Von kunterbunten Schmetterlingen und Gefangenen von --Pusteblume-- (Ein Essay.) ================================================================================ Kapitel 1: Von kunterbunten Schmetterlingen und Gefangenen ---------------------------------------------------------- Die Welt ist bunt. Blau. Rot. Gelb. Grün. Die Intensität der Farben kennt keine Grenzen. Verschiedenste Gerüche schweben durch die Luft. Die lauten Geräusche der Stadt und die warmen Töne der Natur sind eins. Kinder. Manchmal kommt es mir vor, dass Kinder in einer anderen Welt leben. Eine Welt ohne Regeln, Vorschriften oder Gesetze. Kinder haben ihre eigenen Regeln. Sie lachen wenn es ihnen passt. Sie weinen, wenn sie traurig sind und sie sind laut. So laut, dass es Erwachsenen auf die Nerven geht. Aber es ist ihnen egal. Sie tun das, was ihnen gerade in den Sinn kommt. Sie kennen keine Gefahr. Keine Angst vor Unbekanntem. Ihre Neugier ist schier unstillbar. Am liebsten würden sie alles und jeden ausfragen. Über die Zusammenhänge dieser Welt. Sie spielen mit jedem Kind. Egal ob schwarz oder weiß, dick oder dünn. Ja, selbst ist es ihnen egal, ob ihre Spielkameraden eine andere Sprache sprechen. Denn sie sprechen alle die gleiche Sprache. Die Sprache der Freiheit. Die Sprache der Freundschaft. Die Sprache der Glückseligkeit. Frei sein. Frei von Zwängen, die wir jeden Tag erleben. Frei von Anforderungen, Auseinandersetzungen mit den Arbeitskollegen. Frei von Terminen. Was bedeutet das eigentlich? Freiheit ist in unserer Gesellschaft ein Wunschdenken. Wir bilden uns ein, frei zu sein. Frei von den Zwängen des Erwachsenseins. Jeder einzelne von uns ist Tag für Tag an etwas gebunden, was für ihn wichtig erscheint. Aber ist es das wirklich? Ist es wichtig, jeden Tag pünktlich zur Arbeit zu erscheinen, damit wir am Ende des Monats Geld haben um sich etwas leisten zu können? Läuft man durch die Stadt sieht man, wie die Menschen geschäftigt über die Straßen eilen. In der linken Hand einen Kaffee. Um den Tag zu überstehen. In der Rechten das Handy. Ununterbrochen macht es auf sich aufmerksam. Die Kleidung, meist in einem dunklen Ton gehalten, um auch ja seriös zu wirken. Unterlagen stapeln sich auf den Schreibtischen. Die noch bearbeitet werden müssen. Anrufe, 24 Stunden am Tag. Aber man geht dran. Weil es wichtig ist. Zwischendurch plaudert man mit Arbeitskollegen. Verurteilt insgeheim ihr Verhalten. Ihr Aussehen. Ihre Aussprache. Dann, noch ganz schnell und unbemerkt das Profil auf den sozialen Netzwerken checken. Neue Nachricht! Die Freundin der besten Freundin war auf der letzten Fete wieder ziemlich betrunken. Gut, das ich es nicht war! Aber zumindest gibt es beim nächsten Treffen wieder etwas, worüber man reden kann. So muss ich mich nicht wegen der eigenen Fehler unterschwellig belächeln lassen. Grau. Eine Farbe, die in unserer Welt immer mehr die Überhand gewinnt. Die gelb-rot karierten Schmetterlinge verfliegen sich in den dunklen Nebelschwaden der Trostlosigkeit. Die regenbogenfarbenen Köpfe der Kinder werden eingetaucht in einem Topf voller dunkler matter Farbe. Geht man raus aus der Stadt, sieht man ein Gebäude. Ein Gebäude umringt von einer massiven Steinmauer. Man kann nicht rein sehen. Nur die oberen Stockwerke sieht man von weitem. Die Fenster mit Stahlgittern geschützt. Ausbruch sicher. Leblos. Von außen wirkt der Gebäudekomplex einschüchternd. Kalt. Die Steinmauer abgesichert mit Kameras. Kameras an jeder noch so kleinen Ecke. Es gibt nur ein großes Tor, welches die Menschen dort hinein lässt. Jeder weiß, da kommt niemand mehr heraus. An dem Tor stehen Menschen. Menschen mit einheitlicher Körperhaltung. Ihre Kleidung ist, bis auf die Konfektionsgröße ebenso gleich, wie die ernsten Gesichtszüge der Menschen.Als würden sie in einem Spiegel schauen. Es gibt keine Freiheiten. Keine Individualität. Regeln, Gesetze, Vorschriften bestimmen den Tagesablauf. Dann fahre ich mit dem Auto aufs Land. Merke, wie ich dem Strom folge. Kein Auto kommt mir in meiner Fahrbahn entgegen. Eine rote Ampel. Ich werde langsamer. Halte genügend Abstand. So wie man es mir in der Fahrschule beibrachte. Ein Schild. 50 Km/h. Die roten Rücklichter meines Vordermanns leuchten auf. Ich werde wieder langsamer. Auf der anderen Fahrspur sehe ich zwei Autos. Unfall. Rote und blaue Lichter leuchten in einem gleichmäßigen Rhythmus auf. Lichter, die fremdgesteuert sind. Auf dem Land spielen Kinder auf der Straße. Die Kleidung bunt durcheinander gewürfelt. Die Haare zerzaust. Wenn nicht sogar ungekämmt. Wenn sie lachen sieht man, dass ihnen jeweils ein Zahn fehlt. Die piepsigen Stimmen kann man schon aus einiger Entfernung hören. Sie sind nicht laut. Aber es stört. Irgendwann wird es aufhören. Dann, wenn sie denken, sie würden nun die Freiheiten des Lebens genießen können. Ohne Regeln und Vorschriften ihrer Eltern. Sie werden die bunte Vielfalt der Kindheit nicht mehr genießen können. Die Trostlosigkeit wird sie in ihrem Abgrund verschlingen. So wie sie jeden Einzelnen von uns umringt hat. Die gelb-rot karierten Schmetterlinge werden sie dann nicht mehr erreichen. Ich lege mich auf der Wiese. Das Gras um mich herum spüre ich nicht mehr. Die Wärme der Sonne erreicht mich nur noch über einzelne Hautstellen, die nicht von der tristen Kleidung verdeckt sind. Die Wolken ziehen am Himmel vorüber. Wie die Gedanken in meinem Kopf. Frei. Ungebunden. Zwanglos. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)