Magnetismus von GingerSnaps ================================================================================ Kapitel 35: Pride ----------------- „Was bildet diese Frau sich eigentlich ein?“ knurrte Derek und warf die Autotür hinter sich zu: „Hey, Grumpy! Jetzt beruhige dich doch erst mal. So schlimm war es doch gar nicht.“ versuchte Stiles ihn zu besänftigen: „Vielleicht hat Alicia ja auch mit einigem, was sie gesagt hat Recht?“ Das wollte Derek nun wirklich nicht hören! Gerade kamen er und Stiles nämlich von einem Abendessen bei Alicia und Linda, den Müttern von Moesha, der neuen Freundin von Loba wieder und ihre Tochter hatten sie zu einem Übernachtungsbesuch dort gelassen. Zu sagen, Alicia und Derek hätten sich an diesem Abend nicht ganz so gut vertragen, wäre wohl die Untertreibung des Jahrhunderts gewesen, denn diese beiden waren sich über absolut nichts einig. „Wie bitte?“ polterte Derek darum nun auch erbost los: „Hast du nicht gehört, was diese Frau alles gesagt hat? Ob wir mit Loba spanisch sprechen würden? Ob wir ihr denn auch Raum geben würden, ihr Latina-Erbe zu erforschen? Was ist das denn für ein hirnverbrannter Schwachsinn? Ich meine, wir können doch froh sein, dass unsere Tochter überhaupt das Sprechen gelernt hat, oder nicht? Ist Zweisprachigkeit da nicht ein bisschen überambitioniert? Und ihr Latina-Erbe? Was soll damit sein? Wir wissen ja nicht einmal genau, wo sie herkommt; ob nun aus Mexiko, oder von irgendwo anders her? Was gibt es denn da großartig zu erforschen? Sie ist unsere Tochter und das ist doch schließlich alles, was zählt! Dieses Weib tut ja gerade so, als seien du und ich so eine Art... `Brangelina´ , oder so, die aus einer Laune heraus auf jedem Kontinent ein Kind adoptieren! Dabei war das mit Loba doch ganz anders. Wir haben sie doch nicht gewaltsam irgendwo entwurzelt, verdammt! Wir haben sie aufgenommen, weil sie niemand anderen hatte und dann haben wir sie liebgewonnen! Was bildet diese Frau sich eigentlich ein, über uns zu urteilen?“ „Ach komm´ schon, Derek! Du nimmst das zu persönlich! Alicia ist eine stolze, schwarze Frau, die ihr Erbe ehrt. Sie meint es doch nur gut mit Loba! Und was wäre so schlimm daran, wenn wir unserer Kleinen etwas über Mexiko oder so erzählen würden? Bei der gegenwärtigen politischen Stimmung hier im Land wird unsere Tochter früher oder später mit Sicherheit einmal von irgendeinem verbretterten Vollidioten gefragt werden, ob sie in diesem Land geboren wurde, oder ob sie legal hier ist, oder was auch immer und dann sollte sie darauf eine gute Antwort haben, findest du nicht auch? Und irgendwann wird ihr beim Blick in den Spiegel ja vielleicht auch auffallen, dass sie anders aussieht, als wir zwei Weißbrote!“ Stiles hatte möglicherweise Recht. Derek HASSTE es, wenn er Recht hatten! „Es spielt keine Rolle, ob ihre Haut braun ist, oder ihre Haare und Augen schwarz sind. Sie ist unser kleiner Engel! Sie ist wundervoll, lieb, bildhübsch und vollkommen! Und jedem, der etwas anderes sagt, oder der gemein zu ihr ist, dem reiße ich den Arsch auf!“ knurrte er. Wieso grinste Stiles denn jetzt? Und nun beugte er sich auch noch zu einem Kuss zu ihm hinüber und erklärte: „Ich liebe dich, Mann! So sehr! Aber du wirst nicht Lobas Leben lang an ihrer Seite stehen, um sie zu beschützen, Derek. Und das bedeutet, dass wir Loba stark gegen Angriffe von außen machen müssen, verstehst du?“ „Mir behagt es trotzdem nicht, dass unsere Tochter jetzt bei diesen Frauen zuhause ist. Wer weiß, was sie ihr gerade einflüstern? Vielleicht wettern sie genau in dieser Minute gegen uns; diese beiden ahnungslosen Volltrottel, die sich einbilden, sie könnten ein Kind großziehen!“ murrte Derek. Stiles schüttelte den Kopf: „Warum sollten sie den so etwas tun? Sie wissen selbst doch am besten, dass es gleichgeschlechtliche Elternpaare schwerer haben, als alle anderen. Warum sollten sie uns denn noch weitere Steine in den Weg legen wollen? Das ist doch Unsinn!“ „Aber diese Alicia ist feindselig! Ich denke, sie mag keine Männer!“ knurrte Derek finster. „Du hast dich auch nicht gerade von deiner charmantesten Seite gezeigt, mein Liebster!“ stellte Stiles fest. „Solltest du als mein Gefährte nicht irgendwie auf meiner Seite sein?“ murrte Derek beleidigt. Stiles seufzte schwer: „Ich bin immer auf deiner Seite! Aber unsere Tochter hat zum ersten Mal in ihrem Leben eine Freundin und wie es aussieht haben die beiden Mädchen sich richtig gern. Ohne Scott hätte ich die Schulzeit vermutlich niemals überstanden und das will ich für Loba auch; jemanden, der zu ihr hält, ganz gleich, was passiert! Und darum sollten wir alles dafür tun, dass sie das auch haben kann. Und wenn du dich dafür mit einer afroamerikanischen Amazone gut stellen musst , die dir altkluge Ratschläge gibt, dann ist das wohl nicht zu viel verlangt, oder? Außerdem haben Moeshas Mütter ja auch wirklich mehr Erfahrung in Sachen Kindererziehung als wir! Wir können möglicherweise sogar von ihrem Rat profitieren, denkst du nicht?“ Derek markierte den bösen Wolf, knurrte und verrenkte sich die Augenbrauen, doch glücklicherweise wusste Stiles ganz genau, wie er ihn wieder aufheitern konnte: „Hör mal, Liebling!“ säuselte er: „Es ist eine Samstagnacht, wir können morgen früh ausschlafen und wir müssen nicht leise sein, weil ein Kind in der Nähe ist. Sollten wir diesen Umstand nicht irgendwie ausnutzen?“ Derek wollte an seinem Ärger festhalten. Das wollte er wirklich, denn im Grunde liebte er es, sauer zu sein. Aber Stiles liebte er mehr! Außerdem war die Aussicht, welche sein Geliebter ihm gerade eröffnet hatte, war einfach unwiderstehlich und darum lächelte er. Und jedes Mal wenn Derek lächelte, fühlte sich Stiles, als wenn nach einem endlosen, öden Regentag der Himmel aufriss und die Sonne alles wieder golden machte! Sie starteten den Wagen und überschritten auf dem Weg nachhause tüchtig die zulässige Höchstgeschwindigkeit in geschlossenen Ortschaften! Das Paar hatten sich den Wecker auf zehn gestellt; eigentlich eine gute Zeit um aufzustehen, doch nun brummten sie beide unzufrieden vor sich hin und das lag daran, dass es gestern reichlich spät geworden war. Verschlafen schlurften sie gemeinsam ins Bad und stellten sich erst mal für eine lange Zeit Arm in Arm unter die heiße Dusche, bis sie endlich bereit waren, dem neuen Tag ihr schönstes Lächeln zu zeigen. Nachdem Stiles und Derek sich angezogen und ein kleines Frühstück eingenommen hatten, machten sie sich auf den Weg, um ihre Tochter wieder abzuholen. Derek hatte zwar vorgeschlagen, er könne auch im Auto warten, doch das hatte Stiles ihm nicht natürlich durchgehen lassen und so klingelten sie nun an der Tür von Moeshas Müttern. Ihnen wurde von einer gut gelaunten Linda geöffnet, welche sie aufforderte: „Kommt doch rein, Jungs. Der Kaffee ist gerade fertig und die Mädchen haben offensichtlich eine kleine Überraschung für uns Vier.“ Also folgten sie der Frau, welche in so vielen Punkten das genaue Gegenteil zu ihrer Lebenspartnerin darstellte, ins Innere des Hauses. Linda war eher ruhig, bescheiden und zurückhaltend, ziemlich schmal und klein, mit feinem, kurzem, blondem Haar und heller Porzellanhaut, mit einigen Sommersprossen und vielen kleinen Mimikfältchen, welche verrieten, dass sie gern lachte. Neben der großen, kraftvollen, dunkelhäutigen, ein wenig grimmig dreinschauenden Alicia wirkte sie beinahe winzig. Derek hatte so gehofft, dass das hier schnell gehen würde; Loba ins Auto laden und dann nichts wie weg, doch ihm blieb einfach nichts erspart! Diese blöde Alicia drückte ihm eine Kaffeetasse in die Hand und wies ihm einen Platz auf de Sofa zu. „Die Mädchen haben sich gestern den ganzen Abend im Zimmer eingeschlossen und irgendetwas vorbereitet. Sie wollten uns nicht verraten was los ist, aber sie planen offensichtlich eine kleine Showeinlage für uns; ihr geneigtes Publikum!“ verkündete Linda fröhlich. Kaum hatten die Erwachsenen Platz genommen, forderte Moesha vom Kinderzimmer aus rufend: „Ihr müsst alle Vorhänge zuziehen und das Licht ausmachen!“ Sobald Linda diesen Anweisungen gefolgt war, ertönte laute Musik, welche Stiles als `Wannabe´ von den `Spice Girls´ identifizierte. Die Tür des Kinderzimmers klappte zu und die Mädchen näherten sich, den Text dieses alten Stücks lauthals mitsingend, über den Flur dem Wohnzimmer. Dort angekommen knallte Moesha die laut plärrende Boombox auf den Tisch vor die Erwachsenen, stellte sich neben Loba und die beiden begannen eine einstudierte Choreografie zu tanzen. Die Mädchen hatten sich großartig zurecht gemacht, viel zu viel Make-Up aufgelegt, sich die Haare toupiert, so dass diese wild in alle Richtungen abstanden und sie hatten überdies irgendein Glitzerspray hineingegeben. Sie hatten sich außerdem verkleidet und trugen nun identische Kleidung, auch wenn sie an den Mädchen sehr unterschiedlich wirkte. Sie hatten untenherum schwarze Leggins an, die an Loba dürren Beinen herum schlackerten, während Moeshas stämmige Schenkel sie gut ausfüllten. Oben trugen sie weiße Oberhemden, die sie unter der Brust geknotet hatten, so dass sie bauchfrei waren. Moesha hatte eindeutig Rhythmus im Blut, tanzte was das Zeug hielt und ihr rundes, braunes Bäuchlein wackelte dabei lustig mit. Loba wirkte daneben eher ein klein wenig schlaksig und ungelenk, aber das machte überhaupt nichts, denn beide Mädchen schienen so glücklich und zufrieden mit sich und der Welt, dass das gar nicht ins Gewicht fiel. Stiles war total begeistert von dem Anblick der tanzenden Mädchen und insbesondere davon, wie gelöst und fröhlich seine Tochter wirkte. Am liebsten hätte er vor Entzücken gerufen, gepfiffen oder laut gelacht, doch er wollte die Mädchen nicht verunsichern. Weil seine Begeisterung aber dennoch irgendein Ventil brauchte, krallte er sich mit beiden Händen schmerzhaft an Dereks Oberarm fest und ließ sich auch nicht davon stören, dass sein Gefährte ihm dafür einen überaus bösen Blick zuwarf. Die Mädchen hatten noch für vier weitere Lieder Choreografien vorbereitet und am Ende wurde es fast ein wenig akrobatisch, denn es gab Hebefiguren, bei denen die stämmige, kleine Moesha Loba über ihren Kopf stemmte und in einem Fall auch beinahe fallen ließ. Nachdem die Show dann beendet war, nahmen die Mädchen huldvoll den frenetischen Applaus ihres Publikums entgegen und verbeugten sich. „Das habt ihr so toll gemacht!“ rief Stiles hinterher begeistert aus und streckte Arme nach seiner Tochter aus. Diese sprang ihm auch sogleich auf den Schoß und wurde zur Belohnung stürmisch gedrückt und geküsst. Dann blickte sie fragend zu ihrem anderen Vater auf, der zu solchen Überschwang natürlich nicht fähig war, doch er zeigte sein strahlendstes Lächeln und für Loba, die den alten Griesgram ja mittlerweile ein wenig kannte, war das mehr als genug. Das Mädchen war selig! Und nun hatte sie ihren Vätern auch noch etwa zu berichten: „Im Sommer nehmen mich Alicia, Linda und Moesha zu einem gaaaanz großen Fest mit. Es findet mitten auf der Straße statt und ist ganz weit weg!“ Dereks Kopf schnellte misstrauisch herum und auch Stiles blickte Moeshas Mütter gespannt an, was es damit wohl auf sich hatte. Kleinlaut vor Verlegenheit korrigierte Alicia: „Wenn deine Dads es erlauben, haben wir gesagt, Loba!“ und an Stiles und Derek gerichtet fügte sie hinzu: „Wir drei werden im Sommer zum Pride March nach San Francisco fahren und Moesha würde sich sehr freuen, wenn ihre Freundin mitkommen könnte.“ Der Blick, den die Frau Derek nun zuwarf verriet, dass dieser nicht der einzige war, der sich verunsichert fühlte, sondern dass dieses Gefühl auf Gegenseitigkeit beruhte. Beinahe schon schüchtern fügte sie hinzu: „Für Loba wäre es bestimmt auch gut, wenn die sehen würde, dass es viele von uns gibt. Wir würden mit ihr im Block mit anderen gleichgeschlechtlichen Eltern laufen. Es würde vielleicht Lobas Selbstbewusstsein stärken?“ Es musste Dereks Verunsicherung zuzuschreiben sein, was er als nächstes sagte und dem Umstand, dass er ganz offensichtlich glaubte, etwas beweisen zu müssen, denn er schlug allen Ernstes vor: „Warum fahren wir denn dann nicht alle zusammen?“ Stiles fiel vor Schreck beinahe sein Kaffeebecher aus der Hand und Loba jubelte und fiel ihrem großen Daddy um den Hals. „Vielen Dank, Liebling!“ sagte Stiles überwältigt: „ Es wäre ehrlich ein Traum für mich, mit meiner Familie bei der zur größten Pride-Parade der Welt zu mitzumarschieren!“ Derek schluckte und schien von seinem eigenen Vorschlag überrumpelt: „Gerne doch, Baby!“ behauptete er und entweder ignorierte Stiles den falschen Unterton in der Stimme seines Geliebten, oder er hörte ihn wirklich nicht. Die nächsten Wochen und Monate plätscherten leise und ereignislos vor sich hin. Stiles ging morgens in die Uni, Loba zur Schule und Derek war aus irgendeinem Grund hochzufrieden damit, den Hausmann zu spielen. Es gab keine Dramen, keine Monster, keine Toten oder Verletzten... so konnte das Leben wirklich weitergehen! Und dann war es ganz plötzlich da; das letzte Wochenende im Juni und Derek verfluchte sich selbst und sein blödes, großes Maul! Er hatte ein wenig recherchiert. Zum CSD in San Francisco wurden in diesem Jahr zwei Millionen Menschen erwartet, dabei konnte Derek die meisten Menschen überhaupt nicht leiden! UND SCHON GAR NICHT WOLLTE ER MIT ZWEI MILLIONEN VON IHNEN EINE PARTY FEIERN! Was hatte er sich denn bloß dabei gedacht? Die Antwort darauf war ganz einfach: Er hatte überhaupt nicht gedacht! Er hatte lediglich Stiles glücklich machen wollen, indem er ihm bewies, dass er ein guter Vater war, denn irgendwie hatte dieser kleine Mensch ihn fest in seiner Hand, seit sie ein Paar waren und normalerweise störte Derek das nicht einmal. Nur jetzt, wo er sich selbst in diesen Schlamassel befördert hatte; da störte es ihn sehr. Es war Freitagmorgen, der vierundzwanzigste Juni 2017; noch ein Tag, ehe es ernst wurde! Wie jeden Morgen kochte Derek Kaffee für Stiles und sich selbst und einen Kakao für Loba. Außerdem bereite er für die beiden Lunchpakete vor. Am Anfang hatte Stiles ihn dafür belächelt, doch mittlerweile freute er sich jedes Mal, wenn er morgens eine braune Papiertüte in die Hand gedrückt bekam. Noch war alles gut, doch morgen Mittag würden Stiles, Loba und er selbst sie sich ins Auto setzen und ihn eine sehr große Stadt fahren. Derek könnte immer noch behaupten, dass er krank sei, nahm er sich vor! Nur das seine Spezies nun mal nicht krank wurde, verdammt nochmal und eine andere Ausrede wollte ihm einfach nicht einfallen! Wie immer konnte Derek vor Stiles seine wahre Verfassung nicht lange verbergen, dabei verfügte der Mensch ja nicht einmal über Werwolfsinne! „Wir werden eine wunderschöne Zeit in San Francisco haben, Liebling! Mach dir keine Sorgen!“ versicherte Stiles, bevor er an diesem Morgen aufbrach und verabschiedete sich mit einem extra-dicken Kuss. Damit diese Prognose eintreten konnte, musste Derek jedoch erst einmal seinen Stresspegel enorm senken, also würde er nun Sport treiben! Er schnappte sich seine Turnschuhe, fuhr hinüber ins Naturschutzgebiet und begab sich auf einen ausgedehnten Waldlauf. An einem Baum machte er dann später Klimmzüge und dann ging es hinunter auf den Waldboden, um ein paar Dutzend Liegestütze zu absolvieren. Danach ging es dem Werwolf schon wieder ein wenig besser. Bis er an zwei Millionen Menschen dachte, die auf der Straße tanzten und an sich selbst mittendrin in diesem ganzen Trubel. Da wurde ihm dann wieder ganz schlecht! Derek fuhr also wieder nachhause, erledigte ein paar Hausarbeiten und machte sich dann ans Kofferpacken, wobei er darauf achtete, für Stiles nach Möglichkeit nur Rollkrägen und ähnlich hochgeschlossene Kleidungsstücke einzupacken. Da unten in Frisco sollte bloß keiner auf die Idee kommen, sein Gefährte sei noch in irgendeiner Weise auf dem Markt und verfügbar! Als Stiles von den Vorlesungen wiederkam, packte er als erstes den Koffer wieder aus und ersetze alle ihm zugedachten Jeans durch engere Modelle und alle Rollkragenshirts, durch tiefe V-Ausschnitte und Tanktops. Derek stand im Türrahmen, beobachtete die Szene und knurrte leise, doch er wurde ganz einfach ignoriert. Loba hatte ebenfalls ein Veto bezüglich der Kleider, die ihr großer Dad für sie ausgewählt hatte und sie nahm noch einige Veränderungen vor. Am Samstag nach dem Mittagessen machten sie sich dann schließlich auf den Weg und Moesha und ihre Mütter fuhren im eigenen Wagen hinter ihnen her. Für Derek gab es nun keinen Weg mehr zurück! In San Francisco angekommen machten die beiden Elternpaare mit ihren Töchtern zunächst einen kleinen Bummel durch das Stadtzentrum. Der Abend war warm und die Stadt pulsierte praktisch vor freudiger Erwartung. Regenbogenfahnen hingen quasi vor jedem Haus und die Menschen wirkten entspannt und glücklich. „Ich will mit der komischen, klingelnden Eisenbahn fahren!“ erklärte Loba entzückt. Moesha schloss sich ihr an und die beiden quengelten so lange, bis ihre Eltern sich bereit erklärten, mit ihnen eine Tour mit der Straßenbahn zu unternehmen. Zum Abendessen kehrte die kleine Reisegruppe dann in ein gemütliches Fischrestaurant unten im Hafen mit Blick auf die Golden Gate Bridge ein. Anschließend machten sie sich auf in ihr Hotel und wie sich zeigen sollte, war es gut, dass sie ihre Zimmer schon lange im voraus gebucht hatten, denn in der ganzen Stadt waren sämtliche Unterkünfte mittlerweile ausgebucht. Sie hatten insgesamt drei Zimmer; eines für die Mädchen und je eines für die Elternpaare. Als Stiles ausgepackt hatte, ging er den Gang hinunter, um nach seiner Tochter zu sehen. Schon im Näherkommen hörte er das Jauchzen und Kichern der Kinder. Als er eintrat schauten die beiden, die bis eben noch ausgelassen auf dem Ehebett herumgehüpft hatten ihn schuldbewusst an, doch anstatt zu schimpfen, strahlte Stiles über das ganze Gesicht. Seine Tochter machte mittlerweile denselben Blödsinn, wie andere Kinder auch. Nichts hätte ihn glücklicher machen können! „Macht nur weiter, ihr zwei Rockstars! Aber wenn ihr das Hotelzimmer zerlegt, dann zahlt ihr den Schaden von eurem Taschengeld, verstanden?“ kommentierte er lachend. Bis hierhin war ja noch alles ganz gut gegangen, doch Derek graute in erster Linie vor dem nächsten Programmpunkt: Stiles und die Frauen hatten nämlich beschlossen, dass sie zur großen Eröffnungsparty wollten um dort ausgiebig zu tanzen. Derek hatte man dazu natürlich nicht befragt. Denn Derek tanzte nicht! Die laute Musik tat seinen Ohren weh! Und von den Gerüchen, welche von den verschwitzten, hormonschwangeren Leiber ausgingen, wollte er lieber gar nicht erst anfangen! Und so schlug Derek vor, als Stiles zu ihm ins Zimmer zurückkehrte: „Ich sollte vielleicht lieber hier im Hotel bei den Mädchen bleiben, oder nicht? Loba war immerhin noch nie über Nacht allein! Sie wird es vielleicht mit der Angst zu tun bekommen?“ „Klar doch! Bleib ruhig hier! Ich komme schon klar mit den ganzen liebeshungrigen Männern, die mich in diesem Club mit ihren Augen ausziehen werden. Und wenn ich tanzen will, dann suche ich mir einfach den größten und schönsten von ihnen aus, um mich ein wenig an ihm zu reiben!“ erwiderte Stiles mit einem bösen, kleinen Grinsen. „Ich hasse dich Stilinski! Das tue ich wirklich, hörst du?“ schimpfte Derek unwillig. Stiles lachte leise: „Tust du nicht! Dein Leben wäre vielleicht leichter, wenn du es könntest, aber in Wirklichkeit liebst du mich über alles!“ Der Werwolf zog den jungen Mann mit einem Ruck an sich und bestätigte geschlagen: „Stimmt!“ Er beugte sich zu einem kleinen Kuss zu seinem Gefährten herunter und wollte wissen: „Aber was ist denn nun mit Loba? Können wir sie wirklich allein lassen?“ „Wir lassen sie doch gar nicht allein! Sie wird bei ihrer besten Freundin bleiben und die Mädchen werden sich auch ohne uns königlich amüsieren. Und wenn irgendetwas sein sollte, können die beiden sich an das Hotelpersonal wenden, oder uns notfalls mit ihren Handys anrufen. Es passiert schon nichts! Loba ist schließlich kein Baby mehr!“ Dagegen ließ sich nichts sagen, stellte Derek missmutig fest. Er kam wohl nicht darum herum, Stiles zu dieser doofen Tanzveranstaltung zu begleiten. Sie verschwanden also kurz gemeinsam im Bad und zogen sich danach um. Derek war nicht glücklich über Stiles Kleiderwahl. Nein, ganz und gar nicht! In diesem Tanktop würde alle Welt dessen schöne, breite Schultern sehen, dabei waren die doch nur für IHN bestimmt! Und die enge Jeans bildete die ganzen anderen, in Dereks Besitz befindlichen Kostbarkeiten für dessen Geschmack viel zu deutlich ab! Darum antwortete er auch auf Stiles Frage, danach wie er aussähe: „Wie ein Flittchen!“ Stiles knuffte ihn mit der Faust in den Oberarm: „Hey, was soll das? Wenn du dir jetzt was anziehst, das deinen Luxuskörper schamlos zur Schau stellt, dann werde ich immerhin auch kein Theater machen. Im Gegenteil; ich werde jedem, der es nicht hören will sagen: Schaut her, Bitches! Diese ganze Herrlichkeit gehört mir ganz allein!“ Derek grinste ein wenig dümmlich, griff, derart ermuntert ebenfalls zu Jeans und Trägerhemd und warf Stiles einen fragenden Blick zu. Und anstatt einen Kommentar zu Dereks Outfit zu abzugeben, schlich sich ein lüsternes Grinsen auf Stiles Gesicht, er sprang ihn kurzerhand an, schlang dem Älteren die Beine um die Hüfte und begann ihn leidenschaftlich zu küssen. Zum Glück war Derek auf solche Übersprungshandlungen seitens seines Gefährten gefasst, denn sonst hätte es ihn möglicherweise aus dem Gleichgewicht gebracht und sie wären beide der Länge nach hingefallen. Die beiden Männer versorgten ihre Tochter noch rasch mit reichlich Anweisungen und Snacks, ehe sie und Moeshas Mütter bereit zum Aufbruch waren. Die Mädchen versicherten, dass sie bestens klarkommen würden. Sie hätten sich im Pay-TV schon einen langen Abend mit Disney-Filmen zusammengestellt und ihre Eltern sollten nun endlich verschwinden, damit sie ihre Ruhe hätten! Auf diese Weise unsanft hinauskomplimentiert, machten sich die vier Erwachsenen also auf den Weg. Stiles hatte es bereits ein-, zweimal geschafft, Derek zuhause in Beacon Hills mit ins `Jungle´ zu schleifen; dem einzigen Schwulenclub im Ort, doch die Party, die sie heute hier besuchten, hatte eine völlig andere Größenordnung. Es dauerte über eine Stunde, ehe sie überhaupt hineingelassen wurden. Die Ausmaße im Inneren waren schier gigantisch! Es gab mehrere Tanzflächen mit einer Auswahl brüllend lauter Musik unterschiedlicher Stilrichtungen und jeder Raum war versehen mit einer eigenen Bar. Und dann die Menschen! Es waren einfach viel zu viele! Derek bekam auf der Stelle Beklemmungen! Die beiden Paare entschieden sich für einen kleineren Tanzsaal mit älterem Publikum, wo Musik aus den 70er- und 80er-Jahren gespielt wurde. Derek verkrümelte sich sofort in eine Loungeecke, wo es nicht ganz so voll und laut war und blickte sich misstrauisch um. Stiles betrachtete ihn mit ein klein wenig Rührung, denn der Anblick ließ ihn an einen Hund denken, der sich bei Gewitter unter dem Bett versteckte. Zu seiner Überraschung hockte sich Alicia gleich neben den Werwolf. Scheinbar war auch sie eher von der menschenscheuen Sorte. Noch etwas, was die beiden gemeinsam hatten! Linda hingegen war da ganz anders. Und als plötzlich `It´s raining men´ von den `Weather Girls´gespielt wurde, blickten sie und Stiles sich mit leuchtenden Augen an, kreischten vor Begeisterung, liefen hinüber zur Tanzfläche und legten los. Genau so hatte Derek sich das vorgestellt; dass er hier wie ein Mauerblümchen herumsitzen würde und angesichts der Lautstärke aus den Ohren blutete, während Stiles sich köstlich amüsierte! So war es doch eigentlich immer! Blöder Mist! Eine Weile beobachtete Derek schlecht gelaunt die zuckenden Leiber der Menschen auf der Tanzfläche. Etwas später besorgte er für Alicia und sich selbst jeweils ein schamlos überteuertes Flaschenbier und weil dieses irgendwann auch wieder raus wollte, machte er sich noch eine Weile später auf die Suche nach einem Klo. Auf dem Weg dorthin wurde er viermal angemacht. Ein Typ hatte sogar die Frechheit besessen, ihm direkt in den Schritt zu packen. Kurz hatte Derek darüber nachgedacht, dem Kerl alle Finger einzeln zu brechen, doch dann hatte er sich lediglich darauf beschränkt, mit der Schulter auszuholen und den Grabscher damit aus dem Weg zu räumen, wie ein Schneepflug. Schade, dass Stiles jetzt nicht hier war, um ihn für sein persönliches Wachstum zu loben. Nach dem Klogang kehrte Derek an seinen Platz bei Alicia zurück, doch da war Stiles immer noch am Tanzen und Derek verlegte sich ganz einfach nur noch darauf zu warten, dass er endlich wieder gehen durfte! Aber dann schien Stiles sich schließlich doch noch daran zu erinnern, dass es Derek überhaupt gab, denn er kam an dessen Platz und hockte sich auf seinen Schoß und schnurrte ihm verführerisch ins Ohr: „Hey schöner Mann! Bist du öfter hier?“ „Nur wenn man mich zwingt!“ murrte Derek übellaunig: „Ach komm schon, Sourwolf! Tanzt du vielleicht mal mit mir?“ versuchte es Stiles weiter und klimperte süß mit den Wimpern. Das war Dereks Kryptonit! Und ehe er sich´s versah, hatte sein Gefährte ihn auf die Füße und hinter sich her auf die Tanzfläche gezogen. Hier blickte der Werwolf sich misstrauisch um, als erwarte er einen feindlichen Angriff, doch Stiles nahm ganz einfach sein Gesicht in seine Hände, blickte ihn aus seinen Honigaugen an und forderte: „Vergiss´ alles drum herum. Konzentriere dich bloß auf mich und meinen Herzschlag, in Ordnung?“ Und das tat Derek; er konzentrierte sich auf Stiles und dessen Herzschlag und wurde schlagartig ganz ruhig. Der DJ spielte `Time after time´ von Cindy Lauper, Derek und Stiles bewegten sich eng ineinander verschlungen sanft zur Musik und einen Augenblick lang war alles ganz einfach wunderschön! Als sie ins Hotel zurückkehrten, sahen sie als erstes nach den Kindern, doch sie stellten schnell fest, dass es diesen bestens ging. Der Fernsehapparat lief noch immer, doch die Mädchen schliefen bereits tief und fest. Sie hatten das King-Size-Bett tüchtig zerwühlt und lagen darin nun beide kreuz und quer mit ausgestreckten Gliedmaßen und zusammengesteckten Köpfen. Ihre Eltern blickten lächelnd auf die Kinder hinab. Derek schaltete den Fernseher aus, Stiles fegte mit der Hand ein paar Keks- und Chipskrümel auf den Boden und Linda deckte die beiden noch einmal richtig zu, ehe die Erwachsenen sich voneinander verabschiedeten und sich in ihre eigenen Zimmer zurückzogen. Kaum hatte Stiles die Tür hinter ihnen geschlossen, fing er an seine Kleider fallen zu lassen und Derek wollte wissen: „Was wird das den jetzt?“ „Ich habe den ganzen Abend getanzt! Ich bin total verschwitzt, also werde ich duschen gehen. Und du kommst mit, um meine schwer erreichbaren Stellen zu schrubben!“ befahl Stiles hochherrschaftlich. „Verstehe!“ erwiderte der Werwolf, zog sich gehorsam aus und folgte seinem Liebhaber ins Bad, wo sie beide erst einmal mit großer Freude gründlich herumsauten, ehe es daran ging, sich tatsächlich zu reinigen. Anschließend fielen sie erschöpft und zufrieden ins Bett, bis der Wecker sie viel zu früh am nächsten morgen weckte. Stiles wickelte sich knurrend wie ein Werwolf die Bettdecke als Lärmschutz um den Kopf. Derek schaltete den Krach aus, kraulte seinem Bettnachbarn sanft das Hinterteil und murmelte: „Willst du denn nicht aufstehen, Baby? Heute ist diese doofe Parade, zu der du unbedingt so unbedingt wolltest!“ „Mir egal! ZU FRÜH!“ maulte Stiles, doch da hämmerte auch schon ihre Tochter an die Tür und verkündete: „Hunger, Daddys!“ Derek sprang also aus dem Bett, zog sich rasch eine Hose über, deckte Stiles zu, damit die Mädchen nicht als erstes von dessen nacktem Hintern begrüßt wurden und öffnete dann die Tür: „Gib uns noch ein paar Minuten und dann gehen wir Pfannkuchen essen, ja Spätzchen?“ vertröstete er Loba. Diese Aussicht sollte ihre ständig hungrige Tochter wohl erst einmal lang genug beschäftigen, um Stiles in Ruhe wach werden zu lassen. Eine Dreiviertelstunde später saßen sie tatsächlich zu sechst in einem Pfannkuchenhaus, frühstückten ausgiebig und danach wurde es auch schon Zeit, zur Parade aufzubrechen. Der Umzug startete in der Market Street und da hier kaum ein Durchkommen war, stellten sich die beiden Elternpaare mit ihrem Nachwuchs an den Straßenrand, um zunächst einmal von hier aus zuzuschauen. Loba hüpfte auf und ab um besser sehen zu können, bis Derek sie sich auf die Schulter setzte. Natürlich wollte Moesha nicht nachstehen und ihre Mutter Alicia verblüffte Derek, indem sie das große, rundliche Mädchen mit Leichtigkeit hochhob und ihr ebenfalls diesen großartigen Aussichtspunkt auf ihren Schultern anbot. Was war diese Frau? Vielleicht eine ehemalige Weltmeisterin im Kugelstoßen oder Gewichtheben? Dereks Nase verriet ihm jedenfalls, dass Alicia lediglich ein ganz gewöhnlicher Mensch war, wenn auch erstaunlich groß und kräftig. Loba hatte noch nie so viele Menschen an einem Ort gesehen. Alles war bunt und schön und sie lachte und klatschte begeistert in die Hände. Dann setzten sich die `Dykes on Bikes´ in Bewegung; hunderte von Frauen auf schweren, lauten stinkenden, Maschinen, die hier, wie auch bei jeder anderen Pride-Parade auf der ganzen Welt den Marsch traditionell anführten. Loba war vollkommen entzückt! Den Motorrädern folgten unzählige Fußgruppen, bunt geschmückte Wägen mit wummernder Musik und tanzenden, schrill gekleideten Menschen darauf und dann natürlich noch die scheinbar endlos lange Regenbogenfahne, die von vielen Menschen getragen wurde. Und was für Derek eine Zumutung und Reizüberflutung darstellte, löste bei seiner Tochter unglaublicher Weise die reine Wonne aus. Irgendwann jedoch forderte Loba, heruntergelassen zu werden, denn sie hatte etwas entdeckt. Kaum hatte das Mädchen wieder festen Boden unter den Füßen rannte sie los, mitten durch den Festzug, auf die andere Straßenseite und Stiles folgte ihr dichtauf. Loba war es tatsächlich gelungen, hier unter Zweimillionen Fremden ein einzelnes, vertrautes und lange vermisstes Gesicht auszumachen: „Onkel Peter!“ rief sie begeistert aus und sprang dem Mann mit eine Satz in den Arm. Als Stiles Peter Hale erblickte, setzte sein Herz eine Sekunde aus und auch Dereks Onkel selbst erstarrte für einen kurzen Moment, ehe er sich wieder fasste, Loba hochnahm, ihr einen Kuss auf die Stirn drückte und sie mit: „Hey Prinzessin!“ begrüßte. Stiles musterte Peter genau. Er war in Gesellschaft von zwei schmalen, hübschen Jungs, trug Lederchaps über einer zerfetzten, hellen Jeans und obenrum nichts weiter, als einen Harness: „Ein Leather-Daddy? Das hätte ich mir eigentlich denken können, Hale!“ begrüßte Stiles Peter mit einer Spur Belustigung: „Und ist einer diese Halbwüchsigen vielleicht neuerdings dein besonderer Freund, oder wie?“ „Sie sind beide volljährig. Ich habe mir die Ausweise zeigen lassen! Und du weißt doch, ich hab´s nicht so mit `besonderen Freunden´. Solche Schweinereien überlasse ich Leuten wie dir und meinem Neffen. Ich habe lediglich Spielkameraden!“ erwiderte Peter mit jenem, für ihn typischen, frechen Zwinkern Stiles schüttelte den Kopf und Loba wollte wissen: „Wo warst du denn, Onkel Peter? Ich habe dich so vermisst!“ Der ältere Werwolf sah unbehaglich aus und schien nicht zu wissen, was er dazu sagen sollte, streichelte dem Mädchen lediglich den Kopf, bis ihn dann auch noch Stiles fragte: „Ja, Peter, wo warst du die ganzen Monate? Lebst du jetzt hier in San Francisco, oder was?“ Dereks Onkel schüttelte den Kopf: „Nein, ich bin hier nur zu Besuch, genau wie ihr. Ich dachte einfach bloß, dass ich euch allen lieber aus dem Weg gehen sollte, nach... ALLEM!“ Peter wirkte tatsächlich aufrichtig geknickt und etwas in Stiles schmolz: „Es hat mir etwas bedeutet, dass du damals im Gericht gewesen bist!“ ließ er den Älteren wissen. Peter zuckte mit den Schultern und betrachtete aufmerksam seine eigenen Schuhspitzen und so fügte Stiles hinzu: „Wenn es nach mir geht, kannst du jetzt damit aufhören, uns aus dem Weg zu gehen. Du hörst es ja; Loba vermisst ihren Onkel. Und ich wette, Malia fehlst du auch. Was allerdings der Große dazu sagt, kann ich dir nicht beantworten.“ Die Blicke von Stiles und Peter wanderten hinüber auf die andere Straßenseite zu Derek. Dessen Gesicht war zur Faust geballt war und er beobachtete die Szene genauestens. Und höchstwahrscheinlich hatte er außerdem jedes Wort mit angehört. „Ich schätze, mein Neffe braucht wohl noch ein paar Jahrzehnte, ehe er mir vergibt, was?“ stellte Peter lakonisch fest. „Schon möglich. Ich denke, wir geben ihm besser noch ein wenig Zeit!“ erwiderte Stiles, nahm Loba bei der Hand und sagte Peter zum Abschied mit vielsagendem Blick: „Spiel schön, böser Wolf! Aber treib´s nicht zu bunt!“ Dann kehrten sie zu Derek zurück. Stiles war überrascht, das Derek kein Wort zu dieser Begegnung sagte, keine Fragen stellte und sich sogar bemühte, seine schlechte Laune, die dieses Zusammentreffen ausgelöst hatte herunterzuschlucken. Derek hatte jedoch eines mittlerweile gelernt: Diese Sache, die es da zwischen Stiles und seinem Onkel gab, würde er niemals auch nur ansatzweise verstehen. Er würde es auch nicht versuchen, indem er Stiles mit Fragen löcherte, denn im Grunde war ihm klar, dass es besser für seinen eigenen Seelenfrieden wäre, wenn er die Antworten nicht kannte. Und das einzig Wichtige war, dass Stiles bei IHM und nicht bei seinem Onkel sein wollte. Sein Gefährte hatte sich zweimal für Derek entschieden; einmal als sie damals ein Paar geworden waren und dann noch einmal, als Stiles verletzt und ohne Gedächtnis gewesen war und Peter ein sehr schmutziges Spiel gespielt hatte, um den Menschen doch noch für sich zu gewinnen. Und so legte Derek ganz einfach von hinten die Arme um Stiles, küsste dessen Nacken, warf einen mitleidigen Blick hinüber zu Peter, in der Gewissheit, dass Stiles Sein war, selbst wenn dieser dies vielleicht anders formulieren würde. Endlich zog die Gruppe der homosexuellen Eltern mit ihren Kindern vorbei und dort reihten sich die San-Francisco-Reisenden ein, wie sie es geplant hatten. Und als der Wagen, der vor ihnen herfuhr `Wannabe´von den Spice Girls spielte, begannen Loba und Moesha mit jener kleinen Choreographie, welche sie vor einigen Monaten zu diesem Stück entwickelt hatten. Die Umstehenden ließen sich schnell von ihnen anstecken, begannen mit ihnen zu singen, zu klatschen oder den Tanz von ihnen zu erlernen. Die Mädchen strahlten über das ganze Gesicht und fühlten sich einen kurzen Moment lang wie Stars. Als das Lied vorbei war erklärte Loba ihren Vätern mit glühenden Wangen: „Ich bin so wahnsinnig glücklich!“ Stiles kamen spontan die Tränen! Es war ein vollkommener Moment! 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