Glüxkäfer von -Eisregen- (Gajeevy FF [AU]) ================================================================================ Kapitel 3: Erster Akt II ------------------------ ________('v')________ Mit quietschenden Reifen hält ein roter Ford Mustang vor den beiden Frauen. „Wo ist er?“, knurrt Natsu als er aus dem Auto springt und wie ein tollwütiger Bär Richtung Park stampft. Die Ader an seiner Schläfe pocht bedrohlich und seine Muskeln sind gespannt. Beide Hände zu Fäusten geballt, rast er brüllend wie ein Tier in die Dunkelheit. „Du bist zu spät, er ist vor fünf Minuten gegangen“, antwortet Lucy knapp und streicht Levy über die blasse Wange. „Tut mir leid, eine Baustelle vor der Hausauffahrt hat mich behindert“, empört sich Natsu immer noch laut brüllend, wendet sich dann jedoch um und tritt auf die Mädchen zu. „Wie geht es ihr?“ Sanfter und leiser widmet er sich Lucy und legt Levy seinen Mantel um die Schultern. „Sie ist völlig weggetreten Natsu. Sie hat nicht ein Wort gesagt. Ich mache mir wirklich große Sorgen.“ Feuchtigkeit glänzt in Lucys Augen als sie Levy noch fester an sich zieht. Natsu würde am liebsten die Luft und alle Innereien aus Jason herausprügeln, doch er sieht ein, dass es erst einmal wichtiger ist, Levy Halt zu geben und sie von der Straße zu holen. „Dann lass uns fahren.“, nickt er Lucy zu und öffnet die Tür zum Rücksitz. Die Taschen, die er vom Boden aufsammelt, schmeißt er achtlos auf den Beifahrersitz. „Setz dich bitte mit nach hinten“, flüstert er der Blondine ins Ohr, als er die zweite Hintertüre aufmacht und ihr beim Einsteigen hilft. Während Natsu den Motor startet und wie ein wildes Tier aufheulen lässt, beruhigt er sich langsam wieder. Sein Puls passt sich an und die Atmung normalisiert sich. Bevor er Gas gibt, checkt er im Rückspiegel noch einmal, ob es den Frauen hinten einigermaßen gut geht, dann presst ein leichter Anfahrtsdruck die drei in die weichen Ledersitze. „Was meintest du eigentlich mit Baustelle?“, fragt Lucy, nachdem der Wagen gestartet wurde. Sie kann sich an keine Baustelle erinnern, als sie an die frühen Morgenstunden denkt, an denen sie das Haus verlassen hat. „Na dieses Loch, was die da gegraben haben. Ich wusste erst gar nicht, wie ich vom Parkplatz kommen sollte.“ „Natsu, hast du etwa wieder den kurzen Weg über das Parkgelände genommen? Da bauen die doch grad eine Teichanlage.“ Nahezu hysterisch keift die Blondine vom Rücksitz und trommelt mit einer Hand auf der Schulter des Rosahaarigen herum. Der Parkplatz hinter ihrem Wohnhaus hat eine schmale Zufahrt, die auf die andere Seite des Geschäftsviertels führt. Doch gleich zu Beginn hat Natsu festgestellt, dass er, wenn er über den schmalen Streifen Wiesengrün fährt, der an den Unipark grenzt, knappe zehn Minuten weniger Zeit braucht, um zur Uni oder zum nahegelegenen Restaurant seines Bruders braucht. Die Hausverwaltung hat sich schon häufig über diese Unart geärgert und mit Bußgeldern gedroht, doch das war es dem Rosahaarigen meistens wert. Erst ein Schluchzen von Levy lässt Lucy zusammenfahren und sie richtet ihre Aufmerksamkeit zurück auf die Blauhaarige. „Mensch Lucy, solange da noch kein Wasser drin ist, ist das halb so schlimm“. Natsu lacht herzlich über seinen eigenen Witz, die Blondine rollt nur genervt die Augen. Sie würde zugeben müssen, dass sie lügt, wenn sie behauptet sich nicht über Natsus unbedarfte Art zu freuen, denn grade zu diesem Zeitpunkt hofft sie darauf, dadurch Levy aus ihrer Lethargie zurückzuholen. Ein paar Minuten später, diesmal ist Natsu den längeren Weg und die offizielle Hofauffahrt gefahren, erreichen sie das hohe Backsteingebäude. Es ist im viktorianischen Stil erbaut worden und der verschnörkelte Handlauf an der Treppe veredelte das Äußere noch mehr. Der einzige Nachteil ist eigentlich nur, dass sie im siebten Stock ohne Aufzug leben. Deshalb nimmt Natsu die Blauhaarige Huckepack und Lucy trägt die beiden Büchertaschen und folgt ihnen, um die beiden bei einem Sturz abzufangen. Langsam erklimmt das Dreiergespann so Stockwerk für Stockwerk, bis sie in der Wohnung ankommen. Natsu setzt Levy auf dem Sofa ab und verschwindet kurz darauf im Bad, um eine heiße Badewanne einlaufen zu lassen. Lucy kocht indes Tee und kramt in ihrem Medizinschrank nach ein paar Beruhigungstabletten. Nachdem sie es geschafft hat Levy Beides einzuflößen, verändert sich ihr Zustand langsam. Ihre glanzlosen Augen bekommen einen feuchten, aber niedergeschlagenen Ausdruck, wirken so aber um einiges lebendiger. „Wo bin ich?“ Die Stimme der Blauhaarigen ist dünn und ein paar Mal kurz davor abzubrechen. Lucy muss sich vornüberbeugen, um ihre Freundin zu verstehen. „Du bist im Apartment 77. Deinem Zuhause.“ Antwortet Lucy sanft und legt eine Hand auf die schmale Schulter der Kleineren. Im Moment wirkt diese zerbrechlicher denn je. „Zuhause?“ Levy beginnt wieder zu schluchzen. „Apartment 77 wird immer dein Zuhause sein Levy-chan“ Auch Lucy kommen ein paar Tränen. Sie weiß, wie sehr ihre Freundin Jason geliebt hat und sie weiß auch, wie tief der Schmerz des Betrugs sitzen kann. Sie hat es nach ihrem Abitur selbst erlebt und sich seitdem von jeder Beziehung ferngehalten. Für ihre Freundin wünscht sie sich deshalb viel Kraft und innere Stärke. Natsu steht derweil in der Tür zum Badezimmer. Er hat sich, seit er das Bad eingelassen hat, nicht von der Stelle wegbewegt. Zu sehr irritiert ihn das Bild der beiden Frauen. Er hat keine Ahnung, wie man mit dem weiblichen Geschlecht umgehen muss, wenn sie in so einer Lage sind und noch weniger kann er ertragen, die immer lachende, wie auf Dauerdroge fröhliche Levy so niedergschlagenzu sehen. Als Lucy von ihrem Zuhause sprach, konnte Natsu eine Entspannung der verzerrten Gesichtszüge der Blauhaarigen erkennen. Minimal, aber er weiß, wie sehr Levy dieses Tatsache beruhigt. In diesem Moment fasst er den Entschluss, sobald es Levy etwas besser geht, sich selbst eine neue Wohnung zu suchen. Das Zimmer, welches er von der Kleinen übernommen hat, hatte er kaum verändert. Nur die mädchenhaften Vorhänge und den Schminktisch hatte er in den Keller verfrachtet. Er denkt kurz an seinen Bruder und ob dieser ihn vielleicht für ein paar Monate aufnehmen könne, als Lucys Stimme die Stille durchbricht. „Natsu!“ Er nickt, als er sich vom Türrahmen löst und zum braunen Ledersofa geht. Er setzt sich auf Levys andere Seite und lehnt seine Stirn an ihre Schläfe. „Du weißt, wir Beide sind immer für sich da.“, flüstert er und tauscht ein paar Blicke mit Lucy aus. Er meint es so, wie er es sagt. Anfangs hat er zwar Schwierigkeiten, sich an ein Leben mit einer weiblichen Mitbewohnerin und ihrer besten Freundin als Dauergast zu gewöhnen, doch sind ihm beide Frauen wirklich ans Herz gewachsen. Levy, ist wie eine kleine Schwester für ihn und Lucy… Lucys Herz beginnt wie wild in ihrer Brust zu schlagen, als Natsu Levy seine Hilfe anbietet. Natürlich weiß sie, dass er ein guter Mensch ist und das blauhaarige Mädchen gern hat, aber es berührt sie, diese freundschaftliche Geste zu sehen. Als der Rosahaarige den Blick hebt und sie schief anlächelt, ist sie einfach dankbar, dass er da ist. Dass er sich auch um ihre beste Freundin sorgt und dass er einfach Natsu ist. „Und jetzt, ab in die Badewanne Mädels!“ Schlagartig ändert sich die Stimmung in dem kleinen Raum, als Natsu aufspringt, Lucy auf die Beine zieht und ihr mit der flachen Hand einen Klaps auf den Hintern gibt. Die Blondine verzieht aufmüpfig ihr Gesicht, beginnt dann zu kichern und auch Levy erhebt sich. Ein Lachen fällt ihr zwar schwer, aber die Blauhaarige genießt die Leichtigkeit, mit der ihre Freunde sie aufheitern. Als die Beiden das Bad betreten, duftet es herrlich frisch nach Limone und an dem kleinen Fenster brennt die große gelbe Kerze, die sie sich damals selbst zu ihrem Einzug gekauft hatten. Lucy verschließt die Türe, wirft vorher ihrem Mitbewohner noch einen leichten, dankbaren Handkuss zu und steigt dann zu ihrer besten Freundin in das warme Wasser. „Das tat wirklich gut“, sagt Levy, als sie sich auf das Sofa fallen lässt. Ihr Haar hat sie noch immer mit einem Handtuch nach oben gewickelt. Nur ab und an kann man ein paar feuchte, blaue Haarspitzen herausblitzen sehen. Sie setzt sich auf die andere Seite von Lucy, die ihre blonde Mähne ebenfalls noch nach oben gebunden hatte, und kuschelt sich unter die riesige, dunkelrote Sofadecke. Alle drei haben sich geeinigt einen Gruselfilm im Fernsehen laufen zu lassen und genießen die Pasta mit Garnelen, die Natsu mitgebracht hatte. „Ich hab‘s doch geahnt“, freut sich die Blondine und öffnet triumphierend eine Flasche Rotwein. Mit einem vollen Glas in der Hand und den halbleeren Teller auf den Knien balancierend lümmelt sie sich in ihr Sofakissen und lehnt ihre Schläfe an Natsus Schulter. „Danke“, schmatz Levy und dreht sich zu ihren beiden Freunden um. „Ich glaube ohne euch, wäre ich in den nächstgelegenen Fluss gesprungen.“ „Ach was…“, setzt Natsu an, „…dafür musst du uns nun wirklich nicht danken.“ „Genau“, nuschelt Lucy mit vollem Mund und verliert dabei die Hälfte der Spagetti. „‘Tschuldigung“, murmelt sie schnell hinterher, bevor sie sich die nächste Gabel hinterher schiebt. „Und ich dachte immer, ich wäre verfressen“, grinst Natsu zufrieden, prostet mit seinem Glas in die Luft und wendet sich dann wieder Levy zu. „Aber was machst du nun? Ich meine, du kannst hierbleiben, aber du musst irgendwann mit ihm reden…“ Es graut ihm zwar davor, das auszusprechen, aber immerhin wusste Jason nicht, dass er in flagranti erwischt wurde. Wahrscheinlich sitzt er bereits zu Hause und tut so, als sei nichts gewesen. „Morgen hat er frei, kann jemand mitkommen, wenn ich ihn zur Rede stelle? Heute möchte ich nicht mehr darüber nachdenken“ Tränen kullern Levys Wangen hinunter und sie beginnt erneut zu schluchzen. Lucy wirft Natsu einen ‚musste das jetzt sein‘-Blick zu und nickt dann. „Wir kommen natürlich beide mit. Immerhin müssen wir auch noch deine Sachen hier herbringen. Aber tu mir den gefallen und schreib ihm eine SMS, dass du heute hierbleibst. Ich will nicht, dass er hier nachher anruft“. Levy greift sofort zu ihrem Mobiltelefon und tippt die Nachricht. Danach schaltet sie es aus und legt es zurück auf den Tisch. Nach dem gemeinsamen Abend waschen die Frauen noch ab, während Natsu Levy das Sofa zu einem Bett umfunktioniert. Mit Küsschen verabschieden sie sich und wünschen sich gegenseitig eine gute Nacht. Die Blauhaarige kuschelt sich in die Federbettdecke und starrt abwechselnd von ihrem Handy zur Decke. Irgendwann kann sie es nicht mehr aushalten und schaltet es wieder ein. Jason antwortete bereits vor zwei Stunden. „Ich weiß Bescheid, wobei ich es ziemlich unfair finde, wie du mit mir umgehst. Immerhin siehst du Lucy und Natsu schon fast öfter als mich. Ich hab meine Bedürfnisse. Komm morgen schnell nach Hause“ Geschockt fixiert Levy das hell leuchtene Display. Ist das wirklich sein Ernst? Sie kann es kaum glauben. Eine neue Welle von Trauer, gemischt mit Wut erfasst ihren zierlichen Körper. Die Buchstaben der Nachricht verschwimmen hinter den Tränen die von ihrem Kinn darauf hinabfallen. Endlos enttäuscht schaltet sie das Telefon wieder aus und entschließt sich, ihren Freunden vorerst nichts von dieser Nachricht zu erzählen. Denn immerhin haben diese sich bereits genug Sorgen um sie gemacht. Etwa eine halbe Stunde lang wälzt sie sich noch auf dem Sofa hin und her, dann schleicht sie vorsichtig in Lucys Schlafzimmer. „Kann ich bei dir schlafen?“, flüstert die Blauhaarige leise. Lucy antwortet nicht, sondern hebt ihre Bettdecke an. Dicht aneinander gekuschelt schlafen beide Frauen wieder ein. In der Nacht wird Levy von Albträumen heimgesucht. Immer wieder sieht sie mit an, wie sich die Lippen ihres Freundes mit denen einer fremden Frau verbinden, wie sich seine Zunge in ihre Mundhöhle schlängelt. Immer wieder sieht sie Jasons Hände an den großen Brüsten oder an dem Hintern der Schwarzhaarigen. Schweißgebadet schreckt Levy hoch, ihr Herz hämmert wie wild in ihrer Brust, und das ziehen in ihrer Magengegend zieht sich über ihr komplettes Innerstes. Als stieße man ein Messer in ihren Körper, dreht es darin, nur um zwei Zentimeter weiter wieder zuzustechen. Es ist kaum auszuhalten. Die Luftnot und die Übelkeit, die mit diesen Schmerzen einhergehen, sorgen dafür, dass der Blauhaarigen immer schwindeliger wird. Sie hat das Gefühl, gegen eine Ohnmacht zu kämpfen. Immer wieder überrollen sie Wogen von tränenreichen Krämpfen und sie glaubt schon fast daran zu sterben, als die Hand ihrer blonden, besten Freundin sich langsam und sanft über ihrem Kopf bewegt. Lucy zerreißt es das Herz, ihre Freundin so zu sehen. Immer wieder ersucht sie, ihr mit einem kühlen Tuch die Stirn abzutupfen. Ihr Zustand erinnert sie stark an Fieberkrämpfe und sie kann nur erahnen, was in dem Kopf der Blauhaarigen vorgeht. Levy hat sich schon immer für ihre Größe und ihren flachen Busen geschämt. Doch im gleichen Atemzug erklärte sie immer stolz, dass ihr Jason nicht so ein Mann wäre, dem es was ausmachen würde. Wahrscheinlich hat sie sich getäuscht und wahrscheinlich denkt sie grade genau darüber nach. Seufzend kuschelt sich die Blondine an den Rücken der Kleineren und versucht sie durch das Summen eines Kinderliedes wieder beruhigen und zum Schlafen zu bringen. ________('v')________ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)