Krallen & Leder von Wernes23 (Red Eyes) ================================================================================ Kapitel 5: Ein Tierangriff? --------------------------- Ein Geräusch. Eine Bewegung. Ein Gefühl. Schweiß lief mir über die Wangen, die sich wie Feuer anfühlten. Mein Kopf pochte so sehr, als würde er kurz vor dem explodieren sein. Aufrecht saß ich in meinem Bett. Das Zimmer lag stockdunkel und still vor mir. Das vertraute Heim, wirkte irgendwie anders, so fremd. Irgendwas vibrierte neben mir und machte Ohrenbetäubende Geräusche. Mein Smartphone. Mit zittrigen Händen hielt ich mein Handy vor dem Gesicht und las den leuchtenden Namen. Scott. Die Uhr im Hintergrund sprang in diesem Moment auf 2.47 Uhr. Was möchte Scott um so eine Zeit von mir. Hoffentlich ist es etwas wichtiges, sonst, sonst weiß ich auch nicht. Müde und kraftlos, drückte ich die grüne Taste und horchte. „Endlich gehst du ran. Ich habe mir schon ein wenig Sorgen gemacht. Wie geht’s dir, alles okay?“ fragte mein bester Freund mich erleichtert und doch ein wenig gestresst. „Ja glaube schon. Mein Kopf dröhnt und ich bin müde“ gab ich schwach als Antwort und musste damit kämpfen die Augen offen zu halten. „Soll ich vorbei kommen?“ Scott und seine mütterliche Seite ist echt süß. „Brauchst du nicht. Ist doch auch viel zu früh, aber danke“ „Okay wenn du meinst. Konnte bis eben nicht schlafen, da du gestern den ganzen Tag nicht ran gegangen bist. Tut mir leid für die Störung.“ Ach ja mein Scott. Man kann ihn echt nicht Böse sein. Vermutlich sitzt er gerade auf seinen Bett und schaut mit seinen braunen Welpenaugen sein Handy an. In der Hoffnung, dass ich seinen Hundeblick am anderen Ende mitbekomme. Das Telefonat ging dann jedoch schnell zügig zu ende. Wir verabredeten uns zu morgen Nachmittag um ein wenig zu quatschen. Rücklings ließ ich mich in meine Kissen fallen, dass sofort den Schweiß einzog wie ein Schwamm. Was ist eigentlich gestern passiert? Die Erinnerung kam nur spärlich und verschwommen in mein Gedächtnis. Derek hat mich nachhause gebracht und dann, brach alles ab. Wie ein Filmriss nach zu viel Alkohol. Habe ich echt so viel Alkohol getrunken? Das ist doch echt zum Haare raufen. Sonst habe ich nie einen Filmriss nach einer Party und ich habe schon öfter mehr getrunken als letzte Nacht. Irgendwas stimmt doch nicht. Ich spielte mit dem Gedanken aufzustehen und mir etwas zu essen zu machen und das um kurz vor 3. Nachts. Jedoch siegte die Müdigkeit und verschob das essen ein paar Stunden auf. Ein Seufzer entglitt mir und legte mich auf die Seite. Mir wurde schlecht. Vor Schmerzen krümmend setzte ich mich auf und fasste an meine linke Schulter und auf meine Brust. Irgendwas stimmt hier ganz gewaltig nicht. Es fühlte sich an, als hätte irgendwer meinen Arm abgerissen und wieder ran genäht. Mein Magen drehte sich und würgte eine Welle von verzehrten Dingen nach oben. Den Mund geschlossen ebbte das Gefühl des Erbrechens ab und hinter ließ einen bitteren Beigeschmack. Die Schmerzen blieben. Der metallische Geruch von Blut lag in der Luft und ließ mich erschaudern. Nervös kramte ich meine Kissen unterm Kissen hervor und stellte die Taschenlampe an. Das Lecken, übersät mit dunklen, verkrusteten Flecken. Mein Arm zeigte einige Linien die zur Hand führten. Natürlich in Rot. Erneut musste ich würgen, als ich meine aufgerissene Schulter zu sehen bekam und konnte es nicht zurück halten. Alles kam raus, auch der Donut vom letzten Samstag. Klasse. Mein Glück war jedoch, dass ein Eimer direkt neben meinem Bett stand. (Man kann ja nie wissen) Gut gemacht Vergangenheits Martin und klopfte mir gedanklich auf die unverletzte Schulter. Aber genug mit den ganzen Komplimenten an mich selbst. Warum ist meine Schulter aufgerissen? Man kann sagen, dass es echt nicht schön ist, wenn man sich an nichts mehr erinnert. Die Optionen, wie dies passiert sein könnte, waren klein und unwahrscheinlich. Sehr unwahrscheinlich. Die erste wahr, dass ich mich in der Nacht mit irgendwelchen Leuten angelegt habe und die ein Messer zückten. Unwahrscheinlich. Die Wunde sah nicht nach einem Messerstich oder anderen menschlichen Gegenständen aus. Außerdem bin ich kein Schlägertyp, nicht mal wenn Alkohol im Spiel ist. Die zweite ist, dass ich vermutlich sehr, sehr ungünstig gestürzt bin. Wahrscheinlicher, aber wie bin ich dann „unversehrt“ nachhause gekommen. Geschweige, was haben meine Freunde gemacht. Also war auch die Option ausgeschlossen. Die letzte, die in meinem leeren Kopf schwirrte, war Derek. Er hatte mich nachhause gebracht. Was dann passierte, weiß ich nicht. Vielleicht ist er ja so einer, der auf Blut und krasse Spiele steht. Auch unwahrscheinlich, aber möglich. Schließlich kannte ich Ihn nicht wirklich, wir kannten uns nur aus dem Club und... Es fiel mir wie Schuppen von den Augen. Im Club. Derek war immer in meiner nähe. Irgendwann hatten wir eng umschlungen getanzt und und...Es gab einen Kuss, oder waren es doch mehrere? Aufjedefall gab es einen Kuss. Bei den Gedanken, setzte mein Herz einen Moment aus und mir wurde schrecklich warm unter der Decke. Ich habe mit einem fremden Typen geknutscht? Ich habe mit einem fremden Typen geknutscht! Oh mein Gott, wie tief betrunken war ich eigentlich wirklich? Kopfschüttelnd saß ich im Bett und dachte nach, aber es brachte nichts. Der Schmerz wollte nicht aufhören und der Geruch nach Blut ließ mich verrückt werden. Nach einer halben Stunde, hatte ich meine Wunde so gut es geht gereinigt und einen kleinen Verband um gelegt. Gut, dass ich diese noch übrig hatte von meinen erste Hilfe Kurs. Mit einem Glas Wasser und einem Müsliriegel saß ich am Küchentisch und sah aus dem Fenster in die Nacht. Der fast volle Mond hing tief und versteckte sich hinter Wolken. Bald wird Vollmond sein. Grübelnd was gestern und die Nacht passiert war, trank ich das Glas leer und ging wieder Richtung Bett. Erneut versteckte ich mich unter meine Decke und murmelte mich Luftdicht ein. Jedoch war nicht lange an Schlaf zu denken. Mein Handy klingelte erneut. Genervt nahm ich es in die Hand und würde es am liebsten gegen die nächst beste Wand werfen. Zu meinen Entsetzten, war es der Wecker, der den neuen Arbeitstag anstimmt. Schlecht gelaunt und überhaupt nicht fit fiel ich ungeschickt aus dem Bett und landete mit einem 'rumps' auf den harten Boden. Das kann ja ne tolle Woche werden. Auf Arbeit angekommen, wurde ich jedoch gleich zum Arzt geschickt. Tja, dass wars dann wohl erstmal mit arbeiten, aber irgendwie war ich auch ein wenig froh drüber. Hier wurde man eh nur übern Tisch gezogen, also war mir der Arztbesuch ganz recht. Jedoch hielt auch diese Freude nicht lange. Knapp drei Stunden, saß ich in den überfüllten Wartezimmer und musste aufpassen, dass der Kopf eines alten Mannes, nicht auf meiner Schulter abgelegt wurde. Auch wenn ich nichts gegen Ältere habe, war es mir doch sichtlich unangenehm bei einem Rentnertreff dabei zu sein. Die Lektüren auf dem Tisch, waren Jahre alt gewesen und typisch für Rentner gehalten. Es gab nichts, dass meine Laune bessern könnte in der Zeit, außer der Aufruf meinen Namens. Erleichtert ließ ich mich im Behandlungszimmer auf einer Liege nieder und erzählte dem Doktor alles was ich von dem Abend wusste. Skeptisch musterte er mich und sagte irgendwas von: „Die Jugend heutzutage...Bla bla bla...Alkohol, Drogen....“ Das übliche Gezeter eines Griesgrams. Irgendwann runzelte er die Stirn und sagte irgendwas davon, dass die Verletzung von einem Tier stamme. Verwirrt blickte ich ihn an und erzählte erneut, wie die Nacht verlief und das ich keinem Tier begegnet bin. Am Ende musste die Verletzung genäht werden und ein neuer fester Verband wurde drum gelegt. An der Rezeption erhielt ich von einer netten Dame, ein Rezept gegen die Schmerzen und meine Krankschreibung, die mich vorerst diese Woche krank schrieb. Lächelnd verließ ich die Arztpraxis und holte das Medikament. Doch wie aus dem nichts, kam auf einmal der Gedanke an Derek zurück und sein Geruch lag in der Luft. Markant, süß. Suchend, nach der dunklen Haarpracht und dem stämmigen Körper, sah ich mich auf dem Platz um. Jedoch konnte ich nichts, als Rentner fest stellen. Die waren heute wohl alle verabredet. Mit dem Gedanken lief ich zur U Bahn und stöpselte meine Kopfhörer an. Musik hat schon immer geholfen auf andere Gedanken zu kommen und das auch diesmal. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)