My lovely Valentine von Tamanna (Geschichtensammlung zum Valentinstag) ================================================================================ Kapitel 5: Backen für Anfänger ------------------------------ Backen für Anfänger Kiritsugu Emiya hatte gerade wieder einen Auftrag abgeschlossen und kehrte nun in das Schloss abseits von Fuyuki City zurück. Hoffentlich hatte Saber gut auf seine Frau aufgepasst. Eigentlich war es ihm ein Dorn im Auge, das die beiden Frauen sich so gut verstanden. Das lag daran, dass Saber und Kiritsugu nicht miteinander klarkamen – ihre Ideale und Vorgehensweisen unterschieden sich wie Tag und Nacht. Vor dem Schloss stoppte der Wagen und der Magierkiller stieg aus. Er betrat die Eingangshalle und staunte, dass weder Saber noch Irisviel zu sehen waren. Normalerweise empfingen sie ihn, wenn er ins Schloss zurückkehrte, da Irisviel seine Ankunft stets im Vorfeld spürte. Da war doch nichts passiert? Kiritsugu wollte gerade nach den Frauen suchen, als sein Blick auf ein Blatt Papier fiel, dass auf der Kommode lag. Neugierig hob er es hoch und sah es sich an. Es war ein Flyer, der damit warb, dass ein Laden in der Stadt anlässlich des Valentinstages seine Preise auf alle Verpackungsmaterialien gesenkt hatte. Der Schwarzhaarige wunderte sich, warum der Flyer hier herumlag und nicht sofort im Müll verschwunden war. Er wollte ihn gerade zusammenknüllen, als eine Stimme ihn aufhielt. „Warte! Wirf das noch nicht weg!“ Maiya, Kiritsugu’s Assistentin, eilte die Treppen herunter und nahm ihm den Flyer ab. „Den brauche ich noch. Deine Frau hat mich angewiesen, dort einzukaufen.“ „Wo ist sie denn?“, fragte Kiritsugu, verwundert, dass Irisviel Maiya für solche Botengänge benutzte. „Die gnädige Frau ist mit Saber in der Küche. Saber wollte für einen Mann Schokolade machen und die gnädige Frau wollte ihr dabei helfen.“ Mit dieser Erklärung ließ Maiya ihn allein. Kiritsugu erstarrte. Seine Zigarette fiel ihm aus dem Mundwinkel und landete auf dem blitzsauberen Boden. Saber und Irisviel waren in der Küche und kochten? Das war ja entsetztlich! Dem schockierten Kiritsugu flimmerten Bilder durch den Kopf – Erinnerungen daran, was das letzte Mal geschah, als die beiden gekocht hatten… Rückblick Es war nur wenige Monate her. Damals hatte sich Kiritsugu eine schwere Grippe eingefangen, lag mit hohem Fieber und Schüttelfrost im Bett. Irisiviel war sehr besorgt um ihren Mann. „Du hast wirklich hohes Fieber. Du musst unbedingt im Bett liegen bleiben!“ „Ist es was Ernstes?“, erkundigte sich Saber leicht besorgt. Irisviel lächelte. „Nein, nein. Er brauche nur viel Ruhe, dann wird das schon. Oh, und er muss essen! Ich werde mal in die Küche gehen und dir einen Reisbrei kochen!“ „Ich helfe dir“, meinte Saber. „Äh… hast du denn schon mal Reisbrei gekocht?“, krächzte Kiritsugu. Seine Frau hatte nicht viel Erfahrung in der Küche. Irisviel, die gerade zur Tür hinaus wollte, hielt inne und warf ihm einen überraschten Blick zu. „Nein, aber das kann ja nicht so schwer sein!“ Schon waren die beiden Frauen verschwunden. Kiritsugu hustete stark, war aber nicht deswegen besorgt. Ich weiß nicht… aber irgendwie habe ich ein komisches Gefühl dabei… wenn die beiden Reisbrei für mich kochen… Naja, Reisbrei ist keine hohe Kochkunst, da kann man eigentlich nicht viel falsch machen. Aber ich schau mal besser nach. Also stand Kiritsugu vorsichtig auf und schlich hinunter in die Küche. Die Tür war zu und der Schwarzhaarige wollte nicht auf sich aufmerksam machen. Stattdessen drückte er sein Ohr an die Tür und lauschte. „Also, erst einmal brauchen wir Reis!“, hörte er Irisviel sagen. „Der Reisbrei soll so gut werden, dass er gleich beim ersten Happen wieder gesund wird!“ „Hm… meinst du, Gemüsebrühe hilft dabei?“ „Bestimmt, gute Idee! Wie viel Salz nimmt man eigentlich?“ „Keine Ahnung… die halbe Packung?“ „Alles klar. Ups! Jetzt hab ich alles reingetan!“ „Wie wäre es mit einem Energydrink? Dann wird er wieder fit!“ „Gute Idee! Was könnte noch helfen? Vielleicht Zwiebelsaft? Lebertran wäre auch gut. Und Hustensaft nicht vergessen!“ „Vitamintabletten könnten wir doch auch reintun, oder?“ „Stimmt, die sind gesund!“ „Oh, und wie wäre es mit Schweineschmalz, Irisviel? Bei uns damals wurde viel damit gekocht und es hat uns nie geschadet.“ „Dann immer rein damit!“ Langsam ging Kiritsugu rückwärts. Das war ja fürchterlich! Offenbar wollten sie ihn vergiften! Auf gar keinen Fall dürfte er diese Pampe aus der Hölle essen, sonst würde er ganz sicher sterben! Er musste hier weg, so schnell wie möglich! Zielsicher steuerte Kiritsugu das nächste Fenster an, öffnete es und wollte gerade hindurchklettern, als die Küchentür aufging. „Kiritsugu! Wohin willst du denn?! Du bist doch schwer krank!!“ Der Magierkiller erstarrte. Jetzt konnte ihm nur noch ein Wunder helfen… Rückblick Ende An mehr konnte sich Kiritsugu im Nachhinein nicht erinnern. Ihm wurde nur später von Maiya erzählt, dass Irisviel und Saber ihn dazu gezwungen hatten, den Reisbrei zu essen und er daraufhin in Ohnmacht fiel. Er war stundenlang nicht mehr aufgewacht. Für wen auch immer diese Schokolade sein sollte, er musste etwas unternehmen! Er konnte einfach nicht zulassen, dass ein anderer Mann so litt, wie er. Sofort eilte der Schwarzhaarige in die Küche – Saber schien gerade anzufangen. Saber nahm sich gerade eine Küchenwaage und eine Tüte Mehl. Sie wollte wohl Letzteres abwiegen. Zu Kiritsugu’s Entsetzen kippte Saber den gesamten Inhalt auf die Waage. „Das müssten ungefähr 90 Gramm sein“, murmelte die Blondine unschuldig lächelnd. Kiritsugu schlug sich die Hand gegen die Stirn. Er hatte es gewusst! Sie konnte es kein Stück! Und wo war eigentlich Irisviel? „So… als nächstes die Eier vorsichtig unterheben…“, murmelte Saber und nahm den Schneebesen in die eine Hand und die Schüssel mit den Eiern in die andere. Mit den Augen ins Kochbuch begann Saber zu rühren – das tat sie jedoch so stark, dass der gesamte Inhalt im hohen Bogen in die Luft flog. Panisch schnappte sich Kiritsugu eine andere Schüssel und konnte die Masse gerade noch auffangen. „Pass doch auf! Du hast zu stark gerührt!!“, herrschte er die junge Frau dann an. Saber errötete und schimpfte zurück: „Was mischt du dich da ein?! Halt dich gefälligst raus!!“ Kiritsugu seufzte, stellte die Schüssel auf dem Tisch ab und rannte fast in seine Frau rein. „Da bist du ja!“, sagte sie freudestrahlend und umarmte ihn. Peinlich berührt löste er sich rasch von seiner Frau. „Oh… du hast da Ei an der Wange“, bemerkte Irisviel und wischte ihm sanft den Fleck weg. „Ich backe dir gerade einen leckeren Kuchen! Freu dich schon mal drauf!“ Gerade noch hingerissen von der zarten Berührung, zuckte Kiritsugu geschockt zusammen. „Wie bitte, was?!!“ Ein lauter Schrei ließ den Schwarzhaarigen herumfahren. Eine riesige Stichflamme schoss aus einer Pfanne hoch und Saber stand geschockt davor. Schnell schnappte sich Kiritsugu einen Eimer Wasser und kippte ihn auf die Pfanne. Dann öffnete er rasch das Fenster, damit der Rauch abziehen konnte. „Willst du hier alles abfackeln?!“, brüllte er. „Da- da war eine Stichflamme“, wimmerte Saber immer noch geschockt. „Uwah! Meine Schürze brennt!“ Kiritsugu ließ seinen Kopf auf das Fensterbrett sinken. Diese Hohlbratze… Als sie dann noch die Sahne quer über den Tisch verteilte, reichte es Kiritsugu. Er nahm ihr Schüssel und Rührstab weg und schlug die Sahne selbst steif. „Hey, was machst du da? Ich kann das allein…“, beschwerte sich Saber sofort. „Halt den Mund!!“, herrschte Kiritsugu sie an. „Du kannst das hier nicht! Ich helfe dir jetzt, damit der Kuchen kein völliges Desaster wird!“ Kurzerhand übernahm Kiritsugu die Führung. Seine Ziehmutter hatte ihm ein wenig kochen beigebracht, doch meistens war er zu faul, um davon Gebrauch zu machen. Aber jetzt war es einfach notwendig. Wie ein Feldwebel scheuchte der Schwarzhaarige seinen Servant durch die Küche und bellte eine Anweisung nach der anderen. „Du wiegst jetzt 40 Gramm Zucker ab, klar?!! …Deswegen habe ich gesagt, dass du einen Messbecher nehmen sollst!! …Nein!! Das Vanillearoma kommt erst später rein!! …Ich habe doch gesagt, du sollst die Form einfetten!“ „Schrei mich nicht immer so an!!“, maulte Saber völlig entnervt. Derweil backte Irisviel in aller Seelenruhe ihren Kuchen weiter und amüsierte sich über die beiden. Später am Tag erfuhr Kiritsugu, für wen Saber ihren Kuchen gebacken hatte. Zu seinem Ärger handelte es sich dabei um Archer – ausgerechnet ein feindlicher Servant! Auf der Hinfahrt zum Anwesen von Tokiomi Tohsaka schwieg Saber beharrlich und umklammerte ihren Kuchen, den sie in einer Kuchendose verpackt hatte. Es war ihr peinlich, dass sie letztendlich doch Archer’s Charme erlegen war. Ihre Verlegenheit legte sich erst recht nicht, als sie beim Anwesen ankamen und der blonde König erfuhr, was seine Gegner so plötzlich herführte. Mit breitem Grinsen beugte er sich zu Saber hinunter. „So, so. Bist du also doch zur Vernunft gekommen? Besser spät als nie. Also, dann zeig mal, was du Schönes für mich hast.“ Saber zauderte, dann hob sie den Deckel ab und präsentierte mit einem leicht verlegenen Lächeln ihren Kuchen: „Hier ist er! Mein Spezialkuchen!“ Prompt wich das Lächeln aus dem Gesicht des Königs, als er das Werk der Frau, die er zu seiner Ehefrau bestimmt hatte, sah. Der Kuchen war völlig verkohlt! Archer schluckte schwer. „Uhm… ist das ein Schokokuchen?“, fragte er vorsichtig nach. Auch Kiritsugu schüttelte den Kopf. Sie hat echt null Kochtalent! Nicht einmal mit meiner Hilfe war die Katastrophe noch abzuwenden. Wie hat sie es nur hingekriegt, dass der Kuchen so verbrannt ist? Immer noch lächelnd betrachtete Saber ihr Werk – und plötzlich fing sie an, zu weinen! Die Männer zuckten zusammen. Was nun? Kiritsugu packte Archer schnell an den Schultern und raunte ihm zu: „Steh nicht nur so rum! Jetzt iss den Kuchen schon! Er ist schließlich von der Frau, die du heiraten willst!“ Archer schluckte schwer. Er wollte dieses verbrannte Ding nicht essen – aber dass Saber weinte, schmerzte ihn irgendwie. Offenbar waren da wirklich Gefühle im Spiel. Dabei hatte er am Anfang noch gedacht, dass er Saber einfach nur haben wollte, weil sie so etwas Besonderes war. Und alle seltenen Schätze gehörten ihm. Doch jetzt schien es so, als hätte sie tatsächlich sein Herz erobert. Mit ganz verquollenen Augen sah Saber ihn an. „Willst du ihn denn nicht mal probieren?“, wimmerte sie leise. Ach, verdammt! Entschieden schnappte sich Archer die Gabel, häufte sich etwas vom Kuchen auf und aß ihn. Stille. Archer wirkte so schockiert, dass Kiritsugu schon das Schlimmste fürchtete. Doch dann… „Lecker…“, sagte der König fassungslos. „Hä?! Das kann nicht sein!“ Sofort brach Kiritsugu ein Stück vom Kuchen ab und probierte. Ihm klappte die Kinnlade runter. „Der schmeckt ja wirklich! Dabei ist er doch so verkohlt!“ Archer war hocherfreut. „Das hast du super gemacht, Saber!“, lobte er kauend und aß genüsslich weiter. Saber strahlte übers ganze Gesicht. Archer sagte immer, dass das Essen gewöhnlicher Menschen seinem Gaumen nicht genügte und lehnte stets alles ab, was man ihm anbot. Dass er jetzt ihren Kuchen aß, war quasi wie ein Ritterschlag. Kiritsugu schmunzelte ob dieses Anblicks. Irgendwie erinnerten die beiden ihn an Irisviel und ihn selbst. „Das war wirklich ein gelungener Einstand von Saber“, meinte nun Irisviel, dann hielt sie ihrem Mann eine Schachtel unter die Nase. „Und jetzt probier du deinen Kuchen!“ Eben noch erfreut, wich das Schmunzeln nun wieder einem entsetztem Gesichtsausdruck. Das hatte er ja völlig vergessen! Ein Blick in die Schachtel überraschte ihn zunächst. Der Erdbeerkuchen sah tatsächlich lecker aus! Doch eine innere Stimme warnte ihn. Saber’s Kuchen sah scheußlich aus, war aber köstlich. Vielleicht war es bei Irisviel genau andersherum? „Irisviel? Wollen wir uns nicht ins Wohnzimmer setzen?“, fragte Saber immer noch lächelnd. „Der Kuchen wird langsam schwer.“ „Äh… ja, sicher“, antwortete Irisviel, dann wandte sie sich wieder an ihren Mann – der jedoch nicht mehr da war. Verwirrt sah sich Irisviel nach ihm um, doch ihr Mann war verschwunden. Kiritsugu hatte die kurze Ablenkung genutzt und sich hinter die Ecke geflüchtet. Erleichtert atmete er aus. „Findest du es nicht etwas erbärmlich, dich vor deiner Frau zu verstecken?“, sagte plötzlich jemand. Kiritsugu blickte auf und sah sich Kirei Kotomine gegenüber. Prompt verfinsterte sich sein Blick. „Du kannst ja ihren Kuchen probieren…“, meinte er, stieß sich lässig von der Wand ab und ging an ihm vorbei. „…wenn du dich traust.“ Kirei war überrascht. Nicht wegen dem, was er gesagt hatte, sondern weil er ihm im Vorbeigehen etwas in die Hand gedrückt hatte. Dies entpuppte sich als einzelne Praline, hübsch eingewickelt. Verwundert sah er dem Älteren nach, dann lächelte er. Also wirklich. Und das von einem verheirateten Mann… ~ Owari ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)