Serious Secret von Nyotsu (Crown of Thornes) ================================================================================ Kapitel 1: Der Fremde --------------------- Teil Eins: Der Anfang Das schrille Klingeln des Weckers stieß sich an diesem Morgen wie ein Nagel in seinen Kopf. Schleppend verließ Ben diesen warmen Himmel von Bett. Der gestrige Arbeitstag war lang gewesen. Dillon saß abermals an der Bar. Er war stumm geblieben. Nur eins hatte Dillon getan – Ben beobachtet. Sein intensiver Blick war für Ben nicht nur einschüchternd, nein, er brannte sich bis spät in die Nacht in seinen Kopf. Nur mit Mühe hatte er den Schlaf gefunden. Die zwei Worte, die er an diesem Abend von Dillon hörte, schallten in seinen Ohren wieder. „Noch einen.“ Nichts anderes verließ Dillons Lippen an diesen Abend. Die Unterhaltung vom Vortag war wie weggeblasen, doch fremd war es nicht. Dieser Blick machte ihm klar, dass Dillon genauso daran dachte. Dillon trank und trank, doch betrunken wurde er nicht. Mit jedem Glas brannte sein Blick intensiver auf Ben. Er hatte den Augenkontakt gesucht und Ben hatte das Gefühl er blickte in seine Seele. Selbst als Ben sich mit einen weiteren Kunden unterhielt, der über seine verblühte Liebe sprach, spürte er Dillons Blicke in seinen Nacken. Ben versuchte immer wieder Dillon anzuschauen. Er versuchte dessen Blick zu deuten, doch dort konnte man nichts deuten. Keine Mimik, keine Emotion konnte er weder aus seinem Gesicht noch aus seinen Augen lesen. Dillon war ein anderer Mann gewesen. Distanziert, mysteriös, unnahbar und einschüchternd, nicht wie am Vortag aufdringlich und arrogant. Er war fasziniert von Dillon. Ben schauderte als er an den Abend zurückdachte. „Ben!“, hörte er eine weibliche sympathische Stimme. Katy saß auf den Eingangsstufen zur Universität und hielt zwei Becher Kaffee. Ein Lächeln konnte Ben nicht unterdrücken. Diese Frau kannte ihn einfach zu gut. Wie oft brachte sie ihm einen Becher mit, wenn er morgens nicht auf ihre Nachrichten antwortete. Es war für sie ein Zeichen, dass der Vorband zu anstrengend und gar zu lange war. Ben hatte Katy nichts von der Begegnung mit Dillon erzählt. Sie war zwar seine beste Freundin, doch ein Gefühl tief in hielt ihn davon ab. Nach den gestrigen Abend konnte er Dillon noch weniger einschätzen. Ben verwarf die Gedanken wieder. War Dillon doch nur ein Fremder. Er wollte nur an Zufälle denken. „Danke.“, sagte er und lächelte sie an, als sie ihm den Becher entgegenhielt. „Gern geschehen.“, antwortete sie. Katy begann über den Klatsch und Tratsch der Uni zu sprechen und Ben lief schweigend neben ihr her. Ben hörte ihr nicht zu, seine Gedanken kreisten um diesen Fremden. Diese klaren strahlenden blauen Augen die ihn immer wieder gemustert hatten und seinen Blick suchten. „Ich muss hier lang.“, sprach er, als sie am Eingang zum Innenhof ankamen. Ben setzte sich auf die Bank vor den Ostflügel. Seine Gedanken fuhren Achterbahn. Er wusste nicht worüber er als erstes Nachdenken sollte. Seine innere Stimme riet ihm, dass er sich Katy anvertrauen sollte, doch sein Kopf sagte nein. Katy würde daraus nur falsche Schlüsse ziehen. Vielleicht würde sie ihn sogar mit Dillon verkuppeln wollen. Nein, das brauchte Ben auf keinen Fall. Dieser Fremde interessierte ihn, doch etwas sagte ihm, dass dies fatal enden würde. Die Studenten liefen hektisch an Ben vorbei. Alle wollten noch pünktlich ihre Vorlesungen erreichen. Die Bank sank etwas durch ein weiteres Gewicht. Bens Blick schweifte nach rechts. Als er in diese klaren blauen Augen blickte musste er hart Schlucken. Die Intensität war wieder da, doch Ben rümpfte die Nase. Er wollte in nicht jetzt sehen. Seine Gedanken waren doch schon genug bei Dillon, da musste dieser nicht auch noch anwesend sein. „Hab ich dir war getan?“, fragte dieser und Ben blickte zum Boden. Den Blick konnte er nicht mehr standhalten. Er fühlte sich augenblicklich wieder eingeschüchtert. „Nein.“, antwortete Ben nuschelnd. Er hoffte innerlich das Dillon gehen würde, doch dieser lehnte sich gemütlich zurück und beobachtete die Menschen, die an ihnen vorbeiliefen. „Warum hast du mir nicht geschrieben?“, entkam es Dillon und Ben blickte erneut in diese faszinierten Augen. Noch nie hatte er solche strahlende Augen gesehen. Bens Kopf war wie leer gefegt. „I…ich wusste nicht was ich dir schreiben sollte.“, stotterte dieser und wunderte sich sofort über seine Stimme. Seit Jahren hatte er nicht mehr gestottert. Ben schob es auf Dillons intensiven Erscheinungsbild. „Gib mir deine Nummer, dann schreibe ich dir.“, raunte Dillon und Ben überkam ein Schauer. Dillons tiefe Stimme war so klar wie ein Vogelzwitschern am Morgen. „Wieso sollte ich einen Fremden meine Nummer geben?“, fragte Ben nach ohne groß nachzudenken. Hastig blickte Ben wieder zu Boden. Was war heute nur mit ihm los? Ein weiteres Mal schob er es auf seinen Sitznachbarn. „Um den Fremden besser kennenzulernen.“, antwortete Dillon und als Ben dieses Lächeln sah, spürte er wie etwas Blut in sein Gesicht floss. Grübchen bildeten sich bei dem Dillons Lächeln und Ben hätte dahin schmelzen können. Grübchen fand dieser schon immer anziehend. „Na gut.“, sprach Ben zögernd. Er hielt Dillon die Hand hin. Dieser Blickte ihn nun perplex an. „Dein Handy, damit ich meine Nummer einspeichern kann.“, sagte Ben etwas gefasster. Er erhob sich von der Bank und auf der Stelle fühlte er sich besser – freier. Dillon nickte und reichte Ben sein Handy. Als Dillon wieder sein Handy in der Hand hielt, bemerkte er nicht wie Ben flüchtete. „Danke.“, sagte Dillon und blickte auf, doch von Ben war keine Spur mehr zu sehen. Sein Blick ging wieder auf das Display und ein Lächeln huschte abermals auf seine Lippen. Ben sank in den Stuhl in der hintersten Reihe. Er atmete ein paar Mal tief ein und aus. Dillons Duft roch er immer noch um sich. Dieser markante und orientalische Duft der Bens Sinne benebelte. Er bettete seinen Kopf in die Hände und versuchte wieder klar zu denken. Es war aussichtlos und lies den jungen Mann verzweifeln. Wie sollte er sich so auf die Vorlesung konzentrieren? Kein einziges Wort bekam Ben an diesem Tag von der Vorlesung mit. Dauerhaft sah er diese blauen Augen und dieses Lächeln vor seinem inneren Auge. Wenn er es nicht besser wüsste, hätte er gedacht er wäre verliebt von Kopf bis Fuß. Doch das war nur einer der weniger dummen Gedanken in diesen Stunden. Er merkte nicht wie Dillon ihn vom anderen Ende des Raumes beobachtete. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)