We're so NOT ready for a wedding von Jaywalker ================================================================================ Kapitel 19: Von ausgewachsenen Bären und utopischen Aufforderungen... --------------------------------------------------------------------- Dean war immer wieder erstaunt darüber, wie schnell sein Körper auf Autopilot umschalten konnte, sobald ihm Gefahr drohte. Wahrscheinlich lag es an der jahrelangen Erfahrung als Jäger.... Dass er schon als Kind darauf getrimmt wurde auf jegliche Art von Angriffen vorbereitet zu sein. Jeden Tag wurde man aufs neue mit Situationen konfrontiert, die ein normaler Mensch nicht einmal in seinen schlimmsten Alpträumen erleben musste. Das sorgte wohl oder übel dafür, dass man abgehärtet wurde! Noch bevor die Bestie in Deans Nähe gelangen konnte, hatte sich der Mann schwungvoll zur Seite gerollt und entging somit – wenn auch nur sehr knapp – dem verheerenden Angriff. Der Luftzug war das Einzige, was Dean auf seinem Gesicht spüren konnte... Zum Glück! Aus den Augenwinkeln konnte er nämlich ziemlich beeindruckende Krallen aufblitzen sehen, die sich regelrecht in den Betonboden bohrten.   Die Bestie stand nun schier in der Mitte der Gasse, was auch dafür sorgte, dass der schemenhafte Schatten, der sie vorhin noch umgeben hatte, plötzlich verschwunden war. Deans Blick huschte einmal nach oben, während er sich schützend über den zusammengekauerten Körper von Lydia schob, um sie vor einem weiteren Angriff besser schützen zu können. Im ersten Moment dachte Dean wirklich ein ausgewachsener Bär hätte sie gerade angegriffen. Ja... richtig... Riesige Pranken inklusive messerscharfen Krallen, dichtes Fell, eine animalische Statur... Ein verfickter... Bär, okay?! In der Innenstadt von Paris! Verrückte Europäer... Dean wurde jedoch ziemlich schnell bewusst, dass ihm seine Augen einen Streich gespielt hatten. Zum einen war die Gestalt viel zu monströs um ein einfacher Bär sein zu können, der gerade auf den Hinterläufen stand und nach seiner Beute schnüffelte... und zum anderen starrten ihm gerade aus einer nicht gerade bärenhaften Fratze zwei leuchtend rote Augen entgegen.   Mit einem tiefen Knurren duckte sich die Bestie soweit nach unten bis ihre Vorderläufe den Boden berührend konnte. Zwar sorgte das dafür, dass sie nicht mehr ganz so überdimensional groß wirkte, aber es unterstrich noch zusätzlich den animalischen Eindruck, den dieses Vieh bei Dean hinterließ. Die Fangzähne wurden mit einem lauten Knurren gefletscht, so dass der Speichel in langen Fäden zu Boden tropfte. Dean überkam ein kurzer Schauer von Ekel und er konnte deutlich spüren, wie Lydia unter ihm erzitterte. Sie hatte leise wimmernd ihr Gesicht zur Seite gedreht und die Augen fest zusammengekniffen, jedoch würde sie das leider nicht vor einem weiteren Angriff der Bestie bewahren können. Nur für eine Sekunde wagte es Dean seinen Blick einmal durch die Gasse schweifen zu lassen. Ein Ausweg... Sie brauchten definitiv so schnell wie möglich eine Fluchtmöglichkeit, da ihnen hier eindeutig die Mittel zur Verteidigung fehlten. Das Einzige was Dean erkennen konnte, waren die verstreuten Einkäufe von Argent. Äpfel, Mandarinen und eine Lauchstange würden ihnen jetzt allerdings auch nicht weiterhelfen können, genauso wenig wie die ungeladene Waffe in seinen Händen.   Leider konnte sich Dean keine weiteren Gedanken dazu machen, da sich das Vieh natürlich genau diesen Zeitpunkt aussuchen musste, um einen erneuten Satz auf sie zuzumachen. Lydia gab ein verschrecktes Keuchen von sich, während Dean die jüngere Frau auf die Beine zerrte, so dass ihr linker Fuß schmerzhaft unter dem hohen Stöckelschuh umknickte. Das war gerade allerdings ihr geringstes Problem. Dean gab ein lautes Stöhnen von sich, als ihn dieses Mal die scharfen Krallen am Oberschenkel streiften, da er sich nicht rechtzeitig zur Seite hatte drehen können. Aber zumindest hatte er dafür sorgen können, dass er nach wie vor zwischen Lydia und diesem Vieh stand. Das Ding sollte erst einmal an ihm vorbei kommen... Leider hatte Dean nur die Befürchtung, dass das viel schneller passieren könnte, als ihm lieb war!   Nachdem die Pistole sowieso vollkommen nutzlos war, schleuderte sie der Jäger kurzerhand mit voller Wucht in die verzerrte Fratze de Bestie, was leider nicht ganz den gewünschten Effekt brachte, den er sich erhofft hatte. Das schmerzhafte Jaulen blieb aus, stattdessen konnten sie nur ein wütendes Fauchen hören. Allerdings hatte Dean nun wieder beide Hände frei, um sich an dem Müllcontainer abzustützen und ihn schließlich mit einiger Anstrengung soweit in Schräglage zu versetzen, dass er mit einem lauten Scheppern umkippte. Der Inhalt ergoss sich wie ein Sturzbach über das Biest, gefolgt von dem Container, der alles unter sich zu begraben schien. Dean stolperte einen Schritt zurück, wobei sich Lydia an seinem Hemd festkrallte und so dafür sorgte, dass er auch weiterhin auf den Beinen stehen blieb. Der Atem des Jägers ging viel zu schnell und stoßweise, jedoch sorgte der übermäßige Sauerstoff dafür, dass er einen klaren Kopf bewahrte. Zusätzlich pumpte eine ganze Menge Adrenalin wie ein Rauschmittel durch seinen Körper, weshalb er den stechenden Schmerz in seinem Oberschenkel nur erahnen konnte. War im Moment wohl auch besser so...   „A... alles okay?“ Dean warf der kleinen Frau neben sich einen kurzen Blick zu, wagte es aber nicht für längere Zeit die Augen von dem Müllhaufen zu nehmen. Er war sich verdammt sicher, dass das nicht ausgereicht hatte um die Bestie wirklich aufzuhalten! Aber es verschaffte ihnen eine kurze Verschnaufpause um sich zu sammeln. Lydia schaffte es gerade so einmal mit dem Kopf zu nicken, bevor der Müllberg plötzlich erzitterte und einige Plastikflaschen über den Boden kullerten. Nur einen Schritt... Zu mehr kamen Dean und Lydia nicht, als auch schon der Container zur Seite geschleudert wurde und nur knapp neben ihnen gegen die Hauswand krachte. Alte Essensreste und Müllbeutel flogen durch die Gasse, ehe die beiden plötzlich zu Boden gerissen wurden...     ~*~     Stiles kaute nervös auf dem Fingernagel seines Daumens herum, während sein Blick durch die Windschutzscheibe den Verkehr beobachteten. „Alter... Kann der Kerl nicht endlich mal losfahren!“ Die Ampel hatte vielleicht vor gerade einmal zwei Sekunden auf grün geschaltet... trotzdem wäre Stiles am liebsten ausgestiegen und hätte diesen Vollidioten vor ihnen aus dem Auto gezogen, als er bei dem Signalwechsel nicht sofort weiterfuhr. Derek warf dem Jüngeren neben sich nur einen kurzen Blick zu, ehe er den ersten Gang einlegte und schließlich nach weiteren zwei Sekunden zu ihrer beiden Erleichterung anfahren konnte. Als sie allerdings an der nächsten Kreuzung schon wieder auf eine rote Ampel zufuhren, war es endgültig um die Geduld von Stiles geschehen! Sein rechtes Bein wippte mittlerweile unkontrolliert auf und ab und unterstrich noch zusätzlich den hibbeligen Eindruck den er gerade machte. Er hatte bestimmt zum zwanzigsten Mal Lydias Nummer gewählt und über die Lautsprecher das Freizeichen abgewartet, nur um dann wieder nur die Mailbox hören zu können und so war es nicht verwunderlich, dass er ein lautes Fluchen von sich gab.   Der dunkle Mercedes vor ihnen hatte schon wieder etwas zu lange gebraucht um auf das grüne Signallicht zu reagieren, weshalb sich Stiles auch nicht länger beherrschen konnte. Er fuchtelte wild mit seiner Hand durch die Luft. „Was macht dieser Idiot denn da? Kannst du ihn verdammt nochmal nicht endlich überholen?“ „Stiles, ich kann hier nicht überholen. Wir sind immer noch in der Pariser Innenstadt, falls dir das in den letzten Minuten entgangen sein sollte...“, grummelte Derek, während er auch noch vorschriftsmäßig den verfluchten Blinker setzte. „Nein, das ist mir NICHT entgangen. Aber vielleicht ist DIR ja entgangen, dass Lydia nicht ewig Zeit hat, weil sie... weil sie...!“ Stiles beendete den Satz nicht, sondern funkelte stattdessen den dunkelhaarigen Werwolf wütend von der Seite an, obwohl er eigentlich genau wusste, dass seine Aufforderung vollkommen utopisch war. Die Straßen waren eh schon viel zu eng, noch dazu parkten zu beiden Seiten Autos, manchmal sogar in zweiter Reihe... Überholen war also vollkommen ausgeschlossen! Eigentlich war es auch etwas ganz anderes, was ihn gerade so wütend machte... Mit einem verbissenen Gesichtsausdruck starrte er das Seitenprofil des Werwolfs an. „Was ist nur los mit dir?!“ Derek war einfach nicht aus der Ruhe zu bringen... Wieso war er nur so verdammt abgebrüht? Ließ ihn das alles denn völlig kalt? Vor allem, dass Lydia... Dass sie vielleicht...   „Stiles...“ Verschreckt zuckte er zusammen, als er plötzlich am Handgelenk gepackt wurde. Er hatte gar nicht bemerkt, dass er sich in der Zwischenzeit so fest in der dünnen Nagelhaut seines Daumens verbissen hatte, dass er jetzt einen ekelhaften, metallischen Geschmack auf der Zunge hatte. Die große Hand von Derek fühlte sich ungewohnt schwitzig auf Stiles Haut an, während der Werwolf bestimmend dafür sorgte, dass er nicht mehr auf seinem Daumen herumkauen konnte. Stattdessen zog er Stiles soweit zu sich herüber, bis seine Hand auf der Gangschaltung unter Dereks Hand zum Liegen kam. Der Werwolf verschränkte ihre Finger miteinander, während er in den vierten Gang schaltete und somit zum ersten Mal die Geschwindigkeitsbegrenzung überschritt. Erst jetzt wurde Stiles bewusst, dass der dunkle Mercedes vor ihnen verschwunden war, und sie deshalb freie Fahrt hatten... Ihm fiel leider auch erst jetzt auf, dass sich Derek regelrecht mit seiner linken Hand an das Lenkrad krallte, so dass seine Knöchel ganz weiß hervortraten. Nur bei näherer Betrachtung konnte man sehen, dass der Werwolf mindestens genauso angespannt war wie Stiles... Wie dumm war er eigentlich? Er hatte Derek absolut Unrecht getan... Als ob es den Werwolf wirklich total kalt lassen würde, wenn ein Mitglied seines Rudels in Gefahr schwebte...   „Tut mir Leid...“, murmelte Stiles schließlich leise. Er biss sich auf die Unterlippe und verfluchte sich gerade innerlich selbst. Derek würdigte ihm nach seiner Entschuldigung nicht einmal eines Blickes, sondern starrte nur beharrlich weiter auf den Straßenverkehr. Diese Missachtung hatte er dann wohl verdient... Stiles ließ sich ein wenig tiefer in die Sitzpolster des SUV sinken, während er seinen Blick auch wieder auf die Straße richtete. Als jedoch plötzlich Dereks Daumen sanft über Stiles Handrücken streichelte, machte sein Herz einen kleinen Aussetzer und er drehte sich wieder ruckartig zur Seite.   „Wir sind fast da...“ Derek bog gerade in einen deutlich ruhigere Straße ein, während er immer wieder einen Blick in den Rückspiegel warf. Seine Augenbrauen zogen sich argwöhnisch zusammen und er drückte einmal Stiles Hand. An der nächsten Kreuzung bog er erneut nach rechts ab, wobei er seine Augen dieses Mal mehr im Rückspiegel als auf der Straße vor ihnen hatte. „... und wir sind nicht alleine...“, knurre Derek leise. „Was zum...“ Stiles warf irritiert auch einen Blick über die Schulter, sodass er durch die abgedunkelte Heckscheibe spähen konnte. Der dunkle Mercedes, der sie vorhin noch an der Ampel blockiert hatte, fuhr nun plötzlich hinter ihnen dicht auf und schien sie den ganzen Weg über verfolgt zu haben... Stiles konnte den Fahrer zwar nicht erkennen, aber eines war ja wohl klar... Das konnte niemals etwas Gutes verheißen!     ~*~     „Unten bleiben!“ Dean wusste erst nicht, wem er diese Hände zuordnen sollte, die ihn bestimmend zu Boden drückten... oder gar diese Stimme... Er hatte sie schon einmal gehört, da war er sich sicher... aber sein Körper stand gerade so unter Spannung, dass er alles nur wie durch einen dichten Nebel wahrnehmen konnte. Erst als Lydia ein zittriges „Cora?!“ von sich gab, fiel es dem Jäger wie Schuppen von den Augen. Natürlich... Cora! Die junge Werwölfin war wie aus dem Nichts aufgetaucht und hatte mit ihrem beherzten Eingreifen das Schlimmste verhindern können. Sie hatte Dean und Lydia einfach so zu Boden gerissen, so dass der Angriff der Bestie ins Leere gegangen war. Zwar waren sie so ziemlich schmerzhaft über den harten Beton geschlidert, aber alles war besser als nochmals Bekanntschaft mit den scharfen Krallen der Bestie zu machen.   Das wütende Fauchen, das plötzlich von den Gassenwänden widerhallte, wurde schlussendlich von einem zweistimmigen Knurren übertönt. Aus den Augenwinkeln meinte Dean flüchtig Isaacs Lockenkopf erkennen zu können, und noch einen weiteren jungen Mann, aber sie bewegten sich so schnell, dass sie eher Schemen und Schatten glichen, die immer wieder die Richtung wechselten. Noch bevor Dean erneut Anstalten machen konnte sich aufzusetzen, konnte er auch schon die Geräusche eines Kampfes hören, der plötzlich unmittelbar vor ihnen ausgebrochen war. Cora drückte ihn erneut nach unten auf den kalten Steinboden, während sie immer wieder hektisch einen Blick über ihre Schulter warf. Sie war hin und hergerissen... Zum einen wollte sie Scott und Isaac helfen, zum anderen wagte sie es aber auch nicht Dean und Lydia alleine zu lassen. Ein einziger Blick in das verängstigte Gesicht der rothaarigen Frau reichte aus, um ihre Entscheidung zu fällen. Noch hatten ihr Verlobter und ihr Alpha alles unter Kontrolle... Sollten sie jedoch Hilfe benötigen, so würde sie nicht zögern, doch noch einzugreifen. Vorsichtig griff Lydia nach Coras Hand und sorgte so dafür, dass die dunkelhaarige Frau ihr die komplette Aufmerksamkeit schenkte. Lydias Schminke war komplett verlaufen. Der dunkle Mascara hatte seine Spuren auf ihren Wangen hinterlassen und sogar der rote Lippenstift war verschmiert. „Ist alles okay? Bist du verletzt?“ Cora suchte sofort mit ihren Augen die schmale Gestalt von Lydia nach Verletzungen ab und wurde zum Glück nicht fündig. Einzig Dean schien etwas abbekommen zu haben. Bevor Cora sich jedoch dem älteren Jäger zuwenden konnte, verfestigte Lydia den Griff ihrer Hand, sodass sogar die Werwölfin eine kurze Schmerzenswelle spüren konnte. „Chris... Chris...“ Irritiert starrte Cora in die geweiteten Augen der Rothaarigen. Lyida zerrte fast schon panisch an ihrer Hand und versuchte sie dazu zu bewegen aufzustehen. „Hey... beruhig dich! Es ist alles okay...“ Es half nichts... Lydia schüttelte ruckartig den Kopf und wollte partout an dem Kampfgeschehen vorbei in den hinteren Teil der Gasse kriechen. Erst als Cora dem verzweifelten Blick der Rothaarigen folgte, und sie eine regungslose nur allzu bekannte Gestalt erkennen konnte, glaubte sie dass ihr Herz mit einem Mal aufhörte zu schlagen...   Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)