Warum erwachsen werden von Amunet ================================================================================ Kapitel 7: Kapitel 7 -------------------- Am nächsten Morgen wurde Peter früh geweckt. Der Tritt gegen seinen Oberschenkel, welcher offenbar eine Gewohnheit von Hook war, war nur kurz schmerzhaft und diente weniger einer Bestrafung, als mehr dem Umstand ihn zu aufwecken. Obwohl die Nacht kurz gewesen war, fühlte sich Peter ausgeruht. Sein Bein tat ihm nicht mehr weh, auch wenn das Metall um seinen Knöchel die Haut aufgeschürft hatte. Das Stück Leinen welches seine Haut zuvor geschützt hatte, war ihm verloren gegangen. Er entdeckte es am anderen Ende des Raumes. Es lag unter Hooks Schreibtisch. Vorsichtig stand Peter auf und war im Begriff es zu holen, als er grob an seinem Arm gepackt wurde. Hook starrte ihn an und ehe Peter sich versah wurde er auf das Bett geworfen. Die Kette zog unangenehm schwer an seinem Knöchel, so dass ihm vor Schmerz einen Augenblick die Luft wegblieb. Peter konnte sich nicht erholen, da lag Hook auf ihm. Zum Wundern blieb ihm keine Zeit, denn Hooks Haken lag auf seiner Wange und zeichnete sie nach. „Was hast du getan?“, fragte Hook und betrachtete ihn ganz fasziniert. „Was meinst du?“ Peter wusste nicht wovon der Pirat sprach. „Dein Gesicht…“ „Was soll damit sein?“ Nun musste Peter lächeln. „Bist du am frühen Morgen schon besoffen?“ „Nein!“, blaffte ihn Hook wütend an, dann rutschte er halb von Peter hinunter und begann ihn mit seiner gesunden Hand abzutasten. „Hey! Fass mich nicht an!“, fluchte Peter und tatsächlich hielt Hook inne. Einen Moment war er wie erstarrt, doch dann, fast so als wäre ihm bewusst, dass er gerade ein Kind betatschte und das obwohl er selbst nicht mehr trug, als eine Leinenhose, wand er sich wieder Peters Gesicht zu. „Du weißt es nicht, oder?“ „Was soll ich nicht wissen?“ „Du bist gewachsen.“ „Ist das ein Scherz? Ich kann gar nicht wachsen!“ Sie starrten sich stumm an. Peter fragte sich, was in den Kapitän gefahren war. Er verstand es jedenfalls nicht. Doch er war erleichtert, dass Hook nicht mehr auf ihm lag. Dieses Gefühl mochte Peter nämlich nicht. Er hoffte, dass es zu keiner Gewohnheit von Hook werden würde, denn sonst würde Peter ihm noch die andere Hand abschlagen müssen, sobald ihm sich die Gelegenheit bot. Hook stand auf und fuhr sich mit den Händen durch das Haar. Aus den Augenwinkeln betrachtete er Peter weiterhin, welcher sich langsam aufsetzte. Ihm war das Verhalten des Erwachsenen ein Rätsel. „Vielleicht hast du Recht“, murmelte Hook. „Natürlich hab ich Recht“, sagte Peter selbstgefällig. „Ich kann nicht wachsen. Wir verlorenen Jungs bleiben immer Kinder. Deshalb sind wir doch hier.“ „Ach, und was ist mit denen, die zurück gehen? Zu ihren Familien? Vor wenigen Tagen erst bist du mit ein paar deiner Jungen verschwunden, aber nur du bist zurückgekehrt. Was passiert mit ihnen? Bleiben diese Jungs auch immer Kinder?“ Peter sagte nichts. Seine Gedanken waren abgeschweift. Er war wieder in London auf den Dächern und beobachtete wie ein Junge nach dem anderen ihn verließ. Sie alle waren gegangen. Hatten Peter zurückgelassen, der einfach kein Verständnis dafür aufbringen konnte, weshalb man eine Welt voller Magie und Abenteuer den Rücken zukehren konnte. Dennoch war das unangenehme Gefühl in seinem Herzen wieder da. Das erste Mal, dass dieses Gefühl ihn in Nimmerland heimsuchte. Es verstörte ihn. Hier hatte dieses Gefühl nichts zu suchen. Es sollte aus seinem Herzen und wie von alleine wanderte seine Hand zu seinem Brustkorb, so als könnte er mit der Hand das Gefühl aus seinem Herzen saugen. „Du veränderst dich“, sagte Hook und es war eine schlichte Feststellung. „Nein“, entgegnete Peter verwirrt, „Ich sagte doch, das kann ich nicht. Ich werde immer so bleiben, wie ich bin.“ Hook kam erneut auf ihn zu, hob mit seinem Haken Peters Kinn an. Abermals betrachtete er ihn genau, doch was Hook dieses Mal in Peter gefunden hatte, bestärkte ihn in seinem Glauben. „Du kannst es sooft leugnen wie du magst, vielleicht erkennst du es selbst auch nicht, doch etwas in dir beginnt sich zu verändern und ich will wissen weshalb.“ „Selbst wenn du Recht hättest – was du nicht hast – wie willst du es herausbekommen?“ „Ich werde dich so lange hierbehalten, bis ich hinter dein Geheimnis komme.“ „Wirklich? Und ich dachte, dass du mich nur behältst bis du eine Waffe hast, um mich zu töten.“ „Meinst du das Schwert des alten Blackbeard?“ „Was denn sonst? Schließlich folgst du nicht umsonst der Schatzkarte.“ Plötzlich lachte Hook. Laut und aus tiefstem Herzen. Augenblick wusste Peter, dass der Kapitän sich über ihn lustig machte. Peters Gedanken überschlugen sich und noch ehe Hook wieder sprach, wusste er, wie töricht er gewesen war. „Die Schatzkarte ist eine Fälschung. Der alte Blackbeard hatte viel, aber kein verwunschenes Schwert. Du bist einfach zu arrogant Peter. Die Karte war meine Falle für dich und du, der du keinem Abenteuer widerstehen kannst, bist in sie hineingetappt. Aber du hast mich überrascht, ich dachte, wirklich du würdest nicht alleine kommen. Wo hast du deine verlorenen Jungs gelassen? Wissen sie überhaupt wo du hingegangen bist? Seit zwei Tagen bist du in meiner Gewalt und bisher gab es keine Reaktion von ihnen. Vielleicht denken sie ja, du bist wieder in diese andere Welt, neue Jungen suchen oder weshalb haben sie noch nicht nach dir gesucht?“ Wütend zerrte Peter an seiner Kette. In ihm brodelte es und das hauptsächlich, weil er wusste das Hook im Recht war. Es war dumm von ihm gewesen ohne Verstärkung an Bord der Jolly Roger zu gehen und noch dümmer war es, dass er niemanden gesagt hatte wohin er gegangen war. Das Schlimmste jedoch war, dass ihn wahrscheinlich wirklich niemand vermissen würde. In den letzten Wochen und Monaten war er oft für Tage verschwunden ohne sich abzumelden. Selbst Glöckchen, die sonst immer an seiner Seite war, hatte er öfters zurückgelassen. Es könnte also eine Weile dauern bis er vermisst würde, doch was musste er in dieser Zeit in Hooks Gefangenschaft alles ertragen? „So still, Peter?“, spottete Hook. „Hässlicher, alter Mann“, fauchte Peter, „Ich werde dir entkommen und dann werde ich mich rächen. Du wirst den Tag bereuen, an dem du mich in Ketten gelegt hast.“ „Werde ich das?“ Hook zog eine seiner Augenbrauen hoch. „Ich glaube eher, dass du bis zum Ende der Woche noch darum betteln wirst, dass ich dir die Kehle aufschlitze.“ „Niemals!“ „Das sagst du jetzt, aber wenn wir unser Ziel erreicht haben, habe ich etwas in Händen, dass dich noch mehr dazu bringen wird, als die Demütigung, die du als mein Kammerdiener hast.“ „Was soll das sein?“, giftete Peter zornerfüllt zurück. „Ein Gift, gewonnen aus dem Körper einer Meerjungfrau. Ein Tropfen davon genügt, dir die dunkelsten Geheimnisse zu entreißen. Wenn ich sie dann alle kenne und dich vor deinen verlorenen Jungs erst einmal bloßgestellt habe, dann wirst du mich um deinen Tod anbetteln.“ „Du weißt gar nichts über mich, Hook.“ „Du irrst, ich weiß vieles über dich und ehe diese Reise endet, weiß ich ALLES von dir. Und jetzt Peter Pan, wirst du mich ankleiden und mir die Haare schnatzen.“ „Nein“, sagte Peter einfach. „Nein?“, echote Hook und zog beide Brauen hoch. „Du verkennst wohl in welcher Situation du dich befindest.“ „Tue ich nicht.“ „Gestern war ich wohl zu nett zu dir. Vielleicht sollte ich dich wirklich verdursten und verhungern lassen.“ „Wenn du das machst, erfährst du nie, was du von mir hören möchtest. Es ist deine Entscheidung, wie wichtig dir meine Geheimnisse sind.“ Es war eine Patt-Situation. Die Frage war nur, wer den kürzeren ziehen würde. Doch dann schüttelte Hook einen Joker aus dem Ärmel. „Du hast Recht, ich werde dich nicht verdursten und nicht verhungern lassen. Ich will deine Geheimnisse wissen, aber die erhalte ich auch, wenn ich vorher noch ein bisschen mit dir Spiele. Du spielst doch gerne, Peter, oder?“ „Was soll das für ein Spiel sein?“ „Was erniedrigt Peter Pan am meisten.“ Fortsetzung folgt… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)