Shiki von -Tsubasa- (Die vier Jahreszeiten) ================================================================================ Prolog: Ein Schicksal verändert sich ------------------------------------ Shiki - Die vier Jahreszeiten Prolog: Ein Schicksal verändert sich Er saß da, sein Blick auf das Meer direkt unter ihm gerichtet. Eine Welle nach der anderen schlug gegen das untere Ende der Klippe, auf der er saß. Das Gras war kühl und das einzige Geräusch, das der Junge vernahm war das sich scheinbar ewig wiederholende Rauschen der Wellen. Mit seiner Nase verhielt es sich ähnlich wie mit seinen Ohren. Denn auch diese konnte in diesen Momenten nur einen einzigen Geruch wahrnehmen. Bedauerlicherweise war es jedoch nicht der Geruch des Grases oder des Waldes um ihn herum, noch war es der salzige Duft des Meeres. Es war der Geruch von Blut. Das Blut seiner Kameraden, seiner Feinde und das von völlig Fremden befand sich auf seinem orangenen Trainingsanzug. Der Junge bezweifelte, dass er diesen Gestank jemals wieder aus seiner Lieblingskleidung herausbekommen würde. "Vielen Dank, dass du mir geholfen hast ihn zu begraben", hörte der Blondschopf plötzlich eine Stimme hinter ihm sagen. Er schaute hinter sich und entdeckte den Jungen, den er vor nicht einmal zwei Stunden noch als Feind angesehen hatte. Seine Haut war sehr viel heller als die des blonden Jungen und er hatte lange schwarze Haare. Diese beiden Merkmale, gepaart mit seiner sanften Stimme und seinen weichen Gesichtszügen ließen ihn fast wie ein Mädchen erscheinen. Tatsächlich war er mehr als nur einmal mit einem solchen verwechselt worden; so zu Beginn auch von dem blonden Jungen vor ihm. "Kein Problem", war alles, was Naruto als Antwort murmelte. Anschließend richtete er seinen Blick wieder auf die Wellen unter ihm. "Solltest du nicht zurück zu deinen Kameraden gehen? Sie warten bestimmt schon auf dich", meinte Haku, als er sah, dass sich der Blondschopf anscheinend nicht von der Stelle rühren wollte. Die folgende Reaktion war alles andere als typisch für den Konoha-Shinobi. Statt motiviert aufzuspringen, sich den Dreck von der Hose zu wichen und sofort zu seinen Teamkameraden zu rennen, blieb er sitzen, während sich in seinem Gesicht ein trauriges Lächeln breitmachte. Die Reue war ganz deutlich in seinen tiefblauen Augen zu sehen. "Das glaube ich eher nicht", antwortete Naruto mit einer Stimme, der es an all der Energie mangelte, welche der blonde Junge sonst immer scheinbar im Überschuss besaß, "Ich bin ein Monster. Du hast doch selbst gesehen, was ich auf der Brücke angerichtet hab. Was ich Zabuza angetan hab..." All die Bilder des Kampfes liefen noch einmal vor Narutos innerem Auge ab. Ihm kam es so vor als ob sich die Szenen, in denen er unter dem Einfluss des Kyūbi-Chakras gestanden hatte, ganz besonders in sein Gedächtnis eingebrannt hätten. Selbst wenn es erst die Zeit zeigen würde, glaubte der Junge nicht jemals auch nur eine Sekunde davon vergessen zu können. "Ich habe kein Recht wegen Zabuza-sans Tod wütend auf dich zu sein. Schließlich bin ich schuld daran, dass dein Sensei, Kakashi Hatake, getötet wurde", erklärte der schwarzhaarige Junge, als sich der Blick in seinen braunen Augen verfinsterte, "Es war nur natürlich von dir so zu reagieren. Du dachtest ich hätte deinen Teamkameraden getötet und dann mitanzusehen wie..." Haku verstummte darauf. Er wollte nicht wirklich beschreiben wie Kakashi von Zabuzas Schwert gezweiteilt worden war. Dem Blondschopf ging es bereits schlecht genug. Ein paar Sekunden herrschte Stille zwischen den beiden bis der Schwarzhaarige sich dazu überwinden konnte weiterzureden. "Jedenfalls solltest du zusammen mit deinem Team nach Konoha zurückkehren. Auch wenn Gato jetzt tot ist, kann der Weg zurück immer noch gefährlich werden. Ich weiß es ist hart, aber du solltest die beiden jetzt beschützen, und nicht hier in Mitleid versinken." Wieder herrschte ein kurzes Schweigen. "Sasuke und Sakura, sie haben alles gesehen", sagt der Blonde darauf, "Sie haben gesehen wie ich all diese Menschen getötet... nein, abgeschlachtet hab. Es waren sicher um die fünfzig und ich habe sie alle getötet als wäre es nichts. Inzwischen glauben sie wahrscheinlich auch, dass ich ein Monster bin." Es war das erste Mal seit Jahren, dass Narutos Augen und Stimme so leer waren. Nicht eine Emotion konnte man in ihnen finden. Es sah so aus als hätte er nach all den Jahren nun wirklich jede Hoffnung verloren von den Menschen in seinem Dorf anerkannt zu werden. "Du solltest etwas mehr Vertrauen in deine Kameraden haben. Es mag stimmen, dass du heute einige Leben genommen hast, aber du hast es nur getan, um die Menschen zu beschützen, die dir wichtig sind. Du hast es aus den richtigen Gründen getan. Das macht dich nicht zu einem Monster. Warum habe ich wohl gegen Kakashi gekämpft? Weil ich nicht wollte, dass er Zabuza-san tötet. Und auch wenn ich deinen Sensei nicht selbst getötet habe, habe ich dafür gesorgt, dass Zabuza-san es konnte. Somit klebt sein Blut nun auch an meinen Händen. Trotzdem glaube ich nicht, dass mich das zu einem Monster macht; oder ich hoffe es zumindest. In meinen Augen ist nichts Falsches daran die Menschen beschützen zu wollen, die einem wichtig sind... selbst wenn es heißt das Leben einer anderen Person zu beenden. Ich bin sicher deine Freunde werden das auch einsehen, wenn sie sich erst von dem Schock erholt haben. Es ist heute viel passiert", erklärte Haku mit seiner sanften Stimme in der Hoffnung der Blonde würde es sich noch einmal überlegen. Jedoch ohne Erfolg. Naruto schüttelte auf Hakus Worte vehement den Kopf. Er konnte einfach nicht glauben, was der Junge ihm sagte. Darum kamen seine Worte auch ein ganzes Stück energischer hervor als er es eigentlich gewollt hatte. Aber gegen seine Gefühle konnte er nun einmal nichts tun. "Du hast mich doch auch gesehen! Und du hast es gefühlt, oder nicht!? Tu nicht so als wär ich normal!!", erwiderte Naruto und schaute seinen ehemaligen Feind mit einem Gesichtsausdruck zwischen Trauer und Verzweiflung an, "Der neunschwänzige Fuchs wurde in mir versiegelt! Es war seine Kraft, mit der ich all diese Menschen getötet hab. Ich bin... ich bin genauso ein Monster wie er." Darauf wusste Haku nichts zu sagen. Er ging zu dem blonden Jungen und setzte sich schweigend neben ihn an den Rand der Klippe. Während er den Nebel beobachtete, der in der Ferne über dem Meer lag, versuchte er Worte zu finden, die Naruto vielleicht helfen könnten. "Du solltest besser weglaufen, Haku, sonst werde ich dich vielleicht auch noch töten", flüsterte der Blondschopf entmutigt, "Ich hab ihn gehört, weißt du. Den Kyūbi. Es war nur ein Flüstern, aber er war es. Er sagte ich wäre schwach, darum sollte ich seine Kraft benutzen. Und ich tat es." Ein fast qualvolles Lachen entkam darauf seinen Lippen, während Tränen über seine Wangen liefen. "Aber es war so wie der Fuchs gesagt hatte. Ich war zu schwach und darum konnte seine Kraft nicht kontrollieren. Ich habe einfach jeden in meiner Nähe getötet. Und du hättest auch einer von ihnen sein können", erklärte Naruto mit leiser Stimme. Hakus Augen lagen ein paar Sekunden auf dem Gesicht des blonden Jungen bevor sein Blick sich wieder nach vorn aufs Meer richtete. Er entdeckte einige Seemöwen am Himmel, die auf sie zugeflogen kamen. "Du meinst also, dass du ein Monster bist, weil du die Kraft eines Monsters benutzt hast?", dachte der Junge laut nach, "Vielleicht. Aber was blieb dir anderes übrig? Es stimmt schon. Viele von Gatos Schlägern hatten es nicht verdient zu sterben. Manche waren vermutlich nur einfache Diebe oder Bettler, die sowieso jeden Tag um ihr Leben kämpfen mussten. Einige waren vielleicht sogar schlimmer dran als wir. Aber das macht dich trotzdem nicht zu einem Monster. Sie standen auf Gatos Seite und hätten dich und dein Team vermutlich getötet. Vor allem, wenn man bedenkt, dass euch der Kampf gegen uns schon viel Kraft gekostet hatte. Darum hast du das getan, was du für richtig gehalten hast." Darauf warf der Schwarzhaarige dem Konoha-Shinobi ein kurzes aufmunterndes Lächeln zu, auch wenn er nicht sicher war, ob es ihm helfen würde. "Außerdem glaube ich nicht, dass sie gelitten haben. Auch wenn es die Kraft eines Monsters war, zumindest musste keiner von ihnen lange leiden", meinte Haku schließlich. In seinen Augen war ein schneller und kurzer Tod wesentlich besser, als ein langer und qualvoller. So mussten diese Männer zumindest nicht unnötige Schmerzen erdulden. Dieses Mal war es ein sanfteres Lächeln, das sich in Narutos Gesicht breitmachte. Es war noch weit davon entfernt als fröhlich oder zufrieden bezeichnet werden zu können, doch es war ein Anfang. Solche Wunden brauchten Zeit um zu heilen. "Ich schätze das macht es nicht ganz so schlimm. Danke, Haku", antwortete der Blondschopf, worauf er sich die Tränen in seinem Gesicht wegwischte, "Aber das ändert nichts. Schließlich war ich es, der die Kraft des Fuchses akzeptiert hat. Sasuke und Sakura... sie hassen mich jetzt bestimmt. Ich schätze sie werden so schnell wie möglich nach Konoha zurückgehen und dem alten Mann ganz genau sagen, was hier passiert ist. Sie werden ihm sagen, dass ich die Kontrolle verloren und all diese Menschen getötet hab. Und dann wird man mich jagen..." Der Gesichtsausdruck des Jungen wandelte sich während seiner Antwort von Trauer zu Frustration. Wenn er ehrlich war, wusste er nicht, was mit ihm geschehen würde sobald ihn die Konoha-Anbu gefunden hätten. Vielleicht hätte man ihn zurück nach Konoha gebracht, wo er für den Rest seines Lebens eingesperrt werden würde, vielleicht würde man ihn aus dem Dorf verbannen. Das wahrscheinlichste Szenario für den Blondschopf war allerdings, dass man ihn sofort hinrichten würde. Er hatte sich schon seit der Nacht, in der er erfahren hatte, dass in ihm der Kyūbi versiegelt worden war, gefragt, warum man ihn nicht einfach sofort getötet hatte. Das wäre seiner Meinung nach die beste Methode gewesen den neunschwänzigen Fuchs auszulöschen. Schließlich ging der Inhalt, der in einer Schriftrolle versiegelt war, auch verloren, wenn diese vernichtet wurde. Dann hätte es sich bei ihm und dem Kyūbi ja eigentlich nicht anders verhalten, dachte Naruto sich. Dem war natürlich nicht so, auch wenn es der blonde Junge zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste. Denn wenn ein Jinchūriki wie Naruto starb, würde der Dämon zwar ebenfalls sterben. Doch nur ein paar Jahre später würde der jeweilige Bijū einfach wiedergeboren werden. Schließlich bestanden diese Wesen nur aus Chakra, weshalb es also unmöglich war sie endgültig zu töten. Die einzigen Mittel, um sie für einige Zeit aufzuhalten war sie entweder extrem zu schwächen, oder sie in einem Menschen zu versiegeln. Jedenfalls kam der Blondschopf mit seinem damaligen Wissen letztlich zu der Erkenntnis, dass er höchstwahrscheinlich von den Shinobi seines eigenen Dorfes getötet werden würde. Er griff darauf an sein Stirnband und nahm es ab. Sein Blick fiel letztlich auf das Symbol von Konohagakure, welches auf dem Stirnband eingraviert war. "Weißt du, Haku, seit ich zurückdenken kann, wollte ich immer nur von den Dorfbewohnern anerkannt werden. Sie haben mich die meiste Zeit entweder ignoriert oder hinter meinem Rücken über mich geredet. Wahrscheinlich, weil ich den Kyūbi in mir herumtrage. Als ich dann irgendwann die Geschichte vom vierten Hokage gehört hab, wie er das Dorf vor dem neunschwänzigen Fuchs beschützt hat, wollte ich unbedingt genauso werden. Er war mein Held und mein Vorbild. Der vierte Hokage wurde von allen im Dorf respektiert und bewundert. Darum hab ich mir eines Tages vorgenommen, dass ich auch Hokage werden wollte", erklärte Naruto und fing an zu lächeln, als er sich an diese Zeit zurückerinnerte, bevor er einen tiefen Seufzer losließ, "Aber ich schätze daraus wird wohl nichts. Schließlich bin ich jetzt ein Nukenin, ein abtrünniger Ninja ohne Dorf." Die tiefblauen Augen des Blondschopfes wanderten darauf nach oben in Richtung Himmel. "Es ist vielleicht feige und kindisch, aber ich will... nein, ich kann nicht zurück nach Konoha. Wenn die Anbu mich kriegen, werden sie mich entweder für immer einsperren oder sofort töten. Aber ehrlich gesagt weiß ich auch nicht wohin ich sonst gehen soll. Mein Traum war es immer gewesen irgendwann einmal Hokage zu werden. Aber nach allem, was ich heute getan hab, kann ich den Menschen, die mir wichtig sind, nicht mehr unter die Augen treten. Weder Teuchi-ojichan noch Ayame-neechan und schon gar nicht dem alten Mann. Außerdem werden die Leute im Dorf sicher von der Mission hören und die Schuld für Kakashi-senseis Tod auf mich schieben. Es ist ja nicht so, dass sie mich nicht schon früher als Sündenbock benutzt hätten", erklärte Naruto deprimiert, worauf sich seine Finger vor Frustration in den Boden unter ihm krallten, "Und es hilft auch nicht, dass ich auf der Akademie ein totaler Versager war. Ich hasse es das zuzugeben, aber es stimmt. Selbst die Abschlussprüfung hab ich nur wegen Iruka-sensei bestanden. Man kann mich kaum einen richtigen Shinobi nennen." "Das ist nicht wahr, Naruto-kun", erwiderte der schwarzhaarige Junge nur, "Wir haben gegeneinander gekämpft und du konntest mit mir mitgehalten. Und dass obwohl ich jahrelange Erfahrung und ein Kekkei Genkai besitze. Du hast jedes Recht dich als Shinobi zu bezeichnen." Doch der Blondschopf schüttelte nur den Kopf. "Nein, ich hatte nur Glück, dass Sasuke bei mir war. Du weißt so gut wie ich, dass ich nur zwei wirkliche Treffer gegen dich landen konnte; der erste weil ich dich überrascht und der zweite weil ich das Chakra des Kyūbi benutzt habe", meinte Naruto ernst, "Bisher hab ich gedacht ich könnte es mit jedem Gegner aufnehmen. Aber unser Kampf hat es mir gezeigt: Ich bin schwach." Haku musste kurz nachdenken bevor er eine passende Antwort für den blonden Jungen hatte. "Vielleicht bist du das. Trotzdem, selbst wenn du schwach bist, du konntest zumindest deine Kameraden beschützen, selbst wenn sie es im Moment nicht wertschätzen. Ich bin sicher dein Sensei wäre stolz auf dich, dass du die Menschen beschützt hast, die dir wichtig sind", sagte der Schwarzhaarige mit seiner sanften Stimme. Der ehemalige Konoha-Shinobi bekam darauf einen nachdenklichen Gesichtsausdruck. "Ja, damit hast du wahrscheinlich Recht. Zumindest das habe ich getan", Naruto stoppte kurz bevor er dem schwarzhaarigen Jungen ein trauriges Lächeln zuwarf, "Weißt du, du bist... du bist die einzige wichtige Person, die mir noch geblieben ist. Ich bin dir auch wirklich dankbar. Ich meine, es ist sicher nicht leicht für dich hier mit mir zu sitzen und dir mein Gejammer anzuhören. Schließlich bin ich derjenige, der Zabuza auf dem Gewissen-" "Nein!", unterbrach Haku ihn mit einer energischen Stimme, die nicht recht zu ihm passte, "Bitte tu das nicht, Naruto-kun. Bitte gib dir nicht selbst die Schuld an Zabuza-sans Tod. Ich tue es ja auch nicht. Letztlich ist jeder von uns mit dem Wissen in diesen Kampf gezogen, dass er ihn vielleicht nicht überleben würde. Und was passiert ist, ist passiert. Es bringt nichts nur einer Person die Schuld für den Ausgang dieses Kampfes zuzuweisen. Schließlich haben wir alle gekämpft, darum tragen wir alle auch einen Teil der Schuld. Außerdem hätte Zabuza-san es sicher nicht gewollt, dass du dich wegen ihm schuldig fühlst. Er hat sich freiwillig für das Leben als Nukenin entschieden, und somit auch für das Risiko, dass er jeden Tag getötet werden könnte." Auf seine nächsten Worte entkam Zabuzas Schüler ein kurzes Lachen. "Außerdem würde er wohl sofort aus seinem Grab steigen, wenn er wüsste, dass er von einem Shinobi getötet worden ist, der nach seinem Tod Mitleid mit ihm hat. Zabuza-san hat es mehr als alles andere gehasst von anderen bemitleidet zu werden", erklärte der Junge, immer noch mit einem leichten Lächeln in seinem Gesicht. Dieses wurde in dem Moment sogar noch etwas größer, als er sah, dass Naruto vorsichtig hinter sich auf das Grab lugte. Anscheinend wollte er sichergehen, dass Zabuza ihn wirklich nicht gehört hatte. Nachdem sich der Blondschopf dann davon überzeugt hatte, dass der Dämon des Nebels nicht sein Grab hinter ihm verlassen hatte, schaute er wieder vor sich und setzte die Unterhaltung fort. "Tut mir leid, Haku. Und ich meine jetzt nicht wegen Zabuza. Also, ich meine, du weißt schon... es tut mir schon leid, aber ich werde versuchen mich nicht schuldig zu fühlen... so wie du gesagt hast", meinte der blonde Junge und atmete darauf einmal kurz tief ein und aus bevor er fortfuhr, "Also, wie ich eben gesagt hab, es tut mir leid, dass du dir mein ganzes Gejammer anhören musstest. Ich wünschte ich könnte mich revanchieren, indem ich dir auch ein paar Sachen sage. Aber ich bin nicht wirklich gut in sowas. Ich schätze das einzige, was dir sagen kann, ist danke, dafür, dass du mir zugehört hast. Und dass du dich wegen Kakashi-sensei auch nicht schuldig fühlen sollst, echt jetzt. Du hast es ja auch nur getan, um Zabuza zu beschützen." Das Lächeln, welches auf diese Worte in Hakus Gesicht auftauchte, machte jegliche Worte des Dankes seinerseits unnötig. Ein Blick genügte und man konnte sehen wie erleichtert er über Narutos Worte war. Es vergingen ein paar Sekunden, die sie in einem recht angenehmen Schweigen verbrachten. "Also... was hast du jetzt vor?", fragte der Blondschopf darauf neugierig. Er selbst hatte noch keine wirklichen Pläne, außer das Land der Wellen so bald wie möglich zu verlassen. Darum wollte er sich bei Haku erkundigen. Vielleicht würde der Schwarzhaarige ihn ja auf eine Idee bringen. "Ich schätze im Moment geht es mir nicht anders als dir. Die Oi-Nin aus Kirigakure werden mich wahrscheinlich weiterjagen, auch nachdem sie von Zabuza-sans Tod erfahren haben. Immerhin war ich sein Schüler und habe ihm bei seinen Aufträgen geholfen. Ein bestimmtes Ziel habe ich allerdings nicht. Du kannst es dir wahrscheinlich denken, aber Zabuza-san hatte nicht besonders viele Freunde. Darum wüsste ich auch keinen Ort, wo...", Haku verstummte plötzlich bevor in seinem Kopf eine schon fast vergessene Erinnerung wiederauftauchte, "Warte, es gibt vielleicht doch ein oder zwei Personen, die ich um Hilfe bitten könnte." Da der Junge von selbst nicht näher darauf einging, fragte Naruto nach. "Wen könntest du um Hilfe bitten?", fragte der Blondschopf neugierig. "Zum einen wäre da Jinin Akebino, ein ehemaliges Mitglied der Sieben Shinobi-Schwertkämpfer. Er hat ein paar Wochen nach Zabuza-sans Attentatsversuch auf den Mizukage Kirigakure verlassen. Es gab Gerüchte, dass er sich irgendwo im Osten des Windreichs aufhalten soll. Allerdings ist es schon ein paar Monate her seit ich das gehört habe. Er könnte inzwischen schon weitergezogen sein", erklärte Haku und fuhr fort, "Die andere Person wäre Ameyuri Ringo. Sie ist ebenfalls ein ehemaliges Mitglied der Sieben Shinobi-Schwertkämpfer. Ich habe sie vor ein paar Jahren getroffen, als ich mit Zabuza-san gereist bin. Damals hat sie gesagt sie würde eine Weile im Land des Regens bleiben. Wenn wir Glück haben, lebt sie immer noch in der Gegend, in der Zabuza-san und ich ihr das letzte Mal über den Weg gelaufen sind." "Hm? Was meinst du mit 'wir'?", fragte der Blondschopf darauf etwas verwundert. "Naja, ich dachte da wir praktisch im selben Boot sitzen, können wir genauso gut auch zusammen reisen", meinte Haku nur. Der ehemalige Konoha-Shinobi war allerdings nicht ganz so überzeugt von dem Plan des Jungen. "Glaubst du wirklich, dass das eine gute Idee ist", fragte Naruto verunsichert, "Ich meine klar, ich hab es im Dorf oft geschafft vor den Anbu abzuhauen. Aber wenn ich mit dir komme, dann werden sie vielleicht auch dich ins Visier nehmen. Und jetzt, da Zabuza nicht mehr bei dir ist, wird es nicht mehr so einfach für dich Shinobi auf Jonin-Level und darüber zu entkommen. Ich würde mich schrecklich fühlen, wenn du gefangen wirst nur, weil ich so schwach bin und dich zurückhalte." "Hast du mir eben nicht zugehört? Wir beide sind fast in derselben Situation: Keiner von uns kann in sein Dorf zurück, wir beide haben unsere Sensei verloren und werden von den Shinobi unserer Dörfer verfolgt. Darum wäre es besser für uns zusammen zu bleiben und uns gegenseitig Rückendeckung zu geben", erklärte der Schwarzhaarige ruhig, "Und wenn es dir wirklich so zu wider ist mir zur Last zu fallen, Naruto-kun, dann musst du eben trainieren und stärker werden. Ich hatte sowieso vor Akebino-san oder Ringo-san darum zu bitten uns zu trainieren. Zwar kann ich nicht garantieren, dass sie zusagen oder ob sie uns überhaupt anhören werden. Aber einen Versuch ist es wert." Der Blondschopf dachte ein paar Sekunden über diese Worte nach bevor er dann seinen Kopf schüttelte und sich so von seinen Zweifeln befreite. Haku hatte Recht. Keiner von ihnen würde alleine sehr weit kommen, und zu zweit hatten sie eine sehr viel bessere Chance. Außerdem war er lange genug in Mitleid versunken. Für den Moment hatte er zwar keinen Traum mehr, den er verfolgen konnte, aber dafür ein Ziel. Er würde mit Haku nach diesen Schwertkämpfern suchen und sie bitten darum ihn zu trainieren. Denn wenn der Junge ihn schon mitnahm, dann wollte er ihm nicht unnötig zur Last fallen. "Also gut!", meinte der Blondschopf motiviert, sprang auf und schaute auf das weite Meer vor ihm, "Wenn es dir nichts ausmacht, dann komme ich natürlich mit, Haku. Und ich verspreche, dass ich alles tun werde um dich nicht zurückzuhalten. Ich werde hart trainieren, sodass ich Seite an Seite mit dir kämpfen kann!" Der blonde Junge bemerkte dabei nicht, dass er noch immer sein Konoha-Stirnband in seiner Hand hielt. "Das ist schon mehr wie der Naruto Uzumaki, gegen den ich gekämpft habe", meinte Haku mit einem Lächeln, stand ebenfalls auf und deutete auf das Stirnband in der Hand des Jungen, "Und was willst du damit machen?" Als Narutos Blick erneut auf das Konoha-Symbol fiel, erinnerte er sich sofort daran wie er das Stirnband von Iruka bekommen hatte. "Ich will es nicht einfach wegwerfen; es war immerhin ein Geschenk von Iruka-sensei. Aber behalten kann ich es wohl auch nicht, schließlich bin ich ein Nukenin", dachte der blonde Junge laut nach bevor er seufzte, "Ich glaube ich werde irgendwo in die Nähe der Brücke legen. Wenn die Anbu kommen und nach mir suchen, werden sie es wohl finden und mit nach Konoha zurücknehmen. Mit etwas Glück bekommt Iruka-sensei es zurück." Zuerst hatte er darüber nachgedacht es Tsunami oder Tazuna zu geben, doch er hätte ihnen vermutlich damit nur unnötigen Ärger bereitet. Vielleicht hätten die Anbu dann sogar angenommen, dass die Familie des Brückenbauers ihm Unterschlupf gewährt hatte. Und das hätte, wie gesagt, nur unnötigen Ärger für sie nach sich gezogen. "Gut, dann mach das, aber versuch deinen Geruch so gut wie möglich mit etwas Anderem zu überdecken. Wenn unsere Verfolger Hunde benutzen, könnte das für uns nach hinten losgehen. Ich werde in der Zwischenzeit zurück in das Versteck gehen, das Zabuza-san und ich benutzt haben, und alles zusammensuchen, was wir vielleicht gebrauchen können", erklärte Haku ihm, "Wenn du selbst auch noch Sachen mitgebracht hast, nimm sie am besten auch mit. Wir wissen nicht, was uns davon alles noch nutzen kann. Anschließend treffen wir uns wieder hier, okay?" Der Blondschopf nickte nur entschlossen. "Gut, dann bis gleich", sagte der Schwarzhaarige nur und formte ein Fingerzeichen. Keine Sekunde später war der Junge auch schon in einem kühlen Windstoß verschwunden. Naruto machte sich eine gedankliche Notiz, dass er Haku fragen würde ihm diese Technik beizubringen. Allerdings nicht nur, weil sie ziemlich cool war, sondern allem Anschein auch praktisch um Verfolgern zu entkommen. Der Blondschopf warf anschließend noch einen Blick auf Zabuzas Grab. Es lag im Schatten eines der dickeren Bäume, wo man es nicht so leicht entdecken würde. Die einzigen Hinweise, dass dort überhaupt jemand begraben lag, waren die aufgewühlte Erde und das Kreuz, welches Haku mit einem Kunai in die Baumrinde geritzt hatte, nachdem die beiden Zabuzas Körper begraben hatten. Der Dämon des Nebels war die erste Person, die Naruto getötet hatte. Selbst wenn es Zabuza vermutlich egal gewesen wäre, schwor sich der Blondschopf, dass er diesen Mann niemals vergessen würde. Er hatte ihn nie persönlich gekannt und im Grunde war er für ihn auch nicht mehr als ein Feind gewesen. Aber trotzdem... Haku hatte den Schwertkämpfer verehrt, vielleicht so sehr wie der Blondschopf den vierten Hokage. Darum konnte wohl nicht alles an ihm schlecht gewesen sein. Und aus diesem Grund wollte er auch alles in seiner Macht stehende tun, um Haku zu beschützen. Das war das Mindeste, was er für den Schwarzhaarigen tun konnte, nachdem er ihm Zabuza genommen hatte. Und möglicherweise würde er auch Zabuza so ehren. Wer weiß? Vielleicht war Haku für ihn ja doch mehr als nur ein Werkzeug gewesen. Seine blauen Augen verweilten noch einen Augenblick auf der Stelle, wo sie Zabuza begraben hatten, dann drehte sich Naruto nach vorn und ging los. Er musste noch sein Stirnband zur Brücke bringen und seine Sachen abholen, die in Tazunas Haus lagen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)