Eine kalte Winternacht von Tosho ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Ran schnappte sich ihre Jacke und ging zur Tür. "Ich geh nochmal schnell frische Luft schnappen, Paps!", sagte sie. Doch er bekam es gar nicht mit, denn es lief mal wieder eine Live-Übertragung von Yoko Okino im Fernsehen.... Kaum draußen und von der frischen Luft umfangen, fühlte sie sich wieder munter. Die Schläfrigkeit, die sie bis gerade eben noch gefangen gehalten hatte, fiel wie ein unsichtbarer, schwerer Mantel von ihr ab, und machte einer luftigen Jacke aus Freiheit platz. Unbewusst lief sie immer weiter, im Kopf die Melodie des Liedes, welches Yoko gesungen hatte bevor Ran gegangen war. Anfangs noch in Gedanken an Shinichi und die Kälte bewusst wahrnehmend, die ihren Körper wie ein sanftes Tuch umhüllte, bekam ihr Denken nun eine neue Richtung. Sie sah den wolkenverzogenen Himmel, und dachte noch daran, dass es bald schneien könnte, und fühlte sich plötzlich unendlich frei. Sie lief immer weiter, drehte sich nicht um, achtete nicht auf die Kälte. Eine Melodie ging ihr durch den Kopf, völlig neu und anders. Leise sang sie Wörter vor sich hin, auch wenn sie keinen Sinn ergaben, halfen sie ihr, und brachten sie gleichzeitig zum Weinen. Immer weiter, nur weiter durch die kalte Nacht, über glatte Fußwege, an finsteren Bäumen und unheimlich funkelnden Straßenlampen vorbei. Sie sang leiser, und hörte schließlich ganz auf, um sich auf die glatte Straße konzentrieren zu können. Und trotzdem rutschte sie, oder grade deswegen? Sie stieß einen überraschten Laut aus, versuchte sich zu fangen und bekam ihr Gleichgewicht zurück. Sie begann zu philosophieren, was es ihr eigentlich brachte, nur vorsichtig zu sein, und immer schon vorher zu sagen, dass es nichts bringen würde. "Hör auf in der Vergangenheit zu Leben, komm ins Hier und jetzt!", sagte eine Stimme in ihrem Kopf. "Was bringt es, ein paar bedeutsame Tage zu haben, und alle anderen einfach zu verschenken? Ist denn nicht jeder auf seine Weise bedeutsam?" Und mit jedem Schritt weiter in die Nacht, philosophierte sie auch weiter über das Leben und seinen Sinn. Doch plötzlich schreckte sie auf. Vor ihr stand ein Mann, gehüllt in schwarze Sachen, und wünschte ihr mit den Worten: "Nicht erschrecken, junge Dame!", einen guten Abend. Dann ging er an ihr vorbei, und verschwand in einem der ähnlich dunklen Hauseingänge, wie dem aus dem er gerade gekommen zu sein schien. Noch leicht benommen und wie aus einem Traum gerissen registrierte sie, dass sie sich bereits auf dem Heimweg befand. Schlagartig machte sich auch die winterliche Kälte wieder bemerkbar. Ihre Ohren kitzelten vor Frost, ihre Lippen waren spröde und sie kniff die Augen zusammen, um sie vor dem beißenden Wind zu schützen, der gegen ihre Wangen, Nase Kinn und Knie schlug und ihre Haare aufwirbelte.Sie bemerkte die Frostfinger, die sich unter ihre Jacke schoben, und zog ihre eigenen rauen Hände tiefer in die Ärmel. Und dennoch fühlte sie diesen kalten Schmerz nicht als störend, sondern als einen stillen und stetigen Begleiter und verlor sich darin. Und plötzlich fand sie sich vor ihrem Haus wieder. Sie öffnete die Tür, stieg die Treppen im verdunkelten Flur hoch und trat durch die offene Wohnungstür, durch die ihr augenblicklich Wärme entgegenschlug. Die Frostfinger blieben draußen, doch die Gedanken über Freiheit, Glück, Leere und Liebe, die Rans Weg bestimmt hatten, blieben. Und so zog sie Conan, der an der Tür auf sie gewartet hatte, in eine liebevolle, geschwisterliche Umarmung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)