Alpha Ny Beta Ypsilon von -Zerschmetterling- (Dem Behauptenden obliegt der Beweis.) ================================================================================ Kapitel 1: Alpha ---------------- -Alpha-   Sie kotzte. Einmal quer über den ganzen Tisch. Daran gab es nichts zu beschönigen. Der Geruch war leicht säuerlich und so beißend, dass Naruto nicht verhindern konnte, dass ihm selbst ein wenig übel wurde. Er wollte nicht hinsehen, aber musste es irgendwie doch. Die Konsistenz des Erbrochenen ließ darauf schließen, dass sie außer dem Alkohol in den letzten Stunden nicht besonders viel zu sich genommen hatte. Aufgrund ihrer zierlichen Figur vermutete er, dass sie wohl insgesamt nicht so viel vertrug. Sie tat ihm Leid. In ihren Augen erkannte er Tränen, auch wenn sie versuchte, ihr Gesicht hinter den langen schwarzen Haaren zu verstecken und sie schluchzte unterdrückt. Es war erniedrigend und obwohl er es nicht war, der sich gerade vor aller Augen übergeben hatte, fühlte er sich ebenfalls beschämt.   Die meisten Gäste ließen sich davon jedoch nicht stören. Ausgelassen tanzten sie zur elektronischen Musik, die aus den Boxen in allen Ecken des Wohnzimmers dröhnte und versanken dabei in ihrer ganz eigenen Welt. Überall wurde gelacht, getrunken, gefeiert. Viele Gäste – darunter auch Naruto und Kiba – waren nicht einmal Mitglied in der Verbindung, aber Alpha Ny Beta Ypsilon war nun mal dafür bekannt, dass sie die besten Partys der Stadt veranstalteten. Es gab Alkohol in Massen, die Hemmungen fielen schneller als irgendwo sonst und die Feier fand in einer verdammten Altstadtvilla statt. Wenn man nicht mindestens bei einer Alpha Ny Beta Ypsilon Party dabei gewesen war, hatte man kein richtiges Studentenleben gelebt. Deswegen war es auch mittlerweile so voll, dass die Verbindung einen Einlassstopp verhängt hatte.   Das was hier gerade ablief, war aber definitiv keiner der Gründe, warum Naruto auf die Party gewollt hatte. Insgesamt sechs Verbindungstypen hatten sich rund um den Tisch und somit um die junge Frau aufgestellt. Vor ihr standen mehrere Pappbecher, die zum Teil schon leer und zum Teil noch mit einer roten Flüssigkeit gefüllt waren. Für eine Person allein waren es jedenfalls definitiv zu viele. Vor allem, wenn es sich um ein junges, zierliches Mädchen handelte. Obwohl die Kleine ziemlich fertig aussah, hätte Naruto sie vermutlich attraktiv gefunden, wenn er nicht stockschwul wäre. Insbesondere das glänzende schwarze Haar gefiel ihm. Er hatte schon immer eine Vorliebe für Schwarzhaarige gehabt.   „Hyuuga, war das etwa schon alles? Von Nejis kleiner Cousine hätte ich etwas mehr erwartet“, feixte einer der Verbindungsbrüder.   Dabei griff er der jungen Frau unsanft ins Gesicht und zwang sie so, ihn anzusehen. In ihren Augen sah Naruto die blanke Angst und ihre Lippen bebten vor Unsicherheit. Unruhig wand sie sich auf ihrem Stuhl hin und her, traute sich aber nicht, sich aus dem Griff des Typen zu befreien. Naruto spürte, wie es in ihm begann zu brodeln. Wenn er eins nicht ausstehen konnte, dann war es, wenn sich jemand an eindeutig Schwächeren vergriff. Seine Meinung von den Verbindungsbrüdern war sowieso nicht besonders hoch, aber das hier toppte seine Erwartungen bei weitem.   Die sechs Umstehenden hatten sich allesamt zu ihrer vollen Größe aufgerichtet, während das arme Ding total zusammengekauert auf dem Stuhl saß und es kaum wagte, zu ihnen aufzusehen.  Selbst für ihn wäre so eine Situation einschüchternd gewesen und normalerweise wusste er sich durchaus zu wehren. Der Typ, der sie gepackt hatte, griff nun nach ihrem Hinterkopf und begann sie langsam in Richtung ihrer eigenen Kotze zu drücken.   „Bitte nicht“, hauchte das Mädchen leise. Sogar ihre Stimme zitterte. Die Männer um sie herum lachten nur verächtlich.   Naruto spürte, wie die Wut in ihm weiter hochkochte. Er stupste Kiba an, der bis eben in ein sinnloses Gespräch über die besten Biermarken vertieft gewesen war, und machte ihn durch ein kurzes Kopfnicken auf die Situation aufmerksam. Die beiden waren hier nur zu Gast, wollten eigentlich nur ein kleines bisschen feiern, eben Spaß haben, wie es sich für Studenten so gehörte. Doch Naruto hatte das Gefühl, dass er dieser Schikane keine Sekunde länger einfach so zuschauen konnte und wollte sich zuvor absichern, dass sein bester Freund ihm in jedem Fall den Rücken decken würde.   „Neji, bitte“, flüsterte das Mädchen hilflos und sah dabei einen der Männer an, der schräg vor ihr stand.   Ihr Gesicht war nur noch wenige Zentimeter von ihrem Erbrochenen entfernt und Naruto konnte deutlich sehen, dass sie schon wieder kurz davor war, sich erneut zu übergeben. Selbst auf die Distanz war der Geruch absolut penetrant und unangenehm. Hilflos begann sie zu würgen und presste fest die Augen zusammen.   „Du bist eine einzige Enttäuschung, Hinata“, sagte der Typ, den sie kurz zuvor mit Neji angesprochen hatte. „Mit deiner bloßen Existenz beschmutzt du den Namen der Hyuuga. Verschwinde zurück in das Loch, aus dem du gekommen bist und trete mir bloß nie wieder unter die Augen. Du bist armselig.“   Schon auf den ersten Blick konnte Naruto feststellen, dass dieser Neji so ziemlich alles verkörperte, was er an den Verbindungsbrüdern hasste. Mit jeder einzelnen Zelle strahlte er aus, dass er sich für etwas Besseres hielt. Das dunkle Haar war akkurat zurückgebunden, über seinem strahlendweißen Hemd trug er einen teuer aussehenden Kaschmirpullover und die Lederschuhe waren vermutlich heute erst geputzt worden. Dazu warf er dem armen Mädchen, die er mit Hinata angesprochen hatte, einen so abfälligen Blick zu, dass es Naruto kalt den Rücken herunterlief. Auch wenn er es zuvor mit eigenen Ohren gehört hatte, wollte er nicht glauben, dass die beiden wirklich verwandt waren.   „Hey, ihr scheiß Schnösel“, Naruto ging in großen Schritten auf den Tisch zu.   Ohne sich noch einmal umzudrehen, wusste er, dass Kiba direkt hinter ihm stand. Auf seinen besten Freund war eben Verlass und der würde ihn unter keinen Umständen im Stich lassen, egal wie das hier endete. Sofort spürte er die Blicke der sechs Männer auf sich. Sie alle spannten wie auf ein unsichtbares Kommando hin die Schultern an.   „Lasst sie in Ruhe“, forderte er grollend. „Wenn hier einer armselig ist, dann seid ihr das. Man vergreift sich nicht an Schwächeren.“   Im ganzen Raum wurde es still, als hätte jemand den Lautstärkeregler heruntergedreht. Dabei lief die Musik noch immer aus vollen Boxen – nur redete plötzlich keiner mehr. Einer der Männer trat vor. Direkt auf Naruto zu, der sich in diesem Moment nochmal gründlich überlegte, ob das wirklich eine gute Idee gewesen war. Selbst wenn er Kiba auf seiner Seite hatte, waren die anderen deutlich in der Überzahl und noch dazu befanden sie sich im Haus der Alpha Ny Beta Ypsilon Studentenverbindung, was bedeutete, dass die einen eindeutigen Heimvorteil hatten.   In Gedanken verfluchte er Kiba, der ihn dazu überredet hatte, auf diese dumme Party zu gehen. Er wusste, warum er sich zunächst dagegen gesträubt hatte. Sie passten einfach nicht hierher. Er passte einfach nicht hierher. Im Gegensatz zu den Verbindungstypen trug er lieber bequeme Hoodies als Hemd und Krawatte und auch dieses ganze elitäre Getue ging ihm mächtig auf den Keks.  Es war ein Wunder, dass sie sie überhaupt reingelassen hatten.   „Wer will uns das vorschreiben?“   Der Typ stand jetzt dicht vor Naruto. Wahrscheinlich, weil er ihn auf diese Weise einschüchtern wollte, doch Naruto blieb gänzlich unbeeindruckt. Zumindest ließ er sich nach außen hin nichts anmerken und das obwohl der Kerl einige Zentimeter größer war als er selbst.   „Ich will euch das vorschreiben“, antwortete er selbstbewusst und verschränkte die Arme vor der Brust.   Dieser Neji gab ein abfälliges Zischen von sich.   „Wer bist du überhaupt?“, fragte er und klang dabei betont desinteressiert.   In Naruto kochte es. So sehr, dass er dem Typen am liebsten eine reingehauen hätte, doch er ahnte, dass es keine besonders gute Idee sein würde, jetzt und hier eine Schlägerei anzuzetteln. Außer diesen sechs waren noch weitere Verbindungsbrüder im Haus, die sich sicherlich mit einmischen würden. Erst vorhin hatte er ein besonders unsympathisches Exemplar kennengelernt. Schwarze Haare, blasse Haut, dunkle Augen und einen Körperbau der ihn schlagartig zum Sabbern gebracht hatte. Minutenlang hatte er dem Kerl einfach nur auf den Arsch gestarrt, bevor er in seinem mittelmäßig angetrunkenen Zustand beschlossen hatte, dass es Zeit war, ihn anzusprechen. Natürlich hatte er eine Abfuhr kassiert. Wie alle anderen Verbindungsbrüder hielt der Typ sich für was Besseres. Ich stehe nicht auf Loser. Vielleicht würde er doch eine Schlägerei anzetteln, einfach nur um sich für den Spruch zu rächen.   „Naruto Uzumaki. Mein Name ist Naruto Uzumaki.“   Neji lächelte. Doch es war kein freundliches Lächeln.   „Schön für dich, Naruto Uzumaki. Ich würde vorschlagen, du mischst dich nicht in Dinge ein, die dich nichts angehen.“   Aus den Augenwinkeln konnte Naruto sehen wie Hinata unruhig zwischen ihnen hin- und hersah. Mittlerweile wurde sie von niemandem mehr festgehalten, da sich nun alle auf das Streitgespräch und damit auf ihn konzentrierten. Zumindest war es ihm gelungen, sie irgendwie aus der Schussbahn zu bekommen, auch wenn er noch nicht wusste, wie er sich selbst wieder herausmanövrieren sollte.    „Es geht mich sehr wohl etwas an“, beharrte er auf seinem Standpunkt. „Seht ihr nicht, dass sie das nicht will?“   Nun mischte sich auch wieder der Typ ein, der sie zuvor festgehalten hatte.   „Sie hat freiwillig so viel getrunken“, behauptete er schulterzuckend und legte dann fast schon zärtlich eine Hand an Hinatas Wange, die sofort erschrocken wegzuckte. „Stimmt doch, oder?“   Naruto fand die Art und Weise, wie sie mit ihr umgingen widerwärtig. Diese Männer behandelten sie wie eine Puppe, hatten ihr ein alkoholisches Getränk nach dem anderen eingeflößt, bis sie schließlich zu ihrer Erheiterung kotzen musste und er wusste genau, dass sie das nicht freiwillig getan hatte. Mit Sicherheit handelte es sich um eines dieser beschissenen Aufnahmerituale. Wer bitte tat sich so etwas aus freien Stücken an? Besorgt warf er einen Blick auf Hinata, die noch immer mehr als verstört wirkte. Ihre Augen waren verklärt, was vermutlich an dem Rausch lag und tränenverschmiert. Dunkle Streifen zogen sich über ihre Wangen und ihre Wimperntusche war gänzlich verlaufen.   „Sie hat das getan, damit ihr sie in eure dumme Verbindung aufnehmt“, zischte Naruto wütend. „Sowas nennt man Nötigung.“   Ein Schnauben ertönte. Diesmal war es so dicht hinter ihm, dass er erstmal erschrocken zusammenzuckte.   „Tut mir Leid, dich enttäuschen zu müssen, aber das ist falsch“, die Stimme klang unglaublich tief und gleichzeitig melodiös. „Nötigung setzt die Androhung eines empfindlichen Übels oder von Gewalt voraus.“   Verärgert fuhr Naruto herum und starrte denjenigen böse an, der sich da so einfach ungefragt in das Gespräch eingemischt hatte. Schon an der überheblichen Tonlage hätte er erkennen müssen, dass es ebenfalls ein Verbindungsmitglied war, aber spätestens als er in das blasse Gesicht mit den tiefdunklen Augen blickte, bestand kein Zweifel mehr. Vielleicht wäre jetzt der geeignete Zeitpunkt um eine Schlägerei anzufangen. Jedenfalls stand er genau vor dem Richtigen.   „Studierst du Jura oder was?“, zischte Naruto ungehalten.   Der Schwarzhaarige lächelte überlegen.   „Zufällig ja.“   Na super. Jetzt war er auch noch an einen Juristen gelangt. Von allen anderen eingebildeten Streberstudenten waren die immer noch am schlimmsten. Man erkannte sie schon aus hundert Metern Entfernung an dem arroganten Blick und dem Gang, als würde ihnen die Welt gehören. Ganz ehrlich, das tat sie nicht. Dafür verbrachten die Idioten viel zu viel Zeit vor ihren Gesetzestexten und vor dem Spiegel. Die bekamen überhaupt nicht mit, was da draußen in der Welt passierte. Trotzdem beschloss Naruto an den gesunden Menschenverstand des Typen zu appellieren.   „Dann müsstest du ja wohl wissen, dass das, was die da machen, nicht rechtens sein kann.“   Fehlschuss. Sein Gegenüber zog skeptisch eine Augenbraue nach oben, während der Rest seiner Mimik völlig ungerührt blieb. Offenbar existierte so etwas wie gesunder Menschenverstand bei ihm nicht, was sehr schade war, denn an sich war er genau Narutos Typ. Würde er nicht Mitglied dieser Verbindung sein und ausgerechnet Jura studieren. Zumindest trug er nicht wie die anderen einen schnöseligen Kaschmirpullover, sondern nur das verbindungstypische weiße Hemd, bei dem er die ersten Knöpfe offen gelassen hatte, sodass man den Ansatz seines Schlüsselbeins erkennen konnte. Er war attraktiv. Verdammt attraktiv. Aber sobald er auch nur einmal den Mund aufmachte, wollte Naruto am liebsten ununterbrochen auf ihn einschlagen. So wie auch jetzt.   „Der Einzige, der etwas getan hat, was nicht rechtens ist, bist du“, korrigierte ihn der Schwarzhaarige.  „Nämlich in dem Moment, in dem du sie als scheiß Schnösel bezeichnet hast. Sowas nennt man Beleidigung.“   Vielleicht sollte Naruto tatsächlich mal über die eine oder andere Möglichkeit nachdenken, um ihm den Mund zu stopfen und ehrlich gesagt würden ihm dafür sogar schon ein paar Ideen einfallen. Auf den Knien und mit seinem Schwanz zwischen den Lippen wäre ihm der Typ beispielsweise schlagartig deutlich sympathischer. Auf diese Weise könnte er zumindest nicht weiter nerven und auch Naruto hätte etwas davon. Aber er hatte ihm ja leider vorhin schon eine Abfuhr erteilt, dieser Bastard. Ich stehe nicht auf Loser. Bei dem Gedanken daran ballte Naruto seine Hände zu Fäusten.   „So? Wie sieht es denn mit Loser aus?“, fragte er dann. „Ist das auch eine Beleidigung?“   „Kommt drauf an, ob es der Wahrheit entspricht.“   Der Kerl zog amüsiert einen Mundwinkel nach oben. Seine ruhige, überhebliche Art machte Naruto aggressiv und er ging einen Schritt auf ihn zu.   „Du…“, knurrte er wütend.   Er war kurz davor, auf ihn loszugehen. Und obwohl er das dumpfe Gefühl hatte, dass der Kerl es genau darauf angelegt hatte, war seine Vernunft in dem Moment so gut wie nicht vorhanden. Er wollte sich nur noch auf ihn stürzen und dadurch endlich eine Regung in diesem makellosen, gefühlskalten Gesicht verursachen. Wenn nötig, würde er einfach so lange auf ihn einprügeln, bis er das geschafft hatte. Doch zum Glück war Kiba da. Und Kiba hielt ihn am Arm zurück. Der Schwarzhaarige wirkte fast ein wenig enttäuscht.   „Kluge Entscheidung, sich nicht mit Sasuke anzulegen“, stellte Neji selbstgerecht fest. „Ihr solltet dieses Haus jetzt besser verlassen.“   Sasuke hieß der Kerl also. Naruto schnaubte. Es passte ihm nicht, dass er sich Vorschriften machen lassen sollte. Nicht von so jemandem. Trotzdem sollte man nicht unterschätzen, dass es sich bei Alpha Ny Beta Ypsilon um eine schlagende Verbindung handelte. Eine der traditions- und erfolgreichsten schlagenden Verbindungen landesweit. Jedes einzelne Mitglied von ihnen übte regelmäßig Taijutsu aus. Mit Sasuke waren sie nun schon zu siebt. Sieben Kampfsportler, gegen zwei mehr oder weniger sportliche junge Männer, die Kampfsport höchstens mal auf der Konsole ausübten – man konnte sich vorstellen, wie das ausgehen würde. Trotzdem wollte Naruto sich nicht alles gefallen lassen.   „Sonst was? Verklagt er mich wegen Hausfriedensbruch?“, er deutete mit einem kurzen Kopfnicken auf Sasuke. „In eure doofe Verbindung will sowieso niemand rein.“   Nun meldete sich plötzlich auch wieder der Typ zu Wort, der vorher Hinata festgehalten hatte.   „Das sagst du nur, weil du sowieso keine Chance hättest, aufgenommen zu werden.“   Naruto verzog verächtlich das Gesicht.   „Pah, eure Aufnahmerituale sind doch wohl ein Kinderspiel. Das schaff ich mit links.“   Diese Verbindungstypen bildeten sich wirklich eine Menge auf ihre doofen Rituale ein. Dabei ging es, wenn man mal ehrlich war, schlicht und ergreifend darum, die Neulinge zu schikanieren und bloßzustellen. Genauso, wie sie es mit Hinata gemacht hatten. Tradition und elitäres Gehabe hin oder her, es hatte jedenfalls absolut nichts mit Können zu tun und Naruto konnte beim besten Willen nicht verstehen, warum Leute sich auf so etwas einließen. Man erhielt vielleicht Zugang zu einem einzigartigen Netzwerk aus sozialen Kontakten, das auch im späteren Berufsleben noch mal von Vorteil sein konnte, aber wollte er wirklich Kontakt zu solchen Menschen? Dieser Neji war sich nicht zu schade dazu, seine eigene Cousine vor den Augen aller anderen fertig zu machen und Sasuke hatte gerade die Skala der unsympathischsten Menschen, denen Naruto jemals begegnet war, neu definiert.   Das war wirklich eine Leistung, denn er hatte schon viele unsympathische Menschen kennengelernt. Angefangen bei seinem Religionslehrer in der Schule, der ihn immer nach draußen vor die Tür geschickt hatte, weil er angeblich respektlose Fragen gestellt hatte, was die Jungfräulichkeit der Maria betraf, bis hin zu seinem cholerischen Chef in dem kleinen Supermarkt, in dem er bedauerlicherweise immer noch arbeitete, um sich sein Studium zu finanzieren. Der Busfahrer, der ihn jedes Mal anraunzte, weil das Datum auf seinem Studentenausweis nicht mehr gut lesbar war, war auch nicht zu verachten, aber das war wieder eine andere Geschichte.   Sasuke musterte ihn und verschränkte dann herausfordernd die Arme vor der Brust.   „Ist das so?“, fragt er. „Du hast mich neugierig gemacht. Affirmanti incumbit probatio – dem Behauptenden obliegt der Beweis. Ich akzeptiere dich als meinen Anwärter.“   Naruto hätte beinahe gekotzt bei dem ganzen Juristengelaber, das Sasuke da von sich gab. Es war sogar noch schlimmer als der Geruch, der von dem Tisch ausging, weil niemand sich die Mühe gemacht hatte, Hinatas Erbrochenes wegzuwischen. Konnte der Typ nicht wenigstens einmal reden wie ein normaler Mensch? Musste er immer so angeben mit seinen lateinischen Fachbegriffen? Latein war eine tote Sprache und Naruto bevorzugte Französisch – in jeglicher Hinsicht. Da würde er sich von Sasuke sogar gerne noch etwas beibringen lassen. Hauptsache er hörte endlich auf zu reden.    Abgesehen davon war ein Anwärter für Alpha Ny Beta Ypsilon zu werden, so ziemlich das vorletzte, worauf Naruto gerade Bock hatte. Das letzte war, Sasukes Anwärter für Alpha Ny Beta Ypsilon zu werden. Der Kerl wollte nicht mit ihm schlafen und das war so ziemlich das einzige, was er sich vorstellen konnte, mit ihm zu tun. Damit hatte sich das auch erledigt. Durch den heutigen Tag hatte sich außerdem seine Meinung nur noch bestätigt – Studentenverbindungen waren scheiße und zu allem Überfluss war noch nicht einmal die Party gut gewesen.   „Als ob ich mich auf sowas einlassen würde“, schnaubte er abweisend.   Sasukes Lippen umspielte ein leichtes Lächeln. Es war immer recht schwierig seine Mimik zu interpretieren, da es meistens nur Andeutungen einer Regung waren, doch er war sich sicher, dass Sasuke sich über ihn lustig machte. Langsam beugte er sich zu ihm nach vorne und verharrte dann dicht neben Narutos Ohr, sodass nur er ihn hören konnte.   „Also doch ein Loser?“   Sasukes Stimme war nur ein Raunen, doch es reichte, um Naruto sofort auf die Palme zu bringen. Das war zu viel. Er ließ sich ja vieles sagen, aber nicht, dass er ein Loser war. Vor allen Dingen nicht von diesem arroganten Anwalt für Arme. Und noch viel weniger mehrmals hintereinander. Zornig schnappte er nach dem weißen Hemdkragen.   „Ich zeig dir gleich, wer hier der Loser von uns beiden ist“, zischte er. „Schreib mir eine Liste mit allen Sachen, die ich machen muss, um in eure doofe Verbindung aufgenommen zu werden.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)