Alpha Ny Beta Ypsilon von -Zerschmetterling- (Dem Behauptenden obliegt der Beweis.) ================================================================================ Kapitel 1: Alpha ---------------- -Alpha-   Sie kotzte. Einmal quer über den ganzen Tisch. Daran gab es nichts zu beschönigen. Der Geruch war leicht säuerlich und so beißend, dass Naruto nicht verhindern konnte, dass ihm selbst ein wenig übel wurde. Er wollte nicht hinsehen, aber musste es irgendwie doch. Die Konsistenz des Erbrochenen ließ darauf schließen, dass sie außer dem Alkohol in den letzten Stunden nicht besonders viel zu sich genommen hatte. Aufgrund ihrer zierlichen Figur vermutete er, dass sie wohl insgesamt nicht so viel vertrug. Sie tat ihm Leid. In ihren Augen erkannte er Tränen, auch wenn sie versuchte, ihr Gesicht hinter den langen schwarzen Haaren zu verstecken und sie schluchzte unterdrückt. Es war erniedrigend und obwohl er es nicht war, der sich gerade vor aller Augen übergeben hatte, fühlte er sich ebenfalls beschämt.   Die meisten Gäste ließen sich davon jedoch nicht stören. Ausgelassen tanzten sie zur elektronischen Musik, die aus den Boxen in allen Ecken des Wohnzimmers dröhnte und versanken dabei in ihrer ganz eigenen Welt. Überall wurde gelacht, getrunken, gefeiert. Viele Gäste – darunter auch Naruto und Kiba – waren nicht einmal Mitglied in der Verbindung, aber Alpha Ny Beta Ypsilon war nun mal dafür bekannt, dass sie die besten Partys der Stadt veranstalteten. Es gab Alkohol in Massen, die Hemmungen fielen schneller als irgendwo sonst und die Feier fand in einer verdammten Altstadtvilla statt. Wenn man nicht mindestens bei einer Alpha Ny Beta Ypsilon Party dabei gewesen war, hatte man kein richtiges Studentenleben gelebt. Deswegen war es auch mittlerweile so voll, dass die Verbindung einen Einlassstopp verhängt hatte.   Das was hier gerade ablief, war aber definitiv keiner der Gründe, warum Naruto auf die Party gewollt hatte. Insgesamt sechs Verbindungstypen hatten sich rund um den Tisch und somit um die junge Frau aufgestellt. Vor ihr standen mehrere Pappbecher, die zum Teil schon leer und zum Teil noch mit einer roten Flüssigkeit gefüllt waren. Für eine Person allein waren es jedenfalls definitiv zu viele. Vor allem, wenn es sich um ein junges, zierliches Mädchen handelte. Obwohl die Kleine ziemlich fertig aussah, hätte Naruto sie vermutlich attraktiv gefunden, wenn er nicht stockschwul wäre. Insbesondere das glänzende schwarze Haar gefiel ihm. Er hatte schon immer eine Vorliebe für Schwarzhaarige gehabt.   „Hyuuga, war das etwa schon alles? Von Nejis kleiner Cousine hätte ich etwas mehr erwartet“, feixte einer der Verbindungsbrüder.   Dabei griff er der jungen Frau unsanft ins Gesicht und zwang sie so, ihn anzusehen. In ihren Augen sah Naruto die blanke Angst und ihre Lippen bebten vor Unsicherheit. Unruhig wand sie sich auf ihrem Stuhl hin und her, traute sich aber nicht, sich aus dem Griff des Typen zu befreien. Naruto spürte, wie es in ihm begann zu brodeln. Wenn er eins nicht ausstehen konnte, dann war es, wenn sich jemand an eindeutig Schwächeren vergriff. Seine Meinung von den Verbindungsbrüdern war sowieso nicht besonders hoch, aber das hier toppte seine Erwartungen bei weitem.   Die sechs Umstehenden hatten sich allesamt zu ihrer vollen Größe aufgerichtet, während das arme Ding total zusammengekauert auf dem Stuhl saß und es kaum wagte, zu ihnen aufzusehen.  Selbst für ihn wäre so eine Situation einschüchternd gewesen und normalerweise wusste er sich durchaus zu wehren. Der Typ, der sie gepackt hatte, griff nun nach ihrem Hinterkopf und begann sie langsam in Richtung ihrer eigenen Kotze zu drücken.   „Bitte nicht“, hauchte das Mädchen leise. Sogar ihre Stimme zitterte. Die Männer um sie herum lachten nur verächtlich.   Naruto spürte, wie die Wut in ihm weiter hochkochte. Er stupste Kiba an, der bis eben in ein sinnloses Gespräch über die besten Biermarken vertieft gewesen war, und machte ihn durch ein kurzes Kopfnicken auf die Situation aufmerksam. Die beiden waren hier nur zu Gast, wollten eigentlich nur ein kleines bisschen feiern, eben Spaß haben, wie es sich für Studenten so gehörte. Doch Naruto hatte das Gefühl, dass er dieser Schikane keine Sekunde länger einfach so zuschauen konnte und wollte sich zuvor absichern, dass sein bester Freund ihm in jedem Fall den Rücken decken würde.   „Neji, bitte“, flüsterte das Mädchen hilflos und sah dabei einen der Männer an, der schräg vor ihr stand.   Ihr Gesicht war nur noch wenige Zentimeter von ihrem Erbrochenen entfernt und Naruto konnte deutlich sehen, dass sie schon wieder kurz davor war, sich erneut zu übergeben. Selbst auf die Distanz war der Geruch absolut penetrant und unangenehm. Hilflos begann sie zu würgen und presste fest die Augen zusammen.   „Du bist eine einzige Enttäuschung, Hinata“, sagte der Typ, den sie kurz zuvor mit Neji angesprochen hatte. „Mit deiner bloßen Existenz beschmutzt du den Namen der Hyuuga. Verschwinde zurück in das Loch, aus dem du gekommen bist und trete mir bloß nie wieder unter die Augen. Du bist armselig.“   Schon auf den ersten Blick konnte Naruto feststellen, dass dieser Neji so ziemlich alles verkörperte, was er an den Verbindungsbrüdern hasste. Mit jeder einzelnen Zelle strahlte er aus, dass er sich für etwas Besseres hielt. Das dunkle Haar war akkurat zurückgebunden, über seinem strahlendweißen Hemd trug er einen teuer aussehenden Kaschmirpullover und die Lederschuhe waren vermutlich heute erst geputzt worden. Dazu warf er dem armen Mädchen, die er mit Hinata angesprochen hatte, einen so abfälligen Blick zu, dass es Naruto kalt den Rücken herunterlief. Auch wenn er es zuvor mit eigenen Ohren gehört hatte, wollte er nicht glauben, dass die beiden wirklich verwandt waren.   „Hey, ihr scheiß Schnösel“, Naruto ging in großen Schritten auf den Tisch zu.   Ohne sich noch einmal umzudrehen, wusste er, dass Kiba direkt hinter ihm stand. Auf seinen besten Freund war eben Verlass und der würde ihn unter keinen Umständen im Stich lassen, egal wie das hier endete. Sofort spürte er die Blicke der sechs Männer auf sich. Sie alle spannten wie auf ein unsichtbares Kommando hin die Schultern an.   „Lasst sie in Ruhe“, forderte er grollend. „Wenn hier einer armselig ist, dann seid ihr das. Man vergreift sich nicht an Schwächeren.“   Im ganzen Raum wurde es still, als hätte jemand den Lautstärkeregler heruntergedreht. Dabei lief die Musik noch immer aus vollen Boxen – nur redete plötzlich keiner mehr. Einer der Männer trat vor. Direkt auf Naruto zu, der sich in diesem Moment nochmal gründlich überlegte, ob das wirklich eine gute Idee gewesen war. Selbst wenn er Kiba auf seiner Seite hatte, waren die anderen deutlich in der Überzahl und noch dazu befanden sie sich im Haus der Alpha Ny Beta Ypsilon Studentenverbindung, was bedeutete, dass die einen eindeutigen Heimvorteil hatten.   In Gedanken verfluchte er Kiba, der ihn dazu überredet hatte, auf diese dumme Party zu gehen. Er wusste, warum er sich zunächst dagegen gesträubt hatte. Sie passten einfach nicht hierher. Er passte einfach nicht hierher. Im Gegensatz zu den Verbindungstypen trug er lieber bequeme Hoodies als Hemd und Krawatte und auch dieses ganze elitäre Getue ging ihm mächtig auf den Keks.  Es war ein Wunder, dass sie sie überhaupt reingelassen hatten.   „Wer will uns das vorschreiben?“   Der Typ stand jetzt dicht vor Naruto. Wahrscheinlich, weil er ihn auf diese Weise einschüchtern wollte, doch Naruto blieb gänzlich unbeeindruckt. Zumindest ließ er sich nach außen hin nichts anmerken und das obwohl der Kerl einige Zentimeter größer war als er selbst.   „Ich will euch das vorschreiben“, antwortete er selbstbewusst und verschränkte die Arme vor der Brust.   Dieser Neji gab ein abfälliges Zischen von sich.   „Wer bist du überhaupt?“, fragte er und klang dabei betont desinteressiert.   In Naruto kochte es. So sehr, dass er dem Typen am liebsten eine reingehauen hätte, doch er ahnte, dass es keine besonders gute Idee sein würde, jetzt und hier eine Schlägerei anzuzetteln. Außer diesen sechs waren noch weitere Verbindungsbrüder im Haus, die sich sicherlich mit einmischen würden. Erst vorhin hatte er ein besonders unsympathisches Exemplar kennengelernt. Schwarze Haare, blasse Haut, dunkle Augen und einen Körperbau der ihn schlagartig zum Sabbern gebracht hatte. Minutenlang hatte er dem Kerl einfach nur auf den Arsch gestarrt, bevor er in seinem mittelmäßig angetrunkenen Zustand beschlossen hatte, dass es Zeit war, ihn anzusprechen. Natürlich hatte er eine Abfuhr kassiert. Wie alle anderen Verbindungsbrüder hielt der Typ sich für was Besseres. Ich stehe nicht auf Loser. Vielleicht würde er doch eine Schlägerei anzetteln, einfach nur um sich für den Spruch zu rächen.   „Naruto Uzumaki. Mein Name ist Naruto Uzumaki.“   Neji lächelte. Doch es war kein freundliches Lächeln.   „Schön für dich, Naruto Uzumaki. Ich würde vorschlagen, du mischst dich nicht in Dinge ein, die dich nichts angehen.“   Aus den Augenwinkeln konnte Naruto sehen wie Hinata unruhig zwischen ihnen hin- und hersah. Mittlerweile wurde sie von niemandem mehr festgehalten, da sich nun alle auf das Streitgespräch und damit auf ihn konzentrierten. Zumindest war es ihm gelungen, sie irgendwie aus der Schussbahn zu bekommen, auch wenn er noch nicht wusste, wie er sich selbst wieder herausmanövrieren sollte.    „Es geht mich sehr wohl etwas an“, beharrte er auf seinem Standpunkt. „Seht ihr nicht, dass sie das nicht will?“   Nun mischte sich auch wieder der Typ ein, der sie zuvor festgehalten hatte.   „Sie hat freiwillig so viel getrunken“, behauptete er schulterzuckend und legte dann fast schon zärtlich eine Hand an Hinatas Wange, die sofort erschrocken wegzuckte. „Stimmt doch, oder?“   Naruto fand die Art und Weise, wie sie mit ihr umgingen widerwärtig. Diese Männer behandelten sie wie eine Puppe, hatten ihr ein alkoholisches Getränk nach dem anderen eingeflößt, bis sie schließlich zu ihrer Erheiterung kotzen musste und er wusste genau, dass sie das nicht freiwillig getan hatte. Mit Sicherheit handelte es sich um eines dieser beschissenen Aufnahmerituale. Wer bitte tat sich so etwas aus freien Stücken an? Besorgt warf er einen Blick auf Hinata, die noch immer mehr als verstört wirkte. Ihre Augen waren verklärt, was vermutlich an dem Rausch lag und tränenverschmiert. Dunkle Streifen zogen sich über ihre Wangen und ihre Wimperntusche war gänzlich verlaufen.   „Sie hat das getan, damit ihr sie in eure dumme Verbindung aufnehmt“, zischte Naruto wütend. „Sowas nennt man Nötigung.“   Ein Schnauben ertönte. Diesmal war es so dicht hinter ihm, dass er erstmal erschrocken zusammenzuckte.   „Tut mir Leid, dich enttäuschen zu müssen, aber das ist falsch“, die Stimme klang unglaublich tief und gleichzeitig melodiös. „Nötigung setzt die Androhung eines empfindlichen Übels oder von Gewalt voraus.“   Verärgert fuhr Naruto herum und starrte denjenigen böse an, der sich da so einfach ungefragt in das Gespräch eingemischt hatte. Schon an der überheblichen Tonlage hätte er erkennen müssen, dass es ebenfalls ein Verbindungsmitglied war, aber spätestens als er in das blasse Gesicht mit den tiefdunklen Augen blickte, bestand kein Zweifel mehr. Vielleicht wäre jetzt der geeignete Zeitpunkt um eine Schlägerei anzufangen. Jedenfalls stand er genau vor dem Richtigen.   „Studierst du Jura oder was?“, zischte Naruto ungehalten.   Der Schwarzhaarige lächelte überlegen.   „Zufällig ja.“   Na super. Jetzt war er auch noch an einen Juristen gelangt. Von allen anderen eingebildeten Streberstudenten waren die immer noch am schlimmsten. Man erkannte sie schon aus hundert Metern Entfernung an dem arroganten Blick und dem Gang, als würde ihnen die Welt gehören. Ganz ehrlich, das tat sie nicht. Dafür verbrachten die Idioten viel zu viel Zeit vor ihren Gesetzestexten und vor dem Spiegel. Die bekamen überhaupt nicht mit, was da draußen in der Welt passierte. Trotzdem beschloss Naruto an den gesunden Menschenverstand des Typen zu appellieren.   „Dann müsstest du ja wohl wissen, dass das, was die da machen, nicht rechtens sein kann.“   Fehlschuss. Sein Gegenüber zog skeptisch eine Augenbraue nach oben, während der Rest seiner Mimik völlig ungerührt blieb. Offenbar existierte so etwas wie gesunder Menschenverstand bei ihm nicht, was sehr schade war, denn an sich war er genau Narutos Typ. Würde er nicht Mitglied dieser Verbindung sein und ausgerechnet Jura studieren. Zumindest trug er nicht wie die anderen einen schnöseligen Kaschmirpullover, sondern nur das verbindungstypische weiße Hemd, bei dem er die ersten Knöpfe offen gelassen hatte, sodass man den Ansatz seines Schlüsselbeins erkennen konnte. Er war attraktiv. Verdammt attraktiv. Aber sobald er auch nur einmal den Mund aufmachte, wollte Naruto am liebsten ununterbrochen auf ihn einschlagen. So wie auch jetzt.   „Der Einzige, der etwas getan hat, was nicht rechtens ist, bist du“, korrigierte ihn der Schwarzhaarige.  „Nämlich in dem Moment, in dem du sie als scheiß Schnösel bezeichnet hast. Sowas nennt man Beleidigung.“   Vielleicht sollte Naruto tatsächlich mal über die eine oder andere Möglichkeit nachdenken, um ihm den Mund zu stopfen und ehrlich gesagt würden ihm dafür sogar schon ein paar Ideen einfallen. Auf den Knien und mit seinem Schwanz zwischen den Lippen wäre ihm der Typ beispielsweise schlagartig deutlich sympathischer. Auf diese Weise könnte er zumindest nicht weiter nerven und auch Naruto hätte etwas davon. Aber er hatte ihm ja leider vorhin schon eine Abfuhr erteilt, dieser Bastard. Ich stehe nicht auf Loser. Bei dem Gedanken daran ballte Naruto seine Hände zu Fäusten.   „So? Wie sieht es denn mit Loser aus?“, fragte er dann. „Ist das auch eine Beleidigung?“   „Kommt drauf an, ob es der Wahrheit entspricht.“   Der Kerl zog amüsiert einen Mundwinkel nach oben. Seine ruhige, überhebliche Art machte Naruto aggressiv und er ging einen Schritt auf ihn zu.   „Du…“, knurrte er wütend.   Er war kurz davor, auf ihn loszugehen. Und obwohl er das dumpfe Gefühl hatte, dass der Kerl es genau darauf angelegt hatte, war seine Vernunft in dem Moment so gut wie nicht vorhanden. Er wollte sich nur noch auf ihn stürzen und dadurch endlich eine Regung in diesem makellosen, gefühlskalten Gesicht verursachen. Wenn nötig, würde er einfach so lange auf ihn einprügeln, bis er das geschafft hatte. Doch zum Glück war Kiba da. Und Kiba hielt ihn am Arm zurück. Der Schwarzhaarige wirkte fast ein wenig enttäuscht.   „Kluge Entscheidung, sich nicht mit Sasuke anzulegen“, stellte Neji selbstgerecht fest. „Ihr solltet dieses Haus jetzt besser verlassen.“   Sasuke hieß der Kerl also. Naruto schnaubte. Es passte ihm nicht, dass er sich Vorschriften machen lassen sollte. Nicht von so jemandem. Trotzdem sollte man nicht unterschätzen, dass es sich bei Alpha Ny Beta Ypsilon um eine schlagende Verbindung handelte. Eine der traditions- und erfolgreichsten schlagenden Verbindungen landesweit. Jedes einzelne Mitglied von ihnen übte regelmäßig Taijutsu aus. Mit Sasuke waren sie nun schon zu siebt. Sieben Kampfsportler, gegen zwei mehr oder weniger sportliche junge Männer, die Kampfsport höchstens mal auf der Konsole ausübten – man konnte sich vorstellen, wie das ausgehen würde. Trotzdem wollte Naruto sich nicht alles gefallen lassen.   „Sonst was? Verklagt er mich wegen Hausfriedensbruch?“, er deutete mit einem kurzen Kopfnicken auf Sasuke. „In eure doofe Verbindung will sowieso niemand rein.“   Nun meldete sich plötzlich auch wieder der Typ zu Wort, der vorher Hinata festgehalten hatte.   „Das sagst du nur, weil du sowieso keine Chance hättest, aufgenommen zu werden.“   Naruto verzog verächtlich das Gesicht.   „Pah, eure Aufnahmerituale sind doch wohl ein Kinderspiel. Das schaff ich mit links.“   Diese Verbindungstypen bildeten sich wirklich eine Menge auf ihre doofen Rituale ein. Dabei ging es, wenn man mal ehrlich war, schlicht und ergreifend darum, die Neulinge zu schikanieren und bloßzustellen. Genauso, wie sie es mit Hinata gemacht hatten. Tradition und elitäres Gehabe hin oder her, es hatte jedenfalls absolut nichts mit Können zu tun und Naruto konnte beim besten Willen nicht verstehen, warum Leute sich auf so etwas einließen. Man erhielt vielleicht Zugang zu einem einzigartigen Netzwerk aus sozialen Kontakten, das auch im späteren Berufsleben noch mal von Vorteil sein konnte, aber wollte er wirklich Kontakt zu solchen Menschen? Dieser Neji war sich nicht zu schade dazu, seine eigene Cousine vor den Augen aller anderen fertig zu machen und Sasuke hatte gerade die Skala der unsympathischsten Menschen, denen Naruto jemals begegnet war, neu definiert.   Das war wirklich eine Leistung, denn er hatte schon viele unsympathische Menschen kennengelernt. Angefangen bei seinem Religionslehrer in der Schule, der ihn immer nach draußen vor die Tür geschickt hatte, weil er angeblich respektlose Fragen gestellt hatte, was die Jungfräulichkeit der Maria betraf, bis hin zu seinem cholerischen Chef in dem kleinen Supermarkt, in dem er bedauerlicherweise immer noch arbeitete, um sich sein Studium zu finanzieren. Der Busfahrer, der ihn jedes Mal anraunzte, weil das Datum auf seinem Studentenausweis nicht mehr gut lesbar war, war auch nicht zu verachten, aber das war wieder eine andere Geschichte.   Sasuke musterte ihn und verschränkte dann herausfordernd die Arme vor der Brust.   „Ist das so?“, fragt er. „Du hast mich neugierig gemacht. Affirmanti incumbit probatio – dem Behauptenden obliegt der Beweis. Ich akzeptiere dich als meinen Anwärter.“   Naruto hätte beinahe gekotzt bei dem ganzen Juristengelaber, das Sasuke da von sich gab. Es war sogar noch schlimmer als der Geruch, der von dem Tisch ausging, weil niemand sich die Mühe gemacht hatte, Hinatas Erbrochenes wegzuwischen. Konnte der Typ nicht wenigstens einmal reden wie ein normaler Mensch? Musste er immer so angeben mit seinen lateinischen Fachbegriffen? Latein war eine tote Sprache und Naruto bevorzugte Französisch – in jeglicher Hinsicht. Da würde er sich von Sasuke sogar gerne noch etwas beibringen lassen. Hauptsache er hörte endlich auf zu reden.    Abgesehen davon war ein Anwärter für Alpha Ny Beta Ypsilon zu werden, so ziemlich das vorletzte, worauf Naruto gerade Bock hatte. Das letzte war, Sasukes Anwärter für Alpha Ny Beta Ypsilon zu werden. Der Kerl wollte nicht mit ihm schlafen und das war so ziemlich das einzige, was er sich vorstellen konnte, mit ihm zu tun. Damit hatte sich das auch erledigt. Durch den heutigen Tag hatte sich außerdem seine Meinung nur noch bestätigt – Studentenverbindungen waren scheiße und zu allem Überfluss war noch nicht einmal die Party gut gewesen.   „Als ob ich mich auf sowas einlassen würde“, schnaubte er abweisend.   Sasukes Lippen umspielte ein leichtes Lächeln. Es war immer recht schwierig seine Mimik zu interpretieren, da es meistens nur Andeutungen einer Regung waren, doch er war sich sicher, dass Sasuke sich über ihn lustig machte. Langsam beugte er sich zu ihm nach vorne und verharrte dann dicht neben Narutos Ohr, sodass nur er ihn hören konnte.   „Also doch ein Loser?“   Sasukes Stimme war nur ein Raunen, doch es reichte, um Naruto sofort auf die Palme zu bringen. Das war zu viel. Er ließ sich ja vieles sagen, aber nicht, dass er ein Loser war. Vor allen Dingen nicht von diesem arroganten Anwalt für Arme. Und noch viel weniger mehrmals hintereinander. Zornig schnappte er nach dem weißen Hemdkragen.   „Ich zeig dir gleich, wer hier der Loser von uns beiden ist“, zischte er. „Schreib mir eine Liste mit allen Sachen, die ich machen muss, um in eure doofe Verbindung aufgenommen zu werden.“ Kapitel 2: Ny ------------- -Ny-   In dem Moment, in dem er Sasukes triumphierendes Lächeln sah, wusste er bereits, dass er einen Fehler begangen hatte. Natürlich hatte der Bastard ihn mit Absicht provoziert, aber in seiner impulsiven Art war er bedauerlicherweise darauf hereingefallen und nun konnte er keinen Rückzieher mehr machen. Damit hatte er Sasuke quasi einen Freifahrtschein gegeben, um ihn am laufenden Band für die nächsten drei Wochen zu quälen. Drei Wochen. So lange dauerte ein Aufnahmeritual bei Alpha Ny Beta Ypsilon und er wusste schon jetzt, dass es die schlimmste Zeit seines Lebens werden würde.   Zuerst fing es noch relativ harmlos an. Morgens um sechs musste er in der Altbauvilla der Studentenverbindung antanzen, um Sasuke zu wecken und ihm dann sein Frühstück ans Bett zu bringen. Das war Punkt eins auf der Liste. Für die kommenden Wochen war er sowas wie sein persönliches Dienstmädchen. Abgesehen davon, dass er frühes Aufstehen hasste, war er absolut grottig, wenn es darum ging, ein Frühstück zuzubereiten. Es erfüllte ihn immer wieder mit Genugtuung, wenn er sah, wie Sasuke sein Gesicht verzog, weil er auf ein Stück Eierschale gebissen hatte oder in den Genuss der feinen Röstaromen eines verbrannten Toasts gekommen war. Selbstverständlich ließ er ihn dann alles nochmal von vorne zubereiten, aber das war es Naruto wert. Manchmal spuckte er ihm sogar absichtlich in den Kaffee.   Meistens trug Sasuke zum Schlafen nur Boxershorts. Wenn Naruto ihn morgens weckte, standen seine Haare in alle Richtungen ab und seine Stimme klang noch tiefer und rauer als sonst. Auch wenn er es nicht wollte, musste er zugeben, dass ihn das irgendwie anmachte und leider wusste Sasuke das. Sobald er Narutos Blicke auf sich spürte, bewegte er sich besonders aufreizend, setzte insbesondere seinen Arsch perfekt in Szene und hielt ihn doch immer auf Distanz, um ihm klar zu machen, dass er das niemals würde haben können. Hätte Provokation einen Namen, wäre es Sasuke.   Aber Naruto blieb ruhig. Er zwang sich jeden Morgen dazu, tief durchzuatmen und konzentrierte sich stattdessen darauf, dass es nur für drei Wochen sein würde. Sobald er dann wieder zuhause war, rief er sofort Kiba an und regte sich mindestens sechzig Minuten am Stück über alles auf, was an diesem Tag passiert war. Diese Telefonate waren sein Ventil, auch wenn Kiba ihn jedes Mal entgeistert fragte, warum er sich das dann immer noch antat. Aber Naruto hatte Prinzipien und zu diesen Prinzipien gehörte es nun mal, dass er niemals etwas zurücknahm. Das galt auch für Dinge, die er gesagt hatte, weil ihn jemand provoziert hatte oder während er betrunken gewesen war. Oder – wie in Sasukes Fall – beides.   Die nächste Aufgabe auf der Liste war etwas, was andere vermutlich ebenfalls als relativ gnädig eingestuft hätten. Für Naruto allerdings war es der blanke Horror. Er hasste auswendig lernen und Sasuke erwartete von ihm, dass er die gesamte Satzung Wort für Wort aufsagen konnte und jeden einzelnen Paragraphen davon befolgte. Leider war Narutos Gehirn nicht dafür gemacht, sich besonders viel auf einmal zu merken, und schon gleich keine sinnlosen Paragraphen. Nicht mal Sasuke musste seine dummen Gesetzesbücher auswendig kennen und der studierte immerhin Jura. Es war als wäre sein Gedächtnis eine Röhre mit mehreren bunten Klötzchen darin, wie die, mit denen er als Kind gespielt hatte. Wenn er an der einen Seite etwas Neues reinschob, fiel auf der anderen Seite ein alter Baustein wieder raus. Es war einfach nur frustrierend und noch dazu ergaben diese Regeln in seinen Augen überhaupt keinen Sinn.   Eine schrieb beispielsweise vor, welche Lebensmittel ein Junior-Verbindungsmitglied und welche ein Seniorverbindungsmitglied aus dem Kühlschrank nehmen durfte. Die gleichen Vorschriften gab es auch für Bücher und DVDs. Insgesamt hatten die Senior-Mitglieder sehr viele Vorrechte und dummerweise war Sasuke ein Senior. Es war ihnen vorbehalten, die neuen Anwärter auszuwählen und nach ihrem Ermessen auf ihre Eignung zu prüfen. Wenn sich Junioren und Senioren gemeinsam in einem Raum aufhielten, durften sie über Dinge wie das Fernsehprogramm und die Musikauswahl entscheiden, ja sogar darüber, auf welche Stufe die Heizung gestellt werden sollte. Ein Senior bekam von den anderen Verbindungsmitgliedern einige seiner Haushaltspflichten abgenommen und konnte jederzeit jemanden um einen Gefallen bitten, den dieser dann auch erfüllen musste. Es war ein Zweiklassen-System wie es im Buche stand.   Die einzigen, die noch weniger zu sagen hatten als die Junioren, waren die Anwärter. Dementsprechend war momentan auch Naruto für die Erfüllung von Sasukes Wünschen zuständig, genauso wie für sein Frühstück und seine Wäsche. Was seine Wäsche betraf, hatte der übrigens ganz spezielle Vorstellungen, die Naruto manchmal nahe an den Rand der Verzweiflung trieben und schon mehrmals hatte er überlegt, ob er die Klamotten nicht einfach in eine professionelle Reinigung bringen sollte. Trotzdem kümmerte er sich immer noch lieber um solche Sachen, als die verdammte Satzung auswendig zu lernen. Er gehörte zu den Menschen, die im Zweifelsfall lieber ihre Hände anstrengten, als ihr Gehirn und manchmal fragte er sich wirklich, warum er eigentlich angefangen hatte zu studieren. Vermutlich, weil ihn die trügerische Illusion von haufenweise Freizeit und Alkohol gelockt hatte. Dem Ernst des Lebens konnte man sich schließlich auch noch später stellen.   Momentan musste er allerdings zugeben, dass er erst mal genug von Alkohol hatte. Punkt drei auf der Liste war genau dieselbe Prüfung gewesen, die auch Hinata abgelegt hatte, an dem verhängnisvollen Abend, an dem er Sasuke zum ersten Mal begegnet war. Da sie sich für die Schwesternverbindung Ny Epsilon beworben hatte, war die Alkoholmenge bei ihr ein wenig reduzierter gewesen und selbst das hätte Naruto schon gereicht. Aber Sasuke kannte natürlich keine Gnade und hatte ihn bis zu seinem absoluten Maximum trinken lassen. Zumindest hatte er im Gegensatz zu Hinata noch genügend Zeit gehabt, um aufs Klo zu rennen, bevor er sich schließlich übergeben hatte. Genau so war dann auch der restliche Abend abgelaufen. Kotzen – trinken – kotzen – trinken – kotzen.   Naruto konnte sich nicht daran erinnern, dass er sich in seinem Leben jemals so beschissen gefühlt hatte, wie am nächsten Morgen. Sadistisch wie er nun mal war, hatte Sasuke ihn mit zum Joggen geschleppt. Joggen war an sich schon nicht gerade seine Lieblingsbeschäftigung. Es war anstrengend. Man musste laufen. Die Leute sahen einen doof an. Und noch dazu war es langweilig. Mit einem ausgewachsenen Kater allerdings grenzte das Ganze schon fast an eine Foltermethode. Während Sasuke total entspannt neben ihm herlief und dabei tief die kühle Morgenluft einatmete, glaubte Naruto bei jedem Schritt, dass es ihn in sämtliche Einzelteile zerreißen würde. Jeder einzelne Muskel tat ihm weh, sein Kopf pochte und ihm war so übel, dass er bei jedem Mülleimer, an dem sie vorbeiliefen, provisorisch anhalten musste.   Bedauerlicherweise war das jedoch nicht die einzige Foltermethode, die Sasuke sich für ihn überlegt hatte. Nachdem sich Naruto so langsam daran gewöhnt hatte, ihn jeden Morgen in Boxershorts zu sehen, ohne ihn jedoch anfassen zu dürfen, begann er damit, nackt zu schlafen. Als er völlig entspannt die Decke zurückschlug und Naruto seine beachtliche Morgenlatte zu Gesicht bekam, wären ihm fast die Augen aus dem Kopf gefallen. Verdammt, dieser miese Bastard wusste genau, wie er ihn fertig machen konnte. Seelenruhig schlurfte er in Richtung Bad, wobei er Naruto natürlich seinen perfekten Arsch präsentierte. Von den Senior-Mitgliedern hatte jeder ein eigenes Bad, das jeweils ans eigene Zimmer angrenzte.   „Ich kümmer‘ mich mal eben darum“, sagte er in seiner typisch rauen Morgenstimme. „Oder willst du?“   Seine Augen blitzten herausfordernd, während er sich noch einmal im Türrahmen umdrehte.   „Das hättest du wohl gerne“, fauchte Naruto.   Dabei war es in Wirklichkeit tatsächlich er, der nichts lieber getan hätte, als sich um Sasukes Morgenlatte zu kümmern. Bei dem Gedanken daran, wie Sasuke genussvoll die Augen schloss und schließlich in seiner Hand kam, wurde Naruto ganz warm. Nicht ums Herz, aber anderswo.   „Na gut“, Sasuke zuckte mit den Schultern und verschwand ins Bad.   Dabei ließ er jedoch die Tür zur Hälfte offen stehen, sodass Naruto einen guten Blick auf die ebenerdige Dusche hatte. Keine Sekunde lang zweifelte er daran, dass es pure Absicht war. Spätestens aber, als er zusehen konnte, wie Sasuke hinter der Glaswand damit begann sich ganz langsam einzuseifen, war er sich sicher. Der Schaum lief über seinen perfekt proportionierten Körper und Naruto wünschte sich, dass es stattdessen seine Zunge wäre, die über die harten rosa Brustwarzen leckte, immer weiter hinab bis zum Zentrum seiner Lust. Unwillkürlich entwich ihm ein Keuchen und er spürte sofort Sasukes Blick auf sich.   Schon lange hatte er Fantasien. Fantasien, in denen er Sasuke seinen Schwanz bis tief in den Arsch rammte, so lange bis der ihn anbettelte, endlich kommen zu dürfen. Auch wenn er ihn partout nicht leiden konnte, war er bedauerlicherweise optisch genau sein Typ und für Naruto wäre es mehr als nur Genugtuung, ihm seine Schikanen auf diese Weise heimzuzahlen. Er wollte ihn unter sich liegen haben, wollte dass er bettelte, wollte die Kontrolle über ihn. Bisher waren das nur vage Fantasien gewesen, aber die wurden gerade um einiges detailreicher, während er Sasuke unter der Dusche beobachtete, der damit begonnen hatte, sich selbst anzufassen.   Lange schlanke Finger glitten immer wieder über den aufgerichteten Penis. Sasuke hatte den Kopf zurückgelegt und den Mund leicht geöffnet, was unglaublich erotisch aussah. Die Glaswand war bisher noch kaum beschlagen, sodass Naruto quasi freie Sicht hatte und auch wenn er wegsehen wollte, konnte er es nicht. Als Sasuke dann auch noch Geräusche machte, anfing seinen Namen zu stöhnen, wobei er den Blickkontakt kein einziges Mal unterbrach, war es um ihn geschehen. Er war hart. So hart, dass er mit seinem Ständer vermutlich jemanden hätte erschlagen können. Vorzugsweise Neji. Doch nicht mal der Gedanke an Neji half, um ihn wieder runterzukühlen. Er konnte nur starren und dabei versuchen, nicht jegliche Selbstbeherrschung aufzugeben.   Es dauerte nicht lange, bis Sasuke mit einem lauten Stöhnen kam und Naruto biss sich fest auf die Unterlippe, um jegliche Geräusche seinerseits zu verhindern. Er musste ihn nicht auch noch bestärken in dem, was er tat. Allerdings war die Beule in seiner Hose wohl kaum zu übersehen und dieser Verdacht bestätigte, beziehungsweise erhärtete sich in dem Moment, als Sasuke sich absichtlich extra nah an ihm vorbeischob, während er nach dem Handtuch griff, das er über die Stuhllehne gelegt hatte. Naruto keuchte.   „Was ist, hast du Schmerzen?“, wollte Sasuke scheinheilig wissen. „Wenn du jetzt schon rumjammerst, will ich ja nicht wissen, wie das nach den Kämpfen sein wird.“   Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Naruto die Kämpfe vollständig verdrängt. Das war ein Punkt auf der Liste, der ihm so ganz und gar nicht behagte. Wie bereits erwähnt, handelte es sich bei Alpha Ny Beta Ypsilon um eine schlagende Verbindung, die sich in ihrer Tradition auf Taijutsu spezialisiert hatte. Das bedeutete auch, dass jedes Mitglied von Anfang an in dieser Kampftechnik ausgebildet wurde. Zu diesem Zweck wurden regelmäßig Übungskämpfe veranstaltet, an denen sich auch die Anwärter beteiligen mussten.   Manche von ihnen waren so schlau, bereits vorher Unterricht zu nehmen, sodass sie im Training nicht allzu viele Schläge einstecken mussten. Und selbst die hatten es gegen die erfahrenen Senior-Mitglieder nicht leicht. Nachdem Narutos Aufnahmeritual ziemlich kurzfristig angesetzt worden war, war er natürlich kein Stück weit auf die Kämpfe vorbereitet. Vor vielen, vielen Jahren hatte er sich mal an Judo probiert, doch schon in seinem ersten Übungskampf hatte ihn ein Winzling innerhalb von wenigen Sekunden auf die Matte gelegt. Vor lauter Scham war er niemals wieder dort aufgetaucht. Da konnte man ihm noch so oft sagen, dass kleine Leute beim Judo nun mal im Vorteil waren.   Taijutsu war nochmal etwas ganz anderes. Es war schneller. Eleganter. Härter. Zumindest entsprach das dem Eindruck, den er beim Schauen von unzähligen Ninjafilmen gewonnen hatte und die stellten derzeit seine einzige Informationsquelle dar. Dementsprechend war es auch nicht weiter verwunderlich, dass er während den Kämpfen von so ziemlich jedem ordentlich auf die Fresse bekam. Die Verbindungsmitglieder hatten absolut kein Erbarmen mit ihm und er bereute es ein wenig, dass er in ihrer Anwesenheit so oft abfällig über ihr System geredet hatte. Fast kam es ihm so vor, als hätten sie alle nur auf den einen Augenblick gewartet, in dem sie es ihm endlich heimzahlen durften. Vor allem Sasuke genoss den Kampf sichtlich.   Seine Bewegungen waren schnell. Verdammt schnell. Manchmal hatte Naruto Mühe, ihm überhaupt mit dem Blick zu folgen. Obwohl er natürlich versuchte, sich zu wehren, gelang ihm die ganze Zeit über nicht ein einziger Treffer. Jedes Mal konnte Sasuke seine Bewegungen blocken oder er wich ihm einfach geschickt aus, nur um Bruchteile von Sekunden später einen Konter zu starten. Naruto wusste nicht mal, ob man das überhaupt als Konter bezeichnen konnte, aber er wusste dass Sasuke gnadenlos war. Statt ihn so zu treffen, dass er lange genug liegen blieb um den Kampf für beendet zu erklären, zielte er auf die Stellen, an denen es besonders wehtat. Jedes Mal wenn Naruto in sich zusammensackte, zog er ihn unsanft wieder hoch. Diese Technik hatte auch schon Neji angewendet, der durch sein verdammtes Medizinstudium natürlich bestens über den menschlichen Körper Bescheid wusste, und er konnte sich nicht entscheiden, wer von beiden grausamer war.   Wenn er schon nach dem Joggen gedacht hatte, dass ihm alle Muskeln und Knochen wehtaten, dann wurde er nun eines besseren belehrt. Ihm schmerzten sogar Muskeln, von deren Existenz er bisher noch nicht einmal gewusst hatte. Abgesehen davon war sein gesamter Körper mit blauen Flecken übersäht, sodass er wirklich ein erbärmliches Bild abgab. Wenn Kiba ihn so sehen könnte, würde er ihn wahrscheinlich direkt in die Klappsmühle einweisen lassen, weil er die Kämpfe nicht abgebrochen hatte. Für Naruto gab es jetzt jedoch erst recht kein Zurück mehr. Er hatte sich schon zu viel gefallen lassen. Den Rest würde er auch noch irgendwie überstehen. Sasukes dummes Gesicht am Ende der drei Wochen, wenn er es tatsächlich geschafft hatte, würde jeden Aufwand wert sein. Zumindest sagte er sich das immer wieder. Dabei wollte er lieber gar nicht wissen, wie sein eigenes Gesicht gerade aussah.   Dafür lernte Naruto etwas anderes über sein Aussehen. Kleider standen ihm nicht. Ganz besonders keine hässlichen braunen Dinger aus der Altkleidersammlung, die eine zusätzliche Schürze besaßen und ihm am Rücken viel zu eng waren, sodass er sie nicht richtig schließen konnte. In genauso eines hatte ihn Sasuke nämlich gezwungen, bevor er ihm dann befohlen hatte in der Einfahrt auf dem Boden Linsen zu sortieren. Zuerst hatte Naruto es für einen Scherz gehalten, doch es war tatsächlich Punkt fünf auf der Liste und stand direkt unter den Übungskämpfen.   Jedes Mal, wenn ein Auto kam, musste er aufspringen und zur Seite gehen. Das war nicht nur sehr nervig, durch die Reifen wurden auch immer wieder die Linsen aufgewirbelt, sodass er von vorne anfangen musste. Besonders ärgerlich war es, wenn die kleinen Dinger in die Rillen zwischen die Pflastersteine fielen, weil Naruto eine halbe Ewigkeit brauchte, um sie da wieder herauszubekommen. Manchmal fragte er sich wirklich, warum er sich das alles antat, besonders dann, wenn Neji wieder einmal meinte, ihm einen Besuch abstatten zu müssen.   „Na Aschenputtel, hast du dich endlich mit deinem Schicksal abgefunden?“, stichelte er.   Ganz aus Versehen stieß er mit dem Fuß eine der Schüsseln um, die Naruto bereits zur Hälfte mit den kleinen hellbraunen Linsen gefüllt hatte. Am liebsten wäre er ihm dafür an die Gurgel gesprungen oder hätte ihm zumindest die perfekt geputzten Lederschuhe ruiniert, aber laut Satzung musste er sich einem Senior gegenüber respektvoll verhalten und wenn er es Sasuke zeigen wollte, durfte er nicht gegen die dummen Regeln verstoßen.   Noch nie in seinem Leben war seine Selbstbeherrschung so sehr gefragt gewesen wie in den letzten Tagen, doch Naruto hatte ein Ziel und er würde nicht aufgeben. Er würde Sasuke beweisen, dass jeder Idiot in seiner Verbindung mitmachen konnte und dass es rein gar nichts mit Elite zu tun hatte. In seinen Augen war Naruto ein Loser, niemand mit dem er sich unter normalen Umständen freiwillig abgeben würde und er wollte nichts mehr, als seine arroganten Ansichten in ihren Grundfesten zu erschüttern, indem er ihm das Gegenteil bewies. Natürlich würde er anschließend nicht in der Verbindung bleiben, daran hatte er absolut kein Interesse.    „Ich fürchte, dein Prinz wird dich auch nicht wollen, wenn du mit Sortieren fertig bist“, spottete Neji unbeirrt weiter.   Sein Blick glitt nach oben zu Sasukes Fenster, der tatsächlich zu ihnen herunterschaute. Nun konnte sich auch Naruto nicht mehr zurückhalten.   „Ich fürchte, meinen Prinzen werde ich definitiv nicht in diesem Haus finden“, konterte er.  „Bisher hab ich nur große und kleine Frösche gesehen und die sind mir irgendwie zu… schleimig.“   Neji lachte.   „Sasuke hatte also Recht, als er gesagt hat, du wärst schwul“, stellte er fest.   Obwohl er sich in einer absolut entwürdigenden Position befand, sah Naruto so bedrohlich wie möglich zu ihm herauf.   „Hast du ein Problem damit?“   Sein wütender Blick schien einfach an Neji abzuprallen und der ging nun direkt vor ihm in die Hocke und legte bedächtig die Fingerspitzen aneinander.   „Ich nicht, aber du könntest damit noch ein Problem bekommen“ sagte er geheimnisvoll. „Unterschätz‘ Sasuke nicht, sonst bist du schneller hier draußen als du seinen Namen stöhnen kannst.“   „Pah“, Naruto schnaubte. „Unterschätzt ihr mich mal lieber nicht.“       Kapitel 3: Ny (light) --------------------- -Ny-   In dem Moment, in dem er Sasukes triumphierendes Lächeln sah, wusste er bereits, dass er einen Fehler begangen hatte. Natürlich hatte der Bastard ihn mit Absicht provoziert, aber in seiner impulsiven Art war er bedauerlicherweise darauf hereingefallen und nun konnte er keinen Rückzieher mehr machen. Damit hatte er Sasuke quasi einen Freifahrtschein gegeben, um ihn am laufenden Band für die nächsten drei Wochen zu quälen. Drei Wochen. So lange dauerte ein Aufnahmeritual bei Alpha Ny Beta Ypsilon und er wusste schon jetzt, dass es die schlimmste Zeit seines Lebens werden würde.   Zuerst fing es noch relativ harmlos an. Morgens um sechs musste er in der Altbauvilla der Studentenverbindung antanzen, um Sasuke zu wecken und ihm dann sein Frühstück ans Bett zu bringen. Das war Punkt eins auf der Liste. Für die kommenden Wochen war er sowas wie sein persönliches Dienstmädchen. Abgesehen davon, dass er frühes Aufstehen hasste, war er absolut grottig, wenn es darum ging, ein Frühstück zuzubereiten. Es erfüllte ihn immer wieder mit Genugtuung, wenn er sah, wie Sasuke sein Gesicht verzog, weil er auf ein Stück Eierschale gebissen hatte oder in den Genuss der feinen Röstaromen eines verbrannten Toasts gekommen war. Selbstverständlich ließ er ihn dann alles nochmal von vorne zubereiten, aber das war es Naruto wert. Manchmal spuckte er ihm sogar absichtlich in den Kaffee.   Meistens trug Sasuke zum Schlafen nur Boxershorts. Wenn Naruto ihn morgens weckte, standen seine Haare in alle Richtungen ab und seine Stimme klang noch tiefer und rauer als sonst. Auch wenn er es nicht wollte, musste er zugeben, dass ihn das irgendwie anmachte und leider wusste Sasuke das. Sobald er Narutos Blicke auf sich spürte, bewegte er sich besonders aufreizend, setzte insbesondere seinen Arsch perfekt in Szene und hielt ihn doch immer auf Distanz, um ihm klar zu machen, dass er das niemals würde haben können. Hätte Provokation einen Namen, wäre es Sasuke.   Aber Naruto blieb ruhig. Er zwang sich jeden Morgen dazu, tief durchzuatmen und konzentrierte sich stattdessen darauf, dass es nur für drei Wochen sein würde. Sobald er dann wieder zuhause war, rief er sofort Kiba an und regte sich mindestens sechzig Minuten am Stück über alles auf, was an diesem Tag passiert war. Diese Telefonate waren sein Ventil, auch wenn Kiba ihn jedes Mal entgeistert fragte, warum er sich das dann immer noch antat. Aber Naruto hatte Prinzipien und zu diesen Prinzipien gehörte es nun mal, dass er niemals etwas zurücknahm. Das galt auch für Dinge, die er gesagt hatte, weil ihn jemand provoziert hatte oder während er betrunken gewesen war. Oder – wie in Sasukes Fall – beides.   Die nächste Aufgabe auf der Liste war etwas, was andere vermutlich ebenfalls als relativ gnädig eingestuft hätten. Für Naruto allerdings war es der blanke Horror. Er hasste auswendig lernen und Sasuke erwartete von ihm, dass er die gesamte Satzung Wort für Wort aufsagen konnte und jeden einzelnen Paragraphen davon befolgte. Leider war Narutos Gehirn nicht dafür gemacht, sich besonders viel auf einmal zu merken, und schon gleich keine sinnlosen Paragraphen. Nicht mal Sasuke musste seine dummen Gesetzesbücher auswendig kennen und der studierte immerhin Jura. Es war als wäre sein Gedächtnis eine Röhre mit mehreren bunten Klötzchen darin, wie die, mit denen er als Kind gespielt hatte. Wenn er an der einen Seite etwas Neues reinschob, fiel auf der anderen Seite ein alter Baustein wieder raus. Es war einfach nur frustrierend und noch dazu ergaben diese Regeln in seinen Augen überhaupt keinen Sinn.   Eine schrieb beispielsweise vor, welche Lebensmittel ein Junior-Verbindungsmitglied und welche ein Seniorverbindungsmitglied aus dem Kühlschrank nehmen durfte. Die gleichen Vorschriften gab es auch für Bücher und DVDs. Insgesamt hatten die Senior-Mitglieder sehr viele Vorrechte und dummerweise war Sasuke ein Senior. Es war ihnen vorbehalten, die neuen Anwärter auszuwählen und nach ihrem Ermessen auf ihre Eignung zu prüfen. Wenn sich Junioren und Senioren gemeinsam in einem Raum aufhielten, durften sie über Dinge wie das Fernsehprogramm und die Musikauswahl entscheiden, ja sogar darüber, auf welche Stufe die Heizung gestellt werden sollte. Ein Senior bekam von den anderen Verbindungsmitgliedern einige seiner Haushaltspflichten abgenommen und konnte jederzeit jemanden um einen Gefallen bitten, den dieser dann auch erfüllen musste. Es war ein Zweiklassen-System wie es im Buche stand.   Die einzigen, die noch weniger zu sagen hatten als die Junioren, waren die Anwärter. Dementsprechend war momentan auch Naruto für die Erfüllung von Sasukes Wünschen zuständig, genauso wie für sein Frühstück und seine Wäsche. Was seine Wäsche betraf, hatte der übrigens ganz spezielle Vorstellungen, die Naruto manchmal nahe an den Rand der Verzweiflung trieben und schon mehrmals hatte er überlegt, ob er die Klamotten nicht einfach in eine professionelle Reinigung bringen sollte. Trotzdem kümmerte er sich immer noch lieber um solche Sachen, als die verdammte Satzung auswendig zu lernen. Er gehörte zu den Menschen, die im Zweifelsfall lieber ihre Hände anstrengten, als ihr Gehirn und manchmal fragte er sich wirklich, warum er eigentlich angefangen hatte zu studieren. Vermutlich, weil ihn die trügerische Illusion von haufenweise Freizeit und Alkohol gelockt hatte. Dem Ernst des Lebens konnte man sich schließlich auch noch später stellen.   Momentan musste er allerdings zugeben, dass er erst mal genug von Alkohol hatte. Punkt drei auf der Liste war genau dieselbe Prüfung gewesen, die auch Hinata abgelegt hatte, an dem verhängnisvollen Abend, an dem er Sasuke zum ersten Mal begegnet war. Da sie sich für die Schwesternverbindung Ny Epsilon beworben hatte, war die Alkoholmenge bei ihr ein wenig reduzierter gewesen und selbst das hätte Naruto schon gereicht. Aber Sasuke kannte natürlich keine Gnade und hatte ihn bis zu seinem absoluten Maximum trinken lassen. Zumindest hatte er im Gegensatz zu Hinata noch genügend Zeit gehabt, um aufs Klo zu rennen, bevor er sich schließlich übergeben hatte. Genau so war dann auch der restliche Abend abgelaufen. Kotzen – trinken – kotzen – trinken – kotzen.   Naruto konnte sich nicht daran erinnern, dass er sich in seinem Leben jemals so beschissen gefühlt hatte, wie am nächsten Morgen. Sadistisch wie er nun mal war, hatte Sasuke ihn mit zum Joggen geschleppt. Joggen war an sich schon nicht gerade seine Lieblingsbeschäftigung. Es war anstrengend. Man musste laufen. Die Leute sahen einen doof an. Und noch dazu war es langweilig. Mit einem ausgewachsenen Kater allerdings grenzte das Ganze schon fast an eine Foltermethode. Während Sasuke total entspannt neben ihm herlief und dabei tief die kühle Morgenluft einatmete, glaubte Naruto bei jedem Schritt, dass es ihn in sämtliche Einzelteile zerreißen würde. Jeder einzelne Muskel tat ihm weh, sein Kopf pochte und ihm war so übel, dass er bei jedem Mülleimer, an dem sie vorbeiliefen, provisorisch anhalten musste.   Bedauerlicherweise war das jedoch nicht die einzige Foltermethode, die Sasuke sich für ihn überlegt hatte. Nachdem sich Naruto so langsam daran gewöhnt hatte, ihn jeden Morgen in Boxershorts zu sehen, ohne ihn jedoch anfassen zu dürfen, begann er damit, nackt zu schlafen. Als er völlig entspannt die Decke zurückschlug und Naruto seine beachtliche Morgenlatte zu Gesicht bekam, wären ihm fast die Augen aus dem Kopf gefallen. Verdammt, dieser miese Bastard wusste genau, wie er ihn fertig machen konnte. Seelenruhig schlurfte er in Richtung Bad, wobei er Naruto natürlich seinen perfekten Arsch präsentierte. Von den Senior-Mitgliedern hatte jeder ein eigenes Bad, das jeweils ans eigene Zimmer angrenzte.   „Ich kümmer‘ mich mal eben darum“, sagte er in seiner typisch rauen Morgenstimme. „Oder willst du?“   Seine Augen blitzten herausfordernd, während er sich noch einmal im Türrahmen umdrehte.   „Das hättest du wohl gerne“, fauchte Naruto.   Dabei war es in Wirklichkeit tatsächlich er, der nichts lieber getan hätte, als sich um Sasukes Morgenlatte zu kümmern.   „Na gut“, Sasuke zuckte mit den Schultern und verschwand ins Bad.   Dabei ließ er jedoch die Tür zur Hälfte offen stehen, sodass Naruto einen guten Blick auf die ebenerdige Dusche hatte. Keine Sekunde lang zweifelte er daran, dass es pure Absicht war. Spätestens aber, als er zusehen konnte, wie Sasuke hinter der Glaswand damit begann sich ganz langsam einzuseifen, war er sich sicher. Der Schaum lief über seinen perfekt proportionierten Körper und Naruto wünschte sich, dass es stattdessen seine Zunge wäre, die über die harten rosa Brustwarzen leckte, immer weiter hinab bis zum Zentrum seiner Lust. Unwillkürlich entwich ihm ein Keuchen und er spürte sofort Sasukes Blick auf sich.   „Was ist, hast du Schmerzen?“, wollte Sasuke scheinheilig wissen. „Wenn du jetzt schon rumjammerst, will ich ja nicht wissen, wie das nach den Kämpfen sein wird.“   Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Naruto die Kämpfe vollständig verdrängt. Das war ein Punkt auf der Liste, der ihm so ganz und gar nicht behagte. Wie bereits erwähnt, handelte es sich bei Alpha Ny Beta Ypsilon um eine schlagende Verbindung, die sich in ihrer Tradition auf Taijutsu spezialisiert hatte. Das bedeutete auch, dass jedes Mitglied von Anfang an in dieser Kampftechnik ausgebildet wurde. Zu diesem Zweck wurden regelmäßig Übungskämpfe veranstaltet, an denen sich auch die Anwärter beteiligen mussten.   Manche von ihnen waren so schlau, bereits vorher Unterricht zu nehmen, sodass sie im Training nicht allzu viele Schläge einstecken mussten. Und selbst die hatten es gegen die erfahrenen Senior-Mitglieder nicht leicht. Nachdem Narutos Aufnahmeritual ziemlich kurzfristig angesetzt worden war, war er natürlich kein Stück weit auf die Kämpfe vorbereitet. Vor vielen, vielen Jahren hatte er sich mal an Judo probiert, doch schon in seinem ersten Übungskampf hatte ihn ein Winzling innerhalb von wenigen Sekunden auf die Matte gelegt. Vor lauter Scham war er niemals wieder dort aufgetaucht. Da konnte man ihm noch so oft sagen, dass kleine Leute beim Judo nun mal im Vorteil waren.   Taijutsu war nochmal etwas ganz anderes. Es war schneller. Eleganter. Härter. Zumindest entsprach das dem Eindruck, den er beim Schauen von unzähligen Ninjafilmen gewonnen hatte und die stellten derzeit seine einzige Informationsquelle dar. Dementsprechend war es auch nicht weiter verwunderlich, dass er während den Kämpfen von so ziemlich jedem ordentlich auf die Fresse bekam. Die Verbindungsmitglieder hatten absolut kein Erbarmen mit ihm und er bereute es ein wenig, dass er in ihrer Anwesenheit so oft abfällig über ihr System geredet hatte. Fast kam es ihm so vor, als hätten sie alle nur auf den einen Augenblick gewartet, in dem sie es ihm endlich heimzahlen durften. Vor allem Sasuke genoss den Kampf sichtlich.   Seine Bewegungen waren schnell. Verdammt schnell. Manchmal hatte Naruto Mühe, ihm überhaupt mit dem Blick zu folgen. Obwohl er natürlich versuchte, sich zu wehren, gelang ihm die ganze Zeit über nicht ein einziger Treffer. Jedes Mal konnte Sasuke seine Bewegungen blocken oder er wich ihm einfach geschickt aus, nur um Bruchteile von Sekunden später einen Konter zu starten. Naruto wusste nicht mal, ob man das überhaupt als Konter bezeichnen konnte, aber er wusste dass Sasuke gnadenlos war. Statt ihn so zu treffen, dass er lange genug liegen blieb um den Kampf für beendet zu erklären, zielte er auf die Stellen, an denen es besonders wehtat. Jedes Mal wenn Naruto in sich zusammensackte, zog er ihn unsanft wieder hoch. Diese Technik hatte auch schon Neji angewendet, der durch sein verdammtes Medizinstudium natürlich bestens über den menschlichen Körper Bescheid wusste, und er konnte sich nicht entscheiden, wer von beiden grausamer war.   Wenn er schon nach dem Joggen gedacht hatte, dass ihm alle Muskeln und Knochen wehtaten, dann wurde er nun eines besseren belehrt. Ihm schmerzten sogar Muskeln, von deren Existenz er bisher noch nicht einmal gewusst hatte. Abgesehen davon war sein gesamter Körper mit blauen Flecken übersäht, sodass er wirklich ein erbärmliches Bild abgab. Wenn Kiba ihn so sehen könnte, würde er ihn wahrscheinlich direkt in die Klappsmühle einweisen lassen, weil er die Kämpfe nicht abgebrochen hatte. Für Naruto gab es jetzt jedoch erst recht kein Zurück mehr. Er hatte sich schon zu viel gefallen lassen. Den Rest würde er auch noch irgendwie überstehen. Sasukes dummes Gesicht am Ende der drei Wochen, wenn er es tatsächlich geschafft hatte, würde jeden Aufwand wert sein. Zumindest sagte er sich das immer wieder. Dabei wollte er lieber gar nicht wissen, wie sein eigenes Gesicht gerade aussah.   Dafür lernte Naruto etwas anderes über sein Aussehen. Kleider standen ihm nicht. Ganz besonders keine hässlichen braunen Dinger aus der Altkleidersammlung, die eine zusätzliche Schürze besaßen und ihm am Rücken viel zu eng waren, sodass er sie nicht richtig schließen konnte. In genauso eines hatte ihn Sasuke nämlich gezwungen, bevor er ihm dann befohlen hatte in der Einfahrt auf dem Boden Linsen zu sortieren. Zuerst hatte Naruto es für einen Scherz gehalten, doch es war tatsächlich Punkt fünf auf der Liste und stand direkt unter den Übungskämpfen.   Jedes Mal, wenn ein Auto kam, musste er aufspringen und zur Seite gehen. Das war nicht nur sehr nervig, durch die Reifen wurden auch immer wieder die Linsen aufgewirbelt, sodass er von vorne anfangen musste. Besonders ärgerlich war es, wenn die kleinen Dinger in die Rillen zwischen die Pflastersteine fielen, weil Naruto eine halbe Ewigkeit brauchte, um sie da wieder herauszubekommen. Manchmal fragte er sich wirklich, warum er sich das alles antat, besonders dann, wenn Neji wieder einmal meinte, ihm einen Besuch abstatten zu müssen.   „Na Aschenputtel, hast du dich endlich mit deinem Schicksal abgefunden?“, stichelte er.   Ganz aus Versehen stieß er mit dem Fuß eine der Schüsseln um, die Naruto bereits zur Hälfte mit den kleinen hellbraunen Linsen gefüllt hatte. Am liebsten wäre er ihm dafür an die Gurgel gesprungen oder hätte ihm zumindest die perfekt geputzten Lederschuhe ruiniert, aber laut Satzung musste er sich einem Senior gegenüber respektvoll verhalten und wenn er es Sasuke zeigen wollte, durfte er nicht gegen die dummen Regeln verstoßen.   Noch nie in seinem Leben war seine Selbstbeherrschung so sehr gefragt gewesen, wie in den letzten Tagen, doch Naruto hatte ein Ziel und er würde nicht aufgeben. Er würde Sasuke beweisen, dass jeder Idiot in seiner Verbindung mitmachen konnte und dass es rein gar nichts mit Elite zu tun hatte. In seinen Augen war Naruto ein Loser, niemand mit dem er sich unter normalen Umständen freiwillig abgeben würde und er wollte nichts mehr, als seine arroganten Ansichten in ihren Grundfesten zu erschüttern, indem er ihm das Gegenteil bewies. Natürlich würde er anschließend nicht in der Verbindung bleiben, daran hatte er absolut kein Interesse.    „Ich fürchte, dein Prinz wird dich auch nicht wollen, wenn du mit Sortieren fertig bist“, spottete Neji unbeirrt weiter.   Sein Blick glitt nach oben zu Sasukes Fenster, der tatsächlich zu ihnen herunterschaute. Nun konnte sich auch Naruto nicht mehr zurückhalten.   „Ich fürchte, meinen Prinzen werde ich definitiv nicht in diesem Haus finden“, konterte er.  „Bisher hab ich nur große und kleine Frösche gesehen und die sind mir irgendwie zu… schleimig.“   Neji lachte.   „Sasuke hatte also Recht, als er gesagt hat, du wärst schwul“, stellte er fest.   Obwohl er sich in einer absolut entwürdigenden Position befand, sah Naruto so bedrohlich wie möglich zu ihm herauf.   „Hast du ein Problem damit?“   Sein wütender Blick schien einfach an Neji abzuprallen und der ging nun direkt vor ihm in die Hocke und legte bedächtig die Fingerspitzen aneinander.   „Ich nicht, aber du könntest damit noch ein Problem bekommen“ sagte er geheimnisvoll. „Unterschätz‘ Sasuke nicht, sonst bist du schneller hier draußen als du seinen Namen stöhnen kannst.“   „Pah“, Naruto schnaubte. „Unterschätzt ihr mich mal lieber nicht.“     Kapitel 4: Beta --------------- -Beta-   Natürlich würde er Sasuke nicht unterschätzen. Dieser Fehler war ihm schon viel zu häufig passiert und er hatte seine Lehren daraus gezogen. Was er jedoch unterschätzte, waren die absurden Kriege, die die Studentenverbindungen Konohas untereinander führten. Obwohl sie im Prinzip alle aus den gleichen kleinen reichen Schnöseln bestanden, die sich einbildeten etwas Besseres zu sein, als der Rest ihrer Kommilitonen, beharrten sie stets darauf keinerlei Gemeinsamkeiten zu haben. Mehr noch, sie hatten der jeweils anderen Verbindung erbitterte Feindschaft auf Lebenszeit erklärt, verspotteten deren Werte und zettelten einen Streit an, sobald sich die Mitglieder gegenseitig über den Weg liefen.   Am schlimmsten war dabei die Feindschaft zu Sigma Ypsilon Ny Alpha. Unglücklicherweise lagen die Verbindungen recht nahe beieinander, sodass es häufiger zu Streits kam und nicht selten resultierten die dann in einer handfesten Schlägerei. Naruto wäre es nicht mal im Traum eingefallen, sich an diesen Streitereien zu beteiligen, geschweige denn sich für seine Verbindung zu prügeln. Im Grunde genommen ging es einfach nur darum, wer das größere Ego hatte und am Ende gingen alle mit einem blauen Auge nachhause. Doch leider sah Sasuke das wohl etwas anders. Die nächste Aufgabe auf seiner Liste lautete, die Fahne von Sigma Ypsilon Ny Alpha zu klauen, um sie dann im eigenen Garten zu verbrennen. Diese Mission glich praktisch einem Selbstmord.   Zunächst einmal musste er es irgendwie schaffen, sich unbemerkt auf deren Grundstück zu schleichen. Alleine das war bereits ein Ding der Unmöglichkeit. Der Fahnenmast der Verbindung stand gut sichtbar direkt in der Mitte des Rondells, das als Einfahrt diente und war zu jeder Tages- und Nachtzeit streng bewacht. Schließlich war es nicht das erste Mal, dass jemand probierte, die Fahne der Verbindung zu klauen. Sie war so etwas wie ein Statussymbol und wer sie sich klauen ließ, konnte genauso gut in einem Aschenputtelkostüm auf dem dreckigen Boden sitzen und gefühlt eine Million Linsen sortieren. Eine Erfahrung, auf die Naruto nur allzu gerne verzichtet hätte.   In seiner Verzweiflung hatte er sich schließlich an Kiba gewandt. Nach ein paar Bier und dem Versprechen, dass Naruto ihm Zusammenfassungen für sämtliche ihrer Vorlesungen schicken würde, hatte der schließlich zugestimmt ihm zu helfen. So standen sie nun beide vor der großen Mauer, die das Verbindungshaus von Sigma Ypsilon Ny Alpha umgab und überlegten, wie sie sie am besten überwinden konnten. Das gusseiserne Eingangstor war fest verschlossen. Naruto hatte es tatsächlich ausprobiert. Man durfte nichts unversucht lassen und es wäre auch zu peinlich gewesen, wenn sie sich hier einen abgestrampelt hätten, während der einfachste Weg direkt vor ihrer Nase lag.   Im Endeffekt mussten sie sich mit einer klassischen Räuberleiter behelfen, was zu ihrer beider Überraschung ohne Probleme klappte. Kiba jammerte zwar ein bisschen, dass Naruto ihm seinen Hintern nicht so ins Gesicht strecken sollte, aber er wusste, dass er einen durchaus schönen Hintern hatte und deswegen sollte er sich mal nicht so anstellen. Die Landung auf der anderen Seite war nicht ganz so sanft, wie Naruto sich das vorgestellt hatte, aber zumindest hatte niemand sie bemerkt. Das war im Moment die Hauptsache.   Es war bereits dunkel. Natürlich hatten sie sich nachts auf das Anwesen geschlichen, weil dann die wenigsten Verbindungsmitglieder im Haus waren. Wie bei Alpha Ny Beta Ypsilon hatten auch hier nur die Senioren ihre eigenen Zimmer, was bedeutete, dass alle anderen zum Schlafen nachhause fuhren. Rings um den Einfahrtsbereich standen ein paar Tannen, die ihnen zusätzlich zur Dunkelheit Schutz boten und sie tasteten sich langsam immer näher an das Haus heran, indem sie wie Ninjas von Baum zu Baum huschten. Je näher sie der hellblau gestrichenen Fassade kamen, desto nervöser wurde Naruto. Wenn man sie hier erwischte, könnten sie sich auf etwas gefasst machen.   Der Großteil der Fenster im Erdgeschoss war bodentief und es hingen nur vereinzelt Vorhänge davor, sodass man ohne Probleme ins Haus sehen konnte. Hinter ein paar Scheiben brannte noch Licht, aber auf den ersten Blick konnte Naruto von seinem Versteck aus niemanden erkennen. Seine Augen huschten einmal quer über den Hof und blieben dann an dem Fahnenmast hängen. Das Gewinde kam ihm bekannt vor, es war das gleiche wie bei Alpha Ny Beta Ypsilon und dadurch wusste er auch, dass es einige Zeit kosten würde, die Fahne herunterzulassen.   „Und jetzt?“, raunte Kiba leise.   Naruto zuckte mit den Schultern. Er glaubte kaum, dass es so leicht werden würde. In seiner eigenen Verbindung hatte er bereits diverse Gerüchte gehört, was die Leute von Alpha Ny Beta Ypsilon betraf. Unter anderem über einen Typen namens Gaara, der angeblich niemals schlief und somit die ganze Nacht ein Auge auf die Fahne hatte. Keiner anderen Verbindung war es so oft gelungen, Fahnendiebe dingfest zu machen und Naruto bezweifelte, dass es ausgerechnet ihnen gelingen würde, ungesehen mit der Fahne abzuhauen. Allerdings war er sich auch nicht ganz sicher, inwieweit die Leute aus seiner Verbindung übertrieben hatten, um ihm Angst zu machen. Vielleicht gab es diesen Gaara auch überhaupt nicht.   „Wir schleichen uns noch ein Stück näher ran“, beschloss Naruto. „Dann stehst du Wache und ich renne so schnell ich kann zum Fahnenmast. Sobald du jemanden siehst, warnst du mich und wir verschwinden von hier.“   Soweit er das in der Dunkelheit und im Schatten der Bäume erkennen konnte, war Kibas Blick mehr als nur skeptisch.   „Scheiße man, was ist, wenn die uns erwischen? So schnell kommen wir doch niemals über die Mauer.“   Naruto wusste, dass sein Kumpel Recht hatte. Er wusste aber auch, dass Sasuke ihm den Arsch aufreißen würde, wenn er ohne die Fahne wieder zurückkam und alleine hätte er nicht den Hauch einer Chance. Kiba musste ihm hier einfach beistehen. Das war seine Pflicht als bester Bro auf Lebzeiten und das hatten sie sich schon in der achten Klasse geschworen.   „Die werden uns schon nicht erwischen“, behauptete er deswegen zuversichtlich.   Wenn er sich nicht anmerken ließ, wie viel Schiss er eigentlich hatte, würde vielleicht wenigstens Kiba einen kühlen Kopf bewahren.   Nachdem er einen letzten Blick über die Fensterreihe geworfen hatte, trat er vorsichtig einen Schritt hinter der Tanne hervor. Immer wieder sah er sich um und lauschte dabei auf jedes verdächtige Geräusch. Falls Kiba etwas bemerkte, würde er das Jaulen eines Hundes imitieren. Weil er das ziemlich gut konnte, hatten sie die Taktik schon mehrere Male angewandt und es war noch nie etwas schief gegangen. Das letzte Mal hatte es funktioniert, als Naruto sich nachträglich in das Büro eines Dozenten geschlichen hatte, weil er den Abgabetermin für eine Hausarbeit verpennt hatte, die er nur noch einmal schreiben durfte. Auf Kibas Hundegeheul war einfach Verlass, auch wenn ihn manch ein Student auf dem Parkplatz komisch angesehen hatte. Beste Bros machten so etwas füreinander.   Doch diesmal kam es gar nicht erst soweit, dass Kiba ihn warnen musste. Noch bevor Naruto richtig aus dem Schatten der Bäume hervorgetreten war, nahm er plötzlich eine Bewegung hinter einem der Fenster im Erdgeschoss war und sprang wie von der Tarantel gestochen zurück hinter die Tanne. Dort, halb verdeckt von einem der Vorhänge, stand ein junger Mann. Feuerrote Haare, ein Gesichtsausdruck, der in seiner Starrheit sogar Sasuke Konkurrenz gemacht hätte und tiefschwarze Augenringe. Gruselig. Der Beschreibung nach könnte es durchaus dieser Gaara sein. Die ganze Zeit über hatte er sich kaum bewegt, sodass Naruto ihn für ein Regal gehalten hatte, aber nun erkannte er ganz deutlich die Umrisse. Fast wäre er direkt in sein Sichtfeld gelaufen.   „Verdammt, da ist einer“, fluchte er unterdrückt.   Kiba brauchte eine Weile, bis er ihn auch entdeckt hatte.   „Shit man, ich dachte das wäre ein Regal oder so. Was machen wir jetzt? Der sieht nicht danach aus, als würde er bald da weggehen.“   Die beiden sahen sich planlos an. Vielleicht war es einfach das Beste, wenn sie umdrehen und es am nächsten Tag erneut versuchen würden. Allerdings bezweifelte Naruto, dass er Kiba nochmal dazu überreden konnte, ihn zu begleiten. Aus diesem Grund beschloss er, dass es unbedingt heute sein musste. Außerdem hatte er gegenüber Sasuke schon großspurig angekündigt, dass er ihm morgen zum Frühstück die passende Flagge zu seinem Fahnenmast servieren würde.   „Ich hab Farbbomben dabei“, verkündete plötzlich Kiba. „Vielleicht können wir sie damit irgendwie ablenken.“   Verblüfft starrte Naruto ihn an. Es war nicht so, dass er die Idee scheiße fand – ganz im Gegenteil – er war einfach nur verblüfft.   „Warum zum Teufel hast du Farbbomben dabei?“   Kiba zuckte mit den Schultern.   „Ich dachte, dass wir damit vielleicht die Überwachungskameras ausschalten können, falls es welche gibt. Die in den Filmen machen das immer so.“   Am liebsten hätte Naruto seinen besten Freund totgeknutscht, aber er war sich sicher, dass Kiba das nicht wirklich gutheißen würde. Im Gegensatz zu ihm war er nämlich kein bisschen schwul. Als er einen Blick auf die bunten Farbballons warf, rieb er sich vorfreudig die Hände. Ablenkung war so etwas wie sein Spezialgebiet, denn dabei musste man nicht unauffällig sein und allmählich zog er auch in Betracht, dass das hier Spaß machen könnte. Es waren nicht besonders viele Ballons, aber für ihre Zwecke würde es reichen. Insbesondere, da er bisher noch keine einzige Überwachungskamera gesehen hatte.   Wieder teilten sie sich auf. Naruto schnappte sich so viele Farbbomben wie er konnte und umrundete dann in einem sicheren Abstand das Haus. Das Zimmer, in dem dieser Gaara lauerte, hatte auch auf der gegenüberliegenden Seite Fenster. Von dort aus würde Naruto angreifen und dadurch versuchen, ihn in den Garten zu locken, während Kiba so schnell wie möglich die Fahne in Sicherheit brachte. Für ihre Verhältnisse klang das durchaus nach einem vernünftigen Plan. Klar, er musste wohl oder übel den Lockvogel spielen, aber dafür waren sie ja schließlich zu zweit und er konnte ja schlecht von Kiba verlangen, dass der sich Gaara gegenüber stellte.   Es klatsche laut, als der erste Farbbeutel die Fensterscheibe traf und zersprang. Dunkelblaue Farbe lief in mehreren Bahnen über das Glas und hinterließ hässliche Spuren, die sich vermutlich nur schwer wieder beseitigen lassen würde. Einen Moment lang dachte Naruto darüber nach, dass das was er hier machte, vermutlich Sachbeschädigung war, doch wozu hatte er einen Verbindungssenior, der Jura studierte? Irgendwie würde er ihn da schon wieder rausholen – andernfalls konnte Naruto ihn bestimmt wegen Anstiftung oder sowas drankriegen. Jetzt war es jedenfalls zu spät, um sich über so etwas Gedanken zu machen.   Als er den zweiten Farbbeutel warf, konnte er bereits eine Bewegung im Raum wahrnehmen. Gaara hatte scheinbar bemerkt, dass sich da irgendjemand an der Fassade des Hauses zu schaffen machte und verließ seinen Beobachtungsposten am Fenster. Er verschwand in eines der angrenzenden Zimmer und rief irgendwas. Vermutlich machte er seine Verbindungsbrüder darauf aufmerksam, was gerade bei ihnen im Garten passierte. Naruto würde es also nicht nur mit ihm zu tun bekommen. Innerlich betete er, dass Kiba sich beeilte.   Der dritte Beutel enthielt ein sattes kackbraun, dass Naruto unwillkürlich an Durchfall erinnerte. Diesmal hatte er auf ein anderes Fenster gezielt, das sich dicht neben der Terrassentür befand, aus der jetzt drei Männer stürmten. Zwei von ihnen waren relativ unscheinbar, hatten braunes Haar und trugen jeweils ein schlichtes Hemd und eine Anzughose. Der dritte war der Rothaarige vom Fenster und Naruto musste zugeben, dass er aus der Nähe betrachtet noch viel angsteinflößender aussah. Vielleicht hätte er sich doch lieber von Sasuke den Arsch aufreißen lassen sollen.   „Hey ihr langweiligen Streberärsche“, brüllte er todesmutig. „Euer Haus sieht so farblos aus wie eure Gesichter. Da dachte ich mir, ich helfe mal ein bisschen nach. Was haltet ihr von dem kackbraun? Das würde euch vielleicht auch stehen.“   Die Männer hatten ihn mittlerweile durch sein Geschrei lokalisiert und kamen jetzt direkt auf ihn zu. Zum einen, um seine Aussage zu untermauern und zum anderen, um sie sich vom Hals zu halten, warf er einen weiteren Ballon direkt in ihre Richtung. Erschrocken stoben sie auseinander, aber einer von ihnen war nicht schnell genug und hatte jetzt mehrere rote Flecken auf dem weißen Hemd. Prüfend warf Naruto nochmal einen Blick auf die Farbbomben in seinem Arm. Drei Stück waren übrig. Damit musste er so lange auskommen, bis Kiba ihm das Signal zur Flucht gab.    „Hast du Todessehnsucht, Kleiner?“, rief einer der Männer.   „Ganz im Gegenteil“, widersprach Naruto. „Ich will einfach nur Farbe in euer tristes Leben bringen.“   Wieder warf er einen Ballon. Noch zwei übrig.   Ohne die Männer aus den Augen zu lassen, ging er mehrere Schritte rückwärts. Lange würden die sich nicht mehr aufhalten lassen und sie waren dafür bekannt, dass sie nicht gerade zimperlich mit Mitgliedern anderer Verbindungen umgingen.   „Ich denke dir würde ebenfalls ein bisschen Farbe stehen“, mischte sich nun auch Gaara mit ein, doch im Gegensatz zu dem anderen klang seine Stimme kühl und bedrohlich. „Wie wäre es mit einem schönen Blutrot?“   Ein Schauer lief über Narutos Rücken. Mit dem Kerl war definitiv nicht zu spaßen und wenn die anderen aus seiner Verbindung nicht maßlos übertrieben hatten, sollte er schleunigst die Beine in die Hand nehmen.   „Tut mir Leid, das ist nicht ganz meine Farbe“, winkte er ab. „Sieht schon bei deinen Haaren scheiße aus.“   Wenn man keine Fluchtmöglichkeit hatte, war der Weg nach vorne immer noch der Beste. Zumindest hatte das seine Mutter immer gesagt. Es war ihr wichtig kein kleines Weichei großzuziehen und er hatte stets nach dieser Lehre gehandelt. Ob das so eine kluge Entscheidung gewesen war, stand auf einem anderen Blatt. In diesem Moment jedenfalls hätte er liebend gerne einen Fluchtweg gehabt, selbst wenn seine Mama das nicht toleriert hätte. Aber die wäre wahrscheinlich auch nicht damit einverstanden, dass er Farbbomben auf fremde Häuser warf.   Ein Jaulen ertönte und Naruto hätte beinahe geweint vor Erleichterung. Das unverkennbare Hundejaulen, Kibas Signal. Scheinbar hatte er es wirklich geschafft, sich die Fahne zu schnappen und sie konnten endlich zusehen, dass sie hier wegkamen. Ruckartig machte Naruto auf dem Absatz kehrt und begann zu sprinten. Es war dunkel, sodass er ein paar Mal fast über ein paar Zweige gestolpert wäre, aber er brachte den Weg tatsächlich ohne weitere Zwischenfälle hinter sich. An der Mauer wartete bereits Kiba ungeduldig auf ihn. Sie war das letzte Hindernis, das sie noch zu bewältigen hatten, aber mit den verbliebenen zwei Ballons konnte Naruto ihnen vielleicht etwas Zeit verschaffen. Dicht hinter sich konnte er die Schritte der drei Männer hören. Er warf den ersten Farbbeutel und sie blieben tatsächlich stehen um auszuweichen.   Mit seinen Händen bildete Naruto eine Stufe, damit Kiba hochklettern konnte. Anschließend würde er ihn hinterherziehen. Seine Hände waren schwitzig und Naruto wäre fast abgerutscht, aber es gelang ihm gerade noch rechtzeitig die Mauer zu erklimmen, bevor einer der Verfolger seinen Fuß packen konnte. Die letzte Bombe ließ er direkt in sein Gesicht fallen.   „Einen schönen Gruß von Sasuke Uchiha“, rief er lachend.   Dann ließen sie sich auf der anderen Seite runterrutschen und begannen zu laufen. Sie liefen immer weiter, blieben kein einziges Mal stehen und drehten sich auch nicht mehr um, bis sie sich sicher waren, dass ihnen niemand mehr folgte. Sie hatten es verdammt nochmal geschafft. Die Fahne wehte hinter ihnen im Wind und nichts hätte ihn in diesem Moment glücklicher machen können, als der süße Triumph.   Bedauerlicherweise hielt der euphorische Zustand nicht besonders lange an. Nämlich genau so lange, bis er Sasuke wieder gegenüberstand.   „Hast du den Arsch offen, meinen Namen da mitreinzubringen?“, fauchte er ungehalten.   Allem Anschein nach hatten die von Sigma Ypsilon Ny Alpha sich schon bei ihm gemeldet und von ihrer Aktion berichtet. Vermutlich waren sie ihm nicht gerade freundlich gesinnt gewesen.   „Du hast nicht gesagt, dass ich deinen Namen da raushalten soll“, stellte Naruto der Vollständigkeit halber fest.   Im Grunde genommen hatte er nicht wirklich erwartet, dass Sasuke ihn damit so einfach davonkommen lassen würde, aber er war dennoch verblüfft als der ihn plötzlich ohne ein weiteres Wort vor die Tür setzte. Die Fahne hatte er natürlich behalten und würde sie wahrscheinlich alleine im Garten verbrennen. Wütend stapfte Naruto in Richtung Bushaltestelle. Kiba war schon lange nachhause gefahren und nachdem es bereits so spät war, hatte er eigentlich gehofft, dass er im Verbindungshaus schlafen durfte. Sasuke hatte ihn manchmal auf dem Sofa übernachten lassen, wenn es abends mal später geworden war. Heute hatte er es sich bei ihm wohl verkackt.   Trotzdem änderte es nichts daran, dass er die sechste und damit vorletzte Prüfung bestanden hatte. Auf der Liste stand nur noch eine einzige Aufgabe und die war seiner Meinung nach definitiv machbar, wenn auch sehr unangenehm. Hinzu kam, dass die drei Wochen in denen er Sasukes Dienstmädchen spielen musste, fast um waren. Lange würde es also nicht mehr dauern, bis er die letzte Prüfung antreten und somit seinem Albtraum ein Ende bereiten konnte. Mit diesem Gedanken und einem Lächeln auf den Lippen schlief er schließlich ein.   Nur wenige Stunden Schlaf später stand er auch schon wieder bei Sasuke auf der Matte, der ihm verkündete, dass sie heute Abend zum See gehen würde. Konnte ihm nur Recht sein, denn je früher er die Aufgabe bewältigte, desto früher hatte er es auch hinter sich. Zum Glück war er ein recht guter Schwimmer, hatte in der Oberstufe sogar den Leistungskurs belegt und auch Tauchen bereitete ihm keine Schwierigkeiten. Die Stunden bis zum Abend zogen sich jedoch schier unendlich dahin und Naruto hatte das Gefühl, dass Sasuke es heute besonders darauf angelegt hatte, ihn zur Weißglut zu treiben.   Es war Samstag, was zum einen bedeutete, dass sich heute besonders viele Verbindungsmitglieder im Haus versammelt hatten und zum anderen, dass Naruto keine Vorlesungen hatte. Dementsprechend hatte Sasuke beschlossen, dass er heute den ganzen Tag im Haus verbringen und den anderen hinterherputzen, beziehungsweise sie bedienen könnte. Besonders Neji nutzte das sehr gerne aus.   „Naruto, bring mir doch mal ein Bier.“   Grummelnd ging er zum Kühlschrank und das obwohl der Idiot selbst nur ein paar Meter davon entfernt saß. Vorbildlich entfernte er den Deckel von der Flasche und reichte sie ihm.   „Oh tut mir Leid, das aus dem Kühlschrank ist mir zu kalt. Hol doch bitte eins aus dem Keller.“   Naruto wollte ihn schlagen, aber er durfte es nicht. Nicht so kurz vor seinem Ziel. Sobald er Sasuke bewiesen hatte, dass er kein Loser war, würde er sich Neji gegenüber nicht mehr zurückhalten. Vielleicht brauchte er wieder Kiba zur Unterstützung, weil er noch immer riesen Respekt hatte vor allen, die einen Kampfsport ausübten, aber irgendwie würde er es ihm heimzahlen. Genauso wie Sasuke.   Ein letztes Mal atmete er tief durch, dann verschwand er im Keller, um von dort Bier zu holen. Insgesamt ging er die Treppenstufen an diesem Tag bestimmt an die zwanzig Mal rauf und runter. Er kam sich vor wie ein billiger Laufbursche und obwohl er wusste, was ihm noch bevorstand, hatte er den Abend noch nie so sehr herbeigesehnt wie an diesem Samstag. Die letzte Aufgabe. Das letzte Mal, dass er sich vor versammelter Mannschaft vollkommen blamieren musste. Wahrscheinlich hatte Sasuke deshalb den heutigen Tag dafür ausgewählt.   Es waren unglaublich viele Zuschauer da. Sie alle hatten sich rund um den See aufgestellt und ließen sich selbst von dem eiskalten schneidenden Herbstwind nicht vertreiben. Von allen Seiten wurden ihm neugierige Blicke zugeworfen, als er mit Sasuke durch den weitläufigen Garten ging, direkt auf den Ort des Geschehens zu und am liebsten hätte er sie alle angebrüllt, dass sie sich verpissen sollten. Stattdessen bemühte er sich, seine Wut unter Kontrolle zu halten und sagte sich immer wieder, dass es die letzte Prüfung war. Sollten sie doch gaffen, wenn sie nichts Besseres zu tun hatten.   „Du kannst jetzt ins Wasser“, sagte Sasuke ruhig.   Langsam begann Naruto damit, seine Hose aufzuknöpfen. Es war nicht so, dass er Angst vor dem Wasser hatte, aber er konnte sich durchaus Angenehmeres vorstellen. Mit Sicherheit würde es kalt sein, schweinekalt und er wusste nicht wie lange er brauchen würde, um alle vier Ringe zu finden. Die Ringe waren schon vorher in den See geworfen worden und lagen nun irgendwo auf dem Grund. Um die Aufgabe zu bestehen, musste er alle vier finden. Von hier aus sah das Wasser ziemlich trüb aus, was bedeutete, dass er sich vordergründig auf seinen Tastsinn verlassen musste und das konnte dauern. Naruto hoffte, dass ihm in der Zeit nicht sämtliche Glieder abfrieren würden.   Es klirrte leise, als er die Hose samt Gürtel über den Ast eines nahen Baumes hängte. Unter dem Ast standen bereits seine Schuhe und seine Socken. Er fackelte nicht lange und zog gleichzeitig seinen schönen warmen Hoodie und das T-Shirt aus, woraufhin seine Brustwarzen sofort hart wurden. Schon hier draußen war es unglaublich kalt, da wollte er nicht wissen, wie es erst im Wasser sein würde. Nur in Boxershorts bekleidet, trat er unruhig auf der Stelle.   „Den Rest auch“, forderte Sasuke.   Widerwillig ließ er die Daumen unter den Saum seiner Shorts gleiten und zog sie mit einem Ruck herunter. Sofort spürte er die neugierigen Blicke, die auf ihm und ganz besonders auf seinem besten Stück lagen. Normalerweise hatte er kein Problem damit, nackt zu sein, aber das hier war einfach eine ganz und gar seltsame Situation. Erstens war er der einzige, der nichts mehr anhatte. Zweitens war es verdammt kalt und das warf nicht gerade ein besonders gutes Licht auf ihn. Und drittens standen hier lauter fremde Männer, die er schon allein aufgrund ihrer Zugehörigkeit zu dieser Verbindung nicht leiden konnte und die ihn umgekehrt auch nicht außerordentlich sympathisch fanden. Andernfalls würden sie sich kaum so an seinem Leid ergötzen. Auch Sasuke starrte ihn ungeniert an.   Um die Situation nicht unnötig in die Länge zu ziehen und den Gaffern nicht noch weiter die Gelegenheit zu geben, ihn mit ihren Blicken zu durchbohren, ging er schnellen Schrittes auf den See zu. Die Wasseroberfläche war ruhig und vermittelte den trügerischen Eindruck von Idylle und Entspannung. Selbst jetzt noch zwitscherten ein paar Vögel in den Bäumen und ab und an segelte ein einzelnes Blatt herunter. Wie erwartet war der See jedoch ziemlich trüb, sodass Naruto schon nach weniger als zwanzig Zentimetern nicht mehr auf den Grund schauen konnte. Probehalber berührte er die Wasseroberfläche mit seinem großen Zeh und zuckte dann erschrocken zurück. Fuck, war das kalt.   „Was ist? Hast du es dir anders überlegt?“   Sasukes Stimme klang wie immer spöttisch. Als ob Naruto jetzt vor versammelter Mannschaft einen Rückzieher machen würde und das nachdem er sich bereits komplett vor ihnen entblößt hatte. Entschlossen machte er einen ersten Schritt in den See. Das kalte Wasser stach wie tausend kleine Nadeln und ein taubes Gefühl machte sich auf seiner Haut breit. Naruto biss die Zähne zusammen und zog den zweiten Fuß hinterher. Schritt für Schritt ging er tiefer hinein und als die Wasseroberfläche seine Brust erreicht hatte, hatte er das Gefühl, das ihm schlagartig alle Luft zum Atmen geraubt wurde.   Er musste sich bewegen. Er musste sich so schnell wie möglich auf die Suche nach den verdammten Ringen machen oder er würde hier drin erfrieren. Rausziehen würde ihn sicherlich keiner, am allerwenigsten Sasuke. Noch ein letztes Mal holte er tief Luft, dann tauchte er mit dem Kopf unter die Wasseroberfläche.  Kapitel 5: Ypsilon ------------------ -Ypsilon-   In reeller Zeit gemessen – also Sekunden, Minuten, was auch immer – brauchte Naruto vielleicht sogar weniger lang als der durchschnittliche Anwärter, um alle Ringe aus dem See zu fischen. Wie gesagt, er war ein einigermaßen erfahrener Schwimmer und er konnte auch außergewöhnlich gut die Luft anhalten, was wohl daran lag, dass er seinen Eltern als Kind einige Male damit gedroht hatte sich auf diese Weise umzubringen, wenn er nicht noch mehr Schweinefleisch in seine Nudelsuppe bekam. In gefühlter Zeit – also dem, was er persönlich wahrnahm – waren diese Minuten und Sekunden in etwa so schnell vorbei wie eine Mathestunde, in der der Satz des Pythagoras hergeleitet wurde. Drei Buchstaben die er schon immer gehasst hatte, a², b² und c². Nun hatten sich die folgenden vier dazugesellt: Alpha Ny Beta Ypsilon.   Ein weiteres Hassobjekt auf seiner Liste war Sasuke, der ihn nur schadenfroh anlächelte, als er zitternd und bibbernd wieder aus dem Wasser stieg, in seiner Hand die vier Ringe. Er hatte es geschafft, aber irgendwie blieb diesmal das Gefühl des Triumphes aus, was daran liegen mochte, dass sein Gehirn quasi schockgefrostet war. Sein Körper hatte sich runtergefahren, war nur noch auf die wichtigsten Funktionen fokussiert und dazu gehörten im Moment Frieren und diese verdammte Verbindung für ihre bescheuerten Aufnahmerituale verfluchen.   Als sie sahen, dass Naruto aus dem Wasser stieg und es ihm tatsächlich gelungen war, alle vier Ringe vom Grund des Sees zu holen, verloren die Gaffer das Interesse und zogen sich in kleinen Grüppchen ins Haus zurück. Niemand freute sich, dass er es geschafft hatte, niemand beglückwünschte ihn zur bestandenen Aufnahmeprüfung. Stattdessen wirkten sie eher enttäuscht darüber, dass er keine schwerwiegenden Erfrierungen davon getragen hatte. Wahrscheinlich hätten sie sich gewünscht, dass er in dem verdammten See erbärmlich ertrunken wäre, einfach um ein bisschen Abwechslung in ihr tristes und langweiliges Leben zu bringen. Den Gefallen würde Naruto ihnen jedoch nicht tun. Sollten sie doch selber ins Wasser gehen und sich am besten gegenseitig ersäufen.   Achtlos warf er die Ringe vor Sasuke ins Gras und ging dann hoch erhobenen Hauptes zu dem Baum, an dem er glaubte, seine Klamotten gelassen zu haben. Blöderweise war der Ast komplett leer. Da waren weder Schuhe, noch sein Pullover. Nicht mal seine Boxershorts, einfach nichts. Von etwas weiter vorne hörte er ein gehässiges Lachen und er verdrehte genervt die Augen. Natürlich hatten die Vollpfosten nicht Besseres zu tun gehabt, als ihm auch noch seine Klamotten zu klauen. Witzig, wirklich witzig. Vielleicht hätte er unter normalen Umständen darüber lachen können, aber gerade im Moment fror er sich seinen Arsch ab und wollte nichts anderes, als endlich wieder in warme Kleidung zu schlüpfen. Der kalte Wind stach auf seiner nassen Haut und seine Lippen waren bereits blau angelaufen.   „Suchst du was?“, fragte Sasuke scheinheilig.   Naruto fuhr zu ihm herum. War ja klar, dass der Bastard sich jetzt auch noch über ihn lustig machen musste.   „Ja, meine Klamotten“, giftete er. „Es ist zufällig schweinekalt.“   Ein Schmunzeln legte sich auf Sasukes Lippen und er sah an Naruto herunter.   „Ja, das sehe ich.“   Mittlerweile waren die beiden allein am See. Außer ihnen waren alle schon wieder zum Haus zurückgekehrt, aber so ganz unbedeckt wollte Naruto dann auch nicht gehen. Solange er hier blieb, konnte er sich noch hinter ein paar Bäumen verstecken, aber weiter vorne hatte man von der Straße aus einen perfekten Einblick in den Garten. Nicht dass Naruto nicht davon überzeugt wäre, dass er nackt einen wunderbaren Ausblick abgab, aber heute waren schon genug fremde Leute in diesen Genuss gekommen. Man musste es ja nicht direkt übertreiben.   „Gib mir wenigstens deine Jacke“, forderte er.   Zu seiner Überraschung tat Sasuke ausnahmsweise einmal das, was er von ihm verlangte. Entweder er hatte tatsächlich Mitleid mit Naruto oder schlicht und ergreifend keine Lust, sich das Rumgejammer anzuhören, was definitiv gefolgt wäre. Die Jacke war nicht besonders groß, deckte aber das nötigste ab und vor allen Dingen konnte er sie dazu benutzen, sich provisorisch abzutrocknen. Sie roch nach Sasuke, der jetzt neben ihm stand, nur noch in seinem Hemd, und sich die Temperaturen trotzdem nicht einmal ansatzweise anmerken ließ. Möglicherweise eines der wenigen Dinge, für die Naruto ihn ein klitzekleines bisschen bewunderte. Und für seinen Knackarsch, der wohl vom Taijutsu kommen musste.   „Lass uns reingehen, dann kriegst du was von mir zum Anziehen“, sagte Sasuke monoton.   Unwillkürlich fragte Naruto sich, ob er wirklich eines dieser steifen weißen Hemden tragen wollte. Er stellte sich vor, dass Sasukes ganzer Kleiderschrank bis oben hin damit gefüllt war. Eines neben dem anderen, fein säuberlich gefaltet und gestärkt. Er musste es ja wissen, immerhin hatte er die Dinger die letzten zweieinhalb Wochen gewaschen. Bisher hatte er Sasuke noch nie in etwas anderem gesehen und auch wenn es ihm seltsamerweise stand, sah der Rest der Verbindungstypen darin aus wie ein Haufen Lackaffen. Naruto würde genauso aussehen und das wollte er nicht. Auf der anderen Seite hatte er jedoch auch keine Ahnung, wo die anderen seine Klamotten versteckt hatten und irgendwie musste er ja auch wieder nach Hause kommen.   „Hast du auch was anderes als diese seltsamen Hemden?“   Sasuke schmunzelte und ging dann schon mal los.   „Wir werden sehen“, sagte er geheimnisvoll.   Hastig machte Naruto zwei größere Schritte, um zu ihm aufzuschließen und achtete dabei pingelig genau darauf, dass die Jacke auch wirklich alles notwendige bedeckte. Der Boden war unangenehm unter seinen Füßen. Überall lagen kleine Zweige, die schrecklich piksten und das Gras fühlte sich verdammt kalt an. Je schneller er wieder im Haus war, desto besser. Dort erwarteten ihn frische Klamotten, Wärme und wenn Sasuke gut drauf war vielleicht sogar eine Dusche, um sich den Dreck vom See abzuwaschen. Nachdem er alle Prüfungen bestanden hatte, hatte Naruto das seiner Meinung nach durchaus verdient.   Sie betraten das Haus, in dem bereits wieder der übliche Betrieb herrschte, so als wären sie nicht alle gerade noch vor wenigen Minuten im Garten gewesen, um Naruto dabei zuzusehen, wie er sich im kalten Wasser abquälte. Kaum einer schenkte ihnen Beachtung und sie gingen schweigend die Treppe nach oben zu Sasukes Zimmer. Er schloss die Tür auf und ließ dann Naruto hinter sich eintreten. Wie immer war es hier fast schon eklig ordentlich. Das Bettzeug war präzise gefaltet, nirgendwo auf dem Boden lagen irgendwelche Klamotten herum und auf dem Schreibtisch lag ein einsamer Block, neben dem in perfekter Parallelität ein Kugelschreiber auf seinen Einsatz wartete. Er war so ein Streber.   „Ich hätte gerne meine Jacke zurück“, Sasuke hielt ihm plötzlich die offene Hand entgegen.   Abwehrend trat Naruto einen Schritt zurück und sah ihn aus erschrocken geweiteten Augen ungläubig an.   „Was? Aber du hast gesagt, dass du mir ein paar Klamotten von dir gibst.“   Sasuke zuckte nur mit den Schultern.    „Ich hab’s mir anders überlegt.“   Er hätte es wissen müssen. Wie hatte er auch nur eine Sekunde lang glauben können, dass Sasuke ihm tatsächlich aus purer Nettigkeit ein Angebot gemacht hatte?  Die Antwort war einfach. Gutgläubig wie er nun mal war, hatte er ihm natürlich geglaubt und sich auf sein Wort verlassen.   „Was? Das kannst du nicht machen“, schimpfte er ungehalten. „Wir hatten doch bestimmt einen mündlichen Vertrag oder sowas!“   So fest er konnte, krallte er sich an der Jacke fest. Ganz bestimmt würde er nicht wieder nackt aus diesem Zimmer herausspazieren und sich vor allen anderen Verbindungsmitgliedern die Blöße geben. Es konnte ewig dauern, bis er seine Klamotten wiedergefunden hatte oder zumindest diejenigen, die sie versteckt hatten. Helfen würde ihm mit Sicherheit niemand.   „Wenn überhaupt einen Schenkungsvertrag. Das ist etwas anderes“, Sasuke sah ihn an, als würde es sich dabei um eine Tatsache handeln, die selbst die Kleinsten im Kindergarten schon beigebracht bekommen hatten.   „Du bist so ein Wichser“, zischte Naruto.   Um Sasukes ausgestreckter Hand auszuweichen, ging er in einem kleinen Bogen um ihn herum und setzte sich dann unaufgefordert auf sein Bett, die Jacke dicht an seinen Schoß gepresst. Es stand außer Frage, dass Naruto dieses dämliche Stück Stoff bis aufs Letzte verteidigen würde. Im Grunde genommen spielte es keine Rolle, ob er sie behielt oder wieder mal vollkommen nackt in der Gegend herum stand, der Peinlichkeitsfaktor schenkte sich so gut wie nichts, aber es ging ums Prinzip. Nachdem er sowieso keine neuen Klamotten bekommen würde, musste er wenigstens das bisschen bewahren, was ihm geblieben war.   „Schuldig im Sinne der Anklage, aber meine kleine Show hat dir das letzte Mal doch gefallen, soweit ich mich erinnere“, Sasuke grinste anzüglich und kam noch einen Schritt auf das Bett zu.   Unwillkürlich tauchten Bilder vor Narutos innerem Auge auf. Nichts hatte sich jemals so sehr in seine Netzhaut eingebrannt, wie das Bild von Sasuke, der mit seinem Namen auf den Lippen eine Ladung Sperma gegen die Glaswand der Dusche spritzte. Man konnte es fast schon als Netzhaut-Tattoo bezeichnen. Ohne dass er etwas tun konnte, sprang sein Schwanz sofort auf die Provokation an und dieser raue, herausfordernde Tonfall hatte ihn sowieso schon immer scharf gemacht. Allerdings bezweifelte Naruto, dass Sasuke das Gleiche wollte wie er und würde deswegen zunächst für klare Verhältnisse sorgen.   „Sasuke, was willst du?“   Seine Jacke würde er auf jeden Fall nicht zurückbekommen, bevor er ihm nicht etwas anderes zum Anziehen gegeben hatte.   „Ich will dir ein Angebot machen“, fuhr Sasuke fort. „Gib mir meine Jacke und wir können gerne etwas anderes mündlich besiegeln, wie zum Beispiel deine Mitgliedschaft bei Alpha Ny Beta Ypsilon. Ich bin bereit meine Aussage mit dem Loser nochmal zu überdenken.“   Provozierend ließ er seine Zunge über seine Lippen gleiten und Naruto konnte gar nicht anders, als auf diesen sinnlichen Mund zu starren. Wie es sich wohl anfühlen würde, sich in ihm zu versenken? Ohne, dass er es bewusst wahrnahm, wurde sein Griff um die Jacke lockerer. Seine Konsequenz war nicht besonders ausgeprägt, aber dieses Angebot war einfach zu verlockend, um es einfach zu ignorieren. Dennoch blieb er skeptisch.   „Du hast mich abblitzen lassen“, knurrte er.   Sasuke trat nun direkt vor das Bett und schob beinahe widerstandslos das letzte Stück Stoff zur Seite, mit dem Naruto sich notdürftig bedeckt hatte. Noch vor wenigen Sekunden hatte er sich vorgenommen die Jacke bis aufs Blut zu verteidigen, aber wenn man mal ehrlich war, war seine Gegenwehr gerade ein Witz. Und schuld daran waren einfach nur ein paar schmutzige Bemerkungen. Wie erbärmlich. Neugierig ließ Sasuke den Blick über Narutos Brust und weiter nach unten wandern, nur um festzustellen, dass seine Worte ihn nicht vollkommen kalt gelassen hatten. Er lachte leise und es klang ungewohnt befreit und ehrlich.   „Wie war das?“, stichelte er. „Schneewittchen, lass mich in deinen Apfelpo beißen? Da hätte dich jeder abblitzen lassen.“   Bei der Erinnerung an den Anmachspruch, mit dem er es damals bei Sasuke versucht hatte, stieg Naruto augenblicklich die Schamesröte ins Gesicht, was vielleicht gar nicht mal so schlecht war, weil das Blut sich dann nicht anderswo sammeln konnte. Selbst wenn Sasuke Recht hatte und wahrscheinlich tatsächlich jeder so reagiert hätte, musst er ihm das ja nicht unbedingt nochmal unter die Nase reiben. Am liebsten hätte er diesen Vorfall einfach verdrängt. Von allen peinlichen Aktionen, die er in den letzten Tagen gebracht hatte, war das definitiv die Peinlichste gewesen.   „Ich war betrunken“, versuchte er sich dennoch herauszureden.   Ohne Vorwarnung kam Sasuke nochmal einen Schritt auf ihn zu und legte ihm sanft eine Hand auf den nackten Bauch, nur wenige Zentimeter oberhalb seiner Hüfte. Er begann mit den Fingern kleine Kreise zu ziehen und Narutos Atmung beschleunigte sich, als sie allmählich immer größer wurden.   „Und jetzt bist du es nicht“, stellte er fest.   Seine Hände wanderten tiefer, streiften sanft über den aufgerichteten Penis von Naruto, der unterdrückt keuchte. Als er versuchte Sasukes Hände von sich wegzuschieben, drückte der ihn rigoros zurück in die Matratze und widmete sich dann erneut seiner Erregung. Naruto wollte sich wehren, aber irgendwie wollte er es auch nicht. Was sollte er auch tun? Scheinbar war Sasuke es gewohnt, sich einfach zu nehmen was er wollte, und gerade wollte er offenbar Narutos Schwanz. Das Problem an der Sache war, dass Naruto das gleiche wollte. Aber wenn er eines gelernt hatte, dann dass man bei Sasuke grundsätzlich misstrauisch sein sollte. Der Kerl führte immer irgendwas im Schilde. Es fiel ihm jedoch äußerst schwer zu denken, während immer mehr Blut in seine unteren Regionen schoss.   „Woher der plötzliche Sinneswandel?“, hakte er dennoch mühsam beherrscht nach.   Es kostete ihn einiges an Überwindung sich zurückzuhalten und nicht einfach in seine Hand zu stoßen, es hinzunehmen und sich keine weiteren Gedanken über Sasukes Motivation zu machen. Es fühlte sich so gut an. Die warme Hand, das erregte Kribbeln, das dadurch entstand, dass immer mehr Blut in seine Lenden schoss, das Verlangen nach mehr. Die Lust zerrte an ihm, wollte ihn mit sich reißen, jegliches vernünftige Denken einfach abschalten.   „Dein Einsatz hat mich beeindruckt.“   Naruto glaubte ihm nicht. Kein Stück. Dafür verhielt sich Sasuke ihm gegenüber immer noch viel zu überheblich. Aber in diesem Moment war es ihm einfach egal. Es war erstaunlich einfach, seine Zweifel zurückzudrängen. Er wollte es, Sasuke wollte es – oder gab zumindest vor es zu wollen – warum sollte er also nicht einfach mitnehmen, was ging. Mit dieser Einstellung war er schon sein Leben lang gut gefahren und sobald es etwas umsonst gab, war er einer der ersten, die am Start waren. Dass das hier Konsequenzen haben würde, war so klar wie das Amen in der Kirche, aber die interessierten in gerade herzlich wenig.   Nachdem Sasuke ihn nicht mehr wie einen widerspenstigen Patienten in die Matratze drückte, richtete er sich ein Stück weit auf und fuhr mit seinen Händen ungeduldig unter sein Hemd. Aufgrund der Kälte zuckte Sasuke einmal kurz zusammen. Seine Haut war warm und weich. Trotzdem konnte er deutlich seine Bauchmuskeln spüren und zeichnete sie einen nach dem anderen mit den Fingern nach. Das hier war der Körper, den er so sehr begehrt hatte und in diesem Moment konnte er ihn haben. Selbst wenn er sich ein bisschen wie die Maus in der Falle vor einem Stück Käse fühlte, spürte er wie die Vorfreude in Form von Adrenalin durch sein Blut schoss. Er war so schön und er wollte am liebsten jeden Zentimeter davon erkunden.   Sasuke beugte sich nach vorne, die Hände links und rechts neben seinen Oberschenkeln abgestützt, und streifte mit seinen Lippen über Narutos Oberkörper, ohne ihn dabei wirklich zu berühren. Dabei hinterließ er eine Spur aus Gänsehaut und Naruto spürte einen wohligen Schauer. Er umkreiste seine Brustwarzen ein paar Mal mit seiner Zunge und wanderte dann immer weiter nach unten. Als er dann schließlich Sasukes warme Zunge an seiner Eichel spürte, wusste Naruto für einen Moment nicht mehr, wo oben und unten war und konnte nicht anders, als kehlig aufzustöhnen. Er war geschickt. Verdammt geschickt.   Die Zunge tanzte einmal seine komplette Länge entlang, verschwand vorwitzig unter seiner Vorhaut, nur um sich danach ausgiebig seinen Hoden zu widmen. Falls Naruto noch Zweifel gehabt hatte, ob es eine gute Idee gewesen war, sich auf Sasuke einzulassen, waren die nun gänzlich beseitigt. Dieser Mann war ein verdammter Blowjob-Gott und er wollte nichts lieber, als sich endlich in seinem Mund zu versenken. Immer wieder, am besten so lange bis die verdammte Sonne wieder aufging, sich einfach seinen Trieben hingeben und zulassen, dass das Verlangen wie heiße Lava durch seinen Körper strömte und ihn sich zu eigen machte. Narutos Atmung beschleunigte sich.   Als hätte er seine Gedanken gehört, schloss Sasuke mit einem Mal die Lippen um seine Spitze und begann quälend langsam an Narutos Erregung zu saugen. Es war gleichzeitig ein Genuss und die schlimmste Tortur, die Naruto jemals erlebt hatte. Diese künstliche Zurückhaltung war keineswegs das, was er gerade brauchte. Stück für Stück nahm Sasuke seinen Schwanz mehr in sich auf, bis Naruto schließlich einen Widerstand spürte. Dann hielt er inne, ließ ihn zappeln.   „Fuck.“   Sasuke schmunzelte triumphierend und Naruto reichte es. Er konnte nicht mehr warten. Unsanft vergriff er sich in seinen Haaren, drückte sein Gesicht näher an sein Becken und zwang ihn dann diese Position zu halten. Er genoss die leicht würgenden Geräusche die Sasuke von sich gab, als er damit begann, sich in seinen Mund zu stoßen. Wenn er ehrlich war, machte es ihn unglaublich an so die Kontrolle über ihn zu übernehmen. Auch Sasuke stöhnte leise. Es gefiel ihm anscheinend, wenn Naruto grob war. Die kleinen Vibrationen, die dabei in seiner Kehle entstanden, übertrugen sich direkt auf seine Erektion und er krallte sich fest in seine Kopfhaut. Das hier war gut. So gut. Naruto hatte das Gefühl als wäre er im Himmel und doch reichte es ihm nicht. Er wollte nicht nur seinen Mund, er wollte ihn ganz.   Ungeduldig griff er nach Sasukes Hemdkragen und zog ihn zu sich nach oben. Aus seiner zweiwöchigen Erfahrung konnte er sagen, dass die Dinger äußerst scheiße zu bügeln waren, aber darauf konnte er jetzt keine Rücksicht nehmen. Nicht, wenn Sasuke sich ihm so anbot und er endlich die Chance sah, sich für alles zu revanchieren. Hart krachten ihre Lippen aufeinander und begannen sich in einem unregelmäßigen Takt gegeneinander zu bewegen. Naruto schmeckte sich selbst. Es war weder romantisch noch leidenschaftlich. Ohne Rücksicht auf Verluste legte er sämtliche Aggressionen in diesen Kuss, die sich während der letzten Tage in ihm angestaut hatten und fuhr mit seinen Händen wieder unter Sasukes Hemd.   Schweiß perlte von der erhitzten Haut und Sasuke keuchte erregt als er die kühlen Hände auf seiner Brust spürte. Fahrig öffnete er die Knöpfe seines Hemdes und streifte es sich dann über die Schultern, sodass Naruto mehr Spielraum hatte. Sie unterbrachen den Kuss nur kurz. Der Anblick von Sasukes nackter Brust gefiel ihm und gleichzeitig hatte er das Bedürfnis Male auf der makellos hellen Haut zu hinterlassen. Er wollte nichts mehr als diese scheinheilige Perfektion zu zerstören, einen Makel schaffen, sein ganz persönliches Zeichen setzen auf dem Körper des Mannes, der sich so offensichtlich für etwas Besseres hielt.   Unsanft ließ Sasuke ihre Lippen erneut aufeinander krachen und Naruto kam ihm ohne zu zögern mit seiner Zunge entgegen. Er wollte Sasuke. Er wollte ihn so sehr und die Wut, die er seinetwegen im Bauch hatte, verstärkte diesen Wunsch nur noch. Obwohl er noch vor wenigen Minuten gezittert hatte wie ein Schlosshund, war ihm jetzt unendlich heiß.  Sasuke begann damit sein Becken gegen seines zu bewegen und er spürte, dass ihre Aktivitäten auch ihn nicht ganz kalt gelassen hatten. Sein Atem war mittlerweile schneller geworden und die Beule in seiner Hose war nicht mehr zu übersehen. Der Gedanke an Sasukes harten Schwanz ließ Naruto erregt stöhnen. Er wollte ihn endlich anfassen, wollte ihn ebenfalls zum Stöhnen bringen. Um das Geräusch zu überdecken, verbiss er sich fest an einer besonders empfindlichen Stelle in seinem Nacken. Sasuke zischte erregt und gab ein leises Wimmern von sich.   Bestimmt drückte er Naruto weg und stand dann auf, um sich in einer einzigen Bewegung Hose und Boxershorts über die Beine zu ziehen. Was nun zum Vorschein kam, war für Naruto nichts mehr neues, aber er hielt trotzdem einen Moment lang ehrfurchtsvoll inne, um diesen wunderschönen Ständer zu würdigen. Auffordernd stellte Sasuke sich dicht vor ihn und Naruto umschloss in fest mit seiner Hand. Grob begann er ihn zu pumpen und wieder stöhnte Sasuke rau auf. Auf jeden Fall mochte er es, wenn man ihm wehtat. Sein Schwanz lag hart und pulsierend in Narutos Hand, während er sich in seinen Schultern verkrallte.   „Schneller“, forderte er abgehakt keuchend.   Die Luft im Zimmer war mittlerweile stickig und schwer. Ihre nackten Körper waren über und über mit Schweiß bedeckt und zitterten vor Ungeduld und Anspannung. Es war wie ein Kampf. Niemand wollte dem anderen das Ruder vollständig überlassen und keiner wollte zugeben, dass er allmählich die Beherrschung verlor. Um die Kontrolle über den anderen zu behalten, war es notwendig, dass man die Kontrolle über sich selbst behielt und lange würde Naruto das nicht mehr durchhalten. Er wollte Sasuke endlich unter sich haben. Er wollte ihn zum Stöhnen und zum Schreien bringen. Und er wollte dass er wie damals unter der Dusche seinen Namen stöhnte, während er einmal quer über das ganze Bett abspritzte.   Offensichtlich musste er schwerere Geschütze auffahren. Sasuke mochte Schmerz? Gut, das konnte er haben. Vielleicht war das sogar so etwas wie seine Schwachstelle und der Grund dafür, warum er ihn ständig provozierte. Auf jeden Fall aber war es für Naruto eine Möglichkeit die Oberhand zu gewinnen. Mit einem Bein zog er Sasuke zu sich her und drehte sie dann kurzerhand so um, dass er nun unter ihm lag.   „Hast du Gleitgel?“, fragte er mit rauer Stimme.   Sasuke deutete auf die oberste Schublade des Nachtschränkchens. Neben dem Gleitgel entdeckte Naruto auch eine Packung Kondome, die er ebenfalls aufs Bett warf. Ohne Zeit zu verlieren drückte er Sasukes Beine auseinander und ließ seine Hand über die Hoden zu seinem Po wandern. Mit festem Griff spreizte er seine Backen und strich mit dem Finger mehrmals neckend über den Eingang.   „Mach endlich“, knurrte Sasuke.   Ohne sie vorher anzufeuchten, drang er probehalber mit der Fingerspitze in ihn ein und fühlte sofort einen gewissen Widerstand. Sasuke zischte leise vor Schmerz und spannte sich überrascht an, gleichzeitig jedoch konnte Naruto sehen wie ein fiebriger Glanz in seine Augen trat. Also gefiel es ihm. Der Anblick von Sasukes lustverzerrtem Gesicht, ließ das Blut augenblicklich noch viel schneller in Narutos Lenden schießen und er wollte mehr davon. In einer fließenden Bewegung verteilte er etwas Gleitgel auf seinen Fingern und drang direkt mit zwei Fingern in ihn ein.   „Nghhh.“   Sasuke bäumte sich auf. Sein Stöhnen war gleichzeitig  lustvoll und schmerzverzerrt und allein die Geräusche, die er machte, brachten Naruto an den Rand seiner Beherrschung. Er war nicht besonders vorsichtig gewesen und auch wenn er Gleitgel verwendet hatte, konnte er sich vorstellen, dass es nicht sehr angenehm war, direkt zwei Finger in sich aufzunehmen. Trotzdem ließ er Sasuke keine Zeit sich an das Gefühl zu gewöhnen und begann direkt damit sich in ihm zu bewegen. Erst machte er stoßartige Vor- und Zurückbewegungen, dann tastete er an der oberen Wand nach der kleinen Erhebung, die seine Prostata darstellte.   Wieder stöhnte Sasuke laut auf, verkrampfte sich. Offenbar konnte er sich nicht entscheiden, ob er es gut finden sollte oder schlecht, dass Naruto so intensiv diesen Punkt in ihm massierte. Aus eigener Erfahrung wusste er, dass die Stimulation ziemlich überwältigend sein und bis zur Überreizung führen konnte. Es erforderte etwas Feingefühl, das geeignete Maß zu finden, aber er wollte gerade nichts mehr, als Sasuke zum Schreien zu bringen. Darum griff er gleichzeitig wieder nach seinem Penis und nahm die Bewegungen von vorher wieder auf. Keuchend wand Sasuke sich unter ihm, versuchte ein weiteres Stöhnen zu unterdrücken. Das Bettlaken war mittlerweile total zerwühlt und erinnerte nicht mal mehr ansatzweise an die Ordnung, die zuvor hier geherrscht hatte.   „Willst du mehr?“, fragte Naruto neckend.   Immer wieder strich er mit leichtem Druck über die Prostata, wusste dass er Sasuke damit allmählich in den Wahnsinn trieb, der sich immer wieder anspannte und zusammenzuckte. Es gefiel ihm, die Kontrolle über den Bastard zu haben. „Fick dich“, knurrte der und biss sich fest auf die Lippe, um jegliche Geräusche zu unterdrücken.   Als er schließlich einen dritten Finger dazu nahm und scherenartige Bewegungen ausführte, konnte er sich jedoch nicht mehr zurückhalten. Er hatte den Kopf verzweifelt in den Nacken gelegt und ein erregtes Wimmern kam über seine leicht geöffneten Lippen, während er sich an allem festkrallte, was er zu Greifen bekam. Allein dieses Bild reichte aus, um Naruto fast sofort zum Kommen zu bringen. Rote Striemen zogen sich über seine Oberschenkel an den Stellen, an denen Sasuke versucht hatte sich an ihm festzuhalten und er genoss den süßen Schmerz, der von ihnen ausging. Er hasste diesen Bastard und gleichzeitig wollte er ihn gerade mehr als alles andere.   „Ich dachte mir, ich ficke lieber dich“, verkündete er grinsend.   Obwohl es ihm Spaß machte, den anderen zu quälen, wusste er, dass er dieses Spiel nicht ewig so fortsetzen konnte. Nicht nur Sasuke würde nicht mehr lange durchhalten, auch er spürte wie der Druck allmählich unangenehm wurde. Langsam zog er seine Finger aus ihm zurück und griff nach dem Kondom, das er vorhin aufs Bett geworfen hatte. Bei dem Gedanken daran, sich gleich in Sasukes heißer Enge zu versenken, wippte sein Schwanz ungeduldig und er unterdrückte ein erregtes Grollen. Er streifte sich das Kondom über und verteilte etwas Gleitgel darauf, dann drückte er Sasukes Pobacken auseinander und positionierte sich dazwischen. Mit seiner Spitze übte er leichten Druck auf den Muskel aus.   „Mach endlich. Oder bist du…“   Fest stieß er zu. Aus Sasukes Mund kam ein undefinierbares Geräusch, irgendwo zwischen purer Lust und Folterkeller und auch Naruto war vollkommen überwältigt von der Enge, die ihn umfing. Es war ein unbeschreibliches Gefühl, als er spürte, wie die Muskeln sich um ihn herum verkrampften und versuchten, sich gegen den Fremdkörper zu wehren. Er war enger als jeder Mann, den er zuvor gehabt hatte und er fürchtete, dass er in den nächsten drei Sekunden abspritzen würde, wenn er sich auch nur einen Millimeter bewegte. Auch auf Sasukes Schwanzspitze sammelten sich erste Lusttropfen.   „Fuck man, du stehst drauf wenn man dir wehtut, kann das sein?“, keuchte er.   Möglicherweise versuchte er auf diese Weise Zeit zu schinden, um davon abzulenken, wie nah Sasuke ihn bereits an den Rand des Orgasmus gebracht hatte, aber das würde er natürlich niemals zugeben.   „Halt die Fresse, Naruto.“   Sasukes Atmung ging auch unregelmäßig und er wirkte schon jetzt erschöpfter als nach einem Taijutsu Trainingskampf. Mehrere Schweißperlen hatten sich auf seiner Stirn gebildet und seine Wangen hatten einen leichten Rotschimmer angenommen. Fast war Naruto ein bisschen stolz auf sich, dass er ihn so weit gebracht hatte, aber er selbst sah wahrscheinlich auch nicht viel besser aus.   „Ich glaube, du bist gerade nicht in der Position, um mir Befehle zu erteilen“, erinnerte er ihn.   Ganz langsam zog er sich ein Stück weit aus Sasuke zurück und legte sich dann eines seiner Beine über die Schulter, um noch tiefer in ihn stoßen zu können.   „Du wirst sowieso nicht mehr lange durchhalten“, behauptete Sasuke spöttisch.   Es war das gleiche Spiel wie immer zwischen ihnen. Sasuke provozierte und Naruto reagierte. Ohne Vorwarnung rammte er sich bis zum Ansatz tief in ihn hinein, nur um sich danach sofort wieder zurückzuziehen und das Ganze zu wiederholen. Immer wieder stieß er in Sasuke, variierte dabei das Tempo und den Winkel. Jedes Mal, wenn er einen besonders empfindlichen Punkt in ihm traf, wurde er beim nächsten Mal noch härter. Schmerz. Lust. Hass. Das alles schien irgendwie miteinander zu verschwimmen und Naruto wurde in einen Strudel aus purer Leidenschaft gezogen, begleitet von Sasukes lautem Stöhnen und seinen eigenen Geräuschen.   Es war ein Rausch. Anders konnte er es nicht beschreiben. Immer wieder rammte er sich gnadenlos in den heißen Körper unter ihm und genoss jedes gequälte Wimmern, dass er Sasuke auf diese Weise entlocken konnte. Fingernägel vergruben sich in seinem Rücken, solange bis sie ihn blutig gekratzt hatten, aber es kümmerte ihn nicht. Das Bett stieß immer wieder mit einem dumpfen Geräusch gegen die Wand, aber auch das ignorierte er. In diesem Moment gab es nur noch Sasuke und ihn und er würde definitiv nicht der Erste sein, der aufgab.   Seine Hand wanderte zwischen ihre beiden Körper und er umfasste Sasukes Erregung. Wie vorhin schon begann er ihn grob zu pumpen, wobei seine Bewegungen unkonzentriert und fahrig waren. Er suchte Sasukes Lippen und sie trafen sich zu einem hungrigen Kuss, dem jedoch keiner der beiden seine volle Aufmerksamkeit schenkte. Immer wieder spürte er einen Luftzug, wenn einer von ihnen in den Kuss stöhnte. Daran war nichts Romantisches. Das hier war triebhaft. Anders konnte man es nicht bezeichnen. Aber es war so ziemlich das Geilste, was Naruto bisher in seinem Leben erlebt hatte.   Ein letztes Mal erhöhte er seine Geschwindigkeit. Er spürte, dass es jeden Moment so weit sein würde und packte Sasukes Schwanz nur noch fester, wischte mit seinem Daumen die Lusttropfen von seiner Spitze und verteilte sie über die ganze Länge. Sasuke warf den Kopf in den Nacken und stöhnte kehlig.   „Komm für mich, Baby“, forderte Naruto provokativ.   Er konnte es in seinem Gesicht sehen. Sah, wie ihm die patzige Antwort bereits auf den Lippen lag, doch er kam nicht mehr dazu, sie auszusprechen.   „Fick…“   Sasukes Glied zuckte und Naruto spürte wie eine warme Flüssigkeit über seine Hand lief. Die Muskeln in seinem Inneren kontrahierten und machten es ihm für einen Moment schwer, sich weiterhin im gleichen Tempo in ihm zu versenken. Er konzentrierte sich stattdessen voll und ganz auf den Anblick von Sasukes lustverschleiertem Gesichtsausdruck, als der die letzten Wellen seines Orgasmus auskostete und genoss es, wie der andere für einen Moment lang die Kontrolle über sich verlor. Erst dann bewegte er sich weiter in ihm. Nach ein paar Stößen kam auch er.   Erschöpft zog er sich aus Sasuke zurück und ließ sich neben ihn auf die Bettdecke fallen. Sein Brustkorb hob und senkte sich unregelmäßig, ihm war fast schwindelig vor Anstrengung und doch war er sich sicher, gerade den besten Sex seines Lebens gehabt zu haben. Er fühlte sich gut. Besser als jemals zuvor und er konnte nicht glauben, dass ausgerechnet der Bastard daran schuld haben sollte. Zumindest war er nicht gänzlich unbeteiligt gewesen, auch wenn Naruto die meiste Arbeit gemacht hatte. Eine Weile lang herrschte Stille, in der sie beide versuchten, ihre Atmung wieder zu beruhigen.   „Ich glaube du solltest jetzt gehen“, sagte Sasuke plötzlich.   Naruto, dem gerade beinahe die Augen zugefallen waren, schreckte hoch.   „Was? Warum?“, fragte er irritiert.   Ihm war schon klar, dass sie jetzt nicht wie ein verliebtes Pärchen die Nacht kuschelnd im gemeinsamen Bett verbringen würden, aber er hatte sich wenigstens noch ein bisschen Schonfrist erhofft. Draußen war es kalt und er hatte immer noch nichts zum Anziehen. Außerdem ließ Sasukes Tonfall bei ihm alle Alarmglocken klingeln.   „Zu diesem Haus haben nur Verbindungsmitglieder Zutritt.“   Ohne Naruto anzusehen, erhob er sich aus dem Bett und ging hinüber zum Kleiderschrank. Er schnappte sich ein paar frische Klamotten und reichte ihm dann wortlos einen der beiden Stapel. Wenigstens das war er ihm also noch schuldig. Schon in dem Moment als Neji seine Warnung ausgesprochen hatte, war in Naruto ein vager Verdacht aufgekeimt, woraufhin er sich nochmal gründlich informiert hatte. Allerdings war er sich bis zuletzt nicht sicher gewesen, ob Sasuke tatsächlich so abgebrüht war.   „Ich hatte also Recht“, stellte er ruhig fest.   Sasuke reagierte überrascht. Offensichtlich hatte er nicht damit gerechnet, dass Naruto nicht protestieren würde. Immerhin hatte er seine letzte Prüfung – wie alle anderen Aufgaben zuvor auch – erfolgreich bewältigt.   „Womit hattest du Recht?“, hakte er misstrauisch nach.   Naruto lächelte. Er hatte es bereits zu Neji gesagt. Unterschätzt mich nicht.   „Paragraph 23, Absatz 2, Satz 1“, antwortete er ruhig.   Er hatte jede einzelne der sieben Prüfungen bestanden. Er hatte fast drei Wochen lang alles getan, was Sasuke von ihm verlangt hatte. Mit der Zeit musste selbst der gemerkt haben, dass es schwierig werden würde, Naruto noch irgendwie davon abzuhalten, Teil der Verbindung zu werden. Naruto hatte zwar eine große Klappe, aber eine seiner anderen Eigenschaften war es auch, dass er nicht so schnell aufgab, egal wie viele Steine ihm in den Weg gelegt wurden. Es war vollkommen klar, dass Sasuke das unter keinen Umständen zulassen würde.   Nachdem ihn die Prüfungen nicht abgeschreckt hatten, blieb im Prinzip nur noch eine einzige Möglichkeit. Er musste Naruto dazu bringen, dass er gegen eine der Regeln aus der Satzung verstoßen würde. Paragraph 23, Absatz 2, Satz 1. Einem Anwärter ist es untersagt eine sexuelle Beziehung zu seinem Senior einzugehen. Dabei handelte es sich ironischerweise um eine Regel, die eigentlich die Anwärter vor sexuellem Missbrauch schützen sollte. Nach Nejis dezentem Hinweis, hatte Naruto sich die Satzung nochmal genauer angesehen. Immerhin wollte er seinen Gegner nicht unterschätzen.   „Du wusstest es?“, fragte Sasuke ungläubig.   Er zuckte mit den Schultern.   „Du hast mich die verdammte Satzung auswendig lernen lassen“, erinnerte er ihn dann.   Ja, er hasste auswendig lernen. Und noch mehr hasste er sinnloses auswendig lernen. Aber das was ihm in den Kopf geschossen war, als er Sasuke zum ersten Mal gesehen hatte, war nun mal Sex gewesen und deswegen hatte er sich ganz besonders diese Regel gemerkt. Mit dem Hintergedanken, dass sie ihm theoretisch jederzeit zum Verhängnis werden konnte – was ja letztendlich auch passiert war.   „Warum hast du dann trotzdem mit mir geschlafen?“, wollte Sasuke vollkommen perplex wissen.   Diesmal musste Naruto breit grinsen. Weil ich niemals vorhatte, in eure lächerliche Verbindung aufgenommen zu werden. Weil mit dir zu schlafen schon von Anfang an genau das war, was ich wollte. Weil ich dir so beweisen konnte, dass ich kein Loser bin. Weil es der beste Sex deines Lebens war und du wieder zu mir kommen wirst. Er sprach keinen dieser Gedanken laut aus.   „Manchmal muss man seine Ziele einfach abwägen“, sagte er stattdessen schulterzuckend. „Wie sagt ihr Juristen so schön, ich habe billigend in Kauf genommen, dass ich aus eurer Verbindung ausgeschlossen werde.“   Dazu fiel selbst Sasuke nichts mehr ein.   „Hn.“   Naruto streifte das Kondom ab und schlüpfte dann in die Klamotten, die Sasuke ihm freundlicherweise doch noch überlassen hatte. Er würde irgendwann noch einmal herkommen müssen, um sie ihm zurückzubringen und seine eigenen Sachen abzuholen, falls die bis dahin wieder aufgetaucht waren. Eigentlich hing er schon sehr an dem orangefarbenen Hoodie, aber gleichzeitig hatte er für die nächste Zeit erstmal genug von Verbindungsbrüdern, auch wenn er die Sache mit Sasuke nicht bereute. Dafür war der Sex einfach viel zu gut gewesen.   „Na dann werde ich mal gehen“, verkündete er schließlich und griff nach der Türklinke, bevor er sich noch ein letztes Mal  grinsend zu ihm umdrehte. „Falls du irgendwann mal keine Lust mehr auf langweilige Streber und Pseudoelite hast, kannst du gerne mal in meinem Haus vorbeischauen. Da hat eigentlich jeder Zutritt, weil die Oma aus der Wohnung im Erdgeschoss immer die Haustür offen lässt, nachdem sie einkaufen war.“   Misstrauisch zog Sasuke eine Augenbraue nach oben.   „Tz, und was sollte ich da wollen?“   Er hatte abwehrend die Arme vor der Brust verschränkt, aber in seinen Augen flackerte für den Bruchteil einer Sekunde Unsicherheit. Die Tatsache, dass Naruto sich kein bisschen darum scherte, dass er nicht wie erwartet in die Verbindung aufgenommen wurde, brachte ihn vollkommen aus dem Konzept. Offensichtlich fiel es ihm wirklich schwer zu verdauen, dass jemand tatsächlich kein Interesse daran haben könnte, Teil von Alpha Ny Beta Ypsilon zu werden.   „Ich weiß nicht“, Naruto zwinkerte ihm zu. „Aber wenn du mir Frühstück und eine Flagge für meine Fahnenstange mitbringst, lasse ich dich vielleicht sogar rein.“   Kapitel 6: Ypsilon (light) -------------------------- -Ypsilon-   In reeller Zeit gemessen – also Sekunden, Minuten, was auch immer – brauchte Naruto vielleicht sogar weniger lang als der durchschnittliche Anwärter, um alle Ringe aus dem See zu fischen. Wie gesagt, er war ein einigermaßen erfahrener Schwimmer und er konnte auch außergewöhnlich gut die Luft anhalten, was wohl daran lag, dass er seinen Eltern als Kind einige Male damit gedroht hatte sich auf diese Weise umzubringen, wenn er nicht noch mehr Schweinefleisch in seine Nudelsuppe bekam. In gefühlter Zeit – also dem, was er persönlich wahrnahm – waren diese Minuten und Sekunden in etwa so schnell vorbei wie eine Mathestunde, in der der Satz des Pythagoras hergeleitet wurde. Drei Buchstaben die er schon immer gehasst hatte, a², b² und c². Nun hatten sich die folgenden vier dazugesellt: Alpha Ny Beta Ypsilon.   Ein weiteres Hassobjekt auf seiner Liste war Sasuke, der ihn nur schadenfroh anlächelte, als er zitternd und bibbernd wieder aus dem Wasser stieg, in seiner Hand die vier Ringe. Er hatte es geschafft, aber irgendwie blieb diesmal das Gefühl des Triumphes aus, was daran liegen mochte, dass sein Gehirn quasi schockgefrostet war. Sein Körper hatte sich runtergefahren, war nur noch auf die wichtigsten Funktionen fokussiert und dazu gehörten im Moment Frieren und diese verdammte Verbindung für ihre bescheuerten Aufnahmerituale verfluchen.   Als sie sahen, dass Naruto aus dem Wasser stieg und es ihm tatsächlich gelungen war, alle vier Ringe vom Grund des Sees zu holen, verloren die Gaffer das Interesse und zogen sich in kleinen Grüppchen ins Haus zurück. Niemand freute sich, dass er es geschafft hatte, niemand beglückwünschte ihn zur bestandenen Aufnahmeprüfung. Stattdessen wirkten sie eher enttäuscht darüber, dass er keine schwerwiegenden Erfrierungen davon getragen hatte. Wahrscheinlich hätten sie sich gewünscht, dass er in dem verdammten See erbärmlich ertrunken wäre, einfach um ein bisschen Abwechslung in ihr tristes und langweiliges Leben zu bringen. Den Gefallen würde Naruto ihnen jedoch nicht tun. Sollten sie doch selber ins Wasser gehen und sich am besten gegenseitig ersäufen.   Achtlos warf er die Ringe vor Sasuke ins Gras und ging dann hoch erhobenen Hauptes zu dem Baum, an dem er glaubte, seine Klamotten gelassen zu haben. Blöderweise war der Ast komplett leer. Da waren weder Schuhe, noch sein Pullover. Nicht mal seine Boxershorts, einfach nichts. Von etwas weiter vorne hörte er ein gehässiges Lachen und er verdrehte genervt die Augen. Natürlich hatten die Vollpfosten nicht Besseres zu tun gehabt, als ihm auch noch seine Klamotten zu klauen. Witzig, wirklich witzig. Vielleicht hätte er unter normalen Umständen darüber lachen können, aber gerade im Moment fror er sich seinen Arsch ab und wollte nichts anderes, als endlich wieder in warme Kleidung zu schlüpfen. Der kalte Wind stach auf seiner nassen Haut und seine Lippen waren bereits blau angelaufen.   „Suchst du was?“, fragte Sasuke scheinheilig.   Naruto fuhr zu ihm herum. War ja klar, dass der Bastard sich jetzt auch noch über ihn lustig machen musste.   „Ja, meine Klamotten“, giftete er. „Es ist zufällig schweinekalt.“   Ein Schmunzeln legte sich auf Sasukes Lippen und er sah an Naruto herunter.   „Ja, das sehe ich.“   Mittlerweile waren die beiden allein am See. Außer ihnen waren alle schon wieder zum Haus zurückgekehrt, aber so ganz unbedeckt wollte Naruto dann auch nicht gehen. Solange er hier blieb, konnte er sich noch hinter ein paar Bäumen verstecken, aber weiter vorne hatte man von der Straße aus einen perfekten Einblick in den Garten. Nicht dass Naruto nicht davon überzeugt wäre, dass er nackt einen wunderbaren Ausblick abgab, aber heute waren schon genug fremde Leute in diesen Genuss gekommen. Man musste es ja nicht direkt übertreiben.   „Gib mir wenigstens deine Jacke“, forderte er.   Zu seiner Überraschung tat Sasuke ausnahmsweise einmal das, was er von ihm verlangte. Entweder er hatte tatsächlich Mitleid mit Naruto oder schlicht und ergreifend keine Lust, sich das Rumgejammer anzuhören, was definitiv gefolgt wäre. Die Jacke war nicht besonders groß, deckte aber das nötigste ab und vor allen Dingen konnte er sie dazu benutzen, sich provisorisch abzutrocknen. Sie roch nach Sasuke, der jetzt neben ihm stand, nur noch in seinem Hemd, und sich die Temperaturen trotzdem nicht einmal ansatzweise anmerken ließ. Möglicherweise eines der wenigen Dinge, für die Naruto ihn ein klitzekleines bisschen bewunderte. Und für seinen Knackarsch, der wohl vom Taijutsu kommen musste.   „Lass uns reingehen, dann kriegst du was von mir zum Anziehen“, sagte Sasuke monoton.   Unwillkürlich fragte Naruto sich, ob er wirklich eines dieser steifen weißen Hemden tragen wollte. Er stellte sich vor, dass Sasukes ganzer Kleiderschrank bis oben hin damit gefüllt war. Eines neben dem anderen, fein säuberlich gefaltet und gestärkt. Er musste es ja wissen, immerhin hatte er die Dinger die letzten zweieinhalb Wochen gewaschen. Bisher hatte er Sasuke noch nie in etwas anderem gesehen und auch wenn es ihm seltsamerweise stand, sah der Rest der Verbindungstypen darin aus wie ein Haufen Lackaffen. Naruto würde genauso aussehen und das wollte er nicht. Auf der anderen Seite hatte er jedoch auch keine Ahnung, wo die anderen seine Klamotten versteckt hatten und irgendwie musste er ja auch wieder nach Hause kommen.   „Hast du auch was anderes als diese seltsamen Hemden?“   Sasuke schmunzelte und ging dann schon mal los.   „Wir werden sehen“, sagte er geheimnisvoll.   Hastig machte Naruto zwei größere Schritte, um zu ihm aufzuschließen und achtete dabei pingelig genau darauf, dass die Jacke auch wirklich alles notwendige bedeckte. Der Boden war unangenehm unter seinen Füßen. Überall lagen kleine Zweige, die schrecklich piksten und das Gras fühlte sich verdammt kalt an. Je schneller er wieder im Haus war, desto besser. Dort erwarteten ihn frische Klamotten, Wärme und wenn Sasuke gut drauf war vielleicht sogar eine Dusche, um sich den Dreck vom See abzuwaschen. Nachdem er alle Prüfungen bestanden hatte, hatte Naruto das seiner Meinung nach durchaus verdient.   Sie betraten das Haus, in dem bereits wieder der übliche Betrieb herrschte, so als wären sie nicht alle gerade noch vor wenigen Minuten im Garten gewesen, um Naruto dabei zuzusehen, wie er sich im kalten Wasser abquälte. Kaum einer schenkte ihnen Beachtung und sie gingen schweigend die Treppe nach oben zu Sasukes Zimmer. Er schloss die Tür auf und ließ dann Naruto hinter sich eintreten. Wie immer war es hier fast schon eklig ordentlich. Das Bettzeug war präzise gefaltet, nirgendwo auf dem Boden lagen irgendwelche Klamotten herum und auf dem Schreibtisch lag ein einsamer Block, neben dem in perfekter Parallelität ein Kugelschreiber auf seinen Einsatz wartete. Er war so ein Streber.   „Ich hätte gerne meine Jacke zurück“, Sasuke hielt ihm plötzlich die offene Hand entgegen.   Abwehrend trat Naruto einen Schritt zurück und sah ihn aus erschrocken geweiteten Augen ungläubig an.   „Was? Aber du hast gesagt, dass du mir ein paar Klamotten von dir gibst.“   Sasuke zuckte nur mit den Schultern.    „Ich hab’s mir anders überlegt.“   Er hätte es wissen müssen. Wie hatte er auch nur eine Sekunde lang glauben können, dass Sasuke ihm tatsächlich aus purer Nettigkeit ein Angebot gemacht hatte?  Die Antwort war einfach. Gutgläubig wie er nun mal war, hatte er ihm natürlich geglaubt und sich auf sein Wort verlassen.   „Was? Das kannst du nicht machen“, schimpfte er ungehalten. „Wir hatten doch bestimmt einen mündlichen Vertrag oder sowas!“   So fest er konnte, krallte er sich an der Jacke fest. Ganz bestimmt würde er nicht wieder nackt aus diesem Zimmer herausspazieren und sich vor allen anderen Verbindungsmitgliedern die Blöße geben. Es konnte ewig dauern, bis er seine Klamotten wiedergefunden hatte oder zumindest diejenigen, die sie versteckt hatten. Helfen würde ihm mit Sicherheit niemand.   „Wenn überhaupt einen Schenkungsvertrag. Das ist etwas anderes“, Sasuke sah ihn an, als würde es sich dabei um eine Tatsache handeln, die selbst die Kleinsten im Kindergarten schon beigebracht bekommen hatten.   „Du bist so ein Wichser“, zischte Naruto.   Um Sasukes ausgestreckter Hand auszuweichen, ging er in einem kleinen Bogen um ihn herum und setzte sich dann unaufgefordert auf sein Bett, die Jacke dicht an seinen Schoß gepresst. Es stand außer Frage, dass Naruto dieses dämliche Stück Stoff bis aufs Letzte verteidigen würde. Im Grunde genommen spielte es keine Rolle, ob er sie behielt oder wieder mal vollkommen nackt in der Gegend herum stand, der Peinlichkeitsfaktor schenkte sich so gut wie nichts, aber es ging ums Prinzip. Nachdem er sowieso keine neuen Klamotten bekommen würde, musste er wenigstens das bisschen bewahren, was ihm geblieben war.   „Schuldig im Sinne der Anklage, aber meine kleine Show hat dir das letzte Mal doch gefallen, soweit ich mich erinnere“, Sasuke grinste anzüglich und kam noch einen Schritt auf das Bett zu.   Unwillkürlich tauchten Bilder vor Narutos innerem Auge auf. Nichts hatte sich jemals so sehr in seine Netzhaut eingebrannt, wie das Bild von Sasuke, der mit seinem Namen auf den Lippen eine Ladung Sperma gegen die Glaswand der Dusche spritzte. Man konnte es fast schon als Netzhaut-Tattoo bezeichnen. Ohne dass er etwas tun konnte, sprang sein Schwanz sofort auf die Provokation an und dieser raue, herausfordernde Tonfall hatte ihn sowieso schon immer scharf gemacht. Allerdings bezweifelte Naruto, dass Sasuke das Gleiche wollte wie er und würde deswegen zunächst für klare Verhältnisse sorgen.   „Sasuke, was willst du?“   Seine Jacke würde er auf jeden Fall nicht zurückbekommen, bevor er ihm nicht etwas anderes zum Anziehen gegeben hatte.   „Ich will dir ein Angebot machen“, fuhr Sasuke fort. „Gib mir meine Jacke und wir können gerne etwas anderes mündlich besiegeln, wie zum Beispiel deine Mitgliedschaft bei Alpha Ny Beta Ypsilon. Ich bin bereit meine Aussage mit dem Loser nochmal zu überdenken.“   Provozierend ließ er seine Zunge über seine Lippen gleiten und Naruto konnte gar nicht anders, als auf diesen sinnlichen Mund zu starren. Wie es sich wohl anfühlen würde, sich in ihm zu versenken? Ohne, dass er es bewusst wahrnahm, wurde sein Griff um die Jacke lockerer. Seine Konsequenz war nicht besonders ausgeprägt, aber dieses Angebot war einfach zu verlockend, um es einfach zu ignorieren. Dennoch blieb er skeptisch.   „Du hast mich abblitzen lassen“, knurrte er.   Sasuke trat nun direkt vor das Bett und schob beinahe widerstandslos das letzte Stück Stoff zur Seite, mit dem Naruto sich notdürftig bedeckt hatte. Noch vor wenigen Sekunden hatte er sich vorgenommen die Jacke bis aufs Blut zu verteidigen, aber wenn man mal ehrlich war, war seine Gegenwehr gerade ein Witz. Und schuld daran waren einfach nur ein paar schmutzige Bemerkungen. Wie erbärmlich. Neugierig ließ Sasuke den Blick über Narutos Brust und weiter nach unten wandern, nur um festzustellen, dass seine Worte ihn nicht vollkommen kalt gelassen hatten. Er lachte leise und es klang ungewohnt befreit und ehrlich.   „Wie war das?“, stichelte er. „Schneewittchen, lass mich in deinen Apfelpo beißen? Da hätte dich jeder abblitzen lassen.“   Bei der Erinnerung an den Anmachspruch, mit dem er es damals bei Sasuke versucht hatte, stieg Naruto augenblicklich die Schamesröte ins Gesicht, was vielleicht gar nicht mal so schlecht war, weil das Blut sich dann nicht anderswo sammeln konnte. Selbst wenn Sasuke Recht hatte und wahrscheinlich tatsächlich jeder so reagiert hätte, musst er ihm das ja nicht unbedingt nochmal unter die Nase reiben. Am liebsten hätte er diesen Vorfall einfach verdrängt. Von allen peinlichen Aktionen, die er in den letzten Tagen gebracht hatte, war das definitiv die Peinlichste gewesen.   „Ich war betrunken“, versuchte er sich dennoch herauszureden.   Ohne Vorwarnung kam Sasuke nochmal einen Schritt auf ihn zu und legte ihm sanft eine Hand auf den nackten Bauch, nur wenige Zentimeter oberhalb seiner Hüfte. Er begann mit den Fingern kleine Kreise zu ziehen und Narutos Atmung beschleunigte sich, als sie allmählich immer größer wurden.   „Und jetzt bist du es nicht“, stellte er fest.       *~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*       Erschöpft ließ sich Naruto neben Sasuke auf die Bettdecke fallen. Sein Brustkorb hob und senkte sich unregelmäßig, ihm war fast schwindelig vor Anstrengung und doch war er sich sicher, gerade den besten Sex seines Lebens gehabt zu haben. Er fühlte sich gut. Besser als jemals zuvor und er konnte nicht glauben, dass ausgerechnet der Bastard daran schuld haben sollte. Zumindest war er nicht gänzlich unbeteiligt gewesen, auch wenn Naruto die meiste Arbeit gemacht hatte. Eine Weile lang herrschte Stille, in der sie beide versuchten, ihre Atmung wieder zu beruhigen.   „Ich glaube du solltest jetzt gehen“, sagte Sasuke plötzlich.   Naruto, dem gerade beinahe die Augen zugefallen waren, schreckte hoch.   „Was? Warum?“, fragte er irritiert.   Ihm war schon klar, dass sie jetzt nicht wie ein verliebtes Pärchen die Nacht kuschelnd im gemeinsamen Bett verbringen würden, aber er hatte sich wenigstens noch ein bisschen Schonfrist erhofft. Draußen war es kalt und er hatte immer noch nichts zum Anziehen. Außerdem ließ Sasukes Tonfall bei ihm alle Alarmglocken klingeln.   „Zu diesem Haus haben nur Verbindungsmitglieder Zutritt.“   Ohne Naruto anzusehen, erhob er sich aus dem Bett und ging hinüber zum Kleiderschrank. Er schnappte sich ein paar frische Klamotten und reichte ihm dann wortlos einen der beiden Stapel. Wenigstens das war er ihm also noch schuldig. Schon in dem Moment als Neji seine Warnung ausgesprochen hatte, war in Naruto ein vager Verdacht aufgekeimt, woraufhin er sich nochmal gründlich informiert hatte. Allerdings war er sich bis zuletzt nicht sicher gewesen, ob Sasuke tatsächlich so abgebrüht war.   „Ich hatte also Recht“, stellte er ruhig fest.   Sasuke reagierte überrascht. Offensichtlich hatte er nicht damit gerechnet, dass Naruto nicht protestieren würde. Immerhin hatte er seine letzte Prüfung – wie alle anderen Aufgaben zuvor auch – erfolgreich bewältigt.   „Womit hattest du Recht?“, hakte er misstrauisch nach.   Naruto lächelte. Er hatte es bereits zu Neji gesagt. Unterschätzt mich nicht.   „Paragraph 23, Absatz 2, Satz 1“, antwortete er ruhig.   Er hatte jede einzelne der sieben Prüfungen bestanden. Er hatte fast drei Wochen lang alles getan, was Sasuke von ihm verlangt hatte. Mit der Zeit musste selbst der gemerkt haben, dass es schwierig werden würde, Naruto noch irgendwie davon abzuhalten, Teil der Verbindung zu werden. Naruto hatte zwar eine große Klappe, aber eine seiner anderen Eigenschaften war es auch, dass er nicht so schnell aufgab, egal wie viele Steine ihm in den Weg gelegt wurden. Es war vollkommen klar, dass Sasuke das unter keinen Umständen zulassen würde.   Nachdem ihn die Prüfungen nicht abgeschreckt hatten, blieb im Prinzip nur noch eine einzige Möglichkeit. Er musste Naruto dazu bringen, dass er gegen eine der Regeln aus der Satzung verstoßen würde. Paragraph 23, Absatz 2, Satz 1. Einem Anwärter ist es untersagt eine sexuelle Beziehung zu seinem Senior einzugehen. Dabei handelte es sich ironischerweise um eine Regel, die eigentlich die Anwärter vor sexuellem Missbrauch schützen sollte. Nach Nejis dezentem Hinweis, hatte Naruto sich die Satzung nochmal genauer angesehen. Immerhin wollte er seinen Gegner nicht unterschätzen.   „Du wusstest es?“, fragte Sasuke ungläubig.   Er zuckte mit den Schultern.   „Du hast mich die verdammte Satzung auswendig lernen lassen“, erinnerte er ihn dann.   Ja, er hasste auswendig lernen. Und noch mehr hasste er sinnloses auswendig lernen. Aber das was ihm in den Kopf geschossen war, als er Sasuke zum ersten Mal gesehen hatte, war nun mal Sex gewesen und deswegen hatte er sich ganz besonders diese Regel gemerkt. Mit dem Hintergedanken, dass sie ihm theoretisch jederzeit zum Verhängnis werden konnte – was ja letztendlich auch passiert war.   „Warum hast du dann trotzdem mit mir geschlafen?“, wollte Sasuke vollkommen perplex wissen.   Diesmal musste Naruto breit grinsen. Weil ich niemals vorhatte, in eure lächerliche Verbindung aufgenommen zu werden. Weil mit dir zu schlafen schon von Anfang an genau das war, was ich wollte. Weil ich dir so beweisen konnte, dass ich kein Loser bin. Weil es der beste Sex deines Lebens war und du wieder zu mir kommen wirst. Er sprach keinen dieser Gedanken laut aus.   „Manchmal muss man seine Ziele einfach abwägen“, sagte er stattdessen schulterzuckend. „Wie sagt ihr Juristen so schön, ich habe billigend in Kauf genommen, dass ich aus eurer Verbindung ausgeschlossen werde.“   Dazu fiel selbst Sasuke nichts mehr ein.   „Hn.“   Naruto streifte das Kondom ab und schlüpfte dann in die Klamotten, die Sasuke ihm freundlicherweise doch noch überlassen hatte. Er würde irgendwann noch einmal herkommen müssen, um sie ihm zurückzubringen und seine eigenen Sachen abzuholen, falls die bis dahin wieder aufgetaucht waren. Eigentlich hing er schon sehr an dem orangefarbenen Hoodie, aber gleichzeitig hatte er für die nächste Zeit erstmal genug von Verbindungsbrüdern, auch wenn er die Sache mit Sasuke nicht bereute. Dafür war der Sex einfach viel zu gut gewesen.   „Na dann werde ich mal gehen“, verkündete er schließlich und griff nach der Türklinke, bevor er sich noch ein letztes Mal  grinsend zu ihm umdrehte. „Falls du irgendwann mal keine Lust mehr auf langweilige Streber und Pseudoelite hast, kannst du gerne mal in meinem Haus vorbeischauen. Da hat eigentlich jeder Zutritt, weil die Oma aus der Wohnung im Erdgeschoss immer die Haustür offen lässt, nachdem sie einkaufen war.“   Misstrauisch zog Sasuke eine Augenbraue nach oben.   „Tz, und was sollte ich da wollen?“   Er hatte abwehrend die Arme vor der Brust verschränkt, aber in seinen Augen flackerte für den Bruchteil einer Sekunde Unsicherheit. Die Tatsache, dass Naruto sich kein bisschen darum scherte, dass er nicht wie erwartet in die Verbindung aufgenommen wurde, brachte ihn vollkommen aus dem Konzept. Offensichtlich fiel es ihm wirklich schwer zu verdauen, dass jemand tatsächlich kein Interesse daran haben könnte, Teil von Alpha Ny Beta Ypsilon zu werden.   „Ich weiß nicht“, Naruto zwinkerte ihm zu. „Aber wenn du mir Frühstück und eine Flagge für meine Fahnenstange mitbringst, lasse ich dich vielleicht sogar rein.“  Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)