Psiana aus der Gegenwelt von True710 ================================================================================ Kapitel 33: … bleibt ewig das, was du verlangst ----------------------------------------------- „Hey, Dwayne.“ „Was ist?“ „Wann sind wir deinem Empfinden nach denn an deinem ‚Ziel‘ angelangt? Und heißt dein ‚Ziel‘ zufälligerweise Kahlberg?“ „Ich denke morgen früh werden wir dort ankommen. Und ja, das Ziel ist der Kahlberg. Dort sollte euch Team Rocket auf jeden Fall nicht finden.“ Ich wollte eigentlich nicht mit Dwayne reden, doch irgendwie kam mir das alles etwas suspekt vor. Dwayne uns retten? Ich vermutete eher, er hat sich wirklich irgendwie aus Gregorys Fänge befreit und will mich jetzt loswerden, um mit Hannah abzuhauen. Ich warf einen Blick zu ihr. Sie starrte nur nach vorne und hatte ein gequältes Gesicht aufgelegt. Ich war guter Dinge, dass sich Dwayne das Ganze etwas zu leicht vorstellte und Hannah bei seinem Plan nicht mitspielen würde. Oder war sie vielleicht eingeweiht und spielte mir ebenfalls etwas vor? Ich zog es kurz in Betracht, doch verwarf diesen Gedanken ganz schnell wieder. Daran glaubte ich nun wirklich nicht mehr. Seit wir mit unserem heldenhaften Retter unterwegs waren, belief sich die Konversationszeit ungefähr auf 0. Wir sprachen nur im äußersten Notfall miteinander. Und wenn, dann waren es meist nur drei, vier Sätze. Selbst als wir unser Nachtlager aufbauten und uns vor einem Lagerfeuer etwas zum Essen zubereiteten brachte keiner so wirklich ein Wort heraus. Ich hätte Mundharmonika spielen können, da ich in solchen Momenten schon ein wenig Heimweh empfand, wenn man auf seiner Reise nicht mehr miteinander sprechen konnte, doch irgendwie wäre das wohl auch ziemlich unpassend gewesen. „Ich würde vorschlagen, wir brechen morgen bei Zeiten auf, dann dauert es noch zwei bis drei Stunden bis wir am Kahlberg sind. Überlegt es euch …“ Obwohl Dwayne diesen Satz von sich gab, sah ich Hannah an. Nachdem er ausgesprochen hatte, hatte ich einen verdutzten Blick aufgelegt. Ohne ein weiteres Wort verschwand er in seinem Zelt. Mit einem Fingerdeut signalisierte ich Hannah, dass wir etwas weiter weg gehen sollten, bevor wir miteinander sprachen. Sie verstand und setzte sich in Bewegung. „Hannah, ich trau der ganzen Sache nicht. Ich glaube so langsam, Dwayne hat einen Plan ausgeheckt, um mich loszuwerden und mit dir abzuhauen.“ „Was soll das? Glaubst du immer noch, ich will mit diesem Vollidioten umherreisen, anstatt mit dir?“ „Nein, Hannah, beruhig dich bitte. Ich hab nicht gesagt, dass das auch dein Plan ist, ich sagte, es wär sein Plan.“ „Tja, den Plan kann er sich in die Haare schmieren, denn das ist auf jeden Fall nicht mein Plan.“ „Was glaubst du dann? Denkst du, er will uns wirklich nur in Sicherheit bringen?“ „Nein, nicht wirklich. Wobei ein kleiner Teil von mir denkt, dass er jetzt, nachdem er so viel verbockt hat, irgendwas wieder gut machen will und uns wirklich einfach nur in Sicherheit bringen möchte.“ „Hannah, wir sprechen von Dwayne. Also glaube ich auf keinen Fall an das Gute in ihm. Ich wollte nur mit dir darüber gesprochen haben, damit wir uns am Kahlberg auf alles gefasst machen können.“ „Nett von dir, Nathaniel. Gut, dass du’s angesprochen hast. Doch ich werde jetzt auch schlafen gehen. Dieses Herumwandern in diesem Gelände macht mich fertig. Bis morgen, gute Nacht.“ „Gute Nacht, Hannah.“ Sie ging an mir vorbei, zurück zu ihrem Zelt. Ich sah ihr nur hinterher und bewegte mich vorerst nicht. Nachdem sie ihren Reißverschluss bis obenhin zugezogen hatte, setzte auch ich mich in Bewegung. „Komm, Psiana. Wir gehen auch schlafen.“ Mein Pokémon, welches eigentlich schon vor dem Feuer schlief, hob seinen Kopf und öffnete ein Auge. Es sah, wie ich im Zelt verschwand und tat es mir mit einem beherzten Sprung gleich. Ich kuschelte mich in den Schlafsack. Psiana rollte sich neben meinem Kopf auf einem Kissen zusammen. Ich lag auf der Seite, mein Blick ruhte auf meiner rosa Katze. Ich fuhr von Kopf bis Schwanz durch das seidige Fell. Ich sprach im Gedanken in der Hoffnung es würde Kontakt zu mir aufnehmen. Kein telepathisches Wort kam mehr aus meinem Kätzchen. Ich konnte es nicht fassen. Auf der anderen Seite war ich gespannt, welches Resultat am Kahlberg uns erwarten würde. Fest stand auf jeden Fall, dass Dwayne einen Plan verfolgte, der uns sicher nicht helfen würde, und dieser Fakt ließ mich nur schwer einschlafen. Die nächste unerträgliche Nacht. Die Voraussetzungen waren zwar besser, als in der kleinen Höhle, doch Dwaynes Plan ging mir nicht wirklich aus dem Kopf. Und so war ich erneut der Erste, der aufwachte. Ich kramte meinen Pokécom hervor und sah auf die Uhr. 5:57 Uhr, das konnte einfach nicht wahr sein. Es war komisch, denn hätte ich genauso schlecht geschlafen, doch die Uhrzeit wäre weiter fortgeschritten gewesen, so um neun Uhr ungefähr, dann wäre ich jetzt besser drauf. So gab mir die frühe Uhrzeit neben dem absolut unterirdischen Schlaf noch den Rest. Ich hatte mein Zelt schon fast abgebaut, da krochen Hannah und Dwayne beinahe zeitgleich aus ihren Plastikunterkünften. „Ich dachte, wir wollten früh aufbrechen?“ „Aber doch nicht so früh.“ Dwayne rieb sich die Augen während er mir antwortete. Hannah verzog nur ihr Gesicht und gab mir anschließend einen bösen Blick. Dennoch packten beide ihre Sachen zusammen, während ich so etwas wie ein Frühstück vorbereitete. Ausnahmsweise wurde während unserer ersten Mahlzeit des Tages auch ein wenig gesprochen. Nicht übermäßig viel, doch immerhin mehr als sonst. So kam es, dass wir doch ‚erst‘ gegen 7:30 Uhr aufbrachen und uns auf unsere letzte Etappe Richtung Kahlberg begaben. Dwayne lief voraus, Hannah hielt sich mit etwas Abstand dahinter, während ich zusammen mit Psiana den Schluss bildete. Von Minute zu Minute wurde ich nervöser aber auch gespannter. Welch großartigen Plan konnte Dwayne schon verfolgen? Wahrscheinlich würde er ihn sowieso sofort vermasseln und hinterher heulend wegrennen. Doch von welchem Resultat sprach Psiana dann gestern Nacht? Ich konnte es mir nicht zusammenreimen. Auch deshalb wollte ich nun endlich am Kahlberg ankommen. Zweieinhalb Stunden sind vergangen. Es war verdammt heiß hier. Doch wir standen vor unserem ‚Ziel‘. Nach einem anstrengenden Aufstieg konnte man nun wieder einen Hang hinunter sehen, nur um einen Höhleneingang zu erblicken. Danach erstreckte sich ein gewaltiger Berg in die Höhe, aus dessen Gipfel schwarzer Rauch empor stieg. Schweigend folgten wir Dwayne, der auf einem kleinen und engen Pfad hinunter zum Eingang wanderte. Keine 15 Meter von uns entfernt konnte man in Magmabecken sehen, die sich am Hang gebildet hatten. Wirklich in Sicherheit fühlte ich mich hier jedenfalls nicht. Wir standen kurz vor dem schwarzen Loch, das den Eingang zu einem allen Anschein nach noch sehr aktiven Vulkan bildete. Dwayne blieb stehen, drehte sich um und ergriff das Wort. „Also hier wären wir. Das ist der Kahlberg. Wir werden nun in diese Höhle gehen und den gesamten Berg durchschreiten. Dahinter endet Sinnoh, nur noch offenes Meer. Ihr könnt euren weiteren Weg dann selbst bestimmen, ich werde euch in Ruhe lassen und zurück nach Kanto gehen.“ „Müssen wir durch eine Höhle gehen? Können wir nicht einfach über den Berg gehen?“ „Nein, Hannah. Ich bin mir deiner Angst in Höhlen noch bewusst, doch es ging nicht anders. Denn in diesem Vulkan lebt ein Pokémon, das wie für diese Umgebung geschaffen ist und gegen das Team Rocket keine Chance haben wird, sollte es uns hierher verfolgen.“ „Also gut, Dwayne. Laber nicht so viel und führ uns schon durch die Höhle.“ Ich hatte keine Lust mehr auf dieses Geschwafel, ich wollte diese Höhle einfach so schnell wie möglich durchqueren. Genervt stapfte ich los, Hannah tat es mir gleich, während Dwayne diesmal den Schluss bildete. Es war nicht wirklich hell hier drinnen, alles schimmerte etwas rötlich, doch es reichte, um zu sehen, wohin man trat. So durchquerten wir einen ersten kleinen Vorraum, um dann wieder vor einem Eingang zu stehen, der komischerweise komplett dunkel war. Ich betrat den kleinen Durchgang, der uns wahrscheinlich in die nächste Kammer dieses enormen Berges führen würde. Nach ein paar Schritten merkte ich, wie mein Fuß an einem Seil hängen blieb, dieses jedoch riss. Plötzlich fiel ein Tuch direkt vor unseren Gesichtern herab und offenbarte die nächste Kammer. Diese war jedoch alles andere als dunkel. Zwar war der rötliche Schimmer immer noch vorhanden, doch alles wurde durch Fackeln ausgeleuchtet. Zudem wussten wir jetzt auch, wieso uns Team Rocket nie eingeholt hatte. „Gute Arbeit, Dwayne! Nach deinen bisherigen Flops hatte ich so meine Bedenken, ob du diese Aufgabe bewältigen könntest. Aber nicht nur deswegen. Ich hatte auch meine Bedanken, ob diese zwei ziellosen Wanderer wirklich die Stupidität besitzen, dir ein weiteres Mal zu vertrauen und zu folgen. Doch hier sind sie.“ „Dwayne, du verräterisches Arschloch! Du hast mich also wirklich an meinen Vater verkauft, oder wie?!“ „Hannah, Schätzelein. Bin ich nun doch wieder dein Vater?“ „Niemals mehr in meinem Leben!“ „Ich schätze ein Biologe würde das anders sehen, aber lassen wir das. Ich bin hier mit diesem mächtigen Aufgebot von treuen Mitgliedern, um dich, Hannah, wieder mit zurückzunehmen, ins beschauliche Kanto. Als kleine Entschädigung für meinen Aufwand, dich aus Sinnoh zu holen, werde ich noch dieses Psiana und am besten gleich alle Pokémon deines Begleiters an mich nehmen. Mehr habe ich nicht zu sagen. Auf geht’s!“ Hannah zückte sofort einen Pokéball und rief ihr Guardevoir. Auch Psiana hatte sich kampfbereit gemacht. Doch wir saßen trotzdem in der Klemme und standen dieser Übermacht gegenüber. Vor uns, mittlerweile auch hinter uns, wohin das Auge reichte nur Team Rocket oder Felsen. Als hätte jemand ein Kommando gegeben erschienen plötzlich unzählige Golbat. Ich sah Gregory ins Gesicht. Er hatte ein hämisches und zugleich siegessicheres Grinsen aufgelegt. Doch da würde er sich zu früh freuen. „Psiana, Blitzkanone!“ „Guardevoir, Eissturm!“ Auch wir hatten ein gutes Timing und rissen mit unseren Attacken eine Schneise durch die Menge. Sofort nahmen wir unsere Chance zu fliehen wahr und rannten durch eben jenen Gang der sich gebildet hatte. „Hinterher! Lasst diese Kinder nicht entkommen!“ Gregory hatte wohl nicht geplant, dass wir ein drittes Mal an ihm vorbeilaufen. Dementsprechend klang er auch etwas wütender. Doch das waren Dinge, über die ich mir jetzt nur bedingt Gedanken machen sollte. Denn ich musste eher aufpassen, wohin ich lief. Denn mittlerweile gab es kein Fackellicht mehr, nur dieser rötliche Schimmer überall. Zudem feuerten tausende Golbat Attacken auf uns ab. „Hannah … ich glaube … wir sollten … einen Gegenangriff starten … lange … halten wir das … nämlich nicht durch“, keuchte ich während dem Rennen. „Ok … auf drei … eins …“ „Zwei …“ „Drei!“ Abwechselnd und im vollen Sprint zu sprechen war nicht gerade einfach, doch es klappte besser als vermutet. Auf drei blieben wir abrupt stehen, drehten uns herum und befahlen blitzschnell jeweils eine Attacke. Guardevoir räumte ein paar Fledermäuse mit einem Donnerblitz ab, Psianas Spukball wurde unfairerweise auf unsere menschlichen Verfolger losgelassen. Sofort sprinteten wir wieder los, nachdem wir uns durch unseren Angriff etwas Zeit und Raum verschafft hatten. Wir rannten nur unserer Nase nach. Jedoch wurde der rötliche Schimmer immer heller. Ich hatte langsam die Befürchtung, wir würden in unser eigenes Grab rennen, sollten wir irgendwann mal vor einem glühend heißen Lavasee stehen. Dann würden wir wohl gegen diese nummerische Überlegenheit den Kürzeren ziehen. In die Gegenwelt fliehen? Eine Wasserpfütze hätte hier wohl nur ein paar Sekunden bestand. Wir konnten nur hoffen, dass wir den richtigen Weg durch den Berg finden würden, bevor uns diese Meute schnappen konnte. Uns ging die Puste aus. Wir rannten, sollte man das mittlerweile noch rennen nennen können, immer weiter, blieben noch zwei oder drei Mal stehen, um unsere Verfolger durch Angriffe abzuschütteln. Doch es waren zu viele. Jedes Mal, wenn man dachte, man hätte sie abgehängt, tauchten irgendwo neue Team Rocket Typen auf, um uns sofort wieder durch den Vulkan zu hetzen. Wir bündelten unsere letzten Kräfte, um unser Glück in einem bisher noch unbekannten Durchgang zu suchen. Wir sind nun schon an ein paar Stellen öfter vorbeigekommen, doch hier waren wir noch nicht. Vor uns lag ein Gefälle, das wir vorsichtig hinab stiegen. Als man schon wieder Stimmen von schreienden Team Rocket Mitgliedern hören konnte, meinte Hannah, sie müsse schnell machen. Prompt übersah sie ein paar größere Steinchen, stolperte und fiel den Hang hinunter. Schnell, aber dennoch vorsichtig begab ich mich zu Hannah. Man konnte ein leisen Wimmern und Heulen vernehmen. „Nathaniel … ich hab keine Lust mehr. Lass mich hier verdorren, geh einfach. Ich werde wohl mit diesem Menschen, der sich mein Vater nennt, zurück nach Kanto gehen müssen.“ „Quatsch nicht, Hannah! Hier waren wir noch nicht, das kann nur der richtige Weg sein, wir haben es doch beinahe geschafft. Du, als Spezialagentin kannst doch jetzt nicht einfach so aufgeben!“ Ich hievte sie auf die Beine und wischte ihr eine Träne aus dem Gesicht. Ich lächelte sie an, sie lächelte zurück. Heulend, aber dennoch ehrlich. Ich musste kein weiteres Wort sagen, um sie zum Weitergehen zu bewegen. Womöglich lag es aber auch nicht an mir, sondern an den immer lauter werdenden Geräuschen, die eindeutig von den Suchtrupps stammten. Meine aufbauende und gut gemeinte Ansage von geradeeben verlor schnell ihre Wirkung. Denn nach kurzer Zeit standen wir in einer Sackgasse. Wir kamen an keiner Abzweigung vorbei, es war wirklich nur ein langer Gang, der unser Todesurteil bedeuten würde. Erst jetzt begriff ich, dass uns Dwayne komplett verarscht hat. Es gab natürlich gar keinen Weg durch diesen Vulkan hindurch. Auch wenn Team Rocket wahrscheinlich nicht geplant hatte, den ganzen Berg nach uns zu durchsuchen, so wäre es wohl ziemlich dämlich gewesen, wenn sie uns in eine Höhle mit zwei Ausgängen lotsen würden. Hannah fiel auf die Knie und schlug die Hände vors Gesicht zusammen. Wieder ein leises Heulen, das diesmal jedoch schnell lauter wurde. „Das war’s, Nathaniel. Wir sind am Ende!“ „Sag sowas nicht! Wir haben es bisher immer irgendwie geschafft, so wird es auch diesmal sein.“ Von ihr kam nichts mehr. Kein Wort zumindest. Stattdessen weinte sie. Sie wollte wohl auf keinen Fall zurück mit nach Kanto. Ich kniete mich zu ihr herunter und versuchte sie wieder aufzubauen. Dabei bemerkte ich nicht, dass wir bereits umstellt waren. Ich drehte mich erst herum, als jemand das Wort ergriff. „Meine Tochter … bitterlich am Weinen. Sowas habe ich dir aber nicht beigebracht. Schau, dass du aufstehst und mir ins Gesicht siehst!“ Gregory stand vor seinem kompletten Mob von schwarz gekleideten Möchtegern-Gangstern. Siegessicher und selbstbewusst stand Dwayne mit verschränkten Armen vor der Brust neben ihm und dachte wohl, er wäre der, dem man für diesen Erfolg danken müsste. Dabei hat er seine langjährige Freundin heimtückisch hintergangen und verraten und fühlte sich anscheinend noch richtig gut dabei. Wut stieg in mir auf. Ich war kurz davor meine restlichen Pokémon zu rufen, doch ich wartete noch einen Moment auf die nächste Aktion von Gregory. Man konnte nie wissen, was er als nächstes tat. „Also, liebe Leute, es wird Zeit, dem Ganzen ein Ende zu bereiten. Ihr habt uns lange genug durch diesen Berg getrieben.“ Gerade als er einen Schritt nach vorne ging, bebte es kurz. In dieser Sackgasse war der rötliche Schimmer sowieso schon am stärksten, doch jetzt wurde es noch heller. Und vor allem wurde es noch heißer. Nach kurzer Stille und Ratlosigkeit gab es ein erneutes Beben. Brach gerade der Vulkan aus? Gregorys Ganoven gingen im Gleichschritt langsam rückwärts, nur der Boss persönlich und Dwayne blieben an Ort und Stelle, wirkten jedoch ebenso unsicher. Hannah, Guardevoir, Psiana und ich standen weiterhin am Ende der Sackgasse und wussten genauso wenig was nun passieren würde. Den nächsten Rüttler ließ Hannah und mich zu Boden gehen, während hinter uns die Wand einstürzte. Die Decke blieb zum Glück ganz, doch auch so hätten uns diverse Felsbrocken erschlagen, hätte uns Psiana und Guardevoir nicht mit ihrer Psychokinese gerettet. Erst als die Mauer vollends eingefallen war, konnte man den dahinter liegenden Magmasee bestaunen. Aus ihm stieg ein … Pokémon hervor? Es lief auf vier Beinen, war breiter als hoch und hatte geschmolzene Stellen in seiner Haut. Es krabbelte an den Wänden und der Decke entlang bis es sich in unserer ehemaligen Sackgasse von der Decke fallen ließ und vor uns stand. Allerding mit Blick auf unsere Widersacher, die darüber nicht gerade sehr erfreut schienen. Wir standen hinter diesem Pokémon und wussten nicht wirklich, ob es uns gut oder schlecht gesinnt war. Ich wusste nur, dass von diesem roten Vierbeiner eine enorme Hitze ausging. Hannah rief vorsichtshalber ihr Guardevoir zurück, um es vor vermeintlichen Angriffen zu schützen. Psiana hatte mal wieder die Ruhe weg, saß neben mir und wedelte mit seinem Schweif. Dieses Lavapokémon machte ein paar Schritte auf Team Rocket zu. Plötzlich besiegte es mit einem gewaltigen Flammenwurf sämtliche Golbat, die über ihren Köpfen flatterten. Daraufhin ergriff die Gruppe von Schurken die Flucht. Gregory und Dwayne zögerten noch kurz etwas. Sie waren sich nicht sicher, ob sie jetzt einfach abhauen sollten. Doch unser Vierbeiner schritt unentwegt auf die beiden zu. Sämtliche Mitglieder waren schon aus dem Gang verschwunden. Das Gestein schmolz unter den Krallen dieses roten Pokémons. Als es noch ein paar Flammen in die Luft spuckte, war es auch für Gregory und Dwayne zu viel. Doch unser roter Freund, wenn ich ihn schon so nennen durfte, nahm die Verfolgung auf. Auch wir rannten den Dreien hinterher. Dwayne war natürlich schneller als Gregory. Er schaffte es aus dem Gang heraus. Doch als Gregory kurz davor war ebenfalls diese kleine Höhle zu verlassen, legte der Vierbeiner einen Zahn zu, lief eine Spirale, rechts der Wand hinauf, über die Decke und links wieder nach unten, um dem Anführer Team Rockets seitlich einen Bodycheck mit dem Kopf zu verpassen. Man muss dazu sagen, dass der Kopf dieses Pokémons nicht gerade weich aussah, eher ziemlich stählern, weshalb sich auch Hannahs Vater am Boden vor Schmerzen krümmte. Dieses Magmapokémon war im Begriff seine Kralle auf Gregory zu setzen. Geradeeben ist noch der Boden unter diesem Pokémon geschmolzen, weshalb es nun wohl sehr unschön werden würde. „NEIN!“ Hannah schrie auf. Der rote Vierbeiner stoppte tatsächlich bevor der Fuß Gregory berührte. Er sah seine Tochter entsetzt an. Wahrscheinlich hatte er nicht damit gerechnet, dass sie es wirklich verhindern würde. „Geh! Geh, und such mich nie wieder! Hast du verstanden?!“ Gregorys Blick änderte sich nicht. Mit großen Augen starrte er sie immer noch geschockt an. Nach ein paar Sekunden nickte er hastig mit dem Kopf, stand auf und rannte davon. Hannah fiel weinend zu Boden. „Ich glaube jetzt hast du ihn los, Hannah.“ Mehr vermochte ich nicht zu sagen. Ich wusste jedoch, dass es reichen würde, um Hannah zu beruhigen. Nach ein paar Schluchzern sah sie zu mir auf und lächelte mich an. Ich half ihr auf die Beine und umarmte sie. Doch wir hatten noch ein anderes Problem. Oder war es ein Problem? Das vierbeinige rote Pokémon stand vor uns, als wir uns aus der Umarmung lösten. Kurzzeitig wussten wir nicht, ob es uns nun auch braten wollen würde, oder uns gehen ließ. Wir sahen ihm ins Gesicht. Dann gab es ein paar Laute von sich und krabbelte an uns vorbei, um an Ende des Ganges in den Lavasee zu springen. Ohne gedankliche Frage meinerseits übersetzte Psiana diese Laute des Lava-Pokémons. Ich sah daraufhin zu meiner Katze hinunter, die jedoch mal wieder stur geradeaus sah und mich keines Blickes würdigte. „Weißt du, was es uns sagen wollte, Nathaniel?“ „Hmm … ich habe absolut keinen Plan, Hannah. Aber ich glaube, wir sollten von hier verschwinden.“ Was Team Rocket genau hier angestellt hatte, ich mochte es gar nicht wissen. Doch anscheinend reichte es dafür, um den Wächter dieses Vulkans ungnädig zu stimmen. Wenigstens hatte Dwayne in einem Punkt nicht gelogen. Es hauste wirklich ein Pokémon in diesem Vulkan, gegen das Team Rocket keine Chance hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)