Ein Faible für Monster von TilyaDraug (Die Frau, die Drachen zu sehr liebte) ================================================================================ Kapitel 8: Willkommens-Mantodexen und Vollmondspaziergänge ---------------------------------------------------------- Als Hagrid Tilyas Einkäufe auf dem Tisch in seiner Hütte ablud, knallte sich die Alverliekin plötzlich die flache Hand gegen die Stirn. "Was ist?", fragte der Bärtige. "Was vergessen?" "Ja. ...Schuhe!" Die beiden sahen sich in stummer Ratlosigkeit an. "Hach, egal!", entschied Tilya dann. "Schuhe werden sowieso völlig überbewertet. Außerdem hab ich doch die hier." Sie deutete auf ihre groben, schmutzverkrusteten Drachenlederstiefel. "Das reicht doch. Und wenn die anfangen zu müffeln, zieh ich zwei Paar Socken übereinander und lass die Dinger einen Tag draußen auslüften. Haben wir im Reservat auch immer so gemacht." Hagrid zuckte mit den Schultern. "Musst du wissen, Mädchen. He! Fang! Weg da von der Wäsche!" Aber es war zu spät. Fang kaute bereits genüsslich auf einem der neuen Hemden herum. Hagrid zerrte es dem Saurüden aus dem Maul, und hielt Tilya den speicheltriefenden Fetzen hin. Die verzog angewidert die Mundwinkel. Fang war ein freundliches Tier... aber er war leider auch ein ziemlich ekelhaftes, freundliches Tier... "Igitt... Er kann es behalten, wenn er will..." "'Tschuldige... Ich gebe es den Hauselfen, die kriegen das wieder in Ordnung... Komm, wir bringen deinen Kram lieber gleich auf dein Zimmer, bevor Fang sich auch noch über die Bücher hermacht!" Tilya lächelte müde. "Am liebsten würde ich hier bei dir bleiben, Hagrid. Ich habe keine Lust, zurück in diese dunklen, engen Keller zu gehen. Da bekomme ich Platzangst. Man hört kein Vogelgezwitscher, sieht den Himmel nicht über sich, und die Luft ist zwar kalt, aber irgendwie... abgestanden, weißt du? So... tot! Es ist wie in einer Gruft da unten, und Professor Slytherin ist mir total unheimlich. Ist er vielleicht... Ist er so, wie die beiden Typen in der Nocturngasse?" Hagrid lachte. "Professor Snape ist kein Vampir, wenn du das meinst. Aber ich kann dich schon verstehen, Kleine. Da unten im Hause Slytherin zu hausen, so ganz abgeschottet von Licht und Leben, wäre auch nichts für mich. Aber keiner zwingt dich, deine Freizeit in den Kerkern zu verbringen. Kannst mich jederzeit besuchen kommen. Und wenn du mal nicht pennen kannst, können wir auch gerne mal den verbotenen Wald unsicher machen. Braucht Snape ja nichts von zu erfahren. Obwohl du ihm keine Rechenschaft schuldest, wo du dich rumtreibst. Bist ja nicht einer seiner Schüler." Tilya lächelte ihren neuen Kumpel dankbar an. "Und jetzt komm.", forderte sie der Halbriese auf. "Bringen wir dein Zeugs nach unten, und dann zeige ich dir den Rest vom Schloss!" Das ließ sich Tilya nicht zwei Mal sagen. Hagrid schmunzelte, als er beobachtete, wie liebevoll Tilya die Bücher auf ihrem Zimmer ins Regal räumte, und mit welcher Schlampigkeit sie dann ihre Kleidungsstücke in den Schrank pfefferte. Dann führte Hagrid seinen Schützling durch das Schloss. Er zeigte ihr kurz, hinter welcher Wand sich die Schlafräume ihrer zukünftigen Mitschüler befanden, die Schülertoiletten, die große Halle, die Eingänge zu den drei anderen Häusern, das Lehrerzimmer, und die Küche, in der sich schon jetzt eifrig die Hauselfen tummelten, um das große Festmahl des neuen Schuljahrs vorzubereitet. Das ungleiche Gespann nahm die Gelegenheit wahr, um sich eine kleine Verschnaufpause zu gönnen, und sich von den fleißigen Elfen verköstigen zu lassen. In helle Begeisterung versetzte Tilya wenig später die riesige Bibliothek. Als Hagrid seinen Schützling endlich von den Büchern trennen konnte, besichtigen sie noch gemeinsam den Krankenflügel und den Astronomieturm, und grüßten einige sprechende Gemälde und eine Handvoll gelangweilter Geister. Geduldig ließ sich Tilya von Peeves drangsalieren, bis Hagrid sie wieder hinausführte. Dort liefen sie einmal über das Quidditchfeld, begutachteten von draußen das beeindruckend große Gewächshaus, machten eine große Runde um den schwarzen See, beobachteten seine geheimnisvollen Bewohner, und kamen zu guter letzt an der fast verlassenen Eulerei zum stehen. Tilya genoss Hagrids Gesellschaft, sie unterhielten sich lebhaft über die Schule, über die dämlichen Anwandlungen des Ministeriums, über magische Tierwesen und die Zeit verging wie im Fluge. Am späten Nachmittag verabschiedete sich Tilya schweren Herzens, um sich noch ein wenig in die Hausordnung und ihren Unterrichtsplan einzulesen. Eigentlich hatte sie etwas Angst, Hagrid zu viel auf der Pelle zu hocken; und außerdem sollte man gehen, wenn's am Schönsten war. Widerstrebend schlich sie sich die Treppen zu den Kerkern hinunter. Es roch nach feuchter Erde, schwach nach alkoholischen Kräuteressenzen und immer noch nach diesem widerwärtigen Katzenviech. Auf dem Weg zu ihrem Zimmer kam sie an Professor Snapes Arbeitszimmer vorbei. Die Türe stand offen. Der schwarzhaarige Slytherin saß in seinem Ohrensessel vor einem dicken Wälzer; neben sich ein halbvolles Glas mit einer orangefarbenen Flüssigkeit. Er blickte von seinem Buch auf, und ihre Blicke trafen sich kurz. "Hey...", murmelte Tilya. "Guten Ab...-" -rumms!- Snape hatte die Tür mit einem Wink seines Zauberstabs vor ihrer Nase zuknallen lassen. Tilya zuckte resigniert mit den Schultern und schlurfte ermattet in ihr Zimmer. Als sie den kleinen Raum betrat, fiel ihr sogleich das Kästchen auf ihrem Bett auf. Eine kleine Karte steckte in einem Umschlag auf der Box. "Ein kleines Willkommensgeschenk für unseren Grünschnabel! Sie wird sich auf jeden Fall wohl im Hause Slytherin fühlen, denn hier gibt es reichlich Krabbelviecher für sie zu verspeisen! Viel Erfolg und eine schöne Zeit in Hogwarts! Hagrid" Tilya lächelte gerührt, und öffnete das Päckchen. Dann quietschte sie begeistert. Hagrid hatte es irgendwie geschafft, an eine junge Mantodexe heranzukommen! Überglücklich hob sie das fangschreckenartige Tier aus der Box und setzte es auf ihren Nachttisch. Sofort scannte das Insekt die Wände nach möglicher Beute ab. Tilya grinste. "Wenigstens einem von uns gefällt es hier!" Zufrieden kramte sie nach ihren Schulunterlagen, legte sich auf ihr neues Bett, und begann zu lesen. Professor Snape klappte frustriert den dicken Wälzer zu, in dem er noch bis vorhin seine lange Nase vergraben hatte. Auch in 'magische Tierwesen, und wo sie zu finden sind' von Newt Scamander hatte er nichts Nützliches über Alverlieken finden können. Der Autor hatte sie als 'von unterschiedlichen Tiergeistern besessenes Naturvolk' beschrieben, und sie irgendwo zwischen Vampiren, Veela und Elbmenschen eingeordnet. Er schrieb ihnen Eigenschaften wie Neugier, Risikobereitschaft, Strebsamkeit und Respekt vor dem Lebendigen zu. Und offenbar verfügten einige von ihnen über das mehr oder minder ausgeprägte Talent, Naturgewalten zu beeinflussen. Bis jetzt hatten sich all seine Recherchen als relativ erfolglos bewiesen. Aber er würde schon Mittel und Wege finden, sich den Alverlieken vom Halse zu schaffen. Vorerst würde er sich damit begnügen, den Fremdling für sich schuften zu lassen, und ihm das Leben auf Hogwarts so unangenehm wie möglich zu machen. Vielleicht warf der Federwicht dann von selbst das Handtuch, oder ließ sich so weit provozieren, dass man ihm irgendeine impulsive Dummheit anlasten konnte. Severus schüttete den letzten Rest Feuerwhiskey hinunter, und warf einen Blick auf die Uhr. "Auf gute Zusammenarbeit, Draug..." Diese Nacht würde sehr kurz für die kleine Schlangenhaut werden... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)