Valentine4 von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Einen Tag später... Am nächsten Morgen wäre es für ihn fast so gewesen, wie jeden anderen Morgen auch. Läge nicht Tifa neben ihm. Und egal, was er dachte, er kam mit dieser Situation nicht zurecht. Sie hatte sein Geheimnis gesehen, und dies musste er noch verkraften. Noch vor ein paar Tagen war er sich noch nicht einmal sicher gewesen, dass seine Lebenskraft überhaupt etwas besonderes wahr. Doch als er ihre Augen gesehen hatte, hatte er den Ausdruck gesehen, die er in jeden Augen las, die ihn ansahen: Angst. Wie sollte er diesen Blick jeh vergessen können? So viel Leid hatte er schon gesehen, und nun auch noch das. Aber es half nichts, sich darüber Gedanken zu machen. Er war sich sicher, dass sie so schnell sie könne, wieder weg von ihm wollte. Nie blieb jemand lange bei ihm. Alle hatten sie Angst. Angst vor seinen Augen, angst vor seiner Kralle, angst vor seinen Worten, seinen Berührungen, seinen Blicken. Er kannte es, wenn Menschen nahezu in Panik gerieten, wenn sie ihn sahen. All die Schmerzen, die er gespürt hatte, hatten sich in ihm niedergebrand. Jeden Stich, jeden Kummer, jeden Hass, sah man ihm an. Manchmal wünschte er, er könnte seine Augen für immer schließen, sodass sie nie mehr jemand sehen musste. Sein endgültiger Tod, wie er ihn nannte, stand für ihn nicht weit weg. Tod bedeutete für ihn, wenn er selbst den Schmerz in ihm nicht mehr spüren konnte. Gott, wie hatte er diese Frau doch geliebt. Und so tief, wie seine Liebe zu ihr, saß auch sein Schmerz. Er wurde von Tifa aus seinen Gedanken gerissen. "Gut geschlafen?" fragte sie. Vincent war sich sicher, dass es eine dieser Fragen war, von der man dachte, sie gehöre zum Anstand. "Schlecht, wie jede, Tifa." Er stand ohne ein weiteres Wort auf und ging in die Küche. Heute war Sonntag, und diesesmal dachte er mit unbehagen an die Zeit, die er mit Tifa allein war. Diese war ebenfalls aufgestanden, und stellte sich in den Türrahmen. "Schau mich an...." flüsterte sie, und er drehte sich zu ihr um. "Warum kann ich mich in deinen Augen nicht spiegeln?" Sie ging langsam auf ihn zu, und sah in diese. "Ich sehe nichts. Nichts in ihnen." Er blinzelte kurz. "Sieh genau hin." Sagte er leise, und sie sah ihm weiterhin in die Augen. "Dieses rot..." Ihr fehlten die Worte. So etwas hatte sie nie vorher gesehen. "Fühlst du denn nichts als Trauer, Vincent?" Er schüttelte stumm den Kopf. Du tust mir so leid, Vincent... Kann ich dir gar nicht helfen? Mit nichts? Ich will doch keine Angst haben, warum bedrängen mich seine Augen dann so? Sie machen mich wahnsinnig, wenn ich sie länger betrachte. Sie sind Spott. Ein Zeichen des Spottes von Hojo. In diesem Körper muss doch Leben stecken! Warum sehe ich nichts davon in seinen Zügen? Hojo ist schon so lange tot, und er tut ihm immernoch so schrecklich weh. Es ist ungerecht! Es ist so verdammt ungerecht! Sieht er es auch so? Will er vielleicht anders sein? Will er reden, lachen, Freunde haben? Oder büßt er immernoch? Gott...ist dies wirklich seine Stafe? Lässt du ihn deswegen so leiden? Niemand hat das verdient! "Ich möchte dir zeigen, wie schön das Leben sein kann. Wie soll ich das tun? Was ist für dich schön im Leben? Was ist es für mich? Ist es überhaupt etwas, was man beschreiben kann?" fragte sie leise, an sich selbst gestellt. "Tif...ich..." Vincent sah zu Boden. "Ich habe einen Grund zum Leben." Noch. "Du hast es doch gesehen. Es ist das, woraus ich meine Energie schöpfe um zu Leben. Das Leben ist zweckmäßig. Ich bin zwar nicht überzeugt davon, dass es später noch etwas gibt, aber...es ist für mich rein Zweckmäßig. Wir sind hier, um den Kreislauf des Lebens zu sichern, und nicht, um unseren Spaß daran zu haben. Keine Plichten machen Spaß. Würde das so sein, wären es Freuden." Die Aussage von ihm verwirrte sie, und ihr fehlten die Worte. "Was spricht dagegen, aus dem Leben....der Pflicht...das beste zu schöpfen?" wendete sie ein, in der verzweifelten Hoffnung, ihm irgendwie Mut zu geben. Doch sie wusste, dass das ziemlich schwierig werden würde. Ein Mensch, der das Leben erst einmal angezweifelt hatte, ist schwer wieder vom Gegenteil zu überzeugen. Wer weiß, vielleicht war sie deswegen an ihn geraten. Als kleiner Hilfeengel sozusagen. Das würde sich noch herausstellen. Zuerst einmal musste sie ihm etwas geben, worauf er sich stützen konnte. Ein Fundament. "Sag jetzt nichts, Vincent. Ich kenne deine Geschichte, auch wenn ich sie mir in den schrecklichsten Albträumen nicht schlimm genug vorstellen kann, so verstehe ich dich doch. Das hoffe ich zumindest. Ausserdem will ich noch bei dir bleiben. Ich will endlich mehr von dir wissen!" Ihre Hand griff nach seiner, wärend sie dies sagte, doch er zog seine erschrocken zurück. "Du weißt schon viel zu viel!" Er wich von ihr zurück und hastete dann ins Bad. Selbst seine Hände sind kalt. Was hindert ihn daran, sich mir anzuvertrauen? Mit Schritten, die sie unendliche Überwindung kosteten, ging sie ihm nach und öffnete die Tür erst einen Spalt, um hineinzusehen. Vincent saß, den Kopf in die Hände gestützt, auf dem Badewannenrand und starrte Gedankenverloren auf die Wand. Er zählte mit seinen Augen immerwieder die Kacheln, und er nahm Tifa erst wahr, als er ihren Arm spürte, der sich auf seine Schulter legte. "Warum fliehst du immer vor einer Antwort?" fragte sie ihn leise und folge seinem Blick, auch wenn sie seine Interesse an die Kacheln nicht teilen konnte. Der angesprochene seufzte leise und legte nach kurzem Zögern den Kopf auf ihre Schulter. "Vielleicht habe ich das sprechen verlernt, über die Einsamkeit. Ich denke einen Gedanken so lange, bis er mir leid wird, und ich ihn letztendlich nicht ausspreche, weil er mich aufregt." Tifa nickt leicht und verständnisvoll. Sie strich zaghaft über seinen Kopf und durch seine Haare. Kann man es verlernen, das Sprechen? Das miteinander denken? "Und wie soll es weitergehen?" fragte sie ihn dann, gespannt auf seine Antwort, sollte sie eine bekommen. "Ich warte darauf, dass ich sie wiedersehe. Ich vermisse sie so..." Tifa spürte, wie er leicht zitterte und versuchte, die Tränen zurückzuhalten. "Weine ruhig. Auch wenn ich nicht die Frau bin, bei der du dich gerne aussprechen würdest." "Aussprechen...sie verstand mich, weißt du? Sie kannte jedes meiner Worte im Voraus. Ich dachte...wir wären füreinander bestimmt. Ich wollte mit ihr glücklich sein." Mit diesen Worten drückte er sich an sie, und brachte vor Tränen kein Wort mehr heraus. Gibt es nichts, was ich tun kann, das er sie vergisst? Sie hielt ihn fest, als wolle sie damit sein zittern stoppen, und seinen Körper und seine Seele beruhigen. "Vincent?" Er hob seinen Kopf und sah sie an, als er seinen Namen hörte. "Was war das, was ich in dieser Nacht gesehen habe?" Er blinzelte kurz, bevor er leise und mit dünner Stimme zu reden begann. "Es nützt eh nichts mehr, du kannst es wissen. Es gibt nicht mehr viel, an das ich mich halten kann in diesem Leben. Es ist dieses Gefühl der Kraft, das mich alles vergessen lässt. Ich hoffe, sie wiederzusehen, wenn ich nur stark genug bin. Doch dann wiederrum habe ich Angst, dass es nach diesem Leben wirklich nichts mehr gibt, und das ich sie nie wieder sehen werde. Davor habe ich so Angst...ich kann sie nicht beschützen, dort wo sie jetzt ist, wenn sie überhaupt irgendwo ist. So viele Theorien, und so wenig Zeit. Sie könnte wiedergeboren sein, sich in Luft aufgelöst haben, auf mich herabsehen, auf mich warten, mich suchen. Und jede dieser Möglichkeiten ist schlimm für mich. Egal was und wo sie ist...ich werde nie wieder bei ihr sein." Eine bedrückende Stille breitete sich nach seinen Worten aus, und Tifa wusste, dass er Recht hatte. "Und wenn...es noch jemanden wie sie gibt?" Sie hätte sich ohrfeigen können, als sie diese Worte an ihn gerichtet hatte. Wie konnte sie nur soetwas sagen? Jetzt, in diesem Moment? Doch Vincent reagierte ruhig darauf. "Vielleicht gibt es so einen Menschen sogar. Aber wie soll ich ihn finden, wenn ich zu Müde bin, zu suchen?" "Vielleicht findet sie dich." flüsterte sie ihm ins Ohr und verließ dann das Bad. Das geht schneller, als du denkst. Dachte sie insgeheim. Vincent verwirrten ihre letzten Worte, und er ertappte sich zum wiederholten mal, dass er wieder zu viel nachdachte. Wenn sie nun Recht hat... Doch wie kann ich nur mit dem Gedanken spielen, sie vergessen zu wollen?! Er hob den Kopf leicht und sah an die Decke. "Lukretia?" Doch er hörte nichts. Was hätte er auch hören sollen? Nein...er wartete nicht wirklich auf eine Antwort. "Ob es sojemand gibt?" fragte er leise, nachdem er den Kopf wieder gesenkt hatte, und erneut begann die Kacheln zu zählen. Vincent verharrte mehr als eine viertel Stunde in dieser Haltung, immerfort auf die Wand starrend. Tifa beendete seine Gedanken indem sie ihm eine Tasse Tee reichte. "Vincent, Vincent..." leicht tadelnd schüttelte sie den Kopf und strich durch seine Haare, worauf er den Kopf wegzog und sie ihre hand zurücknahm. Enttäuscht drehte sie sich um und schlich in die Küche zurück. Klasse. Entweder ich gehe zu Cloud zurück und er schlägt mich, oder ich bleibe hier bei diesem Trottel. Ist er denn blind? Verdammt er kann doch nicht so bleiben! Sie seuftze auf und sah den Regentropfen zu, die prasselnt an das winzige Küchenfenster schlugen, und eine für sie einschläfernde Melodie erzeugten, und schon nach kurzer Zeit fielen ihr die Augen zu. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)