Heldin im Aufwind von Ianna_von_Baskerville ================================================================================ Kapitel 2: Aufruhr in Drauhag ----------------------------- (Da, warum auch immer, der Latop abgestürzt ist und somit jegliche Speicherstände einiger Programme und Spiele weg waren, habe ich es nochmal etwas überarbeitet. Motivation pur. Yeah...) Vierwinden verschwand langsam immer mehr und mehr hinterm Horizont. Die vereinzelten Pflastersteine und Pfützen glänzen in der Sonne, wie tausend Adamanten, den reinsten aller Edelsteine. Der Wind zog kühl über das Land hinweg und schlug die weiten Wiesen, wie ein Wellenmeer hin und her. Selbst Bäume beugten sich seiner Kraft. Die Landschaft wurde immer monotoner, wie eine endlose Fremde, in der man sich mit seinen Blicken verlieren könnte, wenn man zulange und zu weit hinausschaute. Weite Wiesen waren im steten Wechsel mit Baumgruppen, immer und immer wieder. Einzig allein die Straße bot Abwechslung, denn durch den Regen in der Nacht, hatten sie regelrechte kleine Seen gebildet, die es zu umgehen galt. Die Straße war nicht sonderlich gut, aber immer noch eine Hauptstraße und somit um einiges besser, als die restlichen im Umland. Karenja Gesicht verkrampfte, je weiter sich der Trupp von ihrem Heimatort entfernte. Sie kannte sich in der Umgebung aus, kam aber meist nicht über drei, vier Orte hinaus. In diese Richtung kam sie bisher am weitesten nach Drauhag. Dort sollten sie und ihr Bruder, einen Pferdekarren, mit einem Zweiergespann, für die Arbeitgeber ihrer Familie holen. Das Erbe in Festum stand an und es schien ein reichliches Erbe zu sein. Noch bevor Travias Unwetter aufkamen und die Straßen in schlammige Flüsse verwandelte, waren sie verschwunden. Karenja wollte unbedingt bleiben und so hinterließ ihr die Adelsfamilie, das alte Haus. Zumal sie verlobt war und sich eine Zukunft mit eigener Familie ausmalte. Als frischgebackene Hausbesitzerin hatte sie sogar etwas vorzuweisen. Ein Schauer lief ihr über den Rücken, bei diesem Gedanken. Es machte sie traurig. Der Schmerz saß tief. Gerade wollte sie einen Blick zurück werfen, da traf sie eine Schelle am Hinterkopf und riss sie aus ihren negativen Gedankenspielen. „Hey!“ Sie schimpfte und sah sichtlich verärgert aus. Tassil legte seine Hand auf ihre Schulter. „Nicht zurück schauen. Das macht es nicht leichter.“ Wortlos schaute sie wieder nach vorne. Er hatte ja Recht. Zumindest war sie geistig wieder zurück in der Realität angekommen. Yann und Brin liefen vor ihr und unterhielten sich über belanglose Dinge, wahrscheinlich um sich die Zeit zu vertreiben. Scaldis musste hinter ihr sein und Tassil lief direkt neben ihr. Er war um groß. Sie fühlte sich etwas unwohl, weil er so nah bei ihr lief. Mit unsicheren Blicken, versuchte sie ihn zu mustern. Er hatte wieder diesen großen Hut auf, den er bei stärken Böen festhalten musste. Seine Kleidung war recht bunt gehalten; senfgelb, dunkles grün, etwas blau. Ein Gürtel hielt den Mantel eng am Körper. Der Barde bemerkte ihre Heimlichtuerei ihrerseits und lächelte der Frau entgegen. „Wenn du Fragen hast, stell sie einfach.“ Karenja überlegte kurz. „Von wo seid ihr alle her?“ Tassil zeigt zuerst auf die beiden Männer vor sich. „Yann und Brin sind aus Gareth.“ Dann zeigte er mit dem Daumen nach hinten. Scaldis ist aus von irgendwo aus Andergast. Aufgegabelt haben wie ihn aber in Festum.“ Ein verächtliches Schnauben drang von hinten, nach vorne, worauf hin der Barde lachen musste. „Ihr wart in Festum?“ Ihre Überraschung konnte sie nicht verbergen. „Wie lange ist das her und gäbe es… äh… habt ihr eventuell vor, dort nochmal hinzureisen?“ Der Mann im bunten Gewandt lachte weiter. „Erstmal nicht. Scaldis hat es sich etwas mit der Nachtwache verscherzt.“ Karenja verzog die Augenbrauen. „Will ich Einzelheiten wissen?“ Nun richtig herzlich lachend, klopfte er ihr auf die Schulter, während ein unverständliches Gegrummel aus der hinteren Reihe erklang. „Ich denke, du passt ganz gut in die Gruppe. Du scheinst wohl nach Festum zu wollen? Das kann aber, wie gesagt, noch etwas dauern.“ Yann Bellentor drehte sich um. „Wir reisen erst einmal zur Stadt der Toten.“ „Dann machst du also eine Pilgerfahrt. Es kamen schon öfters bei uns Leute vorbei, die die gleiche Strecke nahmen. Am merkwürdigsten waren aber diese Frauen in seltsamer Kleidung. Die haben aber im anderen Wirtshaus übernachtet. Aber komisch waren die schon.“ Yann drehte sich wieder um machte ein nachdenkliches Gesicht und ging nicht weiter darauf ein. Die frischgebackene Abenteurerin kannte einige Geschichten aus dem Wirtshaus, über die Stadt der Toten und den dort liegenden Totensümpfen und das dort Leichname über diese Stätte wachen sollen. Auch ging es in der Runde, von Totenbeschwörern herum. In ihr gab es deswegen nicht wirklich eine Regung, diesem Ort einen Besuch abzustatten. Das mag vielleicht auch zum Leben und Sein eines Abenteurers gehören. Dennoch sollte es nicht gleich zu Anfang sein. Vielleicht gab es ja eine Möglichkeit, sich diesem Ort nicht ganz so sehr nähern zu müssen. Karenja war überzeugt, abzuwarten und zu sehen, was die Zeit bringt. Außerdem war sie der festen Überzeugung, dass Travia ihr Beistand leisten wird, auch, wenn sie noch nicht ganz verstand, dass die Göttin von Heim, Herd und Familie sie in ihrem Vorhaben als Reisende unterstützte. Die Frau war ihr aber so dankbar, dass sie in jedem Ort mit einem Tempel der Travia, als erstes dort einkehren wollte. Ein starker Windstoß riss sie aus ihrem kurzem Gedankengang und Tassil fast den großen Schlapphut vom Kopf, hätte er diesen nicht mit einer schnellen Reaktion festgehalten. Die langen, dichten Halme der Wiesen, schlugen regelrecht Wellen. Selbst die Wipfel der Bäume gaben sich diesem Tanz der Lüfte hin. Die Luft war klar und kalt. Der Himmel dennoch, war blau. Nur einige kleinere Wolkenhügel zogen vorüber. Eine bedächtige Stille raunte durch den Trupp. Es war ein herrlicher Tag. [___]Die letzten Tage schien das öfters so zu sein. Kein Wunder, mit Peraine wurden die Tage milder. Karenja hielt die Nase in den Wind und genoss das Wetter. Eigentlich hatte sie noch viele Fragen, diese hatten jedoch Zeit. Schließlich waren sie noch eine Weile unterwegs. So ging es sehr lange im Schlängellauf die Straße entlang. Die Sonne neigte sich langsam dem Horizont entgegen. Der Himmel färbte sich in ein zartes Rosa, welches gen Himmel in ein kräftiges violett überlief und von vereinzelten Sternen durchwebt wurde. Es bildete sich Hauch vor dem Mund und die kalte Luft drang immer tiefer in die Lunge, je tiefer die Sonne stand. Brin meldete sich zu Wort und fragt, ob es nicht Zeit wäre, sich einen geschützten Ort zum Schlafen zu suchen. Der Frau war die Wegstrecke aber bekannt und konnte den Trupp überreden, noch bis weit in die Nacht zu reisen. Der nächste Ort war Gorschnitz und nicht mehr weit entfernt. Eine Scheune voller Heu schien schließlich verlockender, als harter Boden unter Sternenhimmel. Schließlich war erst Peraine und die Nächte noch eisig. Bisher hatte der Trupp nicht viele Pausen gemacht und trotz der öfters harten Arbeit zuhause, zehrte es der Frau an Kräften. Bis zum nächsten Ort musste sie einfach durchhalten. Sie wusste auch, an welcher Tür sie für einen guten Unterschlupf klopfen musste. Die Menschen dieser Gegend waren allgemein als sehr gastfreundlich bekannt und würden mit Gästen selbst das wenige, was die meisten hatten, auch noch teilen. In den kleineren Orten gab es einige Unfreie. Auf den Dörfern direkt, waren die Menschen es fast ausschließlich, Besitz eines Bronjaren. Für Karenjas Familie war es nicht selbstverständlich gewesen, dass sie als freie Bürger bei Adligen arbeiten konnten. Durch das Leben und Arbeiten in dem Haus und für ihre Arbeitgeber, hatten sie ein recht sorgenfreies Leben. Das Essen und ein Dach über den Kopf, waren sicher.Die Göttin von Heim und Herd schien stets eine Hand über die Berows zu haben. Meistens. Dennoch sollte man sein eigenes Glück nicht allein von den Göttern abhängig machen und so schaute Karenja Berow, Tochter des Stane und der Paale Berow, entschlossen in den letzten Hauch der Dämmerung. Die ersten Rauchsäulen der Häuser waren sichtbar. [___] Mittlerweile wurde auch bei den anderen ein erschöpftes Schnaufen hörbar. Langsam waren vereinzelte, fahle Lichtpunkte erkennen. In einigen Häusern brannte ein schönes und warmes Feuer. Im Ort angekommen, zählte Karenja die Schemen Häuser ab, bis sie bei einem mit dem Finger stehen blieb. „Kommt“, sagte sie nur knapp und hielt an, ihr zu folgen. Die Frau klopfte an die Haustür. Kurz darauf erklang eine Stimme. „Wer da?“ „Berow, Karenja. Aus Vierwinden. Hast du Platz in deiner Scheune? Wir sind vier Mann. Äh halt, drei Mann und eine Frau.“ Die Tür ging einen Spalt auf. Eine Laterne lugte hindurch und warf ihren schwachen Schein auf die Reisenden. Karenja übernahm wieder das Wort. „Wir sind auf Durchreise und sehr müde. Wir haben sicher auch die ein oder andere Münze für dich.“ „Wer sind diese Männer?“, fragte die männliche Stimme misstrauisch. „Die sind in Ordnung.“ Die Tür ging ein Stück weiter auf und ein Kopf schaute hindurch. Der Mann musterte immer noch etwas argwöhnisch die männlichen Begleiter. „Du verlässt also nun auch Vierwinden?“ Die Frau nickte. „Festum liegt aber in der anderen Richtung.“ „Ich weiß“, erwiderte sie nur etwas wehmütig. „Nagut. Kommt mit.“ Der Mann winkte, dass sie ihm folgen sollen. Er führte sie um das Haus herum, in eine kleine Scheune mit Stroh und restlichem Heu vom Vorjahr. Es reichte dennoch für ein schönes weiches Bett aus. Der Gastgeber ließ seine Laterne stehen und zog sich zurück. Der Trupp bereitete schweigend sein Nachtlager. Jeder von ihnen war sehr müde. Selbst der redselige Tassil gab keinen Ton von und auch Scaldis grummelte nicht vor sich hin. Die Scheunentür öffnete sich knarzend und eine Frau, mit einem Kessel und einem Beutel in der Hand, kam herein. „Mein Mann bat mich, euch das hier zu bringen. Es ist leider nicht sehr viel.“ Yann stand ihr am nächsten und nahm ihr Topf und Beutel ab und bedanke sich lächelnd. Als er sich so nach vorne beugte, fiel sein langes, blondes Haar über die Schulter, nach vorne. „Es ist mehr als genug. Vielen Dank.“ Mit einem schüchternen Lächeln auf den Lippen, ging die Frau wieder. „Wirklich...?“, erklang es monoton hinter ihm. Da war er wieder, der grummelige Scaldis. „Nun rück das Zeug schon raus.“ Dass es sich um Eintopf handeln musste, war nicht zu überriechen. So breitete Yann den Beutel aus und verteilte das darin enthaltene Essgeschirr und den halben Laib Brot. Jeder packte aber noch etwas Reiseproviant aus. Die Mägen waren leer und knurrten so laut, wie Wölfe, die sich bedroht fühlten. Der Eintopf war wässrig und Karenja bröselte ihr Stück Brot hinein, was die anderen drei ihr gleich taten. „Dein Eintopf war besser“, murmelte Brin und schlürfte eilig die dünne Brühe mit den Brotstücken. Karenja lächelte. „Du wirst ihn sicher bald wieder haben können. Eine ordentliche Feuerstelle, ein Topf, gute Zutaten, dann wird das schon werden.“ Nachdem alle gegessen und ihr Nachtlager errichtet hatten, löschte Brin die Flamme der Laterne. Das war also ihre erste Nacht auf Reisen auf unbestimmte Zeit. Sie kam nicht weit aus Vierwinden heraus, einige Dörfer weiter und kannte den Rest nur aus den Erzählungen der Gäste, in der Taverne. Viel kam sie nicht zum Grübeln, dann viel sie in einen tiefen, traumlosen Schlaf. Gegacker von Hühnern, Enten und Gänsen ertönte. Ein Hahn krähte inbrünstig, als wolle er verkünden, er sei der alleinige Herr des Hauses. Vereinzelte Sonnenstrahlen drangen in die Scheune. Es wurde langsam richtig stickig. Nach und nach regte es sich. Scaldis fing an, sich über den Hahn aufzuregen, Brin half Yann in ein paar Rüstteile und Tassil öffnete einen Fensterladen und schaute hinaus. Das alles schien Karenja nicht zu stören. Schwer wie ein Stein, schlief sie tief und fest. Der Barde nahm seine Laute, setzte sich neben die Frau und fing an, auf den Seiten zu zupfen. Er begann erst leise und zart und steigerte sich in Geschwindigkeit und Lautstärker und lies seine Stimme in einem langgezogenen Ton erklingen. Siehe da, langsam schien das Leben in Karenja zurückzukehren. Sie öffnete etwas ihre Augen und drehte sich langsam um. Durch das Gegenlicht, konnte sie nur einen Schemen erkennen, der schwarz auf die viel. Mit einem Mal riss sie die Augen auf und schrie. In einem Ruck bäumte sie sich auf, fiel nach hinten und trat um sich. Dann traf sie etwas und der dunkle Umriss kippte beiseite. Lautes Gelächter ging durch die Runde. [____ sorry, dass es so lange gedauert, ich war krank und dann total im Eimer und sowas :D ___] Es brauchte einige Momente, um zu begreifen, was da gerade geschah und vor allem, wer da gerade am Boden lag. Der Andergaster Scaldis lachte hämisch. „Wehrhaft is‘ die Kleene ja schon mal. Na wenigstens was. Haha!“ Yann rief belustig: „Barde am Boden!“ Karenja schaute schockiert zu ihren Füßen und darüber hinaus. Der Mann rappelte sich langsam auf die Knie auf und tastete etwas benommen nach seinem Instrument. Es war heile, wenigstens was. Die Frau eilte zu ihm hin und versuchte Tassil aufzuhelfen. „E… e… es tut mir Leid!“ Tassil aber musste selbst lachen, „So schlimm sehe ich nun auch wieder nicht aus“ und hielt seine Hand auf ihre Schulter. „Schon gut.“ Der ganze Tumult blieb natürlich nicht unbemerkt. Durch den offenen Fensterladen lugten neugierige Augen. Kleine Fingerchen klammerten sich am Holz des Rahmens fest und verschwanden ganz schnell, als die Aufmerksamkeit auf sie fiel. Gekicher. Es waren wohl die Kinder des Bauern, der ihnen Obdach bot. Der Barde nahm seine Mandoline in die Hand, als sei nichts geschehen und ging hinaus. Draußen klimperte er etwas auf den Seiten, nur ein paar einfache Melodien und schon kam eine kleine Kinderschar an und tanzte im Reigen um ihn herum. Nach drei, vier Liedern, kehrte er in die Scheune zurück und die Eltern pfiffen unter deren Protest ihre Sprösslinge zurück. Der restliche Trupp hatte derweil zusammen gepackt und war zum Aufbruch bereit. Karenja kramte in ihrer kleinen Ledertasche nach Münzen. Yann tippte sie an die Schulter und gab eine Münze dazu. Brin tat es ihm gleich. Nachdem die Zeche gezahlt, der Wasservorrat aufgefüllt war und alle gepackt hatten, ging es auch schon wieder weiter. Es war noch früh am Morgen und der Tau lag glitzernd in den Wiesen. Tropfen fädelten sich wie Perle an Perle die Spinnfäden entlang und bildeten hübsche Ketten. Es regte sich kein Lüftchen und dennoch schien es kalt. Lange ging ein lautes Schweigen durch die Gruppe. Es schien, als genieße jeder von ihnen die Unschuld des neuen Tages. So trotteten sie eine ganze Weile daher, bis Karenja die Stille durchbrach. „Als nächstes kommen wir nach Drauhag. Dort gibt es eine richtige Unterkunft für reisende Gruppen. Von dort aus gelangt man zur Stadt der Toten, am besten zu Pferd.“ Sie stockte kurz. „Ach ja, wir kommen über einen Fluss. Das heißt, wir müssen Brückenzoll entrichten.“ „Ein warmes Bett und ein ordentliches Essen sind alles, was ich brauche“, entgegnete Brin. „Weichling“, zischte Scaldis. Der dickliche Mann schaute schweigend nach unten und schwieg. Tassil und Yann warfen sich Blicke zu und seufzten. Karenja hingegen schaute etwas verwirrt, weil sie die Situation gerade nicht einzuschätzen vermochte. Als sie Luft holen wollte um zu sprechen, fasste Tassil ihr wieder auf die Schulter und schüttelte mit dem Kopf. Brin eilte an Yanns Seite und fing ein Gespräch an. Irgendwann lachten beide. Gegenstand der Unterhaltung schienen wohl ein junges Marktfräulein aus Gareth zu sein und eine Taverne. Die Frau hingegen hatte das Gefühl, dass sie ständig von dem Barden gemustert wurde und als sie ihn darauf ansprach, verzog er seine Miene nur zu einem schelmischen Grinsen. Karenja schlug ihn daraufhin leicht auf den Unterarm und grummelte vor sich hin, woraus Tassil erst recht lachen musste. So ging es stundenlang daher, bis sie nicht mehr weit von der Brücke entfernt waren. Es war bereits früher Nachmittag. Der Anstieg des Weges, machte der frisch gebackenen Abenteurerin doch ganz schön zu schaffen und auch Brin schnaufte auffällig laut. „Das letzte Mal war das irgendwie nicht so anstrengend“, keuchte sie und setzte sich kurz auf den Boden am Wegesrand. Die anderen nutzten die Gelegenheit, um einen Bissen Nahrung und einen Schluck Wasser zu sich zunehmen. „Was wolltest du denn in Dro… Dra… Drahug?“, fragte Brin. „Drauhag. Ich sollte für die edlen Herrschaften Pferde kaufen, die sie für ihren Umzugskarren nach Festum benötigten.“ Brin reagierte schockiert. „Du bist doch nicht etwa alleine unterwegs gewesen?“ Karenja lächelte. „Nein, mein Bruder war mit dabei. Er und meine Eltern sind mit umgezogen und wohnen jetzt auch dort.“ Nicht wirklich weniger schockiert, fragte er weiter. „Und du bist nicht mit ihnen gegangen? Was hat dich…“ „So! Ich denke, wir können weiter.“ Karenja fiel dem dicklichen Mann ins Wort, würgte das Gespräch ab und ignorierte auch, dass er versuchte, zögernd weiter zu fragen. Also ließ er es wieder sein und schwieg erneut. Als sie über den Hügel waren, sahen sie schon von weiten die Brücke und noch weiter in der Ferne im Dunst versunken, einige Dachgiebel. Es würde schon länger dunkel sein, wenn sie ankommen würden. [___]Dennoch musste erst der Brückenzoll gezahlt werden, bevor es weitergehen konnte. Über die Hälfte der Strecke, bis nach Drauhag, war geschafft. Der lange Marsch den Tag zuvor, steckte Karenja noch tief in den Knochen. Die Füße schmerzten und die Blasen rieben fürchterlich an Ferse und Zehen. Sie versuchte sich nichts anmerken lassen, allerdings warf Tassil ihr schon wieder Blicke zu, als würde er wissen, was sie denkt und wie ihr es geht. Es der Frau war schon regelrecht unheimlich und warf einen provokativen Blick zu und versuchte seinem standzuhalten. Ein seltsamer Kerl. Ihn einzuschätzen war gar nicht so einfach. „Ach, von hier und da“, antwortete er ihr amüsiert. Die Frau kniff die Augen etwas zusammen und musterte ihn. Seine Haut war dunkler, als die der anderen in der Gruppe. Die markanten und schnittigen Gesichtszüge vielen besonders auf. Das Haar war dunkel und etwas länger, aber unter den großen Schlapphut gesteckt. In ihrem Kopf arbeitete es und dann viel ihr es ein. „Du bist einer von diesen fahrenden Händlern, einer dieser Norbarden!“ Tassil wendete sich von Karenja ab. Sein Gesicht wurde ausdruckslos und er schwieg. Yann hatte das Gespräch mitbekommen. Mit betrübtem Blick schaute er kurz zu dem Barden und zog die junge Abenteurerin, zu sich und Brin, vor. „Weißt du, warum unser Freund Scaldis so sauer auf dich ist?“ Karenja schüttelte den Kopf. „Wir wollten eigentlich einen Abstecher nach Ouvenmas machen, aber dann hätten wir auf dem Rückweg wieder durch Vierwinden gemusst. Am Ende wäre dir der Weggang dadurch noch schwerer gefallen. Also sei etwas nachsichtig mit ihm.“ Karenja war sichtlich betroffen. „Was wolltet ihr denn dort besorgen?“, fragte sie vorsichtig. „Scaldis baucht einen neuen Bogen. Er musste Festum vorzeitig und schnell verlassen.“ Die Frau schaute den blonden Mann höchst neugierig an. Dieser lachte. „In einer Taverne im Hafen, gefiel einem Kerl aus Nostria nicht, dass er in seinem Suff ein heimatliches Loblied auf Andergast anstimmte.“ „Das geht dieses Weib überhaupt nichts an!“, brüllte es aus der hinteren Reihe. Yann drehte sich lachend um. „Es war doch eigentlich Notwehr. Du hast nur etwas fest mit dem Krug zugeschlagen.“ Der Andergaster stürmte wütend nach vorne und packte Yann Bellentor am Arm. „Na na na, Freundchen. Wir haben dir geholfen. Sonst hätten dich die Wachen erwischt.“ „Das gibt dir aber nicht das Recht, das einfach so auszuplaudern!“ Wärend die beiden weiterzankten, gesellte Karenja sich zu Brin. „Du scheinst viele Bücher zu lesen“, meinte er schüchtern. „Ich hörte und erlebte in der Taverne einiges. Die Leute reden viel, man hört mit, Barden bringen ab und an Geschichten dar. Ein Buch habe ich noch nie gelesen.“ Der Mann mit dem kräftigen Körperbau schien überrascht. „Kannst du lesen?“ „Nicht wirklich gut.“ „Und schreiben?“ „Nicht wirklich.“ „Wenn du willst, dann…“ Brin stockte kurz. „Also, wenn du willst, dann bringe ich es dir bei.“ „Bist du ein Lehrmeister?“, fragte die Frau verwundert. Brin schüttelte den Kopf. „Nein, ich war lange Zeit ein Stadtschreiber in Gareth. Weißt du, da schreibt und liest man recht viel.“ Damit konnte Karenja nichts anfangen. Sie wusste, dass Gareth die größte Stadt Aventuriens war, aber was ein Stadtschreiber macht, konnte sie sich nicht vorstellen. „Über was schreibt man denn da so den ganzen Tag?“ Der Mann schmunzelte verlegen über diese unschuldige Neugier. Er erklärte ihr, dass er für Genehmigungen verschiedenster Art zuständig war und einen relativ guten Posten innehatte. Auch erzählte er etwas über die verschiedenen Stadtteile, die Menschen, Läden, wie interessant Bücher sein können und, dass er Yann und Tassil in einem Gasthaus kennengelernt hatte. Durch das lockere Gespräch verging die Zeit schneller und die Füße schmerzten nicht mehr ganz so sehr, wie am Anfang dieses Tagesmarsches. Erste Pferdeherden rannten über die weiten Wiesen und deuteten darauf hin, dass es nicht mehr weit sein musste. Drauhag war nämlich für seine Pferdezucht bekannt. Die Käufer kamen sogar aus den größeren Städten, weil es dort die besten Pferde für jegliche Verrichtungen gab. Dieser straffe Tagesmarsch saß aber jeden, aus dem Trupp, tief in den Gliedern. Denn diese Strecke war noch etwas länger als die davor. Das Beste war aber, dass es eine richtige Taverne gab und es sehnte sich wirklich jeder nach einer Mahlzeit und einem Bett. Scaldis sehnte sich außerdem nach einem Krug Bier. Es war schon wirklich mitten in der Nacht, als die Gruppe im Ort eintraf. Die Taverne fand sich recht schnell. Es war eines der wenigen, beleuchteten Häuser. Eine Frau kehrte bereits die Schankstube aus. Als diese die Ankömmlinge erblickte, ging rief sie hinein, dass Kundschaft käme und verschwand dann selbst im Gebäude. (Im nächsten Upload geht es etwas gwaltätig zu und deswegen muss ich diese Einstellungen dazu tätigen) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)