Red Flash of Konoha von -Tsubasa- ================================================================================ Prolog: In einer mondhellen Nacht --------------------------------- Red Flash of Konoha Prolog: In einer mondhellen Nacht Nachdem die Sonne über Konohagakure dem Ninjadorf, welches versteckt hinter den Blättern lag, untergegangen war, war es draußen kühler geworden. Zumeist waren die Tage im Feuerreich und recht warm und trocken. Es gab nicht wirklich oft Regen und es geschah noch seltener, dass die Temperatur am Tag unter 18 Grad fiel. Die meisten Bewohner dieses Landes hatten sich bereits an das vorherrschende Klima gewöhnt, aber trotzdem liebte jeder von ihnen die Nächte, in denen es langsam herunterkühlte. Diese Tageszeit war einfach perfekt um sich von dem vergangenen Tag zu erholen. So saßen auch an diesem Abend wieder zwei fünfjährige Jungen auf der Veranda des Haupthauses im Uchiha Viertel und genossen den Anblick der unzähligen Sterne hoch oben im Nachthimmels. Einer der beiden war Itachi Uchiha. Er war der Sohn des Clanoberhauptes der Uchiha: Fugaku und seiner Frau Mikoto. In diesem Moment hielt er gerade seinen erst wenige Monate alten Bruder Sasuke in den Armen. Beide Brüder teilten ihr pechschwarzes Haar und die ebenso schwarzen Augen. Aber während Sasuke in eine beigefarbene Decke gewickelt war und friedlich schlief, trug sein älterer Bruder ein schwarzes T-Shirt mit dem fächerartigen Symbol der Uchiha auf seinem Rücken. Dazu hatte er dunkel blaue Hose an. Der zweite Junge war Naruto Namikaze, Sohn des vierten Hokage, Minato Namikaze, und seiner Frau Kushina. Die Farbe seiner strahlend blauen Augen hatte er eindeutig von seinem Vater geerbt; die Farbe seiner blutroten Haare stammte jedoch ohne jeden Zweifel von Seiten seiner Mutter. Eben jenes rote Haar, welches Mutter und Sohn teilten, war eines der bekanntesten Merkmale des Uzumaki-Clans, dem Kushina angehörte. Naruto trug an diesem Abend eine schwarze Hose und ein einfaches dunkelrotes T-Shirt, das ähnlich wie Itachis das Symbol eines Clans auf dem Rücken hatte. Nur dass es statt dem rot-weißen Fächer der Uchiha, die orangene Spirale der Uzumakis war. Auch wenn dieser Abend so unscheinbar schien wie jeder andere, den die beiden Jungs zusammen verbracht hatten, war es doch ein ganz besonderer. Vor allem für den Rotschopf, der vor Zufriedenheit nur so strahlte. An diesem Abend, oder spätestens am nächsten Morgen, würde Naruto nämlich einen kleinen Bruder oder eine kleine Schwester haben. Es war nun schon neun Monate her seit Naruto die freudigen Nachricht von seinen Eltern erhalten hatte und der Rotschopf konnte seitdem an nichts anderes mehr denken. Itachis Familie war daran nicht ganz unschuldig. Immerhin hatte der Schwarzhaarige fast zur gleichen Zeit dieselbe Nachricht erhalten. Somit wurde Naruto jedes Mal, wenn er seinen besten Freund sah, nicht nur an den Familienzuwachs des Uchiha-Clans, sondern auch an seinen eigenen erinnert. Allerdings fand der Fünfjährige das nicht weiter schlimm. Er konnte in den Wochen nach Sasukes Geburt nämlich genau sehen wie glücklich Itachi war. Selbst in diesem Moment, als er seinen jüngeren Bruder in den Armen hielt, war für jeden der zufriedene Ausdruck in dem Gesicht des sonst so zurückhaltenden Jungen zu sehen. Der Rotschopf hatte Sasuke auch ein paar Mal in den Armen gehalten und es war ein wirklich schönes Gefühl, auch wenn er es zu diesem Zeitpunkt nicht einmal ansatzweise beschreiben konnte. Aber Naruto war sich sicher, dass es etwas ganz anderes war, sein eigenes kleines Geschwisterchen zu halten als das eines anderen. Darum konnte er es kaum noch erwarten bis dieser Abend endlich vorüber war. "Deine Eltern sind noch nicht wieder da. Steht heute wieder ein Clantreffen an?", fragte der junge Namikaze nebenher. Es war nicht so, dass er die Antwort nicht schon längst wusste. Er war oft genug bei Itachi zu Hause gewesen, um zu wissen, dass der Uchiha-Clan regelmäßig Treffen abhielt. Natürlich waren dabei nur die erwachsenen Mitglieder anwesend; Kinder hatten dort noch nichts verloren. Doch Naruto konnte sich nicht helfen. Er konnte nicht noch länger einfach nur rumsitzen und in die Sterne schauen. Um sich abzulenken, wollte der Junge stattdessen ein Gespräch mit seinem besten Freund beginnen. "Ja, sie haben gesagt, dass sie mir Sasuke anvertrauen bis sie zurückkommen", erwiderte der schwarzhaarige Uchiha, um das begonnene Gespräch am Laufen zu halten. Selbst wenn er ihn nicht direkt ansah, wusste Itachi genau, was in dem Rotschopf vorging. Da Kushina und Mikoto bereits seit ihren Tagen in der Ninja-Akademie beste Freundinnen waren, wurden die beiden Jungs im Grunde zusammen großgezogen. Oft würden sich ihre Mütter treffen, um miteinander zu reden und Neuigkeiten auszutauschen, wodurch ihre beiden Kinder endlos viele Chancen hatten zusammen zu spielen und sich anzufreunden. Die Tatsache, dass der Namikaze-Clans entfernt mit den Uchihas verwandt war, stärkte das Band der beiden nur noch weiter. Es kam nicht selten vor, dass Fugaku den vierten Hokage und seine Familie zum Essen bei sich einlud oder sie bat an anderen besonderen Festlichkeiten des Clans teilzunehmen. Eigentlich war der Uchiha-Clan immer sehr zurückhalten gewesen was seine recht kleine Zweigfamilie anbelangte. Doch seit der Ernennung von Minato Namikaze zum vierten Hokage hatte sich das Verhältnis stetig verbessert. Wahrscheinlich lag es daran, dass die Uchiha nun stolz darauf sein konnten, dass jemand, der mit ihnen verwandt war, die höchste Position im Dorf inne hatte. Selbst wenn dieser jemand nur ein Mitglied einer Zweigfamilie war. "Ich frage mich, wann Fugaku-san und Mikoto-san wohl fertig sind?", murmelte Naruto vor sich hin. Da seine Eltern an diesem Abend anderweitig verhindert waren, hatten sie ihm erlaubt an diesem Abend bei Itachi zu übernachten. Der Rotschopf hatte schon einige Male bei seinem Freund übernachtet und wusste darum, wann die Kinder im Bett zu liegen hatten. Normalerweise hätten die beiden in diesem Moment eigentlich schon längst tief und fest schlafen sollen. Doch aufgrund seines bevorstehenden Familienzuwachses war der junge Namikaze zu aufgeregt um überhaupt ans Schlafen denken zu können; und sein bester Freund leistete ihm Gesellschaft. Beiden war aber bewusst, dass mit der Rückkehr von Itachis Eltern auch ihr Abend unter dem endlos weiten Sternenzelt zu Ende wäre und sich letztlich in ihre Betten legen müssten. Plötzlich überkam beide Jungs jedoch ein seltsames Gefühl. Keiner der beiden konnte es genau beschreiben. Es war im Grunde nicht mehr als eine dumpfe Vorahnung. Irgendetwas lag in der Luft, dass ihnen einen gewaltigen Schauer über den Rücken jagte. Die Blicke der beiden wanderten sofort in die Richtung, aus der dieses ungute Gefühl zu kommen schien. Aber sie sahen nichts anderes als das in das vom schwachen Licht der Sterne erhellte Dorf. "Hey, Itachi... hast du das gerade auch gespürt?", fragte Naruto vorsichtig. Er war sich selbst nicht sicher, ob dieses Gefühl tatsächlich echt war oder bloß Einbildung. "Ja... ich habe kein gutes Gefühl dabei", meinte der Schwarzhaarige zu seinem Freund. Als wollte er den beiden älteren Jungs zustimmen, wachte Sasuke gleich danach aus seinem Schlaf auf und begann zu schreien und zu weinen, worauf sein Bruder sofort versuchte ihn wieder zu beruhigen. Es war fast so als hätte selbst das erst wenige Monate alte Kind, dieses seltsame Gefühl wahrgenommen. Auch wenn man wohl niemals sagen könnte, ob der junge Sasuke wirklich deswegen aufgewacht war, so war es gewiss, dass die beiden Fünfjährigen nicht die einzigen Menschen in Konoha gewesen waren, die diese düstere Vorahnung gespürt hatten. Jeder einzelne Shinobi und einige Zivilisten mit ähnlich guten Instinkten wussten, dass irgendetwas im Anmarsch war. Dieses 'etwas' sollte bereits kurz darauf ohne jegliche Vorwarnung mitten im Dorf aus einer gigantischen weißen Rauchwolke auftauchen; und zwar in Form des Kyūbi, dem neunschwänzigen Fuchs. Das Brüllen des orangefarbenen Biests war noch weit bis hinter die Grenzen des Dorfes zu hören. Weder Itachi noch Naruto trauten ihren Augen. Beide hatten schon Geschichten gehört und auch einige Bilder in Büchern gesehen. Aber sie konnten einfach nicht glauben, dass plötzlich wie aus dem Nichts ein Bijū mitten in ihrem Dorf stehen sollte. Insbesondere der Kyūbi. Kinder in ihrem Alter würden sich normalerweise nicht unbedingt darum kümmern was für ein Monster genau ihr Dorf verwüstete, doch bei diesen beiden war es anderes. Naruto und Itachi wussten von ihren Eltern, dass Bijū für gewöhnlich in Menschen versiegelt wurden, damit sie keine allzu große Gefahr darstellten. Sie wussten außerdem, dass eben jener neunschwänzige Fuchs bis zu diesem Abend in Narutos Mutter versiegelt gewesen war. Es traf beide Jungen schließlich wie ein Schlag als sie realisierten, dass Kushina irgendetwas zugestoßen sein musste. "Naruto!", rief Itachi, als er die Hand des Rotschopfes packte, "Komm, wir warten im Haus bis sich die Lage wieder beruhigt hat." Nicht dass der Schwarzhaarige ihm irgendeine Wahl ließ, als er ihn mit seiner linken Hand hinter sich her zog, während Sasuke noch immer auf seinem rechten Arm schrie. Der Schock über das Auftauchen des Kyūbis und die Sorge um das Wohl seiner Mutter waren in diesem Moment einfach zu viel für den Jungen gewesen. Itachi, der einen etwas kühleren Kopf bewahrt hatte, lief mit seinem kleinen Bruder und seinem besten Freund zurück ins Haus und anschließend sofort in sein Zimmer. Nachdem Naruto drinnen war, schloss er die Tür und zog die dunkelblauen Vorhänge vor seinem Fenster zu. Im Haus der Uchihas war es angesichts der Größe und Kraft des Monsters zwar nicht wirklich sicherer, aber es ersparte den beiden Jungs zumindest die Bilder von der Zerstörung ihres Dorfes. Sie würden abwarten bis die Shinobi den Bijū erneut versiegelt oder wenigstens aus dem Dorf gebracht hatten. Es war nicht wirklich der beste Plan, da sie selbst durchgehend in Gefahr waren. Doch was blieb ihnen sonst übrig? Die Schutzräume, welche in solchen Notsituationen aufzusuchen waren, befanden sich praktisch am anderen Ende des Dorfes und ohne einen Shinobi oder wenigstens einem Erwachsenen war es für sie so gut wie unmöglich wohlbehalten dort anzukommen. Hauptsächlich lag dies an dem riesigen Monster, welches genau zwischen ihnen und den Bunkern stand. So warteten die drei Jungs. Sie warteten und hörten wie überall im Dorf verteilt Explosionen ausgelöst wurden, die Stimmen all der Shinobi, welche gegen das Ungetüm kämpften, und das Brüllen eben jenes Fuchses, das durch das gesamte Dorf hallte. Aber alles, was Naruto und Itachi taten, war schweigend auf dem Boden zu sitzen, während der kleine Sasuke um sein Leben zu schreien schien. Die Fünfjährigen waren alles andere als dumm; nein, im Gegenteil. Selbst wenn sie gerade mal fünf Jahre auf dieser Welt verbracht hatten, waren sie sehr viel reifer als die meisten Kinder in ihrem Alter. Mag es nun wegen ihrer Väter gewesen sein, die beide eine wichtige Rolle in der Dorfpolitik spielten, wodurch sich die beiden bereits einiges an Wissen aneignen konnten, oder auch weil sie in einer Zeit aufgewachsen waren, in der der dritte Ninjaweltkrieg vorüber, aber die Nachwirkungen noch immer für jeden spürbar waren. Egal aus welchem Grund sie bereits so reif waren, letztlich war ihnen bewusst, dass sie nichts besseres tun konnten als in dem Haus zu bleiben und darauf zu warten, dass der Kampf ein Ende finden würde. Das Haus des Clanoberhauptes der Uchiha zu verlassen war insbesondere aus zwei Gründen eine dumme Idee: Zum einen wusste keiner von ihnen, wo sie hin gehen sollten, da der Kyūbi angesichts seiner gewaltigen Macht eigentlich jedes Fleckchen im Dorf mit nur einem Angriff in Schutt und Asche legen konnte; selbst die Schutzbunker für die Zivilisten. Andererseits würden sie sich nur einer noch größeren Gefahr aussetzen, wenn sie ohne einen Plan einfach das Schlachtfeld überquerten. Minute für Minute verging und der Kampf tobte weiter. Itachi versuchte irgendwie seinen kleinen Bruder zu beruhigen, doch wollte dieser sich aufgrund der Kampfgeräusche außerhalb des Hauses sich nicht beruhigen lassen. Das konnte man dem Baby aber auch nur schlecht verdenken. Selbst etliche Erwachsene gerieten bei dem Anblick ihres Angreifers in Panik und wollten nur noch aus dem Dorf fliehen. Wie von der einen Sekunde auf die andere verschwand dann urplötzlich das Brüllen des Kyūbi, oder es kam den Jungs zumindest viel weiter entfernt vor. Sie warteten darauf noch einige Zeit ab. Keiner der beiden wusste letztlich wie lange sie genau gewartet hatten, ob es nur wenige Minuten oder bereits eine ganze Stunde gewesen war, bis Naruto sich schließlich vom Boden erhob. "Der Kampf ist wohl vorüber...", mutmaßte der Rotschopf aufgrund der fehlenden Kampfgeräusche, "Ich... werde mal nachsehen, was passiert ist." Er machte darauf einige Schritte auf die Tür zu und öffnete sie. "Bist du dir sicher, dass das eine gute Idee ist? Es wäre besser, wenn du hier bleiben würdest bis meine Eltern zurück sind", meinte Itachi besorgt. In der Zwischenzeit, als die Geräusche draußen weniger geworden waren, hatte er es zumindest ein wenig geschafft Sasuke zu beruhigen. Auch wenn sich dieser immer noch weigerte einzuschlafen. "Nein, nicht wirklich. Aber ich muss einfach wissen, ob meinen Eltern etwas zugestoßen ist", erklärte Naruto entschlossen ohne sich noch einmal umzudrehen. Während des Kyūbi-Angriffs hatten sich in dem Kopf des Rothaarigen immer mehr und mehr Fragen angesammelt: Wieso war der orangene Fuchs nicht mehr in seiner Mutter versiegelt? War ihr etwas zugestoßen? Wenn ja, warum hatte sein Vater nichts getan?, er sollte schließlich bei der Geburt seines Geschwisterchens anwesend sein, um sich um seine Frau zu kümmern. Ohne einen weiteren Gedanken an irgendetwas anderes zu verschwenden, rannte Naruto dann einfach drauf los. Er achtete nicht auf all die zerstörten oder zumindest stark beschädigten Gebäude um ihn herum, er hörte nicht einmal die Hilfeschreie der Dorfbewohner, die den gesamten Angriff mit ansehen mussten, da diese es nicht bis zu den Schutzbunkern geschafft hatten. Er wollte diesen Menschen helfen, doch Naruto konnte nur noch an seine Eltern denken. Wo waren sie in diesem Moment? Hatten sie gegen den Kyūbi gekämpft? Ging es ihnen gut? Er hatte keine Ahnung, was mit seiner Mutter oder seinem Vater geschehen war, und in einer Situation wie dieser konnte der Junge nicht einfach abwarten bis er etwas von ihnen hörte. Schon seit das Gebrüll des riesigen Fuchses verstummt war, hatte der Rotschopf ein ungutes Gefühl gehabt. Wie zuvor beim Auftauchen des Bijūs konnte er allerdings auch dieses Mal nicht genau sagen warum. Also lief der fünfjährige Junge einfach weiter. Er versuchte nicht länger darüber nachzudenken und stattdessen seine Eltern zu finden. Wenn er sie gefunden und sich versichert hatte, dass es ihnen gut ging, hatte er noch genug Zeit, um sich über alles andere Gedanken zu machen. Da Naruto allerdings keinen blassen Schimmer hatte, wo genau seine Eltern waren, ging er zur Residenz des Hokage, welches auch das Büro seines Vaters beinhaltete. Der gewaltige Gebäudekomplex war eines der wenigen Gebäude, die trotz des Kyūbi-Angriffs noch einigermaßen intakt waren. Und sollte der Kampf geschlagen sein, hätte sich der vierte Hokage mit Sicherheit dorthin begeben, um den Shinobi zu sagen, was sie wegen des verwüsteten Dorfes unternehmen würden. Vor der Residenz angekommen entdeckte der rothaarige Junge die beiden Shinobi, welche den Eingang bewachten. Es schien, dass der junge Namikaze mit seiner Vermutung, dass sein Vater dort war, richtig lag. Schließlich konnte man die anwesenden Shinobi durch ihre Schultertattoos als Anbu-Mitglieder identifizieren; dies waren Shinobi, welche unter dem direkten Befehl des Hokage standen. Für gewöhnlich trugen sie alle Masken, die oft eine Ähnlichkeit zu Tiergesichtern aufwiesen. Diese beiden jedoch nicht. Allem Anschein nach waren ihre Masken bei dem Angriff zerstört worden und hatten noch nicht die Zeit gehabt sie durch andere zu ersetzen. "Anbu-san, ist mein Vater hier?" fragte der Rotschopf völlig außer Atem. Den ganzen Weg vom Uchiha-Bezirk bis dorthin war er gelaufen ohne auch nur eine Pause zu machen. Nicht dass er sich die Zeit dafür genommen hätte. Die zwei Konoha-Shinobi waren im ersten Moment überrascht den Sohn des vierten Hokage vor sich stehen zu sehen. Sie hatten gedacht, dass er zusammen mit den anderen Zivilisten zu den Schutzbunkern gebracht worden war. Aber es erleichterte sie trotzdem ungemein zu sehen, dass es dem Jungen gut ging; insbesondere nachdem was mit seinen Eltern geschehen war. "Was machst du hier, Naruto-san?", erwiderte der brünette Mann. Für die meisten, einschließlich Naruto, machte es den Eindruck er wäre einzig um das Wohlergehen des Rotschopfes besorgt gewesen. Aber in Wirklichkeit wollte er einfach nur der Frage des Kindes ausweichen. Jedoch hatte er dabei keinen großen Erfolg. "Ich will meine Eltern sehen. Geht es ihnen gut?", fragte er die beiden Shinobi mit dem roten Anbu-Tattoo auf ihren Oberarmen. "Es tut uns leid, aber das können wir dir nicht sagen", erklärte der schwarzhaarige Anbu, der direkt neben seinem Partner stand, "Am besten du fragst den Ho- ich meine Sarutobi-sama. Er wird es dir sicher sagen können." "Verstehe, vielen Dank", bedankte sich der rothaarige Junge und rannte daraufhin sofort in das Gebäude hinter den Anbu. Er war oft genug dort gewesen, um zu wissen, wo sich das Büro seines Vaters befand. Die beiden Anbu konnten nur schweigend zusehen wie der Sohn des vierten Hokage letztlich in dem dunklen Korridor verschwand. Sie waren eigentlich dazu trainiert ihre Gefühle zu unterdrücken. Jedem Shinobi wurde das gelehrt. Dennoch brachte keiner der beiden Männer es über ihr Herz dem Jungen zu erzählen was geschehen war. Nicht etwa, weil sie es nicht wussten, sondern weil sie an diesem Abend bereits genug Schmerz und Verlust miterlebt hatten und nicht auch noch sehen wollten wie die Welt eines kleinen Jungen in Scherben zerfiel. Naruto hinterfragte das verschwiegene Handeln der Shinobi nicht weiter. Natürlich hätte es ihn gefreut schon von ihnen zu hören, was mit seinen Eltern geschehen war, doch verstand er auch die Position, in der sie sich befanden. Man hatte den beiden Männern vermutlich befohlen vorerst nichts über die Geschehnisse des vergangenen Abends preis zu geben. Jedenfalls solange bis das Dorfoberhaupt eine Erklärung für den Angriff und einen Plan für die folgende Zeit parat hatte. Allerdings spielte das alles keine große Rolle für den Jungen. Da der Rotschopf sowieso nur eine Minute bis zum Büro seines Vater brauchte, wo er den ehemaligen dritten Hokage, Hiruzen Sarutobi, vermutete. Auch wenn er offiziell keinen wirklichen Posten in der Dorfleitung inne hatte, so war er es dennoch, dem während Krisenzeiten wie diesen, wenn Narutos Vater gerade nicht anwesend war, die Führung des Dorfes anvertraut wurde. Der ältere Mann war für viele bereits zu einer Großvaterfigur geworden, auf die man sich immer verlassen konnte. Egal ob in Friedens- oder Kriegszeiten, Hiruzen Sarutobi hatte Konohagakure immer so gut geführt wie es ihm möglich war; selbst wenn dies endlose Stapel von Papieren auf seinem Schreibtisch zur Folge hatte. Und trotz all des Papierkrams, den seine Position mit sich brachte, fand der ältere Mann immer wieder die Zeit um im Dorf unter den ganz gewöhnlichen Leuten spazieren zu gehen. Er grüßte jeden, sprach mit den Erwachsenen über alles mögliche und versuchte der jüngeren Generation seine moralischen Werte zu vermitteln. Es waren solche Dinge, die jeden einzelnen Bewohner Konohas dazu brachten Hiruzen Sarutobi zu respektieren und zu vertrauen. Jedoch brachte solch großes Vertrauen auch eine enorme Bürde mit sich. Auch er, der immer versuchte einen guten Kompromiss für alle Parteien zu finden, musste von Zeit zu Zeit Entscheidungen treffen, die ihm nicht gefielen. An diesem Abend traf er die Entscheidung, welche ihm zusammen mit der Verbannung seines eigenen Schülers aus Konohagakure bis dahin am schwersten gefallen war. "Bist du dir wirklich sicher, dass dies die beste Lösung ist, Hiruzen?", hörte Naruto die Stimme eines älteren Mannes sagen, als er nur noch wenige Schritte von der Tür des Büros entfernt war. Bevor er jedoch klopfen konnte, hörte er eine weitere Stimme von hinter der Tür, die der vorigen antwortete; die Stimme des ehemaligen dritten Hokage: "Ja, auf diese Weise können wir Minatos und Kushinas Wünschen am ehesten entsprechen. Wir sollten ihren letzten Willen respektieren." Mit diesen Worten stoppte die Hand des Jungen nur wenige Zentimeter vor der hölzernen Tür. Hatte er richtig gehört? Ihr letzter Wille? "Das will ich gar nicht bestreiten. Die beiden haben ihre Leben gegeben, um das Dorf vor dem neunschwänzigen Fuchs zu beschützen. Ihnen ihren letzten Willen zu erfüllen ist das Mindeste, was wir tun können", sagte darauf die Stimme einer älteren Dame, "Aber warum sollen wir dem Kind die Identität ihrer Eltern verschweigen?" 'Die beiden haben ihr Leben gegeben', das waren die Worte, welche die schreckliche Vermutung des Fünfjährigen schließlich bestätigten. Seine Eltern hatten tatsächlich gegen das Monster gekämpft, und waren dabei gestorben. In den Momenten, in denen Naruto diese Tatsache realisierte, brach für den Jungen seine Welt zusammen. Seine Eltern waren tot. Die beiden Menschen, die er mehr liebte als jeden anderen; die Menschen, die immer für ihn da gewesen waren, ihn großgezogen hatten; und die beiden Menschen, die seine Familie gewesen waren. Dieses Gefühl, das sich daraufhin in der Brust des Jungen breit machte, fühlte sich so an als würde sein Herz von tausenden Nadeln gleichzeitig durchstochen werden. Noch nie in seinem Leben hatte er auch nur etwas Vergleichbares gespürt. Für Naruto fühlte es sich so an als wäre mit dem Tod seiner Eltern auch alles andere vorbei. Sie waren gestorben, um Konohagakure und die Dorfbewohner vor dem Kyūbi zu verteidigen. Die meisten würden es als einen heldenhaften Tod bezeichnen. Doch das kümmerte den Rotschopf zu diesem Zeitpunkt nicht. Er war schon immer stolz auf seine beiden Eltern gewesen. Das einzige, was für ihn zählte, war, dass er an diesem Abend seine gesamte Familie verloren hatte... oder zumindest glaubte er das für einen Moment. "Es ist zum Wohl des Dorfes und zur Sicherheit des Mädchens", erklärte die Stimme des dritten Hokage, "Nachdem Minato den Kyūbi in ihr versiegelt hat, ist sie nun Konohas Jinchūriki und als solcher stellt sie eine Bedrohung für jeden unserer Feinde dar. Doch wenn nun herauskommt, dass dieses Mädchen, das den Mächtigsten der neun Biju in sich trägt, gleichzeitig Minatos Kind ist, werden Kumogakure und Iwagakure alles daran setzen sie in ihre Hände zu bekommen; und ich denke nicht, dass es für sie eine Rolle spielt ob sie atmet oder nicht. Zur Sicherheit des Kindes wird die offizielle Geschichte sein, dass der vierte Hokage den Kyūbi besiegt hat. Inoffiziell erklären wir unseren Shinobi mitteilen, dass der Fuchsgeist in einem neugeborenen Waisenkind versiegelt wurde. Abgesehen von den hier Anwesenden werden nur noch ein paar wenige andere vertrauenswürdige Shinobi über die Abstammung des Mädchen in Kenntnis gesetzt." "Hiruzen, wenn du dir Sorgen um die Sicherheit des Mädchen machst, solltest du sie in meine Obhut geben. Ich werde sie trainieren und unentwegt ein Auge auf sie haben. Sie wird stark genug sein, um sich selbst und Konoha zu verteidigen", erwiderte die monotone Stimme eines dritten Mannes. Jedoch schien der dritte Hokage darüber gar nicht erfreut zu sein. "Nein, auf keinen Fall. Minato hätte das sicherlich nicht gewollt. Er und Kushina haben sich gewünscht, dass sie trotz ihrer Bürde wie ein ganz normales Kind aufwächst. Darum werde ich auch ein Gesetz erlassen, welches allen Dorfbewohnern verbietet dem Mädchen zu sagen, dass der Fuchsgeist in ihr versiegelt ist. Sie soll vorerst nichts von ihrer Bürde wissen, damit sie ganz normal aufwachsen kann. Gleiches gilt für die Identität ihrer Eltern. Sollte irgendjemand, eingeschlossen den hier Anwesenden, dem Mädchen etwas über ihren Status als Jinchūriki oder ihre Herkunft erzählen", begann Hiruzen und machte eine kurze Pause bevor er seinen Satz ein ganzes Stück ernster beendete, "wird dieser jemand augenblicklich hingerichtet, verstanden?" Einige Sekunden herrschte darauf Stille in dem Raum hinter der Tür. Es waren diese Sekunden, in denen Naruto ein paar Dinge realisierte: Auch wenn seine Eltern gestorben waren, hatte er trotzdem noch eine Familie. Bevor sie im Kampf gegen den Kyūbi gestorben war, hatte seine Mutter ihm noch eine kleine Schwester geschenkt. Und in ihr hatte ihr gemeinsamer Vater den Kyūbi versiegelt, um das Dorf zu beschützen. Im selben Atemzug wurde dem Jungen jedoch auch bewusst, was der alte Mann vorhatte, den er praktisch als seinen Großvater angesehen hatte. Nur, weil er glaubte, dass es sicherer für sie sei, wollte er dem Rotschopf jetzt auch noch den letzten Rest Familie nehmen, der ihm nach diesem Abend noch geblieben war. "Was ist mit Naruto-san?", fragte die weibliche Stimme und unterbrach damit die Stille, "Wirst du ihm erzählen, dass er eine Schwester hat?" "Nein, jedenfalls jetzt noch nicht", antwortete der dritte Hokage bedächtig, "Sobald sie achtzehn Jahre alt oder ein Jonin ist, werde ich den beiden alles sagen. Gut möglich, dass sie mich dafür hassen werden, aber zu ihrer beider Sicherheit nehme ich das gerne in Kauf." "Nun gut, ich werde mich dann um die falschen Papiere für das Mädchen kümmern. Was für einen Namen soll sie tragen, Hiruzen?", fragte die monotone Stimme anschließend. Der Mann hatte sich offenbar für den Moment geschlagen gegeben, was seine Pläne mit der Tochter des vierten Hokage anging. "Es wäre zu auffällig, wenn sie Minatos Namen tragen würde. Aber ich möchte ihr nicht auch noch den letzten Rest ihrer Abstammung nehmen. Darum soll sie zumindest Kushinas Namen tragen", meinte er bedauernd, "Und da sich ihre Eltern bereits auf einen Vornamen geeinigt hatten, besteht in diesem Punkt kein Diskussionsbedarf mehr. Also steht es fest: Der Name des Mädchens lautet Mito Uzumaki." Der Junge vor der Tür konnte es nicht fassen. Zuerst hatte er seine Eltern durch die Hand des neunschwänzigen Fuchses verloren und nun wollten die Dorfoberhäupter ihm auch noch seine Schwester nehmen, die einzige Familie, die ihm noch geblieben war. Was war nur geschehen, dass alles so enden musste? Eine Zeit lang stand der Junge einfach nur da, seine Hand immer noch in der Position als wolle er jeden Moment anklopfen. Er rührte sich kein Stück, während seine leeren Augen gegen die hölzerne Tür starrten. Das Gespräch hinter der Tür ging weiter, doch ab diesem Punkt hörte Naruto nicht mehr zu. Es interessierte ihn nicht mehr, da er alles wichtige bereits gehört hatte. Irgendwann, er wusste selbst nicht wie viel Zeit vergangen war, nahm er dann endlich seine Hand wieder herunter und ging langsam denselben Weg zurück, den er auch gekommen war. Der Rotschopf bemerkte nicht, dass etwa auf halbem Weg nach draußen seine Schritte schneller wurden bis er schließlich rannte. Er lief und lief bis er den Ausgang erreicht hatte. Dort hielt er jedoch nicht an. Naruto lief geradewegs an den beiden Anbu-Wachen vorbei ohne auch nur einmal vom Boden aufzusehen. Er rannte so schnell er konnte durch die verwüsteten Straßen. Weder hatte er ein Ziel noch wusste er genau, warum er überhaupt lief. Aber der Rotschopf wollte einfach nur weg von allem. Weg von dem zerstörten Dorf, weg von all den verängstigten Menschen und weg von dem Tod seiner Eltern. Das alles war zu viel für den Jungen. Er mochte wissen, was in den letzten Stunden geschehen war, aber diese Realität zu akzeptieren war etwas völlig anderes. Naruto wollte nicht, dass die glückliche Zeit mit seinen Eltern vorüber war. Insbesondere jetzt, wo er eine kleine Schwester hatte. Er wollte, dass sie alle zusammen glücklich wurden, zusammen lachten und als Familie Zeit zusammen verbrachten. So wie er es sich die vergangenen neun Monate gewünscht hatte. Der Junge wollte noch weiter an seinen Wünschen festhalten, selbst wenn ihm tief in seinem Inneren bewusst war, dass es vergeblich wäre. Seine Eltern waren gestorben und der Tod war eines der Dinge dieser Welt, die endgültig waren. Es gab keinen Weg das Geschehene rückgängig zu machen. Der Rotschopf brachte es in diesen Sekunden aber nicht über sich diese Tatsache zu akzeptieren. Er rannte einfach weiter, Hauptsache weg von allem. Es war sicherlich nicht der beste Plan. Aber für ein Kind, das Zeit brauchte, um die Ereignisse dieser Nacht zu verarbeiten, war es vielleicht sogar eine ganz vernünftige Reaktion. Während er rannte, ignorierte er das Brennen in seinen Augen, das kurze Zeit zuvor angefangen hatte. Naruto schrieb es den Tränen zu, die sich begannen in seinen blauen Augen zu sammeln, aber noch nicht seine Wangen heruntergelaufen waren. Auch dieses Mal wusste Naruto wieder nicht wie lange er gelaufen war. Der Junge war so lange gelaufen bis seine Beine sich weigerten ihn noch weiter zu tragen und er auf die Knie fiel, während er seinen Oberkörper mit seinen Armen abstützte. Ein kurzer Blick durch seine brennenden Augen verriet ihm, dass er sich kurz vor dem Naka-Fluss befand. Er kam oft mit Itachi und seinem anderen besten Freund zu dieser Klippe, wenn sie unter sich sein wollten. Es war kein wirkliches Versteck wie es Kinder ihres Alters hatten, vielmehr war es ein Ort, an dem sie einfach für sich sein und über Dinge reden konnten, die kein anderer wissen sollte. Der Grund, dass sie sich gerade dort trafen, war weil er von keinem anderen außer den dreien besucht wurde. Einerseits weil dieses Stück Land auf dem Boden der Uchiha lag, und andererseits weil es neben diesem Abschnitt eine Menge andere Stellen am Fluss gab, die die meisten ansprechender fanden als besagte Klippe, welche zehn Meter in die Tiefe ragte. Es war komisch, dass seine Füße ihn ausgerechnet an diesen Ort getragen hatten. Vielleicht hatte ihn sein Unterbewusstsein dorthin gelenkt, da es wusste, dass er dort mit sehr großer Wahrscheinlichkeit niemanden antreffen würde. Ganz besonders nicht, weil jeder aufgrund der durch den Kyūbi verursachten Schäden anderweitig beschäftigt war... jedenfalls dachte der Junge das. Nur wenige Sekunden, nachdem er auf seine Knie gefallen war, hörte er Schritte hinter sich. Allerdings näherten sie sich nicht langsam sondern ziemlich schnell. So als würde derjenige, von dem sie stammten, auf ihn zu laufen. "Oh man, du bist so verdammt schnell, Naruto. Ich kann nicht glauben, dass du zwei Jahre jünger bist als ich", meinte eine erschöpfte Stimme, die dem Rotschopf nur allzu vertraut war. Sie gehörte zu seinem zweiten besten Freund, Shisui Uchiha. Auch wenn er nicht so oft mit ihm zusammen gewesen war wie mit Itachi, schätzte er Shisui ebenso als Freund wie Itachi. Für ihn waren beide Uchiha wie Brüder. "Was ist denn los? Ich hab nach dir gerufen, aber du bist einfach weitergelaufen. Ist irgendwas passiert?", fragte der Schwarzhaarige erschöpft von der Aufholjagd. Aber trotz seiner Erschöpfung war die Besorgnis um seinen besten Freund dennoch deutlich heraus zu hören. Seit Shisui angekommen war hatte der Rotschopf nicht einmal auf dessen Anwesenheit reagiert, während er weiter auf dem Bode kniete. Nach allem, was er erfahren hatte, brauchte er etwas länger, um zuerst die Anwesenheit und dann die Frage seines Freundes wahrzunehmen. "Mein Vater... und meine Mutter...", brachte Naruto schluchzend Stück für Stück hervor, "Sie haben gegen den Kyūbi gekämpft... und sind gestorben." Erst in diesem Moment, wo er seine eigene Stimme hörte, bemerkte der Rotschopf, dass er angefangen hatte zu weinen. Eine Träne nach der anderen rollte seine Wangen herab und fiel schließlich auf den Erdboden unter ihm. Naruto stützte sich darauf nur noch mit einem Arm, während er versuchte mit dem anderen die Tränen aus seinen Augen zu wischen. Für einen Augenblick lang schien es zu funktionieren, aber seine Wangen waren schon kurz darauf wieder mit ihnen bedeckt. Das Schlimmste war jedoch, dass mit jeder weiteren Träne, die er hervorbrachte, seine Augen immer stärker brannten, sodass nur noch mehr Tränen aus ihnen entwichen. Es war als würde seine Trauer dieses Brennen in seinen Augen nur noch weiter anstacheln, so als würde man Holz ins Feuer werfen. Zunächst konnte Naruto keine Reaktion seitens seines Freundes wahrnehmen. Vermutlich weil er in diesen Momenten irgendwie versuchte seine brennenden Augen zu beruhigen. Ein Schatten fiel schon bald darauf auf seinen Kopf und es schlangen sich anschließend zwei Arme um ihn. Der Fünfjährige verstand sofort, dass es Shisui war, der ihn in den Arm nahm und versuchte ihn zu trösten. "Es tut mir leid, Naruto", sagte sein Freund mitfühlend, seine Stimme kaum lauter als ein Flüstern. Er konnte nicht wirklich nachfühlen, wie es war seine Eltern zu verlieren, da er selbst nie welche gehabt hatte. Sowohl sein Vater als auch seine Mutter waren bereits sehr früh gestorben, sodass er sich nicht einmal an ihre Gesichter erinnern konnte. So war es Shisui zwar möglich den Schmerz keine Eltern zu haben verstehen, nicht aber den Schmerz, den es mit sich brachte, seine Eltern zu verlieren. Ein paar Minuten verbrachten die beiden Jungs in dieser Haltung. Der junge Uchiha wusste, dass Naruto vermutlich etwas Zeit brauchte um sich wieder zu sammeln und wartete darum einfach ab bis sein rothaariger Freund etwas sagte oder anderweitig reagierte. Unterdessen schweiften seine Gedanken langsam zu den Begegnungen, die er mit dem vierten Hokage und seiner Frau hatte. An die meisten konnte er sich noch genau erinnern. Die Male, wo er von den beiden eingeladen worden war mit ihnen und Naruto zu Abend zu essen; oder als er Kushina irgendwo auf der Straße begegnet war, während sie Besorgungen gemacht hatte. Manche ihrer Begegnungen bestanden nur aus einem kurzen Gruß und ein paar Worten, andere wiederum dauerten Stunden an, besonders seine Gespräche mit Narutos Mutter. Anfangs glaubte er sie wäre so wie die meisten Frauen von Männern in hohen Positionen: vornehm, zurückhalten, freundlich und auch ein wenig arrogant. Allerdings stellte sich schnell heraus, dass sie nichts davon war. Tatsächlich waren sich die beiden sogar ziemlich ähnlich. Sie waren beide dickköpfig, enthusiastisch und für jeden Spaß zu haben, insbesondere wenn es darum ging den Leuten aus dem Dorf irgendwelche Streiche zu spielen. Aus diesem Grund warfen viele der Bewohner den beiden auch jedes Mal besorgte Blicke zu, wenn sie zusammen gesehen wurden. Jeder würde schon das arme Opfer ihres nächsten gemeinsamen Streiches bemitleiden. "Ich versteh es einfach nicht... ", schluchzte Naruto vor sich hin und brachte seinen Freund zurück aus seinen Gedanken. Da der Schwarzhaarige so in seinen Gedanken versunken war, hatte er bis zu diesem Satz gar nicht mitbekommen, dass der Rotschopf angefangen hatte etwas zu sagen. "Naruto... ich kann mir nicht mal im Ansatz vorstellen wie es ist an einem Abend seine ganze Familie zu verlieren. Aber bitte glaub mir", meinte Shisui ermutigend mit einem kleinen, unsicheren Lächeln und packte fest die Schultern seines Freundes, "Irgendwann wird es besser werden. Wohl nicht heute oder in einem Monat... aber irgendwann ganz sicher." Der junge Uchiha war sich selbst nicht ganz sicher, was er in so einer Situation sagen sollte, um Naruto aufzumuntern. Also sagte er schlicht das, was er dachte. "Nein...", murmelte der Rotschopf nur, worauf Shisuis leichtes Lächeln sofort verschwand, "...nicht meine ganze Familie..." Anschließend wandelte sich die Mine des Schwarzhaarigen zu einem Ausdruck der Verwirrung. Es brauchte ein paar Sekunden bevor er verstand, dass sich die Aussage seines Freundes nicht auf seine letzten Worte bezog, sondern auf einen Teil davor. Aber moment. Wenn sich seine Worte auf das bezogen, was der junge Uchiha vermutete... "Wie meinst du das?", fragte dieser sofort nach. "Vor dem Angriff hat... meine Mutter ein Mädchen zur Welt gebracht...", antwortete Naruto, als sein Schluchzen langsam begann aufhören. "Heißt das... du hast eine Schwester?", erwiderte Shisui verblüfft, worauf der Rotschopf nur kurz nickte. Durch seine Freundschaft zu Naruto war er einer der wenigen Außenstehenden gewesen, die über Kushinas Schwangerschaft informiert gewesen waren. Trotzdem hatte er nicht gedacht, dass ihr Kind diesen Angriff überstehen würde. Besonders nachdem schon ihre Eltern gestorben waren. Trotz allem waren das grandiose Neuigkeiten! "Weißt du, was das heißt, Naruto?", fragte der junge Uchiha mit einem zuversichtlichen Lächeln, "Das heißt, dass du keine Zeit hast hier herum zu heulen! Du hast jetzt eine kleine Schwester, auf die du aufpassen musst! Ganz besonders nachdem deine Eltern ihr Leben gegeben haben, um sie vor dem neunschwänzigen Fuchs zu beschützen, hörst du." Es fühlte sich für Shisui nicht ganz richtig an das junge Mädchen so zu benutzen, aber auf diese Weise würde sein Freund sich zumindest ein bisschen besser fühlen... das hoffte er wenigstens. Naruto hatte während der ganzen Zeit nicht einmal seinen Kopf gehoben, sondern immer nur weiter auf den Boden unter ihm gestarrt. Und das tat er auch als er über die Worte des jungen Uchihas nachdachte. Es stimmte schon, dass er nach dem Tod ihrer Eltern nun verantwortlich für seine Schwester war, da sie keine anderen lebenden Verwandten mehr hatten; jedenfalls keine von denen er wüsste. Ohne ihn müsste Mito nicht nur ohne Eltern aufwachsen, sondern ohne überhaupt so etwas wie Familie. Darum konnte er es sich keinesfalls jetzt erlauben in Selbstmitleid zu versinken. Er würde es unter keinen Umständen zulassen, dass seine kleine Schwester allein aufwachsen müsste, nur weil er nicht reif genug war, um sich wie ein anständiger großer Bruder um sie zu kümmern. In diesen Momenten dachte der Rotschopf nicht mehr an das, was er zuvor über den Plan des dritten Hokage gehört hatte. Es interessierte ihn nicht mehr und auch das Brennen in seinen Augen, das in der Zwischenzeit fast unerträglich geworden war, schob er einfach beiseite. Es gab jetzt Wichtigeres für ihn zu tun als sich Gedanken um seine Augen zu machen. Der Junge wischte sich darauf noch ein letztes Mal seine Tränen aus dem Gesicht und schwor sich: "Ich werde Mito beschützen, koste es, was es wolle!", erklärte Naruto energisch, als er mit fest entschlossenem Blick zu Shisui aufsah. Nichts auf der Welt würde ihn davon abhalten seinen Schwur zu brechen. Er würde Mito beschützen und dafür sorgen, dass sie glücklich wird; ganz egal, was er dafür tun müsste. Die Reaktion seines Freundes fiel allerdings etwas anders aus als der Rotschopf es erwartet hatte. Kaum, dass sich ihre Blicke trafen weiteten sich überrascht die schwarzen Augen des Uchiha. Sein gesamter Gesichtsausdruck spiegelte sowohl die Überraschung als auch das Staunen wider, die er in diesem Moment empfand. Es hatte Shisui gefreut die Entschlossenheit in Narutos Worten hörte. Doch ein Blick in die Augen seines Freundes hatte alles verändert. Der junge Uchiha hatte erwartet wie üblich Narutos strahlend blauen Augen zu sehen, die seinen Worten nach nur so vor Entschlossenheit strotzen sollten. Nun, es war jedenfalls nicht die Entschlossenheit, an welcher es dem Blick des Rothaarigen mangelte. Es war viel mehr, dass der Schwarzhaarige die azurblaue Farbe vergeblich suchte. Statt in strahlend blaue Augen blickte Shisui nämlich in leuchtend rote. Der junge Uchiha entdeckte in der nun rot gefärbten Iris seines Freundes zudem jeweils ein einzelnes schwarzes Tomoe zwischen dem unteren rechten Rand und der Pupille. Letztere war das einzige in Narutos Augen, das sich nicht verändert hatte. "Was ist los?", fragte der Rotschopf unschuldig, als er den Ausdruck in Shisuis Gesicht sah. Dieser erwiderte jedoch nichts. Er war viel zu geschockt über das, was er da sah, um klar denken zu können. Tatsächlich gab es nur einen Gedanken, bei dem er es schaffte ihn in seinem Kopf zu formulieren: "Diese Augen... das ist doch das Sharingan..." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)