Ein Faible für Monster von TilyaDraug (Die Frau, die Drachen zu sehr liebte) ================================================================================ Kapitel 5: Ich hasse Shopping! ------------------------------ Mit klopfendem Herzen folgte Tilya Hagrid eine knappe Stunde später durch die brechend volle Winkelgasse. Nachdem sie festgestellt hatte, dass sich in ihrem Rucksack nichts weiter befand als ihre Zahnbürste, eine ausgeleierte Strickmütze, ein Paar Lederhandschuhe, eine Muggel-Sonnenbrille, etwas Müll, ihr weniges Angespartes, und die neue Mappe mit den wichtigen Formularen, ein paar nützlichen Adressen und einigen magischen Fotos vom Drachenreservat, hatte sie eingesehen, dass es ihr so ziemlich an allem fehlte. Als Charlies Vater das Reservat wegen der bevorstehenden unangekündigten Revision vorgewarnt hatte, hatte Tilya nur das allernötigste einpacken können, bevor sie in der gestrigen Nacht-und-Nebel-Aktion geflohen war. Neben diversen Unterrichtsmaterialien - vor allem eine Unmenge von Büchern - brauchte sie in erster Linie etwas unauffälligere Bekleidung. Und ordentliches Schuhwerk. Und vielleicht auch einen Friseur, der ihr die Federn in eine zivilisiertere Form stutzte... Das wurde ihr nach all den teils neugierigen, teils verächtlichen Blicken klar, mit denen die Alverliekin von allen Seiten gemustert wurde. Blieb nur zu hoffen, dass ihre Finanzen da mithalten würden! Besondere Aufmerksamkeit zogen ihre groben Stiefel undefinierbarer Ursprungsfarbe auf sich, mit denen sie so mancher Hexe auf den ein oder anderen Rockzipfel trat. "Pass doch auf, du Lausebengel!", schalt es gerade von einer adretten, aber etwas hochnäsigen Blondine, die vielleicht gerade mal ein paar Sommer älter als sie selbst sein mochte. "Soll ich dich auf die Schultern nehmen, Grünschnabel?", bot Hagrid seinem Schützling besorgt an, doch Tilya verzichtete. Von dem bärenstarken, herzensguten Halbriesen auf Händen getragen zu werden, hatte zwar etwas durchaus verlockendes, aber dort oben würde sie der Aufmerksamkeit der Zauberwelt wie auf einem Silbertablett serviert werden. Und sie wusste nicht, inwiefern ein Beamter des Ministeriums, der sie zufällig erkannte, ihr trotz der Ausbildungsbescheinigung in ihrer Tasche die Hölle heiß machen konnte. Etwas besorgt schielte Hagrid auf das nervöse Persönchen zu seiner rechten herab. "Alles in Ordnung mit dir?" Til hatte sich nach ihrer ersten Flohpulver-Reise ausgiebig übergeben müssen. Wenn er es nicht mit eigenen Augen gesehen hätte, hätte er es nicht für möglich gehalten, dass dieselbe Person gestern noch auf dem Rücken seiner geliebten Drachendame Norberta tollkühnste Flugmanöver am nächtlichen Firmament absolviert hatte, bevor sie am Rande des verbotenen Waldes gelandet war. Charlie Weasley, der seine Arme krampfhaft um die schmale Taille seines Partners geschlungen hatte, und verdächtig grün um seine sommerbesprosste Nasenspitze geworden war, hatte seinen Unmut über Tils selbstmörderischen Flugstil zurückgehalten. Immerhin war ihm klar, dass dies die letzte Reise für seine Freundin auf den Schwingen eines norwegischen Stachelbuckel gewesen sein konnte. Doch Til nickte tapfer. "Ja... es ist nur ein bisschen voll hier..." "Das ist immer so, kurz vor Schulbeginn", erklärte Hagrid. "Die meisten der Kids, die hier herumwuseln, wirst du morgen Abend in der großen Halle wiedersehen. Dann kriegen sie nacheinander den sprechenden Hut aufgesetzt, und werden den vier Häusern Hogwarts zugeteilt. Hier rein, Til. Flourish und Blotts heißt der Bücherladen, den wir jetzt leer kaufen müssen!" Als die beiden ungleichen Gestalten das Geschäft wieder verließen, jonglierte Hagrid einen großen Stapel magischer Fachliteratur auf seinen Armen. Tilya war ihm mehr als dankbar für seine Hilfe. Papier konnte schwer sein! Dieser gruselige Kerl, den man Professor Slytherin nannte, hätte ihr diese Last mit Sicherheit nicht so bereitwillig abgenommen. Gut, dass der sympathische Halbriese sie in dieses chaotische Gewimmel begleitet hatte. Tilya mochte ihn schon jetzt. Er war aufgeschlossen, herzerwärmend freundlich, verrückt nach Tieren... Und sowohl seine Augen als auch seine Stimme waren außerordentlich dunkel, was Tilya als durchaus attraktiv erachtete, auch wenn diesen Vorzügen ein nicht unerheblicher Größen- und auch Altersunterschied entgegenstand. Nun schob der Wildhüter die Alverliekin mit sanfter Gewalt vor sich her, quer durch die Menge, schnurstracks in einen großen Laden hinein, der mit Textilien handelte. Es war brechend voll hier drinnen. Sommerschlussverkauf. Wahllos türmte Tilya zwei Paar Jeans, eine langärmlige Strickweste, zwei lockere Hemden, ein Bündel Unterhosen und eine Wochenpackung bunter Socken auf die Arme ihres Begleiters. Ob die Farben miteinander harmonierten oder ihr wenigstens die jeweiligen Kleidergrößen passen würden, kümmerte sie sich offensichtlich nicht - irgendwer konnte ihr die Sachen notfalls immer noch einige Nummern kleiner hexen... Sie drückte Hagrid den Löwenanteil ihres restlichen Bargelds in die Hand, das sie sich für dieses Quartal aus ihrer Spardose genommen hatte. "Bezahlst du schon mal? Ich muss noch mal ins Obergeschoss!" Hagrid nahm die Galleonen entgegen, warf einen Blick empor und grinste dann verständnislos. "Was willst du denn dort oben, Grünschnabel? Da gibt es nur Kleider und Damenunterwäsche!" Tilya starrte ihm einige Sekunden säuerlich entgegen. "Ich weiß, Hagrid", raunte sie ihm dann trocken zu, und endlich schien bei dem Wildhüter der Groschen gefallen zu sein, denn er errötete sichtbar unter seinem dichten Bart. "'Tschuldigung, Til, natürlich... Mann, ich vergess einfach immer wieder, dass ich ´ne junge Dame vor mir hab... Ähm... ich bezahl dann mal, und warte dann draußen. Du... kommst alleine klar?" Die Alverliekin blickte ihn weiterhin mit ihrem vor Zynismus triefenden Ausdruck an, und Hagrid beeilte sich, sich zu verabschieden, und zur Kasse zu gelangen. Seufzend schleppte sich die viel geplagte Ms Draug die Treppen herauf und sah sich verunsichert in der Abteilung für Damenbekleidung um. Nach einigem Stöbern entdeckte sie das, was sie gesucht hatte. Einen schlichten, weißen Sportbustier. Sie dehnte den elastischen Stoff prüfend in den Händen, und kam zu dem Schluss, dass sie zumindest dieses Kleidungsstück wohl oder übel anprobieren musste, als ein junger Mann ihr das Ding aus der Hand nahm, und es wieder an die Garderobenstange hängte, von der sie es eben entnommen hatte. "Denk nicht mal dran, Kumpel!", sprach er gönnerhaft, und ließ ein Set roter Reizwäsche vor Tilyas Nase baumeln. "Wenn du deiner Perle etwas mitbringst, dann nicht so einen Liebestöter, sonder so etwas Scharfes wie das hier!" Er zwinkerte Tilya vertraulich zu. "Dann hast du nämlich gleich auch noch was davon, mein Freund!" Die Ohren der Alverliekin nahmen in etwa die gleiche Farbe an, wie die sexy Nylonfetzen, die sie sich nun ungeduldig aus dem Gesicht fegte. "So ein Müll!", blaffte sie gereizt, und riss ihren Sportbustier wieder von der Stange herunter. "Genau DAS hier ist das, was Frauen wollen, du... Grünschnabel!" Schnaubend stapfte sie Richtung Ankleide. Bevor sie flink in die freie Garderobe hastete, erkannte sie die hübsche Blondine von eben, die just in diesem Moment hinter dem Vorhang hervorschaute. Die Blonde starrte Tilya völlig entgeistert an, als hätte sie soeben ein schweres Verbrechen begangen. "Was?!", fauchte die Federhaarige entnervt, und verschwand in ihrer Kabine. Menschen konnten echt eine Pest sein! Während sich Tilya hastig ihre Drachenwärterkluft vom Leib riss, mokierte sich Blondie nebenan ausführlich über ihr unangemessenes Betragen. "...ist mir schon vorhin aufgefallen, als er mir mit seinen verdreckten Sohlen auf die Schleppe gestiegen ist, Lucius! Und er scheint mich zu verfolgen! Was hat der unverschämte Lüstling denn auch sonst in einer Damenumkleide verloren? Kümmere dich bitte darum, Lucius! Sofort!" Tilya blieb ihr aufkeimendes Lachen im Halse stecken. Vor allem, als sie hörte, was der mutmaßliche Begleiter der Blondine auf ihre Aufforderung erwiderte: "Natürlich, Zissy; der kleine Bengel wird gleich sein blaues Wunder erleben... Hey, Bürschchen...!" Bevor Tilya auch nur dazu ansetzen konnte, zu protestieren, wurde der Vorhang zu ihrer Kabine weit aufgerissen, und ein langhaariger, weißblonder Typ spießte sie regelrecht mit durchdringend hellen Augen auf. Sein eisig strenger Blick verlor sich aber schnell in der unerwartet exotischen und eindeutig weiblichen Erscheinung der überrumpelten Alverliekin, die nur in Unterwäsche vor Lucius Malfoy und allen anderen Besucher der Abteilung da stand. "Ey, du bist ja 'n Mädchen!", stellte der Jüngling mit den roten Dessous in der Hand geistreich fest. "Ach wirklich?", schrie Tilya, nun einer Hysterie deutlich nahe. "Danke für diese Erkenntnis, das wusste ich bisher ja noch gar nicht!" Voller beschämter Wut riss sie Malfoy den Vorhang aus der Hand, um ihn wieder zu zuziehen; leider riss der Stoff nun komplett von seiner Verankerung ab. "Drachenscheiße!", fluchte die Federhaarige, und beeilte sich, ihre Drachenledergarnitur wieder anzulegen, wobei sie ungeniert von Malfoy und einigen anderen Leuten beobachtet wurde. Hektisch stürmte sie, halb angezogen die Treppen hinunter, stolperte über ihre offenen Stiefel, fiel beinahe hin, und vergaß fast, den Bustier, den sie natürlich noch immer trug, an der Kasse zu bezahlen. Nicht auszudenken, wenn sie noch ein Verfahren wegen Diebstahls auf sich geladen hätte. Fahrig wühlte sie das Geld aus ihren Hosentaschen, und knallte es auf den Tresen, bevor sie das Weite suchte. Hagrid hatte am Eingang gewartet. "Alles gut gelaufen, Kleines?" "Bestens!" log Tilya. "Jetzt bloß schnell weg hier! Ich hasse einkaufen!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)