Ghost von -Heartless- ================================================================================ Kapitel 1: Blake Jefferson – Kapitel 1 -------------------------------------- „JEFFERSON!“, hörte ich meinen Namen durch den Büroraum brüllen. Unmittelbar zuckten alle in meiner Umgebung zusammen. Was für eine Begrüßung am frühen Morgen. Dieser Mann hatte die Lautstärke mit Löffeln gefressen und gab mir nicht einmal die Chance einen Kaffee zu inhalieren, bevor ich mich in die Höhle des Löwen begab. Mister Clarkson, mein Abteilungsleiter, stierte mich mit seinen Knopfaugen entgegen - verlangte von mir keine Widerrede. Hatte ich erwähnt, dass ich es hasste mich herum kommandieren zu lassen? Nein? Dann sag ich es jetzt – ich hasste es! Wäre dieser Volltrottel nicht mein Chef, hätte ich ihm schon längst gezeigt wo sein Platz war und das nicht im positivem Sinne. Langsam, ja provozierend, stand ich auf. Benahm ich mich kindisch? Na klar Tat ich das! Mir aber egal. „Benehme dich Großer!“, hörte ich Dick neben mir Raunen. Immer darauf bedacht nach Vorschrift zu handeln. Einer musste es ja tun. Unsere Partnerschaft verbündete das typische Muster von böser Cop - guter Cop. Wir fahren ziemlich gut damit. Ruhig schlenderte ich auf meinen Vorgesetzten zu. War das nun die Standpauke für Gestern? Der Einsatz war ziemlich riskant. Sind in eine Schießerei zwischen Banden geraten und ermittelten zwecks einer Frauenleiche. Dick und ich gehörten zum Morddezernat. Hatten gestern endlich das Schwein dingfest gemacht, der diese junge Frau erst missbrauchte und dann erdrosselt hatte. Das danach ein Inferno in Form von Kugeln ausbrechen würde, könnten wir nicht erahnen. Darum musste sich jetzt das Drogendezernat kümmern. Das wir lebend rausgekommen waren, grenzte an ein Wunder. Ich weiß nicht ob Dick vorher den Feenstaub seiner Tochter genascht hatte, aber was auch immer es war – wir kamen raus! Clarkson drehte sich herum, stolzierte in sein Büro und ließ seinen fetten Leib auf dem Ledersessel fallen. Eine Schande für unsere Abteilung. Wie war dieser Mann nur hierhergekommen? Die Aufnahmeprüfungen waren die schwersten, die ich jäh gesehen hatte. Da war die Armee noch einfacher gewesen. Die älteren Jahrgänge ließen sich immer weitergehen. Bekämen dicke Bäuche und kamen nicht einmal bei den Kriminellen hinter her. Verfolgungsjagd mit dem Auto kein Problem. Geht es aber an die Kondition, wäre es besser sie einfach zusammen zu falten und zu rollen. Höhere Erfolgschancen definitiv! „Also was gibt es?“, fragte ich und setzte mich galant auf den Stuhl vor seinem Schreibtisch. Unordentlich wie immer. Wie sah dieser Mann bei diesen Chaos noch durch? Das ich Clarkson ein Dorn im Auge war, war kein Geheimnis. Es begann schon mit dem Standpunkt, dass er schwule nicht leiden konnte. Einen hell hatte ich daraus nie gemacht. Ich war gut in meinem Job. Taten und Einbuchtungen Sprachen für mich. Clarkson sah das anscheinend nicht so. Er war einer dieser Männer, die solchen Männern wie mir, Steine, wenn nicht sogar Felsen, auf ihrer Karriereleiter, in den Weg warfen. Am liebsten sollte ich noch stolpern, stürzen und mir das Genick brechen. Dieser Mann sah schon immer eine Konkurrenz in mir. Sahen wir Mal von der mangelnden Größe ab, die er besaß und versuchte sein Ego auf andere Weise zu puschen. „Sie wissen warum sie hier sind?“, fragte er mich das jetzt wirklich? Echt jetzt? „Nein Sir.“ „Anderson und sie bekommen einen neuen Auftrag. Die Interne Ermittlung wird sie wegen gestern noch befragen.“, gab er schlicht von sich. Das ihm noch etwas auf seinen wulstigen Lippen lag, sah man ihm eindeutig an. Ich nickte nur. Clarkson kramte auf seinem Tisch herum. Eine Akte viel zu Boden. Kurz zuckte mein linkes Auge. Wirsch suchte der Mann weiter, bis er mir eine Akte reichte. Aufräumen war nicht sein Gebiet... Wirklich nicht. Ordnung war etwas, das an erster Stelle bei mir stand. Ich hasste dreckiges Geschirr in der Spüle. Mochte es nicht Wäsche auf dem Boden liegen zu haben. Eine Angewohnheit, die Dick liebevoll als Tick bezeichnete. Er machte sich einen Witz daraus und meinte schon, dass es ein Wunder wäre, dass ich nicht 10 Mal die Tür klapperte, um sie zu öffnen. Idiot... Beim Militär eignet man sich hin und wieder etwas an. Neugierig öffnete ich die Akte und las flüchtig den Inhalt. Ein Mann wurde ermordet. In der Pension Wyler. Ich kannte den Namen aus den Medien. Eine Pension außerhalb der Stadt. Sie trug den Spitznamen Mysterie Wyler. Schwachsinn. Genauso wie der Fall. Clarkson wollte uns nicht in der Nähe haben. Der Tote starb an einem Herzinfarkt. Die Autopsie sagte das eindeutig. Also warum dem Fall nachkommen? „Was ist mit dem Fall. Er ist eindeutig.“, gab ich meine Bedenken. Das sollte ein Witz sein? Wieder einmal. „Ist er nicht. Dieser Mann ist 28 Jahre und Kern gesund. Die Autopsie sagt, dass es unwahrscheinlich wäre. Daher geht es nach.“ „Was? Wurde er von einem Geist getötet?“, nahm ich ihn auf dem Arm und stand auf. „Finden Sie es heraus.“, grinste er doch tatsächlich und ich verließ das Büro. Dieser verdammte Dreckskerl! Das würde er bereuen. Ich schloss hinter mir die Tür und knurrte leise. Ohne Vorwarnung warf ich Dick die Akte auf seinen Tisch und warf mich in meinen Stuhl. Besonnen nahm sich mein Partner die Papiere und laß sich diese so wie ich durch. Augenbrauen huschten nach oben. Ein verwirrter Blick folgte. Ein belustigtes Schnauben Drang aus meiner Kehle. „Das ist ein Witz...“ „Nein.“, sagte ich, schnappte mir dann meine Jacke und streifte sie mir über. „Lass uns nachschauen was dran ist, um den Fall schnell zu den erledigten Dingen zu schieben. Ich habe keine Lust, mich auf dem Grundstück eines Spinners herum zu schlagen.“ Dick stimmte mir zu und warf sich ebenfalls seine Jacke über. Das Clarkson etwas vor hatte war sicher, wie der Safe meiner Schwester. Vertrauen konnte ich ihm nicht. Hatte er einen anderen Fall, der ihn auf der Karriereleiter hoch brachte? Knurrend warf ich mich in den Wagen – Beifahrersitz – und schob den Sitz für meine lange Beine zurück. Dick nahm automatisch die Seite des Fahrers ein, wenn ich wütend war. Er traute dann meinem Urteilsvermögen nicht. Ich traute mir. Es war mir aber egal. Dick und ich waren schon seit 3 Jahren Partner. Er kannte mich, wusste wie meine Laune enden konnte. Er war derjenige, der sogar meine Vorlieben im Bett kannte. Zumindest einen Abstecher in einen der Clubs wäre heute Abend drin. Mich etwas abzureagieren mit einem Spielpartner, war vielleicht gar nicht so schlecht. „Reg dich nicht über ihn auf. Er versucht es immer wieder dich zu kränken. Er hat eben Angst.“, hörte ich Dick sagen und gab abermals ein Schnaufen von mir. „Wenn das so einfach wäre.“, es war nämlich nie einfach. Dieser Mann raubte mir den letzten Nerv. „Sag mal steht das noch am Wochenende? Luna und ich haben eine kleine Gartenparty organisiert. Die letzte dieses Jahres eher es zu kalt wird.“ „Natürlich. Die Steaks deiner Frau lasse ich mir niemals entgehen.“ „Fresse uns bloß nicht wieder alles weg.“, tadelte er gespielt. „ „Ein großer Mann braucht nun einmal eine Menge Nahrung.“, grinste ich kurz und klopfte mir auf meinen Magen. Mit meinen stattlichen 2,01 m hatte ich eben viel zu ernähren. Ich mochte meine Größe und Körperbau. Sie waren ein Vorteil. Egal in welcher meiner Lebenslagen. Die Fahrt dauerte wirklich fast über eine Stunde. Wer machte freiwillig solch eine Fahrt, um in einer Pension zu übernachten, in der es anscheinend spuckte? Das Haus war bekannt für außergewöhnliche Fälle. Mord war bis jetzt nicht dabei. Kids schliefen dort, um einen gewissen Kick zu bekommen, andere dachten sie wären gesegnet, wenn sie eine Nacht dort verbracht hätten. Gerne würde ich wissen, was in den Köpfen solcher Menschen vor sich ging. Es gab keine Geister. Geräusche konnten eine knarrende Tür verursachen. Der Wind, der durch undichte Fenster pfiff. Es gab immer eine Erklärung. Für mich immer. Dick hingegen war neugierig. Er stand auf all diesen Kram. Hatte bis jetzt jeden Artikel über dieses Haus gelesen. Rumpelnd fuhren wir über die Kieseinfahrt. Langsam schoben wir den Wagen, um den riesigen Springbrunnen zur Tür und hielten an. Langsam stieg ich aus und betrachtete das riesige Bauwerk. Es war ein sehr altes Gebäude. Erkannte das Haus von den Fotos, die hin und wieder mal auftauchten. Im Brunnen befanden sich mehrere Staturen von Tieren, die aus ihren Mündern Fontänen schossen. Das leise Geräusch des Wassers hatte eine beruhigende Wirkung. Kurz schloss ich meine Augen und holte tief Luft. Man roch den Winter. Die Bäume zierte bereits die rötliche braune Färbung der Blätter. Ich mochte den Herbst. Am liebsten joggte ich im Stadtpark, wenn die Zeit kam. „Sei brav.“, kam es belustigt von Dick und ich schüttelte meinen Kopf. „Natürlich... wie immer.“, erwiderte ich mit fester Stimme und trat in den gemütlichen Eingangsbereich der Pension. Das Foyer war hell eingerichtet und hinter einem großen hölzernen Tresen stand eine kleine zierliche Frau, die gestresst in ihren Ordnern blätterte. Jeder war nervös. Bei diesem Umstand war es nicht einmal unnormal. „Warum haben wir eigentlich den Fall? Das ist nicht einmal unser Aufgabengebiet.“, murmelte ich genervt und strich mir durch mein Haar. Dick sah mich ebenso verständnislos an. Er dachte das gleiche, denn das hier bereits Kollegen gewesen waren, sah man deutlich an einem Absperrband, dass in den Flur neben dem Tresen aufblitzte. Untergeschoss also. Mit erhobenen Hauptes lief ich zur kleinen Brünetten und lehnte mich lässig auf dem Tresen. Diese hatte uns erst jetzt bemerkt und sah erstaunt erst über meine Brust und dann in mein Gesicht. Immer wieder amüsant wie die Leute auf meine Größe reagierten. Unter meiner Jacke trug ich wie immer ein schwarzes enganliegendes Shirt, das sich über meinen ganzen Körper spannte. Wie ich auf Menschen wirkte wusste ich ganz genau. „Miss...“, ich lass ihr Namensschild. „Chapman, könnten sie uns bitte zum Besitzer der Pension bringen. Wie ich sehe waren Kollegen bereits hier, doch wir müssen noch einige Fragen stellen.“, ich wusste nicht einmal welche. Dick stand genau neben mir und amüsierte sich köstlich über das immer noch erstaunte Gesicht der Frau. „Habe ich etwas in meinem Gesicht?“, fragte ich dann dreist. Den Menschen war es meist peinlich, wenn man sie direkt auf eine genau solch eine Peinlichkeit ansprach und sie starrte mich definitiv an. „Ich sollte übernehmen.“, lachte Dick. „Inspektor Anderson und der Große hier ist Inspector Jefferson. Wir wurden beauftragt, nochmal nach dem Fall zu schauen. Es tut uns leid für diese Umstände.“, sagte er freundlich und schenkte der Frau ein charmantes Lächeln. Typisch... Dick wusste eben wie er mit Frauen umzugehen hatte. Ich nicht. War aber auch kein Geheimnis. Ich wusste eher mit Handschellen und anderen Dingen umzugehen. „Natürlich... Ich ... ich bringe sie zu ihm.“, sagte sie dann blinzelnd mit einer leichten Röte im Gesicht. Sie tippelte auch schon davon und wir folgten. Ich sah mich in der Pension genau um. Nahm jedes kleinste Detail auf, dass einen Nutzen konnte. Es war wichtig alles zu kennen. Jeden Winkel zu erkunden. Der Weg führte uns bis fast ganz nach oben. Hier war der Flur anders eingerichtet. Wärmer und persönlicher. Ich hörte laute Stimmen aus einem Raum, zu dem wir auch prompt geführt wurden. Kapitel 2: Colin Wyler – Kapitel 2 ---------------------------------- Was für ein Chaos! Ich leitete die Pension noch nicht lange und dann passierte sowas! Ich hätte das Erbe einfach an Emma abtreten sollen. Ob sie nun wollte oder nicht. Das konnte ich jetzt echt nicht gebrauchen. Dabei warnte ich doch extra noch alle, wie auch meine Mitarbeiter und das Schild vor der Tür des besagten Hauses, dass der Aufenthalt für Gäste mit Herzproblemen und dergleichen nicht geeignet wäre. Und jetzt hatte ich hier eine verdammte Leiche liegen! Herzinfarkt. Großartig. Die Pension wimmelte von Polizisten und sonstigen Typen von ihrem Gebiet. Und wir wurden alle 5 Minuten von wem anderen befragt. Dabei erzählten wir alle die gleiche Geschichte. Sprachen die sich untereinander nicht ab? Es war einfach nur anstrengend. Als ich endlich meine ersten ruhigen Minuten an dem Morgen hatte, setzte ich mich seufzend in mein Büro. Jedoch klopfte es nach nur wenigen Sekunden schon wieder an meiner Tür. “Was ist denn jetzt schon wieder?!”, fauchte ich und schlug mit der Hand auf den Schreibtisch. Unverblümt und ohne eine Antwort zu bekommen, trat eine sehr groß gewachsene Frau in mein Zimmer. Zumindest wollte man, dass man sie als Frau sah. In Wirklichkeit war es ein Mann, der sein Leben halt eben anders auslebte, als manch andere. Sein Name war Adrian. Sein jetziges Ich allerdings hörte auf den Namen Lola. Keine Ahnung woher er das hatte. Aus irgendeinem Gay Porno oder so. “Ich dachte ich bring dir was zur Beruhigung.”, meinte sie und stellte mir eine Tasse Kaffee vor die Nase. Sofort legte sich etwas meine schlechte Laune, als ich nach der heißen Tasse griff. Lola machte aber keine Anstalten mein Büro zu verlassen, sondern setzte sich gegenüber von mir in den Sessel. Sie überschlug elegant ihre Beine, die in roten Stöckelschuhen endeten. Sie war zu breit um als Frau durchzugehen, aber dennoch musste man zweimal hinsehen um zu erkennen, dass sie ein Mann war. Leider sparte sie noch für die hormonelle Behandlung, aber ich fand, das brauchte sie gar nicht. Sie war schlank, abgesehen von den Schultern und den muskulösen Armen, die allerdings immer schön bedeckt waren. Sie trug anständige Businesskleidung, da sie am Empfang mithalf und auch sonst meine Vertretung war. Ihr langes dunkles Haar, hatte sie zu einem lockeren Pferdeschwanz gebunden, welcher sich um ihren karamellfarbenen Hals schmiegte. Ich hatte keine Ahnung welche Nationalität sie genau hatte, aber sie war wohl definitiv ein Mischling. Ihre Haut war dunkler als bei mir, was aber ihrer Schönheit keinen Abbruch tat. Seufzend nahm ich mir einen Schluck des heißen Getränks und lehnte mich in meinem Stuhl zurück. Ich öffnete für einen Moment den obersten Hemdknopf, damit ich besser atmen konnte. “Besser?”, fragte mich Lola etwas schmunzelnd. Ich nickte nur leicht. Wie gern würde ich mich jetzt einfach aus diesen Spiesserklamotten schälen, das falsche Lächeln, dass ich in den Jahren an der Hotelfachschule gelernt hatte, absetzen und einfach einen draufmachen. Diese Welt war nicht die meine. Und doch saß ich hier fest. Meinen Großeltern zu Liebe. Ich hatte die Pension geerbt bekommen. Eigentlich wollte ich sie nicht, zumal sie meiner Schwester eher zustand als mir. Aber sie war Anwältin und hatte ihren Job somit gewählt. Ich konnte jedoch nicht zulassen, dass das Lebenswerk meiner Erziehungsberechtigten einfach so verschachert wurde. Also hatte ich die Ausbildung gemacht und den Schuppen übernommen. Auch wenn ich niemals so etwas lernen wollte. Es war mir alles zu aufgesetzt, zu spießig, zu arschkriechermässig und zu anständig. Alles was ich eigentlich hasste. “Kannst du Cowl bitte mal sagen, dass er abhauen soll. Du reichst mir hier grade.”, murmelte ich und rieb mir über die Stirn. Oh....eines hatte ich vergessen zu erwähnen. Ich führte die Pension nicht nur wegen meinen Großeltern. Sondern weil ich das was sie versprach deutlich sehen konnte. Geister. Und grade ging mir der neugierige Sack sowas auf den Keks! Der musste immer seine Nase überall reinstecken. Lola sah sich suchend um – natürlich konnte sie ihn nicht sehen – und sagte eher halbherzig, dass er verschwinden sollte. Der alte Veteran zuckte nur mit den Schultern und glitt durch die nächste Wand davon. Bisher konnten nur ganz bestimmte Gäste die Geistererscheinungen auch wirklich sehen. Alle anderen ließen sich von ihren täglichen Ritualen erschrecken. Aber das Geschäft lief gut! Es waren schon viele Geisterjäger hier und behaupteten das Haus gesäubert zu haben. Ich ließ sie in den Glauben, solange ich sie dafür nicht bezahlen musste. “Das wird mein Absturz, Lola. Ich kann mir sowas nicht leisten.”, begann ich nun meinem Ärger und meinen Sorgen Luft zu machen. “Ach was, erzähl keinen Unsinn! Es war ein Unfall. Und du wirst dafür ganz sicher nicht haftbar gemacht, nur weil einer das Schild und unsere Vorwarnungen missachtet hat.” “Und was ist mit meinen Vorstrafen?” Ja, ich war in meiner Jugend ganz schön rumgekommen. Im Ort kannten mich viele Polizisten noch von Früher. Die zerrissen sich sicher gerade das Maul darüber, dass sowas nur eine Frage der Zeit gewesen wäre. Die interessierte es sicher einen Dreck, dass ich damit nichts zu tun hatte. Ich hatte Vorstrafen wegen Diebstahl (mehrfach Autodiebstahl) und Vandalismus. Ruhestörung war da nur ein kleines Detail gewesen. Da ich aber noch nicht volljährig gewesen war, sie mir nichts beweisen konnten und ich artig andere verpfiffen hatte, konnten sie mir abgesehen von saftigen Geldstrafen und Sozialdienst nichts verdonnern. Außerdem war meine Schwester da gewesen. Sie war zwar noch im Studium gewesen, aber konnte mir schon wichtiges über meine Rechte beibringen. Außerdem hatte ich die geklauten Autos immer artig wieder zurückgebracht. Ich wollte nur eine Runde mit ihnen fahren. Da ich aber meistens vergessen hatte, wo ich sie geklaut hatte, brachte ich sie immer gleich zum nächsten Polizeirevier. “Das sind doch Kinkerlitzchen, Schatz.”, versuchte mich Lola zu beruhigen und stand schließlich auf. Ich tat es ihr gleich, nachdem ich meinen Kaffee geleert hatte. Schließlich hatte ich noch viel zu tun. Es war schon fast Mittag, als das nächste Auto mit Beamten den Kiesweg hochfuhr und dicke Spuren hinterließen. Eigentlich waren die Parkplätze ja hinterm Haus, aber diese Beamten dachten alle sie könnten sich alles erlauben. Es standen schon dutzende Autos auf dem Weg. Und zu denen musste ich freundlich sein. Ich könnte echt kotzen... Nachdem ich mein Büro verlassen hatte – es lag im Erdgeschoss hinter dem Empfang – ging ich nach oben um mir einige Akten anzusehen. Unten war nicht genug Platz um all die Akten und Daten unserer Gäste zu verwalten, weshalb ich im oberen Stockwerk, wo auch die Aufenthaltsräume und dergleichen für meine Angestellten waren, ein Zimmer eingerichtet hatte. Ich musste mir die Daten unseres verstorbenen Gastes ansehen. Außerdem wollte die Polizei Kopien davon, weshalb mich meine Schritte also nach oben führten. Lola folgte mir. “Musst du nicht arbeiten?”, fragte ich leicht genervt über meine Schulter, als sie mir mit ihren Absätzen folgte. Die Pension war schon alt, weshalb ihre Stöckelschuhe auf dem Holzboden, der nicht grade durch Teppich geschützt war, laute Klackergeräusche machte. Und die zerrten grade ziemlich an meinen Nerven. “Tue ich doch. Ich habe ein Auge auf dich.”, meinte sie fröhlich und holte mich ein. Na großartig. “Außerdem will ich nicht dass du mir da oben schon wieder eine Unordnung machst. Ich hatte ganze zwei Monate um letztes Mal alles wieder an seinen Platz zu bekommen, nachdem du da gewütet hast.” Schuldbewusst senkte ich den Blick. Ja ich war nun mal etwas chaotisch. Aber hey, für mich war es kein Chaos. Ich hätte noch alles wiedergefunden. Ihr Problem, wenn sie mein Ordnungssystem nicht verstand. “Schon gut, schon gut. Aber steht jemand unten am Empfang?”, wollte ich wissen und nickte wie beiläufig in der oberen Etage einer der Geistergestalten zum Gruße zu. Hier wandelten vorläufig gut gesinnte Seelen herum. Nur einer machte hin und wieder Probleme. Aber der hatte sich in der letzten Zeit ganz still verhalten. Lola ignorierte mein Nicken, da sie die Geister nicht sehen konnte und plapperte munter weiter. “Ja, Lucy steht unten.”, versicherte sie mir. Gut war momentan nicht ganz so viel los. Aber die Hauptsaison rückte näher, daher hatte ich noch eine ganze Menge zu tun. So vieles, was ich noch vorbereiten musste. Und da kamen mir die Polizisten, allgemein der ganze Vorfall nicht gerade zeitlich recht. Andererseits würden die Schlagzeilen dieses Vorfalls – mochten sie noch so ausgeschmückt sein – sicher gute Werbung machen. Noch ein Geist mehr, der hier rumspuken würde. Aber nicht jeder der hier starb, blieb auch hier. Es kam ganz auf die Seele an. Gefühle, Empfindungen und Erinnerungen hielten die guten Seelen an einem Ort fest, wenn sie noch nicht bereit waren ins Licht zu gehen. Gewaltsame Einwirkungen war jedoch auch ein Grund. Nur hatten wir hier bisher nur den einen Geist, der auf diese Art und Weise umgekommen war. Ich stürzte mich mit Lola also in die Aktenberge. Erstaunlicherweise fanden wir die besagten Akten auch schnell, weshalb ich ein Problem weniger auf der Liste stehen hatte. Zwischenzeitig wurden wir dann aber unterbrochen, von Rolf unserem Mädchen für alles. Er wollte nach dem Zimmer fragen, welches eine kaputte Glühbirne aufwies. Anscheinend hatte Maggie, unser Trauergeist wieder jemanden zu sehr erschreckt. Sie konnte schon furchteinflößend sein, wenn man ihren Beweggrund nicht kannte. Sie ließ gern mal ein paar Glühbirnen kaputt gehen. “Zimmer 12, wie immer.”, sagte ich routiniert und blätterte in der Akte. Ich lief aber schon wieder aus dem Zimmer, während sich Lola noch etwas mit ihm unterhielt. Dann hörte ich jedoch Schritte. Ich sah kurz von meiner Akte auf und staunte nicht schlecht, als Lucy vom Empfang mit zwei Männern ihren Weg nach oben fand. Wohl noch mehr Cops. Und damit sollte ich Recht behalten. “Oh là là~ Was für ein heißes Gerät kommt denn da.”, hörte ich Lola flüstern und besah sich die beiden Männer. Ich wusste genau, welchen von beiden sie damit meinte. Der sicher zwei Meter Hüne, enges Shirt, coole Jacke, stolzer Gang und eindeutig Bulle. Ein Blick genügte mir schon. Aus allen seinen Poren schrie sein Job. “Der muss ja ein riesen Tei-” “Lola!”, zischte ich ihr zu, damit sie ja nicht weitersprach. Denn die Herren kamen bereits in Hörweite. “Lucy?”, fragte ich daher professionell. “Verzeihung Mister Wyler, aber diese Herren wollten sie sprechen.”, kam es kleinlaut von der schüchternen Empfangsdame. Eigentlich benahm sie sich nur so schüchtern, wenn gutaussehende Männer anwesend waren. Sonst war sie nicht so befangen. Ich blickte nun das erste Mal auf und besah mir die beiden Männer genauer. Der Hüne hatte nicht nur einen trainierten Körper, was man unschwer an seinem engen Shirt erkennen konnte, sondern auch ein wirklich hübsches Gesicht. Aber ich würde das vor Lola nie zugeben. Sein Partner sah wie jeder normale Durchschnittstyp aus. Sicher verheiratet und hatte Kinder. Ich dankte Lucy für ihre Mühe und wandt mich den Herren dann zu. Lola stand zu meinem Bedauern immer noch neben mir und machte keinen Hehl aus ihrem Interesse. Sie musterte den riesigen Mann ohne schlechtes Gewissen. “Gentlemen, was kann ich für sie tun?”, fragte ich freundlich, während ich meine Arme vor der Brust verschränkte. Kapitel 3: Blake Jefferson – Kapitel 3 -------------------------------------- Der Boden unter meinen Füßen bestand aus polierten Holz. Nur ein schmaler Teppich zierte die Mitte des Flures. Hier war genauso der Charme, den das ganze Haus erfasste. Die alten Möbel waren in einem guten Zustand und bestanden aus dem typischen dunklem Holz von früher. War das Mahagoni? Ich kannte mich mit diesen Dingen nicht aus. Meine Interessen lagen wo anders. Wie bei diesem Mann, der uns gerade mit einer Akte im Arm entgegen kam. Innerlich stiess ich einen Pfiff aus. Sah dieser Mann gut aus! Mein Blick huschte zu der schmalen, aber doch irgendwie breiten Frau neben ihm. Schnell scannte ich sie. Eine Transe. Ihr Kehlkopf verriet sie deutlich. Wahrscheinlich hat sie ihre Hormonbehandlung noch nicht begonnen. Trotzdem hübsch. Sie beherrschte zumindest ihr Fußwerk, was nicht einmal einige Frauen beherrschten. Meine Schwester war eine davon. Sie liebte die bequemen Sachen. In der Praxis konnte sie mit hohen Schuhen einfach nichts anfangen. Fest sah ich wieder auf den Mann vor mir, der sich als Besitzer entpuppte. Ich hatte ja gehört das er jung sein sollte. Wobei so jung schien er auch nicht mehr zu sein. Vielleicht Anfang Dreißig. Neugierig musterte ich Mister Wyler. Seine blau grauen Augen taxierten jedoch auch mich und machte nicht den kleinsten Anstand weg zu schauen. „Mister Wyler. Ich bin Inspektor Anderson und mein Partner Inspektor Jefferson. Wir sind hier, um nochmals die Sachlage zu prüfen. Es tut uns leid, sie abermals belästigen zu müssen, jedoch führen wir auch nur unsere Arbeit durch.“, hörte ich Dick reden. Guter Cop. Wie immer. Bei seiner kleinen Rede holten wir unsere Marken heraus, um ihm diese zu zeigen. Daher nickte ich nur kurz, zur Bestätigung. Die Rezeptionistin verschwand auch wieder, warf mir jedoch nochmals einen flüchtigen Blick zu. Typisch Frauen. Innerlich seufzte ich. „Können Sie uns bitte den Tatort nochmal zeigen?“, fragte Dick und Mister Wyler setzte sich in Bewegung. „Leiten sie das jetzt endlich mal weiter, ich muss das Ganze nun schon zum fünften Mal erklären.”, gab Mister Wyler etwas angesäuert von sich. Seufzte aber dann. „Aber gut....hier entlang.”, ich ignorierte die Stimmlage des Mannes. Ruhig liefen wir ihm dann hinter her. Das meine Augen, diesen perfekten knackigen Hintern fixierte konnte ich nicht verhindern. Kurz zuckte ich dann aber zusammen, da mir Dick seinen Ellenbogen in die Seite stieß. Sein amüsierter aber warnender Blick sagte alles. Wehe du machst ein Stelldichein wenn wir im Dienst sind! Ich rollte mit meinen Augen und sah kurz zu der Frau, die mich mit ihren Augen ebenfalls musterte. Ich war Blicke gewöhnt, aber sie schien ebenfalls zu analysieren. Alles in mir Schrie, dass ich hier zwei schwule Männer vor mir hatte, nur war ich bei Mister Wyler nicht sicher. Sein Aussehen passte perfekt in mein Schema! Wie er sich wohl kniend vor mir machte? Sicherlich würde er ein geiles Bild abgeben. Diese Statur sagte mir alles. Schmale Hüfte und Schultern und doch wirkte er nicht nur einfach dünn. Ob er trainierte? Immer noch neugierig besah ich mir seine Kehrseite. Es gab schließlich zwei Fragen, nicht nur die ob er schwul war, sondern auf das was er stand. Hin und wieder Vanillasex war okay, aber ich stand nun einmal auf die härtere Art mir Lust zu verschaffen und nicht ich war derjenige der am Kreuz hing. Mein Telefon war es dann aber, dass mich aus meinen Überlegungen, bezüglich des Mannes vor mir, holte und ich dann abnahm. „Jefferson hier.“, meldete ich mich und deutete Dick an, dass sie weitergehen sollten. „Blake, hier ist Roy. Schaut euch bitte genauer um. Wir haben in dem Blut von Mister Morgen eine Substanz entdeckt, die einen Infarkt hervorruft. Es ist also Mord. Viel Spaß Jungs. Ich schicke dir gleich die Daten auf das Handy.“, erklärte mir Roy aus der Forensik und legte auf. Erstaunt starrte ich erst auf mein Handy und folgte den anderen. Galant duckte ich mich unter das Absperrband hindurch und sah Mister Wyler ernst an. Der Raum war auch für uneingeweihte sichtlich als Tatort mit einem gelben Band abgesperrt. „Dies ist nun ein richtiger Tatort Mister Wyler. Ich habe gerade die Information erhalten, dass Mister Morgen ermordet wurde.“, erklärte ich in einem ruhigen Basston und sah zu Dick. Dieser weitete kurz seine Augen und ich warf ihm mein Handy zu, damit er selbst die Daten, die gerade mit einem Ping auf mein Handy kamen, anschauen konnte. „Aber....hieß es nicht, dass er an einem Herzinfarkt gestorben ist?”, wollte der Inhaber dann verwirrt aber ernst wissen. Was mich aber gerade etwas irritiert hatte, war wie die Partnerin von Mister Wyler unter das Absperrband ging. Hatte sich die Transe gerade mit Absicht weiter hinunter gebeugt? Woah, diese Frau/Mann war wirklich ... Nun ja dreist. Aber auch mutig. Das war mal etwas Anderes. Wie kamen zwei Männer von solchem Schlag hier in diese Pension? Dick war gerade dabei das Handy zu studieren und ich lauschte dem leicht genervten Unterton des Geschäftsführers. Man spürte deutlich seinen Unmut. Er mochte keine Cops. Nicht nur wegen diesem Fall. Seine Haltung schrie gerade dazu, dass er eine gewisse Abneigung gegen uns hatte. „Unsere Forensik hat gerade angerufen. Ihm wurde etwas untergejubelt, dass einen Infarkt hervorruft. Dies wurde erst jetzt in Erfahrung gebracht, daher entschuldigen Sie uns abermals Mister Wyler.“, erklärte ich ihm ruhig. Meine Hände jedoch hingen locker neben meinem Körper. Mister Wyler hatte die typische Abwehrhaltung. Er verschränkte seine Arme vor dessen schmaler Brust. Wollte er etwas verbergen? Ich hoffte nicht, denn es würde nett sein mit ihm mal zu spielen. Mit einem Kriminellen würde ich das nicht tun. Zumindest Mörder gehörten nicht in mein Bett. Kleinkriminelle waren etwas Anderes. Zu einem gewissen Maß. „Sind sie immer so kooperativ Mister Wyler oder versuchen sie selbst etwas zu verbergen?“, fragte ich dann weiter, zog meine Jacke aus und warf sie über eines der gestrafften Bänder. Danach zog ich mir weise Handschuhe an, um keine Fingerabdrücke zu hinterlassen. „Wir möchten bitte mit all ihren Angestellten sprechen.“, hörte ich nun Dick. Ich wandte mich ab und begann den Raum zu untersuchen. Das Bett dominierte das Zimmer. Auch hier war der alte Charme vorhanden. Dicke Stoffgardinen hingen vor dem großen Fenster, die ich aufzog und Sonnenlicht hinein ließ. Ältere gemusterte Steppdecken lagen auf dem Bett, doch der Mann selbst war neben diesem zusammen gebrochen. Daher lagen die Decken noch immer ordentlich auf der Schlafstätte. Der Mord geschah genau vor zwei Tagen. „Wurde hier etwas entfernt. Gläser? Weinkrügen? Oder Bierflaschen?“, wollte ich wissen. Wir waren schließlich nicht die Ersten am Tatort und nachdem Herzinfarkt diagnostiziert wurde, konnten Angestellte einen Tag wieder in den Raum. Beweise wurde quasi zerstört. Ich hoffte die Kollegen waren so schlau und haben einige Beweismittel mitgenommen. Ohne auf eine Antwort wirklich zu warten, rief ich in Dezernat an und besorgte mir die Informationen. Eigentlich könnten diese mir nämlich meine Fragen beantworten. Während ich beim Freizeichen fest saß, schnallte ich meinen Schulterholster etwas enger, damit er mich nicht störte. Ich lauschte Kurz bei Dick, der dabei war das Alibi von den beiden zu erfahren. Sie gehörten jetzt auch zu den Verdächtigen, ob sie es wollten oder nicht. Am anderen Ende der Leitung meldete sich dann endlich jemand und ich befragte mein Kollege. Sie hatten kaum etwas zurückgenommen. Idioten. Einer erinnerte sich an ein Glas, nur haben sie es nicht beachtet, aber der Trottel erinnerte sich. Ich knurrte in den Hörer und legte auf. Mit was arbeiteten wir eigentlich zusammen? Per SMS forderte ich anschließend einige Akten an. Darunter die des Geschäftsführers und deren Begleitung. „Wir benötigen eine Liste aller Angestellten.“, sprach ich ruhig und sah mich weiter um. Das Bad war genauso rein, sodass ich hier meine Suche schnell beendete. Mein Blick fiel dann aber aufs Bett. Hatte sich gerade etwas unter dem Bett bewegt? Verwundert hob ich meine Augenbrauen, legte mich auf den Boden und hob die Decken an, die bis zum Boden fielen. Ein zarter Luftzug strich über meine Wange, doch sonst war hie..- was zum? Ich robbte weiter hinunter, sodass nur meine untere Hälfte zu sehen war und schnappte mir die Pillenpackung. Kapitel 4: Colin Wyler – Kapitel 4 ---------------------------------- Na gut, Lola hatte verdammt Recht was den Inspektor betraf. Er war eine Augenweide. Wenn man denn alles betrachtete. Er war riesig, weshalb ich zu ihm aufsehen musste. Und ich war selbst doch gar nicht so klein. Dennoch überragte er mich mindestens um eine Kopflänge. Er war bestimmt sogar über zwei Meter groß. Da bekam man ja Genickstarre. Dennoch wich ich seinen wachen Augen nicht aus, als sie mich fixierten. Ich hatte in der Vergangenheit nicht so gute Erfahrungen mit Bullen gemacht, weshalb ich ihnen nur zu gern zeigen wollte, dass sie sich gefälligst einen anderen Sündenbock suchen konnten. Ich hatte zu hart dafür geschuftet, als dass ich mir das hier nun verbocken lassen würde. Sie sollten ruhig merken, dass sie bei mir an der falschen Adresse waren! Lola hingegen beachtete den normalen Inspektor gar nicht. Seine Augen klebten an dem Riesen. War so klar gewesen. Allerdings konnte ich ihn nicht genau einschätzen. Ich sah ihm nicht wirklich an, worauf er stand. Aber so wie ihn Lola ansabberte, war er vermutlich auch schwul. Lola hatte da schon immer einen sehr guten Riecher. Musste sie ja. Ich hatte sie in einer Drag Queen Show kennengelernt. Das war vor Jahren. Aber seitdem musste ich mich nur an ihre Nase halten. Denn bisher hatte sie immer Recht. “Was soll der Scheiß?”, zischte ich sie kurz leise an. “Lass mich doch. Ich will die Aussicht noch etwas genießen. Und du solltest aufhören zu flüstern, das kommt nämlich sehr verdächtig rüber.”, antwortete sie mir. Gott, manchmal könnte ich diese Transe echt ins Pfefferland verwünschen! Aber da sie mal wieder Recht hatte, beließ ich es dabei und ging weiterhin stur geradeaus. Inspektor Jefferson hatte bisher noch kein Wort gesagt, erst als sein Handy klingelte, vernahm ich die tiefe Bassstimme, die bis tief in meine Knochen vibrierte. Boah, was für eine Stimme. Passte allerdings hervorragend zu seiner Größe. Na immerhin war er keiner dieser Stereoide fressenden Typen, die zwar aufgepumpt aussahen, aber meistens viel zu hohe Stimmen hatten. Offenbar schien bei ihm alles echt zu sein. Im Zimmer ließ er dann die Bombe platzen. Meine Augen weiteten sich kurz, bei seinen Worten. Wie war das Mord? Mord in meiner verdammten Pension?! Diese Cops konnten sich irgendwie auch nie entscheiden. Wie sollte er da ermordet worden sein? Man kam schließlich mit der Absicht hier her, sich erschrecken zu lassen. Galt das nun schon als Mord? “Wenn sie einen Schuldigen suchen, dann muss ich sie enttäuschen. Sie zeigen sich nicht sehr oft.”, meinte ich dann ernst und verschränkte erneut meine Arme vor der Brust. Ich wusste ja nicht einmal, ob Mister Morgen die Geister sehen konnte oder ob er sich so sehr an knarrenden Dielen und solchen Geräuschen erschreckt hatte. Das klang für mich irgendwie nicht nach Mord. Seit wann konnte man Geistern einen Mord anhängen? Naja sicher einigen schon, aber nicht hier bei mir. Nicht in meiner Pension! Auch die Entschuldigungen konnte sich der Typ sonst wohin stecken. Wieso hatten die das erst jetzt erfahren? Das Ganze war doch schon zwei Tage her! Und die entdeckten sowas erst jetzt? Bei seinem dreisten Versuch mich aus der Ruhe zu bringen, setzte ich einen eiskalten Blick auf. Das schien auch Lola zu bemerken, denn sie begann unruhig von einem Bein aufs andere zu hüpfen. Sie wusste, dass ich Cops nicht mochte. Und schon gar nicht, wenn man mich auch noch blöd von der Seite anmachte. Dennoch traute sie sich nicht die Herren vorzuwarnen, oder sich einzumischen. Denn ich würde sowieso nicht auf sie hören. Und die Typen erst Recht nicht. “Wie können sie es wagen?!”, knurrte ich ihn nun an. Mir fielen zwar noch andere Ausdrücke in dem Moment ein, aber ich wollte es nicht übertreiben. “Ich habe überhaupt nichts zu verbergen. Wenn ein Fehler vorliegt, dann zicken sie doch ihre dämlichen Kollegen an. Die wuseln ja schon seit zwei Tagen hier rum, ohne offenbar irgendwas zu erreichen, außer mich und meine Angestellten in den Wahnsinn zu treiben.”, machte ich meinen Ärger Luft. Das war doch unglaublich! Ich und verbergen?! In meiner Akte stand genug Zeug drin, da würde er eh noch früh genug drauf stoßen. Aber seit der Ausbildung war ich sauber und führte nun eine bescheidene aber gut in Stand gehaltene Pension. “Ich weiß nicht welches Arschloch versucht mir hier meine Arbeit zu versauen, aber ich kann ihnen sagen, dass sie lieber mal Intern die Augen offen halten sollten. Viele Cops sind ganz und gar nicht sauber. Wenn sie die erst mal befragt haben, können sie mich danach gerne nochmal fragen, ob ich etwas zu verbergen habe. Mister Jefferson.” Ich betonte seinen Namen mit mehr Kraft und zeigte ihm deutlich was ich davon hielt. Lola seufzte nur laut und legte Daumen und Zeigefinger an ihre Nasenwurzel. Ich hatte nun mal echt die Schnauze gestrichen voll. Viele dieser Cops, die mich von früher kannten, mochten mich nicht. Und die warteten nur darauf, dass ich erneut mit Dreck am Stecken auf deren Revier auftauchte. Irgendjemand wollte mich ruinieren. Ob es nun Persönlich an mir gemacht wurde oder an der Pension. Es würde so oder so alles zerstören. Vor wenigen Augenblicken hatte ich mich noch über die Publicity gefreut, die uns dieser Fall einbringen würde. Doch jetzt hatte sich alles verändert. Das könnte meinen Ruin bedeuten! Wieso konnten Geister nicht auch aussagen? Verdammt, irgendjemand musste doch etwas gesehen haben. Bevor ich jedoch bei seinen Fragen weiter wettern konnte, mischte sich dann Lola ein. Sonst würde das Ganze noch ausarten. “Äh....ich werde ihnen die Liste besorgen und die Angestellten nochmal zur Kooperation bringen. Was die Gegenstände betrifft, haben wir sie natürlich weggeräumt. Immerhin haben uns ihre Kollegen gesagt, dass sie alle Beweise haben, die sie benötigten. Wir gedachten das Zimmer wieder für Gäste freizugeben, bis heute Morgen erneut Beamte auftauchten und den Raum abriegelten.” Ich gab zu, so nett wie Lola nun geantwortet hatte, wäre mir kein Wort über die Lippen gekommen. Ich versuchte stattdessen langsam wieder runter zu kommen. Doch das war gar nicht so leicht. Dass er seine Jacke ablegte und nun deutlich seine Muskeln zur Schau stellte, machte das Ganze nicht besser. Arroganter Arsch! Sein Kollege schaltete sich nun auch ein, da er offenbar das Selbe verhindern wollte, wie Lola. Zumindest begann er nach unseren Alibis zu fragen, welche wir auch schon zum fünften Mal aufgaben. Ich konnte alles schon im Schlaf. Ich beobachtete jedoch aus dem Augenwinkel den Hünen bei der Arbeit. Von mir aus konnte der noch so gut aussehen, er war genauso arrogant wie die anderen Cops. Glaubte wahrscheinlich nur, weil er eine schicke Marke hatte, würde er Gutes auf dieser Welt tun. Pha! Ich bemerkte dann einen Schatten unterm Bett, war aber nicht verwundert, als sich dieser in der hinteren Ecke etwas ausbaute. Wahrscheinlich einer der vielen Geister hier. Nur zeigte er sich noch nicht. Was mich aber wunderte war, dass sich der Inspektor hinunterbeugte. Als....als hätte er den Schatten auch bemerkt. Konnte er ihn etwa sehen? Nachdenklich legte ich meine Stirn in Falten und lauschte nur mit halbem Ohr der Befragung. Der Hüne hatte sich nun auf den Bauch gelegt und untersuchte das genauer. Seine Reaktion hatte deutlich gezeigt, dass er da etwas gesehen hatte. Oder aber er hatte einen ziemlich deutlichen Gedanken der per Zufall zu dem selben Schluss führte. Aber ich glaubte nicht an Zufälle. Dafür hatte ich schon zu viel gesehen. Mir lag daher ein erneuter frecher Spruch auf der Zunge, doch ich ließ es bleiben. Langsam robbte Mister Jefferson zurück und reichte Dick eine kleine Packung. „Wissen sie, ob Mister Morgan krank war?“, fragte er wieder an mich gewandt. Das dieser arrogante Mistkerl es noch zustande brachte zu schmunzeln! Ich konnte das verräterische Zucken seiner Mundwinkel erkennen, auch wenn ich viel kleiner war und zu ihm aufsehen musste. Was hatte der Kerl gefressen? Unter anderen Umständen würde ich ihn mehr als nur attraktiv finden, wenn ich denn mal die Zeit finden würde auszugehen. Das war schon eine Ewigkeit her. Aber wie gesagt: unter anderen Umständen. Jetzt war mir sein Aussehen schnuppe. Er war einfach nur ein Arschloch. Bei seiner Frage, versuchte ich nicht mit den Zähnen zu knirschen. Und antwortete daher: “Nein, wissen wir nicht. 90% der Gäste haben wir noch nie zuvor gesehen. Also woher sollen wir wissen ob er krank war? Immerhin hat er nicht vor uns ne ganze Tablettenschachtel gefressen.”, meinte ich weiterhin trotzig, wedelte dann aber unter Lola's ermahnenden Blick mit der Akte in meiner Hand. “Alles weitere, finden sie in der Akte hier. Seine persönlichen Daten, Zivilstand etc.” Ich drehte mich dann aber demonstrativ zu seinem Partner um und drückte ihm die Kopie der Akte in die Hand. Der fragte immerhin netter. Doch schon brauste der nächste Sturm an. „Mister Wyler, hier ist ein Mord geschehen und das könnte auch ihrer Pension Schaden, wenn wir diesen Fall nicht schnell lösen. Eine Kooperation wäre von ihrer Seite nicht schädlich. Mir ist es egal was aus ihrer Pension wird, doch sie sollten an ihren Besitz denken und an das was sie aufgebaut haben.“, sagte er fachlich und trat an mich heran. „Sie sollten ihren Hass gegenüber der Polizei, was offensichtlich ist, vielleicht bei diesem Fall ruhen lassen. Beide Seiten können nur gewinnen und denken Sie daran, dass wir auch nur Menschen sind und Fehler begehen können.“ Lola sog scharf die Luft ein, denn auch sie sah das tosende Gewitter nahen. Ich wusste nicht ob der Kerl versuchte irgendein für ihn sehr passendes Geständnis aus mir heraus zu kitzeln, oder ob er einfach nur lebensmüde war. Ich hätte bei seiner Ansage weiterhin die Zähne zusammengebissen, aber als er an den Punkt kam, wo er ohne mit der Wimper zu zucken sagte, dass ihm die Pension egal wäre, konnte ich nicht mehr an mir halten. “Glauben sie das weiß ich nicht?”, blaffte ich ihn nun etwas lauter an. “Verdammt ich habe schon mit fünf verschiedenen Teams gesprochen, musste meine Angestellten beruhigen, ganz geschweige von dem armen Zimmermädchen dass ihn gefunden hat und versuche trotz des Falls diese Pension weiterzuführen! Ich habe ihnen sogar die vertraulichen Daten des Opfers gegeben, welche eigentlich unter Verschluss bleiben sollten! Jetzt reden sie hier nicht von verfluchter Unsympathie! Sollte es ihnen nicht entgangen sein, ICH interessiere mich sehr wohl für diese Pension! Ich habe zu viel hier rein gesteckt, als dass ich sie aufgeben würde! Wo bitte sehen sie hier keine Kooperation?! Sind sie blind?” Ich war etwas näher an ihn herangetreten und war versucht ihn aufmüpfig zu schupsen, doch bevor das geschah, stand auch schon Lola neben mir und packte mich am Arm. Nicht sehr sanft. “Das reicht jetzt Colin!”, meinte sie leise aber scharf. “Würden sie uns kurz entschuldigen?”, wandte sie sich nochmal an die beiden Beamten, ehe sie mich aus dem Zimmer schob. Wir gingen ein bisschen den Flur runter, blieben aber in Hörweite. Seufzend drehte ich mich zu ihr um, da ich nun genau wusste was jetzt kommt. “Colin, so kannst du nicht weitermachen!”, wies sie mich auch gleich zurecht. “Was tue ich denn Lola?! Ich verteidige hier nur mein Leben! Diesen Kerlen ist die Pension vollkommen egal! Solange er nur den Mörder findet. Es könnte hier drum herum brennen und alles vernichten was ich habe, der würde nicht mit der Wimper zucken!” “Er macht doch nur seine Arbeit, Colin. Und ich dachte du hast gelernt mit Kunden umzugehen. Denn das ist er. Nichts Anderes. Du hast doch noch nie die Beherrschung bei deinen Kunden verloren. Also fang nicht damit an.” Ich wusste, dass sie auf einer Seite Recht hatte, aber auf der anderen stand ich ja auch noch nie einem so kalten Arsch gegenüber. “Zum Wohle deiner Pension, solltest du dich nun am Riemen reißen. Ich denke es geht in Ordnung wenn du unten nun nach dem Rechten siehst, ich kümmere mich um die Herren. Aber komm wieder runter, Kleiner.” Ich konnte ihrem Blick nicht mehr standhalten und sah grummelnd zu Boden. Ich benahm mich hier vielleicht kindisch, aber so kalt wie er über mein Leben hier gesprochen hatte, ließ bei mir ein paar Sicherungen durchknallen. Er hatte keine Ahnung. Nickend drehte ich mich dann um und ging weiter den Flur entlang. Ich brauchte jetzt dringend meinen nächsten Kaffee. Lola hingegen machte Kehrt und begab sich nochmal zu den Beamten. “Entschuldigen sie seinen Ausbruch. Sie müssen verstehen, er ist bei seinen Großeltern hier aufgewachsen. Nach deren Tot wollten sie die Pension abreißen, aber Colin....Mister Wyler hat sich ins Zeug gelegt damit das nicht passiert. Er wollte nie eine Pension führen, aber um das Lebenswerk seiner Großeltern erhalten zu können, hat er den Berufsweg eingeschlagen. Bitte seien sie etwas nachsichtig mit ihm. Ihm bedeutet dieses Gebäude alles.” Kapitel 5: Blake Jefferson – Kapitel 5 -------------------------------------- Oh ha. Das Kätzchen hatte Krallen, wie es wohl klang, wenn ich es zum Schnurren bringen würde? Ob seine Zunge dann auch so spitz war? Seinen hübschen Mund würde ich nur zu gerne für etwas Anderes verwenden. Seine Größe war ebenso perfekt, ablenken lassen sollte ich mich dennoch nicht. Ich war geschäftlich hier. Verhindern konnte ich es trotzdem nicht, dass meine Mundwinkel leicht zuckten. Mister Wyler amüsierte mich. Ob er auch so kratzbürstig unter mir war? Falsche Gedanken Großer! Ich ignorierte soweit das Trio und sah mich weiter um. Die Transe erging es anscheinend wie Dick - sie wollten die Situation nicht eskalieren lassen. Mich jedoch aus der Ruhe zu bringen, würde dauern. Passieren Tat das so oft, wie ein Reissack in China umfiel. Energisch griff ich nach der Tablettenpackung. Sonst war hier nichts. Hatte ich mich vielleicht doch getäuscht? Ich dachte ich hätte etwas gesehen. Langsam robbte ich zurück und reichte Dick die Packung. Meine Stimme, als ich das Wort erhob, klang nicht freundlich oder unfreundlich. Er war eben sachlich. Dick meinte immer, das ich sehr kühl rüberkam. Mich störte es nicht. Vorurteile waren schon immer bei mir vorprogrammiert. Das fing schon früher in der Schule an. Keiner meiner Klassenkameraden hatten damit gerechnet, dass ich Polizist werde. Ich im Übrigen selbst auch nicht. Dick trat neben mir und steckte die Tabletten in eine Tüte. „Ich sollte das ins Labor bringen. Kommst du alleine klar?“ „Natürlich. Würdest du mir, wenn du zurück kommst Sachen mitbringen. Ich würde einige Tage hierbleiben wollen. Kümmerst du dich in der Zwischenzeit um die Akten der Leute?“, fragte ich Dick und drehte mich zu ihm. Dass Dick mein Vorschlag nur recht war, wusste ich. Er wollte lieber zu seiner Familie zurück. Würde ich auch wollen, wenn denn jemand auf mich warten würde. Tat es aber nicht. Der Clubbesuch fiel heute dann also aus. Schade. Wenn ich hier blieb, könnte ich mir die Leute genauer ansehen. Vielleicht etwas finden, was nicht in das gesamte Bild passte. Wieso wollte man Mister Morgen tot wissen? Mit 28 hatten man nicht solche Mengen an Feinden, außer man selbst hatte Dreck am Stecken. Mister Wylers Ausbruch belächelte ich. Oh ja das war wirklich ein Kätzchen. Ich mochte das. Er stand für seine Ideale ein und ließ sich nicht beirren. Gefällt mir. Jedoch sollte er immer noch daran denken, dass er hier mit den Cops sprach und nicht mit irgendeinem Kunden, der sich wegen einer laufenden Toilettenspülung beschwerte. Schade, dass bei diesem Bengel nicht die Einsicht kam. Natürlich war es mir egal was mit der Pension geschah. Es war nicht mein Job mir darüber Gedanken zu machen. Mein Job ist es den Mörder zu finden und sonst nichts. Zumindest noch nicht, denn irgendwie hatte ich das Gefühl, dass mir dieser Junge noch Spaß machen würde. Eher ich gerade etwas passendes erwidern konnte, schnappte sich die Transe Mister Wyler und verschwand mit ihm im Flur. Kurz biss ich meine Zähne zusammen was meinen Kiefer anspannen ließ und sah den beiden hinter her. „Blake! Sag mal spinnst du? Du sollst diesen Mann nicht provozieren.“, hörte ich Dick mich tadeln. Seufzend drehte ich mich zu ihm herum. „Ich habe nur das gesagt was ich dachte. Umso schneller wir den Mörder finden, umso schneller ist er uns und auch die Presse los.“ „Natürlich! Aber das kann man auch anders formulieren. Höre auf die Leute zu reizen.“, schnaufte er und steckte die Tüte mit den Tabletten ein. „Ich werde mich auf den Weg machen. Die Akte werde ich auf dem Revier gleich kopieren und wieder mit herbringen. Brauchst du was Bestimmtes?“, fragte er mich dann und ich reichte ihm meine Schlüssel. Kurz Sah ich mich in dem Zimmer um. Einen Fernseher gab es, aber nicht mehr „Vielleicht meinen DvD Player mit den Staffeln die auf diesem liegen. Klamotten eben und die zwei Bücher, die neben meinem Bett liegen. Wage es dir nicht in mein Spielzimmer zu gehen, das ist keine Versuchshöhle für Luna und dich.“, schmunzelte ich kurz, doch meine Augen meinten das vollkommen ernst. Dick seufzte theatralisch und rollte mit seinem grünen Gegenpart. „Du nimmst mir aber auch jeden Spaß, man. Luna hat mich extra gefragt ob ich eines deiner Paddel ausleihen könnte, da sie es mal probieren wollte.“, er meinte das ebenfalls ernst. Die klackernden Schuhe, der Sekretärin von Mister Wyler riss uns dann aus dem Gespräch. „Hinterer Schrank oben rechts. Such dir eine aus.“, sagte ich dann ohne, dass sie aus dem Kontext erfahren könnte um was es ging. Dick nickte und grinste breit. Typisch. Seitdem seine Frau wusste auf was ich stand, fragte sie hin und wieder gerne mal nach einigen Spielsachen. Zum Ausprobieren gab ich es gerne. Nicht jeder kauft sich gleich alles, um dann eigentlich enttäuscht zu werden. Menschen die sich in dieser Szene eben nur einmal umsehen wollten. So war Luna. Ich gönnte Ihnen aber den Spaß. Meine Aufmerksamkeit galt dann Mister oder Misses Johnsan. Ihre Erklärung bestätigte mir nur noch mehr, das er für das einstand was er liebte. „Das ist verständlich. Mein Kollege wird sich das nächste Mal überlegen wie er sich ausdrückt.“, meinte mein Kollege mit einem Seitenblick auf mich. Leise gab ich ein Schnaufen von mir und warf meine Jacke über meine Schulter. „Ich entschuldige mich dann. Sei brav.“, sagte er zu der Transe und das zweite zu mir. Vollidiot. Ich wusste wie ich mich zu benehmen hatte! Der Tag verlief für mich dann eher stressiger. Ich befragte nochmals einige vom Personal. Dick kam nochmal kurz vorbei, um mir meine Sachen zu bringen und ich brachte sie auf mein Zimmer. Dieses war genauso wie die anderen eingerichtet und ich mochte es irgendwie. Alte Häuser hatten mich schon immer fasziniert. Der Ruf war hier vollkommen berechtigt. Gruselig war es an einigen Stellen schon und brachte eine Portion Gänsehaut mit sich. Den Besitzer des Schuppens traf ich nicht mehr an. Besser vielleicht. Zumindest für ihn, wenn er keine Cops mochte. Ich selbst hätte gerne nochmal einen Blick auf seinen Hintern geworfen. Solch eine Swell Pants mit offenen Hintern wäre sicherlich lecker an ihm anzusehen. Bei diesem Gedanken sprühte meine Fantasie, nur das dieser Junge höchstwahrscheinlich nicht auf solch eine feste Gangart stand. Sein Hintern gehörte dagegen, ob er wollte oder nicht, versohlt. Es gab schon lange niemanden der so mit mir redete. Außer Dick und Robert... Diese würde ich aber auch nicht über mein Knie legen wollen. Um am Abend meinen Kopf dennoch frei zu bekommen, googelt ich nach einem Club in der Nähe. Es gab hier nur die normalen, was Schwulen Clubs betraf, aber das musste ich hinnehmen. Jetzt in die Stadt zu fahren und das auch nur mit Bus oder Bahn kam nicht in Frage. Mein Outfit bestand aus einer verwaschenen und an einigen Stellen zerrissenen Jeans und ein dunkles Shirt. Ich bräuchte nicht viel um aufzufallen, da ich genau wusste wie ich auf andere Männer wirkte. Mit gezielten Handgriffen schnappte ich mir Schlüssel und Portemonnaie und machte mich auf den Weg. Den Club konnte ich bequem per Fuß erreichen und verschwendete keinen Gedanken daran, wie ich nach Hause kam. Trinken würde ich kaum etwas. Der Club war stickig. Es roch stark nach Alkohol und nach ganz anderen Dingen. Von denen ich nicht anfangen brauchte, sie näher zu erläutern. Der Türsteher hatte mich ohne mit der Wimpern zu zucken hinein gelassen und jetzt befand ich mich an der Bar, mit einem Bier in der Hand. Das Einzige was ich heute Abend trinken werde. Ich hasste es, wenn ich keinen klaren Kopf behielt. Dick versuchte es immer wieder mich betrunken zu bekommen, aber es blieb bei einem Versuch. Es kam selten vor. Neugierig sah ich mich auf der Tanzfläche um. Besah mir die Beute und nickte anderen Tops zu, die meinen Weg streiften. Meine Belange lagen nicht darin, mich mit einen von ihnen anzulegen. Kapitel 6: Colin Wyler – Kapitel 6 ---------------------------------- Ich wusste nicht was die da oben noch über mich losließen, aber das wollte ich auch gar nicht. Natürlich hatte Lola Recht, aber dennoch ließ ich mich nicht herumkommandieren und schon gar nicht belehren. Ich war dreißig und konnte das gut alleine. Und dazu brauchte ich keinen arroganten Arsch. Schon gar keinen Bullen. Ich hatte hier genug dumme Cops, die mir das Leben schwer machten. Mir hin und wieder Strafzettel verpassten, ohne einen Grund. Oder mich wegen sonstigen kleinen Delikten drankriegen wollten. Wenn nur halb so viele Cops wie er im örtlichen Revier so drauf wären, dann wären die Straßen hier sauberer. Nicht vor Gesindel – das bestimmt auch – aber ganz sicher vor korrupten Cops. Er war vielleicht ein Arschloch, aber er wusste wie er seinen Job zu machen hatte. Zumindest schätze ich ihn so ein. Das sagte mir auch sein fehlendes Feingefühl. Aber wieso dachte ich so viel über ihn nach? Er hatte meine Gedanken gar nicht verdient. Den Rest des Tages kümmerte ich mich um meine Gäste, kleine Reparaturen und sehr viel Bürokram. Ich war die meiste Zeit in meinem Büro, tätigte Anrufe oder erledigte ausstehenden Papierkram. Wenigstens hatte ich hier meine Ruhe. Auch wenn Lola hin und wieder hereinschnallte. Allerdings wegen der Arbeit und nicht um mir erneut eine Standpauke zu halten. Sie wusste zwar vieles, aber bei manchen Dingen die wichtig waren, holte sie immer noch meinen Zuspruch hinzu, bevor sie es verarbeitete. Ich hatte sie in meiner Jugend kennengelernt. Damals waren wir auch ein verrücktes Gespann. Sie hatte in einem der Drag Queen Clubs gekellnert und im Büro gearbeitet. Daher konnte sie mir hier auch gut unter die Arme greifen. Auch wenn es eine andere Branche war. Es hat auch eine ganze Weile gedauert bis ich sie soweit hatte, zumindest normale Klamotten anzuziehen. Aber ein bisschen Farbe hatte sie immer noch irgendwo. Entweder knallrote oder pinke Schuhe, krasses Make Up oder irgendwelche Broschen. Wenigstens konnte ich ihr die Broschen abnehmen, die wie ein Schwanz geformt waren. Das wollte ich hier dann doch nicht sehen. Alles andere war mir eigentlich egal, solange es nicht zu übertrieben wirkte. Immerhin arbeitete sie jetzt in einer Pension und nicht mehr im Club. Apropos… ich hatte heute richtig Lust die Sau rauszulassen. Ich musste die angestaute Wut und meine Verzweiflung irgendwie kompensieren. Der Abend kam daher nicht schnell genug. Die Schichtwechsel gingen gut über die Bühne, daher konnte ich mich dann auch langsam verziehen. Ich wohnte entgegen vieler Erwartungen nicht in der Pension. Ich verbrachte schon genug Zeit hier, da wollte ich mich wenigstens abends zurückziehen können. Sonst müsste ich ja ständig darauf achten was ich anziehen musste oder wie ich mich zu verhalten hatte. Und das wollte ich in meiner Freizeit gänzlich ablegen. Hier würde ich mich nicht entspannen können, auch wenn ich als Kind hier gelebt hatte. Meine Wohnung befand sich nur ein paar Blocks die Straße runter in einem frisch renovierten Gebäude. Es war bloß eine Zweizimmerwohnung, aber mehr brauchte ich auch nicht. So oft wie ich gerne da wäre, war ich nie. Nach meiner Arbeit sprang ich also zu Hause unter die Dusche und zog mir endlich normale Klamotten an. Hemden und Anzüge konnte ich nicht mehr sehen. Daher entschied mich für ein schwarzes Tanktop, dunkle enge Jeans und eine Lederjacke. Dazu Springerstiefel. Immerhin war es Herbst und somit nicht mehr ganz so warm draußen. Aber im Club brauchte ich die Jacke ja nicht. Ich glaube, wenn mich einer meiner Gäste so sehen würden, sie würden mich nicht wiedererkennen. Meine Haare stylte ich mir fast nie. Sie standen schon von Natur aus in alle Richtungen ab. Aber da ich heute jemanden aufreißen wollte, machte ich mich eben schicker und stylte sie mittig nach oben. Nun endlich ausgehfertig, machte ich mich auf den Weg. Es war ein Wunder, dass wir hier überhaupt einen Schwulenclub hatten. Das lag wohl daran, dass in der Stadt die normalen Clubs nur so boomten und sie wohl lieber die hatten, als einen Schwulenclub. Die mussten dann eben nach weiter außen ausweichen. Zum Glück für mich. Der Club den ich besuchte, war nichts Besonderes, eben wie alle anderen auch, aber er war nahe und ich hatte bisher hier immer Glück gehabt. Gutaussehende Typen fanden ihren Weg auch hier hin. Ich konnte nicht sagen, dass ich ein Betthase war, der von Top zu Top sprang, aber sagen wir mal so, meine Partnerwechsel bestand nicht nur aus einer einzelnen Zahl. Ich hatte auch noch nie eine langatmige Beziehung. Nichts hielt über zwei Monate. Was halt auch an meinem Job lag und meine wechselbaren Launen. Aber ich hatte damit kein Problem. Solange ich mich hin und wieder abreagieren konnte. Ich begrüßte den Türsteher mit einem frechen Grinsen auf den Lippen und einem Schulterklaps, ehe ich mich in den bereits gut gefüllten Club schob. An der Garderobe gab ich meine Jacke ab und zeigte nun allen hier, meine reiche Tattoosammlung. Ich war sehr stolz darauf. Auf jedes einzelne. Außerdem ließ es mich verwegener aussehen. Ohne Umschweife steuerte ich auch gleich die Tanzfläche an. Ich wollte erst mal etwas tanzen ehe ich mir einen Drink holte. Vielleicht gab mir auch gleich einer einen aus. Wieso also nicht? Es dauerte auch nicht lange und ich hatte einen ziemlich heißen Tanzpartner gefunden. Er war etwas grösser als ich, nicht schlecht gebaut und das was sich grade an meinem Hintern drückt schien auch nicht ohne zu sein. Genüsslich schloss ich die Augen und konzentrierte mich grinsend darauf, den Typen mit meinen Bewegungen wahnsinnig zu machen. Oh ja, ich wollte heute Abend definitiv meinen Spaß. Der Tag war zu frustrierend gewesen, als dass ich den Abend ungenutzt ließ. Ich hatte große Lust zu spielen. Und der Typ der an meinem Arsch klebte eignete sich hervorragend dazu. Aber erst mal drehte ich mich zu ihm um und nickte zur Bar. Ich bekam Durst und er Lust auf mehr. Wie gewollt, gab er mir dann auch ein Bier aus. Durstig schüttete ich es hinunter, aber beließ es, mich groß mit dem Typen zu unterhalten der an meinem Ohr zu knabbern begann. Ich ließ es über mich ergehen, ohne ihm weiteren Anreiz zu geben. Ich suchte bereits die Tanzfläche für einen weiteren Mitspieler ab. “Ich bin Lucas.”, schnurrte mir mein jetziger Tanzpartner ins Ohr. Schön für ihn. Ich wollte aber nicht seinen blöden Namen wissen, sondern Spaß haben. Weshalb ich mit meiner Hand seinem Körper hinunterwanderte und hart zupackte. Daraufhin erntete ich ein Stöhnen. “Schön für dich.”, sagte ich nun auch das was ich eben noch gedacht hatte. Er lachte nur amüsiert auf. Offenbar stand er drauf. Na dann brauchte ich ja keine Rücksicht zu nehmen. Ich war heute Abend definitiv auf etwas härteren Sex aus. Aber ob er der Kandidat werden würde, den ich mit nach Hause oder vielleicht doch besser in den Darkroom nahm, würde sich noch zeigen. Ich leerte mein Bier schließlich und zog mein Opfer wieder auf die Tanzfläche. Schließlich wollte ich noch etwas mehr Appetit sammeln. Ich stellte mich mit Lucas in die Nähe eines anderen Typen, den ich eben noch von der Bar aus ausgemacht hatte. Er war ebenfalls groß und hatte eine breite Statur. Er hatte ein leichtes Bäuchlein, aber das störte mich nicht. Es war immerhin fest und ich brauchte es heute Abend einfach wilder. Ich begann mich also erneut mit Lucas zu bewegen, drehte mich dann aber um und tanzte den zweiten Kandidaten an. Lucas störte sich nicht daran, oder er bemerkte es einfach nicht, denn ich hatte ihm meine Kehrseite zugedreht. Während ich mit einem Bein zwischen den Beinen des neuen Typen tanzte. Ich begann mich an seinem Bein zu reiben. Der Angetanzte besah mich nun genauer. Mit deutlichem Interesse in seinen Augen. Es dauerte auch nicht lange bis er sich auf mich einließ. Ihn störte Lucas wohl genauso wenig wie mich. Er trat näher an mich heran, so dass kaum noch Abstand zwischen unseren Leibern herrschte. Hm~ so war es richtig. Von vorne ihn und von hinten ein anderer. Aber ich war heute auf keine Gruppennummer aus, aber davor etwas spielen konnte ich ja. Meine Hose war auch schon beträchtlich enger geworden. Ich war eingekeilt zwischen zwei Typen, die beide versuchten so viel wie möglich von mir zu erwischen. Den Takt des Liedes tief in mir spürend, das Vibrieren unter meinen Füssen, die heißen Leiber an mir fühlend, hob ich meine Arme an und bewegte mich sinnlich zwischen ihnen. Das suchte ich. Freiheit. Ungezwungenheit. Einige Augenblicke später ließ ich meinen Blick aber durch die Menge schweifen. Ich wollte sehen wie andere reagierten. Immerhin waren wir schon eine heiße Zusammenstellung. Ich ließ meinen Blick also schweifen, blieb aber dann überrascht an einer der Lounges hängen. Bildete ich mir das nur ein, oder starrte der Kerl da zu uns rüber? Ich konnte nicht genau erkennen wie er aussah, aber seine Augen blitzen eindeutig in unsere Richtung. Da schien es wem zu gefallen was er sah. Na das wollen wir mal sehen. Ich mochte es Publikum zu haben, aber auch sie mit meinem unvorhersehbares Verhalten zu schocken. Ich war auch hier unberechenbar. Ich legte meine Hände nun an die von Lucas, die sich besitzergreiffend an meine Hüfte gelegt hatten. Nicht gerade sanft, schob ich sie von mir, drehte mich zu ihm um und gab ihm einen kräftigen Stoß. Dabei schmiegte ich mich an den Kerl, den ich zuvor noch von vorne angetanzt hatte und sah nun zu wie Lucas nach hinten strauchelte. Sichtlich verwirrt. Ich grinste ihn hämisch an. Zeigte ihm deutlich, dass ich genug von ihm hatte. Natürlich verschwendete ich keinen Gedanken daran, dass sowas auch gefährlich ausgehen konnte. Das tat ich nie. Ich ließ mich immer von meinen Instinkten leiten. In dem Punkt konnte mir keiner was. Ich hatte durch meinen Kontakt zu Geistern ein gutes Gefühl für sowas. Und Lucas schätzte ich nicht so ein. Er war zwar sichtlich erbost, aber zu feige um sich mit dem Kerl anzulegen, den ich grade ungeniert antanzte. Dieser lachte nur dunkel und wandte sich mir nun zur Gänze zu. “Du bist also den, den sie Wildkatze nennen.”, ging ihm wohl ein Licht auf. Ich schmunzelte nur. Mochte ich den Spitznamen irgendwie. Außerdem war ich lieber eine unberechenbare Wildkatze, als ein Bottom der jeden neuen ansprang, der hier auftauchte. Denn dazu war ich mir echt zu schade. “Freut mich.”, meinte ich daher nur breit grinsend zu dem Typen. Den Blick aber kurz zu der Lounge schweifend, nur um zu sehnen ob ich noch immer einen Zuschauer hatte. Den Schopf eines Bottoms zwischen seinen Beinen hatte ich bis jetzt noch gar nicht gesehen. Als mir dies aber bewusst wurde, keuchte ich erst recht auf. Oh dem gefiel definitiv, was er hier sah. Kapitel 7: Blake Jefferson – Kapitel 7 -------------------------------------- Wachsam nippte ich an meinem Bier. Lehnte mich mit dem Rücken an die Theke und musterte einige Twinks, die versuchten mir schöne Augen zu machen. Keiner war bis jetzt dabei der mir gefiel. Da waren zwei wundervolle blaugraue Augen, die mich zu sehr in ihren Bann gezogen hatten. Ihn zu züchtigen, stand mir immer noch nahe. Wie es wohl sein würde? Automatisch beleckte ich meine Lippen, lauschte den Bass der Musik. Spürte das vibrieren unter meinen Füßen und beobachtete kurz die Tänzer auf den kleinen Podesten. Trotz dasa der Club klein war, hatte er eine Menge zu bieten. Weiter hinten gab es eine Lounge, wo es ruhiger schien und man sich bequem unterhalten konnte. Das dort auch andere Dinge gemacht wurden, sah man nur zu deutlich. Eine Berührung an meinem Arm riss mich dann aber aus meinen Gedanken und ich schaute in ein jungenhaftes Gesicht, das mich regelrecht anstrahlte. „Wie kommt es, dass ein Mann deines Schlags noch immer alleine hier steht?“, fragte mich der Typ mit den blonden verstrubbelten Haaren. Niedlich. „Das rührt daher, das ich meine Beute noch nicht entdeckt habe.“, meinte ich schlicht und sah wieder auf die Tanzfläche. Langsam durchstreifte ich sie abermals, bis mein Blick an einen anderen Mann hängen blieb, den ich ganz genau kannte. Nur... dieses Mal sah er nicht aus wie jemand, der seinen Tag hinter einem Bürotisch verbrachte. Erstaunt weiteten sich kurz meine Augen. Er sah vollkommen anders aus. Nicht das es mich störte. Es passte zu seinem Charakter, denn er mir ja so offenkundig mitgeteilt hatte. Der Blonde musste anscheinend meinem Blick gefolgt sein und seufzte leise. „Das ist Colin. Er ist ziemlich wählerisch was seine Bettpartner betrifft, aber der der mit ihm mitgeht, scheint sich über eine ziemliche wilde Katze gefreut zu haben. Andererseits soll er eine ziemliche Zicke sein. Man kann es ihm nie recht machen.“, hörte ich die Stimme und nickte leicht. Das der Kleine so offen sprach überraschte mich. „Blake.“, sagte ich und reichte ihm meine Hand. „Zack. Natürlich muss ich Colin schlecht machen, schließlich will ich dich für mich.“, zwinkerte er und bestellte sich ebenfalls ein Bier. Sollte ich mich heute mit ihm amüsieren? Er war niedlich und erfüllte seinen Zweck. Der Wildfang Colin würde mich heute eh nicht mit seinem heißen Hintern anschauen. Nicht heute und auch nicht die nächsten Tage. Es ging ums Geschäft. Gerade verband uns die Arbeit zu tief, aber ihn anschauen und Appetit holen war drin. Ich erkannte einige Tattoos die er trug, doch von der Entfernung war es mir nicht möglich genauere Details seiner Kunstwerke zu betrachten. „Wollen wir zur Lounge?“, fragte mich Blondi und ich nickte. Es war auch eine gute Entscheidung, denn wenige Minuten später saß ich auf der gemütlichen Couch und er zwischen meinen Beinen. Sein Kopf tief in meinem Schoß. Genüsslich schloss ich kurz meine Augen, eher ich sie wieder aufmachte und Colin genau fixierte. Beobachtete seine geschmeidigen Bewegungen. Sah zu wie er den anderen Mann um seinen Verstand brachte. Meine freie Hand wanderte in den Schopf von Zack. Griff etwas fester zu und gab ihm den Takt an. Ich war es gewöhnt und dem Jungen schien es zu gefallen. Sein Stöhnen ließ mein williges Fleisch in seiner Feuchten Höhle vibrieren. Hier mochte anscheinend auch jemand mal die härtere Gangart. Andere begannen uns ebenfalls zu mustern. Die Lust stand ihnen deutlich im Gesicht. Ob sich Zack von jemanden zweiten von hinten nehmen lassen würde? Die Vorstellung brachte mich leise kurz zum Stöhnen. Schade, dass es hier nicht der Darkroom war, dann würde diese Vorstellung sicherlich in Erfüllung gehen. „Hebe deinen Hintern, damit die anderen ihn in deiner engen Hose sehen können.“, kam es fest aus meinem Mund und Zack tat es. Jetzt wurde das Spiel doch interessanter. Neugierig beobachtete ich Colin und staunte nicht schlecht, was sich vor meinen Augen abspielte. Er servierte auf unschöne Weise den dritten Mitspieler ab. Schubste ihn sogar fort, um sich schützend in die Arme der neuen Figur zu begeben. Unglaublich... Wäre ich dieser Mann gewesen, würde Colin schon längst über meinem Knie liegen. Automatisch zählte ich die Hiebe, die ich ihm verabreichen würde. Schon alleine wegen seinem Verhalten. Behandelte er Menschen immer so? Mir war es egal, doch dann muss er sich nicht wundern, dass er nicht mit Respekt behandelt wurde. Meine Augen lagen fest auf ihm. Er hatte mich gesehen, aber anscheinend nicht erkannt, sonst hätte ich im Schein der Lichter einen wütenden Ausdruck vernommen. Die geschickte Zunge des Kleinen lenkte mich immer weiter ab. Blasen konnte Zack, dass musste ich ihm lassen. Er wusste genau was er dort tat und das er mein Schwanz komplett schlucken konnte, zeugte davon, dass er das hier öfter tat. „Das reicht.“, bestimmte ich und zog ihn von meinem Schoß weg. Sorgfältig packte ich alles ein und stand dann auf. „Wir verlegen das wohl wo anders.“, mein Kopf deutete auf den Darkroom und das Gesicht des Jungen erhellte sich. Er dachte wohl, dass ich ihn abschieben würde. Aber diesen Arsch würde ich mir heute Abend gönnen. „Warte am Eingang.“ Den Weg den ich nahm verlief direkt über die Tanzfläche und legte, da sich Colin wieder zu seinem Tanzpartner umgedreht hatte, eine Hand in dessen Nacken. Fest griff ich zu und zog ihn an meine breite Brust. „Dir sollte man wirklich mal den Arsch versohlen.“, flüsterte ich ernst und tief in sein Ohr und gab ihm zur Bestätigung einen festen Klaps auf dessen Hintern. Ich ignorierte den Mann, der uns misstrauisch musterte und lief einfach weiter. Schließlich wartete meine Beute bereits am Darkroom und so lange wollte ich nicht mehr bleiben. Morgen würde ein anstrengender Tag werden, wenn nicht sogar heute Abend schon. Es gab ein Schichtwechsel und um alle zu erwischen bedeutete es auch, mitten in der Nacht Befragungen durchzuführen. Zack wartete tatsächlich brav am Eingang und wir verschwanden in dem Raum, mit den vielen Nischen und stöhnender Lärmkulisse. Ohne Erbarmen presste ich Zack mit dem Gesicht gegen die nächste Wand. Schnell und hart. Nichts weiter. Kein Küssen. Keine Liebkosungen. Diese Zuwendungen musste man sich bei mir verdienen. Ihn schien es aber nicht zu stören. Stöhnend fiel klappernd seine Hose und er begann sich selbst vorzubereiten. Nicht schlecht. Er wusste genau um was es ging. Ich griff in das kleine Körbchen neben uns, zog ein Kondom heraus, das ich überstreifte und präparierte es mit Gleitgel, das sich ebenfalls in dem Behälter befand. Dieser Club dachte wirklich an alles. Knurrend schob ich dann seine Hand beiseite und versenkte mich tief in seinem Hintern. Gleich am Anfang nahm ich einen schnellen und harten Rhythmus an. Ich musste mich nicht um Zack kümmern, denn das tat er laut stöhnend auch selbst. Fest krallten sich meine Hände in seine Hüften und rammte mich weiter in ihn. Dass ich mir dabei einen ganz anderen Hintern vorstellte störte mich herzlich wenig. Da ich ihn wirklich wollte. Nur auf eine ganz andere Weise. Mhm, spielen wollte ich mit ihm. Ihn bettelnde Geräusche entlocken. In meiner eigenen Fantasie gefangen, spürte ich wie sich meine Hoden fest zusammen zogen und ich mich in ihm ergötzte. Kurz wurde es fester um meinen Schwanz, da ich spürte das er ebenfalls kam. Eigentlich liebte ich meinen Partner zu kontrollieren, wann und wie er kam. Hier und jetzt war es nicht nötig. Die meisten Männer hier kannten all diese Vorzüge nicht einmal. Langsam zog ich mich aus ihm heraus, gab ihm einen Klaps auf seinen nackten Hintern und verabschiedete mich. Mehr wollte und brauchte ich auch nicht von ihm. Zufrieden richtete ich meine Sachen. Am liebsten hätte ich mich nochmals zu Colin umgedreht, aber riss mich zusammen. Er sollte nicht merken, dass ich mich nach ihm verzerrte. Dieser Kerl brachte mich um den Verstand. Nicht zu fassen. Wie gerne würde ich ihn einfach nur knacken. Ihn bettelnd an meinen Füßen wissen und mit ihm spielen. Ob er auf Kinky stand? Seufzend strich ich mir über mein Gesicht, zog meine Jacke fester zusammen, als ich nach draußen kam und trat meinen Rückweg an. Ich hatte, dass was ich bekommen wollte bekommen, nur irgendwie blieb die Erfüllung aus. Verdammt! Knurrend schlenderte ich über den dunklen Weg. Beobachtete ein Pärchen, dass neben der Straße in den kleinen Park verschwand. Kurz zuckten meine Lippen. Ich war nicht im Dienst. Musste nicht darauf plädieren, dass das was sie machten öffentlicher Ärgernis darstellte. Es sollte mir egal sein, ich wollte hin und wieder auch meinen Spaß in der Öffentlichkeit, was meine Subs auch zu spüren bekamen. Dick meinte, dass ich langsam aus dem Alter raus war, mir ständig neue Bettpartner zu nehmen. Es sollte etwas Festes her. Nur... es gab kaum etwas Festes, das genau das wollte, was ich mochte. Bei einem Date zu sagen, dass man auf eine härtere Art des Sexes stand, war unproduktiv. In meiner Szene suchten meist die Subs, die noch frei waren keine feste Bindung. Hatten kein Interesse daran ein Halsband zu bekommen, dass nur für sie bestimmt waren. War ich selbst überhaupt daran interessiert? Klar... wenn derjenige kam mit dem ich harmonierte, wieso nicht. Ich hatte nichts gegen eine Beziehung. Noch nie. Jedoch meine Art schreckte viele ab. Ich würde mich nicht ändern. Ich mochte es so. Es hielt mich davon ab verrückt in meinem Job zu werden! Dick hatte seine Frau und seine süße Tochter. Er konnte zu ihnen gehen. Wie oft saß ich bei unserem Polizeiarzt, um ihm abermals von einem Toten zu erzählen. Das erste Mal als ich bei diesem Mann saß war, als ich einen jungen Mann erschoss. Lange hatte ich das Gesicht des Mannes gesehen, dass mich mit seinen geschockten weit aufgerissenen Augen anstarrte. Jede Nacht schreckte ich auf. Jetzt war es besser. Konnte über solche Fälle reden. Meistens mit Dick oder eben Robert. Ein Kamerad aus meiner Zeit, als ich bei den Marines gedient hatte. Kein Anderer wussten wie es in mir aussah. Mit einem fremden Sub über so etwas zu sprechen war ein No Go. Was sollte dieser Mann von mir denken? Niemand wollte einen schwachen Dom an seiner Seite. Ich nahm es so wie gegeben. Es war mein Leben und niemand würde es so leicht ändern können. Ich lief auf das Anwesen der Pension zu und freute mich gerade nur auf das weiche Bett. Die Müdigkeit überkam mich und das spürte ich deutlich, als ich mich mit samt meinen Klamotten in mein Bett fallen ließ und auf der Stelle einschlief. Die Befragungen mussten bis morgen warten. Am nächsten Morgen weckte mich mein nervtötender Wecker. Murrend blinzelte ich und hob meinen Kopf an. Es war noch nicht einmal hell draußen und doch wird es Zeit. Gestern hatte ich gesehen, dass mir Dick meine Joggingsachen eingepackt hatte und dankte ihm dafür. Ich hatte schon befürchtet, dass ich mein Training aufallen lassen musste. Müde setzte ich mich dann auf und verzog mein Gesicht. Ich bin wirklich in meinen Sachen eingeschlafen. Das passiert mir eigentlich nicht oft. Na der Tag fängt ja bereits gut an. Genervt wechselte ich meine Klamotten und hoffte das ich mir meine Laune etwas mit Sport auslaufen konnte. Ich zog meine blaue Kapuze über meinen Kopf und begann zu laufen. Genoss die Morgenluft und zog sie tief in meine Lungen. Die Ruhe die herrschte war wundervoll. Holte mich wieder runter und ließ mich laufen, bis die Sonne bereits den Himmel sachte erhellte. Verschwitzt und leicht keuchend trat ich in das Foyer und sah mich um. Gleich zum Frühstück oder duschen? Mein Magen übernahm dann meine Entscheidung. Ich streifte meine halben Handschuhe ab und stopfte sie in meine Bauchtasche. Es roch hier aber auch zu verführerisch. Der Essensraum befand sich genau nebenan und nur zwei große Schiebetüren trennten den Raum. Jetzt war diese offen und Stimmengewirr, Tellerklappern und andere einladende Geräusche traten daraus heraus. Kapitel 8: Colin Wyler – Kapitel 8 ---------------------------------- Der Tanz zwischen mir und dem großen Typen, wurde nun etwas rauer. Ich rieb mich auffordernd an seinem Schritt, nachdem sich die Aufregung um Lucas etwas gelegt hatte. Wieso sollte ich mich mit dem noch weiter beschäftigen, wo ich mich doch jetzt voll ausleben konnte? Den anderen Typen in der Lounge, beachtete ich erst mal nicht weiter. Ich wollte ja nicht all zu gierig sein. Ich hatte ein williges Opfer für heute Nacht gefunden. Außerdem gab es noch andere Nächte. Vielleicht sah ich mir den wann anders mal an. Aber grade genoss ich es mit dem Mann hier zu tanzen und dem anderen seine Fantasie anzuregen. Wenn er schon einen willigen Bottom zwischen den Beinen hatte, aber sein Augenmerk auf mich gerichtet hatte, dann stellte der sich garantiert was anderes vor. Oder war durch meine Aktion einfach etwas aufmerksam geworden. Allerdings hatte er mich schon vor meiner Aktion beobachtet. Also tippte ich eher auf ersteres. Mein Tanzpartner ließ langsam aber rau seine Hände über meinen Leib wandern. Doch dann geschah etwas, womit ich nicht gerechnet hatte. Ich bemerkte den Schatten hinter mir zu spät, trotz, dass ich gut in sowas war, war ich einfach zu langsam. Eine feste Hand legte sich in meinen Nacken, wo sie kräftig zupackte. Ich wurde mit einem Ruck von meinem Tanzpartner getrennt. Erst dachte ich es wäre Lucas – aber dann hätte ich mich gewaltig täuschen müssen. Als ich bei der spärlichen Belichtung dann aber ein mir wohlbekanntes Gesicht erkannte, weiteten sich meine Augen etwas. Nun gut, ich hatte erst seine Brust angesehen, da ich nicht mit so einem Hünen gerechnet hatte. Das Zusammentreffen dauerte auch nur einige Sekunden und die Worte die er mir ins Ohr flüsterte waren nicht viele. Aber es reichte alles aus, um mich komplett zu paralysieren. Und einen heißen Schwall Leidenschaft in meine Lenden zu schicken. Als er sich von mir gelöst hatte, stand ich unbeweglich auf der Tanzfläche. Mein Tanzpartner war nicht minder überrascht wie ich, aber wollte sich nicht einmischen, da er sich ja auch schon wieder vom Akker machte. “Was war denn das?”, wollte dieser von mir wissen und tanzte mich wieder an. Nur ich stand noch immer still da und sah dem Hünen von den Bullen hinterher. Hatte Lola wieder Recht behalten? Offensichtlich, sonst wäre er nicht hier. Aber ich hätte nie erwartet ihn hier anzutreffen und noch weniger, dass er sich mir näherte. Ganz zu schweigen davon, dass er mich erkannt hatte. Ich musste hart schlucken, ehe ich meinem Tanzpartner antworten konnte. “Keine Ahnung.”, gab ich zu. Aber das schien ihn nicht zu interessieren. Er mich aber grade auch nicht mehr. Ohne Vorwarnung bewegte ich mich von der Tanzfläche. Ließ den Typen stehen. Alles in mir dränge danach dem Hünen nachzulaufen. Natürlich war er mit seinem Bottom im Darkroom verschwunden. Ich blieb vor dem besagten Raum stehen und sah hinein. Auch wenn noch so einige andere hier ihren Spaß hatten, erkannte ich den Polizisten den ich heute das letzte Mal gegen Mittag gesehen hatte sofort. Bei seiner Größe auch kein Problem. Er hatte sich einer der hinteren Wände ausgesucht und besorgte es seinem Bottam grade verdammt hart. Er hatte nichts anbrennen lassen, denn sie waren schon voll bei der Sache. Ich musste hart schlucken, denn meine Hose war verdammt eng geworden. “Willst du nicht reingehen?”, fragte mich Morice, der Türsteher hier, der ab und an nach dem Rechten sah. “Heute nicht.”, sagte ich dann geistesabwesend und blickte auf den gemuskelten Arsch, des Typen der mich heute zur Weißglut getrieben hatte. Ich riss mich aber dann nach einigen Momenten los und steuerte den Ausgang an. Na ganz toll. Jetzt hatte er mich so geil gemacht, dass mir jeder andere nicht mehr reichen würde. Auch wenn ich es nicht wollte und ich ihn nicht ausstehen konnte, hatte er es geschafft mich mit dieser Aktion aus der Bahn zu werfen. Ich wollte ihn. Kein anderer würde an ihn herankommen, weshalb ich mich auch gar nicht erst nach einem weiteren umsah. Keiner kam an ihn heran. Frustriert, dass ich nun doch ohne Fick den Club verließ, ging ich die Straße runter. Was zum Teufel hatte er mit mir gemacht? Dieser eine Griff im Nacken, die kurzen Worte, der Klaps auf meinen Hintern und ich war vollkommen durch den Wind. Mich in die Lederjacke schmiegend, fragte ich mich, wie ich ihm morgen in die Augen sehen sollte. Hm....könnte lustig werden. Ganz bestimmt sogar. Ich hatte ungefähr so mies geschlafen, wie ich gefeiert hatte. Ich konnte keine Ruhe finden. Ständig dachte ich entweder an meine Pension oder an den Bullen, der mich so hart im Nacken gegriffen hatte. Jetzt wo nicht mehr mein Schwanz das Denken übernahm, fragte ich mich ob er mich vielleicht als den Hauptverdächtigen sah. Vielleicht hatte er mich deshalb so hart im Nacken gepackt, weil er fürchtete, dass ich meinem Tanzpartner schaden wollte. Ach keine Ahnung....Wie gesagt, ich hatte einfach zu viel nachgedacht. Ich war wieder sehr früh in der Pension und überwachte die ersten Tätigkeiten. Fragte in der Küche nach wie es mit dem Frühstück lief, begrüßte die ersten Gäste und machte noch ein paar liegengebliebene Akten fertig. Von dem wilden Mann, den ich gestern Abend gewesen war, war wieder nichts zu sehen. Ich steckte wie immer in einem weißen gebügelten Hemd, einem Sakko und dunkler Hosen. Ich könnte auch locker in Jeans rumlaufen, aber das tat ich meistens nur im Sommer. Da lockerte ich die Garderobenregeln etwas. Aber auch da lief ich nur mit langärmligen Hemden herum. Immerhin hatte ich Tattoos, die in diesem Business nicht gern gesehen waren. Auch wenn ich der Inhaber hier war und die Regel auch lockern könnte, wollte ich dennoch einen guten Eindruck hinterlassen. Ich wollte ganz einfach professionell wirken. Und da hatten nun mal Tattoos nichts zu suchen. “Na? Hast du gestern schön feiern können?”, fragte mich Lola am Empfang, als ich von meiner Kücheninspektion zurückkam. “Wie man´s nimmt.”, meinte ich schlicht. Aber ich hätte sie besser angelogen, denn sie bohrte gleich nach. “Was ist schief gelaufen?” “Nichts.”, kam es nur gedämpft von mir. Ich wollte nicht über solche Dinge am Arbeitsplatz sprechen. Und schon gar nicht wenn ich am Empfang stand. Wenn, dann in meinem Büro. Aber nicht hier, wo jeden Moment jemand um die Ecke kommen konnte. Ich sah auch jemanden aus dem Augenwinkel, aber das war nur Cowl, der wie immer seine Runden durch die Pension drehte. Aber...irgendwie...sah er heute anders aus. Bildete ich mir das nur ein oder hatte er einen leicht gehetzten Ausdruck im Gesicht? Ich sah ihm verwirrt nach und hörte erst mal Lola's Geplapper nicht. “Colin?”, kam es dann von ihr, als sie bemerkte, dass ich ihr nicht zugehört hatte und meine Stirn in Falten lag. “Ach...äh...ich....Cowl sah irgendwie anders aus...”, erklärte ich mich. Auch wenn sie ihn nicht sehen konnte, folgte sie meinem Blick ernst. Sie machte sich nie über meine Gabe lustig. Schon gar nicht hier, wo sie am eigenem Leib erfahren hatte, dass unser Ruf kein Witz war. “Wie anders?”, fragte sie daher gleich nach und blickte mich an. Heute hatte sie einer dieser knallpinken Lippenstifte auf ihren Lippen. Abgesehen von ihren Schuhen die dieselbe Farbe wie ihre Lippen hatten, war sie aber wie immer schwarz weiß gekleidet. “Weiß nicht...er sah sich dauernd um. Als ob er fürchtete hinter der nächsten Ecke....ach keine Ahnung.” “Einen Geist zu sehen?”, führte sie für mich schmunzelnd zu Ende. Den Witz bei dem Ganzen versuchte ich zu ignorieren. Wir hatten das dann auch schnell abgehackt, denn die nächsten Gäste trafen ein. Routiniert begrüßte ich sie und bearbeitete ihre Reservierung. Erst nach einer ganzen Weile – das Buffet war seit einer Stunde geöffnet – entdeckten Lola und ich den nächsten Frühaufsteher. Er kam gerade von draußen und steuerte zum Frühstücksraum. Der hatte mir noch grade gefehlt. Bitte lass ihn nicht stehen bleiben. “Wen haben wir denn da. Uff~ so früh am Morgen schon so ein Anblick. Ich glaube ich muss mal eben aufs Klo verschwinden.”, witzelte Lola auch schon los, als sie ihn entdeckt hatte und fächerte sich mit einer der Gastkarten Luft zu. Ich sah stur auf den Rechner und tat so, als ob ich etwas wahnsinnig Wichtiges eintippte. Bloß keinen Blickkontakt herstellen. Er war schließlich noch nicht im Dienst. Und ich hatte keine Lust mich mit ihm vor Lola über gestern zu unterhalten. Es reichte, dass ich seinen harten Griff im Nacken bei der Erinnerung noch immer spüren konnte. “Guten Morgen Inspektor Jefferson!”, rief sie ihm dann auch noch zu. Ich unterdrückte den Drang meine Augen zu schließen und vor mich hin zu fluchen. Vielleicht hätte ich ihr doch besser von gestern Abend erzählen sollen, dann hätte sie ihn nicht so dreist begrüßt. Obwohl...doch. Vielleicht gerade erst recht. So oder so hatte er uns nun bemerkt. Ich wollte in mein Büro flüchten, aber dann würde er mich sehen und mich gleich für einen Feigling halten. Ganz zu schweigen davon, dass ich mich in seinen Augen so verdächtig verhalten könnte, wenn ich von einem Polizisten flüchtete. Also ließ ich es gleich bleiben. Aus dem Augenwinkel sah ich dann einen dunklen Schatten an der Tür zum Buffet vorbeihuschen. Was mich dann dazu brachte aufzusehen. Das war keiner unserer Hausgeister....oder? Dummerweise begegnete ich dann aber dem Blick von Inspektor Muskelarsch. Kapitel 9: Blake Jefferson – Kapitel 9 -------------------------------------- Keuchend zuckte ich kurz zusammen, als ich mir eine bekannte Stimme vernahm. Irritiert sah ich zur Rezeption und erblickt Miss Johnsan und Mister Wyler. Beide wieder in schicken Anzügen gekleidet, nicht so wie gestern. Colin war in diesem Club das komplette Gegenteil gewesen. In beiden Sachen sah er zum anbeißen aus. Ob er auf Rollenspiele stand? Ich hob kurz meine Augenbrauen und bemerkte aus dem Augenwinkel einen Schatten. Abermals irritiert schaute ich an die Stelle, doch es war weg. Was zum...? Verwundert lief ich kurz zu der Stelle und sah dann auf, direkt in Colin's Augen. Vielleicht hätte ich es mir auch nur eingebildet, oder aber Colin hatte das auch gesehen. Nicht zu fassen was ein Geisterhaus mit einem macht, dass man diese schon überall vermutete. Verflixt. „Guten Morgen Miss Johnsen und Mister Wyler. Ich hoffe Sie hatten eine angenehme Nacht.“, sagte ich höflich und meinte es auch genauso wie ich es sagte. Das mein Blick etwas länger an Colin haftete, verhinderte ich nicht. Ob er mit diesem Mann gegangen war? Dieser kam nicht ansatzweise an die Klasse für Colin heran. Ich konnte behaupten – ich schon. Innerlich schmunzelte ich kurz. Das ich arrogant wirkte und es auch ein bisschen war, machte mir kein bisschen etwas aus. Nicht im Geringsten. Es gehörte zu mir. „Mister Wyler ich habe nachher noch einige Fragen an Sie, ich komme später auf sie zu.“, meine Aussagen waren bei mir nie als Frage deklariert. Ich stellte eben keine, da ich es voraussetze. Ärgerte den Mann vor mir wahrscheinlich wieder, aber ich mochte das Glitzern in seinen Augen. Das Aufbegehren. Sachte klopfte ich kurz auf den Tresen, drehte mich herum und lief in den Essenssaal. Mein Blick huschte automatisch nochmals zur Stelle wo der Schatten gewesen war. Schnell würde ich das nicht mehr aus meinem Kopf bekommen. Sehen tat ich ihn nicht noch einmal. Seufzend stellte ich mich ans Buffet. Am Buffet gab wirklich nichts zu meckern. Es gab hier alles von Wurst bis hin zu süßen Sachen. UND Rührei. Ich mochte frisches Essen. Selbst kochen gehörte ebenfalls zu meiner Leidenschaft. Damals musste ich immer für meine Kameraden kochen und sie hatten es zumindest nie verschmäht. Ich haue mir meinen Teller voll und lief an einen Tisch hinten im Saal am Fenster. Ein Kellner brachte mir eine Tasse Kaffee und eine Zeitung. Ich bedankte mich und ignorierte die Blicke der anderen Gäste. Ich saß hier schließlich noch mit Sportsachen und einen riesen Haufen von Essen. Beherzt begann ich zu essen und seufzte leise. Das war wirklich gut! In letzter Zeit hatte ich kaum Zeit ordentlich zu frühstücken. Es bestand aus meinen Shakes und sonst nichts. Mein Handy kündigte eine Nachricht an und ich sah verwundert auf den kleinen Text, der sich schnell öffnete. Luna, Dicks Frau, hatte mir geschrieben, dass das Padel super war. Ich glaub es ja nicht! Ich sollte Ihnen vielleicht ein Starterset zu Weihnachten schenken. Die nächste Nachricht war aber von Dick. Der mich daran erinnerte, die Liste zu besorgen mit den Angestellten. Ich tippte ein Einfaches - ja - zurück und von ihm kam noch ein: „Und sei freundlich!“ Murmelnd schaufelte ich mir das Ei in den Mund und blickte aus dem Fenster, das zum Garten hinausführte. Ruhig nippte ich an meinem Kaffee und genoss die entspannte Atmosphäre. Das sanfte Stimmengewirr störte mich nicht. Es wurde gelacht und gescherzt. Einige redeten darüber, dass komische Dinge in ihrem Zimmer geschehen waren, was mich selbst kurz belustigt schnaufen ließ. Diese Menschen hier glaubten so stark an diese Geister, dass sie schon dachten, dass etwas in ihrem eigenen Zimmer geschah. Ich fand es unrealistisch. Es gab nun einmal keine Geister. Verwundert hob ich dann meinen Kopf. War da wieder etwas gewesen? Wie zu meiner Bestätigung, sah ich Mister Wyler, durch den Raum tigern, nur das er sich nicht für seine Gäste interessierte. Neugierig hob ich meine Augenbrauen. Was machte er dort? Ich folgte mit meinen Augen seiner Richtung und starrte in die Ecke, wo sich eine große Topfpflanze befand. Schatten... Was zum Teufel war das? Meine Augen weiteten sich kurz und ich legte meine Zeitung beiseite. Gerade als ich selbst aufstehen wollte, verschwand der Schatten. War das ein Mensch? Begann ich hier wirklich selbst Erscheinungen zu sehen? Sowas ist mir noch nie in meinem Leben passiert! Noch NIE! Mister Wyler lief weiter und landete doch tatsächlich direkt vor meinem Tisch. Der Schatten beunruhigte mich jedoch, daher machte ich keinen Hehl daraus. „Was war das?“, fragte ich ihn offen und nickte in die Richtung der Pflanze. Was ich nicht verstand, war ich mir auch nicht zu schade nachzufragen. „Nehmen sie sich einen Kaffee und setzten sie sich.“, sagte ich und deutete auf den freien Platz gegenüber von mir. Er sah auch nicht aus als hätte er schon gefrühstückt. Unbeirrt aß ich dann weiter. Ich sollte Dick von diesem Schatten berichten. Das ist nicht normal. Würde er mich dann für verrückt halten? Im ersten Moment schon, doch Mister Wyler sah diesen Schatten auch, also bildete ich mir das auch nicht ein. Was es war, konnte mir nur dieses Prachtexemplar, der anscheinend eine schlechte Nacht gehabt hatte, erklären. Offenbar konnte er diese Nacht nicht zum Zug kommen. Eine Frage lag verführerisch auf meiner Zunge. Ob der andere es einfach nicht gebracht hatte? Nein das denke ich nicht. Vielleicht war seine Stimmung dahin. Wobei diese ziemlich angeheizt gewesen war. Ich erinnerte mich an seinen schlanken Körper, der in diesen engen Sachen gesteckt worden war. Mhmmm... Ein herrlicher Anblick, wobei er bei mir nur nackt herumlaufen würde. Seinen Körper mit kleinen Schmuckstücken verschönert, wobei er sicherlich auch ohne schön war. Seine Tattoos würde ich mir gerne näher anschauen. Ich selbst hatte auch eines, was meinen linken Oberarm, Brust und Rücken zierte. Es hat auch mehrere Sitzungen gedauert bis es endlich fertig war, aber jetzt trug ich es mit Stolz. Es war eine zerrissene Haut, wo man dahinter ein Uhrwerk und Schriftplatten fand. Seine konnte ich leider nicht genau erkennen. Ich sollte später seine Akte lesen. Irgendwas sagt mir, dass dieser Mann ein Wildfang war. Interessiert beobachtete ich die Reaktion des Inhabers. Kam er meiner Einladung nach? Bingo! Er kam ihr nach. Das neugierige Blitzen in seinen Augen war mir keinesfalls entgangen. Da hatte jemand Blut geleckt und das nicht nur ich. Mister Wyler setzte sich dann auch zu mir und goss sich eine Tasse Kaffee ein, so wie ich es sagte. Innerlicher schmunzelte ich abermals. Ob ihm bewusst ist, dass er genau das tat, was ich ihm sagte? Es sind kleine Errungenschaften, aber da sich die Katze sonst nie etwas sagen ließ... Kapitel 10: Colin Wyler – Kapitel 10 ------------------------------------ Unsere Blicke trafen sich, als ich aufgesehen hatte und dachte einen Schatten Richtung Buffet huschen zu sehen. Aber offenbar war ich nicht der einzige der diesen Schatten gesehen hatte. Denn auch der zwei Meter große Mann vor mir, schien kurze Zeit verwirrt. Wie gestern im Zimmer des begangenen Mordes. Erneut beschlich mich der Verdacht, dass er empfänglich für solche Dinge war. Die Meisten die hier her kamen, sahen nie etwas. Er hingegen sah Bewegung. Auch wenn sich der Geist, welcher auch immer es sein mochte, nicht zeigen wollte. Das war mir allerdings auch neu. Auch die Farbe. Bisher war keiner unserer Hausgeister nur als Schatten zu sehen gewesen. Das ließ mich erneut an den gehetzen Ausdruck auf Cowl's Gesicht denken. Machte ihm gar dieser Schatten Angst? Ich hatte aber keine weitere Gelegenheit darüber nachzudenken, denn dieser Mistkerl ging dann auch gleich auf Lola's Morgengruss ein. Mein Kiefer spannte sich an, als er nach der vergangenen Nacht fragte. Ich versuchte mit aller Macht nicht mit den Zähnen zu knirschen oder ihn anzuknurren. Bisher hatte ich Lola ja noch nichts erzählt, aber vielleicht wäre es besser, wenn ich das gleich mal nachholte. Sein Blick ruhte auch etwas länger auf mir, aber ich dachte nicht daran den Blickkontakt zu lösen. Ich würde nicht so einfach aufgeben. Doch ehe ich antworten konnte, tat das auch schon Lola für mich. „Ich wunderbar, aber Colin hat sich eben beschwert, ist es nicht so?” Dieses...! Ehrlich ich musste mal ein ernstes Wörtchen mit ihr reden. Das konnte sie doch nicht ständig bringen. Aber sie machte sich wohl einen Spaß draus, mich in solche Situationen zu bringen. Das konnte nur bedeuten, dass sie die Schwingungen zwischen uns bereits wahrgenommen hatte und gedachte sie zu deuten. Zumindest wusste sie das da etwas war. „Ich denke nicht, dass meine schlaflosen Nächte Mister Jefferson etwas angehen.”, meinte ich so kühl wie möglich. Außerdem musste meine Antwort ja noch gar nichts heißen. Ich hatte eben aus vielerlei Gründe keinen Schlaf finden können. Und ich liess ihn gern in dem Glauben, dass ich heißen Sex gehabt hatte, auch wenn dem nicht so war. Seine Ankündigung nahm ich dann einfach so hin. Auch wenn ich ihn in Gedanken verfluchte. Natürlich würde er auch nur seinen Job machen, aber ich hatte ehrlich gesagt keine Lust nochmal seiner kalten Art zu begegnen. Vielleicht war es aber auch eine gute Übung für mich, damit ich mir eine dickere Haut bei dem Mann zulegen konnte. Ich musste versuchen nicht aus der Haut zu fahren. Oder an letzte Nacht zu denken. Denn das fiel mir momentan schwerer, als auszurasten. Er war dann auch nach den wenigen Worten in den Frühstücksraum verschwunden, was Lola und mir die Gelegenheit gab zu reden. Aber ich wollte noch nicht über letzte Nacht reden. Erst nachdem ich nochmal das Buffet kontrolliert hatte und mich nach Cowl umsah. „Jetzt musst du mich aber aufklären, Süsser.”, bohrte Lola auch gleich nach, kaum war Mister Jefferson verschwunden. „Ja gleich. Ich sehe nur nochmal nach Cowl. Etwas stimmt da nicht.” „Ach Colin, Schatz. Du solltest dir um die bereits Toten keine Gedanken machen.”, hörte ich sie noch sagen, als ich mich dann zum besagten Raum begab. Ich musste mich aber zusammenreißen um nicht nach dem Cop Ausschau zu halten, sondern wirklich nach Cowl. Aber sein verdammt enganliegendes Shirt, dass durch den Schweiß auch noch wie eine zweite Haut saß, war definitiv einen zweiten Blick wert. Ich konnte ihn auch gleich am Buffet ausmachen, allerdings sah ich Cowl nirgends. Aber....da war dieser komische Schatten wieder. Er schwebte in der linken Ecke, neben der Zimmerpflanze. Da saß zwar niemand, aber er schien auf etwas zu warten. Schien zu beobachten. Was war das....? Unsere Hausgeister sahen nicht so aus. Sie hatten eine milchigweisse Gestalt und man konnte sie gut erkennen. Das da war nur schwarz. Nur ein schwarzer Fleck in Form eines Menschen. Ich konnte weder Gesicht noch Körper sehen. Mit gerunzelter Stirn trat ich etwas näher. Ich hielt mich an der Wand entlang auf, da ich keine der Gäste beim Frühstück stören wollte. Allerdings wollte ich mich auch nicht wie der größte Idiot benehmen. Andererseits....das hier war eine Pension die von Geistern bewohnt wurde. Da durfte ich schon an eine Stelle starren. Bisher hatte mich aber noch keiner bemerkt. Bis auf...den Schatten. Er zuckte nämlich kurz nach rechts, als ich näher trat. Es lagen aber sicher noch gut 5 Schritte zwischen uns. Sofort blieb ich stehen und beobachtete ihn. Ich konnte immer noch nichts erkennen. Irgendwas stimmte mit dem Ding nicht. Ich sah nur ganz kurz zur Seite weil ich erneut nach Cowl Ausschau hielt, doch als ich ihn nicht entdecken konnte, glitt mein Blick zurück zu der Schattengestalt. Aber sie war verschwunden. Ich löste mich dann von der Wand und lief suchend durch den Frühstücksraum. Aber nirgendwo war ein weiteres Zeichen dieser Gestalt. Frustriert seufzte ich auf und blieb stehen. Erst als ich mir eingestanden hatte, dass ich die Gestalt verloren hatte, fiel mir auf, dass ich direkt vor Jeffersons Tisch stehen geblieben war. Das war nicht normal. Selbst für unsere Pension nicht. Ich musste dem auf den Grund gehen. Wo zum Teufel war Cowl? Ich musste ihn fragen. Auch wenn ich nur selten mit Geistern sprechen konnte. Viel mehr konnten sie nicht mit mir sprechen. Nur wenn sie es wirklich wollten. Daher lag es einfach nicht drin, dass ich mit ihnen ein stundenlanges tiefgründiges Gespräch führen konnte. Als Kind hatte mich das dennoch nicht abgehalten. Oft hatte ich meine Sorgen mit Cowl geteilt. Vielleicht machte ich mir deshalb Sorgen um den alten Geist. Weil er mir immer zugehört hatte, bei mir geblieben war, auch wenn er mir meist nicht antworten konnte. Ich wurde dann aber aus meinen Überlegungen gerissen, als mich eine mir bekannte Stimme ansprach. Verwirrt sah ich mich kurz nach der Quelle um. Oh. Ich war direkt vor seinem Tisch stehen geblieben. Ob nun unbewusst oder einfach nur aus reinem Zufall, wusste ich nicht. Aber es war zu spät herumzuwirbeln und so zu tun, als hätte ich ihn nicht bemerkt. Jedoch waren seine Worte weder spöttisch noch misstrauisch. Sie waren ganz einfach ehrlich. Überrascht hob ich meine Augenbrauen. Hatte er den Schatten etwa wieder gesehen? Jetzt wurde ich echt neugierig. „Sie haben ihn gesehen?”, fragte ich ihn also etwas überflüssig, kam dann aber seiner Einladung nach mich zu setzen. Aber nur, weil ich definitiv interessiert war. Nicht an seiner Person – naja das auch aber grade wegen was Anderem. Ich hatte mich also nicht getäuscht. Er hatte den Schatten sowohl im Zimmer des Mordopfers als auch vorhin im Foyer gesehen. Bereitwillig griff ich nach der unbenutzten Tasse und schenkte mir dann mit der Kaffekanne, die auf jedem einzelnen Tisch zu stehen hatte, ein. Ich griff nach Zucker, während ich nachdachte, was ich ihm sagen sollte. Ich konnte ihm schlecht sagen, dass ich nicht wusste was es war. Andererseits wenn er das Ding auch gesehen hatte, würde er anhand meiner Reaktion selbst drauf kommen, dass mir die Erscheinung Sorgen bereitete. Also blieb ich besser ehrlich. „Ich weiss nicht was das war...”, gestand ich also. „Die Erscheinungen hier sehen nicht aus wie Schatten. Unsere Hausgeister kommen denen in vielen Filmen ziemlich nahe.”, versuchte ich ihm zu erklären und rührte die dunkle Flüssigkeit in meiner Tasse um. „Wenn ich ehrlich bin...war sogar einer unserer Hausgeister ziemlich schreckhaft. Ich weiß wie das klingt, aber...ich glaube es hat was mit dem Schatten zu tun. Bisher hat sich so etwas noch nie hier gezeigt.” Entweder stempelte er mich nun als vollkommen verrückt ab, er begann zu lachen oder glaubte mir. Aber letzteres bezweifelte ich stark. Er sah nicht so aus, als ob er an sowas glauben würde. Allerdings hatte er den Schatten auch gesehen, was aber nicht heißen musste, dass er unsere Hausgeister auch sehen konnte. Ich sah mich kurz im Frühstücksraum um. Keiner der anderen Gäste schien den Schatten bemerkt zu haben. Nur der große Inspektor vor mir. Als sich unsere Blicke trafen, musste ich mich zusammenreissen nicht an letzte Nacht zu denken. Aber ich konnte den harten Griff in meinem Nacken immer noch fühlen. Auch wenn es ein denkbar unpassender Augenblick war. Ich dachte mir schon, dass ich nun nicht mehr ernst über ihn nachdenken könnte. Daher sprach ich ihn einfach an. „Haben sie schon mal solche Erscheinungen gesehen, seit sie hier sind?”, fragte ich dann nach. Natürlich hatte ich seine Reaktionen gesehen, aber ich fragte mich ob er auch bereit war es zuzugeben. Da er mich aber gefragt hatte was das eben war, glaubte ich nicht, dass er das zurückhalten würde. Ich sah ihn also über den Rand meiner Kaffeetasse an und nahm mir die Zeit ihn etwas zu mustern. Unauffällig natürlich. Er hatte echt schöne Augen. War mir gestern gar nicht aufgefallen. Vielleicht schon, aber nicht so bewusst. Wie er wohl gestern Abend geschaut hatte? Er war doch der Typ der sich hatte einen blasen lassen. Ich hatte schließlich seinen Sub erkannt. Und er kam aus der Richtung. Ich hatte gar nicht mehr zur Lounge gesehen, nach seinem Auftritt, aber ich war mir absolut sicher, dass er es gewesen war. Das würde sein intensiver Blick auch erklären. Er wurde durch mein Tanzen sicher schon aufgegeilt, aber er behielt mich zu 80% sicher wegen seines Jobs im Auge. War er mir gefolgt oder war es reiner Zufall, dass er im Club war? Alles Fragen die ich mir stellte, aber keine Antwort bekam. Und ihn fragen würde ich ganz sicher nicht. Heute Abend würde ich darauf achten ob mir jemand folgte. Es war schließlich Wochenende und ich wollte wissen wie weit er für seine Ermittlungen ging. Bei dem Gedanken bekam ich ein ungutes Gefühl im Magen. War das gestern Abend eine Drohung oder meinte er es so wie er es gesagt hatte? Also nicht beruflich? Mensch, ich wurde aus diesem Typen nicht schlau. Ich konnte ihn einfach nicht einschätzen. Und jetzt noch weniger, nach dem gestrigen Abend. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)