Mörderische Goldgier von Anmiwin ("Geliebter Blutsbruder"- Teil II) ================================================================================ Kapitel 34: Herzbeben im Kampfgetümmel -------------------------------------- Der Doktor begann also, wenn auch recht zögerlich, mit seiner Erklärung: „Also gut. Du weißt, dass mir keine andere Möglichkeit geblieben war, dich daran zu hindern, auf Winnetou zu schießen, als die, dir einen Stein an den Kopf zu werfen – und ich wundere mich in der Tat immer noch darüber, wie ich aus der Entfernung überhaupt hatte treffen können...“ Walter bemerkte jetzt das leise Lächeln, welches ich nicht vollständig unterdrücken konnte und das der Vorstellung geschuldet war, dass ich ausgerechnet von unserem Wohltäter, der zudem bisher nicht gerade mit großartigen Techniken im Nahkampf aufgefallen war, außer Gefecht gesetzt worden war, und das sogar auf eine recht schmerzhafte und langwierige Weise! Ob Walter mein Lächeln auf eine andere Weise deutete, weiß ich nicht, jedenfalls begann er mit einem Male, sich mehrmals und recht umständlich für seine Tat bei mir zu entschuldigen, woraufhin ich – zum ersten Mal seit längerer Zeit – ein kurzes, heiteres Lachen nicht mehr unterdrücken konnte. Es dauerte dann auch eine Weile, bis ich ihm glaubhaft versichern konnte, dass ich ihm in keinster Weise böse war und ihm eher ein Leben lang meinen Dank schuldig sein würde, dass er mich an meinem fürchterlichen Vorhaben noch hatte hindern können! Doch schnell wurde ich wieder ernst und bestand darauf, dass er mir jetzt endlich reinen Wein über Winnetous Zustand einschenken sollte, und so begann er erneut: „Du brachst also bewusstlos zusammen, hast aber dennoch Winnetou an der Schulter getroffen. Im gleichen Augenblick ist dann auch er in sich zusammengesackt, und das lag natürlich an nichts anderem als daran, dass er sich in den vorangegangenen Kämpfen unglaublich verausgabt und dabei auch mehrfach kleinere, teils aber auch mittelschwere Verletzungen davongetragen hatte. Ich kann dir eigentlich auch gar nicht genau sagen, wie dass alles überhaupt vonstattengegangen war; ich weiß nur noch, dass der eine Bandit, der den Apatschen festgehalten hatte, durch genau diese eine Kugel von dir ebenfalls getroffen wurde, und zwar tödlich. Was mit den anderen drumherum geschah, den roten wie den weißen Feinden, insbesondere Thomson, habe ich überhaupt nicht mehr mitbekommen, weil ab diesem Zeitpunkt meine Aufmerksamkeit nur noch euch beiden gegolten hatte. Ich rannte also quer durch Freund und Feind hindurch - frag mich nicht, wie ich da ohne Blessuren durchgekommen bin - langte zuerst bei dir an, überzeugte mich kurz, dass noch Leben in dir war – und du ahnst ja gar nicht, wie heilfroh ich war, dass ich dich durch meine Verzweiflungstat nicht tödlich getroffen hatte!“ Hier stockte unser Doktor kurz; die Erinnerungen an jene schrecklichen Minuten nagten noch immer an seinem Seelenfrieden, das war deutlich zu sehen. Beruhigend legte ich meine Hand auf die seinige und ermunterte ihn somit, weiterzusprechen, was er auch schließlich tat: „Winnetou lag ebenfalls bewusstlos am Boden, und zum Glück waren seine unmittelbaren Gegner in diesem Augenblick in heftige Kämpfe mit unseren Freunden hier verwickelt, so dass niemand der Dreckskerle mehr dazu kam oder sich darauf besinnen konnte, ihn hochzureißen und als Geisel zu missbrauchen. Eine kurze Untersuchung meinerseits bestätigte leider meinen Verdacht, dass die gnadenlose Überanstrengung zu seiner Ohnmacht geführt hatte – ja, und dann, gerade in diesem Augenblick, wurde es noch viel schlimmer, denn sein Herz konnte die ganzen Strapazen letztendlich einfach nicht mehr verkraften – und versagte! Es erforderte viel Kraft und dauerte auch eine Weile, aber eine gefühlte Ewigkeit später konnte ich ihn dann doch noch wiederbeleben – allerdings war das ganz schön knapp!“ Mit steigendem Entsetzen war ich Hendricks letzten Worten gefolgt und hatte mich dabei wieder unbewusst auf die Ellbogen hochgestemmt, so dass Emery sofort zugriff und mich ein weiteres Mal zurück in die Felle drückte. „Bleib ruhig, sonst macht unser Doktor doch noch von seinen Mittelchen Gebrauch!“, warnte er mich mit ernster Stimme. „Im Moment geht es deinem Freund ganz gut, es gibt also keinen Grund zur Sorge. Doch vielleicht ist es besser, wenn du ihm den Rest später erzählst!“ Den letzten Satz hatte der Engländer an Hendrick gerichtet, erreichte damit allerdings nur, dass ich mich jetzt erst recht aufregte: „NEIN! Ich will nun endlich genau wissen, was meinem Freund geschehen ist, Himmel Herrgott noch mal! Also, wenn ihr es mir nicht sagen wollt, dann...“ Mit diesen Worten hatte ich schon meine Decke zurückgeschlagen, kam aber natürlich nicht weiter, da meine beiden Gefährten mir im Augenblick an Kraft nun mal deutlich überlegen waren und diesen Umstand auch gnadenlos ausnutzten. „Charlie! Ich erzähle dir ja alles, aber nur, wenn du endlich liegen bleibst! Du tust dir und somit auch deinem Blutsbruder keinen Gefallen, wenn sich dein Zustand wieder verschlechtert. Er braucht dich jetzt – die kommenden Wochen werden schwer genug für ihn!“ Ja, nahmen denn die schlechten Nachrichten im Augenblick gar kein Ende? Doch ich sah ein, dass mir im Moment nichts anderes übrig blieb, als mich in Geduld zu üben, also versuchte ich meiner Erregung irgendwie wieder Herr zu werden und sah Walter abermals erwartungsvoll an. Er nickte und meinte: „Gut so! Und glaube mir, mein Freund – wenn zurzeit eine akute Gefahr für unseren Häuptling hier bestehen würde, wäre ich der erste, der keine Ruhe mehr finden würde! Doch nun zurück zu den letzten Geschehnissen: Während meiner Bemühungen um Winnetou ebbten die Kampfhandlungen um mich herum wohl relativ schnell ab, obwohl ich davon auch jetzt überhaupt nichts mitbekam. Innerhalb kürzester Zeit aber hatten einige unserer Freunde registriert, dass da etwas ganz und gar nicht stimmte und begaben sich deshalb nun sehr schnell an unsere Seite. Die verletzten und überwältigten Schurken konnten wir ja getrost den Soldaten überlassen, die deutlich in der Überzahl waren. Als es mir dann zu unserer großen Erleichterung gelungen war, den Apatschen zumindest einigermaßen zu stabilisieren, war die Erleichterung bei uns allen natürlich riesengroß, das kannst du dir ja wahrscheinlich sehr gut vorstellen. Anschließend trugen wir ihn und natürlich auch dich vorsichtig hier in die Kammer, um euch weiter versorgen zu können. Für Tsain-tonkee und mich gab es dann auch erst einmal mehr als genug zu tun. Beide habt ihr mehrere Stich- und Schnittverletzungen davongetragen, Winnetou noch ein wenig mehr, da er ja bis zum bitteren Ende, also bis er angeschossen wurde, gekämpft hatte. Es waren – wir haben es nachher rekonstruiert – ungefähr vierzehn bis an die Zähne bewaffnete Gegner gewesen, denen ihr euch fast gleichzeitig im Nahkampf gestellt hattet, und keiner unserer Gefährten kann sich bis heute erklären, wie ihr diesen so lange standhalten konntet – ich natürlich erst recht nicht, für mich ist das Ganze einfach unbegreiflich!“ Walter schüttelte jetzt auch kurz ungläubig den Kopf, bevor er weiter sprach: „Dieser besagte Schuss hatte unseren Freund an die Stirn getroffen – ein Streifschuss also - und ihm für kurze Zeit das Bewusstsein geraubt. Insgesamt hat er durch all die Verletzungen auch wieder recht viel Blut verloren, und da er ja vor dem Kampf alles andere als gesund gewesen war, sich eigentlich überhaupt nicht hätte viel bewegen dürfen, hatten wir besonders mit ihm einige Mühe. Doch während es ihm dann doch glücklicherweise allmählich besser zu gehen schien, wurde dein Zustand recht schnell kritisch. Du hattest dir ja auch einige Verletzungen eingefangen, die zwar alle für sich gesehen nicht sehr gefährlich waren, in der Summe aber schon Probleme verursachen konnten, zumal man dich auch noch fast erwürgt hatte – dazu hat übrigens wirklich nicht mehr viel gefehlt! Außerdem war da noch die massive Blutung, die die Kopfwunde verursacht hatte, verbunden mit einer ordentlichen Gehirnerschütterung. Das alles hätte ich trotzdem wohl ohne großartige Schwierigkeiten wieder in den Griff bekommen – doch das Schlangengift befand sich nun mal immer noch in deinem Körper, und da du an diesem besagten Tag, anstatt dich im Kampf völlig zu verausgaben, eigentlich hättest ruhig liegen bleiben und noch einige Male den Trank aus der Heilpflanze zu dir nehmen sollen, begann nun innerhalb zweier Tage ganz allmählich, aufgrund all dieser Belastungen, dein Immunsystem zu versagen!“ Walter stockte kurz, und an Emerys Gesichtsausdruck konnte ich unschwer erkennen, dass er sich in der letzten Zeit wirklich große Sorgen gemacht haben musste. Doch schon fuhr der Arzt wieder fort: „Winnetou hatte mittlerweile einen ganzen Tag und eine Nacht durchgeschlafen, und als er am späten Vormittag erwachte, schien es ihm deutlich besser zu gehen; der Streifschuss an der Schläfe begann, gut zu verheilen und schien ihn auch nicht mehr sonderlich zu stören. Natürlich hätte ich dennoch darauf bestehen sollen, dass er liegen bleibt und weiterhin strengste Bettruhe einhält, aber da es dir von Stunde zu Stunde schlechter erging, galt meine Aufmerksamkeit in dieser Zeit verständlicherweise vor allem dir....“ Da Walter bisher nicht auf einen ganz bestimmten Umstand eingegangen war, unterbrach ich ihn hier abermals und kam direkt darauf zu sprechen: „Winnetous angebrochene Rippe – hat der Kampf diese Verletzung nicht noch verschlimmert? War sie der Grund für den Herzstillstand?“ „Nein, mein Freund“, antwortete Hendrick auch sofort. „In dieser Hinsicht brauchst du keine Sorge zu haben, Charlie! Ich hätte das niemals geglaubt – aber der Bastverband von Tsain-tonkee hat die Rippe so gut geschützt, dass man meinen könnte, dein Freund hätte sich in all der Zeit so gut wie gar nicht bewegt! Diese Methode werde ich in Zukunft definitiv übernehmen....Gut, soweit dazu, aber jetzt weiter: Winnetou hatte natürlich innerhalb weniger Minuten die ganze Lage überblickt; ihn hätte also sowieso nichts mehr auf seinem Lager halten können. Er machte sich erst einmal ein Bild von deinem Zustand, und danach half erst recht nichts mehr, weder Ermahnungen noch freundliche Bitten – kurze Zeit später war er schon draußen unterwegs, um Pflanzen und Kräuter zu sammeln, die dir Hilfe bringen sollten. Manche davon wuchsen weiter entfernt, also auch außerhalb der Festung, und das Einzige, was er noch zuließ in seiner Angst, dich zu verlieren, war, dass Tsain-tonkee ihn begleitete, um ihn im Notfall zu unterstützen und ihm bei seiner Suche zu helfen. Es dauerte dann auch mehrere Stunden, bevor die beiden die notwendigen Kräuter zusammen hatten. Schon kurz nach ihrer Rückkehr ist mir allerdings so manch besorgter Blick aufgefallen, den Tsain-tonkee immer wieder seinem Häuptling zugeworfen hatte, aber ich war weiterhin nur auf deinen schlechten Zustand fixiert und maß dem daher nicht so viel Bedeutung bei, wie ich es eigentlich hätte tun sollen. Winnetou ließ sich ab jetzt auch gar nicht mehr helfen. Er wollte auf keinen Fall jemand anderem die Verantwortung für deine Heilung übertragen, wollte sichergehen, dass sämtliche Handlungen mit peinlich genauer Sorgfalt durchgeführt wurden - selbst Tsain-tonkees Hilfe nahm er nicht mehr an! Dieser jedoch versuchte zwischendurch offenbar immer wieder, ihn zum Ausruhen zu bewegen, ihm klar zu machen, dass er alles andere als gesund war – vergeblich! Es half einfach gar nichts; Winnetou blockte ihn jedes Mal schnell ab, vor allem dann, wenn ich in der Nähe war.... er wollte mit Sicherheit keinem von uns einen Grund zur Beunruhigung geben. Er blieb weiterhin ständig an deiner Seite, überwachte jeden einzelnen Schritt der Behandlung und Pflege, und am Nachmittag des dritten Tages wurden seine Bemühungen dann endlich auch vom Erfolg gekrönt. Dir ging es zu diesem Zeitpunkt mit einem Mal deutlich besser, und wir waren uns schnell einig, dass ab jetzt tatsächlich keine Lebensgefahr mehr bestand. Trotzdem ließ dein Freund sich nicht überreden, nun ebenfalls einmal auszuruhen, obwohl auch mir mittlerweile bewusst geworden war, dass er immer schlechter aussah und ich ihn deshalb fast schon nötigte, seinem Körper endlich die dringend notwendige Ruhe zu gönnen! Ja - und am späten Abend rächte sich dieses Verhalten dann endgültig. Er brach ein zweites Mal zusammen, sein Herz stand ein zweites Mal still, und nur mit vereinten Kräften konnten Tsain-tonkee und ich ihn nochmals zurück ins Leben holen. Mittlerweile steht fest, dass sich ein Herzmuskel sogar schon entzündet hat, wenn auch bisher nur leicht; außerdem fiebert er seitdem, zwar nicht allzu heftig, dafür aber ständig - und daher gilt ab jetzt nur eine einzige Regel: Absolute Ruhe! Du weißt ebenso wie ich, wie schwer ihm das Einhalten dieser Regel immer fällt, also habe ich erst einmal ordentlich nachgeholfen, damit er sich selbst in keine gefährlichen Situationen mehr manövrieren kann – und das wird mit Sicherheit bis auf Weiteres auch so bleiben!“ Walter hatte seinen Bericht beendet, doch ich war außerstande, mich dazu im Augenblick irgendwie zu äußern. Völlig geschockt starrte ich den Doktor lange an, drehte dann den Kopf zur Seite, in der Hoffnung, einen weiteren Blick auf Winnetou werfen zu können, doch dazu hätte ich mich aufrichten müssen – und schon der Versuch wurde von meinen Freunden sofort wieder unterbunden. Das grauenhafte Gefühl kam wieder in mir hoch, welches ich auch schon während meiner langen Bewusstlosigkeit verspürt hatte – und jetzt wusste ich auch, dass es kein Traum gewesen war, als ich um mich herum lautes Rufen gehört hatte, wusste, warum die Luft damals angefüllt schien von Entsetzen und Panik, warum ein fürchterlicher Druck meinen Brustkorb damals zu sprengen drohte und ich nur noch flehentlich denken konnte: „Bitte bleib – nicht weitergehen....“ Das musste der Moment gewesen sein, in dem die Freunde ein weiteres Mal um Winnetous Leben hatten kämpfen müssen! Ich spürte, wie sich mein Herz krampfhaft zusammenzog, einerseits vor Mitleid mit meinem geliebten Blutsbruder, andererseits aber vor allem deshalb, weil in mir wieder ein so grässliches Gefühl der Angst hoch kroch, dass es fast schon körperlich weh tat. Für Winnetou bestand Lebensgefahr – und das würde sich so schnell auch nicht ändern, soviel war sicher. Was er nicht nur jetzt, sondern auch in den nächsten Monaten dringend benötigte, war vor allem und in erster Linie Ruhe, körperlicher wie geistiger Natur. Hier im Westen, in einer der gefährlichsten Gegenden der Vereinigten Staaten und darüber hinaus, würde es niemals gelingen, ihm diese Ruhe zukommen zu lassen. Und selbst seine Mescaleros, die natürlich alles für ihren geliebten Häuptling taten, was in ihrer Macht stand, würden nicht verhindern können, dass er sich mit Leib und Leben wieder für ihre Belange einsetzen würde, sobald er wieder die Notwendigkeit dafür sähe. Mein Blutsbruder hatte sein ganzes Leben seinem hochgradig verantwortungsvollen Amt als Oberhäuptling aller Apatschen untergeordnet, und gerade jetzt, in diesen unruhigen Zeiten, wo der weiße Mann immer mehr von dem Land der Indianer für sich beanspruchte, wo durch den Bürgerkrieg vertriebene Tramps und Desperados die Gegenden hier unsicher machten, da wurde seine Klugheit, seine Weitsicht, seine Menschlichkeit und natürlich seine kriegerischen Fähigkeiten über alle Maßen gebraucht. Ja, fast würde ich sagen, dass das Volk der Apatschen auf ihn angewiesen war! Natürlich gab es auch unter ihm äußerst fähige Männer, die ihn kurzzeitig vertreten konnten, ganz wenige, wie zum Beispiel Entschah-koh, auch für längere Zeit – aber das war auf die Dauer nicht dasselbe, als wenn Winnetou seine Aufgaben wahrnahm, denn dieser Mann besaß eine solch machtvolle Aura, dass sich Freund wie Feind ihr nur ganz schlecht entziehen konnten. Außerdem war er äußerst verantwortungsbewusst und überließ daher nur sehr ungern wichtige Aufgaben seinen Vertretern, da er dann immer das Gefühl hatte, sich letztendlich doch aus der Verantwortung gestohlen zu haben. Und somit war sicher: Sobald sich mein Freund wieder besser fühlen würde – unabhängig davon, ob es ihm tatsächlich auch besser ging – wäre er mit Sicherheit nicht mehr zu halten; es würde ihn so rasch wie möglich wieder zu seinem Volk zurückziehen, um ihm als oberster Anführer zu dienen und es möglichst unversehrt in die neue Zeit zu führen. Vielleicht hatte ich ja tatsächlich noch so viel Einfluss auf ihn, dass ich seinen Eifer vorübergehend zu dämpfen vermochte; vielleicht würde er meiner Bitte, sich zu mäßigen, zumindest in der ersten Zeit nachkommen – aber niemals für ein halbes Jahr, geschweige denn für ein ganzes! Und so lange würde es wahrscheinlich dauern, bis sein Körper sich wieder vollständig erholt hatte und auch die Gefahr einer chronischen Herzerkrankung gebannt war. Und sobald wieder ernsthafte Probleme in Winnetous großem Einflussbereich auftauchen sollten, würde auch ich ihn nicht mehr halten können, egal, wie wenig Zeit bis dahin erst vergangen war. Dieses Wissen um eine Situation, die eigentlich nur noch einen Ausweg zuließ, brachte mich jetzt innerhalb weniger Minuten dazu, meine Gedanken, die ich mir schon vor Tagen, ja, sogar Wochen zu diesem Thema gemacht hatte, zu einem Vorhaben zu bündeln – und ich war in diesem Augenblick fest entschlossen, diesen Plan auch rasch und konsequent durchzusetzen. Jetzt kam es vor allem darauf an, meinen Winnetou hier lebend herauszubringen, nicht nur aus diesem Tal, sondern generell aus der für ihn so gefährlichen Gegend. Ich musste dafür nur noch seine Zustimmung bekommen. Emery und Walter hatten mich während dieser kurzen Zeit, in der ich so in Gedanken versunken war, recht besorgt beobachtet, fürchteten sie doch weiterhin einen nochmaligen emotionalen Ausbruch meinerseits. Doch nachdem mein Entschluss festgestanden hatte, spürte ich, wie ich innerlich nach und nach ruhiger wurde. Hendrick hatte mir versichert, dass für meinem Freund, zumindest im Augenblick, keine akute Gefahr bestand, und ich wusste, dass ich dem Doktor da vollkommen vertrauen konnte. Winnetou schlief zurzeit tief und fest und bekam daher überhaupt nichts mit, es stand also nicht zu befürchten, dass er sich aufgrund seines enormen Verantwortungsbewusstseins im Moment selbst gefährden konnte. Allerdings ging es mir augenblicklich nicht viel besser, zumindest was meine Entscheidungsfreiheit in Bezug auf meinen Bewegungsdrang anging. Doch das Liegenbleiben fiel mir gerade sogar ziemlich leicht, da ich immer noch hämmernde Kopfschmerzen verspürte, auch eine allgemeine Schwäche des Körpers konnte ich nicht verleugnen. Gut, dachte ich deshalb so bei mir, da ich im Augenblick körperlich nichts Vernünftiges für unsere Gesellschaft beitragen konnte, dann vielleicht ein wenig in geistiger Hinsicht – aber dazu musste ich natürlich wissen, was genau sich alles in der letzten Zeit ereignet hatte, damit ich wieder über den gleichen Informationsstand verfügte wie meine Gefährten. Daher sah ich jetzt meine beiden selbsternannten Bewacher nacheinander ruhig an, doch bevor ich sie weiter ausfragen konnte, wollte ich mich lieber noch einmal vergewissern und sprach deshalb Walter an: „Du sagst, für Winnetou bestehe im Moment keine akute Lebensgefahr?“ „Richtig“, bestätigte dieser nickend. „Das heißt also, dass wir im Augenblick nicht in ständiger Sorge leben müssen, dass sich so ein Herzstillstand jetzt noch einmal wiederholt?“ Nun zögerte der Doktor kurz und meinte dann: „Ich kann es natürlich nicht hundertprozentig ausschließen – aber nein, nach meinem Ermessen können wir im Augenblick recht beruhigt sein!“ Offen sah er mir dabei ins Gesicht, und ich konnte spüren, dass er mir die volle Wahrheit sagte. Jetzt erst war ich wirklich beruhigt und wandte mich daher an Emery: „Mein Freund – würdest du mir denn nun erzählen, wie genau sich der ganze Kampf hier im Tal abgespielt hat? Ich möchte auch auf jeden Fall wissen: Woher kamen auf einmal all die Weißen, die sich in Thomsons Begleitung befanden? Und vor allem: Was ist mit Thomson geschehen? Und noch viel wichtiger: Gab es auf unserer Seite weitere Verletzte oder sogar Tote? Kannst du mir das alles beantworten?“ „Natürlich!“, nickte der Engländer sofort, doch bevor er beginnen konnte, fiel mir noch etwas ein: „Sagt einmal, ihr beiden – wie viel Zeit ist seit der Nacht des Überfalls eigentlich vergangen?“ Mit dieser Frage hatte ich die Gefährten jetzt wohl etwas überrascht, denn sie sahen sich einen Augenblick lang etwas betreten an und zögerten merklich mit der Antwort. „Nun?“, drängte ich daher mit fordernder Stimme, und deshalb fasste sich der Doktor auch als Erster ein Herz: „Nun ja – genau genommen sind es jetzt fast sechs Tage....“ druckste er herum. „Wie bitte?“ Fast schon erschrocken sah ich den Arzt an. „So lange ist das schon her? Oder hast du da etwa auch nachgeholfen?“ Da Walter mir kurz nach dem Biss der Schlange am Vortag des Überfalls schon einmal diverse Medikamente verpasst hatte, die nicht unbedingt nötig waren, traute ich ihm diese Maßnahmen jetzt auch ohne Weiteres zu. „Nein, nein!“, wehrte er jetzt auch schnell ab. „Aber.... wie gesagt, das Schlangengift hatte genug Zeit gehabt, nochmals seine verheerende Wirkung zu entfalten, nachdem dein Kreislauf aufgrund der großen körperlichen Erschöpfung und vor allem wegen der Kopfverletzung mehr oder weniger zusammengebrochen war – es brauchte danach einfach eine gewisse Zeit, bis sich dein Immunsystem wieder einigermaßen erholt hatte, und die Gehirnerschütterung tat dann noch ihr übriges....“ Immer noch wirkte Hendrick sehr reumütig aufgrund seiner Beihilfe zu meinem schlechten Zustand, daher ergriff ich abermals seine Hand und drückte sie fest, schenkte ihm dabei ein aufmunterndes Lächeln. Dann aber sah ich den Engländer wieder erwartungsvoll an, und dieser begann erneut ausführlich zu berichten. Über den eigentlichen Kampf, den Winnetou und ich noch bewusst miterlebt und mitgestaltet hatten, konnte er selbst natürlich nichts sagen, aber er und die anderen Gefährten hatten das meiste von unseren wenigen Mitstreitern erfahren, und den Rest hatte man letztendlich auch rekonstruieren können. Während Winnetou und ich anfangs bis ungefähr zur Mitte des Talbodens gehastet waren und uns dort postiert hatten, um die Kiowas mit unseren Kugeln zu empfangen, waren die Butterfields tapfer in der gleichen Stellung verblieben, in der ich sie angeordnet hatte. Als bei uns unten die ersten Schüsse fielen, tauchten fast zeitgleich vor ihnen ungefähr zwanzig zum Äußersten entschlossene und mit furchteinflößender Kriegsbemalung bedeckte Kiowas auf. Über diesen kriegerischen Anblick erschraken die jungen Männer so dermaßen, dass sie es nicht mehr verhindern konnten, laut loszuschreien. Offenbar half ihnen das Geschrei aber dann dabei, ihre aufkommende Panik zu unterdrücken, und sie besannen sich auf das, was ihnen als einziges helfen konnte: Sie hoben ihre Waffen an, brüllten sich gegenseitig Mut zu und schossen dann fast gleichzeitig. Und tatsächlich ging keiner ihrer Schüsse fehl; und wenn auch kaum einer von ihnen den Rothäuten wirklich ins Leben drang, wurde doch jeder von ihnen zumindest verletzt. Zusammen mit dem lauten Gebrüll der Familie bewirkte dieser Umstand, dass die Feinde nun auf einen Nahkampf verzichteten und sich erst einmal entfernten, vielleicht um auf Verstärkung zu warten, die allerdings nicht mehr kommen sollte. Allein das war schon ein riesiger Erfolg für unsere Greenhorns! Die beiden Apatschen, die sich auf der gleichen Hangseite, an der sich unsere Schlafstätten befanden, verschanzt hatten, brachten ebenfalls in kürzester Zeit mit ihren Gewehren und Revolvern den Feinden große Verluste bei. Nachdem sie ihre Waffen zum ersten Mal leer geschossen hatten, waren sie danach so klug gewesen, sich sofort in der Dunkelheit ein neues Versteck zu suchen, und das war auch gut so – denn kaum hatten sich die Gegner von ihrer Überraschung erholt, begannen sie nun ihrerseits damit, das Gebüsch, in dem das Mündungsfeuer der Apatschen zu sehen gewesen war, mit ihren Kugeln nur so zu durchsieben. Diese beiden hatten sich aber zu diesem Zeitpunkt schon ein neues Versteck gesucht, luden jetzt in Windeseile ihre Waffen wieder durch und begannen das Spiel von Neuem, und ein weiteres Mal äußerst erfolgreich. Das Ganze zogen sie dann noch ein drittes Mal durch, aber danach fehlte es ihnen tatsächlich an Gegnern! Zwar kamen immer noch weitere Kiowas von dem felsigen Grat herunter, aber die meisten konzentrierten sich auf das Geschehen in der Mitte, da wo Winnetou und ich uns befanden. Und das hatte einen ganz einfachen Grund: Das vorherrschende Ziel der Rothäute war es, Winnetou zu ergreifen, und das möglichst lebend. Die feindlichen Krieger wollten sich an ihm blutig rächen, einerseits für den Tod Motawatehs, andererseits aber auch für die Schmach, die einige von ihnen vor wenigen Jahren seinetwegen hatten erdulden müssen. Außerdem wollten sie aus ihm unbedingt, vor allem auf Betreiben Thomsons natürlich, den Standort eines seiner Placer herauspressen. Sie wussten, dass sie den Apatschenhäuptling während eines Kampfes aber nur dadurch lebend zu fassen bekommen konnten, wenn sie deutlich in der Überzahl waren. Obwohl es fast stockdunkel war, ahnten sie, wo Winnetou sich befinden musste. Aufgrund der Tatsache, dass es ja nur wenige Verteidiger im gesamten Tal gab, konnte man deren Mündungsfeuer gut unterscheiden. Und mein Henrystutzen war dabei mehr als auffällig, da es sonst nirgends eine Waffe gab, mit der man fünfundzwanzig Mal hintereinander zu schießen vermochte, ohne nachzuladen. Die Rothäute hatten also mein Gewehr schnell ausfindig gemacht, und da in meiner Nähe nur noch ein einziges weiteres Gewehr zu hören und zu sehen war, nahmen sie ganz richtig an, dass diese Waffe niemand anderem als Winnetou gehören konnte! Also konzentrierte sich jetzt die ganze geballte Kriegerschar auf das Geschehen in der Mitte des Talbodens, also auf uns, und nur wenige Kiowas blieben an dem Hang. Sie taten das auch nur, um unsere restlichen Gefährten abzulenken und daran zu hindern, dass sie uns zu Hilfe kommen konnten. Dabei achteten sie wohl darauf, unsere Freunde mit gezielten Schüssen in Deckung zu zwingen, dabei aber so weit entfernt zu bleiben, dass man sie selbst nicht mehr treffen konnte. Die ersten Salven von uns allen hatten nämlich schon genug Opfer unter den Kiowas gefordert! Somit konnten uns die beiden Apatschen keine Hilfe bringen, und dem Doktor ging es genauso. Der hatte sich ebenfalls im Eingang seiner Kammer, vor der er einen mittelgroßen Stein gewälzt hatte, hinter dem er leicht in Deckung gehen konnte, verschanzt; und auch er hatte mit seinen ersten Schüssen einige der feindlichen Krieger erwischt. Doch jetzt wurde er ebenfalls gezwungen, in Deckung zu bleiben, und konnte daher nicht mehr viel ausrichten. Auf die Butterfields hatten wir sowieso nicht gezählt, es war im Gegenteil ein wahres Wunder zu nennen, dass sie alle mit dem Leben und mit nur ganz wenigen Blessuren davongekommen waren! Doch nachdem sie ihre Munition das erste Mal verschossen hatten, blieben sie brav in Deckung und sorgten somit dafür, dass die Kiowas ihnen vorerst keine weitere Aufmerksamkeit mehr schenkten. Wahrscheinlich waren einige wenige von den Roten noch in ihrer Nähe, achteten aber nur darauf, dass niemand von den Familienmitgliedern auf die Idee kam, sich weiter unten in das Kampfgetümmel mittig des Tales zu stürzen. Emery war inzwischen zu dem Schluss gekommen, dass man sich um unsere verbliebenen Gefährten erst dann „gekümmert“ hätte, wenn die Feinde Winnetou erfolgreich in ihre Gewalt gebracht hatten. Der dritte Apatsche, der mit uns in der Festung verblieben und als Wache entlang den Hangseiten abgestellt worden war, hatte den Überfall nicht überlebt. Er war wohl von den ersten Vorposten der Kriegerschar überrascht und sofort getötet worden. Blieben also noch die beiden Pelzjäger. Der eine, den ich geweckt hatte, weil er zu der Zeit keine Wache hatte, war ja sofort Richtung Tunnel gestürmt – wahrscheinlich, um seinen Gefährten, John McBentstone, der am Tunnelausgang als Posten eingeteilt war, zu unterstützen und wenn möglich zu verhindern, dass die Kiowas auch durch den Tunnel in die Festung gelangen konnten. Und hier geschahen dann auch entscheidende Szenen. Als die Rothäute sich zum Angriff aufgemacht und verteilt hatten, waren die meisten natürlich in Richtung der Steilhänge gezogen, um dort auf breiter Front rund um das Tal den Überfall einleiten zu können. Genau das ging nämlich an dem tunnelartigen Eingang zur Festung nicht – dieser besaß ja nur etwas mehr als die Breite eines Mannes, man konnte also nur hintereinander hergehen. Ein Pferd passte da gerade noch eben so durch, weil die Tunneldecke hoch genug war. So war dieser Eingang innerhalb des Tales natürlich auch gut zu bewachen – sobald ein Gegner aus ihm heraustrat, konnte man ihn in aller Ruhe überwältigen, bevor der nächste es nach draußen geschafft hatte. Doch in der damaligen Situation wollte es niemand wagen, im Inneren der Festung zu sitzen und darauf zu warten, ob irgendwann einmal eine feindliche Rothaut auftauchen würde, und somit hatten wir uns darauf geeinigt, dass immer ein Posten am Ausgang des Tunnels wachte, natürlich noch die Deckung desselben nutzend, um sich dabei auch gleichzeitig einen Überblick über die Lage da draußen verschaffen zu können. Als nun der Angriff begann, hatten sich ungefähr fünfzehn Kiowas an den Eingang herangeschlichen, um einerseits den Posten, den sie dort vermuteten, zu überwältigen, andererseits selbst von dort aus in das Tal einzudringen, und zum dritten zu verhindern, dass die Bewohner der Festung von dort aus fliehen konnten – denn das war natürlich genauso leicht zu verhindern wie einen Feind in dieselbe hereinzulassen! Womit allerdings keiner der Angreifer gerechnet hatte, war, dass zu diesem Zeitpunkt schon der gesamte Bereich von unseren Gefährten draußen überwacht wurde. Die Soldaten waren noch nicht eingetroffen, und das würde auch erst spät am nächsten Tag geschehen können, da es bis Farmington ja doch fast ein ganzer Tagesritt war. Somit hatten unsere Freunde natürlich gehofft, dass der Überfall so spät wie möglich stattfinden würde. Doch jetzt mussten sie handeln, allein schon, um den Posten am Eingang beizustehen. In diesem Moment ging es auch schon los: Einer der Indianer hatte sich John McBentstone soweit genähert, dass dieser ihn entdeckte. Anstatt nun direkt zurück ins Tal zu laufen, um uns andere zu warnen – er konnte ja nicht wissen, dass wir gleichzeitig von den Steilhängen aus schon überfallen wurden – ging der Pelzjäger zum Angriff über, hatte aber gegenüber dem Kiowa kaum eine Chance. Der hatte ihm mit einem einzigen Schlag seines Kriegsbeils das Gewehr aus der Hand geschlagen und machte sich jetzt daran, das Leben des Mannes mit dem Messer auszulöschen. Gerade rechtzeitig noch schleuderte einer unserer Mescaleros nun seinen eigenen Tomahawk in die Richtung des Angreifers und nahm ihm dadurch das Leben. Nun waren die anderen vierzehn Rothäute natürlich gewarnt, und schon entbrannte ein äußerst heftiger Kampf zwischen ihnen und unseren Leuten, deren Anzahl allerdings geringer war, weil sich die anderen schon an strategisch günstigen Positionen an den Steilhängen entlang hatten verteilen müssen. Doch aufgrund der hervorragenden Fähigkeiten unserer Freunde gewannen sie allmählich die Oberhand, allerdings dauerte das eine ganze Weile, da die Kiowas alles andere als feige und beileibe keine schlechten Kämpfer waren. Zu diesem Zeitpunkt hatte die Schlacht im Tal allerdings schon ihren Höhepunkt erreicht, und es war abzusehen, dass Winnetou und ich uns nicht mehr lange halten konnten. Unsere Freunde, die sich an den äußeren Hangseiten schon lange vorher in Stellung gebracht und die Anfänge des Überfalls beobachtet hatten, warteten nun angespannt darauf, dass sich die vollständige Kriegerschar der Kiowas endlich im Tal einfinden würde, damit man trotz der beträchtlichen Unterzahl die Möglichkeit hatte, diese einzuschließen und letztendlich zu überwältigen. Bis zuletzt hatten die Gefährten dabei auf die rechtzeitige Ankunft der Soldaten gehofft, wohlwissend, dass die Kompanie – wenn sie denn überhaupt aus Farmington kam - zu diesem Zeitpunkt noch gar nicht den Schauplatz des Geschehens erreicht haben konnte – aber die Möglichkeit, dass der Angriff der Kiowas zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden würde, war ja trotzdem immer noch gegeben. Nun aber sahen sich unsere Freunde zum Handeln gezwungen. Mit den Soldaten im Hintergrund hätten sie den Überfall natürlich sofort abgeblockt, um nicht zu riskieren, dass jemand von uns verbliebenen Bewohnern der Festung zu Schaden kam, jetzt aber hatten sie keine andere Wahl, als abzuwarten und erst dann zuzuschlagen, bis sich alle Gegner im Tal versammelt hatten. Doch diese hatten sich Zeit gelassen und es klug angefangen, denn sie hatten den Angriff in Wellen abgehalten – kaum war die erste Welle von uns entweder abgewehrt oder unschädlich gemacht worden, griff die nächste an, so schnell, dass Winnetou und ich kaum mehr Zeit zum Nachladen fanden, und so ging es in einem fort, um uns langsam, aber sicher zu zermürben. Doch endlich waren alle Kiowas im Tal versammelt, und nun gab Firehand das Zeichen zum Angriff. Schnell wurden die vorbereiteten Buschrollen entzündet und ins Tal hinabgerollt, von allen Seiten, und unsere Freunde feuerten nun gleichzeitig aus allen Rohren. Auf diese Weise näherte man sich mit erbittertem Grimm und äußerster Entschlossenheit dem Talboden, und es gelang tatsächlich, bedingt durch die Feuerbälle, erst einmal heillose Verwirrung zu stiften und die Kampfkraft der Angreifer für eine kleine Weile zu lähmen. Doch diese gaben nicht auf und begannen gerade, sich erneut zu formieren und sich erbittert zu wehren, als mit einem Mal, völlig überraschend und eigentlich viel zu früh, das Signalhorn des Militärs ertönte – und dann drang eine ganze Kompanie Soldaten von allen Seiten in die Festung ein, um, zusammen mit unseren Gefährten, dem Kampfgetümmel endlich ein schnelles Ende zu bereiten. Hier unterbrach Emery seinen Bericht; er wirkte tatsächlich etwas mitgenommen ob der Brisanz des soeben Erzählten – oder wollte er mir nur die Antworten auf meine nächsten Fragen vorenthalten? Damit würde er bei mir aber keinesfalls durchkommen! Obwohl ich schon seit geraumer Zeit wieder eine bleierne Müdigkeit verspürte, wollte ich mir dennoch nicht eher Ruhe gönnen, als bis ich über die wichtigen Geschehnisse bis ins kleinste Detail informiert worden war! Ich brauchte mich dann auch nur kurz zu räuspern und meinen Gefährten streng anzusehen, und schon fügte er sich seufzend. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)