Lost Future - Dark Paradise? von RaoulVegas (Same as it never was...) ================================================================================ Hopefully... ------------ Zwei Monate später – Oktober… Die aufgeblähte Sonne verschwindet langsam hinter dem Horizont und die ersten Sterne trauen sich in die aufkeimende Dunkelheit. Die anbrechende Nacht ist noch angenehm, dennoch kann man schon die ersten Vorboten des einsetzenden Herbstes spüren, die die Dunkelheit in wenigen Wochen empfindlich kalt werden lassen werden. Das bisschen Restwärme lockt die Menschen vielleicht zum letzten Mal dieses Jahr zu später Stunde nach draußen. Die Flüchtlinge und die Foot-Ninja versammeln sich auf dem Flachdach des ehemaligen Krankenhauses zu einem gemütlichen Beisammensein. In der Mitte der Dachfläche wurde ein Lagerfeuer entzündet, Decken und Kissen darum verteilt. Die Menschen sitzen am wärmenden Feuer, grillen Gemüse und Fleisch und unterhalten sich angeregt. Selten sieht man sie alle so friedlich vereint, gehen die Flüchtlinge und Ninja doch sonst eher getrennte Wege. Die laue Luft ist erfüllt vom Liebeszirpen der Zikaden und ein paar Eulen rufen ziellos über das Wasser. Dann schlägt einer der Überlebenden eine Gitarre an. Der Ton trägt weit über das stille Land und weckt noch mehr Geselligkeit in den Menschen. Schnell stimmt eine zweite Gitarre in das Solo ein. Wenig später gesellen sich auch Trommeln und Flöten hinzu, sodass eine vollständige Melodie entsteht. Sie weckt in den Menschen ein Stück Normalität, das sie lange Zeit für unmöglich gehalten haben. Freude breitet sich in ihren Herzen aus und beflügelt ihren Geist. Ein paar Mutige versuchen mit einem Lied in die Melodie einzustimmen. Ihr Mut wird prompt belohnt, indem sich ihnen mehrere Stimmen anschließen, die schließlich zu einem ganzen Chor anschwellen. Kinder beginnen zu tanzen und ihre hellen Stimmen erfüllen die Nachtluft wie Glocken einen Frühlingsmorgen. Nichts deutet in diesem Moment daraufhin, was für ein Unglück sie vor über zehn Jahren veranlasst hat, ihr Leben mit all ihren Gewohnheiten aufzugeben und zu heimatlosen Flüchtlingen zu werden. Nichts zeigt den Schmerz ihres Verlustes und die Trauer, die ihre Herzen so lange versteinern ließ. Vielmehr zeigt ihre wiedergefundene Fröhlichkeit, dass sie sich von nichts unterkriegen lassen und immer wieder aufstehen, wenn sie zu Boden gestoßen werden. Eine Eigenschaft, die den Menschen immer wieder davor bewahrt hat, durch seinen eigenen Egoismus und seine eigene Dummheit zu Grunde zu gehen. Dieses Bild des friedlichen Zusammenlebens erweitert sich von Minute zu Minute mehr. Jeder scheint einen Beitrag anzubieten, der von den anderen begeistert aufgenommen wird. Unter die Musik mischen sich Witze und Geschichten und dort am Rand spielen ein paar Männer Karten. Alles wirkt so natürlich und ungetrübt. Mitten unter dem bunten Treiben spielt Michael wieder einmal den Babysitter, zumindest wirkt es so, weil sich der Großteil der Kinder um ihn versammelt hat. Gemeinsam lachen, singen und tanzen sie zwischen den Erwachsenen. Der Blonde wirkt dabei so ausgelassen und fröhlich, dass man kaum glauben kann, welch schlimme Dinge er in der Vergangenheit durchmachen musste. Nach den Geschehnissen von vor zwei Monaten hätte Raph nie für möglich gehalten, dass der Junge so schnell wieder lachen kann. Aber vielleicht versteckt er seinen Schmerz auch nur verdammt gut? Der Führer kann es nicht sagen, doch er ist froh, dass es seinem Geliebten besser zu gehen scheint. Die durch die Tat entstandene Distanz der beiden verringert sich allmehlig wieder, doch es ist fraglich, ob sie einander jemals wieder so nahe sein können wie vorher. Von Raphaels Sicht besteht dort keine Sorge, doch er fürchtet, dass es Michael nicht so leicht fallen wird. Immerhin hat er körperlich und seelisch Schaden erhalten, den niemand ertragen sollte. Er will den Nunchakuträger keinesfalls zu irgendetwas drängen, auch wenn es ihm in so mancher Nacht sehr schwer fällt. Von einem hohen Baum in der Nähe des ehemaligen Krankenhauses aus, beobachtet der Saikämpfer das vergnügte Treiben auf dem Dach. Er selbst beteiligt sich an dergleichen nicht. Einerseits würden sich die Leute wahrscheinlich komisch fühlen und weit weniger ausgelassen sein, wenn sie ständig das Gefühl haben, von ihrem Führer beobachtet zu werden, insbesondere die Foot. Andererseits hat Raph selbst nicht sonderlich Interesse daran dem beizuwohnen. Er hat zwar kein Problem mit einem gemütlichen Lagerfeuer und guten Geschichten oder Musik, aber ohne seine Brüder und seinen Sensei fühlt es sich einfach nicht vollkommen an. Stattdessen stimmt ihn der ganze Anblick eher traurig, melancholisch und macht ihm nur einmal mehr klar, wie sehr er sie alle vermisst, obwohl er sich früher immer seinen Freiraum gewünscht hat. Allerdings beneidet er Michael für seine Fröhlichkeit. Er weiß nicht, dass auch seine Familie nicht mehr da ist und wie nahe ihm doch ihr letzter Überlebender ist. Nicht selten hat sich Raph schon gewünscht aufzuwachen, festzustellen, dass das hier alles nur ein wirklich schrecklicher und geschmackloser Alptraum ist. Oder aufzuwachen und festzustellen, dass auch er, unter welchen Umständen auch immer, sein Gedächtnis verloren hat und seine Familie somit noch irgendwo da draußen existiert und vielleicht nach ihm sucht. Aber die Wirklichkeit sieht anders aus und wird sich wohl auch nicht ändern. Schwer seufzend lässt Raph sein einsames Auge über das Dach gleiten, schmunzelt deprimiert über den ein oder anderen Unsinn oder summt ein kurzes Stück eines ihm bekannten Liedes mit. Eigentlich müsste er stolz auf sich und das, was er alles erreicht hat, sein. Wenn er zurückdenkt an die Anfangszeit, als das alte Krankenhaus gerade wieder bewohnbar gemacht worden ist, wirkten die wenigen Menschen auf dem Dach so verloren. Jetzt sind es so viele, dass sie sich nächstes Jahr einen anderen Platz für diese kleinen Partys suchen müssen. Raph ist es gelungen eine funktionierende Zivilisation aufzubauen, die sich stetig vermehrt und ihr eigenes Überleben sichert, dennoch fühlt er sich mit jedem Tag einsamer. Seit er seinen kleinen Bruder wiedergefunden hat, hat sich dies zwar grundlegend geändert, dennoch ist es nicht dasselbe, da Michael ja jegliche Erinnerung an ihre so innige, gemeinsame Zeit fehlt. Schon ein paar Mal hat sich der Rothaarige vorgestellt wie es wäre, wenn der Kleine sein Gedächtnis wiedererlangen würde. Doch er kommt zu keinem guten Ergebnis. Einerseits würde sich Mikey sicher sehr freuen seinen Bruder wiederzuhaben, andererseits wäre er zu tiefst entsetzt ihm in Shredders Position wiederzufinden. Und was ist mit ihrer Beziehung? Wäre Mikey ihm immer noch zugetan oder würde er ihn für sein Handeln verachten? Raph vermag es nicht zu sagen. Er allein hat seinen Babybruder sein Leben lang geliebt und sich versucht ihm zu nähern, doch immer ohne, dass der Kleine etwas davon mitbekommen hat. Daher kann er keine Vergleiche aufstellen und nicht abschätzen, ob es für sie beide eine Zukunft auf diese Weise geben kann oder nicht. Erneut lässt er seinen Blick über das Dach schweifen und bläst langsam den Qualm seiner Zigarette in die Nacht hinein. Dann hält er inne und blickt sich suchend um. Bis vor ein paar Augenblicken hatte er Michael noch im Sichtfeld, nun kann er ihn nicht mehr entdecken. Raphael war so in Gedanken, dass er nicht bemerkt hat, wie der Junge verschwunden ist. Für diese Nachlässigkeit könnte er sich selbst ohrfeigen. Aber vielleicht ist er auch einfach nur runter aufs Klo gegangen? Also kein Grund zur Besorgnis. Dennoch macht er sich Vorwürfe und überlegt schon, ob er von dem Baum runtersteigen und nach ihm suchen soll, als er ein Rascheln neben sich vernimmt. Erschrocken blickt er sich um. Dann taucht Michael aus dem dichten Blattwerk auf und lächelt ihn an. Erleichterung überzieht Raph´s Gesicht und er entspannt sich wieder. Geschickt setzt sich der Blonde neben ihn auf den Ast. „Wie hast du mich gefunden?“, fragt der Rothaarige ihn beiläufig, ganz so, als hätte er sich gerade keine Sorgen um ihn gemacht. „Ich hab im Dunkeln deine Zigarette glimmen sehen.“, erklärt der Blonde das Offensichtliche. Dennoch ist es gar nicht so offensichtlich, da sich Raph so auf dem Baum platziert hat, dass die Blätter seine Gestalt verdecken und er nur einen schmalen Schlitz hat, durch den er das Dach mit den Leuten beobachten kann. Es muss also ein ziemlicher Zufall gewesen sein, dass dem Jungen die Glut aufgefallen ist, aber egal. „War ja klar…“, erwidert Raph ausdruckslos. Er will sich keinesfalls anmerken lassen, wie sehr er sich die ganze Zeit den Kopf zerbrochen hat. Das muss er ganz allein mit sich ausmachen, so denkt er. „Schön der Anblick von hier oben…“, bemerkt Michael. „Ja, nur schade, dass sie nicht immer so friedlich sind…“ Der Blonde erwidert darauf nichts, er weiß genau, worauf Raph hinaus will. Einen Moment herrscht Schweigen zwischen den beiden Ninjas. Jeder von ihnen beobachtet stumm das amüsierte Treiben auf dem Dach. Ein kleines Lächeln spielt um Michaels Lippen, doch er wirkt nachdenklich. Raphael blickt stoisch auf die Szenerie und versucht dabei die Gedanken aus seinem Kopf zu vertreiben, die ihn bis zum Eintreffen des Jungen so gefangen hielten. Die Anwesenheit des Blonden macht dies aber nicht gerade leichter. Stattdessen häufen sich immer mehr Sorgen in ihm an, denen er sich nicht stellen kann oder will und das macht ihn wieder wütend. Zermürbt drückt er seine Zigarette auf dem Ast aus und lässt sie lautlos zu Boden fallen. Seine Unruhe bleibt dem Nunchakuträger nicht verborgen. Im Gegenteil, manchmal scheint er sogar das Gefühl zu haben, als wäre es seine bloße Anwesenheit, die seinen Meister in Rage versetzt. Zwar kann er sich nicht vorstellen, warum das so sein könnte, aber es stimmt ihn sehr traurig. Er weiß, dass Raph viele Geheimnisse hat, die er ihm nicht anvertrauen kann oder will, die meisten seiner verstorbenen Familie wegen. Hinzu kommt, dass Michael seinem kleinen Bruder so schrecklich ähnlich sieht, dass es für Raphael jedes Mal eine unglaubliche Überwindung sein muss, ihn überhaupt nur anzusehen. Eine grausame Vorstellung. Vor einer ganzen Weile hat sich Michael schon mal gefragt, ob es nicht besser gewesen wäre, wenn sie sich damals nicht begegnet wären. Dann müsste Raph jetzt nicht so mit sich kämpfen. Doch dann haben sie innig zueinander gefunden und er hat diesen Gedanken verdrängt. Wenn er den Rothaarigen jetzt jedoch so betrachtet, kommt ihm dieser Gedanke wieder. Hach, alles wäre so viel einfacher, wenn er sich nur an etwas erinnern könnte. Doch in seinem Kopf herrscht gähnende Leere und einfach nichts will ihm einfallen. Es macht ihn ganz verrückt. Mehr als einmal hat er schon mit dem Tierarzt darüber geredet, ob es nicht einen Weg gibt, seinem Gedächtnis wieder auf die Sprünge zu helfen. Dieser konnte ihn leider nur immer wieder vertrösten. Es gibt keine Möglichkeit, das Ganze irgendwie zu beschleunigen, falls er sein Gedächtnis überhaupt jemals wiedererlangt. Immerhin hat er ihn ein bisschen vertröstet und gemeint, dass es auch ganz plötzlich passieren kann, wenn er auf etwas Bekanntes stößt und so eine Tür in seinem Kopf geöffnet wird, die bis dahin versperrt war. Was dieses Bekannte sein könnte, konnte er ihm aber nicht sagen. Es könnten Gegenstände oder Personen sein, irgendeine Geste, manchmal sogar ein bekannter Geruch, der eine schöne Erinnerung auslöst. Doch wie soll er das hier finden? Im Grunde ist ihm hier alles fremd. So wird er es wahrscheinlich nie schaffen, sich an etwas zu erinnern. Seufzend stößt der Blonde die Luft aus. Aus dem Augenwinkel mustert Raph ihn. Etwas geht Michael durch den Kopf, doch was mag das sein? „Hey, woran denkst du?“, unterbricht der Saikämpfer somit die Stille. „Ich – hab mich nur gerade gefragt, ob ich mich jemals an das erinnern werde, was vor dem hier war. Oder wenigstens an meinen richtigen Namen…“, mit traurigen Augen blickt er seinen Meister an. „Weiß du, mein Sensei hat immer gesagt, man soll das Vergangene vergangen sein lassen und sich nur auf das Hier und Jetzt konzentrieren, da man ja nicht weiß, was die Zukunft für einen bereithält…“ Raphaels Worte klingen ebenso traurig wie Michaels, dennoch glänzt in seinem einsamen Auge eine undurchdringbare Entschlossenheit. „Das ist wirklich gut, aber auch verdammt schwer.“, erwidert der Jüngere. Raphael gibt ein angewidertes Schnauben von sich. „Früher dachte ich auch immer, dass das ein echt guter Spruch ist, aber mittlerweile weiß ich wie bescheuert er ist und das so was gar nicht geht. Ich kann zwar jetzt leben und mir keine Gedanken um Morgen machen, doch was geschehen ist, kann ich niemals vergessen. Vielleicht nur für einen kurzen Augenblick und dann schlägt es wieder auf mich ein…“ „Bei dem, was du alles durchgemacht hast, kann ich das gut verstehen. Doch ich kann mich ja nicht daran erinnern, was war…“ Tief sehen sie einander in die Augen. „Ist dir schon mal der Gedanke gekommen, dass du vielleicht etwas so Schreckliches erlebt hast, dass dein Hirn sich absichtlich weigert, sich daran zu erinnern, weil es dich zugrunde richten könnte?“, die Ernsthaftigkeit in Raphaels Worten ist nahezu beängstigend. Unweigerlich zuckt der Junge neben ihm leicht zusammen. „Nein – ich glaub, auf den Gedanken bin ich noch nicht gekommen. Allerdings würde das vielleicht einiges erklären. Trotzdem wüsste ich gern, was vorher war und wer ich eigentlich bin.“ „Das glaub ich dir gern, doch dabei kann dir wohl niemand helfen, als du selbst.“ Für diese selten miese Lüge könnte sich Raph augenblicklich ohrfeigen. Immerhin weiß er, wer der Junge neben ihm ist und was alles vorher war, aber seine eigenen Bedenken hindern ihn daran, es ihm zu sagen und das wird sich auch nicht ändern, so gern er ihm auch helfen wollen würde. „Vielleicht solltest du einfach nicht so viel darüber nachdenken. Damit überforderst du dich nur. Was auch immer es ist, dass dich am Erinnern hindert, braucht Zeit, um zu Heilen.“ „Ja, das hat der Tierarzt auch gesagt und wahrscheinlich ist das auch die beste Lösung, dennoch ist es schwer.“, aber Michael versucht schon wieder zu lächeln. Erneut gibt Raph ein Schnaufen von sich. Immerhin ist es für ihn mindestens genauso schwer. „Vielleicht sollten wir damit aufhören und an etwas anderes denken, nur für heute Abend.“, schlägt er dennoch vor und Michael nickt zustimmend. Langsam rückt der Junge etwas näher an seinen Meister heran und legt seinen Kopf auf dessen Schulter. Etwas überrascht nimmt Raph das Ganze zur Kenntnis. Dann legt er dem Blonden den Arm um die Schulter und zieht ihn noch etwas enger an sich. Eine angenehme Wärme breitet sich zwischen ihnen aus und lässt sie verträumt an die Zeit denken, als noch keine unsichtbare Mauer der Sorge sie davon abgehalten hat, sich nahe zu sein. „Denkst du, es wird je wieder so wie früher?“, fragt der Nunchakuträger leise. „Irgendwann bestimmt, aber das wird wohl noch ein oder zwei Generationen dauern, bis alles wieder hergerichtet ist…“ Irritiert legt der Jüngere die Stirn in Falten und sieht seinen Partner verwirrt an. „Das ist mir schon klar, aber ich meinte zwischen uns…“ Nun ist es Raphael, der die Stirn runzelt. „Ach so. – Tja, das ist schwer zu sagen. Ich hab nichts dagegen, dass wieder alles so wird wie früher. Doch ich weiß nicht, wie gut du damit zurechtkommst. – Ich will dir ja nicht wehtun oder dergleichen…“, Sorge schwingt in seiner Stimme mit. „Ich fände es auch schön, wenn es wieder so wäre. Aber ich kann nicht sagen, ob meine Reaktion positiv oder negativ gestimmt ist. Doch ich denke, das werden wir nur herausfinden, wenn wir es versuchen.“ Als der Saikämpfer ihm in die Augen blickt, erkennt er eine altbekannte Neugierde und eine regelrechte Sturheit. Sie geben all die Ehrlichkeit und den tiefen Wunsch nach Nähe wieder, den Raph solange vermisst hat. Das Lächeln des Jungen verstärkt dieses Gefühl nur noch mehr und der Saikämpfer ist sich sicher, dass Michael über das Gröbste hinweg ist und so schnell nicht ‚nein‘ zu ihm sagen wird. Wie um seine Gedanken zu bestätigen, näher sich ihm der Nunchakuträger, bis sich ihre Nasenspitzen fast berühren. Ganz sanft haucht er dem Älteren einen Kuss auf die Lippen. Aber wenn schon, dann bitte richtig, geht es Raphael durch den Kopf. Bestimmend zieht er den Chaosninja enger zu sich heran und verwickelt ihn in einen tiefen Kuss, der all seine Sehnsucht und Begierde widerspiegelt. Etwas überrascht zuckt Michael zusammen, doch er trennt sich nicht von ihm. Im Gegenteil, er legt dem Rothaarigen die Finger um den Nacken und erwidert das wilde Spiel mit dem gleichen Hunger, der ihm entgegengebracht wird. Der einstige Hamato kann sein Glück kaum fassen und würde am liebsten auf ewig so verweilen. Allerdings hat die Natur sich zur Tragik aller dafür entschlossen, dass der Mensch doch ab und an mal Luft holen muss. Die beiden zögern diese lästige Notwendigkeit so lange hinaus wie es nur geht und blicken sich dann schwer atmend in die Augen. „Das hat mir echt gefehlt…“, presst Michael keuchend hervor. „Ja, mir auch…“, erwidert Raph nicht minder aus der Puste. Ein Lächeln huscht über ihre Gesichter und scheint dabei wie eine stumme Verabredung zu wirken. Ohne ein weiteres Wort, klettern die beiden Ninjas von dem Baum hinunter und machen sich auf den Weg zur Nachbarinsel. Dort erwartet sie ein großes Bett, das lange in Einsamkeit schwelgen musste. Doch nicht heute Nacht. Nein, heute Nacht wird es erfüllt sein von der brennenden Leidenschaft zweier Liebender, die sich wiedergefunden haben. Die ihre heißen Körper taktvoll aneinander reiben, ihre Herzen im gleichen Rhythmus pochen, ihre Lippen nichts weiter kennen, als den Namen ihres Partners und ihre Augen, die nichts weiter sehen, als die endlose Schönheit ihrer flammenden Liebe zueinander. Gefangen in der endlosen Zeit dieses einen Augenblicks, der doch ihre ganze Zukunft bestimmt, die sie nie wieder ohne den anderen bestreiten möchten und doch kann niemand sagen, was sie noch alles erwarten wird. Ungeachtet dessen machen sie einfach weiter. Derweil befindet sich eine kleine Gruppe von Menschen im Aufbruch. Sie verlassen den Ort, der sie über zehn Jahre beheimatet hat und den sie halfen wieder aufzubauen. Nun können die Menschen dort selbst für sich sorgen und die kleine Gruppe kann sich endlich ruhigen Gewissens auf den Weg in ihre alte Heimat machen. Ihre Reise wird noch einige Monate dauern und ein harter Winter steht ihnen bevor. Dennoch fühlen sie sich stark und bereit und die Sehnsucht nach etwas Vertrautem, die sie all die lange Zeit unterdrücken müssten, übernimmt all ihr Denken, selbst wenn das Vertraute nur noch aus Trümmern besteht. All die vielen Monate und Jahre, die seit dem Ende des Krieges vergangen sind, haben sie nie ruhen lassen. Sie wissen nicht, was sie in den einstigen USA erwarten wird, wenn sie es erreichen, wissen nichts von den Trümmern, die einst ihre Existenz darstellen. Doch sie wissen, dass ihre Herzen nie die Suche nach denen aufgegeben haben, die damals so schmerzvoll von ihnen gerissen wurden. Ihr einziger Glaube besteht darin, sie lebend zu finden und wieder eine Familie zu werden. Das sie dennoch tot sein könnten, wie man es von ihnen selbst denkt, daran wollen sie keinen einzigen Gedanken verschwenden, dennoch sind sie sich dieser Tatsache mehr als bewusst. Aber die Hoffnung in ihnen ist stärker, als es jemals eine Waffe sein könnte! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)