf, bei diesem Thema bewegten sie sich in einem Teufelskreis. Munter schob sie sich die kleine Süßigkeit von einer Wange in die andere. Sie konnte nicht leugnen, dass es nicht schädlich für die Zähne war, aber ab und an brauchte sie das einfach. Mit diesem Gedanken öffnete sie das Fenster und genoss den Fahrtwind. Ihre Sonnenbrille setzte sie sich wieder auf die Nase. Es dauerte zwanzig Minuten bis sie bei dem Studio ankamen, es lag etwas abgelegen und gehörte wohl zu den äußeren Räumlichkeiten des Senders. Staunend stieg sie schließlich aus dem Auto aus. Die Tüte mit dem Kleid ließ sie dort, während sie ihre andere wieder in die Hand nahm. Vor den Hallen wartete bereits Ayame auf sie und auch Herr Ishida stand bei ihr. Beide wirkten geschäftig und sahen auf ein Klemmbrett. Als sie jedoch die zwei erblickten, hoben sie kurz die Hand. „Guten Tag“, begrüßte Mimi ihre zwei künftigen Kollegen. „Ihr seid ja überpünktlich“, bemerkte Hiroaki. Mimi warf Alex einen siegreichen Blick zu. Sie wusste schon weshalb er ihr Assistent war. „So gehört sich das aber auch“, lächelte sie. Alex gab ein leises Brummen von sich zu hören und ein Blick auf ihn, ließ sie nur erneut auflachen. Seine Augen sahen sie missmutig und streng an, er mochte es gar nicht, wenn sie ihn so vorführte, aber er wollte es einfach nicht anders. Denn obwohl sie immer vor ihm abhaute, waren sie noch nie unpünktlich gewesen. Mimi lächelte ihren Freund weiterhin an und hakte sich bei ihm unter, als Herr Ishida ihnen mitteilte, dass sie das Studio besichtigen könnten. Damit folgten sie ihnen durch die schwere Türe und liefen zuerst einen kleinen Gang entlang, an dessen Seiten viele Kisten und leere Holzpaletten standen. Sie kamen ebenso an einigen Türen vorbei, hinter denen sie Produktionsräume und Lager vermutete. Hinter einer dieser Türen könnte dann auch ihre Garderobe sein. Sie freute sich. Wirklich. Erneut traten sie durch eine Tür – direkt am Ende des Ganges – und sie erreichten eine große Halle. Sofort umspielte ein leichtes Lächeln ihre Lippen. Mimi löste sich von Alex und ging selbst ein paar Schritte in den Raum. Rechts von sich waren Zuschauerplätze, die sich durch eine Treppe leicht nach hinten anhoben, am oberen Ende waren zwei Türen, die wohl als Einlass dienen würden. Links von sich waren erst drei Wände aufgestellt. Das sollte die Küche darstellen. Bisher war der Raum auch noch weitestgehend leer, die Scheinwerfer hingen und die Kameras waren alle an die Wand geschoben. Die Wände waren in einem kräftigen Mintgrün gestrichen, so wie sie es sich gewünscht hatte. Sicheren Schrittes ging sie zu einem der Arbeiter. „Guten Tag“, begrüßte sie ihn, „ich hätte eine Bitte an Sie.“ „Guten Tag Frau Tachikawa“, erwiderte er, „natürlich, was kann ich für Sie tun?“, er hatte gerade noch einen Pinsel in der Hand und hatte in seiner Bewegung inne gehalten. „Wenn es Ihnen nichts aus macht, dann …“, sie öffnete ihre Tasche und zog ein Blatt Papier und ein Stück helles Holz hervor, „… könnten sie mir ein Muster von der Farbe machen? Vielleicht hätten sie auch schon etwas, damit ich den Farbton habe?“ Sie lächelte ihn an, er nickte, „ja, wir haben das Farbmuster in einer Mappe. Das Holz kann ich Ihnen gerne streichen“, er biss sich leicht auf die Lippe. Die junge Frau kicherte und reichte es ihm. Es war ihr nicht entgangen, dass er mit ihr flirtete. Er nahm ihr das Holz aus der Hand und berührte – wie sollte es anders sein – ganz zufällig ihre Hand. Den Pinsel tauchte er nochmal in die Farbe und hielt dabei den Blickkontakt aufrecht, dann strich er behutsam über den Keil. „Das sollten wir kurz trocknen lassen.“ Das Holz fand seinen Platz auf einem aufgestellten Tisch, auf dem auch die Farbe stand. „Kommen Sie, ich hol Ihnen das Muster“, er legte auch den Pinsel weg und ging zu einem der anderen Tische. Die Brünette sah zu ihrem Assistenten, der nur die Augen verdrehte. Wieder musste sie kichern, Alex konnte es nicht mehr hören, das wusste sie genau. Langsam ging sie dem netten Arbeiter hinterher und nahm ihm das Muster ab, „vielen Dank“, lächelte sie, darauf bedacht, dass sie seine Hand nicht berührte. Dabei bemerkte sie, dass er etwas enttäuscht den Kopf hängen ließ, ging aber wieder an ihr vorbei und fing an, die Farbe zu trocken. Mimi beobachtete ihn einen Moment und er lächelte sie wieder an. „Mimi?“, riss Hiroaki sie aus den Gedanken. „Ja?“ „Wie gefällt es dir bis jetzt?“ „Sehr gut“, sie sah sich erneut um, „die Farbe ist toll.“ „Jetzt brauchen wir nur noch eine Küche … Hast du schon eine?“ „Nein, wir wollen sie morgen aussuchen gehen“, mischte sich Alex ein. „Und dann sollten wir hier schon streichen?“, verwirrt hob der Ältere eine Augenbraue. „Das ist bei ihr immer so. Sie braucht eine Farbe nach der sie arbeiten kann. Morgen wird sie dann ihre momentane Lieblingsküche auf die Farbe abgestimmt heraus suchen“, Alex seufzte. Der Schwarzhaarige kannte das Spiel schon, schließlich hatte er das bereits vier Mal mitmachen müssen. Das erste Mal war, als sie mit ihrem damaligen Freund zusammengezogen war, dann als sie ihre erste TV-Show bekommen hatte, danach musste sie einmal das Studio wechseln und hatte auf eine neue Küche bestanden und das letzte Mal war ihr Umzug gewesen, als sie ihre Verlobung gelöst hatte. Hier konnte er sie davon abhalten, weil sie in eine möblierte Wohnung gezogen waren und sie daran nichts verändern durfte – das ärgerte die Jüngere ziemlich. Umso mehr Spaß hatte sie daran, diese hier einzurichten. Die Braunhaarige strahlte den Vater Yamatos an. Für sie war es selbstverständlich. Sie hatte auch schon einige Vorstellungen. Sie suchte sich eine Farbe – welche ihr momentan gefiel – und daran baute sie die Show auf. Hinzu kam noch, dass sie sich auch an das Thema ihrer Show anpasste. Daher hatte sie auch das Mintgrün gewählt. Das wünschte sie sich zumindest für ihre japanische Sendung. „Du findest auf eine Farbe deiner freien Wahl wirklich eine passende Küche?“, nun trat auch Ayame zu den Dreien. „Bis jetzt immer“, grinste Mimi, „ich denke nicht, dass es jetzt anders sein sollte.“ „Ok, dann warten wir auf die Küche und hätten wohl alles vorerst … Es passt hier sonst alles?“ „Ja, es sieht wirklich super aus und übertrifft meine Erwartungen“, stimmte sie dem Älteren zu. „Wow … das gibt es?“, Alex zog skeptisch eine Augenbraue hoch, „ich hab ja noch nie erlebt, dass jemand auf Anhieb alles so hinbekommen hatte, wie du es wolltest.“ „Tja, manche haben es drauf, andere nicht“, sie streckte ihm die Zunge raus, „und ich wusste, dass sie es drauf haben!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)