On Air von -Zerschmetterling- ================================================================================ Kapitel 28: ------------ -27-     Ein ungeduldiges Hupen ertönte. Mein Taxi hatte direkt vor dem Einkaufscenter angehalten und stand da nun schon eine ganze Weile. Hinter uns stauten sich ein paar Autos, andere waren bereits in einem waghalsigen Manöver um uns herum gefahren. Auf meinen Vorschlag hin wenigstens noch um die nächste Ecke zu fahren, hatte der Taxifahrer vehement den Kopf geschüttelt. Auf keinen Fall würde er auch nur noch einen Meter fahren, bevor ich ihm nicht den genannten Betrag bezahlt hatte. Allmählich wurde ich immer verzweifelter.     Da mein Fahrrad noch hier gestanden hatte, war mir heute Morgen nichts anderes übrig geblieben, als mir ein Taxi zu bestellen. Normalerweise mochte ich keine Taxis, aber die Busse waren keine Option, da es noch nicht einmal fünf Uhr morgens war und zu Fuß war es bis zum Sender viel zu weit. Und nun hatte ich den Salat. Normalerweise trug ich meinen Geldbeutel immer in der linken Hosentasche bei mir, aber als ich vorhin danach gegriffen hatte, war er plötzlich nicht mehr da gewesen. Mir war fast das Herz in die Hose gerutscht.     Schnell hatte ich eins und eins zusammengezählt und festgestellt, dass ich ihn wahrscheinlich gestern bei Sasuke vergessen hatte. Das letzte Mal hatte ich meinen Geldbeutel auf dem gläsernen Couchtisch gesehen, nachdem Sasuke ihn mir aus der Tasche gezogen hatte. Später hatte er dann seine Hose darüber geworfen, sodass mir wohl nicht aufgefallen war, dass er noch immer dort lag. Verdammt. Das bedeutete zum einen, dass ich mein Taxi nicht bezahlen konnte, und zum anderen, dass ich nochmal mit Sasuke sprechen musste. Hoffentlich war es ihm aufgefallen und er hatte den Geldbeutel mitgebracht.     „So was ist jetzt, Junge? Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit“, blaffte der Taxifahrer.     Entschuldigend sah ich ihn aus großen Augen an und zog die Schultern nach oben. Die Geschichte, dass ich meinen Geldbeutel wohl bei einem Freund vergessen hatte, kaufte er mir nicht so ganz ab. Auch wollte er mich nicht nach oben in den Sender gehen lassen, um mir dort von jemandem etwas zu leihen. Wahrscheinlich hatte er Angst, dass ich ihn belogen hatte und mich stattdessen einfach aus dem Staub machen würde. Allerdings hatte ich keine andere Idee, wie ich unsere Situation noch zum Guten wenden könnte.     Ein leises Klopfen an der Scheibe ließ mich erschrocken zusammenzucken. Der Taxifahrer ließ die Scheibe herunter und lehnte sich mit einem grimmigen Blick aus dem Fenster.     „Vergessen Sie’s, ich fahr erst hier weg, wenn der kleine Bengel mir mein Geld gegeben hat“, schimpfte er und warf dabei einen wütenden Blick in den Rückspiegel.     Am liebsten wollte ich vor Scham in meinem Sitz versinken. Sasuke grinste belustigt. Warum musste ausgerechnet er es sein?     „Was schuldet er Ihnen denn?“     Der Taxifahrer nannte Sasuke den Betrag, den er aufgrund der Wartezeit noch um eine ordentliche Summe nach oben korrigiert hatte, und er bezahlte ohne mit der Wimper zu zucken. Sein Auto stand seit gestern auf dem Parkdeck, weswegen er sich heute Morgen auch ein Taxi genommen hatte. Scheinbar hatte er bemerkt, dass es irgendwelche Probleme gab und war deswegen hierhergekommen.  Schnell schlüpfte ich aus dem Wagen, wobei ich mich noch mal ausführlich bei dem Fahrer entschuldigte, doch das schien ihn nicht sonderlich zu interessieren. Sobald ich die Tür hinter mir geschlossen hatte, trat er ungeduldig aufs Gaspedal und brauste dann davon.     Mein Blick wanderte zu Sasuke, der ihm belustigt hinterher sah.     „Danke“, murmelte ich. „Ich glaub, ich hab meinen Geldbeutel bei dir vergessen.“     „Das heißt, du kannst mir gar kein Mittagessen spendieren, wenn ich heute die Stelle bekomme“, stellte er grinsend fest.     Ich spürte wie sich mein Magen verkrampfte. Richtig, da war ja was. Über den ganzen Trubel mit dem Taxifahrer hatte ich ganz vergessen, warum ich heute schon eine Stunde früher als sonst hier war. In wenigen Minuten würden uns Tsunade, Kakashi und Shikamaru verkünden, was die Abstimmung ergeben hatte, wer von uns bleiben durfte und wer wieder gehen musste. Der Gedanke daran drückte so sehr auf meine Stimmung, dass ich mich nicht mal dazu in der Lage fühlte, Sasukes Aussage mit einem ebenso dummen Spruch zu kontern.     „Das heißt, du hast ihn nicht mitgebracht?“, fragte ich stattdessen.     Sasuke zuckte mit den Schultern.     „Ich hab gar nicht gemerkt, dass du ihn liegen gelassen hast.“     Schweigend gingen wir auf den Seiteneingang des Einkaufscenters zu und ohne, dass ich es bemerkt hatte, steuerten wir direkt den Aufzug an. Erst als Sasuke den kleinen Knopf betätigte, wurde ich wieder aus meinen Gedanken gerissen. Richtig, er benutzte ja normalerweise nicht die Treppe. Sasuke Uchiha war ein Aufsteiger, einer dem es leicht fiel weit nach oben zu kommen. Ich dagegen musste mich jedes Mal abmühen und wenn ich dann oben ankam, stand ich vor verschlossenen Türen, weil ich den Code nicht kannte. Im übertragenen Sinne und im tatsächlichen.     Wir stiegen ein und die schweren Stahltüren schlossen sich hinter uns, bevor sich der Aufzug schließlich in Bewegung setzte. Zumindest heute an unserem letzten Tag würden wir ebenbürtig den Sender betreten. Abgesehen davon war es wohl für einen von uns das letzte Mal, dass er diesen Weg machte. Aufzug oder Treppe? Wer würde das Rennen gewinnen? Wenn man mal ehrlich war, stand es eigentlich jetzt schon fest. Darüber hinaus gab es jedoch noch ein weiteres Problem.     „Wie krieg ich denn meinen Geldbeutel wieder, wenn wir heute zum letzten Mal zusammen arbeiten?“     Wieder zuckte Sasuke mit den Schultern.     „Dann musst du halt nach der Arbeit kurz mit zu mir.“     Ich verzog ein wenig das Gesicht. Egal wie das heute enden würde, ich würde vermutlich nicht das Bedürfnis verspüren, direkt danach mit Sasuke abzuhängen. Wenn ich die Stelle bekam, wäre er anschließend sicher unerträglich, wenn er sie bekam, würde ich ihn ebenfalls nicht ertragen können.     „Okay“, sagte ich trotzdem.     Die Aufzugtüren öffneten sich und wir stiegen aus. Sasuke tippte routiniert den Code in die Konsole und mit einem Summen sprang die Eingangstür auf. Um diese Uhrzeit war es wie immer noch relativ leer in der Redaktion und dementsprechend ruhig.  Ino saß nicht an ihrem Platz, weswegen ich ganz froh war, dass Sasuke den Code kannte. Sakura würde erst in einer Stunde hier auftauchen und die anderen waren wohl noch in der Vorbesprechung. Überhaupt war heute der Tag der Besprechungen.     Dadurch, dass die Wahl erst gestern Nacht um zwölf entschieden worden war, hatten die Chefs ein Treffen für vier Uhr morgens angesetzt. Weder Kakashi noch Shikamaru schienen darüber sehr begeistert zu sein, allerdings war es die bestmögliche Lösung. Um fünf sollten dann Sasuke und ich dazukommen, sodass sie uns mitteilen konnten, auf wen die Wahl gefallen war. Pünktlich um sechs fing dann die reguläre Vorbesprechung für die Sendung an, bei der dann auch Sakura anwesend sein würde. Jetzt war es kurz vor fünf.     „Gehst du wieder weg, wenn du die Stelle nicht bekommst?“, fragte ich Sasuke zögerlich.     Wir hatten uns noch für einen Moment in die Küche gesetzt, da wir die Besprechung nicht stören wollten. Wahrscheinlich würde Shikamaru uns holen, wenn es an der Zeit war.     „Ich werde die Stelle bekommen“, antwortete Sasuke knapp.     Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er meiner Frage nur ausgewichen war, denn er wirkte deutlich unsicherer, als sein entschlossener Tonfall mir weismachen wollte. Entweder er hatte sich darüber noch keine Gedanken gemacht oder er wollte einfach nicht mit mir über seine Pläne sprechen. Dennoch war ich mir sicher, dass er irgendwo bereits einen Plan B hatte. Sasuke Uchiha musste einfach einen Plan B haben und insgeheim hoffte ich, dass ihn sein Plan nicht in eine andere Stadt führen würde.     Die Minuten verstrichen und ich wurde immer nervöser. Sasuke hatte sich in der Zwischenzeit einen Kaffee gemacht und sogar mir einen angeboten, doch ich hatte dankend abgelehnt. Wenn ich jetzt auch noch Koffein im Blut hätte, würde ich nur noch wie ein hyperaktiver Gummiball durch die Gegend hüpfen.     „Ah, guten Morgen ihr beiden.“     Sasuke und ich fuhren synchron auf unseren Barhockern herum. Kakashi lehnte lässig in der Tür und grinste uns fröhlich an, wobei sich kleine Fältchen in seinen Augenwinkeln bildeten. Sofort schlug mein Herz ein paar Takte schneller. War es jetzt soweit? Ich wollte schon aufspringen, doch er winkte ab.     „Die Besprechung wird noch ein wenig dauern“, erklärte er. „Es gab… Probleme bei der Auswertung.“     Sasuke wurde sofort hellhörig.     „Probleme?“     Wieder winkte Kakashi ab.     „Ach, macht euch keine Gedanken. Wir haben nicht umsonst so ein Genie wie Shikamaru in unseren Reihen, der macht das schon!“     Entspannt ging er zur Kaffeemaschine, ließ klirrend ein paar Würfel Zucker in seine Tasse fallen und betätigte dann ein paar Knöpfe. Sasuke beobachtete ihn mit einem leicht angewiderten Gesichtsausdruck, der mich an den erinnerte, den er immer machte, wenn ich mir mal wieder mehrere Würfel Zucker und eine halbe Kanne Milch in den Kaffee kippte.     „Wie lange soll das denn noch dauern?“, fragte ich ungeduldig.     Mittlerweile war es bereits kurz nach fünf. Kakashi zuckte mit den Schultern.     „Das kann ich dir auch nicht sagen.“     Meine Nervosität trieb mich allmählich in den Wahnsinn, weswegen ich immer wieder mit meinem Fuß gegen das Tischbein stieß und dabei unruhig auf meiner Unterlippe herumkaute. Das wiederum schien Sasuke nervös zu machen, denn er warf mir einen bösen Blick zu und befahl mir, damit aufzuhören. Ich stoppte die Bewegungen meines Fußes und trommelte stattdessen mit den Fingerkuppen auf der Tischplatte herum. Energisch griff Sasuke nach meinen Händen und hielt sie fest, damit ich nicht weitermachen konnte, woraufhin ich anfing zu jammern.     „Warum dauert das denn so lange?“     In diesem Moment steckte plötzlich Shino, der Techniker seinen Kopf zur Tür herein. Als er uns bemerkte, grüßte er kurz und wandte sich dann an Kakashi.     „Lässt sich nichts machen. Ich hab alles versucht. Die suchen jetzt grade nach einer anderen Lösung und haben Neji dazu gerufen.“     Kakashi nickte verständnisvoll, während ich nur Bahnhof verstand.     „Alles klar, trotzdem vielen Dank, dass du so kurzfristig herkommen konntest.“     Erst jetzt fiel mir auf, dass Shino ziemlich müde aussah. Seine Augen waren leicht gerötet und von dunklen Ringen umgeben, sein Haar sah zerzaust aus, als wäre er gerade erst aus dem Bett aufgestanden und laut Kakashi war er das ja vielleicht auch. Scheinbar war das Problem mit der Auswertung technischer Natur. Shino verabschiedete sich und kurz darauf hörten wir, wie die Eingangstür leise ins Schloss fiel. Sasukes Stimme zerschnitt die Stille, die daraufhin eingetreten war.     „Neji Hyuuga?“     „Du kennst ihn?“, fragte Kakashi verblüfft.     Sasuke verschränkte die Arme vor der Brust und sah Kakashi dann mit einem durchdringenden Blick an. Ich war mehr als nur froh, nicht an seiner Stelle sein zu müssen, denn diese intensiven Blicke von Sasuke waren einfach nur einschüchternd.     „Er ist für die Finanzen zuständig“, sagte er dann langsam.     Kakashi nickte.     „Was will er dann hier? Und was gab es für Probleme?“, hakte Sasuke weiter nach.     Seine Stimme klang forsch und so als würde er ein natürliches Anrecht auf die Beantwortung seiner Fragen haben. Bisher hatte ich ihn Kakashi gegenüber noch nie so dominant erlebt, immerhin war der sein Vorgesetzter. Trotzdem war ich froh, dass er die Fragen stellte, denn sonst hätte ich es vermutlich getan. Irgendetwas passte hier ganz und gar nicht zusammen. Weder Shino noch dieser Neji Hyuuga sollten heute eigentlich bei der Besprechung anwesend sein.     „Ich bin mir sicher, Tsunade wird es euch gleich erklären“, Kakashis Stimme blieb ganz ruhig und er ließ sich von Sasukes Verhalten kein Stück weit beeindrucken.     Frustriert schnaubte ich. Dann rutschte ich von meinem Hocker.     „Das dauert mir hier alles zu lange“, schimpfte ich. „Fünf Uhr war ausgemacht und ich habe jetzt keine Lust mehr zu warten.“     Bevor einer der beiden irgendetwas dagegen tun oder sagen konnte, war ich bereits aus der Küche gestürmt und im Gang Richtung Redaktion, wo sich auch Tsunades Büro befand. Die Jalousien zu ihrem Büro waren heruntergelassen, doch ich konnte schon von weitem eindeutig ihre Stimme erkennen. Scheinbar war sie gerade dabei hitzig mit irgendjemandem zu diskutieren, dessen Stimme jedoch deutlich leiser war. Ich konnte sie weder verstehen noch zuordnen. Einzig und allein Tsunades Sprechpausen deuteten darauf hin, dass da noch jemand anderes war.     „Das ist mir vollkommen egal, ich möchte, dass er jetzt diesen verdammten Vertrag unterschreibt“, schimpfte Tsunade lautstark und donnerte mit der Faust auf den Tisch. „Um den Rest können wir uns immer noch später kümmern.“     Ich spürte wie sich eine Hand auf meine Schulter legte.     „Naruto, warte bitte noch einen Moment.“     Es war Kakashi. Hinter ihm stand Sasuke, der ebenfalls darauf konzentriert war, die einzelnen Wortfetzen, die aus Tsunades Büro drangen zu verstehen und zu deuten. Sein Gesicht war deutlich angespannter als noch vorhin in der Küche und ich konnte erkennen, dass es ihm genau wie mir widerstrebte zurückzugehen. Von wem hatte Tsunade gesprochen? Scheinbar stand der Sieger bereits fest. Wir beide wollten endlich wissen, was Sache war und ich fühlte mich fast schon so wie in einer dieser beschissenen Castingshows, in denen man die Kandidaten für die Quote künstlich lange zappeln ließ. Meine Nerven waren allmählich am Ende.     Ich holte tief Luft und wollte Kakashi gerade widersprechen und ihm einen Vortrag über den pünktlichen Beginn von Besprechungen halten, als plötzlich die Tür zum Büro energisch aufgerissen wurde und Tsunade herausstürmte. Als sie uns bemerkte, hielt sie verblüfft inne und blinzelte ein paar Mal.     „Kakashi, du solltest doch…“, begann sie dann.     Ich versuchte einen Blick an ihr vorbei zu erhaschen, um zu sehen mit wem sie gerade geredet hatte. Gegenüber von ihrem Schreibtisch saßen zwei junge Männer, die uns jedoch den Rücken zugewandt hatten. Den einen konnte ich zweifelsfrei als Shikamaru identifizieren, den anderen hatte ich noch nie zuvor gesehen. Er trug ein helles Hemd, hatte die Beine überschlagen und die Arme vor der Brust überkreuzt. Auf seinem Schoß lag ein Stapel Mappen, sowie ein paar lose Blätter und ein graues Klemmbrett. Sein langes braunes Haar hatte er hinten zu einem lockeren Zopf zusammengefasst. Das musste dieser Neji Hyuuga sein. Der Typ, der für die Finanzen des Senders zuständig war.     „Du weißt doch, wie ungeduldig Naruto ist“, meinte Kakashi entschuldigend und hob hilflos die Hände.     Ihr Blick wanderte zu mir und blieb einen Moment lang auf mir liegen, dann sah sie zu Sasuke. Ihre Schultern strafften sich.     „Na gut“, sagte sie dann. „Wenn ihr schon mal hier seid, können wir den ersten Teil auch direkt abschließen.“     Erleichtert, dass sie uns nicht gleich wieder wegschicken würde, seufzte ich auf. Allerdings hielt meine Erleichterung nicht besonders lange an.     „Sasuke, komm bitte mit in mein Büro“, ordnete Tsunade knapp an. „Naruto, du musst dich noch einen Augenblick gedulden, ich hol dich dann nachher dazu.“     „Aber…“, begann ich zu protestieren.     „Nachher, Naruto“, unterbrach sie mich sofort schroff.     Es war nicht zu übersehen, dass sie gerade ziemlich schlechte Laune hatte und sich auch auf keine weiteren Diskussionen einlassen würde. Stattdessen warf sie Kakashi noch einen strafenden Blick zu und schob Sasuke dann ungeduldig durch die Tür in ihr Büro. Sie ging einmal um den großen Schreibtisch herum, kramte kurz in einer der Schubladen und zog dann schließlich einen Stapel Blätter hervor, den sie ihm gemeinsam mit einem Kugelschreiber reichte. Ich schluckte.     Plötzlich drehte sich dieser Neji Hyuuga zu mir herum und sah mir direkt in die Augen. Er hatte unglaublich helle Augen, so wie ich es noch nie gesehen hatte und doch strahlten sie eine Ernsthaftigkeit aus, die einem das Blut in den Adern gefrieren ließ. Ertappt sah ich schnell weg. Trotzdem hatte er natürlich bemerkt, dass ich sie beobachtete und erhob sich in einer fließenden Bewegung von seinem Stuhl, um die Bürotür zu schließen.     „Naruto, lass uns kurz in die Küche gehen.“     Wieder spürte ich Kakashis Hand auf der Schulter, die einen leichten Druck ausübte und mich so sanft in Richtung Gang drängte. Diesmal widersprach ich ihm nicht und ließ mich stattdessen einfach von ihm führen. Ich fühlte mich wie ein Zombie, mein Kopf war wie leergefegt und ich konnte keinen anständigen Gedanken fassen. Das, was ich da eben gesehen hatte, war eindeutig. Tsunade hatte Sasuke den Vertrag in die Hand gedrückt und wollte, dass er ihn endlich unterschrieb. So waren vorhin ihre Worte gewesen.     Im Grunde genommen überraschte es mich nicht, dass er die Stelle bekommen hatte, denn eigentlich hatte von vornherein alles darauf hingedeutet. Er war äußerst talentiert, stammte aus einer Familie von wahren Genies, die noch dazu gute Beziehungen in der gesamten Medienbranche hatten. Im Gegensatz zu mir hatte er bereits einen hervorragenden Abschluss als Sprecher in der Tasche und hatte sich immer professionell verhalten. Außerdem wollte Tsunade ihn von Anfang an. Er war der Kandidat, den sie sich für Akatsuki gewünscht hatte.     Der Zwischenstand gestern hatte es bereits angedeutet, auch wenn ich zu dem Zeitpunkt noch nicht aufgegeben hatte. Nun konnte ich nichts mehr dagegen tun. Wie betäubt ließ ich mich von Kakashi zu einem der Barhocker bugsieren und anschließend wie ein nasser Sack darauf plumpsen. Es würde vermutlich das letzte Mal sein, dass ich hier saß. Das letzte Mal, dass ich Kakashi dabei zusah, wie er sich einen Kaffee machte. Das letzte Mal, dass ich Sakura morgens begrüßen und mit ihr über die Sendung quatschen würde. Das letzte Mal, dass Sasuke und ich uns on air gegenseitig die Sprüche nur so um die Ohren hauten.     Und es würde das letzte Mal sein, dass ich nach Feierabend diese Treppenstufen hinunter gehen würde, während Sasuke am Montag wieder mit dem Fahrstuhl nach oben fuhr. Er war der Aufzug, ich war die Treppe, schon von Anfang an. Wie hatte ich nur einen Moment ernsthaft glauben können, dass ich gegen ihn eine Chance hatte?     „Er hat den Vertrag, oder?“, fragte ich leise.     Kakashi seufzte.     „Ja.“     Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)