Serious Secret von Nyotsu (Crown of Thornes) ================================================================================ Kapitel 2: Teatime ------------------ „Liam hatte dich gesehen wie du mit dem neuen Typen gesprochen hast.“, erzählte Katy und lächelte Ben an als sie sich an einen Tisch in der großräumigen weißen Kantine setzten. „Wer ist Liam?“, fragte Ben. „Liam ist ein neuer Schüler aus dem dritten Semester. Er will mir beim Lernen helfen. Er wohnt mit Dillon und Scott zusammen.“, erklärte Katy. Ben schluckte hart als Dillons Name fiel. Scott war ein kleiner schmächtiger Junge. Rote Haare und Sommersprossen. Er war der altbekannte Streber des Semesters. Scott hatte Katy letztes Semester geholfen, doch als er ihr einen Kaffee über ihr weißes Shirt gegossen hatte, war die Hilfe vorbei. Er konnte Ben und Katy nicht mehr in die Augen schauen. Er sprach nur noch das nötigste zu ihnen, doch war er oft in ihrer Nähe. „Okay.“, antwortete nur Ben knapp und hoffte das Thema wäre nun vorbei. Doch er sollte eines anderen belehrt werden. „Also was hast du nun mit Dillon zu schaffen?“, fragte Katy mit einem wissenden Lächeln. Wieder schluckte Ben bei seinem Namen hart. Was faszinierte ihn so sehr an Dillon? Er kannte ihn nicht mal und doch schien irgendwas an ihm magisch anziehend zu sein. Ben wusste auch worauf dieses Gespräch hinauslaufen würde. Katy würde ihre Chance ergreifen um ihren besten Freund wieder glücklich zu sehen. Wie oft hatte Katy ihm schon ein paar Jungs vorgestellt? Ben war seit langem nicht mehr glücklich und Katy spürte es. Er versank in andere Welten, in seine Tagträume und Bücher. Sie wollte ihn wieder glücklich sehen. „Er kam ins Restaurant die letzten zwei Tage, mehr nicht. Heute habe ich ihn Zufällig im Innenhof getroffen. Bitte Katy, ich habe keine Lust auf diese Art von Konversation.“, Ben flehte sie geradezu regelrecht an. Ben spürte den Blick des Mitleids als er in sein Brot biss. Katy änderte das Gespräch und erzählte Ben mehr vor Liam. Sie schwärmte von ihm und versuchte dabei auf ihre Wortwahl zu achten. Sie wollte genauso wenig sehen, dass Ben merkte wie sehr sie ihn vergötterte. Doch er sah es ihr an. Diese strahlende Augen, wenn sie seinen Namen sagte. Ihr Lächeln als sie von ihren Unterhaltungen erzählte und ihr Seufzten als sie sich erinnerte. Katy wollte Ben begleiten, doch als dieser das Wort Buchladen sagte hatte sie ihre Meinung geändert. Sie hätte viel lieber in einem Café gesessen oder wäre lieber shoppen gegangen, doch Ben wollte nicht. Als er vom Buchladen nach Hause ging, spürte er den innerlichen Stress. Er brauchte sichtlich Ruhe. Es waren nun zwei Jahre her, doch erinnerte er sich daran, als sei es gestern gewesen. „Ben mein Schatz, hast du eine Weile für mich Zeit?“, fing eine Frau an, die Ben mehr als ähnelte. Schulterlange blonde Haare und die blauen Augen schauten Ben ängstlich und verzweifelt an. „Was gibt es Mum?“, fragte Ben und setzte sich zu ihr auf die rote Couch. Ben nahm ihre Hand, doch sie entzog sich seiner. „Ich wollte es dir schon so lange erzählen, doch ich konnte nicht. Ich durfte nicht. Ich kann nicht mehr mit dem schlechten Gewissen leben…“, stammelte die Frau vor sich hin. Ben schwieg und schaute sie nur an. Er versuchte seine aufkommende Angst zu unterdrücken. „Bitte Hass mich nicht, aber ich bin nicht deine Mutter. Deine Mutter war meine Zwillingsschwester. Sie und dein Vater starben kurz nach deiner Geburt. Sie hatte immer gesagt, ich solle dich zu mir nehmen, falls etwas passiert und dich großziehen als seist du mein Eigenes. Niemals sollte ich daran zweifeln.“, sprach sie zittrig und brach in Tränen aus. Ben hatte schon einige Jahre das Gefühl gehabt, dass seine Mutter, nein, seine Tante etwas verheimlichte. Er nahm sie in den Arm. Er sagte ihr immer wieder, dass er sie nicht hassen würde. Er hielt sie für Stunden und blieb bei ihr bis sie schlief. In derselben Nacht verließ er sein zu Hause. Ben vertiefte sich in seine Gedanken und schlenderte den Weg zurück in seine Wohnung. Er hasste seine Tante nicht, doch seitdem konnte er sie nie wieder sehen. Ab und zu schrieb er ihr einen Brief, doch auf ihre Antwortete er nie. Auf die Fragen, ob er nach Hause kommen würde oder ob sie mal vorbei kommen durfte. Er wusste ganz genau wie er sie damit jedes Mal verletzte, doch er konnte es nicht über sein Herz bringen. Ben merkte nicht wie sein Handy vor sich hin summte. In seinen Gedanken trostlos vertieft lief er in jemanden hinein. „Entschuldigung.“, nuschelte er und ging einfach weiter. „Hey Ben.“, ertönte die Stimme von der Person. Ben blickte auf. Zwei strahlende blaue Augen erschienen. Dillon bemerkte den traurigen Blick und nahm Ben sofort in den Arm. Ben wollte ihn von sich stoßen, doch diese Geborgenheit, die er plötzlich spürte, ließ allen Widerstand verschwinden. Ben krallte sich in Dillons Shirt und schluchzte. Tränen verließen sein Gesicht jedoch nicht. Diese plötzliche Umarmung gab Ben, dass was er sich schon lange ersehnte. Wie lange war es her, dass ihn jemand umarmt hatte? Als sich Ben wieder beruhigt hatte lockerte Dillon die Umarmung. „Lust auf einen Tee?“, fragte dieser besorgt. Ben nickte nur. Ein großer Kloß hing in seinem Hals. Er blickte in die Tasse, als hätte sie keinen Boden. „Danke für den Tee.“, sagte Ben, als er wusste das er nicht mehr Schluchzen würde, doch seine Stimme zitterte wie Espenlaub. „Selbstverständlich. Darf ich fragen was los war?“, fragte Dillon vorsichtig. „Ich habe mich nur an etwas erinnert. Es ist zwar schon zwei Jahre her, doch…“, Ben brach ab. „Wenn du nicht drüber reden willst, ist das okay. Du musst dich nicht zwingen.“ Ben schüttelte seinen Kopf. Mit zittriger Stimme erzählte er Dillon von dem Erlebnis. Er wusste nicht wieso er es gerade ihm erzählte, doch Dillon gab ihm das Gefühl, als ob sie sich schon Jahre kannten. „Manchmal frage ich mich ob es falsch war zu gehen oder ob ich sie ausfragen sollte über meine Eltern.“, sagte Ben als er alles erzählt hatte. „Du hattest damals eine Entscheidung getroffen, zweifle nicht an ihr. Denk voraus und versuche, selbst wenn sie falsch war, deine Zukunft zu gestalten.“, das Mitgefühl von Dillon war zu spüren. Er legte seine Hand auf die Bens seine. Er strich mit seinen Daumen beruhigend über den Handrücken. „Ich frage mich ob ich glücklicher wäre, wenn ich geblieben wäre.“, Ben blickte zu Dillon, er konnte ihn während der Geschichte nicht einmal ins Gesicht sehen, aus Angst das die Tränen würden wieder empor steigen. Dillon sah die Einsamkeit sofort. „Du kannst die Vergangenheit nicht verändern. Wärst du bei ihr geblieben hättest du dich vielleicht gefragt ob du glücklicher wärst, wenn du gegangen wärst.“ Ben nickte nur. Eine wohltuende Stille legte sich über die Beiden. „Manchmal wünschte ich mir, ich könnte dieser Welt entfliehen.“, nuschelte Ben und sein Blick hing an der leeren Teetasse. „Wirklich?“, fragte Dillon und versuchte Bens Miene zu deuten. Dieser nickte wieder einmal. Dillon brachte Ben nach Hause. Sie hatten sich noch lange unterhalten. Er umarmte Ben zum Abschied und gab ihn einen Kuss auf die Wange. Ben war wieder glücklicher. Sein freier Tag und diese Unterhaltung mit Dillon brachte ihn wieder zurück auf den richtigen Weg, doch er merkte, dass er in diese Welt einfach nicht hineinpasste. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)