Die Unsterblichen und ich von Ten-nii-san ================================================================================ Kapitel 9: Kapitel 9 -------------------- Kapitel 9   Neben der Narben in seinem Gesicht waren jetzt auch neue Wunden, die noch leicht bluteten und das restliche Blut war an seinem Kinn und Hals getrocknet. Sein Hals hatte auch eine längere Schnittwunde abbekommen und dazu färbte sich seine leicht gebräunte Haut schon bläulich … das waren Würgemale! Mein Blick wanderte weiter herunter zu seiner Brust, wo eine ältere Narbe prangte. An seinem rechten Arm hatte er eine Stichwunde, die immer noch blutete. Das Blut lief seinen Arm herab und passierte weitere Narben, die allerdings schon älter waren. Aber was dann kam raubte mir den Atem. Diese Narbe war auch schon älter, aber diese wurde nicht von einem Messer oder Schwert verursacht. Es war eine Brandnarbe und das keine kleine. Sie verlief an seiner linken Körperhälfte von seinem Hosenbund bis hoch unter die Brust. Das war bestimmt schmerzhaft gewesen. „Kannst du das Hemd etwas beiseite tun?“, holte Aiden mich aus meiner Starre. Ich nickte und knöpfte das Hemd wieder auf und schob es zur Seite, damit Aiden an die Stichwunde kam. Sanft legte er seine Finger auf meine Seite und tupfte das Blut mit einem Wattepat weg. Seine Finger waren warm und sanft auf meiner Haut und ich bekam sofort eine Gänsehaut. „Ich mache schnell, dann kannst du dich anziehen gehen“, sagte Aiden sofort und ich schüttelte den Kopf. „Schon gut“, hauchte ich. Als das Blut dann weg war, legte Aiden den Wattepat weg und sah sich die Wunde noch mal an. „Ich muss das Dämonenblut etwas aus der Wunde saugen, sonst könnte es kritisch werden.“ Ich schluckte hart und starrte Aiden in das markante Gesicht. Er will was?! Seine vollen Lippen unter deine Brust pressen und das Dämonenblut aussaugen. Sag JA! Sag JA! „O … okay“, stotterte ich und nickte, wie ein kleines Kind. Oh man, wie peinlich. Mir wurde richtig heiß und mein Herz klopfte schneller in meiner Brust. Er würde also das Blut aussaugen … mit seinen Lippen … unter meiner Brust … verdammt, ich hoffe ich schaffe das. Aiden beugte sich vor und legte sanft seine Lippen auf meine Haut. Ich wusste ja, wie sanft seine Lippen waren, aber jetzt spürte ich es noch mehr, da diese Stelle noch empfindlicher war, als meine Lippen. Er saugte und ich hielt die Luft an. Es war eigenartig, dieses Gefühl. Ich konnte es nicht einordnen. Mein Verstand wollte nicht, dass es sich gut anfühlte, aber mein Körper schon. Mein Verstand schrie, dass ich diesen Mann erst seit zwei Tagen kannte und diese Aktion sehr unpassend war. Mein Körper war da allerdings anderer Meinung. Dieser wollte mehr von Aiden, viel viel mehr. Ich wollte ihn auf mir spüren, seine weichen Lippen nicht nur an dieser einen Stelle spüren. Ich wollte seine starken Muskeln berühren und die Muskelstränge an seinen Armen und Beinen entlang küssen … Bitte, was denkst du hier? Ich … ich weiß nicht. Es war einfach unglaublich, was für ein Gefühlschaos Aiden in mir verursachte. Ich kannte ihn kaum, aber doch war er mir so vertraut. Dazu kam aber noch, dass ich nicht verstand, warum er doch hier war, warum er mich gerettet hatte und warum er diesen Dämon kannte. Mir war unklar, warum mir sein Geruch so bekannt vorkam und mir war unklar, warum mein Körper so eindeutig auf ihn reagierte. Es dauerte nicht lange, da trennte Aiden sich wieder von mir und spuckte das Blut in eine kleine Schüssel, dann legte er wieder seine Lippen an die Wunde und saugte wieder. Das machte er noch drei Mal. „Der größte Teil müsste draußen sein“, meinte er dann und träufelte ein bisschen Iod auf ein Wattepat, dass er mir auf die Wunde legte. Ich zuckte leicht zusammen, aber dann ging es wieder. Nachdem er die Wunde dann verbunden hatte, durfte ich mich aufsetzten. Aiden wollte aufstehen, aber ich packte ihn am Arm und hielt ihn auf. „Jetzt bist du dran. Du bist schlimmer verletzt als ich, Aiden.“ „Das ist nichts ...“ „Doch“, bestand ich darauf und drückte ihn auf das Sofa. Das Hemd von ihm ließ ich an und knöpfte es nur schnell zu. „Du bleibst sitzen“, befahl ich und lief schnell in die Küche, um etwas warmes Wasser und ein Handtuch zu holen. „Ich mache dein Sofa dreckig“, rief er mir nach. „Dann gehe ich ein neues holen“, meinte ich nur und kam wieder. Aiden lehnte sich zurück und sah mich an. Diesmal musterten mich seine Augen auf eine andere Art. Sein Hemd reichte mir gerade so über den Po und darunter trug ich ja nichts … aber das fand ich nicht schlimm. Bei Derek fühlte ich mich immer wie ein Ausstellungsstück, aber Aiden sah mich nicht so an. Seine dunkelgrünen Augen liebkosten eher meinen Körper. Ich biss mir auf die Lippe und kam langsam auf Aiden zu. Die Schüssel Wasser gab ich Aiden, damit er sie festhalten konnte, dann nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und stellte mich zwischen seine Beine. Das Handtuch tauchte ich mit der Spitze in das Wasser und tupfte dann das getrocknete Blut von Aidens Kinn. Danach war sein Hals dran. Mit der anderen Seite des Handtuchs machte ich ihn dann trocken. Als sein Kinn und Hals wieder sauber waren, machte ich auch das Blut an seiner Halswunde weg. Dafür neigte Aiden seinen Kopf etwas zur Seite. Oh Gott, diese Stille war schrecklich. „Ich dachte, du hättest heute keine Zeit“, fing ich ein Gespräch an. „Ich hatte auch etwas vor.“ „Und doch bist du hier.“ „Diese Typen haben mich in einer Gasse angegriffen. Sie dachten, dass wir Freunde seien, weil ich dir am Samstag auch geholfen hatte und haben mich damit aufgezogen, dass sie dir etwas antun wollten. Ich konnte nicht einfach zulassen, dass sie dir wehtun.“ Ich hielt in der Bewegung inne. „Das sie mir wehtun?“, fragte ich und sah Aiden in die Augen. „Du kennst mich doch erst seit ein paar Tagen, wie kann es dir so wichtig sein, dass mir nichts passiert?“ „Das ist kompliziert.“ „Ich hab genug zeit.“ Vorsichtig machte ich mit den Wunden in seinem Gesicht weiter. Aiden allerdings blieb still. Ich seufzte und tupfte das Blut weg. „Ich verstehe das ganze nicht, Aiden. Du sagst mir ab und kommst dann doch her, um mich zu beschützen. Woher kommt der Beschützerinstinkt? Wir kennen uns gerade mal zwei Tage.“ „Das ist meine Aufgabe. Es sind schlimme Zeiten und ich und meine Brüder müssen dafür sorgen, dass die Welt im Gleichgewicht bleibt.“ Wollte ich ihm das so abkaufen? Oder konnte ich ihm das so abkaufen? Die Unsterblichen waren schon dafür da, dass sie Frieden schafften, aber … Aber was? Ich sollte froh sein, dass er da war, um mich zu retten. Wäre er nicht da gewesen, wäre ich jetzt bestimmt in irgendeiner Zelle und würde bald sterben. Jetzt bedank dich doch einfach mal, so schwer ist das nicht. „Ich … es tut mir leid. Du wolltest ja nur mein Bestes und ich stehe hier rum und halte dir Vorträge, dabei bin ich es schuld, dass du so zugerichtet bist.“ „Dylen, das ist nicht deine Schuld.“ „Ein bisschen aber.“ Ich lächelte ihn an und machte weiter mit seinem Arm. Diese Wunde war ziemlich tief und als ich mit dem Handtuch an diese kam, zuckte Aiden zusammen. „Wohl doch nicht so taff, wie er immer tut“, schmunzelte ich. „Das tut weh“, beschwerte er sich und ließ auch mal ein Lächeln zu. Das machte ihn direkt viel sympathischer … obwohl ich zugeben musste, dass er auch sonst nicht zu verachten war. Ja, durch die Narben und seine distanzierte Art könnte man Angst vor ihm haben, aber so schien er nur nach außen. Er konnte auch ganz nett sein. „Stell dich nicht so an. Du bist ein Mann“, stichelte ich ihn weiter. „Bin ich das, ja?“ „Ja, du siehst zumindest danach aus.“ Ich war fertig und legte das Handtuch auf den Boden und nahm mir dann Iod und Wattepats. Sanft tupfte ich Aidens Armwunde mit Iod voll und verband sie dann ordentlich. „Warst du mal Krankenschwester?“ „Weil ich so sexy aussehe, oder was?“ „Ja, vielleicht liegt es daran.“ Ich hielt in der Bewegung inne. Hatte er das gerade wirklich gesagt? Ich sah Aiden an. Ich hatte mir das bestimmt nur eingeredet, dass er das gesagt hatte. Wir sahen uns in die Augen und Aiden kam immer näher. Er würde mich wieder küssen, er würde mich wieder KÜSSEN! Es dauerte nicht lange, da saß Aiden wieder aufrecht. Er legte seine eine Hand auf meine Seite und die andere auf meine Hüfte. Ich schluckte und wartete einfach nur noch darauf, dass er mich küsste … und dann war es soweit. Er küsste mich wirklich und es war unglaublich. Sein undefinierbare Duft stieg mir in die Nase und ich fühlte mich sofort Zuhause, seine Lippen teilten sich und ich hieß seine Zunge willkommen. Der Kuss wurde immer wilder und ich hielt mich an seinen Schultern fest. Ein kleines Feuer entfachte in meinem Bauch und um ehrlich zu sein, ich hätte ihn noch Stunden weiter küssen können. Aber so sollte es nicht sein. Aiden trennte sich plötzlich von mir und starrte mir in die Augen. Ich blinzelte und hielt mich immer noch an seinen Schultern fest. „Ich … es tut mir leid“, meinte er, ließ aber seine Hände wo sie waren. „Muss es nicht“, hauchte ich und beugte mich vor, um ihn noch mal zu küssen. „Nein, das geht nicht“, hielt Aiden mich auf. Was? … Okay, vielleicht war ihm jetzt aufgefallen, dass ich doch nicht sein Typ war … was mache ich hier überhaupt? Darüber nachdenken, ob ich sein Typ war oder nicht? Das ist doch lächerlich. „Okay.“ Ich ging von ihm weg und nahm mir das Handtuch und die Schüssel Wasser. „Ich zeihe mir gerade was anderes an.“ Nach dieser weiteren Abfuhr, wollte ich nicht mehr so entblößt vor ihm stehen … ich meine, er war auch nur ein Mann und bei so viel nackter Haut, konnten da schon mal die Sicherungen durchdrehen … Oh mein Gott, vielleicht hatte er eine Freundin! Schnell flitze ich nach oben und suchte mir eine Pyjamahose und ein Top raus. Bloß nicht zu viel Haut zeigen. Als ich dann fertig war, ging ich wieder runter zu Aiden, der sich gerade ein Pflaster auf die Halswunde klebte. Auf die Wunden in seinem Gesicht hatte er nur etwas Salbe drauf geschmiert. Mein Blick blieb wieder auf seinem Bauch hängen, an dieser Brandwunde. Ohne genau zu wissen, was ich tat, stand ich schon vor ihm und strich mit den Fingerspitzen über die Brandnarbe. Aiden verkrampfte sich sofort. „Was ist passiert?“, hauchte ich. „Das muss wehgetan haben.“ „Es ging“, gestand er. „Haben sie dich gefoltert oder woher hast du sie?“ Ich sah hoch, um in seinem Gesicht irgendeine Reaktion zu lesen, aber da kam keine. „Nein, ich bin in ein brennendes Haus gelaufen, um jemanden zu retten.“ „Jemanden den du geliebt hast oder irgend jemanden?“ „Jemanden den ich geliebt habe.“ Ich nickte und strich dann über eine weitere Narbe auf seiner Brust. „Und die?“ „Was soll das, Dylen?“ „Ich weiß nicht. Es muss schlimm gewesen sein für so viele Menschen kämpfen zu müssen und nie etwas dafür zu bekommen.“ Meine Finger strichen zu der nächsten Narbe. „Nicht.“ Er packte mein Handgelenk und hielt mich davon ab, ihn noch mal anzufassen. Er nahm mir sein Hemd aus der Hand und drehte sich um und was mir da zu Gesicht kam, gefiel mir gar nicht. Ich schnappte nach Luft und hielt mir die Hand vor den Mund. Da waren noch mehr Narben, hässliche Narben, die schon Wulste gebildet hatten, aber das war nicht das, was mich so erschreckt hatte. Auf Aidens Rücken war ein schwarzes Siegel. Es war ein Dreieck, was in der Mitte ein komisches Zeichen hatte, es sah fast so aus, wie ein Kreuz, wo ein Auge mit Hörnern drauf war. „Es sind nur Narben, Dylen.“ „Nein, ich glaube nicht, dass das eine Narbe ist.“ Aiden drehte sich sofort um und sah mich an. „Das sah wie ein Siegel aus.“ „Logen“, brummte Aiden.  Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)