Persephone und Hades von -Claire-Farron- (Eine Liebesgeschichte aus der Griechischen Vergangenheit wird nun in die Gegenwart versetzt) ================================================================================ Kapitel 42: Athenes Weitsicht und Verbündete -------------------------------------------- Athene hatte mit dieser Antwort gerechnet und nickte bedächtig. „Wagen wir es, liebe Schwester. Wer, wenn nicht wir, steht noch ein, um die armen, unwissenden Sterblichen zu beschützen, die doch nicht ahnen, welches Schicksal unser Vater ihnen zugedeihen lassen will.“ Auch wenn es mir kaum in den Sinn wollte. Immerhin hatte gerade Zeus mehr als eine Geliebte unter den Sterblichen gehabt, seine Eskapaden waren überaus bekannt – sogar die Sterblichen kannten noch die eine oder andere Geschichte. Und es gab bei weitem so einige mehr. „Ares?“ Natürlich. Das wiederum machte Sinn. Kriege waren seltener geworden, waren nicht mehr so langfristig wie einst, nicht mehr so blutig, nicht mehr so erfüllt von Folter und Leid, wie früher. Er langweilte sich, fühlte sich unnötig und verabscheute die Diplomatie der Menschen, die diese immer häufiger nutzten, um Kriege zu verhindern, die früher doch allein schon zwischen Städten für die kleinsten Kleinigkeiten geführt wurden. Was Hephaistos betraf, konnte sie nur hoffen, dass ihre schöne Schwester Recht behielt und der Gott der Schmiedekunst wirklich genug nach diesem Hammer gierte, der doch die besten Rüstungen der Welt, die stärksten Klingen und die schönsten Schmuckstücke aus der Erde würde schlagen können. Wir alle hatten unseren Stolz und sicherlich war auch er nicht frei davon. Wer wüsste es besser als Aphrodite, die doch seine Ehegattin war, wenn auch nicht ganz freiwillig, wie ich mich erinnerten. Zeus hatte ihr versprochen, einen Gatten für sie zu suchen und das hatte er getan, denn Hephaistos hatte er für seine Arbeit, ihm seine Blitze zu schmieden, die schönste Gattin versprochen. Damit hatte der Göttervater zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen, denn Ares, der mit Aphrodite mehr als eine Nacht verbrachte, war es nicht gewesen und so hatte dieser seine Wut auf den einzigen Gott gewandt, der für ihn unerreichbar war, weil er ihn ebenfalls brauchte, um ihm seine Rüstungen zu schmieden. Athene war so in ihre Überlegungen versunken, dass sie kaum mitbekam, wie die Liebesgöttin ihre Haare ordnete, wie es eben ihre Eigenheit war. Sie war nun einmal die Göttin der Schönheit und sie fingerte gerne an einem herum, um ihn oder sie ein wenig aufzuhübschen. Athene schmunzelte ein wenig, als es ihr auffiel. Dann aber kehrte der Ernst in ihre Stimme zurück, als sie nickte. „Ja, das fürhte ich auch. Ich werde meine Eulen schicken, über sie zu wachen und vielleicht stellt sich Artemis auf unsere Seite. Der jungfräulichen Jägerin entgeht nichts, ich werde sie selbst fragen und sie an den Gefallen erinnern, den sie mir noch schuldet.“ Mit diesen Worten verabschiedete sie ihre schöne Schwester, die sie nur schweren Herzens gehen ließ. Schon bald würden ihre Eulen ihr verkünden, dass Demeter selbst bereits den Weg zu ihrer Tochter gefunden hatte, um diese vor der nahen Gefahr zu warnen. Es brach etwas in ihr, ein unsichtbarer Damm und die Tränen flossen über das alterslose Gesicht der Göttin, als sie ihre Tochter umarmte, die nicht weniger weinte, als sie selbst. „Oh meine liebe Persephone, ist es nicht offensichtlich? Um dich zu beschützen, um dir die Wahl zu geben, einen besseren Mann für dich zu finden.“ Sie schluchzte schwer und fuhr sich fahrig mit einer Hand über die Augen. „Du warst so jung, so verblendet. Niemals hätte ich geahnt, dass es mehr sein könnte, als eine Schwärmerei für die Dunkelheit, wie sie alle jungen Frauen haben, ja selbst die Sterblichen. Nur an dein Bestes, dein Glück dachte ich, Persephone.“ Ein bitteres Lächeln zeichnete ihre Züge. Wie lange hatte das alles zwischen ihnen gestanden, wie lange hatte es sie entzweit und sie selbst davon abgehalten, auf die Erde hinab zu steigen, um ihre Tochter zu sehen? Zu lange. Viel zu lange. „Ich hatte Angst um dich“, gab Demeter zu und strich ihrer Tochter über das Haar, fast ein wenig ängstlich, war sie doch eine zerbrechliche Sterbliche geworden und sie wollte ihr nicht weh tun – hatte es nie gewollt. Was ihr Persephone nun aber enthüllte, erschütterte die Welt der Göttin. Ein Kind. Sie würde Großmutter. Es ängstigte sie beinahe so sehr, wie es ihr Herz vor Freude springen ließ. „Du... du bist schwanger?“, brachte sie atemlos hervor und doch war ihre erste Reaktion, die noch folgte, ein herzliches Lachen, voller Freude. So sehr, dass rund um sie herum der Garten erblühte und die Blumen sich in ihrer vollsten Pracht zeigten, als wollten sie der Göttin oder dem ungeborenen Kind huldigen, wenn nicht sogar beiden. Doch dann siegte die Sorge in ihrem Gesicht. „Oh meine Kleine. Du ahnst nicht, wie glücklich es mich macht, zu wissen, was du mir hier sagtest, doch es heißt auch, wir müssen uns beeilen. Deine Zeit verrinnt noch viel schneller, als ich befürchtet hatte.“ Ihre Stirn legte sich in sorgenvolle Falten. „Wann ist es soweit? Wie lange bleibt uns, um diesem Kind die Mutter zu retten, die es so dringend brauchen wird?“ Vergessen war Hades. Er spielte für sie keine Rolle. Doch Persephone und dieses Kind taten es, das sie niemals hassen könnte, gleich wer der Vater war. Es war ein unschuldiges Leben, ein ahnungsloses Kindchen und obendrein ihr Enkel. „Was Zeus auch treibt, Hera wird ihn dieses Mal nicht aufhalten. Sie steht hinter diesem Wahnsinn“, seufzte Demeter geknickt und legte sanft eine Hand auf ihrer Tochter Bauch. Ein Enkel. Sie würde ihn beschützen, das schwor sie sich und wenn sie bis ans Ende der Welt gehen musste, wenn sie Zeus selbst gegenüber treten müsste. Es spielte alles keine Rolle, wenn sie dieses zarte Wesen nur behüten konnte. Sie hatte diesen Gedanken kaum zuende gedacht, da sank ihre Tochter schon in ihren Armen zusammen. Der Bericht der Eule endete damit , dass Demeter mit Persephone im Arm am Fuße einer Esche saß und die letzten Sonnenstrahlen genoss. Athene nickte. Sie hatte damit gerechnet, dass Demeter schnell reagieren würde. Natürlich. Immerhin war Persephone ihre Tochter. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)