Schicksal der Nacht von SweetyMugi ================================================================================ Kapitel 1: Das Mädchen auf der Straße ------------------------------------- Gähnend ging Damian White durch die Gänge der Jägervereinugung. Warum musste er ausgerechnet heute Nachtschicht haben. "Du bist zu spät." begrüßte ihn eine scharfe Stimme, als er zur Tür hinaus trat. Zweigstellenleiterin Kasumi Furuya stand leicht angenervt im Türrahmen. Auf einem Stuhl neben ihr saß eine ungeduldig aussehende Vampirin. Damian's Laune sank noch tiefer als er in die roten Augen des Mädchens sah. Er konnte die Wesen der Nacht nun mal abgrundtief nicht leiden. "Nun mach nicht so ein Gesicht." seufzte seine Chefin. Natürlich wusste sie genau was in Damian vorging, aber sie versuchte trozdem immer wieder ihm zu zeigen wie nett diese Monster sein sollten. Damian glaubte ihr kein Wort. Ihm wäre lieber gewesen wenn seine Kollegin Hime die Nachtschicht übernommen hätte, aber die mied Vampire ja noch mehr als er. Beziehungsweise ihr wurde es gestatet im Gegensatz zu Damian. Kasumi klatschte in die Hände und stand auf. Das hieß wohl, auf gehts. Die drei verließen das große Gebäude der Jägervereinugung. Wie jede Nacht machte eine Gruppe Jäger einen Rundgang durch die ganze Stadt. Seit ein Vampir vor vier Jahren in Tokio eine Blutparty gefeiert hatte, fühlten sich die Bewohner nur noch sicher wenn sie sich unter dem Schutz der Vereinigung wussten. Seine Chefin schien diese Aufgabe sehr ernst zu nehmen, obwohl sie erst 22 Jahre alt war. Er selbst war noch ein Schüler. Mit seinen gerade mal 16 Jahren hatte er noch nicht mal seinen Schulabschluss in der Tasche. Schulabschluss, da fiel ihm ein das er morgen ja wieder zur Schule musste. Gewiss würde er im Unterricht einschlafen, so wie es ihm schon oft passiert war wenn er Nachts auf Patroullie gewesen war. Seine Lehrer verstanden das natürlich nicht, aber was hatte er erwartet?! Neben sich sah er wie Kasumi ihre Jacke etwas weiter zuknöpfte. Ja, es war kalt heute Nacht. Aber für eine Februar-Nacht war das auch nichts besonderes. Eisige Feuchtigkeit schwang in der Luft mit und der Braunhaarige hatte das Gefühl es könnte jeden Moment zu regnen anfangen. Er hatte sich wirklich nicht den besten Tag ausgesucht. Nun ja, jedenfalls war es heute ruhig. Sie hatten gerade mal einen Viertel der Stadt durchstreift bis die blonde Vampirin, deren Name übrigens Daphne war, stehen blieb. "Wartet mal kurz." sagte sie und wirkte plötzlich etwas angespannt. "Hier ist etwas." Mit diesen Worten lief sie los. Auch Damian und Kasumi folgten ihr, wobei der junge Schüler etwas Schwirigkeiten hatte. Nicht das er nicht sportlich war, ganz im Gegenteil sogar, aber Vampire waren nun mal verdammt schnelle Geschöpfe. Deswegen war Sport das A und O eines Vampirjägers. Damian selbst belegte einen Judo-Kurs und spielte Fußball. Als er seine Kolleginnen endlich eingeholt hatte, bot sich vor ihm ein grässliches Bild. Auf dem ersten Blick war es nicht mehr als eine große Blutlache in dem Fetzen von, er wusste nicht genau was, lag. Erst als er näher hinsah, konnte er ein Mädchen erkennen. Ihr Körper war mit so vielen feinen und groben Wunden übersäht, das es aussah als wäre sie durch einen Fleischwolf gelaufen. Aber immerhin war sie noch in einem Stück, dachte der Junge angespannt. Ihre Haarfarbe konnte er nicht mal erahnen, denn die klebrigen Strähnen waren voll und ganz in Blut getränkt. Von der Kleidung des Opfers konnte man auch nicht mehr viel erkennen. Fetzen hingen hier und da noch herum aber durch das ganze Blut war schwer festzustellen was nun Haut, Kleidung oder noch was ganz anderes war. Da fiel Damian noch etwas anderes auf. In ihrem Bein steckte ein Pfeil. Ein seltsam aussehender Pfeil. "Kasumi, sieh mal." machte er seine Chefin darauf aufmerksam und zog den Pfeil mit aller Kraft heraus. Ein seltsames Muster war darauf zu sehen. Wenn er es nicht genauer wüsste, würde er sagen, dieser Pfeil würde sogar einem Jäger gehören. Doch mit diesen Mustern konnte er nichts anfangen. "Lasst mich mal sehen." mischte sich seine vampirische Kollegin plötzlich ein und zog ihm den Pfeil aus der Hand. Gleich jedoch ließ sie diesen auch schon wieder fallen und fluchte vor sich hin. Auf der Haut ihrer rechten Handfläche breiteten sich leichte Brandblasen aus. Der Pfeil war also mit Weihwasser getränkt worden. Aber warum sollte man einen Pfeil... da ging Damian ein Licht auf. 'Kasumi, ich glaube.. sie ist ein Vampir.' wollte er seine Vermutung laut aussprechen. Es würde sonst keinen Sinn ergeben. Einen mit Weihwasser getränkten Pfeil würde man doch nur für die Wesen der Nacht benutzen. Vor allem wenn man verhindern wollte, das diese wegliefen. Also konnte es nur ein Vampir sein. Gerade wollte er seine Entdeckung mit den anderen beiden teilen als Daphne schon wieder zu sprechen begann. "Kasumi, dir ist klar was sie ist oder?" Ein Nicken von ihr bestätigte, das auch sie wusste, was sie da vor sich hatten. Natürlich, wie hätte der junge Jäger auch denken können, das er mal etwas entdeckt hatte, was die anderen nicht bemerkten. Nein, dafür hatte er noch viel zu viel zu lernen. Jetzt blieb noch die Frage offen, was sie mit ihr machten. Damian wäre es nur lieb gewesen, wenn sie dieses Mädchen einfach hier liegen und sterben lassen würden. Aber für Moralapostel Kasumi war das wahrscheinlich unmöglich. "Ich glaube, ich habe eine weitere interessante Entdeckung gemacht." sprach die Vampirin ruhig weiter während sie sich mittlerweile zu der Verletzten gekniet hatte. Langsam tauchte sie ihren rechten Zeigefinger in die Blutlache und schnupperte schließlich daran. Dann, ganz sacht, berühte sie mit ihrer Zungenspitze das Blut an ihrem Finger. Sofort spuckte sie es wieder aus. "Reinblütig!" hustete sie während sie ihren Finger über ihre Hose wischte. "Das heißt, wir können sie hier nicht liegen lassen." sprach Kasumi währenddessen. "Daphne, wir sollten sie mitnehmen. Sobald sie sich erholt hat, können wir sie zu ihrer Familie zurück bringen." Auch das noch. Innerlich stöhnte Damian leicht genervt auf. Reinblüter waren ansträngend. Nicht nur, das sie die giftigesten Vampire aller Zeiten waren und jeder Biss zu hundertprozentier Warhscheinlichkeit zu einer Verwandlung führte, nein, diese Mistviecher durften noch nicht einmal getötet werden. Nur wenn sie eine klare Bedrohung der Menschheit darstellten, durfte man die Hand gegen sie erheben. Und es war mehr als offensichtlich das dieser zerfetzte Vampir bestimmt alles war, aber keine Bedrohung für überhaupt irgendwen. So war es auch nich verwunderlich das Daphne sie hochhob und sie alle zurück zum Vereinigungsgebäude gingen. Als Damian am nächsten Tag gemeinsam mit seiner Kollegin Hime Hinasaki von der Schule nach Hause ging, wurden sie von Kasumi bereits erwartet. Mit 'Zuhause' war natürlich nichts anderes als die Vereinigung gemeint, schließlich waren seine Eltern schon lange tot. Hime verabschiedete sich mit den Worten, sie müsse noch Hausaufgaben machen und ließ ihn somit mit der Chefin allein. Blöde Kuh, dachte er während er Kasumi ins Innere folgte. "Die Vampirin von gestern scheint sich gut zu erholen, allerdings hat sie noch kein Wort gesprochen." ließ sie verlauten. Ah, also war dieses Mädchen mittlerweile wach. "Sie scheint auch nicht ganz zu verstehen wo sie hier ist, aber ich nehme an, sie ist einfach durcheinander." "Und was hat das mit mir zu tun?" fragte Damian vorsichtig, in der Hoffnung sie würde mit 'nichts' antworten. Aber natürlich hatte er falsche Hoffnungen gehabt. Er sollte sie zu dieser Vampirin begleiten und zwar jetzt gleich. Warum verstand Kasumi nicht, das ihm die Gesundheit eines Monsters egal war. Er war der Vereinigung doch nur beigetreten um diese Vicher kalt zu machen, nicht um sie zu retten. Doch er hatte ja sowieso keine Wahl. Hatte sich die hellbraunhaarige Leiterin einmal etwas in den Kopf gesetzt, gab es nur wenige Leute die sie davon abbringen konnten und Damian gehörte ganz sicher nicht zu diesen Auserwählten. Als sie das Zimmer betraten, bemerkte er sofort das alle Vorhänge sorgfältig zugezogen waren. Immerhin war Sonnenlicht die tötlichste Waffe gegen Vampire, kurz gefolgt von geweihtem Wasser. Das Zimmer war schlicht und die Wände waren weiß. Möbel standen in diesem Zimmer kaum, was aber nicht verwunderlich war, immerhin gehörte es zur Krankenstation der Vereinigung. Diese waren oft nur mit einem kleinen Tisch, zwei Stühlen und ein oder mehr Krankenbetten bestückt. In genau so einem Krankenbett saß die traurige Gestalt von gestern. Über die Hälfte ihres Körpers waren mit weißen Bandagen bedeckt, aber immerhin konnte man mittlerweile erkennen das ihre Haare leuchtend weiß waren. Wenn man genauer hinsah bemerkte man sogar einen kleinen lilanen Schimmer darin. "Sie isst ganz fleißig, aber Blut hat sie bis jetzt noch nicht angerührt. Vermutlich verheilen ihre Wunden deshalb so langsam." sprach Kasumi als sie wohl bemerkt hatte, wie neugirig Damian alles betrachtete und sein Blick auf ihren Bandagen stehen blieb. Er hatte immer gedacht, Reinblüter seinen unsterblich, aber vielleicht würde das Mädchen ihn ja vom Gegenteil überzeugen. Obwohl.. sie hatte zwar Bandagen aber kaputt und wie eine Leiche sah sie nicht mehr aus. Als sie aufschaute konnte man gut die leuchent rote Augen sehen. Ein bisschen verblasst sahen die schon aus, aber das lag warscheinlich daran, das dieses Mädchen noch kein Blut zu sich genommen hatte. "Was soll ich jetzt hier?" fragte Damian und sah zu seiner Chefin. Diese erklärte ihm, sie habe beschlossen das er sich um sie kümmern sollte. "WAAS?" rief er empört. Das ging nun wirklich zu weit. Vampire in seinem Kollegium zu akzeptieren war schon schwer genug, aber jetzt auch noch auf eine Reinblüterin aufzupassen war nun wirklich zu viel verlangt. "Kasumi, bei allem Respekt du weißt doch genau das ich.." fing er an doch die Braunhaarige unterbrach ihn. "Du kannst dich nicht ständig hinter der Geschichte deiner Vergangenheit verstecken Damian. Du musst lernen, das diese Welt nicht nur aus schwarz und weiß besteht. Nicht alle Vampire wollen gleich jeden Menschen töten, der ihnen über den Weg läuft." Immer dieselbe Predigt. Langsam konnte der Junge das nicht mehr hören. Warum konnte Kasumi ihn nicht einfach in Ruhe lassen damit. "Du packst das schon. Ich muss mich jetzt um einen Vorfall in der Weststadt kümmern." sagte sie und verabschiedete sich. Damian stand nun allein im Zimmer der Vampirin. Was sollte er jetzt tun?! Wenn er jetzt einfach gehen würde, würde Kasumi ihn gewiss wieder suspendieren und das wollte er auf keinen Fall. Schließlich wollte er stark genug werden um die Wesen der Nacht ein für alle mal loszuwerden. Vielleicht wäre es das Beste, herrauszufinden wer genau der für ihn ungebetene Gast war. So nahm er sich einen Stuhl und setzte sich neben ihrem Krankenbett. "Darf man fragen wie du heißt?" fragte er nachdem ihm die Rotäugige eine halbe Ewigkeit angestarrt hatte. Eine Antwort bekam er allerdings nicht. Stattdessen starrte sie ihn nur weiter an. Gerade als Damian dachte, sie würde sowieso nicht mehr antworten konnte er eine leichte, zögerliche Stimme vernehmen. "I-ich.." sprach das Mädchen vor ihm vorsichtig. Als hätte sie Angst das Sprechen könnte schmerzen. "I-ich.. weiß nicht.." Wie jetzt? Verwirrt sah Damian sie an. In ihren Augen bildeten sich kleine rote Tränen. Also stimmte es wohl, das Reinblüter blutrote Tränen weinten. "Ich weiß nicht.." wiederholte sie noch einmal und sah sich hilfesuchent um bis sie Damians Augen fand. An diesen blieb ihr Blick heften. "W-wo bin ich..? W-wer bin ich..?" Ihre Hände krallten sich in die Bettdecke unter der sie saß. Mit so einer Situation hatte Damian nicht gerechnet. Er hatte eigentlich damit gerechnet, das sie total arrogant war und deswegen noch kein Wort vorher gesprochen hatte. Doch so langsam merkte Damian das sie verunsichert war. Sie hatte offensichtlich eine Amnesie. Innerlich stöhnte der Jäger genervt auf. Soviel zu der Idee, sie bald nach Hause schicken zu können. "Ich hab noch nie erlebt, das auch Vampire unter Gedächtnisverlust leiden können.." sprach er seine Gedanken ungewollt laut aus. Die Weißhaarige sah ihn nur fragend an. "Was sind denn 'Vampire'?" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)