Psiana aus der Gegenwelt von True710 ================================================================================ Kapitel 37: High Noon --------------------- Seltsamerweise konnte ich in der Nacht von Samstag auf Sonntag wunderbar schlafen. Von Aufregung noch keine Spur. Nachdem ich aufgestanden war, beschäftigte mich eher die Frage, wie ich mir die Zeit bis zum Finale vertreiben konnte. Vorerst blieb ich mit Hannah im Zimmer und sah Fern. Egal welchen Sender man einschaltete, es ging überall ausschließlich um das heutige Finale. Ich bemerkte bei jeden Kampf die Kameras, doch ich war mir anscheinend im Unklaren darüber, was für ein mediales Megaereignis das war. Ich blieb an der Reportage ‚Nelsons Weg ins Finale‘ hängen und musste feststellen, dass er schon allerhand Interviews gegeben hatte und bei jeder Gelegenheit die mediale Aufmerksamkeit suchte. Selbst während seinen Kämpfen spielte er mit der Kamera, posierte absichtlich übertrieben, wenn er merkte, dass er gerade gefilmt wurde und versuchte jederzeit gut für das Fernsehen auszusehen. Was für ein Selbstdarsteller. Wie gesagt, auch ich bemerkte die Kameras, doch ich würdigte ihnen noch keinen einzigen Blick. Ebenso hatte ich noch kein einziges Interview gegeben. Wahrscheinlich wurde auch deshalb fast ausschließlich über Nelson berichtet. Ein paar Programme weiter diskutierte eine sogenannte Expertenrunde über die Favoritenrolle im Finale, welche Taktiken wir verfolgen könnten und was passieren würde, wenn dieses Pokémon gegen jenes kämpft und so weiter und sofort. Plötzlich klingelte das Zimmertelefon. Doch bevor ich mich auch nur aufrichten konnte, stürmte Hannah aus dem Bad und hob ab. Ich sah sie nur etwas ungläubig an, während sie telefonierte. Sie sprach kaum ein Wort, nickte nur ab und zu und legte dann wieder auf. Ich musste sie nicht fragen worum es ging, mein Blick, mit dem ich sie ansah sollte die Frage deutlich genug wiederspiegeln. „Das Ligakomitee lässt ausrichten, dass um 17:00 Uhr eine einstündige Pressekonferenz mit beiden Finalteilnehmern angesetzt ist. Danach geht es für die Finalisten direkt ins Stadion und um 19:00 Uhr beginnt der Kampf.“ „Eine Pressekonferenz? Na super …“ Hannah kicherte nur kurz und verschwand wieder im Bad, um sich fertig zu schminken. Da wollte anscheinend jemand gut für das Fernsehen aussehen. „Herr Gardner, was hat sie mit ihren 16 beziehungsweise jetzt 17 Jahren dazu bewegt, vom fernen Eiland 2 hierher zu kommen und an der Sinnoh-Liga teilzunehmen?“ „Ähm … man sagt bei uns, dass in Sinnoh die härtesten Kämpfe stattfinden und die besten Pokémon aufgezogen werden. Wahrscheinlich wollte ich mich deshalb hier durchsetzen.“ „Ist das nicht ein etwas hohes Ziel, sich gleich in der besten Pokémon-Liga durchzusetzen?“ „Erstens, ich weiß nicht, ob es wirklich die beste Pokémon-Liga ist. Das erzählt man sich eben nur bei uns. Woanders erzählt man sich wieder andere Geschichten. Und zweitens, ich stehe nun im Finale und habe die Möglichkeit zu gewinnen, von daher glaube ich nicht, dass das Ziel zu hoch gesteckt war.“ Diese Pressekonferenz ging mir gehörig auf den Zeiger. Mir wurden doppelt so viele Fragen gestellt wie Nelson. Das lag aber wahrscheinlich daran, dass Nelson schon unzählige Interviews gegeben hatte und die Medien sich nun eher mit der großen Unbekannten namens ‚Nathaniel Gardner‘ beschäftigen wollten. Ein kleiner Blick zwischendurch rüber zu Nelson verriet mir, dass ihm das ganz und gar nicht passte. Ihm gefiel es nicht, dass sich die Journalisten fast nur mit mir beschäftigten und mir gefielen die Journalisten nicht. Ich wollte endlich kämpfen. Ich befand mich in der Umkleidekabine der Arena. Ich musste mich natürlich nicht umziehen. Es war auch weniger eine Umkleidekabine, sondern eher eine Art Vorbereitungsraum. Ein Raum für sich, in dem man vor dem Kampf nochmal in sich kehren konnte, in dem man seine Taktik, seinen Kampfstil oder was auch immer nochmal durchgehen konnte. Auch ich nutzte die Zeit und ging in mich, vergewisserte mich, dass ich nun das Ziel meiner Träume erreichen konnte. Taktik? Wie immer, nicht vorhanden. Das Vertrauen in mein Pokémon-Team war derart groß, dass keine Taktik von Nöten war. Jeder Kampf konnte sich anders entwickelt, da war Fingerspitzengefühl angesagt. Man musste die richtigen Entscheidungen zum richtigen Zeitpunkt innerhalb von Millisekunden treffen. Der größte Nachteil für mich war mein Gegner. Nelson, er war naiv, eingebildet und vor allem war er schwach. Wie nur konnte er ins Finale vorrücken? So schwach konnte er nicht mehr sein. Wie sollte ich ihn nun einschätzen? Das war das größte Fragezeichen. Es wurde schlagartig lauter. Die tosende Zuschauermenge hörte man bis in die Katakomben des Stadions. Der Stadionsprecher begann wohl mit der Ansprache. Lange würde es also nicht mehr dauern. Ich saß noch ein oder zwei Minuten da. Womöglich waren es auch fünf oder zehn. Ich hatte kein Zeitgefühl mehr und war sehr angespannt. Und das, obwohl ich doch immer alles so locker und lässig anging und damit immer gut gefahren bin. Das Finale einer regionalen Meisterschaft ist eben doch eine andere Hausnummer als ein Arenakampf. Wenn du den verlierst, gehst du ein paar Tage später nochmal hin und versuchst es erneut. Aber ein Meisterschaftsfinale lässt sich nur ganz schwer wiederholen. Zudem hätte man auch erst wieder in einem Jahr überhaupt die Chance dazu. Die Tür ging auf. Eine Dame bat mich, ich solle den Trainertunnel betreten und mich bereithalten. In wenigen Augenblicken würde ich von einem Stadionsprecher angesagt werden und würde unter tosendem Beifall in diese Arena schreiten. Mein Psiana musste ich zurückrufen. Nachdem es in seinem schwarzen Ball mit dem rosa Streifen verschwunden war, hielt ich den Pokéball noch einen Moment in der Hand und sah ihn durchdringend an. Dieses Pokémon hatte mir diesen Weg geebnet. Ob ich ohne es auch hier stehen würde? Natürlich konnte man es nicht komplett ausschließen, doch es war wahrscheinlicher, dass ich noch keine acht Orden gewonnen hätte und irgendwo in Sinnoh umherdümpeln würde. Ob ich diese Machenschaften von Team Galaktik hätte durchqueren können? Ob ich überhaupt da mitreingezogen worden wäre? Und wenn nicht, hätte jemand anderes diese modischen Witzfiguren aufgehalten, beziehungsweise überhaupt aufhalten können? Womöglich könnte ich diese Frage im neuen Universum von Zyrus beantworten, doch da dieses leider nie entstanden ist, stand ich nun hier, im Trainertunnel der Sinnoh-Meisterschaft und hatte keine Antwort darauf. Allerdings war das wohl auch besser so. „ … in der roten Ecke haben wir Nelson aus Flori!“ Das Stadion rastete vollkommen aus. Erst jetzt wurde ich aus meinen Gedanken gerissen, steckte Psianas Pokéball an meinen Gürtel und konzentrierte mich aufs Wesentliche. Ich konnte Nelson sehen, wie er dem Publikum Handküsse zuwarf, posierte und alles dafür tat, um aufzufallen. Die Lobby war heute also auf jeden Fall pro Nelson. Allerdings war die Lobby gleichzeitig auch immer contra Nathaniel, da ich nicht aus Sinnoh kam. Ich würde immer mehr Leute gegen mich haben, als für mich. Aber natürlich war nicht das ganze Stadion gegen mich, nur eben mehr für Nelson. Stören würde mich das natürlich nicht, eher stachelte es mich noch mehr an. „ … und in der grünen Ecke dürfen wir einen Weithergereisten begrüßen, es ist Nathaniel von Eiland 2!“ Ich trat aus dem Trainertunnel hervor und das Stadion begann erneut zu beben. Ich würde das als 6,2 auf der Richterskala einschätzen, während Nelsons Eintritt mit einer 9,8 auf der Richterskala bejubelt wurde. Doch wie bereits erwähnt, es sollte mich eher weniger stören. „Von den über 500 Anwärtern haben es diese Beiden geschafft. Es war ein harter und langer Weg ins Finale, doch zwei haben durchgehalten und stehen sich nun gegenüber. Diese Zwei heben sich vom Rest der Masse ab, sie haben eine enorm große Leistung erbracht. In der roten Ecke haben wir Nelson aus dem kleinen aber beschaulichen Flori. Und in der grünen Ecke haben wir den diesjährigen Überraschungsfinalist. Der 17-jährige Nathaniel hat den weiten Weg von Eiland 2 bis hier her in die Sinnoh-Liga auf sich genommen um Champ zu werden. Bald werden wir wissen, ob ihm dieses Glück zuteilwird. Viel Erfolg euch beiden.“ Seiner erneuten und finalen Ansprache hörte ich kaum zu. Ein Schweißtropfen lief mir ins Auge. Konzentrieren konnte ich mich sowieso schon nicht mehr. Nelson fiel das alles irgendwie viel einfacher, und das obwohl er derjenige sein müsste, der sich vor Angst in die Hosen machte, da ich ihn bereits vernichtend geschlagen hatte. Als der Ansager seinen Part beendet hatte, musste ich Nelson nur noch die Hand schütteln und konnte dann auf meine Position gehen. Er sah sofort, dass ich nervös war. Mein feuchter Händedruck bestätigte ihm das. „Viel Glück“, mehr brachte ich schon gar nicht mehr heraus. „Na, na. Du brauchst nicht nervös sein, es geht auch ganz schnell, versprochen. Erst mach ich dich fertig und dann mach ich mir deine süße Schnecke klar.“ Sein Augenzwinkern nach seiner völlig abgehobenen Ansage ließ mich an die nicht vorhandene Decke gehen. Was nahm sich dieser Möchtegernzwerg eigentlich heraus?! Ich stand nun im Trainerbereich und suchte sofort Hannah und meine Oma im Publikum. Diesmal saß Hannah auch wirklich dort, wo ich sie vermutete. Auch meine Oma bekam als Angehörige ein Ticket und saß gleich neben Hannah. Der Schiedsrichter verkündete ausführlich die Regeln für dieses Finale. Danach schwenkte er beide Fahnen und signalisierte damit, dass wir unser erstes Pokémon aufrufen sollten. „Rasaff, du bist dran!“ „Ich wähle Tornupto!“ „Das verspricht ein spannender erster Kampf des diesjährigen Sinnoh-Finales zu werden!“, tönte es aus den Lautsprechern des Stadions. „Rasaff, Kreuzhieb, vorwärts!“ „Tornupto, setz deinen Flammenwurf dagegen!“ Rasaff rannte auf meinen Feuerigel mit gekreuzten Armen zu. Der Flammenwurf interessierte den rauflustigen Schweineaffen herzlich wenig. Tornupto musste den ersten Treffer einstecken. „Rasaff, Nahkampf!“ „Du ebenso, Tornupto!“ Die Zuschauer bekamen sofort etwas geboten. Zwei Pokémon die wild aufeinander losprügelten, Schläge und Hiebe austeilten und auch ordentlich einstecken mussten. Dabei sollte sich Tornupto als das bessere Kampf-Pokémon herausstellen. Mit einer schnellen Kombination streckte es Rasaff zu Boden. „Sofort die Eruption, auf geht’s!“ Die Eruption hatte noch ordentlich Power, sodass Nelsons Pokémon erheblichen Schaden davontrug. Meine Nervosität legte sich schon während des ersten Kampfes. Es wäre, als hätte jemand einen Schalter in mir umgelegt, sobald der Schiedsrichter das Zeichen gegeben hatte. Ich war definitiv bereit für diesen Titel. Und den wollte ich mir auch holen. „Tornupto, wir machen weiter mit Läuterfeuer!“ Tornupto spürte meine Energie, die sich in mir aufbaute. Eine dementsprechend starke Läuterfeuer-Attacke schoss es auf Rasaff ab. Nelson befahl ein Schutzschild, das den blauen Feuerstrahl anfangs auch abhalten konnte. Doch Tornuptos Attacke wurde nicht schwächer, sie wurde stärker und stärker. Der Feuerstrahl wuchs in der Breite, heißer wurde es auch. Rasaff konnte sein Schutzschild nicht mehr aufrechterhalten und verschwand in der mächtigen Feuerbrunst. „Donnerschlag hinterher, mein Freund!“ Mein Feuer-Pokémon rannte wie vom Ariados gestochen auf zwei Beinen los. Das Läuterfeuer war kaum verschwunden, da tauchte Tornupto schon vor Rasaff auf. Ich erinnerte mich an Mareks Worte und musste etwas grinsen. Das würde den Kampf mit Sicherheit beenden. Der Donnerschlag schlug ein wie eine Bombe. Normalerweise erhellte man mit Strom etwas, doch hier gingen bei Rasaff sämtliche Lichter aus. Es wurde sogar aus dem Kampffeld katapultiert und landete hinter Nelson an der Stadionmauer. „Rasaff kann den Kampf nicht mehr fortsetzen. Tornupto gewinnt.“ „Halleluja, liebe Freunde des Pokémonkampfes. Tornupto hat auch im Halbfinale Galagladi mit einen imposanten Donnerschlag den Garaus gemacht, aber dieser Donnerschlag könnte nochmal eine Nummer härter gewesen sein. Nathaniel geht somit in Führung.“ Der Stadionsprecher brachte es auf den Punkt. Nelson knurrte bedrohlich und rief sein Pokémon zurück. Als er seinen nächsten Pokéball in der Hand hielt, hatte er aber bereits wieder ein selbstsicheres Grinsen aufgelegt. Auch ich rief mit Frosdedje ein neues Pokémon. Er entschied sich für ein Impoleon. „Impoleon, wir starten mit der Lichtkanone!“ „Ausweichen und dann Aurasphäre, Frosdedje!“ Beide Pokémon konnten den Attacken des Gegners ausweichen. Ich hatte zwar den Typennachteil, doch Frosdedje hatte mit Donner und Aurasphäre ebenfalls zwei Attacken, die Impoleon gefährlich werden konnten. „Impoleon, setz Wassersäulen ein!“ „Wir nehmen die Eiszeit, Frosdedje!“ Die Wassersäulen trafen mein Pokémon nur kurz. Augenblicke später gefror das Wasser. Es war Sommer und die Außentemperatur betrug angenehme 24°C, doch das änderte sich nach dieser Attacke schlagartig. Es wurde bitterkalt und man merkte, dass das Impoleons innerlicher Wasserzirkulation überhaupt nicht gut tat. „Hydropumpe, Impoleon!“ „Frosdedje, Donner!“ Die Hydropumpe war eher eine Aquaknarre, was an der bereits angesprochenen Kälte lag. Eisattacken machten Impoleon ja nicht viel aus, doch Eiszeit ist eben eine Attacke des legendären Kyurem und beschwört eine derart bittere Kälte herauf, die selbst für eisunempfindliche Gegner gefährlich werden konnte. Nicht zu vergleichen mit einem Blizzard, der nur einen kurzzeitigen Schneesturm heraufbeschwor. Ganz nebenbei konnte Frosdedje auch noch mit dem Donner einen Treffer landen. Eigentlich lief der Kampf schon wieder zu sehr in meine Richtung, weshalb ich wohl etwas nachlässig wurde. „Impoleon, nimm deinen Steinhagel!“ „Wir nehmen nochmal die Aurasphäre, Frosdedje!“ Frosdedje schickte seine Attacke los, bevor es unter dem Steinhagel begraben wurde. Der Pinguin auf der anderen Seite, konnte der Aurasphäre allerdings mit einem schnellen Sprung ausweichen. „Lichtkanonensalve auf den Geröllhaufen!“ Unaufhaltsam schoss Impoleon Lichtkanonen auf den Berg Steine, unter dem sich mein Frosdedje befand. Ich befahl einen Blizzard, doch ausgeführt wurde er nicht. Als sich der Staub verzogen hatte, lag mein Frosdedje kampfunfähig in einem kleinen Krater. Alles war wieder auf null gestellt. „Nelson schafft es Nathaniels Frosdedje zu besiegen und zieht somit wieder gleich. Wir dürfen auf die nächste Runde gespannt sein!“ „Ich wähle dich, Noctuh!“ Ich musste mich nur vor Impoleons Steinhagel in Acht nehmen. Allerdings vermutete ich auch noch eine Eis-Attacke. Ich begann mit einem Sondersensor, der auch gleich einen Treffer landen konnte. Doch Impoleon schlug sofort zurück. Und zwar so, wie ich es vermutet hatte. „Impoleon, Blizzard! Feg diese Eule aus dem Stadion!“ „Nachtnebel, los Noctuh!“ Der Blizzard traf Noctuh hart. Allerdings fand auch der Nachtnebel, trotz der eisigen Winde, sein Ziel. Ich schaltete auf Defensivmodus um, um mir diesen Kampf zu sichern. „Hypnose, Noctuh!“ „Schnell, Hydropumpe!“ Noctuhs Hypnose wirkte anfangs nicht, da sie von der Hydropumpe unterbrochen wurde. Doch meine Eule hielt weiter Kurs auf Impoleon und konnte es tatsächlich einschläfern. Jetzt sollte Nelsons Pinguin keine Chance mehr haben. „Noctuh, Traumfresser, dann gib ihm mit Nachtmahr ein paar nette neue Träume!“ Die guten Träume gefressen, schlechte wieder eingesetzt. Alleine diese Kombination sollte Impoleon schon ziemlich mitnehmen. Solange es schlief konnte ich einen Himmelsfeger aufladen. Noctuh leuchtete hell in der untergehenden Sonne, um schlagartig auf Impoleon niederzustürzen. Es flog mit dem Kopf in den Bauch des Gegners, nahm ihn ein paar Meter mit, um ihn dann mit einer kleinen Richtungsänderung gen Boden zu schmettern. Ein lauter Knall, eine Staubwolke und mein Noctuh, das senkrecht aus dieser Wolke auftauchte. Der Staub hatte sich schnell verzogen und man konnte sehen, dass Impoleon wieder aufgewacht, aber nicht kampfunfähig war. „Noctuh, Looping und dann den Luftstoß!“ Meine Eule ging vom Senkrechtflug nach oben in einen großen Looping über, um dann erneut direkt auf Impoleon zu zufliegen. Diesmal zwar ohne Leuchten, dafür kam jedoch ein gewaltiger Luftstoß aus dem kleinen Schnabel von Noctuh. Wieder schlug es ein, wieder stieg eine Staubwolke empor. Nachdem sich auch diese verzogen hatte, hob der Schiedsrichter die grüne Flagge; meine Flagge. „Impoleon ist nicht fähig, diesen Kampf fortzuführen. Noctuh gewinnt!“ Natürlich hatte der Stadionsprecher auch zu diesem Kampf zu sagen, doch ich hörte nicht zu, rief mein Pokémon zurück und warte auf die Wahl von Nelson. „Vulnona, jetzt kommst du dran!“ „Dann wähle ich mein Kabutops!“ „Vulnona, Feuerwirbel!“ „Durchdringe den Feuerwirbel mit einer Wasserdüse!“ Der Feuerwirbel war völlig wirkungslos. Kabutops umhüllte sich mit Wasser, schoss durch das Feuer und landete einen kritischen Treffer bei Vulnona. „Kabutops, Kismetwunsch!“ Nelson war kurz irritiert, da mein Pokémon nur kurz aufleuchtete, sonst aber nichts passierte. Natürlich nur vorerst. Er befahl seinem Feuerfuchs derweil Gedankengut einzusetzen. Weshalb ich nun auch etwas auf die Feuer-Attacken aufpassen musste. Der anschließende Flammenwurf von Vulnona sah auch schon etwas stärker aus, da er mehr zu glühen schien. Mein prähistorisches Pokémon wurde getroffen, sah aber noch nicht mitgenommen aus. Zeit zu kontern. „Kabutops, Kopfstoß!“ Nelson versuchte es erneut mit einer Feuer-Attacke. Der Feuersturm sah ebenfalls mehr nach einer glühenden Masse, als nach lodernden Flammen aus. Dennoch durchdrang mein Steinskelett den Feuersturm und landete wiederum einen sehr effektiven Treffer bei Vulnona, das nun schon etwas gezeichnet aussah. Nelson kümmerte das eher weniger. Er beharrte auf die Feuer-Strategie, die er sich zurecht gelegt hatte. „Vulnona, wieder den Flammenwurf!“ „Alles klar, Kabutops, Steinkante!“ Kabutops schoss seine Steinkante ab, musste aber den Flammenwurf über sich ergehen lassen. Allerdings bekam Vulnona somit keine gewöhnliche Steinkante ab, sondern eine äußerst heiße Steinkante, da Kabutops diese durch den Flammenwurf geschickt hat. Als die heißen Steine einschlugen, verebbte der Flammenwurf. Kabutops fing erneut das Leuchten an. Ich wusste was das bedeuten würde. Im nächsten Moment ging ein heller weißer Strahl auf Vulnona herab, der aus dem Himmel geschossen kam. Vulnona war besiegt. Und die Attacke hinterließ mächtig Eindruck, das konnte man hören und sehen. „Nathaniel hat mit einer außergewöhnlichen Attacke Nelsons Vulnona besiegt. Ich weiß zwar nicht was das war, doch es scheint seine Wirkung nicht verfehlt zu haben. Was für ein Finale!“ „Wird Zeit, dass ich ernst mache. Du bist dran, Metagross!“ Ich ließ mein Kabutops auf dem Feld. Das sollte sich als nicht sehr klug herausstellen. Die Feuer-Attacken von Vulnona hatten es anscheinend stärker geschwächt, als ich anfangs dachte. So brachte mein Urzeit-Pokémon nur noch eine Hydropumpe an. Metagross war äußerst stark, noch dazu die Stahl-Schwäche. Da war der Kampf für Kabutops nach einem Sternenhieb leider zu Ende. Während der Stadionsprecher erneut seine Emotionen freien Lauf ließ, überlegte ich, wie man am besten dieses stählerne Monstrum ausschalten konnte. Ich schwenkte zurück auf meine defensive Kampfart. Ja, es war nicht wirklich defensiv, ich nannte sie nur so, da der Gegner nichts dagegen machen konnte, sobald er eingeschläfert war, und ich in Ruhe den Gegner besiegen konnte. Und das hat gegen Impoleon, ebenfalls vom Typ Stahl, bereits hervorragend geklappt. „Noctuh, du bist nochmal dran!“ Nelson grinste siegessicher. Hatte er das womöglich vorhergesehen? Rätselraten brachte mich auch nicht weiter, weshalb ich mich auch nicht länger damit beschäftigte und loslegte. „Noctuh, Hypnose!“ „Damit kommst du nicht nochmal durch! Metagross Psychokinese!“ Bevor die Hypnose wirken konnte, wurde es von Psychokinese erfasst. Noctuh schrie auf. Es musste höllische Schmerzen erleiden, doch damit nicht genug. Metagross ließ es gegen den Boden schmettern, nur kurz darauf befahl Nelson einen Zen-Kopfstoß. Und auch der saß. Mit Mühe und Not hielt sich Noctuh in der Luft, flatterte asynchron und musste zusehen, dass es nicht abstürzte. Ich überlegte, ob ich es nicht lieber zurückrufen sollte, doch ich verplemperte zu viel Zeit beim Nachdenken. Metagross führte schon die nächste Attacke aus. Eine Kraftreserve ließ Metagross gelblich leuchten. Die Funken, die dabei von dessen Körper in alle Richtungen flogen, ließ mich vermuten, dass diese Kraftreserve wohl vom Typ Elektro sein würde. Doch bevor ich etwas unternehmen konnte, holte eine gelbe Energiekugel Noctuh vom Himmel. „Noctuh kann nicht weiterkämpfen. Der Sieger lautet Metagross!“ „Wenn es so nicht klappt, dann muss ich es eben brachial angehen. Tornupto, raus mit dir!“ Nun hatte ich einen klaren Typenvorteil. Womöglich hätte ich Tornupto schon eher rufen sollen, doch hinterher lässt sich das immer leicht sagen. Ich hatte es eben mit Noctuh versucht und es hat nicht geklappt. Dafür war ich mir bei Tornupto umso sicherer, dass es nun klappen würde. „Tornupto, Eruption!“ „Metagross, Psychokinese!“ Die Eruption traf zwar, jedoch konnten wir die Psychokinese nicht mehr abwehren. Wieder tat es einen dumpfen Schlag, als Metagross den Feuerigel auf den Boden aufschlagen ließ. „Schaufler, Tornupto!“ „Patronenhieb auf den Boden, Metagross!“ Die Staubwolke hatte sich noch nicht verzogen, da grub sich Tornupto ins Erdreich. Da halfen auch Metagross vier Gehirne nichts. Es hatte keine Ahnung wo sich Tornupto gerade befinden könnte. Tornupto ließ sich etwas Zeit untertage, schlug dann aber blitzartig zu und traf Metagross direkt von unten. „Läuterfeuer gleich hinterher, schnell!“ „Sternenhieb, Metagross!“ Das Läuterfeuer traf Metagross von hinten. Jedoch konnte es sich schnell wenden und verpasste Tornupto einen Sternenhieb aus der Drehung, der sich gewaschen hatte. Gerade als sich mein Pokémon aufrichten wollte, traf ihn ein Spukball. Ich musste zusehen, jetzt nicht ins Hintertreffen zu geraten. „Tornupto, Nahkampf, los!“ „Zen-Kopfstoß!“ Tornupto konnte während seiner Nahkampf-Attacke dem Zen-Kopfstoß ausweichen. Metagross war angesichts der auf sich einprasselnden Schläge und Tritte am Ende seiner Kräfte. Ich wusste, wie ich es beenden würde. „Zum Abschluss den Donnerschlag, Tornupto!“ Boom! Ein Donnerschlag in Perfektion. Selbst das 550 Kilogramm schwere Metagross hob ein Stück ab und flog Nelson quasi vor die Füße. Das Publikum fand anscheinend ebenso Gefallen an der immer wieder tödlichen Elektroattacke meines Tornuptos und jubelte mir und meinem Pokémon frenetisch zu. „Metagross ist kampfunfähig. Tornupto ist der Sieger!“ „Ich fasse es nicht, liebe Damen und Herren. Zum zweiten Mal in diesem Match beendet Tornuptos Donnerschlag den Kampf in atemberaubender Weise. Selbst ein Koloss wie Metagross hat nach diesem Pfund nichts mehr zu melden. So kann es weitergehen!“ Ich würde sagen, Tornupto ist nach Psiana mein stärkstes Pokémon. Nicht wegen diesem Donnerschlag, sondern weil es eine Mentalität fürs Kämpfen an den Tag legte, die aus purer Willenskraft, einfach immer besser werden zu wollen und vor allem immer siegen zu wollen, bestand. Keuchend stand es in unserer Hälfte des Feldes. Der Kampf hat enorm Kraft gekostet. Auswechseln lassen? Das kam für Tornupto nicht in Frage. Auch deshalb versuchte ich es gar nicht. Allerdings konnten wir uns jetzt nicht mehr auf den Donnerschlag verlassen, da Nelson mit Rihornior ein Boden/Gestein-Pokémon in den Kampf rief. „Kannst es gerne nochmal mit seinem Donnerschlag versuchen, Loser“, rief Nelson über das gesamte Kampffeld, sichtlich gereizt, dass ich, beziehungsweise meine Pokémon für die Highlights in diesen Kampf sorgten, anstatt seine. „Ich bin zwar kein Professor, doch so blöd bin ich nun auch wieder nicht, Nelson. Laber lieber nicht so viel und mach deinen Zug!“ „Nichts lieber als das. Rihornior, Steinkante!“ „Ausweichen, dann Durchbruch!“ „Schlagbohrer, Rihornior!“ Die Steinkante verfehlte sein Ziel, doch der Schlagbohrer traf, bevor Tornupto mit Durchbruch zuschlagen konnte. Es sah nicht gut aus für meinen tapferen Kämpfer. „Tornupto, Solarstrahl!“ „Steinkante, los geht’s!“ Tornupto rannte auf allen Vieren umher und sammelte währenddessen mit seiner Nackenflamme die nötige Energie für den Solarstrahl. So wich er auch immer wieder der Steinkante aus. Dann war es soweit. Tornupto stellte sich auf, sah Richtung Rihornior und ließ einen gewaltigen Solarstrahl los. Die Steinkante, die es nochmals abschoss, verglühte im Solarstrahl, der Rihornior voll erwischte. Doch Tornuptos Kräfte schwanden immer weiter. Keuchend und Flammen hustend stützte es sich auf allen Vieren. Nelson und Rihornior witterten ihre Chance. „Felswerfer, schnell Rihornior!“ Es generierte einen gigantischen Felsbrocken und warf ihn auf Tornupto. Er zerschellte auf dem Boden, genau dort, wo mein Feuerigel gerade noch war und hinterließ einen Trümmerhaufen. Nach ein paar Sekunden bewegten sich Steine. Dann wurden zwei große Felsen durch die Luft geschleudert und Tornupto lugte hervor. Es stellte sich auf den Felshaufen, drehte sich zu mir herum und sah mich mit einem ‚Es tut mir Leid-Blick‘ an. Dann fiel es kampfunfähig um. Dass es ihm alles andere als leidtun musste, gegen ein Gestein/Boden-Pokémon, immerhin beides Schwächen von Tornupto, verloren zu haben, würde ich ihm wohl erst später sagen können. Doch das war der bereits angesprochene Wille, der Tornupto auszeichnet, einfach immer gewinnen zu wollen. Natürlich wollte jeder am liebsten immer gewinnen, doch bei meinem Feuer-Pokémon war dieser Wille irgendwie noch stärker ausgeprägt. Auch deshalb war ich äußerst Stolz auf seine Leistung. Doch welches Pokémon sollte nun diesem Rihornior gegenübertreten? Abgesehen davon, dass ich sowieso nur noch zwei Möglichkeiten hatte, bot sich rein anatomisch natürlich Despotar an. Ein Kampf zwischen diesen zwei Biestern hörte sich nach einer Menge Action an. „Despotar, du bist dran!“ „Die vorletzten Pokémon kämpfen nun gegeneinander, liebes Publikum. Und wenn ich mir diese zwei Prachtexemplare so ansehe, dann erwartet uns ein wahrer Leckerbissen.“ „Despotar, Finsteraura!“ „Rihornior, setz den Eishieb ein!“ Rihornior beherrscht den Eishieb? Ok, davor musste ich mich in Acht nehmen. Doch die Finsteraura war stärker. Während Rihornior auf mein Despotar zuraste, um ihm einen Eishieb zu verpassen, wurde es von einer dunklen Druckwelle erfasst und zurückgeschleudert. Ich versuchte sofort nachzulegen. „Despotar, Steinkante!“ „Rihornior, ebenfalls Steinkante!“ Beide Pokémon schossen eine Salve von spitzen Steinen auf den jeweils anderen ab. Jeder wurde nur von ein paar vereinzelten Steinen getroffen, der Großteil prallte in der Feldmitte zusammen und zersplitterte. „Wutanfall, Rihornior!“ „Nimm den Drachenpuls, Despotar!“ Der Drachenpuls traf, doch Rihornior schien das kaum zu interessieren. Es stürmte weiter auf Despotar zu, bis es völlig außer Kontrolle schien und mit flammenumhüllten Händen und Füßen auf meinen grünen Freund einschlug. Ab und zu schossen auch Flammen aus seinem Maul. Eben völlig außer Rand und Band. „Despotar, Feuerschlag!“ Es war nicht sehr effektiv, aber immerhin hatten wir dieses tollwütige Vieh vorerst los. Als sich Rihornior wieder aufrappelte, sah es etwas verplant aus. „Schlagbohrer, Rihornior!“ Ich musste mir ein Lachen verkneifen. Rihornior setzte zwar Schlagbohrer ein, rannte aber nur im Kreis. Das Lachen sollte mir aber schlagartig vergehen, als Rihornior urplötzlich den richtigen Weg einschlug. So schnell konnte ich leider nicht reagieren. Es erwischte Despotar frontal, dass jetzt schon etwas mitgenommen aussah. Doch auch Rihornior konnte nicht mehr allzu viel Power haben. „Wir nehmen erneut die Steinkante, Rihornior!“ „Hyperstrahl, mein Freund!“ Wie bereits gegen Tornupto, verschwanden die Steine im Strahl, den Rihornior voll abbekam. Jetzt musste ich hoffen, dass es etwas braucht, um sich von diesem Treffer zu erholen, oder womöglich kampfunfähig war, damit ich nicht wehrlos da stand. „Rihornior, wir beenden es jetzt mit Hammerarm, schnell!“ Besiegt war es noch nicht, doch schwer angeschlagen. Auch deshalb konnte es sich nur schwer wieder auf die Beine hieven. Sollte dieser Hammerarm treffen, war das wahrscheinlich das Ende für Despotar. Doch so langsam, wie Rihornior unterwegs war, hatte ich die Hoffnung auf eine weitere Attacke. „Und jetzt Psyschub, Despotar!“ Ich sprach so schnell ich konnte, denn Rihornior war zwei Schritte von meinem grünen Monstrum entfernt. Ich wusste noch nicht, ob Despotar wieder bereit für eine Attacke war. Doch als ich sah, wie sich Despotars Hände bewegten, wusste ich, dass es den Angriff starten würde. Ob es ihn auch zu Ende ausführen konnte, das war die Frage. Alles spielte sich in Zeitlupe ab. Rihornior sprang ein wenig in die Luft und holte mit seinem mächtigen Arm aus, um Despotar zur Strecke zu bringen. Mein Pokémon schaffte es tatsächlich noch, einen Psyschub aufzuladen. Jedoch sah es nicht danach aus, als würde er diesen noch abfeuern können, da just in dem Moment ein gewaltiger Hammerarm von der Seite einschlug. Ich hatte bereits mit dem Kampf abgeschlossen, als Despotar im Fallen seine Hände auf Rihornior richtete und abfeuerte. Während Despotar dumpf auf dem Boden aufschlug, flog Rihornior noch durch die Luft, um es ihm ein paar Augenblicke später gleichzutun. „Despotar und Rihornior sind beide kampfunfähig.“ „Sie haben es gehört, meine Damen und Herren. Beide Pokémon können den Kampf nicht fortsetzen. Was für ein Doppel-KO. Das heißt, dass jeder Trainer nur noch ein Pokémon übrig hat. Es geht also tatsächlich in eine alles entscheidende letzte Runde.“ Ich musste hier an meine Grenzen gehen. Dass hatte ich von diesem Nelson nicht erwartet, war er damals doch noch so erbärmlich schwach. Jetzt jedoch kam der letzte Kampf und ich wusste, dass ich eigentlich nicht verlieren konnte, nicht verlieren durfte! Ich warf den pechschwarzen Pokéball ein Stück in die Luft, um ihn dann wieder zu fangen. Ich starrte inständig auf diese schwarze Kugel, die das ultimative Gewinner-Pokémon enthielt. Vor mir hatte sich bereits ein riesiges Knakrack aufgebaut, fuchtelte mit seinen Klauen und wartete auf seinen Gegner. Den würde es bekommen. Ich lächelte kurz. „Hier kommt mein stärkstes Pokémon!“ Ich schrie es lauthals heraus, voller Selbstbewusstsein. Selbst als sich eine kleine rosafarbene Katze materialisierte und sich schurrend auf das Kampffeld lag, verschwand mein Grinsen nicht. Im Gegenteil, es wurde noch breiter. Ein extrem lautes Raunen ging durch das Station. Waren die Chancen auf den Sieg gerade noch 50:50, so würde es jetzt wohl keinen mehr geben, der auch nur einen Pfifferling auf mich setzen würde. Dabei durfte Psiana schon einige Male sein Können in dieser Meisterschaftsendrunde unter Beweis stellen. Ich wandte meinen Blick das erste Mal während des Kampfes zu Hannah und meiner Oma. Hannah grinste, drückte mir mit der linken Hand die Daumen und gab mir mit der rechten Hand einen Daumen hoch. Meine Oma guckte etwas irritiert, aber nicht besorgt. Auch sie hatte keinen Zweifel an meinem Sieg, fragte sich jedoch, wie dieses Psiana diesen scheinbar übermächtigen Gegner namens Knakrack besiegen könnte. Ich würde ihr es zeigen. „Und dieses rosa Fellknäul soll mein riesen Knakrack besiegen?! Das ist doch nur ein kleiner Spielball für meinen Drachen!“, er lachte fies dabei und konnte sich kaum aufrecht halten. Ich musste erneut grinsen. Mir war klar, er würde Psiana unterschätzen. Hatte er nicht mehr im Kopf, dass Hannah mich damals schon davon abhielt Psiana gegen ihn einzusetzen? „Versuch doch, Psiana zu besiegen“, rief ich in einem provozierenden Unterton zurück. „Wenn du das sagst, gerne doch! Los Knakrack, Drachenklaue!“ „OK, Psiana, los geht’s! Wir beginnen mit Psychokinese!“ Das war das erste Statement. Knakrack hob vom Boden ab, und küsste diesen kurze Zeit später ungewollt und ziemlich heftig wieder. Psiana hatte sich noch nicht einmal vom Fleck gerührt. Es lag da und wedelte mit seinem verzweigten Schweif. Ganz so einfach würde es dann aber wahrscheinlich doch nicht gehen. „Psiana, Dunkelklaue!“ „Flammenwurf, Knakrack!“ Da mussten wir schon den ersten Treffer einstecken. Psiana verschwand in einem Feuerstrahl und kam nicht dazu, den Drachen mit einer Dunkelklaue anzugreifen. „Knakrack, leg nach mit einem Knirscher!“ „Nassschweif, Psiana!“ Zu spät. Dieser gefräßige Drache kaute auf meiner Katze herum und verletzte sie dabei schwer. Zum Glück konnte sich Psiana mit dem Nassschweif aus dem Maul von Knakrack befreien. „Psiana, setz den Spukball ein!“ „Ausweichen mit Schaufler!“ Der Spukball flog nur noch über ein Loch hinweg, dass das Landhai-Pokémon mit seinem Schaufler hinterließ. Man hörte es unter der Erde rumpeln, doch wo es genau war, wusste keiner. Allerdings konnte ich dagegen Abhilfe schaffen. „Psiana, hol Knakrack mit deiner Psychokinese wieder an die Oberfläche!“ Das gesamte Kampffeld leuchte kurzzeitig blau auf. Das Rumpeln verschwand, es wurde still. Die Ruhe hielt jedoch nur ein paar Sekunden an, denn dann durchbrach ein lauter Knall die Stille. Knakrack hing in der Luft und musste erneut Schmerzen erleiden. Und erneut brachte es Psiana unsanft wieder auf den Boden der Tatsachen zurück. „Schnell, Psiana, Nassschweif!“ „So leicht geht das nicht, Knakrack, Erdbeben!“ Wieder erwischte es Psiana und konnte gleichzeitig seine Attacke nicht anbringen. Das Erdbeben setzte Psiana stark zu. Ich musste aufpassen, dieser Drache war enorm stark. „Ampelleuchte, Psiana!“ „Knakrack, du den Flammenwurf!“ Beide Attacken prallten aufeinander und riefen eine mächtige Explosion hervor. Rauch und Staub vernebelten mal wieder komplett die Sicht. Ich hörte, wie Nelson eine Knirscher-Attacke befahl. Ich konnte Knakrack zwar nicht sehen, doch ich konnte Psiana auch nicht schon wieder wehrlos in eine solch effektive Attacke reinlaufen lassen. „Psiana, Spukball!“ Knakrack tauchte aus dem Rauch auf, da war der Spukball jedoch schon abgefeuert. Er traf trotzdem, allerdings hinderte das den Drachen nicht daran, weiter auf Psiana zu stürmen und seinen Knirscher auszuführen. Das könnte das Ende bedeuten. Allerdings habe ich nicht vor, dieses Match zu verlieren. „Psiana, setz Morgengrauen ein!“ Der Himmel färbte sich lila und Psiana begann weiß zu leuchten. Aus Schreck entließ Knakrack meine Katze aus seinem Maul und warf es auf den Boden. Dann erlosch das Leuchten bereits wieder und Psiana stand keuchend und schwach auf und konnte sich gerade so auf allen Vieren halten. Das Morgengrauen hatte nicht so viel gebracht, wie ich es erhoffte. „Knakrack, bringen wir es zu Ende! Draco Meteor!“ Was zur Hölle?! Knakrack streckte beide Arme in die Luft. Die Erde bebte etwas und dann schossen brennende Meteore auf mein Psiana zu. Es hatte kaum noch Kraft. Selbst mit einem weiteren Morgengrauen würde es diese Attacke wohl nicht überstehen. „Psiana …!“ Fünf, Sieben, Zehn, Zwölf … ich hörte das zählen auf. Unglaublich viele Meteore gingen auf Psiana nieder, es hörte nicht mehr auf. Das Publikum begann zu raunen. Geschockte Gesichter überall. Nachdem der letzte Meteor am Boden zerschellte, sich der Rauch verzogen hatte und man nur noch einen mit Gestein gefüllten Krater sehen konnte wurde es still im Stadion. Ganz still. Man hätte eine Stecknadel fallen lassen können und jeder hätte den Aufprall gehört. Der Stadionsprecher wagte es noch nicht, etwas in sein Mikrofon zu sagen. Der Schiedsrichter hatte einen unsicheren Ausdruck im Gesicht und traute sich nicht, die rote Fahne zu heben. Ich sah zu Hannah. Auch sie hatte einen ausdruckslosen Blick aufgelegt und sah mich nicht an. Meine Oma schlug die Hände vor dem Mund zusammen und konnte es nicht glauben. Der Schiedsrichter wollt die rote Fahne heben, zögerte jedoch. Er hatte sie noch nicht ganz angehoben und hatte auch noch kein Wort gesagt. Er blickte zu Nelson und seinem Knakrack, das keuchend vor ihm stand. Gerade als sich der Schiedsrichter festgelegt hatte und die rote Flagge vollends gen Himmel strecken wollte, ergriff ich das Wort. „Schemenkraft, Psiana!“ Nelsons Augen wurden so groß wie die eines Zwirrklops, der Schiedsrichter nahm peinlich berührt, er hätte fast etwas falsches ausgerufen, seine Fahne wieder runter und ich grinste einfach nur, als sich vor Knakrack ein lila Portal bildete, aus dem ein lila Klumpen mit unheimlich hoher Geschwindigkeit schoss und Knakrack traf. Genau wie Rasaff wurde es an Nelson vorbei gegen die Betonmauer geschleudert, die den Zuschauerrang von Arenagrund trennte. Kampfunfähig fiel es zu Boden, während der lila Klumpen auf dem Kampffeld landete. Die violette Aura verschwand und zum Vorschein kam mein Psiana, das auf mich zu rannte und mir in die Arme sprang. Ich knuddelte es kurz und sah dann auf den Schiedsrichter. „Knakrack ist nicht fähig, diesen Kampf fortzuführen. Psiana gewinnt und somit heißt der neue Sinnoh-Champion Nathaniel Gardner von Eiland 2!“ Das Publikum flippte komplett aus und jubelte Psiana und mir frenetisch zu. Das gesamte Stadion stand auf, schrie und brüllte und das nur wegen meinen Pokémon und mir. Das war ein wundervolles Gefühl. Ich sah zu Hannah und meiner Oma. Sie konnten es beide nicht fassen. Ihre Ekstase war nur von kurzer Dauer. Zwei Ordner traten an sie heran und baten sie mitzukommen. Sie verschwanden kurz, nur um dann wieder aus einem Tunnel aufzutauchen. Da ich sie als meine ‚VIP-Gäste‘ eingeladen hatte, durften sie zu mir aufs Kampffeld kommen und diesen emotionalen Moment mit mir teilen. Hannah stürmte mir in die Arme und hielt mich in einer innigen Umarmung fest und gab mir einen Kuss auf die Wange. Meine Oma brauchte da etwas länger, doch auch sie konnte mich schließlich in die Arme nehmen. Während ich Hannah im rechten Arm und meine Großmutter im linken Arm hatte, sah ich kurz zu Psiana und danach einfach nur in den Himmel. Mittlerweile hatte es angefangen Konfetti zu regnen, doch ich sah nur in den klaren Sternenhimmel. Bevor ich in irgendwelchen Gedanken versinken konnte, brachte auch der Stadionsprecher eine Ansprache heraus. „Ladies and Gentlemen, was für ein aufregender letzter Kampf und insgesamt spannendes Finale. Nathaniel Gardner hat den weiten Weg von Eiland 2 nicht umsonst gemacht und konnte sich die Krone der Sinnoh-Liga aufsetzen. Mit einer noch nie dagewesenen Attacke konnte er die scheinbar sichere Niederlage noch abwenden und mit seinem immens starken Psiana den schier übermächtigen Gegner Knakrack besiegen und darf sich nun Champion nennen. Herzlichen Glückwunsch, Nathaniel!“ Die Menge brach in einem erneuten Jubelsturm aus, als der Ansager seine Rede beendet hatte. Meine Augen wurden feucht, fast hätte ich doch tatsächlich eine Träne vergossen. Auch wenn es Freudentränen gewesen wären, dafür war ich nun wirklich nicht der Typ dazu. Ich konnte sie mir verkneifen, ging in die Hocke, nahm Psiana in meine Arme und streichelte es ausgiebig. Dabei blieb es jedoch nicht. Ich musste es einfach fest an mich knuddeln. Anders wusste ich mein Glück gerade nicht auszudrücken. „Und das alles nur wegen dir Psiana … Danke.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)