Zodiac von BleedingRose ================================================================================ Kapitel 5: Der Wahrheit so nah ------------------------------ Herbst 2015, Siebenbürgen Selest Peterson Es geht alles so schnell. Die Vampire die bis eben noch den engsten Kreis um Ioan gebildet hatten, stürmen mit ihm los, und stürzen sich auf Akaya und Akito. Der Rest der Barbesucher macht keinerlei Anstalten sich einzumischen, was ich einerseits komisch finde, doch auf der anderen Seite wiederum gut heiße. Mit nur den paar Vampiren die Arashi mitgebracht hat, kann er schließlich unmöglich alle siegreich bekämpfen. Ioan und Arashi sind in ihrem ganz persönlichen Kampf verwickelt. Ihrer beider Bewegungen sind so schnell, dass ich kaum etwas sehen kann. Nur schemenhaft kann ich erkennen, dass Ioan, dadurch das er etwas kleiner und auch wendiger ist als Arashi, ein paar Schläge mehr austeilt. Komm schon Arashi, lass den Kerl nicht gewinnen. Ich sehe mich nach Kira um. Die hätte ich beinahe vergessen, so gefesselt war ich von dem Kampf der beiden Vampire. Ich kämpfe mich durch die herumstehenden Vampire durch – glücklicherweise beachten sie mich überhaupt nicht, sondern starren nur die Wächter an. Immer mal wieder werfe ich einen Blick auf Arashi zurück. Hoffentlich schafft er es diesen arroganten Mistkerl zu besiegen. In Reichweite der Tür kann ich den dunkelbraunen Haarschopf von Julian ausmachen. In seinen Armen liegt Kira, und bewegt sich nicht. Ein letztes Mal schaue ich zu Arashi – ich kann mich einfach nicht entscheiden, wem meine Aufmerksamkeit mehr gehören soll. Ihm oder Kira. Doch da Kira ja diejenige ist die verletzt wurde, entscheide ich mich für sie. Außerdem… so wie ich das sehe, hat Arashi alles recht gut im Griff. Arashi verpasst Ioan einen gekonnten Schlag, woraufhin der benommen zu Boden geht. Dann schaut Arashi zu mir und für einen kurzen Augenblick treffen sich unsere Blicke. „Bring Kira hier raus und wartet weiter abseits auf mich. Ich bringe das hier nur noch schnell zu Ende. Und jetzt geh, Selest“, höre ich Arashis Stimme in meinem Kopf. Telepathisch sende ich ihm zurück dass ich verstanden habe. „Beeil dich bitte, ich glaube Kira braucht deine Hilfe.“ „Ich mache so schnell ich kann. Und jetzt hau ab.“ „Ok.“ Ich bin bei Julian angekommen und helfe ihm die Tür zu öffnen, damit er Kira endlich nach draußen – und damit in Sicherheit – bringen kann. Nachdem das geschafft ist, laufen wir einfach drauf los und entfernen uns immer weiter von der Bar – und damit auch von Arashi. Nachdem wir ein Plätzchen gefunden haben, welches gut einen halben Kilometer von der Bar entfernt ist und uns als sicher erscheint, lassen wir uns entkräftet auf dem Rasen nieder. Julian lehnt Kiras Körper sachte an einem Baum an und setzt sich neben sie. Ich platziere mich ihnen gegenüber, schließe dann erst einmal erschöpft meine Augen, und atme tief durch. Ich werde nie wieder diese Bar betreten, seufze ich. Und lasse mich ins Gras fallen. Julian starrt mich an, das spüre ich ganz deutlich, auch wenn ich es nicht sehe. Lange wird er bestimmt nicht warten, bis er mich mit allerlei Fragen durchlöchern wird. Nur ob ich die Richtige bin um ihm irgendwas zu erklären, das bezweifle ich. Ich habe ja selber keine Ahnung was da gerade wirklich passiert ist. Es dauert exakt eine Minute, dann bricht der junge Polizist die wohltuende Ruhe. „Hast du mir vielleicht irgendwas zu sagen?“, will er von mir wissen. Er sitzt jetzt neben mir und nicht mehr neben Kira. „Was zum Teufel war das für eine Bar? Und was habt ihr“, er zeigt auf Kira und sieht dann mich wieder an, „mit diesen Leuten zu tun? Und komme mir ja nicht mit irgendwelchen Ausreden. Ich bin Polizist und erkenne ganz genau, wenn man mich anlügt. Also? Ich höre.“ Und schon verfluche ich meinen Entschluss, nicht bei Arashi geblieben zu sein. Herbst 2015, le village de étoiles Kira Vaillant Ich öffne meine Augen und stöhne erst einmal vor Schmerzen auf. Mein Hals tut weh und wie von alleine wandert meine Hand zu der Wunde, die mir dieser verdammte Vampir beigebracht hat. Sie ist kaum mehr zu spüren, doch die Schmerzen sind dennoch da. Ich habe keine Ahnung wie lange ich weg gewesen bin, und genauso wenig weiß ich, wie ich wieder nach Hause gekommen bin. Zumal ich hier erst einmal nicht wieder hin wollte. Noch immer liegt mir Antoniellas Verrat in den Knochen. Ich kann nicht vergessen das sie mich mein ganzes Leben lang belogen hat, was den Tod meiner Eltern angeht und überhaupt. Mir sagte sie, dass der Großteil an Mitglieder meines Zirkels, beim großen Krieg vor 17 Jahren umgekommen sei, nicht aber, dass die anderen Zirkel sie für ihre Taten bestraft haben. Ich nehme mir vor Selest deswegen zu fragen, denn merkwürdigerweise hat sie was den großen Krieg angeht, mehr Ahnung als ich. Und von irgendwem muss sie ja erfahren haben, dass meine Mom ihre umgebracht hat. Obwohl das ja auch nicht mehr stimmen soll. Ich schwinge meine Beine aus dem Bett und will gerade aufstehen, als die Tür zu meinem Zimmer leise geöffnet wird. Ich stocke in meinem Vorhaben. Selest steckt vorsichtig ihren Kopf durch die Tür und kaum das sie sieht wie ich versuche aufzustehen, ist sie auch schon bei mir. „Was machst du denn da“, sagt sie wenig erfreut und stürmt zu mir. Sie drückt mich wieder zurück ins Bett. „Meine Tante sagte, dass du im Bett bleiben sollst. Sie hat deine Wunde zwar so gut sie konnte geheilt, aber irgendwas war wohl mit dem Blut von Ioan nicht in Ordnung, weswegen du immer noch recht starke Schmerzen verspüren tust. Also leg dich wieder hin und versuche dich so wenig wie möglich zu bewegen. Dann erzähle ich dir auch was passiert ist, nachdem Arashi, sein Vater und Akaya mit den anderen reingekommen sind.“ Da ich zu schwach zum Protestieren bin, tue ich mal ausnahmsweise das, was von mir verlangt wird. Ich lege mich also brav wieder hin, ziehe die Zudecke bis an mein Kinn und warte darauf, dass Selest sich einen Stuhl an mein Bett stellt und mit erzählen beginnt. Ich bin nämlich in der Tat neugierig. Doch als erstes will ich etwas anderes von ihr wissen, nämlich warum Antoniella nicht an meiner Seite ist. „Wieso bin ich hier bei deiner Tante? Ehrlich gesagt habe ich schon fast damit gerechnet bei meiner Ziehmutter aufzuwachen, oder wenigstens bei uns in der WG.“ Selest lehnt sich in ihrem Stuhl zurück und schaut mich eine Sekunde lang schweigend an. „Ich bat Arashi darum dich erst einmal zu meiner Tante zu bringen, weil ich irgendwie das Gefühl verspürt habe, dass du deine Ziehmutter erst einmal nicht sehen willst. Keine Ahnung wieso, aber…“ „Sie hat mich mein ganzes Leben lang belogen, deshalb“, sage ich und unterbreche Selest in ihrer Erzählung. „Das weiß ich doch. Ich meine, ich habe keine Ahnung, woher dieser Verdacht kam. Fragen konnte ich dich ja nicht, da du Ohnmächtig warst, aber dennoch konnte ich irgendwie deine Gedanken hören. Kann man überhaupt Denken, wenn man Ohnmächtig ist? Na ja. Ist ja auch egal. Jedenfalls bat ich also Arashi dich hierher zu bringen und meiner Tante musste ich das Versprechen abnehmen, dass sie Lady Antoniella nichts sagt, nicht so lange du es nicht möchtest. Gefiel ihr überhaupt nicht, aber Letzten Endes tat sie mir diesen kleinen Gefallen. Deinem Polizistenfreund geht es übrigens gut, nur für den Fall das du dir sorgen um ihn machst“, sagt sie Augenzwinkernd. Wieso sollte ich mir sorgen um ihn machen? Aber es ist dennoch gut zu wissen dass es ihm gut geht. Immerhin ist es meine Schuld dass er erst in dieses Dilemma rein gekommen ist. Ich hätte ihn einfach nicht mit in die Blutbar kommen lassen. Das war mehr als Unverantwortlich von mir. “Gut! Und ich mache mir keine Sorgen um ihn. Vielmehr mache ich mir Vorwürfe. Ihm hätte sonst was passieren können.“ „Ist ihm aber nicht. Und dank ihm gibt es jetzt einen Vampir weniger, ist doch auch schon mal was, oder? Auch wenn ich niemals damit gerechnet hätte, dass dieser Ioan seinen Kumpel umbringt. Ein paar Minuten vorher sagt er noch sie sind seine Brüder und Schwestern und dann… zag. Bringt er einen von ihnen um und das nur, weil der sich von einem Menschen hat überrumpeln lassen hat.“ „So ist Ioan nun mal. Die ganze Familie ist so. Aber nun erzähle doch bitte, was passiert ist und wie wir unbeschadet aus der ganzen Sache raus gekommen sind.“ Wobei unbeschadet nicht ganz zutrifft. Ich berühre sachte meine Wunde am Hals, nehme aber sofort die Hand wieder weg, als sie erneut zu schmerzen anfängt. „An was erinnerst du dich?“, fragt Selest und setzt sich um. Sie nimmt die Beine hoch und sitzt nun im Schneidersitz auf dem Stuhl. Also bequem ist was anderes. „Nicht mehr an viel. Ich weiß eigentlich nur noch, dass Ioan dich hat wegbringen lassen und einer seiner Vampire mich dann gebissen hatte. Mehr ist da nicht.“ Und das ärgert mich gewaltig. „Nun gut. Viel ist ja auch nicht passiert. Wie gesagt kamen dann ja Arashi, Akaya und ihr Vater rein, zusammen mit noch ein paar ihrer Vampire und Ioan stürzte sich sofort auf unseren Lieblingsvampir, nachdem er dich gebissen hatte. Die beiden haben dann einen kleinen Kampf ausgefochten, den Arashi gewonnen hat. Frag mich aber bitte nicht wie er das geschafft hat, denn das weiß ich nicht, da ich mich zusammen mit Julian um dich gekümmert habe. Wir haben uns etwas abseits der Bar dann einen Platz zum Rasten gesucht und gewartet bis Arashi endlich auftauchte. Sein Vater und seine Schwester haben sich übrigens um die Verräter und um Ioan gekümmert.“ Hoffentlich sehen wir den nie wieder. „Und als Arashi dann endlich bei uns auftauchte, brachte er uns raus aus Siebenbürgen. Und ja… jetzt sind wir hier.“ Ich habe Selest Erzählung ruhig zugehört und nur ab und zu genickt. Das was sie eben sagte hört sich schon einmal ganz gut an, nur… Ich kann mir nicht vorstellen, dass Julian nicht nachgehakt hat. Grübelnd schaue ich auf die Zudecke. „Was ist los?“, will Selest wissen. „Tut die Wunde sehr weh? Tante Fanny schaut schon in ihren Büchern nach ob sie was findet was dir helfen kann.“ „Nein das ist es nicht“, antworte ich und blicke sachte zu Selest auf. „Ich ähm…“ Wie soll ich es nur formulieren, ohne dass sie gleich die falschen Schlüsse zieht? „Du willst wissen was mit Julian ist, richtig“, fragt sie und sieht mich mit einem wissenden Blick an. Verdammt – da hat sie voll ins Schwarze getroffen. „Nun. In der Zeit als wir beide auf Arashi gewartet haben, durchlöcherte er mich mit einigen Fragen. Ein paar sehr unschönen Fragen. Er wollte wissen was das für eine Bar war und was wir mit den Leuten dort zu schaffen hatten. Ich sagte ihm die Wahrheit, denn ob du es glaubst oder nicht, ich hatte bei ihm das Gefühl, dass er alles andere nicht geglaubt hätte. Er sah mich eh die ganze Zeit so komisch an.“ „Das ist gar nicht gut“, flüstere ich. „Ach, so schlimm war es nun auch wieder nicht. Ich glaube als Polizist hat man einfach nur einen sehr guten Riecher. Kein Wunder, bei dem was die alles so für Märchen aufgetischt bekommen.“ „Das meine ich nicht, Selest.“ „Nicht?“ „Nein. Sondern das er die Wahrheit über uns kennt. Kein außenstehender darf von unserer Existenz erfahren.“ „Ich schätze ihn nicht so ein, als dass er gleich zur Presse rennt und einen Artikel über uns veröffentlicht. Immerhin nahm er das alles recht locker auf. Und er hörte auch nicht auf sich um dich zu kümmern, nicht mal als er dann die Wahrheit kannte. Er wollte gar nicht mehr von deiner Seite weichen und es kostete Arashi etliches an Überredungskünste, um ihn davon zu überzeugen nach Hause zu gehen und nicht mit uns mitzukommen. Wir mussten ihm sogar versprechen ihn zu informieren wenn du wieder fit bist. Ich glaube er steht auf dich, Kira.“ „Blödsinn“, sage ich und drehe mich von Selest weg. Nicht das sie… „Das kannst du dir sparen. Ich habe die Röte in deinem Gesicht schön längst gesehen.“ Großartig. „Dafür brauchst du dich nun wirklich nicht zu schämen. Er scheint ja nett zu sein und ich finde ihr passt super zusammen.“ Selest macht eine kurze Pause. Und genau die nutze ich, um mich wieder in ihre Richtung zu legen. „Kannst du mir ein Glas Wasser aus der Küche holen?“, frage ich und setze mich etwas auf. „Klar. Aber du bleibst brav im Bett, verstanden?“ „Jawohl, Mami“, kommentiere ich und ernte ein fröhliches Lachen von Selest. Dann verschwindet sie aus dem Zimmer. Und sofort nutze die Zeit ihrer Abwesenheit und mache genau das, was ich eigentlich nicht tun soll. Ich versuche erneut aufzustehen. Ich finde es recht merkwürdig dass es mir so schlecht geht. Ich bin schließlich nicht das erste Mal von einem Vampir gebissen wurden. Das kann mir einfach nicht vorstellen, dass es daran liegen soll, dass irgendwas mit Ioans Blut nicht stimmte. Was verschweigen sie mir nur noch alles? Erst das mit meinen Eltern und mit meinem Zirkel. Und jetzt… So langsam aber sicher komme ich mir wirklich verarscht vor. Und genau aus diesem Grund muss ich mich jetzt auch auf mein Vorhaben, hier zu verschwinden, konzentrieren. Denn auch wenn Fanny es Selest versprochen hat, so glaube ich nicht, dass sie Antoniella nicht Bescheid bereits gegeben hat. Ich schwinge wieder einmal mein rechtes Bein über die Bettkante und hole dann das linke nach. Bis hierhin ging schon einmal alles gut. Also stemme ich meine Hände auf die Lehne und drücke mich dann nach oben. „Super!“ Zumindest stehe ich schon einmal. „Was wird das hier?“, kommt es von der Zimmertür her. Schuldbewusst blicke ich in die Richtung. Fanny steht in der Tür. „Ich wollte versuchen aufzustehen“, antworte ich und setze vorsichtig einen Fuß vor den anderen. Zwar habe ich immer noch leichte Schmerzen, aber die sind erträglich. „Ihr tut ja gerade so, als wenn ich sterbenskrank wäre. Ich wurde nur von einem Vampir gebissen. Ist doch nichts Dramatisches.“ Nicht wahr? Oder gibt es etwas was du mir erzählen willst? Ich glaube nicht. „Das denkst aber auch nur du“, vernehme ich eine zweite Stimme. Diesmal eine männliche und wem die gehört, weiß ich ganz genau. Ich setze mich auf die Bettkante. „Was machst du hier, Derek?“, frage ich. Statt mir aber zu antworten, macht er nur zwei große Schritte und schon ist er an meiner Seite. Er sieht sich meinen Hals an, ehe er sich vor mich kniet und mich bei den Schultern packt. „Was hast du dir nur dabei gedacht wegzulaufen, Kira“, will er wissen. Erstaunlicherweise scheint er nicht sauer zu sein, ganz im Gegenteil. Er hört sich besorgt an. „Wieso bist du nicht zu mir gekommen, oder hast mit Constantin und Jolina geredet? Wieso?“ Wieso wohl? Weil ich mit jemanden reden wollte der mir nicht so nahe steht und von dem ich vielleicht die Antworten bekomme, die ich haben wollte. Außerdem haben mich Conny, Jolina und Derek ja auch belogen, genauso wie Antoniella. Und wenn ich auf sie sauer bin, dann muss ich es auch auf die drei sein. „Weil ihr mich belogen habt“, antworte ich Derek auf seine Frage. Verdutzt weiten sich seine Augen. „Und jetzt streite das ja nicht ab. Ihr habt alle gewusst was wirklich mit meinen Eltern passiert ist. Und ihr schimpft euch meine Freunde? Das ich nicht lache. Solche Freunde wie euch brauche ich nun wirklich nicht, Derek.“ „Es tut mir leid“, sagt er und schlägt für eine winzige Sekunde seine Augen nieder. „Genauso wie Constantin und Jolina. Aber keiner von uns durfte mit dir darüber reden. Lady Antoniella hat es uns allen ausdrücklich verboten. Und du weißt wie sie werden kann, Kira.“ „Na prima“, sage ich und verschränke die Arme vor die Brust. „Sei ihnen nicht mehr böse, Kira. Im Grunde wollten wir dich alle nur beschützen.“ „Bitte? Ihr wolltet mich beschützen? Wovor denn, Fanny hm…“ Sie sieht mich aus traurigen Augen an, sagt aber kein Wort. „Etwa davor, dass ich, wenn ich die Wahrheit erfahre, auch wie meine Eltern euren Zirkel verrate? Das ich gegen euch kämpfe? Wieso hat mich Antoniella überhaupt zu sich genommen, hm? Ich bin immerhin die Tochter zweier Verräter. Mörder von so vielen Hexen, Vampiren und Loup-Garou. Wieso habt ihr mich nicht auch getötet, so wie den Großteil meines Zirkels? Wieso?“ Ich habe mich jetzt so in Rage geredet, dass ich nicht mal mitbekommen habe, dass ich mit weinen angefangen habe. Dass die Tränenspur meine Wangen herunterläuft und sich sogar schon eine kleine Pfütze auf meinem Schoß gebildet hat. Ich spüre ein paar Arme, die mich sanft an einen warmen Körper drücken. Dann schaue ich auf, um zu sehen wer mich zu trösten versucht, und kaum das ich in Selests mitfühlendes Gesicht blicke, bricht es völlig aus mir raus. Ich klammere mich an ihr fest und lasse mich einfach nur von ihr halten. Herbst 2015, le village de étoiles Selest Peterson „Wie geht es ihr?“, fragt mich meine Tante, kaum dass ich ihr Wohnzimmer betrete. Ich setze mich neben sie auf die Couch und warte noch einen Moment. „Was denkst du denn?“, sage ich nur und schaue meine Tante nicht mal an. Auch ich bin etwas enttäuscht von ihr, denn auch sie hat Kira all die Jahre über belogen. Vermutlich hat sie nie auch nur einen einzigen Gedanken daran verschwendet wie Kira sich fühlen wird, sollte sie je die Wahrheit erfahren. Also braucht sie jetzt nicht so tun als täte es ihr leid. Ich darf mir zwar auch keinen Orden verleihen, da meine Reaktion, nachdem ich die Wahrheit über meine Mom und Kiras erfahren habe, auch nicht gerade die Beste war, aber wenigstens habe ich mit Kira geredet. Gut. Ich tat es, weil ich sauer war und irgendwem die Schuld geben wollte, aber dennoch… Gott. Selbst Arashi hat es gewusst und auch er hat Kira nie die Wahrheit gesagt. Er war ja sogar noch der Meinung, dass sie es niemals hätte erfahren dürfen. Da frage ich mich wirklich wieso. Ob es eventuell doch einen wirklich guten Grund für die Verschwiegenheit gibt?, oder wollten sie alle einfach nur nicht dass Kira erfährt was man mit ihren Eltern gemacht hat? Immerhin wurden sie hingerichtet. Ich kann schon verstehen dass man das nicht unbedingt sagen will, aber wenn es nun mal geschehen ist… Und außerdem haben sie damals ja das Urteil gefällt, also müssen sie jetzt auch damit leben. Zumindest ist das meine Meinung dazu. „Kira ist fix und fertig. Ich weiß wirklich nicht, wie sie ihre Gefühle die letzten Tage über so gut verdrängt hatte.“ Ich sehe erst meine Tante, dann Derek und zum Schluss Arashi an. Anstandshalber war er vorhin nicht mit in Kiras Zimmer drin und hat es sich lieber hier unter bequem gemacht. Was wir oben besprochen haben hat er ja eh mitbekommen, mit seinen super Vampirohren. „Du verstehst das nicht, Selest“, sagt meine Tante und legt einen Arm um mich. Ich bin gewillt ihn abzuschütteln, lasse es dann aber bleiben. „Wir wollten sie wirklich nur be…“ Ich schneide meiner Tante das Wort ab. „Ich bitte dich“, sage ich empört. „Das ihr sie nur beschützen wolltet, war doch nichts weiter als eine bequeme Ausrede dafür, dass ihr euch nicht getraut habt. Ihr wolltet euch einfach nur nicht mit ihr auseinandersetzen. Ich meine wer weiß, vielleicht hat Kira Recht mit dem was sie eben sagte, und ihr habt einfach nur Angst gehabt, dass sie euch irgendwann den Rücken zukehrt. Vielleicht sogar ihren Zirkel neu aufblühen lässt – falls so etwas überhaupt geht.“ Oder aber… und das könnte auch gut möglich sein. Ich würde sogar so weit gehen und behaupten, dass das exakt der Grund ist, weswegen sie Kira nichts erzählt haben. Nämlich weil sie ja dachten, Kira sei eine Zodiac. Und so wie ich das mitbekommen habe, scheinen alle sehr viel Respekt vor diesen Hexen zu haben. Sie sollen immerhin mächtiger sein als andere Hexen. Und da kann ich mir schon vorstellen, dass die Vorstellung, die Tochter zweier Verräter soll eine Zodiac sein, kaum für allgemeine Begeisterung sorgt. „Das stimmt nicht“, protestiert meine Tante sogleich. „Das war nicht einfach nur eine Ausrede von uns.“ „Das würde ich jetzt nicht so sagen, Fanny“, schnaubt Arashi. „Ihr habt immerhin schon mehr als einmal geäußert, dass ihr Kira nicht als Zirkelmitglied verlieren wollt. Und auch wenn jetzt herausgekommen ist das sie doch keine Zodiac ist, ist sie immer noch mächtiger als andere. Und sobald ihr erst einmal jemand gezeigt hat, wie sie ihre Kräfte richtig einsetzen kann… ich glaube weiter brauche ich nicht zu sprechen. Wir wissen immerhin alle, zu was Kira fähig sein kann. Nehmen wir beispielsweise nur mal die Nacht, in der Kira von Selest die Wahrheit erfahren hatte. Das Unwetter was ihre Gefühlsregung widerspiegelte war jawohl mehr als eindeutig.“ Echt jetzt? Das war Kira? Wow. Also damit hätte ich wirklich nicht gerechnet. Wir Hexen können das Wetter beeinflussen? Das ist gleichermaßen cool wie beängstigend. „Wie hat sie das gemacht?“, frage ich an Arashi gewandt. Kann ich das auch lernen? „Und wenn das mit Kira wirklich stimmt, wieso hat sie dann nichts in der Blutbar unternommen?“ Irgendwie ist das komisch. Ich höre jetzt schon zum zweiten Mal, dass Kira verdammt mächtig sein soll, aber jedes Mal wenn sie eine Gelegenheit bekommt das zu zeigen, tut sie es nicht. „Weil sie eigentlich aufgehört hatte ihre Magie zu wirken, das sagte ich dir doch bereits.“ Stimmt! Da war mal was. „Außerdem hat Antoniella ihr nie gezeigt wie sie ihre Magie richtig einsetzen kann. Wie denn auch. Sie gehört ja geburtsmäßig einem anderen Zirkel an und die wenigen Wiccas die es heute noch gibt, dürfen und können ihre Magie nicht mehr anwenden. Das ist Teil ihrer Strafe. Das es Kira allerdings geschafft hat solch ein Unwetter hervorzurufen, zeigt eindeutig, dass sie die Tochter ihrer Eltern ist. Und das ist beängstigend.“ „Ich bitte dich“, fahre ich meine Tante an. „Ihr glaubt doch wohl nicht wirklich, dass Kira einen neuen Krieg anfangen wird, oder?“ Fannys Gesichtsmimik verrät mir nicht, was sie gerade denkt. Doch die Tatsache, dass meine Tante das von mir gesagte nicht widerlegt, spricht auch so für sich. Erbost stehe ich auf und funkle sie aus bösen Augen an. „Ich glaub das nicht.“ „Beruhige dich bitte, Selest“, meldet sich endlich mal Derek zu Wort. Die ganze Zeit über hat er uns drei nur beobachtet. Doch auch wenn Derek sich nun mit ins Gespräch einbringt, so glaube ich nicht, dass er mir gleich sagen wird, dass es keinen Grund zur Sorge gibt. So wie ich den Loup-Garou nämlich einschätze, tut er alles was Lady Antoniella ihm sagt. „Ich will mich aber nicht beruhigen“, fauche ich ihn an. Dann wende ich mich blitzschnell meiner Tante zu, da ich irgendwie – keine Ahnung warum, denn ich bin ja nicht mit der Magie meiner Tante verbunden – ihre Gedanken hören kann. „Ob es nun ein Versehen war oder nicht spielt jetzt eh keinen Unterschied mehr, denn…“ „Sage mir bitte, dass ihr nicht plant ihr ihre Kräfte zu nehmen?“, kommt es wie aus der Pistole geschossen von mir. Meine Tante sieht mich verwundert an und ihre Mimik verändert sich augenblicklich. Ich habe also Recht mit meiner Vermutung. „Das könnt ihr doch nicht machen“, sage ich empört. „Das geht nun wirklich zu weit, Fanny“, pflichtet Arashi mir bei. „Kira hat immerhin nichts Unrechtes getan, also dürft ihr…“ „Als wenn wir das wollen würden, Arashi“, unterbricht Derek ihn. „Aber das Triumvirat ist nun mal der Meinung dass Kira zu mächtig ist, um sie unkontrolliert ihre Magie einsetzen lassen zu können.“ „Aber das tut sie doch nicht“, sage ich. „Ich meine, sie benutzt sie doch nicht mal.“ „Das spielt keine Rolle.“ „Wieso nicht? Tante Fanny?“ Doch meine Tante schweigt. Und genau diese Tatsache, verheißt nichts Gutes. „Ich glaube du weißt wieso“, antwortet sie mir dann doch und steht ohne ein weiteres Wort zu verlieren auf. Sie haben es bereits getan! Meine Tante verlässt das Wohnzimmer und geht in Richtung Flur. Derek folgt ihr wie ein Schatten, wirft Arashi vorher aber noch einen merkwürdigen Blick zu. Wofür der wohl war? „Wir müssen gehen“, sagt Arashi zu mir und greift nach meiner Hand. Hastig zieht er mich mit sich, in Richtung des Zimmers, wo Kira liegt und sich ausruht. „Antoniella wird gleich hier sein und Kira dann…“ „…mit zu sich nehmen, oder?“ Er nickt. „Wir müssen uns einen Ort suchen an dem wir Kira fürs erste verstecken können. Ich kann einfach nicht glauben das sie ihr das wirklich angetan haben“, brummt er Kopfschüttelnd. „Ich auch nicht“, sage ich. „Gibt es einen Weg ihr ihre Kräfte wieder zu geben?“ Irgendwie glaube ich nämlich nicht, dass sie Kiras Kräfte nur gebannt haben, so wie mein Vater es bei mir getan hat. Arashi öffnet die Zimmertür und steuert sofort das Bett an, wo Kira glücklicherweise noch liegt und schläft. Ich folge ihm. Er hebt Kira sachte hoch. „Erstmal verschwinden wir von hier und dann kümmern wir uns um Kiras Kräfte.“ Arashi dreht mir einen Rücken zu. Was soll das denn werden? „Klettere auf meinen Rücken, Selest. Ich kann euch leider nicht beide tragen. Die Zeit wird knapp. Ich kann Antoniellas Magie bereits deutlich spüren. Sie ist in der Nähe.“ Sie ist bereits hier? Das ist gar nicht gut. Genauso wie Arashis Vorschlag, ich solle auf seinen Rücken klettern. Das kann nicht sein Ernst sein, doch allen Anschein ist dem so, denn er dreht seinen Kopf zu mir rum und deutet nickend auf seinen Rücken. Zaghaft klettere ich auf ihn drauf und klammere mich regelrecht an seinem Hals fest. Arashi steuert das Fenster an. „Du willst aus dem Fenster springen? Spinnst du“ „Einen anderen Weg gibt es nicht. Halt dich gut fest“, sagt er und schon spüre ich die kalte Oktoberluft. Wir befinden uns jetzt bei Julian zu Hause, was mich bei unserer Ankunft dort etwas gewundert hat. Doch nach näherem Überlegen stellte ich fest, dass es keinen anderen Ort gibt, an dem wir Kira fürs erste verstecken können. Vielleicht gibt es ja aber eine Möglichkeit diesen Ort zu schützen. Die Frage ist nur, wer soll das machen. Ich etwa? Als wenn ich wüsste wie so etwas geht. Julian ist noch immer bei Kira. Kaum das wir mit ihr bei ihm aufgetaucht sind, hat er zugestimmt, dass wir sie erstmals hier bei ihm lassen. Er stellte auch keine Fragen, sondern nahm Arashi Kira wortlos ab und brachte sie in sein Schlafzimmer. Und so sitzen der Vampir und ich nun auf seinem Sofa und überlegen wie wir weiter vorgehen. Hoffentlich fällt Arashi was ein, denn ich habe nicht die geringste Ahnung. „Was werden wir jetzt machen?“, frage ich und lege meinen Kopf in den Nacken. Ich fühle mich so nutzlos. Ich will Kira unbedingt helfen, doch ich weiß nicht wie. Alles was ich tun könnte wäre, für sie da zu sein, doch das reicht bei weitem nichts aus. „Ich denke ich hab es“, sagt Arashi und so schnelle ich vor und sehe ihn erwartungsvoll an. „Als erstes werden wir nach einer alten Freundin von Ileana suchen. Sie wird wissen wie wir Kira ihre Magie wieder geben können. Soweit ich weiß war diese Hexe, vor dem großen Krieg, die Bewahrerin der Erinnerungen der Wiccas. Und wenn das wirklich stimmt, dann kann sie uns auch noch weitere nützliche Informationen geben.“ „Wie zum Beispiel, warum Kiras Eltern den Krieg begonnen haben?“, rate ich. Dieses Geheimnis gilt es schließlich auch noch zu lüften. „Ganz recht“, sagt Arashi und nickt mir zu. „Aber erstmals müssen wir die besagte Hexe finden.“ „Ähm…“ Ich kratze mich verlegen am Hinterkopf. „Ich hätte da mal eine kurze Frage an dich. Wieso… Also… nun ja.“ „Hör auf zu stottern, Selest. Sag mir einfach, was du zu sagen hast.“ „Jaja. Es ist nur. Wieso glaubst du dass diese Hexe noch lebt? Ich dachte, dass die Wiccas hingerichtet wurden, also die, die den Krieg damals überlebt haben.“ „Nicht alle wurden getötet. Ein paar von ihnen sind vorher schon zu den anderen beiden Zirkeln übergelaufen, oder sie haben aufgegeben, noch bevor der Sieger des Krieges feststand. Und dann gibt es noch die Wiccas, die am Leben gelassen wurden, weil sie für das Triumvirat noch wichtig sein könnten.“ „So was wie Kriegsgefangene?“ „Ganz recht. Ok. Ich würde sagen wir mischen uns heute Abend erst einmal unter die Leute und versuchen in Antoniellas Villa einzusteigen. Glücklicherweise ist sie unterwegs.“ „Unter die Leute mischen? Ist heute irgendwas los in der Stadt?“ „Heute ist Halloween, meine Liebe“, sagt er mit einem Schmunzeln im Gesicht. „Und das nutzt das Triumvirat aus, um das alljährliche Zirkeltreffen abzuhalten. Das ist also unsere beste Gelegenheit, unbemerkt bei Antoniella nach Hinweisen zu suchen. Denn auch wenn sie nach Kira sucht und am liebsten alles andere stehen und liegen lassen würde, als Hohepriesterin ist es ihre Pflicht, beim Zirkeltreffen anwesend zu sein. Der Großteil der Mitglieder muss dort sein.“ Ich stehe vom Sofa auf und gehe nervös im Wohnzimmer auf und ab. „Also werden wir bei Lady Antoniella in die Villa einsteigen? Habe ich das richtig verstanden?“ Mir ist nicht wohl dabei. Und ich will mir ehrlich gesagt nicht mal vorstellen was passiert, wenn wir erwischt werden. „Genau das werden wir tun“, sagt Arashi und klopft mir auf die Schulter. „Nur keine Sorge. Ich bin ja bei dir, da wird dir schon nichts passieren.“ Das beruhigt mich nicht im Geringsten. Lady Antoniella ist schließlich nicht irgendwer. Sie ist die Hohepriesterin meines Zirkels und dazu eine angsteinflößende Frau. Mir lief es bei unserer ersten Begegnung schon eiskalt den Rücken runter. Was natürlich auch daran lag, dass ich ihr damals vorhatte ihr zu sagen dass es meine Schuld war, dass Kira abgehauen ist. Und nun ist sie wieder nicht da wo sie sein sollte. Und wieder einmal ist es meine Schuld – wobei ich diesmal nicht alleine Schuld trage. Doch das wird in Lady Antoniellas Augen mit Sicherheit keinen Unterschied machen. Bei der bin ich jetzt völlig unten durch. „Werden wir überhaupt eine Chance haben, das unbemerkt durchzuziehen? Ich kann mir immerhin sehr gut vorstellen, dass sie irgendwelche Vorkehrungen getroffen hat. Wie sieht es außerdem mit diesem einen Loup-Garou Typen aus, den ich vor ein paar Tagen bei ihr zu Hause traf. Dereks Onkel, wenn ich mich richtig erinnere. Wird er an ihrer Seite sein, oder wird sie ihn erneut mit der Suche nach Kira beauftragen?“ „Xander wird an Antoniellas Seite sein, also nur keine Panik. Vermutlich wird sie Dereks Rudel mit der Suche nach Kira beauftragen, doch die auszutricksen ist nun wirklich keine Kunst. Mit deiner Hilfe wird das sogar ein Kinderspiel werden.“ „Ähm… Und wie soll ich dir dabei helfen? Ich habe meine Magie noch nicht und selbst wenn, wüsste ich nicht wie ich das anstellen sollte.“ „Du unterschätzt dich, Selest. Außerdem… hast du denn schon wieder vergessen, dass Kira und ich unsere Magie mit deiner verbunden haben? Und da du diese Verbundenheit noch nicht gelöst hast…“ Stimmt! Da war was! „Jetzt wo du es sagst, wie geht dieses Lösen eigentlich? Also nicht das ich das wollen würde. Es scheint ja ziemlich viele Vorteile zu haben. Aber so interessehalber.“ „Es hat auch viele Vorteile. Und Nachteile, wie bereits erwähnt. Übrigens finde ich, dass du sie kennen solltest, bevor du dich entschließt weiterhin mit Kira und mir verbunden zu sein.“ „Ok.“ Es scheint wirklich wichtig zu sein, ansonsten würde Arashi nicht mit mir darüber reden wollen. „Dann schieß mal los. Obwohl ihr mir ja bereits sagtet, was es für Nachteile haben soll. Auch wenn ich das nicht als ein solches empfunden habe. Ich meine, was soll schon schlimmes dabei sein, wenn ihr auf meine, und ich auch eure Magie zugreifen kann.“ „Kira könnte dir das vermutlich besser erklären als ich, aber da sie gerade nicht zugegen ist… Also hör zu. Wenn eine Hexe ihre Magie mit der einer anderen verbunden hat, dann sind sie nicht nur magisch, sondern auch seelisch miteinander verbunden. Und das bedeutet, wenn einer der Paktpartner stirbt, dann stirbt auch der andere.“ OK! Jetzt hört sich das dann doch nicht mehr so gut an. „Ist das… Also ist das schon einmal passiert?“ „Mehr als einmal sogar“, sagt Arashi und drückt mich zurück aufs Sofa. „Noch vor dem großen Krieg war das fast gang und gebe, dass Hexen ihre Magie mit der einer anderen Hexe verbunden haben. Meistens taten das die Hohepriesterinnen mit ihren Nachfolgerinnen, um ihnen so besser beibringen zu können, was sie später alles tun müssen, um ihren Zirkel zu beschützen. Doch nachdem das mit den Wiccas war, wurden sich viele der wahren Gefahr einer solchen Verbundenheit erst bewusst und heute tut es so gut wie niemand mehr. Nicht mal mehr die Hohepriesterinnen. Antoniella wird das in der jetzigen Situation bestimmt wurmen, denn wenn sie ihre Magie mit der von Kira verbunden hätte, dann wüsste sie jetzt, wo sie ist.“ „Moment mal, warte“, bitte ich Arashi. So richtig verstehe ich das nicht. „Kira wurde doch ihrer Magie beraubt, wie wäre es dann denn für Lady Antoniella möglich sie hier zu finden? Und apropos Magie beraubt, wann haben sie das überhaupt angestellt? Die einzigen die in der Nähe von Kira waren, waren doch nur ich, Derek und meine Tante.“ Arashi wendet sich mir ab und beantwortet mir diese Frage nicht. Das muss er aber auch nicht, denn ich glaube ich weiß, wer das tat. „Meine Tante! Richtig?“ Ich warte bis sich Arashi mir wieder zugewandt hat. „Warum hat sie das nur getan?“ Die Tür zu Julians Schlafzimmer öffnet sich und der Hausherr tritt aus ihr heraus. Er setzt sich neben mich aufs Sofa und lehnt sich in die Kissen zurück. „Wenn ihr wollt könnt ihr jetzt los. Ich werde solange auf Kira aufpassen und ihr erklären was passiert ist und warum sie jetzt bei mir ist. Habt ihr ein Handy? Dann schreibe ich euch wenn sie wach ist.“ „Das haben wir, aber es wäre besser wenn du uns das nicht sagst. Falls die anderen uns erwischen ist es besser, wenn sie keinen Hinweis auf Kiras Aufenthaltsort bekommen. So können wir sie besser beschützen.“ Arashi steht auf und reicht mir dann seine Hand. Ich greife nach ihr. „Lass uns gehen. Es gibt noch einiges vorzubereiten“, sagt er zu mir und so lasse ich mich von ihm hochziehen. Wir sind gerade dabei Julians Wohnung zu verlassen, passieren den kleinen Gang der nach oben in die Bar seines Bruders führt, als er uns noch einmal zurückruft. Wir drehen uns um. Julian steht lässig in seiner Eingangstür. „Wäre es irgendwie möglich diesen Ort hier zu schützen? Ich meine, das Dorf ist ja nicht all zu groß und früher oder später werden sie vermutlich auch hier nachschauen kommen. Ich kenne mich in eurer Welt zwar nicht aus, aber Hexen sind doch bestimmt in der Lage sich unbemerkt irgendwo umzusehen, oder?“ Ich schaue Arashi fragend an. Der runzelt die Stirn und schaut dann mich an. „Das ist eine gute Idee. Selest?“ „Was?“, will ich von Arashi wissen. „Denkst du ich weiß wie man so etwas anstellt, nur weil ich eine Zodiac bin? Huhu… ich bin eine blutjunge Anfängerin, ich weiß nicht wie man einen Ort vor neugierigen Blicken sichert.“ Also wirklich. Wieso nur glaubt er andauernd, dass ich mich mit Magie und alles was dazugehört auskenne? Das ist echt lästig. Arashi seufzt. „Du bist wirklich ein Hoffnungsloser Fall, Süße“, sagt er dann und schmunzelt leicht. „Streng dein hübsches Köpfchen an, dann kommst du selber drauf.“ „Ist das dein Ernst?“ Ich schaue Arashi ungeduldig an. „Ach du liebe Güte. Es wird wirklich Zeit das Kira wieder wohlauf ist. Dann kann sie sich mit dir herumschlagen“, sagt er leicht säuerlich. „Meckern! Das ist alles was du kannst, oder? Als wenn es meine Schuld wäre, dass ich keine Ahnung von all dem habe. Also wirklich.“ Ich verschränke die Arme vor der Brust und spiele kurz die beleidigte Leberwurst. „Aber da du ja alles weißt, erkläre mir doch bitte, wie ich den Schutz von Julians Wohnung und damit auch Kiras, bewerkstelligen kann.“ „Kira weiß es.“ „Die können wir aber nicht fragen“, pampe ich zurück. „Leute!“, mischt sich Julian in unser kleines Geplänkel ein. „Könnt ihr diesen Ort jetzt sichern oder nicht? Denn wenn ihr euch weiter streitet, wird es egal sein, da sie Kira dann vermutlich schon längst hier gefunden haben. Also?“ Perplex starren wir Julian an. Da hat es uns beide wohl die Sprache verschlagen, was ich bei Arashi noch nie gesehen habe. Eigentlich hat der Vampir immer auf alles eine Antwort parat. Aber gut zu wissen, dass man auch ihn aus der Fassung bringen kann. Das muss ich mir merken. „Da Kira weiß wie das geht, weißt auch du das. Nutze also ihr Wissen.“ Stimmt ja, ich bin ja immer noch mit ihr verbunden. Um nicht noch mehr Zeit zu vergeuden versuche ich genau das zu tun, was Arashi eben sagte. Und so konzentriere ich mich, wie so oft in den letzten zwei Wochen auch schon, auf die Magie in meinem Inneren. Kaum das mir das gelungen ist, suche ich nicht nach Kiras Magie in mir, sondern nach einem Zugang zu ihrem Wissen. Ich habe es gefunden. Farbige Linien und merkwürdige Symbole leuchten vor meinem inneren Auge auf. Dann formt sich aus den farbigen Linien die Silhouette von Kira. Sie deutet auf eines der unzähligen Symbole. Und da weiß ich auch schon, wie ich diesen Ort hier sichern kann. Ich öffne meine Augen wieder, die ich vorher geschlossen hatte und gehe in die Hocke. Auf den Steinboden zeichne ich dann dieses merkwürdige Symbol, welches, als ich damit fertig bin, aufleuchtet und sich dann auf die komplette Wohnung ausbreitet. Ich stehe wieder auf und blicke Arashi an. „Nicht schlecht“, pfeift er und nickt mir anerkennend zu. „Wer hätte gedacht das du das so schnell hinbekommst. Also ich nicht.“ „Nett“, ist alles was ich dazu zu sagen habe. Wie hätte ich auch glauben können, dass er mich mal loben würde. Dieser elende… Ich verabschiede mich mit einem kurzen Wink von Kiras Polizistenfreund und ziehe nun meinerseits, einen vollkommen überrumpelten Arashi hinter mir her. „Glaubst du dass wir das wirklich schaffen?“, frage ich, als wir das Anwesen von Lady Antoniella erreicht haben. Es liegt völlig im Dunkeln, denn wie von Arashi bereits prophezeit, scheint wirklich niemand hier zu sein. Noch nicht einmal Dereks Rudel. Die sind wahrscheinlich auch beim Zirkeltreffen, denke ich mir, immerhin gehören ja auch sie zum Zirkel. Als wir von Julian los sind, dachte ich, dass es ein schwieriger Weg bis hierher werden wird, immerhin ist Halloween und das bedeutet in diesem Dorf hier, dass alle Dorfbewohner auf den Straßen sind und feiern. Und die wissen hier wirklich wie man feiert. Die Straßen waren nur matt beleuchtet. Das reichte aber auch vollkommen aus, denn jedes einzelne Haus war über und über mit Kreaturen der Nacht – Hexen, Teufel, Geister und anderem Grusel verziert und damit jeder der vorbeiging es bewundern konnte, wurden sie noch etwa beleuchtet. Doch all das machten sie nicht für die anderen Dorfbewohner, sondern für die vielen Gäste, die nicht nur aus dieser Gegend, sondern aus der ganzen Welt hierherkommen, um mit ihnen Halloween zu feiern. Und am liebsten, wäre auch ich dort geblieben. Arashi öffnet eines der obersten Fenster in Lady Antoniellas Villa und winkt mich zu sich hoch. Ich zögere kurz, entscheide mich aber dann dafür seiner Aufforderung Folge zu leisten. Ganz alleine bleibe ich nämlich nicht da unten stehen. So klettere ich also erst auf das Vordach und lasse mich dann von ihm ins offene Fenster hieven. Das wäre dann also schon einmal geschafft. Wir stehen in einer kleinen Kammer. „Ich kann dein Herzschlag hören, Selest“, sagt Arashi belustigt und legt eine seiner Hände auf eben dieses. „Es springt dir bald aus der Brust, wenn du dich nicht langsam mal beruhigen tust. Außerdem machst du mich ganz wuschig damit, also höre auf, ja. Es ist niemand hier. Alle sind sie beim Zirkeltreffen und das bedeutet, dass wir freie Hand haben. Und dennoch bedeutet das nicht, dass wir trödeln können, also folge mir endlich.“ Arashi dreht sich um und öffnet die Tür. Dann schlüpft er durch eben diese und ich folge ihm. Mal wieder. Wir gehen einen langen Gang lang, der völlig im Dunkeln liegt. Noch nicht einmal der Mond scheint hinein, sodass ich ängstlich nach Arashis Hand greife. Mir ist wirklich nicht wohl bei der ganzen Sache hier. Doch ich darf keinen Rückzieher machen. Ich muss das hier für Kira durchstehen. „Wieso glaubst du eigentlich, dass wir hier einen Hinweis auf den Aufenthaltsort dieser Wicca-Hexe finden? Ich kann mir nicht vorstellen, dass Lady Antoniella hier irgendwo einen Zettel rumliegen hat, auf dem steht, wo wir sie zu finden haben. Zumal ich ja noch nicht einmal weiß, wie diese Hexe heißt. Du?“ „Nein. Aber wenn wir einen Hinweis darauf finden, dann hier.“ „Weißt du überhaupt wo wir hingehen? Ich kann nicht mal sehen wo wir jetzt sind.“ „Wir kommen gleich zur großen Treppe. Ich war schon ein paarmal hier, also keine Sorge. Wir werden uns schon nicht verlaufen.“ Ich höre wie er verächtlich schnaubt. „Du bist echt ein Angsthase, Selest.“ Na danke auch. Als wenn es was schlechtes wäre, eine gesunde Portion Angst zu haben. Außerdem bewahrt einen die Angst davor dumme Sachen zu machen. So wie dass was du hier gerade tust? Du brichst in die Villa deiner Hohepriesterin ein. Du hast quasi ihre Ziehtochter entführt und versteckst sie vor ihr. Du tust eine Reihe dummer Sachen. Ich schüttele mich und versuche so mein schlechtes Gewissen zu verdrängen. Ich weiß doch selber dass ich hier gerade eine Dummheit begehe. Eine verdammt große sogar. Aber was tut man nicht alles für seine Freunde. Richtig so. Du tust das alles hier für Kira und... auch ein kleines bisschen für dich. Sobald ihr diese besagte Hexe gefunden habt, kannst du sie auch wegen deiner Mutter ausfragen. Sie wird sie bestimmt gekannt haben und wenn nicht, dann erfährst du vielleicht etwas über den Krieg und wie es dazu kam, dass die Wiccas ihn begonnen haben. Das wäre doch auch schon mal was. Mein Gewissen kann sich scheinbar nicht entscheiden was es will. Mir sagen dass ich das richtige tue, oder alles falsch mache, was man nur falsch machen kann. Ich komme mir vor, als sitzt auf der rechten Schulter mein Engel-Ich und auf der linken mein Teufel-Ich. Und beide versuchen mich zu überzeugen, dass sie Recht haben. „Ich mag die Villa nicht“, sage ich und drücke mich dichter an Arashi. Soll er mich doch für einen Angsthasen halten. Ist mir egal. „Schon bei meinem ersten Besuch hier habe ich mich mehr als unwohl gefühlt. Es ist, als wenn das ganze Gebäude einen beobachtet. Gruselig.“ „Den Effekt hat es auf alle. Auch ich bekam so etwas wie eine Gänsehaut, als ich hier das erste Mal war.“ Wie beruhigend. „Wir werden als erstes in ihrer Bibliothek nachsehen und wenn wir dort nicht finden, schauen wir in ihrem Büro nach.“ Arashi öffnet erneut eine Tür und kaum das wir durch sie durchgegangen sind, glaube ich meinen Augen nicht zu trauen. „Wow!“ Also die Bibliothek von Alexandria ist nichts, gegen das was wir hier gerade zu sehen bekommen. Die Alte wohlgemerkt. Vor uns erstreckt sich ein endloser Saal, schätzungsweise größer als hundert Fußballplätze – da kein Ende in Sicht zu sein scheint. Egal wo ich hinsehe – nach rechts, nach links, nach oben, nach… unten? Ich gehe in die Hocke und blinzele ein-, zweimal. Es ist keine Einbildung. Ich stehe auf einem Glasboden, unter dem sich ein weiterer solcher Saal wie dieser hier befindet. Und auch der ist voll mit alten Büchern. Es ist einfach Atemberaubend hier – und Hoffnungslos. „Wie groß ist diese Bibliothek“, will ich wissen. „Und wie sollen wir hier einen Hinweis finden. Es würde wahrscheinlich tausend Jahre dauern, wenn nicht sogar noch länger, bis wir hier alles durchsucht haben.“ „Du wirst staunen wenn ich dir sage, dass man mit Magie alles erreichen kann. Ich habe Kira mal dabei beobachtet, wie sie hierher kam und dann auch schon von irgendwoher ein Buch angeflogen kam und genau in ihren Händen landete. Ach wie wäre es nur schön, wenn auch du eine Hexe wärst. Ach nein warte…“ Seine Worte strotzen nur so voller Ironie, „du bist ja eine.“ Ich boxe ihn leicht gegen die Schulter. Muss dann aber lächeln. „Ich hab‘s ja kapiert“, sage ich resignierend. Ich muss mich halt noch daran gewöhnen. „Doch auch wenn Kira dir so schön demonstriert hat wie man in dieser riesig großen Bibliothek was finden kann, bin ich mir sicher dass es bei ihr nur funktionierte, weil sie genau wusste wonach sie suchte.“ Und wir wissen das leider nicht. Arashi gibt mir keine Antwort, schüttelt nur mit dem Kopf und seufzt laut. „Du machst mich echt fertig, Süße“, denkt er. „Doch leider glaube ich dass du recht hast. Doch wir dürfen nicht aufgeben.“ „Wieso unterhalten wir uns per Gedanken?“ Und wieso tue ich es ihm nach? „Weil mir die Worte fehlten“, offenbart er mir. Er greift nach meiner Hand und führt mich immer tiefer in die Unweiten dieser Bücheransammlung hinein. Ich glaube wir haben jetzt schon über anderthalb Stunden nach irgendeinem hilfreichen Hinweis gesucht. Doch bisher fanden wir nichts außer alte und eingestaubte Bücher. Es ist frustrierend und das, obwohl es irgendwie vorhersehbar war. Unsere Suche ist nämlich gleichzusetzen mit der, nach der besagten Stecknadel im Neuhaufen. Sinnlos. Wenigstens folgt uns ein zauberhaftes Licht – das nenne ich mal 'nen Lichtblick. Und da Arashi deswegen nicht beunruhigt ist, bin ich es auch nicht. „Ich habe was“, höre ich Arashi neben mir sagen. Er zieht einen dicken Wälzer aus einem der Regale hervor und pustet als erstes den ganzen Dreck vom Einband. Ein dunkelgrauer Einband, verziert mit einem verschnörkelten Pentagramm kommt zum Vorschein. „Was ist das für ein Buch“, frage ich und nehme es ihm aus der Hand. Meine Finger streifen zögernd über das Pentagramm, es ist in den Buchdeckel eingraviert. Sofort fühle ich eine warme und wohltuende Magiewelle meinen Körper durchfluten. Und wie von Zauberhand, öffnet sich das Buch. „Was ist jetzt passiert?“ „Dieses Buch öffnet sich nur für Wicca-Hexen, oder für Hexen die unsereins wohlgesonnen sind“, vernehme ich eine freundlich klingende Stimme in meinem Kopf. Ich drehe mich um, kann aber niemanden erkennen. “Wer bist du? Und wo bist du?“, frage ich zurück. Ich zupfe an Arashis Ärmel, doch der rührt sich nicht. Arashi steht unbeweglich neben mir. „Hab keine Angst, Selest. Ich habe deinem Freund nichts getan und will auch dir nichts Böses. Ich bin hier um euch zu helfen.“ „Ach ja“, schreie ich in die Dunkelheit herein. Wieso nur kann ich das nicht so richtig glauben. Herbst 2015, le village de étoiles Kira Vaillant Blinzelnd versuche ich mich zu orientieren und so herauszufinden wo ich hier bin. Irgendwie kommt mir dieser Ort bekannt vor, aber ich komme einfach nicht drauf woher. Dabei sollte das so schwer ja nicht sein, da ich noch nicht an so vielen unterschiedlichen Orten war. Ich stehe vom Bett auf und schaue mich dann noch einmal im Raum um. Auf einem Stuhl neben dem Bett in dem ich bis eben noch schlief liegen ein Pullover und eine Hose. Ich ziehe sie über und als ich mich so betrachte, fällt es mir wie Schuppen von den Augen. Ich bin bei Julian zu Hause. Wie bin ich zu ihm gekommen? Und wieso bin ich bei ihm? Ich beschließe das Schlafzimmer zu verlassen und mich auf die Suche nach dem Polizisten zu machen. Ich wollte mich ja eh noch bei ihm entschuldigen. Wegen mir weiß er jetzt, dass es Hexen und Vampire gibt und meinetwegen wäre er beinahe verwandelt wurden. Ich hätte ihn einfach nicht mit in die Bar nehmen sollen. Zwar konnte ich nicht wissen das unser Plan so nach hinten losgehen würde, dennoch war es unverantwortlich von mir, einen Menschen mit in eine Bar voller Vampire zu nehmen. Sachte drücke ich die Klinke runter und öffne einen Spalt weit die Tür, zögere dann aber sie ganz auf zu machen, als ich zwei vertraute Stimmen höre. Julian und Ian. „Bist du des Wahnsinns, Kleiner? Hör verdammt noch mal auf deine Zeit zu vergeuden und erledige endlich deinen Job. Je eher du ihn nämlich erledigst, desto schneller komme auch ich hier wieder weg. Dieser Ort macht mich nämlich wahnsinnig.“ Also so schlimm ist unser Dorf nun auch wieder nicht, denke ich und beobachte die Brüder weiterhin. Irgendwas stimmt mit den beiden nicht, ich komme nur nicht drauf was es ist. Am meisten aber stört mich Ian, mit seiner ganzen Art und überhaupt… Ich glaube er ist solch ein Mensch, der nach außen hin freundlich und nett tut, aber in Wirklichkeit ein richtiges Ekel ist. Ich weiß also schon, warum ich ihn vom ersten Moment an nicht leiden konnte. Er kam mir da schon so falsch und hinterhältig vor. Ian setzt sich neben seinen Bruder aufs Sofa und legt den Kopf in den Nacken. Dann ist ein paar Sekunden lang ruhe, bis er wieder zu reden, bzw. meckern beginnt. Er setzt sich aufrecht hin und blickt zu seinem Bruder rüber, der nur starr ins lodernde Feuer des Kamins blickt. „Verrate mir bitte, wie es dazu kommen konnte. Ich will einfach nur verstehen warum du solch eine Dummheit begehst. Du weißt selber wie wichtig dein Auftrag ist, von daher kapiere ich einfach nicht wie du…“ Ich schließe sachte wieder die Tür und setze mich aufs Bett zurück. Dort bleibe ich eine ganze Weile lang sitzen und überlege, was ich als nächstes machen soll. Eigentlich wollte ich ja erfahren warum ich hier bin und wem ich es zu verdanken habe, dass ich hier bin. Die Antwort auf die erste Frage kann ich mir zwar schon selber denken, aber es kann ja nicht schaden sie von Julian persönlich zu hören. Doch so lange sein merkwürdiger Bruder da ist, will ich nicht wirklich nach draußen gehen. Doch kann ich nicht auch einfach hier sitzen bleiben. Vielleicht sollte ich… Eine Hand legt sich plötzlich auf meine Schulter und ich zucke erschrocken zusammen. Ich war so sehr in Gedanken, dass ich nicht mitbekommen habe, dass jemand zu mir reingekommen ist. „Entschuldige“, höre ich Julian sagen. Er setzt sich neben mich aufs Bett. „Wie geht es dir?“ Ich drehe meinen Kopf in seine Richtung und blicke ihn an. „Gut“, antworte ich, auch wenn es nicht ganz der Wahrheit entspricht. Denn merkwürdigerweise habe ich immer noch leichte Schmerzen. „Wirklich? Nun, das freut mich. Ich habe mir Sorgen gemacht, als Selest und Arashi mit dir hier bei mir auftauchten und mich baten so lange auf dich aufzupassen, wie sie nicht hier sind. Sie wollten mir nicht sagen was passiert ist, nur, dass es wichtig ist, dich eine Weile woanders unterzubringen.“ Ich nicke. „Und wo sind die beiden hin?“ „Das haben sie mir nicht gesagt. Alles was ich weiß ist, dass es was mit dir und einer gewissen Antoniella zu tun haben muss.“ Erneut nicke ich. Zu was anderem bin ich irgendwie nicht fähig. Ich weiß auch nicht was mit mir los ist. Irgendwie fühle ich mich… unvollständig. „Ich muss gehen“, sage ich nach einer Weile des Schweigens. Ich muss wenigstens mit Jolina und Constantin reden, wenn schon nicht mit meiner Ziehmutter. Zwar haben die beiden mich auch belogen, aber bei ihnen würde ich es wenigstens noch glauben wenn sie sagen, sie haben es nur getan, weil Antoniella es ihnen befohlen hat. Ich stehe vom Bett auf und bin schon an der Tür angekommen, habe sie sogar schon ein kleines bisschen geöffnet, da wird sie allerdings wieder zugeschlagen. Julians Hand liegt fest auf der meinen. „Das ist keine so gute Idee, Kira“, sagt er mit weicher Stimme. Ich spüre seinen warmen Atem an meinem Hals. „Ich habe es ihm versprochen.“ „Wem hast du was versprochen?“, will ich etwas verunsichert wissen. „Arashi! Und das ich dich beschützen werde“, sagt er. Ich drehe mich so gut es geht zu ihm um und hebe etwas meinen Kopf an, da er gut ein paar Zentimeter größer ist als ich, und blicke in seine dunklen Augen. Voller Wärme und auch ein wenig Traurigkeit, blicken sie mich an. „Wieso?“ Warum musste er ihm das Versprechen? Ich kann immerhin sehr gut auf mich selber aufpassen. „Weil dir etwas genommen wurde“, haucht er. Unsere Gesichter sind sehr nah beieinander, sodass ich seinen Atem jetzt nicht mehr an meinem Hals spüren kann, sondern an meiner Wange. Julians Finger wandern über mein Gesicht und streicheln dabei dachte über meine Wangen. Ich spüre dass ich rot anlaufe. „Was machst du nur mit mir“, flüstert er in mein Ohr. Komisch, denke ich nur. Dasselbe habe ich gerade eben auch gedacht. Und was meint er mit: Weil mir etwas genommen wurde? Sofort beginnt es in meinem Kopf zu arbeiten. Der Überfall von Ioan. Meine Wunde am Hals die nicht heilen will. Selest und Arashi bringen mich aus dem Haus von Fanny weg, weil irgendwas mit Antoniella ist. Mein Körper, der noch immer nicht ganz auf der Höhe zu sein scheint. Was geht hier nur vor sich. Und was um Himmelswillen habe ich verpasst? Zaghaft berühre ich noch einmal mit meiner freien Hand die kleine Wunde an meinem Hals. Dabei höre ich immer und immer wieder Julians Worte. Das ich dich beschützen werde... Weil dir etwas genommen wurde… Ich scheine wie auf dem Schlauch zu stehen, denn ich komme einfach nicht dahinter. Was haben diese Worte nur zu bedeuten. Das ich dich beschützen werde... Vor wem oder was muss ich denn beschützt werden? Ich habe schließlich keine Feinde. Naja, bis halt auf die, die jede Hexe hat – die Hexenjäger, doch die haben sich schon lange nicht mehr blicken lassen. Weil dir etwas genommen wurde… Auch diese Worte ergeben keinen Sinn. Mir wurde nichts genommen. Bis halt auf meine Eltern und nun ja, meine Kindheit – wenn man es genau nimmt. Doch ansonsten… Meine Gedanken wandern noch einmal zurück zu unserem Besuch in der Blutbar: Bloody Mary! Normalerweise hätte ich Ioans Anwesenheit dort spüren sollen, oder wenigstens seine bösen Absichten erkennen. Und dann ist da noch die Tatsache, dass er mich so einfach überrumpeln und beißen konnte. Und der Biss… Noch nie hat mich ein Vampirbiss so aus den Latschen gehauen wie der von Ioan. Ich bin immerhin eine Hexe und wir werden von unserer Magie… Oh mein Gott. Ich drücke mich dichter an die Tür in meinen Rücken ran. Und wie von selbst gleitet meine Hand vom Türgriff. Dann rutsche ich an der Tür herunter. Meine Atmung geht stoßweise. Mir ist, als wenn irgendwas mir die Luft wegschnürt, so sehr schmerzt es beim ein- und ausatmen. „Meine Magie“, flüstere ich und kralle meine rechte Hand in den Pullover den ich trage – genau an die Stelle, unter der sich mein Herz befindet. Es schlägt wie wild und unkontrolliert. Julian hockt sich vor mich hin. Meine Magie ist weg. Herbst 2015, le village de étoiles Selest Peterson Ich glaube einfach nicht dass ich das hier wirklich mache. Das ich einer fremden Stimme folge, und das auch noch alleine. Arashi steht ja immer noch unbeweglich in der unterirdischen Bibliothek rum und spielt Statue. Warum nur hat sie das mit ihm gemacht? Und warum will sie mir helfen. Und wer zum Teufel ist Sie? Ich beeile mich der Stimme weiter zu folgen, wobei das nicht ganz stimmt, denn einer Stimme kann man ja nur bedingt folgen. Also sollte ich lieber sagen ich folge einem Licht, welches die Stimme heraufbeschworen hat. Sie führt mich weit weg von Arashi und hinauf bis in den einzig vorhandenen Turm der Villa. Ich stehe inmitten eines kleinen Raumes. Es ist so winzig, dass gerade einmal Platz für ein Bett und ein Schrank ist. Noch nicht einmal ein richtiges Fenster hat dieser Raum, einzig, ein zu groß geratenes Guckloch ist vorhanden, durch das nur spärlich etwas Mondlicht, ins Zimmer fällt. „Wir sind da“, sagt die Stimme und schon verschwindet das Licht und an dessen Stelle erscheint eine junge Frau… die mir bekannt vorkommt. „Vanessa!“ Ich glaube das war ihr Name. Sie nickt und streckt ihre rechte Hand nach mir aus, ganz so, wie Lady Antoniella es bei unserer ersten Begegnung auch schon getan hat. Und doch strahlt Vanessa eine ganz andere Aura als sie aus – eine, die mich ihr vollkommen vertrauen lässt. Ich gehe zu Antoniellas Haushälterin und greife nach ihrer Hand, die sie mir freundlich entgegenstreckt. Sogleich strömt eine unglaubliche Wärme durch meinen Körper – es ist dieselbe, wie die die ich spürte, als ich dieses Wicca-Buch berührt habe. Und genau diese Tatsache lässt in mir Erleichterung zurück. Vielleicht haben wir ja doch mal Glück, wo uns schon die ganze Zeit über das Pech zu verfolgen scheint. Aber wie heißt es doch so schön: Auch ein blindes Huhn findet mal ein Korn. Wo wir nun schon einmal dabei sind etwas Glück zu haben, werde ich Vanessa einfach mal nach dem fragen, weswegen Arashi und ich überhaupt erst hierhergekommen sind. Nämlich nach der Wicca-Hexe, die die Bewahrerin der Erinnerungen ihres Zirkels sein soll. „Arashi und ich sind auf der Suche nach einer ganz bestimmten Wicca-Hexe“, sage ich gehetzt. Ich will den Vampir nicht so lange alleine lassen – und ich fühle mich in seiner Nähe sicherer, auch wenn keine Gefahr von Vanessa ausgeht. Doch man weiß ja nie. Noch immer hält Vanessa meine Hand fest und sie macht auch keine Anstalten als wolle sie sie wieder loszulassen. Im Gegenteil, ihr Händedruck immer fester. „Was wollt ihr von ihr?“, fragt sie mich. Ihre Stimme klingt jetzt lauter in meinen Gedanken. Vermutlich weil ich ihr hier, im Gegensatz zur Bibliothek unten, so nah bin. „Wir wollen sie Fragen ob sie weiß, wie wir Kira ihre Magie wieder geben können. Meine Tante hat ihr nämlich, in Lady Antoniellas Auftrag wohlgemerkt, ihre Magie genommen. Aus irgendeinen Grund denken sie das Kira sie verraten wird, doch da irren sie sich. Kira ist eine der freundlichsten und mitfühlendsten Menschen die ich kenne. Sie würde ihre Freunde… nein nicht nur ihre Freunde sondern alle… Sie würde sie niemals verraten.“ Ich mache eine kleine Pause, um einmal kräftig Luft zu holen. Dann fahre ich weiter fort. „Und dann wollten wir sie noch fragen, ob sie weiß, wieso Kiras Eltern diesen Krieg begonnen haben. Wobei ich eher glaube, dass sie hereingelegt wurden. Und dann ist da noch die Tatsache mit meiner Mom. Angeblich soll Ileana, also Kiras Mom, meine umgebracht haben. Ich meine ich habe es gesehen, aber… ich glaube nicht dass das wirklich sie war. Vielmehr bin ich davon überzeugt, dass Kiras Eltern hereingelegt wurden.“ Vanessa drückt meine Hand noch einmal fest, ehe sie sie loslässt. Sie dreht sich um und holt unter ihrem Kopfkissen ein altes und abgenutztes Buch hervor, welches sie mir reicht. Fragend blicke ich sie an. Doch Vanessa drückt es mir Wortlos gegen die Brust und so nehme ich es entgegen. Und kaum das ich es berühre, verändert es sich. Aus dem alten und zerfledderten Buch wird ein vollkommen intaktes, welches nicht nur mit einem goldenen Rand, sondern auch noch mit demselben Pentagramm verziert ist, wie das Buch aus der Bibliothek. „Was ist das für ein Buch“, frage ich zaghaft nach. Es sieht unheimlich wertvoll aus. Vanessa setzt sich auf ihr Bett und schaut aus dem kleinen Fenster heraus. Sie schweigt. „Erinnerungen“, sagt sie dann schließlich mit brüchiger und so leiser Stimme, dass ich sie beinahe nicht verstanden hätte. „In diesem Buch befinden sich die Erinnerungen aller Wicca-Hexen.“ Wow! Das bedeutet dann also… „Endlich habe ich es gefunden!“ Vanessa springt erschrocken von ihrem Bett auf und schiebt mich hinter sich. Keine Sekunde später wird die Tür zu ihrer kleinen Kammer aus den Angeln gerissen und eine mehr als angsteinflößende Lady Antoniella steht vor uns. Grinsend sieht sie erst ihre Haushälterin und dann mich an. „Was geht hier vor sich“, rufe ich panisch und will mich an Vanessa vorbeidrängen, doch sie lässt mich nicht. „Es tut mir leid“, höre ich sie sagen. „Du musst dieses Buch unbedingt Kira geben. Dann begibt euch gemeinsam auf die Reise in unsere Erinnerungen. Kira muss wissen was passiert ist. Ihr müsst Sie aufhalten.“ Hinter mir öffnet sich eine Art Portal und Vanessa gibt mir einen kräftigen schups. Doch bevor ich dadurch falle, werde ich von einer unsichtbaren Macht aufgehalten. „So nicht meine Liebe“, höre ich Lady Antoniella an Vanessa gewandt sagen. „Und du Selest, sei vernünftig und gebe mir das Buch der Erinnerungen. Du kannst damit eh nichts anfangen.“ „Ihr aber auch nicht“, sagt Vanessa und sieht ihre Herrin trotzig an. „Dieses Buch ist nicht für euch bestimmt, sondern einzig und allein für Kira.“ „Das mag jetzt noch stimmen“, sagt sie gehässig. Sie flüstert irgendwelche unverständlichen Wörter und unter Vanessa öffnet sich ein schwarzes Loch, durch das sie fällt. „Nein!“, schreie ich und lasse mich an den Rand des schwarzen Lochs fallen. Mit zitternden Knien sehe ich nach unten in die Dunkelheit. „Wieso habt ihr das getan?“ Ich blicke hasserfüllt zu Lady Antoniella hoch und sie… sie blickt herablassend auf mich nieder. In meinem Inneren tobt eine unsägliche Wut. „Ich habe Vanessa nur am Leben gelassen, weil ich von ihr wissen wollte wo sich das Buch der Erinnerungen befindet“, offenbart sie mir. „Genauso wie ich dich erstmals noch am Leben lassen werde, doch das hängt ganz davon ab wie kooperativ du dich verhältst, also…“ Sie geht zu mir in die Hocke. Ich drücke das Buch ganz fest an meine Brust, doch Lady Antoniella hat scheinbar noch nicht vor es mir wegzunehmen. Stattdessen legt sie ihre kalten Hände an meine Wangen und sofort durchfährt meinen Körper ein unbeschreiblicher Schmerz. Und so schreie ich mir die Seele aus den Leib. „Sage mir wo ich Kira finde und die Schmerzen hören augenblicklich auf.“ Obwohl die Schmerzen schlimmer sind als alles was ich bisher gespürt habe, schüttele ich mutig den Kopf. „Das werde ich euch niemals sagen. Also bitte, tut euch keinen Zwang an und macht weiter. Ich werde Kira nicht verraten.“ Verächtlich schnaubt Lady Antoniella, nimmt dann ihre Hände von meinem Gesicht und überraschenderweise hören die unerträglichen Schmerzen auf. Sie steht wieder auf und blickt abermals auf mich herab. Keuchend falle ich auf den Boden. Das schwarze Loch ist schon längst wieder verschwunden. „Du bist genauso wie sie“, zischt sie. „Loyal bis zum bitteren Ende, hm. Aber gut. Es gibt noch andere Mittel und Wege dich zum Reden zu bringen.“ Wieder hockt sie sich zu mir runter. Ich drücke mich an die Wand hinter mich, kann aber nicht weit genug wegrutschen und so kommt Lady Antoniella mit ihrem Gesicht meinen ganz nahe. „So wie es scheint hängst du nicht sehr an deinem Leben, aber wie sieht es mit… seinem aus?“ Sie legt ihre Finger an mein Kinn und dreht mein Gesicht in Richtung Tür. Ein schwarzer Wolf steht dort – mit gefletschten Zähnen an denen Blut klebt. Und zu seinen Füßen liegt Arashi. Auf einen Wink Lady Antoniellas hin versenkt der Wolf seine Zähne in Arashis Arm. „Hört auf“, schreie ich und die ersten Tränen lösen sich aus meinen Augen. „Tut ihm nicht weh. Bitte.“ „Wusste ich es doch.“ Lady Antoniella lässt mein Kinn wieder los, entfernt sich aber dennoch nicht von mir. Dann gibt sie dem Wolf erneut ein Zeichen und der lässt knurrend von Arashi ab. Arashi windet sich unter Schmerzen, versucht dennoch sich aufzurichten. Allerdings kommt er nicht weit, denn der Wolf legt eine seiner großen Pranken auf seine Brust und hält ihn so am Boden fest. „Arashi!“, flüstere ich seinen Namen. Ich strecke meinen Arm  nach ihm aus, will ihn berühren und wissen ob es ihm gut geht, doch ich erreiche ihn nicht. Es fehlen nur paar Millimeter. „Das ist wirklich rührend“, haucht Lady Antoniella in mein Ohr. „Und, wie sieht es jetzt aus. Verrätst du mir den Aufenthalt von Kira, oder soll Derek noch ein bisschen weiter mit deinem Freund spielen? Ich bin mir sicher ihm würde es gefallen. Er konnte Vampire noch nie leiden.“ Derek? Mit aus schreckgeweihten Augen sehe ich zu dem schwarzen Wolf. Noch immer hält er Arashi am Boden und knurrt ihn immer wieder an, sobald der Vampir sich bewegt. Und was mache ich… Ich kann nichts machen, denn ich bin wie paralysiert. Gelähmt durch den Verrat von Derek. Ich kann einfach nicht glauben dass er das sein soll. Das gerade er Kira so verraten kann, wo er doch eigentlich für ihren Schutz verantwortlich ist. Was soll ich nur tun? Wenn ich nichts sage, werden sie Arashi weiter wehtun, ihn eventuell auch töten. Doch wenn ich etwas sage, dann verrate ich Kira und wer weiß was sie mit ihr vorhaben. „Entscheide dich, Selest“, säuselt Lady Antoniella. „Derek wird langsam ungeduldig. Für einen Loup-Garou wie ihm, ist es keine Selbstverständlichkeit einen verletzten Vampir unberührt zu lassen. Wenn du also wirklich nicht willst dass deinem Freund noch mehr Verletzungen beigebracht werden, oder schlimmer noch, er sogar getötet wird, solltest du jetzt reden. Und falls du dir Gedanken um Kira machst, dann sei versichert. Ich will sie nicht töten und ihr auch sonst nichts tun. Ich will nur das was alle wollen. Macht!“ Und kaum das sie das Wort Macht ausgesprochen hat – mit einer anderen Stimme als zuvor – erkenne ich das Unfassbare. Es ist dieselbe Stimme wie die, die ich in meiner Traumreise gehört habe. Wegen der ich zuvor unzählige schlaflose Nächte hatte. „Ihr seid das also“, flüstere ich. „Ihr seid Lykans Herrin.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)