Magnetismus von GingerSnaps ================================================================================ Kapitel 12: Maiden in Pain -------------------------- „Hier hast du!“ Derek gab Stiles seinen Rucksack zurück. Der Junge saß mit angewinkelten Knien am Boden, zitterte immer noch ein wenig und blickte finster zu dem Werwolf auf. Er hatte keine Ahnung, wieso Derek wieder mal im genau richtigen Augenblick in der Nähe gewesen war. Hatte er etwa so eine Art siebten Sinn für Situationen, in denen Stiles der Rettung bedurfte? Oder lag es einfach nur daran, dass Situationen wie diese so alltäglich waren, dass Derek sich schon routinemäßig in seiner Nähe aufhielt, um das Schlimmste zu verhindern, als eine Art Bodyguard? Frei nach dem Motto: `Es ist mal wieder Dienstag, also mal sehen, in welches Schlamassel sich Stiles heute manövriert hat?´ „Ich habe die Schnauze voll davon, hier immer nur das `Fräulein in Nöten´ zu sein, das von einem von euch gerettet werden muss!“ knurrte Stiles. Eine zornige Träne lief ihm über die Wange. Derek ließ sich neben ihm auf der Erde nieder, musterte ihn nachdenklich und erwiderte schließlich: „Das ist doch keine Schande. Dieser Kerl, der dich da gerade ausrauben wollte, war gebaut, wie ein Militärfahrzeug. Du hättest doch gar nichts tun können!“ „Pfft!“ machte Stiles genervt: „Trotzdem war er bloß ein Mensch und damit tausendmal harmloser, als die Dinge, mit denen ich es sonst zu tun habe. Und nicht einmal ihm habe ich etwas entgegenzusetzen gehabt. Ich bin echt eine Null! Und dann kommst du herangerauscht und streckst den Arsch mit nur einem einzigen Schlag nieder. Ich habe es satt! ICH HABE ES SO VERDAMMT SATT, DAS OPFER VOM DIENST ZU SEIN!“ Stiles wischte sich trotzig mit dem Ärmel über das Gesicht „Warum änderst du dann nichts daran?“ fragte Derek sanft. „Ach, und wie?“ fragte Stiles hitzig zurück: „Soll ich mich vielleicht beißen lassen, damit ich so wie ihr werde, oder wie stellst du dir das vor?“ „Wünschst du dir das denn wirklich?“ wollte Derek wissen: „Denn wenn du Scott fragen würdest, dann würde er sicherlich…!“ „Ja!“ unterbrach ihn Stiles und blickte ihn intensiv an: „Ja und nein!“ Derek wirkte verwirrt: „Was soll das bedeuten, Stiles?“ Der Jüngere zuckte unwillig mit den Schultern: „Natürlich wäre ich gern so wie ihr; unverwüstlich und stark! Aber andererseits fürchte ich, ich wäre ein lausiger Wolf. Ich bin nicht so wie Scott, unser wahrer Alpha und von edler Wesensart. Schon jetzt bin ich oft gemein, rücksichtslos und bösartig und verletze Menschen mit meinen Worten. Mit Werwolfantrieb wäre ich mit Sicherheit ganz schnell ein Monster, wie zum Beispiel Peter!“ Mit einem Mal wusste Derek, womit er es hier zu tun hatte: Es war posttraumatischer Stress, der Stiles quälte, nachdem ihn wochenlang der Nogitsune in seiner Gewalt hatte, der die Kontrolle über seinen Körper und seinen Verstand übernommen und beinahe ihn und auch alle die er liebte getötet hatte. Und bei einigen seiner Freunde war es dem Wesen ja schließlich auch gelungen. Derek konnte sich nicht einmal vorstellen, wie es deswegen in Stiles aussah. „Du redest Unsinn!“ erwiderte Derek ruhig aber bestimmt: „Du bist nicht bösartig! Du reißt die Klappe doch nur deshalb so weit auf, weil du keine anderen Waffen hast. Das macht kein Monster aus dir!“ Und mit einem kleinen Lächeln fügte er hinzu: „Höchstens eine furchtbare Nervensäge!“ „Ach wirklich Derek? Ach WIRKLICH? Der Nogitsune hat mich doch nicht ohne Grund gewählt, um sein kleines ferngesteuertes Drohnenflugzeug zu sein! Er hat mich erkannt, verstehst du? Er hat gewusst, dass wir vom selben Schlag sind. Und in den Augen meiner Freunde kann ich immer noch die Angst sehen, die Angst vor einem Teufel mit meinem Gesicht! Und sie haben recht damit, sich vor mir zu fürchten: Da ist etwas Böses in mir; etwas sehr Böses! Ich sehe es auch in DEINEM Blick, Derek. Versuch` nicht, es zu leugnen!“ Derek schüttelte leise den Kopf: „Ich sehe nur, dass deine Freunde glücklich sind, das du lebst. ICH bin glücklich, dass du lebst!“ „Na großartig! Ich lebe! Dafür mussten ja auch bloß Allison und Aiden sterben! Es ist alles nur meine Schuld!“ Erwiderte Stiles bitter. Seine Augen schwammen in Tränen. Derek blickte sich rasch nach links und rechts um, um sich zu vergewissern, dass niemand sie beobachtete und dann küsste er Stiles sanft, weich und warm auf die Lippen. Es war das erste Mal seit...! „Ich weiß, dass du dir diese Dinge einreden willst, Stiles! Denn egal wie furchtbar diese Vorstellung auch ist; sie ist leichter zu ertragen, als die Wahrheit!“ flüsterte Derek: „Und die Wahrheit ist: Du warst diesem Wesen komplett ausgeliefert. Aber es ist nicht deine Schuld, hörst du? Du hattest keine Macht, keine Kontrolle! Das muss furchtbar gewesen sein und es tut mir wahnsinnig leid, dass du das erleben musstest!“ Stiles wollte etwas einwerfen; etwas das bewies, das Derek unrecht hatte; etwas das den mitfühlenden Ausdruck von dessen Gesicht wischte; etwas mit dem Stiles sich weniger nackt fühlte, doch was sollte das sein? Derek fuhr fort: „Wir können nicht ändern, was dieses Wesen mit dir gemacht hat. Aber es ist wichtig, dass du dir eine Sache vor Augen hältst: letztendlich hast du über den Feind in deinem Inneren gesiegt und ihn vertrieben.“Er strich Stiles durch das Haar und über die Wange, ehe er weitersprach: „Und genau das kannst du hier draußen in der realen Welt auch tun: Du kannst dich wehren! Im Kampf kommt es nämlich nicht allein auf körperliche Überlegenheit an: Technik, Wachsamkeit und Schnelligkeit können dir dabei helfen, auch einen stärkeren Gegner zu besiegen. Ich denke, du solltest lernen, dich selbst zu verteidigen. Und wenn du willst, bringe ich es dir bei!“ Stiles blickte ihn ungläubig an: „Du kennst mich, Derek! Ich besitze Null Kondition. Und ich bin ungeschickt. Ich stolpere mehrmals täglich über meine eigenen Füße! Ich bin ein hoffnungsloser Fall?“ Derek schüttelte den Kopf: „Bist du nicht!“ Beharrte er: „Lass` uns gleich morgen mit dem Training beginnen. Wir machen einen `Van Damme´ aus dir“ Stiles musste gegen seinen Willen ein wenig lachen: „Du bist ein echter Idiot, Hale, weiß du das?“ Und so trafen sich Stiles und Derek nun beinahe täglich zum Kampftraining und der Junge begriff schnell, auf was er sich da eingelassen hatte. Derek konnte ein echter Feldwebel sein und er schonte ihn absolut nicht. Stiles lernte zu stehen Er lernte etwas über seine Mitte, seinen Körperschwerpunkt. Er lernte zu fallen. Er holte sich blaue Flecken. Er machte die frustrierende Erfahrung, sich einem haushoch überlegenen Kontrahenten zu stellen und suchte vergeblich nach den nicht vorhandenen Schwächen in Dereks Deckung. Derek hingegen fand seine Verteidigungslücken mühelos und Stiles musste gehörig einstecken. Dennoch ahnte Stiles, wie sehr der Werwolf sich immer noch zurückhielt. Ihm war klar, einem echten Angriff würde er keine Minute standhalten. Stiles wurde in der Theorie mit Waffen vertraut gemacht, welche Derek ihm noch nicht erlaubte zu benutzen. (Allein diesem Umstand war es wohl zu verdanken, dass sie beide noch alle ihre Finger hatten.) Stiles wurde gefesselt und sollte lernen, sich zu befreien. (Der mäßige Erfolg hierbei war möglicherweise darauf zurückzuführen, dass es Stiles gar nicht mal so unrecht war, sich in Dereks Gefangenschaft zu befinden?) Beim Sparring kamen er und Derek sich sehr, sehr nahe und nicht immer gelang es Stiles zu verbergen, wie sehr ihm das gefiel. (Derek tat dann höflicherweise so, als habe er es nicht gesehen!). Und tatsächlich: Stiles machte klitzekleine Fortschritte, wurde sogar ein winziges bisschen stärker mit jedem weiteren Tag. Morgens im Bad ließ er vor dem Spiegel die Muskeln spielen und freute sich wie ein Schneekönig. Derek war zufrieden mit den Fortschritten, die sein Schüler machte. Es ging gar nicht darum, aus Stiles den größten Kämpfer aller Zeiten zu machen. Es ging darum, ihm ein Gefühl von Eigenmacht zurückzugeben. Er wusste, das war die einzige Möglichkeit, das Stiles jemals wieder derselbe werden könnte. Denn das, was seit der Besessenheit von dem Nogitsune in Stiles Blick zu lesen war, gefiel Derek ganz und gar nicht: Da stand, dass er geschlagen war! Besiegt! Stiles war immer stark gewesen. Hilflos, schwach und jung vielleicht, aber stets kämpferisch! Daran musste Derek ihn unbedingt erinnern! Und dann kam der Tag, an dem Stiles Derek tatsächlich einmal auf dem falschen Fuß erwischte, ihn zu Fall brachte und nun befand er sich mit triumphierendem Blick über ihm. Zuerst sah Derek überrascht aus. Dann grinste er: „Nicht schlecht, Stilinski!“ lobte er: „Jetzt musst du nur noch lernen, dich nicht allzu sehr auf deinen Lorbeeren auszuruhen, wenn du mal einen Treffer gelandet hast!“ Und ehe Stiles noch darüber nachdenken konnte, was das bedeutete, hatte Derek sich auch schon befreit, Stiles gepackt und nun war er derjenige, der auf ihm hockte, beide Hände fest auf Stiles Schultern, was es diesem unmöglich machte, sich in gleich welche Richtung zu bewegen: „Wie würdest du dich aus dieser Position befreien?“ Wollte er wissen: „Wer sagt, dass ich das will?“ fragte Stiles zurück. Seine Stimme klang tief und sinnlich und Derek wirkte plötzlich sehr nervös. In Windeseile stand er wieder auf den Füßen und reichte Stiles eine Hand. Der Jüngere seufzte und ließ sich aufhelfen. Er legte Derek eine Hand in die Taille, blieb aber eine Armlänge auf Abstand und murmelte: „Oh Mann Derek, ich bin jetzt siebzehn! Ich bin verliebt in dich und ich mache keinen Hehl daraus! Also wogegen wehrst du dich, verdammt?“ „Das hatten wir doch schon, Stiles. Du bist zu jung für mich! Ich habe meine Meinung nicht geändert! Und ich denke, du gehst jetzt besser!“ Stiles blickte ihn eine Weile fassungslos an. Dann knurrte er: „Ich schmeiße mich dir an den Hals wie eine Katze in Hitze und das ist deine Antwort? Weißt du was Hale,? Du kannst mich mal! Ich lasse mich nicht mehr von dir hinhalten! Denkst du, ich will als Jungfrau sterben? Wahrscheinlich hast du recht! Und soll ich dir etwas sagen? Ich habe heute noch eine Verabredung: Mit deiner Cousine! Bislang habe ich dir gegenüber noch ein schlechtes Gewissen gehabt, aber jetzt frage ich mich, wieso eigentlich?“ Einen Augenblick lang sah Derek so aus, als habe Stiles ihm ins Gesicht geschlagen. Doch dann fasste er sich wieder und setzte eine gleichgültige Miene auf: „Ich hatte keine Ahnung! Geht das schon länger mit Malia und dir?“ Stiles zuckte mit den Schultern: „Ein paar Wochen!“ Er genoss, dass es Derek verletzte: „Ihr gebt ein hübsches Paar ab!“ murmelte Derek: „Sie ist die bessere Wahl für dich! Ich bin froh!“ `Lügner!´ dachte Stiles bei sich, sprach es jedoch nicht aus. Stattdessen erwiderte er: „Tja, wenigstens bleibt es in der Familie, wie?“ Stiles tippte sich an den imaginären Hut und öffnete das Portal des Lofts: „Ciao, Darling!“ rief er im Gehen. Derek blickte dem Jungen eine Weile mit offenem Mund hinterher: `Gut´ dachte er `Gutgutgut!!´ Stiles und Malia also. Das war doch schön! Wirklich TOTAL SCHÖN! Derek knurrte und ehe er noch wusste, was er tat, hatte er seine rechte Hand zur Faust geballt und schlug mit ganzer Kraft gegen das Stahltor zu seinem Loft, was zweierlei bewirkte. Erstens: Das Tor erhielt eine Sichtbare Beule. Zweitens: Er brach sich den Mittelhandknochen. `Verdammter kleiner Mistkerl!´ Derek ging ins Bad um sich kaltes Wasser über die schmerzende Hand laufen zu lassen. Als er wiederkam, stand Kate Argent in seinem Loft und schoss auf ihn! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)