Q steht für Quarantäne von -Zerschmetterling- ================================================================================ Kapitel 1: Quarantäne --------------------- „Lasst mich endlich hier raus, das ist nicht witzig!“   So fest er konnte versuchte Naruto mit der Faust gegen die Glasscheibe zu hämmern, die ihn von den anderen trennte, doch stattdessen prallte er nur immer wieder von der lilafarbenen Chakrabarriere ab, die Tsunade vorsichtshalber im ganzen Raum hochgezogen hatte. Sein eigenes Chakra wurde innerhalb dieses Zimmers bis zu einem gewissen Grad unterdrückt und zusätzlich standen links und rechts vor seiner Tür zwei ANBU. Man könnte meinen er wäre so eine Art Schwerverbrecher, der vorhatte jeden Moment zu türmen und dabei hatte er sich überhaupt nichts zuschulden kommen lassen. Im Gegenteil, sie waren gerade erst von einer sehr erfolgreichen Mission zurückgekehrt. Zumindest dann erfolgreich, wenn man von der Tatsache absah, dass er im Endeffekt hier gelandet war.   Tsunade zog ärgerlich die Augenbrauen zusammen und drückte auf den kleinen Knopf neben der Tür, der es ihr trotz der schalldichten Glaswand ermöglichte, mit ihm zu sprechen.   „Naruto, ich dachte du bist ein Ninja. Dann benimm dich auch wie einer und hör auf zu jammern.“   Natürlich war er ein Ninja. Und noch dazu ein ziemlich talentierter, auch wenn Sasuke ihm in dem Punkt vermutlich widersprechen würde. Doch der Bastard hatte schon vor Stunden den Krankenhausflügel verlassen, sobald klar gewesen war, dass sich in seinem Blutkreislauf kein Gift befand. Alles Weitere hatte ihn dann nicht mehr interessiert. Typisch. Naruto knurrte frustriert. Er hätte ja zumindest ein wenig Mitgefühl zeigen können. Nicht so viel wie Sakura, die schon seit Stunden wie ein aufgeschrecktes Huhn durch die Gegend hüpfte und kaum noch von Tsunades Seite wich, aber wenigstens ein bisschen.   Dass es aber auch immer ihn erwischen musste. An sich war es wirklich keine komplizierte Mission gewesen und sie hatten sich bereits wieder auf dem Heimweg befunden, als sie plötzlich von einer Bande Räuber angegriffen worden waren. Keine besonders talentierten Ninjas und allem Anschein nach lebensmüde, wenn sie es wagten vier Konoha-Nins aus dem Nichts anzugreifen. Trotzdem war es ihnen irgendwie gelungen, Naruto mit einem ihrer Kunais zu verletzen. Ein winzig kleiner Schnitt an seinem Oberarm, den er versuchte so gut es ging vor den anderen zu verstecken, vor allem vor Sasuke, der ihn garantiert deswegen aufgezogen hätte.  Doch all seine Bemühungen waren völlig umsonst gewesen, denn schließlich war es sowieso ganz anders gekommen.   Er hatte auf halbem Weg zurück das Bewusstsein verloren und war zu seiner Verwirrung im Krankenhaus wieder aufgewacht. Allerdings nicht irgendwo im Krankenhaus, sondern auf der Quarantänestation, da man in seinem Blutkreislauf ein unbekanntes Gift entdeckt hatte, dass sich möglicherweise auf andere Menschen übertragen konnte. Zwar war es Tsunade gelungen die weitere Ausbreitung des Gifts in seinem eigenen Körper zu verhindern, doch solange sie nicht wussten, um was für einen Wirkstoff es sich genau handelte, musste er hier auf der Quarantänestation bleiben. Natürlich war auch sein gesamtes Team sofort getestet worden, aber er war wohl der einzige, der sich mit dem Gift infiziert hatte.   Durch die Glasscheibe konnte er sehen, dass Tsunade ein hellblaues Klemmbrett in der Hand hielt, auf das sie immer wieder einen kurzen Blick warf, während sie eindringlich auf Kakashi einredete. Aus ihren Gesichtern konnte er so gut wie nichts ablesen, nur Sakura wirkte zunehmend besorgter.   „Hey“, rief er und hämmerte mit den Fäusten gegen die Barriere, die daraufhin leicht in Schwingung versetzt wurde. „Hört gefälligst auf mich zu ignorieren und sagt mir, was ihr rausgefunden habt.“   Natürlich konnten auch sie ihn nicht hören, aber Tsunade musste zumindest spüren, wie er wieder und wieder gegen die Chakrawand schlug. Er konnte es kaum erwarten, dass sie endlich einen Weg fanden, um das Gift in seinem Körper zu neutralisieren, sodass auch er endlich nach Hause konnte. Das Kunai war schon vor Stunden ins Labor gegeben worden und doch gab es bisher noch keine Ergebnisse.   „Es handelt sich wahrscheinlich um ein Gift aus einem der kleineren Dörfer“, Tsuandes Stimme klang seltsam blechern durch die Gegensprechanlage. „Deshalb ist es uns auch noch nicht bekannt. Allerdings besteht der begründete Verdacht, dass es sich möglicherweise um ein Insektengift handelt und ich habe bereits ein paar Spezialisten vom Aburame-Clan auf den Fall angesetzt. Bis die etwas rausfinden, kann es allerdings noch etwas dauern.“   Kakashi draußen vor der Glasscheibe legte den Kopf schief und um seine Augen bildeten sich ein paar Fältchen, so als wolle er ihm aufmunternd zulächeln.   „Am besten du machst es dir solange erst mal bequem, Naruto.“   Naruto schnaubte. Dieses Zimmer hier war vieles, aber ganz bestimmt nicht bequem. Bis auf drei Metallbetten, die in einem regelmäßigen Abstand voneinander entfernt an der Wand standen, war der Raum so gut wie leer. Ein paar Schränke, ein paar medizinische Geräte, die ihm irgendwie Angst machten und ein Plastikstuhl, sonst nichts. Am Anfang hatte er sich noch einen Spaß daraus gemacht von einem Bett zum anderen zu hüpfen, dabei Saltos zu schlagen und sich in die Kissen zu werfen. Mittlerweile hatte er aber selbst darauf keine Lust mehr und wollte nur noch nach Hause. Normalerweise verbrachte er eher selten viel Zeit im Krankenhaus, da Kyuubi ihn vor den meisten größeren Schäden bewahrte und er fühlte sich hier nicht besonders wohl.   „Die sollen sich mal lieber beeilen“, schimpfte er und trat gegen einen der Bettpfosten aus Metall. „Ich hab keine Lust die ganze Nacht hier rumzuhängen.“   Tsunade warf ihm nochmal einen mahnenden Blick zu, der ihn wohl davon abhalten sollte das Krankenhausinventar zu demolieren, doch er zog nur trotzig die Unterlippe nach vorne und verschränkte die Arme vor der Brust.   „Naruto, das hier ist nur zu deinem Besten, also hör gefälligst auf damit, ständig Ärger zu machen“, verlangte sie und hängte dann ihr Klemmbrett unter dem großen Glasfenster ein. „Wir kommen wieder, wenn wir Neuigkeiten haben und bis dahin versuch‘ dich ein wenig auszuruhen.“   Sie drehte sich um und schritt mit wehendem Mantel den Flur entlang, Sakura dicht hinter ihr. Kakashi hob noch ein letztes Mal die Hand zum Gruß, dann schlenderte er ebenfalls davon. Seufzend warf Naruto sich auf das mittlere der drei Betten und verschränkte dann die Arme hinter dem Kopf. Alles hier drin war weiß und steril und das helle Neonlicht aus den langen Röhren an der Decke stach in seinen Augen. Obwohl schon die ganze Zeit über Stille geherrscht hatte, kam sie ihm nun noch drückender vor und er begann leise vor sich hinzupfeifen. Wenn er pfiff, fühlte er sich nicht ganz so einsam.   Allem Anschein nach würde er noch länger hier bleiben müssen. Isoliert und eingesperrt. Er hasste es und bedauerlicherweise war es trotzdem ein Thema, mit dem er sich viel zu gut auskannte. Schon viel zu oft in seinem Leben war er allein gewesen und auch jetzt spürte er wieder, wie dieses nur allzu bekannte Gefühl langsam seine Brust hinaufkroch und mit klammen Fingern nach allem griff, was es erreichen konnte. Daheim erschuf er in so einer Situation gern mal ein paar Doppelgänger. Natürlich waren sie kein Ersatz für richtige Gesellschaft, aber sie ließen einen zumindest übergangsweise vergessen, dass niemand sonst da war und wenn es gar nicht anders ging, konnte er immer noch einen seiner Freunde besuchen.   Diesmal war es jedoch anders. Er konnte sich keine Doppelgänger erschaffen, weil sein Chakra hier drin unterdrückt wurde und er konnte auch nicht einfach zu Shikamaru oder Lee gehen, weil er bedauerlicherweise immer noch unter Quarantäne stand. Außerdem bedrückte ihn noch ein weiterer Gedanke. Sakura beteiligte sich zumindest an der Erforschung des Giftes und versuchte alles, um ihn so schnell wie möglich wieder gesund zu machen und Kakashi hatte sich immerhin auf seine Art und Weise Mühe gegeben ihn aufzumuntern.  Sasuke hingegen war einfach gegangen.   Unwillkürlich fühlte Naruto einen kleinen Stich in seinem Herzen und fragte sich, woher dieses Gefühl kam. Es war nicht zu vergleichen mit dem unnachgiebigen Nagen der Einsamkeit oder dem Schmerz eines Verlustes. Vielmehr fühlte es sich an wie der bittere Geschmack von Enttäuschung, gemischt mit der Angst, dass er Sasuke tatsächlich egal sein könnte. Auch wenn er es ungerne zugab, war es ihm sehr wichtig, was der Bastard von ihm hielt. Ihre Freundschaft war ihm wichtig. Sasuke selbst war ihm wichtig. Möglicherweise wichtiger als jede andere Person in seinem Leben und das obwohl er ihn nach außen hin immer wieder zurückwies und ihm so deutlich machte, was er von ihm hielt. Nämlich nichts.   Sein typisches genervtes Zischen. Das Augenverdrehen, sobald Naruto einen Raum betrat. Sein betont gleichgültiger Gesichtsausdruck, wenn ihm tatsächlich mal etwas gelang oder das abfällige Schnauben, wenn er einen Vorschlag machte. Es gab so viele Dinge, die ihn eigentlich abschrecken müssten, doch je distanzierter Sasuke sich gab, desto stärker wurde in Naruto das Bedürfnis ihm nahe zu sein und endlich seine Anerkennung zu erlangen. Manchmal, in seltenen Momenten, da glaubte er etwas anderes in Sasukes dunklen Augen aufblitzen zu sehen. Nur für den Bruchteil einer Sekunde und meistens auch nur, wenn sie beide allein waren. Doch er war sich nie sicher, ob er es sich nicht doch einfach nur eingebildet hatte und abgesehen davon brauchte es wahrscheinlich noch einige Jahrzehnte, bis er in der Lage sein würde Sasuke Uchihas minimalistische Gesichtsregungen treffsicher zu deuten.   Obwohl er hier keine Uhr hatte, spürte Naruto wie die Zeit immer weiter voranschritt. Die Gedanken an Sasuke ließen ihn die Einsamkeit nur noch intensiver spüren und selbst das Pfeifen konnte ihn mittlerweile nicht mehr ablenken. Probeweise versuchte er ein wenig Chakra zu konzentrieren, doch es verpuffte noch bevor er in der Lage war das Wort Jutsu auch nur zu denken und schließlich schloss er resigniert die Augen. Vielleicht würde die Zeit so schneller vorüber gehen. Eine Weile gelang es ihm tatsächlich ruhig liegen zu bleiben, doch einschlafen konnte er trotzdem nicht. Er war lange bewusstlos gewesen und dementsprechend fühlte sich sein Körper eher ausgeruht und voller Energie an, als schlapp und schlafbedürftig.   Als er schließlich ein kratzendes Geräusch direkt an der Tür hörte, fuhr er hastig von seinem Bett auf. Durch die Glasscheibe konnte er erkennen, dass draußen wieder ein paar Leute im Flur standen. Sie alle trugen seltsame weiße Anzüge, die den Großteil ihres Gesichts verdeckten, doch er glaubte Tsunade und Sakura unter ihnen zu erkennen. Hatten sie etwa jetzt schon ein Gegenmittel gefunden? Noch bevor Naruto sich weitere Gedanken über ihre Anwesenheit machen konnte, drückte Tsunade bereits wieder auf den kleinen Sprechknopf.   „Naruto, tritt bitte zurück“, forderte sie. „Es gibt noch einen zweiten Patienten und wir werden jetzt die Tür zur Schleuse öffnen. Denk nicht mal dran, den Moment zur Flucht zu nutzen.“   Obwohl er es hasste hier zu sein, hatte er noch keine Sekunde lang in Betracht gezogen, den Raum einfach zu verlassen. Es war den Medizin-Ninjas zwar gelungen die Ausbreitung des Gifts in seinem Körper zu verhindern und er fühlte sich auch schon wieder bedeutend besser, aber er wollte unter keinen Umständen andere Personen in Gefahr bringen. Dennoch gab es scheinbar einen zweiten Patienten, was Naruto mehr als nur verblüffte.   Nachdem das Bett sowieso am gegenüberliegenden Ende des Zimmer stand, blieb er einfach darauf sitzen und hoffte, dass es für Tsunade weit genug weg war. Ein Zischen ertönte und sie betrat gemeinsam mit einem der ANBUs und einer weiteren Person die Schleuse. Als er erkannte, um wen es sich dabei handelte, wären ihm vor Überraschung fast die Augen aus dem Kopf gefallen.   „Sasuke?“   Nun musste er sich wirklich stark zusammenreißen, um nicht doch vom Bett aufzuspringen. Allerdings war er sich sicher, dass die Hokage nicht davor zurückschrecken würde ihn notfalls mit Gewalt wieder ans andere Ende des Zimmers zurückzubefördern und darauf wollte er es nun wirklich nicht ankommen lassen. In der Chakrabarriere öffnete sich ein feiner Riss und Sasuke passierte die zweite Tür der Schleuse, während die anderen beiden im Zwischenraum zurückblieben. Er sah schrecklich aus. Noch blasser als sonst und mit einem leicht fiebrigen Blick in den Augen. Das Neonlicht schmeichelte seinem Teint nicht besonders und trotzdem wirkte er wie immer gefasst und absolut unbeeindruckt. Hinter ihm schloss sich die Barriere wieder.   „Ich dachte, du bist gesund“, stellte Naruto verwirrt fest.   Normalerweise konnte man sich auf die Testergebnisse von Tsunade verlassen und die waren eindeutig gewesen. Kein Gift in seinem Blut.   „Da sieht man mal wieder, was dabei herauskommt, wenn du versuchst zu denken“, entgegnete Sasuke tonlos.   Ohne ihn eines weiteren Blickes zu würdigen, ließ er sich auf das rechte der beiden noch freien Betten nieder. Man konnte jeder seiner Bewegungen ansehen, wie erschöpft er war und auch die Beschränkung seines Chakras steckte er nicht so gut weg wie Naruto. Trotzdem hatte er nichts von seiner stolzen Haltung eingebüßt.   „Hört zu ihr beiden“, Tsunades Stimme hallte blechern durch die Lautsprecher. „Wir haben mittlerweile herausgefunden, um was für eine Art von Gift es sich handelt. Neji und sein Team sind bereits auf dem Weg und besorgen alles Notwendige für ein Gegenmittel, aber es wir noch eine Weile dauern.“   Naruto hätte erwartet, dass ihn die Botschaft erneut aus dem Gleichgewicht bringen würde, doch seltsamerweise störte es ihn plötzlich gar nicht mehr so sehr, dass er warten musste. Er war nicht mehr allein. Zwar hätte er sich durchaus bessere Gesellschaft vorstellen können als den Bastard, aber man musste wohl nehmen was man kriegen konnte, auch wenn ihm das Ganze noch etwas spanisch vorkam. Zu welchem Zeitpunkt hätte Sasuke sich auch anstecken sollen? Er war nach der Untersuchung direkt nach Hause gegangen und hatte keinerlei Kontakt mehr zu Naruto gehabt.   „Tut mir einen Gefallen und bringt euch in der Zwischenzeit nicht gegenseitig um“, fuhr Tsunade fort. „Ihr habt da drin zwar kaum Chakra, aber bei euch kann man ja nie wissen. Habt ihr verstanden?“   Brav nickten die beiden, Naruto mit einem frechen Grinsen auf den Lippen. In der Tat wäre dies eine gute Gelegenheit, Sasuke mal eine kleine Abreibung zu verpassen. Besonders jetzt, wo er sich nicht auf seine Sharingan verlassen konnte. Doch er verwarf den Gedanken schnell wieder, insbesondere weil es einfach keinen Reiz hatte, in diesem Zustand gegen ihn zu kämpfen.   „Gut, dann werde ich jetzt gehen und ein paar Vorbereitungen zur Herstellung des Gegengifts treffen.“   Tsunade verabschiedete sich knapp und verschwand dann mit ihrem gesamten Stab aus Narutos Blickfeld. Ausschließlich die zwei ANBUs blieben wie vorhin schon im Gang zurück. Sie waren also wieder alleine. Aber diesmal waren sie zusammen alleine, was es bedeutend besser machte.   „Und jetzt?“, fragte er an Sasuke gewandt.   Der zuckte nur mit den Schultern.   „Jetzt warten wir.“   Mit geübten Handbewegungen begann er seine Bandagen abzuwickeln und Naruto starrte wie hypnotisiert auf die Stoffbahnen. Für ihn schien das alles so leicht zu sein und es schien ihn auch nicht sonderlich zu kümmern, dass er sich nun auch mit dem seltenen Gift infiziert hatte. Fast wirkte es so, als hätte er von vorneherein damit gerechnet.   „Wie bist du eigentlich in Kontakt mit dem Gift gekommen?“, hakte Naruto misstrauisch nach.   Sasuke seufzte und griff sich mit zwei Fingern an den Nasenrücken. Noch so eine Geste, die demonstrieren sollte, wie genervt er von ihm war.   „Woher soll ich das wissen? Du stellst zu viele Fragen.“   Damit war das Gespräch für ihn scheinbar beendet und er verschränkte demonstrativ die Arme vor der Brust. Narutos Blick fiel unwillkürlich auf seinen Unterarm. Knapp über seinem Handgelenk auf der Oberseite des Armes befand sich ein winzig kleiner Schnitt, der zuvor durch die Bandagen bedeckt gewesen war. Beinahe hätte er es übersehen, doch die Ränder der Wunde hatten eine seltsam dunkle Färbung, die seinen Blick wie magisch angezogen hatte.   Es war die gleiche Verfärbung wie die bei dem kleinen Schnitt an seinem eigenen Oberarm. Sie stammte von dem Gift. Allerdings konnte Naruto mit Sicherheit sagen, dass die Bandagen unversehrt gewesen waren, was bedeutete, dass er sich diese Wunde nicht im Kampf zugezogen hatte. Als Sasuke seinen Blick bemerkte, ließ er schnell den Arm sinken. Doch es war bereits zu spät. Naruto hatte seine Schlüsse gezogen.   „Danke, Sasuke“, sagte er leise.   Die dunklen Augen flackerten kurz und lagen dann prüfend auf ihm, so als wolle Sasuke sich vergewissern, wie viel er sich zusammengereimt hatte. Gleichzeitig war er offensichtlich bemüht, nichts von seinen eigenen Gefühlen nach draußen dringen zu lassen.   „Ich hab keine Ahnung, wovon du redest, Idiot.“   Herausfordernd erwiderte er seinen Blick für einige Sekunden. Dann begann er betont desinteressiert damit seine Bandagen fein säuberlich zusammenzufalten, wobei er peinlich genau darauf achtete, nicht nochmal seinen Unterarm zu präsentieren.   „Du kannst sagen was du willst, aber du hast dich nie im Leben auf der Mission verletzt“, verkündete Naruto. „Du hast das mit Absicht gemacht.“   Eine andere Erklärung gab es nicht. Tsunades Test hatte ergeben, dass Sasuke noch vor wenigen Stunden keinerlei Gift in seinem Blut gehabt hatte. Danach hatte ihn niemand mehr gesehen, weil er angeblich nach Hause gegangen war. Irgendwas musste in der Zwischenzeit passiert sein und Naruto konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, dass es irgendjemandem gelungen war, Sasuke anzugreifen und zu verletzen. Dementsprechend blieb nur noch eine Person, die für den Schnitt verantwortlich sein konnte.   „Warum sollte ich das mit Absicht gemacht haben?“   Sasuke gab sich Mühe seinen Tonfall besonders abfällig klingen zu lassen.   „Vielleicht, damit ich hier nicht als Einziger auf der Station sitzen muss. Komm schon, ich hab den Kratzer gesehen, der ist definitiv nicht beim Kampf entstanden“, Naruto deutete auf seinen Unterarm. „Du warst das selbst.“   Sasuke schnaubte.   „Mach dich nicht lächerlich, Naruto.“   Seine Miene war ausdruckslos, abweisend. Wie immer. Die Art, wie er mit ihm sprach, war arrogant, herablassend. Wie immer. Er war ein Meister darin, seine eigenen Gefühle unter Verschluss zu halten und doch konnte sich Naruto in diesem Moment niemanden vorstellen, den er lieber an seiner Seite gehabt hätte. Die anderen bemühten sich vielleicht ihn aufzumuntern, wuselten besorgt um ihn herum und taten alles, um ihn so schnell wie möglich heilen zu können. Eben das, was Freunde füreinander tun sollten.   Aber Sasuke war mehr als das. Schon immer gewesen. Er verstand ihn auf eine Art und Weise, wie es die anderen niemals könnten und nun war er hier, an seiner Seite und hatte das getan, was er niemals von einem Freund hätte verlangen können. Er hatte sich selbst nachträglich mit dem Gift infiziert, weil er genau wusste, dass Naruto die Einsamkeit nicht lange ertragen würde. Wahrscheinlich würde er es niemals zugeben, würde niemals einräumen, dass Naruto für ihn doch mehr war, als ein nerviger Teamkamerad, möglicherweise sogar mehr als ein Freund. Doch für Naruto zählte in diesem Moment nur sein Handeln. Und es bedeutete ihm die Welt. Auch wenn es nicht leicht war, hinter diese Fassade aus Ablehnung und Geringschätzung zu blicken, hätte Sasuke ihm kein eindeutigeres Signal senden können. Dafür brauchte es keine Worte mehr.   „Es ist mir egal, was du sagst“, widersprach er überzeugt. „Ich weiß, dass du es mit Absicht gemacht hast.“   Sasuke sah auf seine Hände. Wieder versuchte er jegliche Emotionen zu unterdrücken, doch Naruto wusste, dass er Recht hatte als ein kleines Lächeln an seinem Mundwinkel zupfte, das er nicht unterdrücken konnte.    „Hn.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)