Was aus einem Eis werden kann von _BabyDoll_ ================================================================================ Kapitel 1: Anfang und Ende -------------------------- Das Klackern von hochwertigen Highheel-Absätzen erschalte über die leeren Straßen des Dorfes Konohakagure. Bis auf wenige Bäcker waren alle Geschäfte geschlossen, eigentlich ein Grund weshalb die blonde Schönheit um diese Zeit noch schlief. Doch heute war alles anders. //Choji//, dachte sie die gesamte Zeit panisch und beschleunigte ihren Lauf noch einmal. Endlich kann das Krankenhaus in ihre Nähe und Ino wurde langsamer. Selbst in der größten Eile gehörte es sich nicht in einem Krankenhaus zu rennen, abgesehen von Ärzten und Schwestern. Als sie das weiße Gebäude betrat, lief es ihr eiskalt und zugleich kochendheiß den Rücken herunter. Alles war so wie immer. Die Dame an der Rezeption wickelte sich langsam eine ihrer roten Locken um den Finger und las eines der von Ino geliebten Klatschblätter. Ihr Alter war schwer zu schätzen. Um ihre grauen Augen zogen sich leichte Fältchen, welche jedoch auch vom Stress und nicht nur vom Alter kommen konnten. Ihre Lippen waren passend zu den Haaren karmesinrot geschminkt und ab und an blitze ein rosa Kaugummi zwischen den unnatürlich weißen Zähnen hervor. Kopfschüttelnd wandte sich Ino von der Frau ab und ging vorbei an der weißen Polstergarnitur in einen hellblau gestrichenen Gang. Mit jedem Schritt und jedem Widerhall ihrer Absätze wurde ihr kälter und kälter, bis sie dachte sie könnte keinen Schritt mehr vorwärts machen. Doch umdrehen kam nicht in Frage, nicht jetzt. //Choji//, dachte sie noch einmal und hob den Blick. Vor ihr blinkte ein kaltes, weißes Neonschild mit den schwarzen Lettern „Leichenhalle“. ________________________________________ 5 Monate zuvor: Ino lag trotz des strahlend blauen Himmels in ihrem Zimmer auf dem Bett und blätterte durch das bekannte Klatschblatt Nin-In. Obwohl die Blondine nicht ganz verstand wie aus einem Ninja ein Klatsch-Reporter werden konnte, fand sie es immer wieder interessant was sich diese Redaktion für Storys ausdachte. Vor allem die zwei Hauptartikel. Die erste stand mit einem riesigen Bild Gaaras auf dem Titelblatt: „Kazekage als Frauenheld? Was seine Affären dazu sagen.“ Das sie nicht lachte. Gaara und Frauen, das war so eine Sache für sich. Es war nicht so, dass er keine Interesse an Frauen hatte, doch durch seinen Status war es schwer jemanden wirklich näher zu kommen. So flirtet er nicht einmal und wird jedesmal rot wie sein Haar, wenn Temari ihm eine Kandidatin vorstellte. Wahrscheinlich waren gerade diese Frauen die angeblichen Affären, besonders da sie alle von Gaara als liebevollen, fürsorglichen, zuvorkommenden Mann bezeichnen. Nur eine maß es sich an über seine angeblichen Bettkünste zu sprechen. ‚Er war wild wie ein Hengst! Das Bett ist sogar beinahe unter uns zusammengebrochen! ‘, las Ino sich grinsend durch. Wild wie ein Hengst? Die junge Floristin hatte einmal erlebt wie ‚wild‘ er sein kann. Sie kam leicht verwundet, es war ein Schnitt am Arm, von einer Mission zu Tsunade, bei der der Kazekage just in diesem Moment zu Besuch war. Sofort hatte er sich um sie gekümmert und seine Berührungen waren wie die eines Kätzchens. Ihren Erfahrungen nach waren Männer so im Bett wie sie beim verarzten waren. Wahrscheinlich hatte die ‚Affäre‘ aus Frust nach der Ablehnung mit Kankuro geschlafen und verwechselte diesen nun in ihren Kopf mit Gaara. „Der arme Kerl, so wird das nie was mit den Nachkommen“, murmelte Ino leise vor sich hin, kam dann aber zu der zweiten Schlagzeile: „Hyuuga-Erbin schwanger?“ Wieso fingen alle Artikel mit einer Frage an? Waren die sich nicht sicher? Jedenfalls war Ino sich sicher, dass Hinata Hyuuga trotz Beziehung nicht schwanger war. Die ganze Sache war eh kompliziert. Erst war Hinata jahrelang in Naruto verliebt, der hatte wiederum nur Augen für Sakura und in ihrer Liebe zu Naruto hatte die Blauhaarige nicht gemerkt, dass Kiba ihr Avancen gemacht hatte und während der Missionen immer Shino und Akamaru wegschickte um mit ihr allein sein zu können. Irgendwann, Ino wusste selbst nicht wie, hatte Kiba es geschafft seine Angebetete zum Essen einzuladen. Entgegen Narutos Ratschlägen, er hatte immer noch nicht bemerkt, dass Hinata ihn mochte, hatte Kiba sie in eines der nobelsten Restaurants Konohas ausgeführt, das ‚Red Lobster‘. Dort hatte es heftig zwischen den Beiden gefunkt und seither waren die Beiden unzertrennlich. 3 Jahre ist das nun her, doch schwanger konnte Hinata nicht sein. Das hätte sie Ino doch wohl erzählt, oder? So ging der Tratsch durch die gesamte Oberschicht. Schwangerschaft, heimliche Verlobungen und auch Gewaltverbrechen, alles war in dieser Zeitschrift vertreten. Noch völlig gefangen von den Absurditäten dieses Blattes, hörte sie nicht, wie jemand die Treppe heraufgepoltert kam. Erst als dieser jemand aufgeregt an der Tür klopfte, oder eher hämmerte, hob die Blonde den Kopf und rief „Herein“. Eigentlich hatte Ino bereits gewusst, wer da in ihr Zimmer kommen würde, trotzdem war sie erschrocken als sie das Gesicht ihrer Mutter sah. Ja, Ino lebte trotz ihrer 20 Jahre noch bei ihrer Mutter, es war einfach günstiger und eine Wohnung nahe dem Blumenladen gab es nicht. Das Gesicht ihrer Mutter, jedenfalls, war von Dekoltee bis hin zum Haaransatz so sehr gerötet, dass ihr am morgen aufgelegtes Rouge nicht mehr zu sehen war. Inos Alarmglocken schrillten in ihrem Kopf. Diese Farbe konnte nur zwei Ursachen haben: Entweder war ihr Blumenladen ausgeraubt worden und ihre Mutter hatte noch versucht den Einbrecher zu erwischen oder in Konoha war irgendwo Ausverkauf. Natürlich hoffte die modebewusste und süchtige auf die zweite Möglichkeit. Als ihre Mutter versuchte zu erklären was passiert war, sanken jedoch die Hoffnungen auf einen Ausverkauf. „Ich…Blumenladen…plötzlich Ninja…“, stammelte sie außer Atem. „Beruhig dich, so versteh ich doch nicht was du von mir willst.“, ermahnte Ino ihre Mutter, worauf diese tief Luft holte und von vorn begann: „Ich war im Blumenladen als plötzlich ein Ninja hereinkam. Er hat nach dir gefragt. Sein Stirnband war das von Konoha, aber ich wusste nicht wer er war. Erst als er es mir sagte, wusste ich es. Oh Gott, es war Choji! Choji, verstehst du?! Er sah so…wow aus. Das Dickerchen hat sich gemacht! Wie lang war er weg? Ein halbes Jahr? War er in einem Fett-Camp? Du erkennst ihn nicht wieder! Glaub mir, du erkennst ihn nicht wieder! Seine Haare sind kürzer und, mein Gott, er ist schlank. Also nicht hempflingsschlank, sondern muskulös-schlank. Nun steh schon auf! Er ist unten im Wohnzimmer!“ Dieser Redeschwall dauerte nur knapp 12 Sekunden, so dass Ino nur ‚Choji, schlank, Wohnzimmer’ wirklich verstanden hatte. Wieder schrillten ihre inneren Alarmglocken, nun aber weil Choji allein mit ihren geliebten Pralinen, welche immer auf dem Wohnzimmertisch für sie bereit standen, war. Blitzschnell sprang Ino von ihrem Bett und raste die Treppe herunter. Choji und dünn, das war wie Akatsuki als Babysitter, es passte einfach nicht. Wahrscheinlich hatte ihre Mutter mal wieder ihre Brille nicht aufgehabt. Trotz des kurzen Weges schlitterte sie atemlos zur Wohnzimmertür und riss diese auf. Ihr Blick fiel sofort auf die leere Kristallschale. Er hatte es wirklich getan. Alle ihre Pralinen waren weg, verschwunden in der gierigen Fressmaschine namens Choji. Geschockt und wütend wollte sie ihren alten Teamkollegen bereits anfahren, doch als sie ihn sah und begriff, wer da saß, blieben ihr die Flüche im Hals stecken. Ihre Mutter hatte recht! Wirklich und wahrhaftig recht! Vor ihr saß ein junger Mann mit rotbraunen Haaren die ihm strubbelig bis zu den Ohren gingen. Seine Schultern waren breit und muskulös, aber nicht so muskulös als das es unnatürlich aussähe. Sein Oberkörper ähnelte seinen Schultern. Zur Taille hin wurde er schmaler und unter dem engen Oberteil zeichneten sich seine Bauchmuskeln deutlich ab. Doch das Erstaunlichste war sein Gesicht. Es war feingliedrig und zugleich markant. Die hohen Wangenknochen samt de roten Kringel betonten das nur noch. Seine Augen leuchteten etwas eingeschüchtert, aber auch erfreut und nach seiner geraden Nase grinsten sie volle Lippen und mit Schokolade beschmierte Zähne entschuldigend an. Erst konnte Ino nicht glauben, was sie sah, doch als er sich für die leckeren Pralinen bedankte, wusste sie endgültig das er es war. Dort saß wirklich Choji, ihr Choji. Ihr liebstes Mobbingopfer und zugleich ihr bester Freund. Nach dem Tod Sasukes im Kampf gegen Naruto war Ino in ein tiefes Loch gefallen und als dann auch noch Shikamaru zu Temari nach Sunagakure gezogen war, war es endgültig mit dem Mädchen zu Ende. Doch dann kam Choji und versuchte sie auf seine eigene und spezielle Art aufzuheitern. Er zog Grimassen, machte Witze und versuchte immer wieder Ino dazu zu bringen, etwas zu Essen. „Essen ist gut gegen Kummer und Frust“, hatte er gesagt und sie damit nach langer Zeit wieder zum Lachen gebracht. Sie glaubte ihm sofort, dass er so dachte, doch selbst konnte sie es nicht glauben. Irgendwann hatte er es aber geschafft. Sie saßen beide bei Ino zu Hause auf der Couch und schauten den neusten Horrorfilm ihres Lieblingsregisseurs als sie einfach aufstand und aus der Küche einen 10 Liter Eimer mit Eiscreme und dazu zwei Löffel brachte. „Ich will testen ob es wirklich hilft“, meinte sie damals nur dazu, drückte Choji einen der Löffel in die Hand und lies sich wieder auf die weiche Couch fallen. Mit einem leisen ‚Plopp’ war der Eimer auch schon geöffnet und die Beiden begannen, die kalte Leckerei zu verspeisen. Es dauerte den restlichen Film bis der Eimer geleert war und Ino zurückgelehnt neben Choji saß. „Ich glaube es ja wohl nicht. Mir geht’s wirklich besser.“, murmelte sie träge mit einem leichten Lächeln auf dem Lippen. „Hab ich dir doch gesagt! Du musst einfach mal auf mich hören, dann geht’s dir auch besser“, meinte Choji daraufhin selbstgefällig und fing an zu lachen. In dieser Zeit wurden die beiden Ninjas Freunde. Natürlich, sie waren es bereits vorher, doch nun hatte sich ein Band zwischen ihnen gebildet, das stärker war als zuvor. Ino fühlte sich bei Choji wohl und Choji mochte Inos Nähe. Und nun war er endlich wieder da. Jauchzend fiel Ino ihrem Freund um den Hals, die Pralinen waren bereits vergessen. Es war seltsam ihn zu umarmen. Obwohl er doch noch Choji war, fühlte er sich ganz anders an. Er war nicht mehr so weich wie früher und sie versank nicht mehr mit den Armen in seinem Bauch. Doch als er endlich die Arme auch um sie legte, wusste sie, dass er nun zwar anders aussah, aber innerlich immer noch ihr Choji war. Ihre Mutter, welche verwirrt an der Tür lehnte, vergessend, kuschelte sich Ino noch enger an Choji und sah zu ihm hoch. „Was ist mit dir passiert?“, fragte sie und kniff ihm leicht in den Oberarm. Klar, er sah nun viel besser aus als früher, aber es passte nicht zu Choji freiwillig auf sein geliebtes Essen zu verzichten um abzunehmen. Irgendetwas musste also mit ihm geschehen sein. Gedanklich zählte Ino sich die verschiedenen Möglichkeiten auf: Ein übler Bandwurm, wobei nicht ganz klar wäre, ob dieser überhaupt mit Chojis Nahrungsmengen klar käme oder ob er nicht doch eher platzen würde, oder eine tödliche Krankheit, die erst das Fett und dann die Haut und die Organe zerfrisst oder, etwas was sich die Blonde einfach nicht vorstellen konnte, Choji hatte sich Azumas letzten Rat, oder war es doch sein letzter Wille, zu Herzen genommen und seine Gewohnheiten so umgestellt, dass er in einem halben Jahr von einer Kugel zu einem Adonis wurde. Kaum, dass ihr dieser absurde Gedanke über Chojis Sinneswandel in den Kopf kam, fing seine Brust an sich abgehackt zu senken und zu heben. Er lachte, stumm! Verwundert hob die junge Floristin ihren Kopf und sah in das zu einer Grimasse verzogene Gesicht. Wenn das so weiter ging, würde er an seinem Lachanfall und der damit verbundenen Atemnot sterben. „Choji, lach!“, meinte Ino grinsend und lehnte sich etwas zurück um sich den Nacken nicht verrenken zu müssen. Schnell öffnete der Ninja seinen Mund, zog die Luft ein und begann, nachdem seine Lungen nicht mit noch mehr Luft gefüllt werden konnten, lauthals zu lachen. Erleichtert atmete Ino auf. Auch sein Lachen hatte sich nicht verändert. Es war tief, ungezwungen und so laut, dass nicht nur Choji und Ino erzitterten, sondern auch das Designersofa unter ihnen. Es tat gut dieses warme Lachen nach den sechs Monaten des Entzuges zu hören. So gut, dass sie sogar für einen kurzen Moment ihre Frage vergaß und in dem tiefen Ton seiner Stimme badete. Es war, als schwebe sie auf einer weichen Wolke hoch oben. Diese Wolke verzog sich jedoch als er ihre Frage beantwortete und somit ihre Aufmerksamkeit wieder auf die momentane Situation zog. „Ich habe keine Ahnung. Am Anfang der Mission wollten wir unseren Proviant sparen und haben neben kleinen Portionen des Mitgenommenen vor allem selbst Gejagtes und Gesammeltes gegessen. Keine schöne Zeit! Jedenfalls hab ich irgendwann bemerkt, dass ich abnehme, obwohl ich die gleichen Mengen gegessen habe wie früher. Das ging die ganze Mission so weiter und als ich wieder hier war hat Tsunade-sama mich erst einmal ins Krankenhaus geschickt. Irgendetwas hat anscheinend meinen Stoffwechsel so richtig in Schwung gebracht!“ „Was hast du alles gegessen?“, fragte Ino gespannt. //Eine Frucht oder ein Tier, dass solche Wirkstoffe in sich hat wäre bestimmt ein Vermögen wert//, dachte sie und hörte bereits das Geld klingeln. „Was ich alles gegessen habe? Warte mal.“, murmelte Choji, ehe er mit seiner Aufzählung begann: „Himbeeren, Heidelbeeren, Johannesbeeren, Stachelbeeren, Walderdbeeren, Brombeeren, Hagebutten, Holunderbeeren, Preiselbeeren, Sanddorn, Schlehen, Wacholderbeeren, Weißdorn, Esskastanien, Steinpilze, Pfifferlinge, Butterpilze, Maronen, Rotkappen, Sauerklee, Sauerampfer, Bärlauch, sogar Löwenzahn, Brennnessel, Johanneskraut, Bucheckern, Kaninchen, Hase, Hirsch und verschiedene Vögel.“ Ino stand der Mund offen. Das waren alles normale Waldfrüchte und –kräuter, nichts besonderes. Vielleicht machte es aber auch die Mischung, doch darauf hinzuarbeiten hatte sie keine Lust. Allein beim Gedanken an all die Möglichkeiten wurde ihr schlecht. Dahin war das Geld, doch die Trauer verflog schnell wieder. Nun, da Choji wieder in Konoha weilte, konnte Ino nicht lange traurig sein. Den restlichen Tag verbrachten Ino und Choji im Dorf. Immer wieder versuchte Choji die junge Frau zu überreden mit ihm etwas zu essen, doch da sie trotz seines Ratschlages auf ihre Figur achtete, wurde darauf meist nichts. Erst gegen Abend saßen die Beiden gemütlich im Ichiraku und ließen sich eine Nudelsuppe schmecken. Da sie sich bereits im November befanden, waren sie von dem langen Bummel durch das Dorf so durchgefroren, dass die heiße Suppe anfangs noch in Kehle und Bauch schmerzte, doch nach und nach wurde ihnen so warm, dass sie den wunderbaren Geschmack der Suppe bemerkten. Doch Ino spürte auch noch etwas Anderes. Allem Anschein nach wärmte die Suppe ihr nicht nur Magen und Glieder, sondern auch ihr Herz. Sie fühlte sich hier so unglaublich wohl und auch Chojis Gegenwart genoss wie mehr als früher. Selbst als die Suppe aufgegessen war und die Beiden sich auf dem Weg nach Hause machten, blieb das warme Gefühl in ihrem Herzen. Lächelnd verabschiedeten sie sich voneinander, das warme Gefühl in Magen und Herz blieb. Als das Gefühl in Ino jedoch auch nach den nächsten Tagen mit Choji blieb, machte sie sich langsam sorgen. Eine solche Wärme hatte sie noch nie gespürt, vielleicht war sie ja krank. Am Abend des 10. Tages nach Chojis Rückkehr setzte sich die junge Ninja zu ihrer Mutter. Laut TenTen hatten Mütter ja ein ganzes Medizinbuch in ihren Köpfen, wenn es um ihre Kinder ging. „Mama?“, begann sie zögerlich und sah ihre Mutter von der Seite her an, welche nur ein leises ‚Hm’ von sich gab. „Mama, mir geht’s komisch. Mein Herz schlägt die ganze Zeit so schnell, mir wird heiß und kalt und ich kann kaum richtig schlafen.“, meinte sie, woraufhin ihre Mutter aufhorchte, ihre Tochter aber weitersprechen lies, „Dazu hab ich immer ein warmes Gefühl im Bauch und im Herzen. Manchmal ist es sogar so als könnte ich im einen Moment Bäume ausreißen und im nächsten bin ich wieder so schläfrig, dass ich kaum etwas auf die Reihe bekomme. Es ist so verwirre…ahhh“ Weiter kam Ino nicht, da ihr ihre Mutter lachend um den Hals gefallen war. „Du bist verliebt, mein Kind. Endlich bist du auch mal verliebt. Wer ist der glückliche? Choji, oder? Oh ja, es kann nur Choji sein!“, rief sie aus und drückte Ino eng an ihre Brust. Verliebt?! Das konnte doch nicht ihr Ernst sein! Beschwichtigend tätschelte sie ihrer Mutter die Schultern und schüttelte den Kopf. „Mama, ich war schon mal verliebt. Zum Beispiel in Sasuke oder Kouki, mein erster richtiger Freund!“ „Das war keine Liebe! Sasuke wolltest du haben, weil andere ihn haben wollten. Und Kouki…so leid es mir tut, den wolltest du nur im Bett. Da hast du dir jeweils deine Liebe nur eingebildet.“ Der Schock stand Ino im Gesicht geschrieben. Sie wollte nicht glauben was ihr ihre Mutter da erzählte, doch tief, ganz tief in ihrem Inneren wusste sie, dass es stimmte. Sasuke war ein Wettbewerbsgewinn für sie und Kouki fing an One-Night-Stand an. Ihre Mutter irrte, denn Kouki hatte sie geliebt, jedoch auf eine andere Art als es normal war. Sie liebte nicht ihn direkt, sondern das, was er mit ihr machte, wenn sie miteinander schliefen. Doch irgendwann wurde ihr auch das zu langweilig, ihre ‚Liebe’ verflog und sie beendete die Beziehung. Mit einem gequälten Seufzen warf Ino sich der Länge nach nach hinten und strecke ihre Arme ergebend nach oben. „Ich kann doch aber nicht in Choji verliebt sein. Ich meine, er war immer unser kleiner Mopskerl, unser Dickerchen. Er sieht jetzt zwar viel besser aus, aber er ist immer noch der Gleiche!“ „Ja, und? Du mochtest ihn doch früher schon. Nun passt auch sein äußeres Bild in deinen Bereich. Er war dir eine Stütze in schwerer Zeit, wahrscheinlich hattest du dich damals schon etwas verliebt und nun, da er so aussieht, gesteht es sich dein Herz auch ein. Nur dein Kopf kämpft noch dagegen an. Es gibt viele Paare die sich bereits seit der Sandkastenzeit kennen und immer noch glücklich zusammen sind. Nimm zum Beispiel deinen Vater und mich, der Allmächtige möge ihn selig haben. Wir waren, wie Choji und du, damals in einem Team. Da hat es auch zwischen uns gefunkt. Später haben wir uns unsere Liebe gestanden und waren nie wieder getrennt.“ Ja, Ino konnte sich noch sehr gut an die Ehe ihrer Eltern erinnern. Bis vor 3 Jahren war alles noch so wie man es sich nur wünschen kann. Ihre Eltern arbeiteten Hand in Hand im Blumenladen, turtelten wie frisch Verliebte und küssten sich immer wieder, selbst in der Öffentlichkeit. Dann aber starb ihr Vater nach einer Mission an einer Vergiftung und seither leben ihre Mutter und sie allein, doch Ino spürte, dass ihre Mutter ihren Vater noch immer liebte. Das würde sich wohl auch nicht ändern. Doch die Geschichte ihrer Eltern brachte Ino zum Nachdenken. War es wirklich möglich, dass sie in Choji verliebt war? War es vielleicht sogar möglich, dass er der Mann ihres Lebens war? Sie war zwar gerade mal 21 Jahre alt, doch ihre Mutter heiratete bereits mit 20 und war bis zum letzten Tag glücklich. Es war also noch nicht zu früh. „Danke Mama, ich muss aber erst einmal etwas nachdenken“, meinte sie abwesend und erhob sich von der Couch, ihre Mutter hielt sie nicht auf. Langsam ging Ino die Treppe zu ihrem Zimmer herauf und dachte dabei an die Worte ihrer Mutter und an etwas, dass sie in einer Zeitschrift gelesen hatte. ‚Wenn du wissen willst ob du verliebt bist oder nicht, denke an diese Person und daran, ihn mit jemand anderem innig zu sehen!’. Gedacht, getan. Doch an wen sollte sie noch denken? Sakura wäre nicht geeignet, das war schon damals bei Sasuke das Problem. Am Ende ihrer Überlegungen kam sie auch TenTen. Diese war mit niemandem zusammen und stand in keinem direkten Konkurrenzkampf zu Ino. Perfekt! Ein unwohles Gefühl machte sich in ihrem Magen breit als sie ihre blauen Augen schloss und sich Choji vorstellte. Seine fröhlichen Augen in dem klassisch geschnittenen Gesicht, seine Wangen mit den tätowierten roten Kringeln, sein kräftiger Körper und vor allem sein warmes Lächeln. Allein der Gedanke an ihn brachte ihr Herz zum schlagen, doch sie wollte sich nicht davon ablenken lassen. Sie wollte einfach Gewissheit. Nun kam TenTen. Langsam stellte sich Ino sie vor. Wie immer sahen ihre Augen sanft und gleichzeitig etwas schalkhaft drein, ein leichtes Lächeln umspielt ihre Lippen und auf ihrem Kopf waren ihre Haare wieder zu ‚Teddyohren’, wie sie sie früher nannte, zusammengebunden. Die zierliche Statur des Mädchens kam Choji immer näher. Ihre Arme streckten sich nach oben und schlossen sich um seinen Nacken. Die Augen der Beiden schlossen und ihre Lippen trafen sich. Sofort riss Ino ihre Augen auf. Ihr Atem ging schnell und ihre Hände waren in ihre Bettdecke gekrallt. Es tat weh, richtig weh zu sehen wie Choji eine Andere küsste, selbst wenn es nur in ihren Gedanken war. //Oh Gott, ich bin in Choji verliebt//, dachte die Kunoichi verzweifelt. Und nun? Sollte sie es ihm sagen? Ihr blieb wohl keine andere Wahl. Ihre einzige Möglichkeit war, sich mit Choji zu treffen und ihm zu sagen wie sie fühlte. Warum musste ausgerechnet ihr so was passieren? An ihrem Leben zweifelnd stand sie vom Bett auf und schrieb einen kurzen Brief an Choji mit den Worten „20 Uhr am See? Ino“, band diesen am Familienfalken Aster fest und schickte diesen los. Keine 20 Minuten später kam der Falke auch schon mit der Antwort „Okay, bis nachher.“ zurück. Es war 19 Uhr 30, noch eine halbe Stunde, wirklich viel Zeit blieb da nicht. Aber wirklich etwas an ihrem derzeitigen Aussehen wollte sie nicht ändern. Das Make-Up war dezent, ihre Haare wie immer zum Zopf gebunden und ihre Kleidung elegant. Perfekt, wie Ino befand. 10 Minuten später war sie auch schon am See. Ihr Herz klopfte so hart und schnell gegen ihren Hals als wolle es durch diesen an die Luft. 19:45, Ino saß am See und wartete. Wie sie Choji kannte, würde er erst punkt 20 Uhr bei ihr sein. Immerhin hatte sie so Zeit sich zu überlegen, wie sie Choji ihre Liebe beibrachte. Ganz direkt oder mit kleinen Hinweisen oder doch lieber erst etwas Zeit mit ihm verbringen und es ihm dann theatralisch zum Abschied sagen? Vielleicht sollte sie ihm ihre Liebe aber auch einfach zeigen und ihn küssen. All diese Gedanken schossen durch ihren Kopf während die Zeit verging. Unruhig blickte Ino auf ihre Uhr. 20 Uhr 5, er verspätete sich, doch heute würde sie ihm wohl nicht so schnell böse sein. Es war schließlich für sie ein besonderer Moment. Mit jeder Minute wurde die junge Frau nervöser, doch die Zeit rann unerbittlich weiter. 20 Uhr 15, 20 Uhr 30, 20 Uhr 45. Als die Uhren Konohas 21 Uhr anzeigten, riss ihr der Geduldsfaden. So frech wurde sie noch nie versetzt. Wütend stand die Blonde auf und machte sich auf den Weg zum Haus der Akimichi. Bereits nach 5 Minuten stand sie vor der schweren Eichentür und klopfte an. Es dauerte einige Minuten bis ihr die Tür geöffnet wurde, was ihrer derzeitigen Lage nicht gerade half. Doch als sie das nasse Gesicht und die roten Augen Chojis Mutter sah, wurde ihr eiskalt. Eine schlimme Vorahnung breitete sich in Inos Inneren aus und lies sie erstarren. „Choji?“, fragte sie zögerlich, worauf seine Mutter nur noch heftiger schluchzte. „Er…er wollte erst…..zu…dir…aber….aber…dann…dann brach er…zusammen…“ Es war kaum zu verstehen was sie sagen wollte, so sehr schluchzte sie in ihr Taschentuch hinein. Als endlich der Vater Chojis kam, wurde Ino aufgeklärt, obwohl auch ihm die Tränen in den Augen standen. „Choji klagte bereits den ganzen Tag über Kopfschmerzen. Als er dich treffen wollte, ist er vor der Haustür zusammen gebrochen. Die Medi-Nin waren sofort hier und haben ihn mitgenommen. Er…er hat von seiner Mission eine Hirnblutung und liegt nun im Koma…es steht nicht gut um sein Leben. Die Ärzte geben ihm nur…nur…25%...“ Nun brach auch Herr Akimichi ab und lies seinen Tränen den freien Lauf, doch Ino bemerkte es nicht. Sie war erstarrt, erstarrt vor Kälte und Angst. Endlich hatte sie jemanden gefunden den sie lieben konnte, doch dieser kämpfte gegen den Tod. ________________________________________ Trotz des langsamen Ganges war Ino als könnte sie nicht atmen. ‚Leichenhalle’ schien ihr ununterbrochen entgegen. //Leichenhalle…Leichenhalle…Moment, Leichenhalle?//, brach es in Inos Kopf zusammen und sie schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn. Verdammt, hier war sie doch vollkommen falsch. Seufzend drehte sie sich auf ihren Absätzen um und ging den Gang zurück. Leichenhalle, wie war sie nur darauf gekommen dorthin zu gehen? Nein, ihr Choji lag nicht in der Leichenhalle, sondern war, zumindest laut Arzt, endlich aus seinem Koma erwacht. Doch die Kälte in ihrem Inneren blieb. Es war so irreal, dass er nun wieder aufgewacht war, wo die Chancen doch so schlecht standen. Langsam schritt sie den Gang entlang den sie gekommen ist und bog, kurz vor der Eingangshalle, in einen weiteren Gang ein. Hier war die Station der Komapatienten auf welcher auch noch Choji lag. Mit einem dicken Kloß im Hals und einem unguten Gefühl im Magen, ging sie den nun in sanften Grüntönen gehaltenen Gang entlang. Wieder wurde das Gefühl des Unwohlseins stärker, was vor allem an dem Pumpen und Piepen der Geräte aus den Zimmern lag. Täglich hatte sie es bei Choji gehört, täglich wurde ihr immer wieder bewusst, dass er bei einem totalen Stromausfall sterben würde und täglich schlief sie mit dem Pumpen der Beatmungsmaschine im Kopf ein. Sollte das nun endlich vorbei sein? Inos Herz klopfte hart gegen ihre Rippen als sie vor der dunkelbraunen Tür mit dem kleinen Schild „Choji Akimichi“. Zögernd hob sie die Hand um anzuklopfen, lies sie dann aber doch gleich wieder auf die Türklinke sinken. Sie wurde sowieso erwartet, warum also extra Zeit verschwenden und auf eine Einwilligung warten. Doch, so sehr sie es auch wollte, ihre Hand bewegte sich keinen Millimeter mehr. Ihr war so als wäre ihre Hand auf der Türklinke festgeklebt. Ihr Kopf sagte ‚Mach die Tür auf’, doch ihr Körper versagte ihr den Dienst. Was war, wenn der Arzt sich geirrt hatte? Was war, wenn Choji sie doch nicht sehen wollte? Was war, wenn er wieder ins Koma fiel? Und vor allem, was war, wenn eine Folge des Komas eingetreten war? All diese Gedanken und Ängste schnürten ihr die Kehle zu, ließen den Kloß noch größer werden. Sie konnte nicht dort rein. Es war vielleicht doch besser, wenn sie wieder gehen würde. Gerade als sie die Klinke loslassen und sich umdrehen wollte, wurde ihr die Tür von innen aus der Hand gerissen und geöffnet. Vor ihr stand ein Mann den sie schon zur genüge gesehen hatte. Ein weißer Kittel verhüllte seinen dürren Leib, das schüttere Haar war mit einer, ihr unerklärlich, klebrigen und schleimigen Masse zurückgekämmt und die dicke Hornbrille saß schief auf seiner Nase. Doktor Manaka. Anfangs konnte Ino diesen Arzt absolut nicht leiden, doch in der Zwischenzeit hatte sie ihn kennengelernt und gemerkt, dass er trotz seiner äußerlichen Defizite ein sehr guter Arzt war. Ein leichtes Lächeln umspielte die dünnen Lippen des Doktors als er die blonde Frau vor sich sah. „Fräulein Yamanaka, wir haben bereits auf Sie gewartet.“, meinte er warm und trat einen Schritt beiseite, so dass Ino in das Zimmer sehen und gehen konnte. Sofort fiel ihr Blick auf den jungen, blassen Ninja zwischen den weißen Kissen und Decken. Er sah so aus wie immer, nur mit einem Unterschied. Einige der beängstigend aussehenden Schläuche waren abgenommen und, was sie am meisten freute, seine Augen waren geöffnet und auf sie gerichtet. Seine beinahe schwarzen Augen sahen erst verwundert und dann vor Freude strahlend an. Die Starre ihres Körpers löste sich, endlich konnte sie wieder laufen. So schnell Ino konnte, drängte sie sich an dem Arzt vorbei und war auch schon am Bett. „Du bist wach. Du bist wirklich wach“, murmelte sie leise wie zu sich selbst und lies sich neben dem Krankenbett auf die Knie fallen. Ein leises Schluchzen entrang ihrer Kehle. Sie hatte gar nicht gemerkt, dass sie weinte, doch die Tränen benetzten bereits ihre Wangen und ihr Kinn. So lange hatte sie darauf gewartet ihm wieder in die Augen sehen zu können, sein Lächeln zu sehen und seine Stimme zu hören und nun war es endlich soweit. Alle Dämme in ihr brachen und sie begann haltlos zu schluchzen. Ihre Finger krallten sich in der weißen Decke fest und warme, weiche Finger schlossen sich um ihre Hand. Verwundert hob sie den Kopf und sah in ihr geliebtes lächelndes Gesicht. „Ich liebe dich“, flüsterte sie leise und wurde rot. Endlich hatte sie es gesagt, endlich wusste er von ihren Gefühlen. Doch, würde er sie abweisen oder ihre Liebe erwidern? Aufmerksam sah Ino in das Gesicht Chojis, welcher sie erst geschockt und dann, sehr zu Inos Freude, sehr liebevoll ansah. „Ich dich auch“, murmelte er leise und zog die junge Frau mit einer Kraft zu sich aufs Bett, welche sie nicht nach dem Aufwachen von ihm erwartet hätte. Überrascht sah sie in das Gesicht, welches plötzlich nur Millimeter vor ihr war und immer näher kam. Wie von selbst schlossen sich ihre Augen. Chojis weiche Lippen streifen erst sanft die Ihren, bevor sie sich auf ihre legten und sie gefangen nahm. Ein Gefühlsorkan explodierte in ihrem Magen. Es fühlte sich anders an als ihre bisherigen Küsse, so richtig. Glücklich seufzte Ino auf und schmiegte sich an den warmen Körper unter sich. Nun war sie sich absolut sicher. Choji war der Richtige für sie. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)