Persephone und Hades von -Claire-Farron- (Eine Liebesgeschichte aus der Griechischen Vergangenheit wird nun in die Gegenwart versetzt) ================================================================================ Kapitel 31: Athenes Wissen -------------------------- Noch immer plagten die weise Göttin Sorge und Unsicherheit. Zwar hatte sie längst entschieden, dass sie mit Hera und Zeus über diesen ganzen Plan noch einmal sprechen musste, so half es ihr nicht, einen Ausweg für die Menschen zu finden, falls – und das fürchtete sie – sich Zeus nicht umstimmen ließe. Er war schon immer stur gewesen. Ähnlich entschlossen war auch Hades stets gewesen, sonst hätte er wohl nicht das traurige Schicksal auferlegt bekommen, in der Unterwelt mit den Toten zu verbleiben. Doch das war wohl nicht einmal das große Problem dabei. Sie wusste mit Sicherheit, dass der Verlust Persephones den Totengott alles kostete, was er hatte und auf Dauer fraglos auch seinen Verstand. Solches Leid könnte wohl Jeden in den Wahn treiben. Der Ausweg aus dieser aussichtslosen Lage war durchaus erkennbar. Auch sie hatte, noch bevor die schöne Göttin Aphrodite bei ihr eintraf, an die Möglichkeit gedacht, den alten Zauber des goldenen Vlieses zu nutzen, um aus Persephone wieder die Frühlingsgöttin zu machen, die sie eigentlich war. Sie seufzte und fuhr sich durch das dichte schwarze Haar, das schwer über ihre Schulter fiel. War es mit ihrem Treueschwur dem Konzil gegenüber überhaupt vereinbar, wenn sie dem Gott der Unterwelt davon erzählte? Erst als Aphrodite bei ihr eintraf, ließ sie diesen Gedanken unbeendet in der Luft hängen. „Schwester, welch willkommener Anblick.“ Nicht selten fragten andere Götter sie um Rat, wussten doch alle ihre Weisheit und Überlegtheit zu schätzen. Aphrodite sprach nicht lange um den heißen Brei und sprach frei heraus, etwas, dass sie an ihrer schönen Schwester stets geschätzt hatte. Also war nicht nur ihr der Gedanke gekommen, Hades den Weg zum goldenen Vlies zu zeigen. Doch hatte sie auch weiter gedacht? Sie seufzte leise. „Eine Karte zum goldenen Vlies“, wiederholte sie und nickte der Liebesgöttin zu, sich zu ihr zu setzen. „Dieser Gedanke kam mir auch bereits.“ Soviel konnte sie guten Gewissens zugeben, doch sie allein wusste wohl noch, dass es mit dem Finden des Vlieses kaum getan wäre. „Liebste Schwester, lass mich dir die ganze Geschichte des Vlieses berichten, damit du meinen Zwiespalt erkennst, denn ich wage kaum, mich so offen gegen unseren Vater zu stellen und gleichzeitig etwas so Mächtiges in die Welt zu geben, wie ich es täte, wenn ich Persephone den Weg zurück zur Göttlichkeit ebne.“ In den Augen der weisen Göttin spiegelte sich etwas, das man wahrlich selten dort sah: Unsicherheit. Ihr Bangen lag vielmehr in den möglichen Folgen dieses Planes zur Rettung der Liebenden und ihres Glückes, als in dem Disput mit Zeus, den sie damit herausforderte. „Einst lief Chrysomallos, der goldene Widder noch frei und unbedarft durch die Felder und wäre es nicht ob seines Opfers für Ares gewesen, hätte es niemals dieses goldene Vlies gegeben, das uns nun Möglichkeit und Fluch zugleich bedeuten kann.“ Sie schloss die Augen und ließ die Schultern hängen, ganz untypisch für die sonst so stolze Kriegerin. Leise fuhr sie fort. „Wie du weißt, stahlen die Argonauten das Vlies und unseres Bruders Zorn zum Trotz, gelang es ihm nie, herauszufinden, was aus dem Vlies geworden war, das Jason mit meiner Hilfe vor den Augen der Unsterblichen verbarg.“ Diese Geschichte war soweit bekannt und nur einer der Gründe, weshalb einige Götter ihr zürnten – besonders Ares, der sich eines wertvollen Geschenkes beraubt fühlte. Andere hatten irgendwann akzeptiert, dass es weise gewesen sein musste, was Athene beschlossen hatte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)